Oh, Mann, Meike,
genau mit dieser Frage bin ich heute auch ins Forum gestartet ...
Ich war ja gestern zum Strahlenvorgespräch und wurde auch ernüchtert.
Ich hatte immer geglaubt, dass die Strahlen die Zellen, die sich teilen, in ihrem Teilungsvorgang so stören, dass sie sich nicht teilen können und demzufolge während dieser Teilung=Vermehrung absterben und zu nicht lebensfähigen Zellen werden.
Diese werden vom Körper als nicht dazu gehörig erkannt und es wird eine Armee aus weißen Blutkörperchen in Marsch gesetzt, die sie einkreisen und mitnehmen, um sie auf natürlichem Weg wie ein Gift über die Blutbahn, Leber, Galle, Niere, Blase ins Klo zu spülen.
Wenn das nicht schnell genug geht, belagert die Armee die toten Tumorzellen, was man als Ödem um eine Nekrose bezeichnet.
Dann kann der Arzt zusätzliche Kräfte einsetzen (Cortison), um den Sieg zu beschleunigen bzw. zu ermöglichen.
Die normalen Hirntumorzellen teilen sich ja nicht so gern und schon gar nicht oft und ihr Doppelstrang DNS bleibt heil oder trägt geringe Schäden davon. Also einzelne Friedenssoldaten werden verwundet, aber nicht tödlich. Ihre Wunden heilen wieder. Je nachdem, ob nur der Finger oder der ganze Arm ab ist, dauert das mehr oder weniger lange und wir Bestrahlten merken das, weil wir mal wieder nichts finden, keine Sachen, keine Wörter, keine Haare. Irgendwann finden wir aber das meiste wieder.
Nun rattert in meinem Kopf die gleiche Frage wie bei Dir, liebe Meike.
Meine Strahlentherapeutin habe ich mit Fragen beschossen, auf die ich alle Antworten zu wissen glaubte.
Nur auf diese eine Frage sagte sie etwas anderes: "Wir hoffen, dass wir dass Wachstum des Meningeoms stoppen und Ihr Auge noch zwei Jahre erhalten können."
So ähnlich hatte sie es mir auch bereits vor vier Wochen geschrieben: "Wir wissen aus der Literatur, dass die Bestrahlung das Wachstum der Meningeome stoppen kann."
Puh, nur stoppen?
Aber ich glaube das nicht.
Es werden doch Zellen am Teilen gehindert, die gehen kaputt. Sonst würden doch keine Nekrose und keine Ödeme entstehen. Das sind doch zerstrahlte Zellen, oder?? Mit der Immunabwehr drumherum. Und irgendwie werden diese Zellen abtransportiert. Sonst wäre doch die Bestrahlung Schwachsinn. Sonst würde man doch nach der Bestrahlung nicht drei Monate mindestens warten müssen, bis man auf einem MRT erkennen kann, ob der Tumor kleiner geworden ist. Wenn das nie geschehen würde, würde man doch nicht bestrahlen?
Und es wird immer mehr bestrahlt.
Die verschiedenen Strahlenarten und Geräte sind eher für die bessere Schonung des gesunden Gewebes da als für die höhere Erfolgsrate bei der Tumorbekämpfung. Glaube ich ...
Und das oben Geschriebene klingt doch auch sehr logisch ...
Ich will nicht zweifeln.
Ich will, so militärisch das auch klingt, dass meine innere Armee gemeinsam mit den Bestrahlungs-Einheiten den Tumor siegreich bekämpft.
Mit bitte "nur Kollateralschäden".
Und doch steht auch die Aussage eines Neurochirurgen im Raum, der auf einem Hirntumorinformationstag gesagt hat: "Der Hirntumor ist eine lebenszeitverkürzende Diagnose."
Liebe Meike, wenn man nichts macht, hat man wohl früher verloren. Es ist eine Chance.
Ich umarme Dich!
Deine KaSy