HirnTumor-Forum

Autor Thema: Es darf nicht wahr sein  (Gelesen 22510 mal)

Mein Schatz

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #15 am: 29. Juli 2008, 19:33:16 »
Hallo Tantenate und Elu.

Danke für eure Beiträge.

ich weiß ich bin froh, dass es für ihn so ausgegangen ist, auch wenn ich mich noch im Alptraum befinde und mir die Sache noch nicht klar ist. Am Do ist die Beerdigung und alles geht an mir vorüber wie ein Schleier.

Ich habe mir mal die Nebenwirkungen von so einem Hirntumor durchgelesen und mir kamen die Tränen, als ich mir dachte, so hätte es meinen Freund auch gehen können!

Eine Frage, wie lange habt ihr gebraucht um das Schicksal annehmen zu können?

LG Sabi

tantenate

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #16 am: 29. Juli 2008, 22:20:11 »
Liebe elu,
danke wirklich von ganzem Herzen für dein Mitgefühl, die Wunden sind noch so frisch und ich bin körperlich und seelisch so am Ende gewesen, dass das Reden und das Verstehen anderer, die wissen, wovon man spricht einfach nur gut tut. Ich hätte wahrscheinlich viel früher anfangen sollen, mich aktiv auszutauschen.
Genau das habe ich meinem Jungen auch gesagt, als es ihm und uns klar war, dass nun das Ende gekommen ist. Ich hab ihm gesagt: "Geh schon mal voraus, wir kommen nach und du weißt dann schon Bescheid - vielleicht wirst du über unsere naiven Vorstellungen lachen, die wir jetzt haben. Auf jeden Fall sehen wir uns wieder, in welcher Form es auch immer sein wird."
Was verbindet dich persönlich mit diesem Forum?
Liebe Grüße
Renate

tantenate

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #17 am: 29. Juli 2008, 23:04:02 »
Liebe Sabi,
über deine Frage musste ich erst mal eine Weile nachdenken. "Mein Schicksal annehmen", wie soll ich das definieren , um es beantworten zu können? Seine Schicksal nimmt man bei dieser Krankheit mehrfach und doch nie an.
Ich glaube, dein Schicksal hast du zu ersten Mal schon angenommen genau in dem Augenblick, als du die Diagnose mit ihrer gesamten Tragweite wirklich realisiert hast. Im ersten Augenblick reagierte der Körper (so war es jedenfalls bei uns) wie mit Schock, ich fragte den Arzt nochmal, ob ich das richtig verstanden habe und wir alle drei waren noch nicht mal in der Lage, zu weinen, wir waren nur wie gelähmt vor Entsetzen. In der Nacht haben wir wohl keine Minute geschlafen, am nächsten Tag haben wir, wenn du so willst zum ersten Mal unser Schicksal angenommen. Wir sind zu unserem Sohn gefahren, haben uns alle drei in den Arm genommen und gesagt:"Was nützt es, wenn wir uns zerfleischen und von Angst auffressen lassen? Es wird nicht das kleinste Bißchen bessern! Also werden wir unser Leben so gut es geht gemeinsam leben und jeden Tag so nehmen, wie er kommt." Wir haben unserem Sohn, der wie wahrscheinlich jeder andere große Angst vor dem Sterben und wie es sein wird hatte,  versprochen, diesen Weg bis zum Ende mit ihm zu gehen. Dieses Versprechen haben wir gehalten (wir haben ihn an jedem Tag bis zu seinem Tod gesehen, wir haben ihn in den letzten drei Tagen seines Todeskampfes nicht eine Sekunde verlassen, ich habe danach mein totes Kind in den Armen gehalten und zu guter letzt die Urne selbst zu seiner Ruhestätte getragen.
Den wirlkich endgültigen Tod annehmen - was soll ich dir dazu sagen. Schlaue Bücher  sprechen von verschiedenen Phasen und ich kann das bisher nur bestätigen. Am Anfang war ich nur ganz uneigennützig froh, dass er keine Angst mehr haben und nicht mehr leiden muss.
Dann fing ich langsam an, die ganze Tragweite des Verlustes zu realisieren und gleichzeitig drehen sich immer noch meine Gedanken im Kreis - ich bin unglaublich wütend, wenn ich sehe, wie Leute mutwillig ihr Leben aufs Spiel setzen und sagen:"Mir doch egal!" Mein Sohn wollte so gerne auch mit seinen unglaublichen Einschränkungen noch ein bißchen leben und durfte es nicht. Ich bin so traurig, wenn ich daran denke, welche Banalitäten wir kurz vor seiner OP noch am Telefon ausgetauscht haben - wir wussten nicht, dass wir so das letzte Mal miteineander sprechen konnten. Es bricht mir das Herz, dass ich ihn so wenig trösten konnte, da er mir seine Ängste nicht sagen konnte und ich nicht wusste, was ihn bewegt.
Und ich bin unglaublich stolz auf ihn, mit welcher Würde und mit wieviel Kraft der sich nicht hat brechen lassen von diesem Ungeheuer in seinem Kopf.
Das einzige, was hilft, ist R E D E N - schluck nur nicht deine Trauer und deine Emotionen herunter, auch wenn sie anderen Leuten unbequem sind, du erstickst sonst daran. Und nimm dir Zeit, es wird nichts ungeschehen, du wirst nichts vergessen, aber die tiefen Löcher, in die du fallen wirst, werden seltener und die Trauer wird dich irgendwann nicht mehr wie wütende Wölfe überfallen, sondern gleichmäßiger und wie ein sanfter grauer Schleier.
Liebe Grüße
Renate

Offline regilu

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #18 am: 30. Juli 2008, 10:33:20 »
Liebe Renate, hat Dich eigentlich schon jemand hier im Forum herzlich begrüsst?
Ich möchte Dich hiermit herzlich willkommen heissen!

Und: Zuerst mein herzlichstes Beileid an alle Angehörigen, die so schmerzlich über den Verlust eines Angehörigen trauern -müssen.

Auch ich habe gerade meine liebe Freundin an einem Glio verloren und muss trauern, mal wieder.
(Mein Mann wurde 05 an einem Meningiom operiert, hoffentlich lange, erfolgreich. Also kenne ich alle Ängste!)

Liebe Renate, Deinem Beitrag kann ich nur zustimmen, auch bei mir ist im Augenblick ein grosses Loch im Bauch!
Aber, da ich schon leider sehr oft mit Trauer kämpfen musste, weiß ich, dass man diese Trauer zulassen muss.
Nicht nur reden hilft (manchmal fehlt einfach eine gute Seele, die zuhört), sondern auch das Schreiben, zB. hier im Forum, oder auch privat.
Dann kann man seine schmerzlichen Gedanken beiseite legen, man muss ja auch noch die tägliche Arbeit verrichten.
Ich habe erfahren (man weiss es ja nicht vorher), dass es mir langsam nach und nach besser ging.
Dazu gehört auch "Das Loslassen"! Und auch das will gelernt sein!

Aber auch heute noch, nach Jahren rede ich im Geiste mit meinen Angehörigen

Allerdings: Ein Kind zu verlieren, das ist das Schlimmste, was einem passieren kann!

In Gedanken immer bei Euch
regilu
.

Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

Mein Schatz

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #19 am: 30. Juli 2008, 22:04:57 »
Hallo!

@Tantenate. Entschuldige bitte, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe, aber ich stehe momentan noch sehr neben mir. Ich weiß ncht mehr ein noch aus. Ich stehe in der Früh auf, richte das Frühstück her und denke mir ach die Zeitung für meinen Schatz muss ich noch holen, dann stehe ich vor der Tür und denke, er ist ja nicht  mehr bei mir. In der Arbeit denke ich mir, ich muss ihn dann mal wieder anrufen, aber seine Nr. ist nicht mehr aktiv. Abends wenn ich vor dem Fernseher liege, möchte ich mit ihm kuscheln , aber er ist nicht bei mir. Ich denke Tag und Nacht an ihn. Die Frage Warum stelle ich mir bewusst nicht, Gott wird schon wissen, warum ausgerechnet er (und alle anderen) zu ihm haben müssen. Ich bin sehr viel unterwegs, aber irgendwie gerädert. Ich verrichte alles was ich zum verrichten habe, aber dennoch ist es mir nicht bewusst. Habe sehr viele Freunde, die wissen nicht wie sie damit umgehen sollten. Reden aber mit mir sehr viel, aber ich will nicht reden möchte sie damit nicht belasten. Eine ist unter ihnen die redet nur von ihren Problemen und dann denke ich mir wieder , sei still!!!!  :'(

Entschuldigt. aber ich muss aufhören zum schreiben. Mir gehts heute nicht so toll-.


Lg Sabi

mro01

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #20 am: 31. Juli 2008, 07:45:05 »
Liebe Sabi,

wenn ich diese Dinge von Dir lese, laufen bei mir schon wieder die Tränen. Für die Angehörigen ist es natürlich ein ungeheurer Schmerz, einen lieben Menschen so schnell, wie in Eurem Fall, zu verlieren. Auf der anderen Seite ist es für Deinen Freund aber glaube ich „besser“, ihm (und auch Dir) ist wahrscheinlich vieles erspart geblieben.

Ich habe meine Frau vor 14 Monaten an dieser Krankheit verloren, sie ist auch nur 45 Jahre alt geworden. Sie hatte vom Tag der Diagnose an bis zu ihrem Tod einen 12 monatigen Leidensweg. Die ersten 4 Monate gingen noch, die restliche Zeit war eine einzige Katastrophe. Es sind beinahe täglich immer neue schlimme Dinge passiert. Einen Menschen auf diese Art und Weise über so einen langen Zeitraum jeden Tag etwas mehr sterben zu sehen, war einfach unerträglich.

Zwischendurch habe ich eine ganze Zeit lang hier nicht ins Forum geschaut, in letzter Zeit war mir aber einfach wieder danach, zumindest als stiller Leser. Mir fehlen auch jetzt 14 Monate nach dem Tod meiner Frau einfach immer noch die Worte, wenn ich Schicksale wie Eure lese. Ich bin in Gedanken bei Euch !

Liebe Grüße
Mathias


Mein Schatz

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #21 am: 31. Juli 2008, 22:09:52 »
Hallo Mathias.

Danke für deine Mitteilung. Wir haben heute meinen Freund zu Grabe getragen und ich muss sagen, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Ich bin innerlich viel ruhiger, weil ich weiß, dass es ihm dort besser geht, als wie es ihm hier in Zukunft gegangen wäre. Es ist einfach schrecklich wenn ich denke es waren zwei Tage wo wir noch miteinander reden konnten und dann war er schon nicht mehr unter uns, nur noch körperlich, aber geistig schon in der anderen Welt. Am Abend ist es am schlimmsten wenn ich daran denke, ach wie schön wäre es in den Arm genommen zu werden, aber leider kann ich dies nicht mehr spüren von ihm.

Hatte am Sonntag auch noch einen Autounfall, weil ich eben Gedankenabwesend in eine Leitschiene gekracht bin und das auf der Autobahn. Habe zwar noch mit den Nachwehen zu kämpfen, aber ich denke mir Metall kann man ersetzten.

Lg Sabi

hirschmuschl

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #22 am: 01. August 2008, 08:11:30 »
hallo meinschatz

ich möchte dir mein beinleid aussprechen und dir viel kraft wünschen.
dein freund ist jetzt in einer besseren welt wo es kein leid und auch kein schmerz gibt.
meine mutter passt jetzt auf ihn auf, heul
sie ist auch an einem glio verstorben und hat ihn an der pforte abgeholt und zu sich genommen.
ich bin auch so alt und könnte es nicht ertragen.
aber wer kann das schon...

ich wünsche dir nochmals für die zukunft al die kraft die du noch aufbringen musst, sei stark.

liebe grüße biene
Zitat
« Letzte Änderung: 01. August 2008, 08:12:27 von hirschmuschl »

tantenate

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #23 am: 01. August 2008, 08:39:38 »
Hallo regilu,
danke für deine herzliche Aufnahme im Forum - du warst wirklich die erste, die mich begrüßt hat.
Es tur mir so leid, dass du auch schon zu denen gehörst, die um liebe Menschen trauern müssen, um so schöner ist es, dass du die Kraft und die Größe hast, anderen Mut und Beistand zu bieten.
Mein Sohn wird in Gedanken immer bei mir sein, manchmal ist mir, als würde ich ihn sagen hören: " Weine doch nicht Mu, mir gehts doch jetzt gut!", aber es ist so bitter, weil es noch so viele Pläne hatte, so gerne leben wollte und ihm zuletzt auch noch das Sterben so schwer gemacht wurde.
Liebe Grüße
Renate


rit

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #24 am: 02. August 2008, 10:18:13 »
Liebe Sabi,

dein Schicksal hat mich so erschüttert, dass ich nicht antworten konnte. Es kommt mir jetzt so dumm vor dir noch Tipps für einen Urlaub gegeben zu haben. Ich kann nicht nur den vielen Beileidsbekundungen anschließen. Ich wünsche dir viel Kraft für die Zukunft.
Ich drück dich

Offline Bea

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #25 am: 02. August 2008, 23:19:17 »
Liebe Sabi,

meine aufrichtig Anteilnahme.

Dir und deiner Familie viel Kraft. Möge die Zeit der Trauer schnell in eine Zeit der dankbaren Erinnerung übergehen.

Ein stiller Gruß,
Bea

Mein Schatz

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #26 am: 03. August 2008, 17:57:27 »
Hallo ihr zwei!

Vielen Dank für eure Anteilnahme. Mir geht es nach der Beerdigung schon viel besser. Ab morgen bin ich für drei Wochen in Peking mit meiner besten Freundin, aber ich werde mich brav bei euch melden und euch bescheid geben wie es mir so geht.

Ich kann allen nur raten, die einen lieben Menschen verloren haben, sich einen Platz in der Natur zu suchen wo sie für ihn eine Pflanze oder ein anderes Ding pflanzen/vergraben und wenn man reden möchte, dann braucht man nur zu diesem Platz zurückkehren. Ich fühle danach wieder wohler in meiner Haut!

Lg Sabi

Mein Schatz

  • Gast
Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #27 am: 19. August 2008, 20:35:43 »
Hallo Leute!!

Es sind schon ein paar Wochen her, aber ich sags euch ich kann es nicht verstehen. Ich sitzet zuhause und denke mir ach wie schön wärs wenn du da bist usw.  :'( :'( :'( Wann hört das auf? Heute haben mich 3 Leute angesprochen, ob wir die Reise gut überstanden habe und dann musste ich alles wieder erzählen und dann kam eine schreckliche Nachricht. Mein Cousin mit 24 Jahre hat heute die Diagnose Glioblastom IV. ICh kann nicht mehr....

Lg

Mein Schatz

  • Gast
Bruder Glio IV
« Antwort #28 am: 24. August 2008, 20:16:52 »
Hallo Leute!

Für mich ist am Fr eine Welt zusammengebrochen, was heißt zusammengebrochen ich lebe weiterhin aber wie in Trance.

Wie viele von euch schon wissen, ist mein Freund an einem Glio IV verstorben. Mein Bruder der ist 19 Jahre alt, hat seit ca 3 Mon. starke Kopfschmerzen und er vergisst auch immer wieder Sachen zu erledigen oder zu merken. Er wurde zuerst auf Migräne behandelt und dann nach einem Arztwechsel wurde ein MR /CT UNtersuchung gemacht und dann sah man einen Tumor in der Nähe vom Stammhirn. Es wurde eine Biopsie gemacht und dann bekamen wir die schreckliche Diagnose Glio IV.

Ist das alles Schicksal?
Ist das alles abgemacht?
Ist das alles nur ein Alptraum?
Ist das alles wahr oder nicht?

Ich habe keine Kraft mehr zuerst mein Freund und jetzt mein Bruder der immer soo sportlich ist und ein guter Schüler ist und alles perfekt hat. Da es bei meinem Freund sehr schnell ging, ist in uns zum Glück sehr viel erspart geblieben, aber wie geht das denn jetzt weiter mit meinem Bruder? Er bekommt eine Chemo, aber wie und wann, dass weiß ich selbe noch nicht, da wir 250km auseinander wohne und meine Mum mir noch keine Auskunft heute gegeben hat.  :'(

LG

Offline elu

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Re:Es darf nicht wahr sein
« Antwort #29 am: 24. August 2008, 22:08:50 »
Liebe Sabi
Das kann ja alles nur ein Alptraum sein.Erst dein lieber Freund,dann dein cousin und jetzt auch noch dein Bruder.ich bin schockiert und hoffe das es nur ein traum ist woraus du schnell erwachst.lg elu.

 



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