HirnTumor-Forum

Autor Thema: Verwirrtheit nach OP  (Gelesen 8695 mal)

Berit

  • Gast
Verwirrtheit nach OP
« am: 06. Juli 2005, 21:48:07 »
Hallo,
ich habe dieses Forum gefunden und schon Abende darin gelesen. Selber bin ich nicht betroffen aber der Mann einer eng befreundeten Familie. Die Diagnose lautet Glio IV. Der Mann kam mit Symptomen wie Kopfschmerzen und Erbrechen sowie neurologischen Ausfallerscheinungen  in die Notaufnahme und ihm wurde ein faustgroßer Tumor entfernt. Nun ist das zwei Wochen her und er ist eigentlich seit den ersten Symptomen vor der OP noch immer völlig desorientiert. Sein Langzeitgedächtnis scheint zu funktionieren aber das Kurzzeitgedächtnis ist nicht mehr vorhanden. Er vergißt alles gleich wieder, kann also somit auch nicht alleine gelassen werden weil er sich verlaufen würde etc. Dadurch hat er auch seine Krankheit noch nicht realisiert.
Nun wollte ich mich mal umhören ob das hier noch jemand nach der OP hatte und ob es sich wieder normalisiert? Seine Familie macht sich natürlich sehr große Sorgen. Es ist auch sehr traurig mit anzusehen wie aus einer vertrauten Person plötzlich eine völlig andere wird. Und vor allem, das man alle Ängste und all das was die Krankheit noch mit sich bringt, nicht gemeinsam tragen kann. Seine Frau steht mit drei kleinen Kindern völlig alleine da. Ich helfe so gut ich kann, aber fühle mich trotzdem sehr hilflos.
Das Forum hier ist sehr informativ und wimmelt von netten Menschen. Aber es macht einem auch unsagbar traurig..........und eben hilflos.
Liebe Grüße
Berit
« Letzte Änderung: 09. Juli 2005, 21:34:11 von Berit »

Offline Britta

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Re:Verwirrtheit nach OP
« Antwort #1 am: 07. Juli 2005, 07:17:30 »
Hallo Berit,
ich bin Angehörige von einem Glio IV Patient. Bei mir ist es mein Vater. Bei Krankengeschichten: "Ostern die ich nie vergessen werde.." kannst du unsere Geschichte lesen. Das wär sonst  an dieser Stelle jetzt zu lang.
Aber eins kann ich mit Gewissheit sagen, ja es ist normal, dass unsere Lieben dies Vergesslichkeit haben. Bei meinem Vater ist es auch zeitweise sehr schlimm. Besonders das Kurzzeitgedächtnis scheint häufiger in Mitleidenschaft gezogen zu sein.
Aber es wird auch wieder Zeit geben in der es besser ist. Bei meinem Vater war es auch noch so, dass er manchmal ziemlich böse und aggressiv war und dann wieder total depressiv, also ein Auf und Ab der Gefühle. Es ist für alle Beteiligten nicht einfach. Es ist eine sehr sehr schwere Zeit, in den man sehr viel Kraft und Verständnis braucht.
Wir versuchen nicht mehr meinen Vater ständig zu verbessern wenn er mal wieder etwas durcheinander bringt oder es vergessen hat, dann erzählen wir es halt nochmal.
Ich wünsche dir sehr viel Kraft und natürlich auch deiner befreundeten Familie.
liebe Grüße Britta

claus4711

  • Gast
Re:Verwirrtheit nach OP
« Antwort #2 am: 07. Juli 2005, 17:29:18 »
Hallo Berit

Ein Glio IV ist eine Schwersterkrankung.
Diese Tatsache sollte aber die Angehörigen und Freunde nicht davon abhalten, von den behandelnden Ärzten jede aber auch JEDE Information zu verlangen und jede Frage zu stellen, mit denen der /die Betroffene(n) umgeht.
Ich bin (erfolgreich operierter) Ventriklelmeningeom-Grad I-Patient und kenne mich mit Glio nicht aus. Ich habe aber erlebt und weiss, dass Verwirrung nach dem Schweren Eingriff einer Hirn-OP grundsätzlich nicht auszuschließen ist (war selbst länger nach "meiner" OP verwirrt), und durchaus gute Chancen einer "Normalisierung" bestehen.
Man kann es vielleicht sogar als "Glück" verstehen, daß der Kranke die Schwere seiner Erkrankung zunächst überhaupt nicht begreift.

Versucht, Euch nicht zu sehr zu erschrecken (Schrecken ist ein schlechter Ratgeber), sondern macht Euch vor grundsätzlich und vor allem vor Arztgesprächen Notizen, denn in der Aufregung wird vieles leicht vergessen.

Alle guten Wünsche!

Claus

Berit

  • Gast
Re:Verwirrtheit nach OP
« Antwort #3 am: 08. Juli 2005, 08:13:10 »
Hallo Claus, hallo Britta!
Vielen Dank für euere Antworten. Ja, so ist es, für den Betroffenen ist es sicher einfacher wenn er die Ausmaße seiner Krankheit nicht realisiert. Aber für die direkten Angehörigen ist es echt eine doppelte Belastung. Erst die Diagnose und dann wartet man darauf das der Zustand wieder normalisiert und es tut und tut sich nichts. Aber sicher darf man einfach nicht ungeduldig sein.
Ansonsten war gestern das Gespräch mit den weiterbehandelnden Ärzten. Ab übernächste Woche geht es mit Strahlentherapie weiter, evtl. auch Chemo, das ist noch nicht sicher.
Ich möchte mich nun noch ein bißchen im www informieren über alternative Behandlungen. Vielleicht sollte man sich nicht nur auf die Schulmedizin verlassen sondern auch selber etwas tun?! Vor allem macht es einem nicht so ohnmächtig der Krankheit gegenüber.

Viele Grüße
Berit

claus4711

  • Gast
Re:Verwirrtheit nach OP - Bewußtheit und Erleiden
« Antwort #4 am: 08. Juli 2005, 22:38:59 »
Hallo Berit,

Ja, es ist wohl klug, trotz quälender Ungewißheit als Angehöriger nicht ungeduldig und zornig zu sein oder zu werden.
Die Angehörigen mögen sich "doppelt belastet" fühlen. Richtiger Weise erleidet die Krankheit tatsächlich der Patient, und zwar auch dann, wenn er das Ausmaß seiner Erkrankung nicht realisiert. Dennoch verbleibt ihm und ihm allein das schwere Übel der Krankheit.

Viele Grüße
Claus

 



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