HirnTumor-Forum

Autor Thema: gescheitert....  (Gelesen 12536 mal)

Offline enola2

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gescheitert....
« am: 03. Mai 2014, 22:06:19 »
nach langer zeit mal wieder ein zeichen von mir... mein mrt ist unverändert, kein neuer tumor aber noch immer rest ödem vorhanden nach 4 jahren!
ich hatte das letzte jahr gearbeitet 20 stunden... und bin gescheitert... es ist mir zu viel :'( ich schaffe  es einfach nicht... es laugt mich dermaßen aus dass ich 3 stunden arbeite und danach schlafen gehe und mein leben stilll steht
ich bin ja sehr kreativ und habe extrem viele ideen aber ich fange was an und nach ner stunde bin ich zu müde um weiter zu machen ... das ärgert mich, projekte die ich  beginne dauern ewig

ich kann meine schöne wohnung noch immer nicht oder nie wieder bewohnen, weil ich noch immer probleme habe mit treppen steigen / hinuntergehen macht probleme, muss mich anhalten kann nicht runter sehen, stürze schnell(und es kommt kein aufzug...nie

dazu ist gekommen das ich mir aufgrund des "stresses" ununterbrochen weh getan habe, ich war so schusselig dass ich mal von der leiter gefallen bin mir den kopf ständig anschlage( letztens wieder ne heftige schädelprellung weil das fenster stärker war..), ich vermehrt langsam bin, mein gehirn aussetzt mit denken, mein arm nicht "mir gehört"... der körper schreit

ich bin frustriert >:( ich krieg mein leben nicht mehr so hin... ich will aber ich kann nicht... ich versuch ja eh alles positiv zu sehen aber ich hab so arge flashbacks an die zeit im spital das lässt mich so gar nicht los,,, ???

ich kann auch kein neues lebensziel finden kennt ihr das?  na ja grad  haben wr auch 2 schwerste erkrankungen in der familie wo ich viele dinge organisieren muss seit wochen...

ich ziehe mich immer mehr von der aussenwelt- ausser familie und ein paar guten freunden zurück... das ist nicht gut......
« Letzte Änderung: 03. Mai 2014, 22:15:45 von enola2 »

Offline KaSy

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Re:gescheitert....
« Antwort #1 am: 04. Mai 2014, 00:54:34 »
Hallo, enola2,
da bist Du ja wieder bzw. immer noch!
Schön von Dir zu hören und wenn es das Jammern über alles ist.
Warte mal ab, in ein paar Tagen wird einiges wieder besser gelingen, denn Du fühlst Dich jetzt gerade so weit unten, dass es tiefer nicht geht.
Da kann es nur aufwärts gehen.

Ich hab ein wenig zurück gelesen in Deinen Berichten.
Momentan hast Du durch die Erkrankungen in der Familie zusätzliche Aufgaben, die Dich auch psychisch sehr belasten. Natürlich kommen all die Umstände Deiner Krankheit, der OP, der Zeit im KH, die schlimmen Tage, Wochen, Monate danach wieder wie ein Schwall Wasser hoch, in dem Du nun zu versinken drohst.

Aber Du wirst nicht versinken, Du wirst schwimmen! Weil Du es kannst! Weil Du schon ganz andere Sachen gepackt hast.


Mir ist beim Lesen der Gedanke gekommen, dass Du Dich mit der Tatsache, dass der Tumor Dein Leben verändert hat, nicht abfinden kannst. Du weißt es eigentlich, aber lässt es nicht wirklich an Dich heran. Du wartest und wartest und wartest, dass ... ja, dass es einen Knall gibt und alles ist wie vorher und Du kannst locker in Deine tolle Dachterassenwohnung hüpfen, findest gleichzeitig alle Instrumente zum Hundefrisieren und schreibst nebenbei Rechnungen und bist wieder dir 10000V-Frau.

Träum weiter ... und Du machst Dich kaputt.
 
Noch kaputter, fragst Du, bin doch schon kaputt!

Ja, weil Du mit Deinen wenigen Kräften, die Du hast, nicht haushaltest. Du willst viel mehr als Du kannst.
Sieh es doch nicht als schrecklich an, wenn Du nach drei Stunden Arbeit (die Du glücklicherweise gern machst) Dich erst mal schlafen legst. Genieße doch einfach diese Ruhe, plane sie in Deinen Tag ein und freu Dich drauf. Und freu Dich auf die Tasse Kaffee oder Tee nach dem Aufwachen.

Musst Du denn ausgerechnet in Stresssituationen auch noch weiter ackern und auf Leitern steigen und durch die Wohnung wuseln? Kann da nicht etwas liegen bleiben? Was suchst Du auf der Leiter - saubere Fenster? Frag doch jemanden, ob er Dir bei solchen Sachen hilft, wenn es Dir wirklich so wichtig ist.
Ach ja, die wissen ja nicht, wie schlecht es Dir noch geht.
Sag es ihnen doch.
Lad sie in Deine Dachterassenwohnung ein, bewirte sie mit Kaffee und bitte um kleine Hilfen. Woher sollen sie denn wissen, wie es Dir wirklich geht und was Du für Hilfe brauchst?
Du musst nicht befürchten, dass sie Dich nun nur noch bemitleiden. Das hält keiner lange aus. Schwatze mit ihnen fröhlich drauflos - das kannst Du doch garantiert. Und Sie werden Dir gern helfen und Dir wird es gleich besser gehen.

Wenn Du schreibst, dass Du Deine schöne Wohnung nicht bewohnen kannst - wo wohnst Du denn?

Ach, das mit den vielen, zu vielen Ideen kenne ich nur zu gut.
Ich hab nach einer Reha Wolle gekauft für Wollbilder ... die wartet in einer Kiste.
Ich habe vor dem Winter 2012/13 einige Tonentchen aus meinem Garten in den Keller geholt und wollte ihre gelbe Farbe auffrischen. Momentan stehen sie samt Farbe schon außen auf der Kellertreppe und warten ...
Ich musste Mitte 2011 meine Arbeit aufgeben und weiß mindestens seit einem Jahr, dass ich nicht wieder anfangen kann. Ich habe mich tatsächlich damit abgefunden, es tut nur manchmal noch verdammt weh. Aber die ganzen Materialien bevölkern noch so mein Arbeitszimmer, als würde ich morgen wieder los wollen.
Und da gibt es so vieles, was ich anfange und es dauert und dauert und dann wirds eben nie fertig, anderes bleibt halb liegen, manches schaffe ich und bin dann froh, etwas von der Liste streichen zu können.

Lesen - au ja, ich lese ... seit fast einem Jahr ein total spannendes Buch ...
Dieses ist etwas anspruchvoller.
Angefangen habe ich, als ich glaubte, ich würde es nie mehr schaffen, mit den Tintenwelt-Büchern, die mich aus der realen "Sch...-Welt" in eine Traumwelt zauberten, nur weg von dem ganzem Drama der blöden Krankheit, den aufzugebenden Lebensplänen, der ganzen Sch...! Und das war gut!

Schusslig bin ich auch - wenn ich eigentlich zu müde bin. Dann schmeiße ich irgendwas runter, stoße mich, kriege nichts auf die Reihe, fluche ... und weiß doch eigentlich, dass ich jetzt aufhören sollte und mich einfach hinsetzen oder hinlegen sollte, um nichts zu tun. Da reicht manchmal eine halbe Stunde. Und dann lache ich wieder drüber, wenn mir was runterfällt und es kaputt geht. (Allerdings nicht, wenn ich das bin, die runterfällt, da mache ich mir schon Sorgen, weil keiner da ist ...)

Aber ich versuche, mein Leben mit meinen eingeschränkten Möglichkeiten in Übereinstimmung zu bringen und nicht dagegen anzurennen.
Meistens.
Auch ich übe noch und immer wieder.
Aber ich tue das, was mein Psychodoc sagt: "Wenigstens nicht wundern ...", wenn ich wegen Überlastung in ein Tief gerate.
Und aus dem Tief geht es nur nach oben - Hoffnung pur!

Und die wünsche ich Dir!

KaSy

Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Bluebird

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Re:gescheitert....
« Antwort #2 am: 04. Mai 2014, 09:03:04 »


Hallo enola 2,

gescheitert...och ne, rede Dir das bitte nicht ein. Du bist gebremst worden, weil die Erkrankung Spuren hinterlassen hat. Und wenn man nicht durch eine Erkrankung gebremst wird, dann oft durch andere Einflüsse von außen.
Das, was Du schilderst, kenne ich nur zu gut. Einmal schwuppsdiwupp mit dem Teppich durchs Wohnzimmer und unsanft gelandet. Einmal nach dem Bücken während des Putzens vergessen, wie hart so eine Türklinke sein kann, wenn man mit dem Kopf dagegen stößt. Bei der Wohnungssuche gleich abhaken, dass eine Stufenleiter in die obere Etage nicht zu bewältigen ist. Immer wieder Abstriche machen, die Wünsche den eigenen Möglichkeiten anpassen. Fällt nicht leicht.

Entweder man ergibt sich und bleibt im tiefen, dunklen Seelenloch, was die Situation verschlimmert.
Oder man will für das Stück Selbstständigkeit und Selbstbestimmung im Leben kämpfen und fährt eine Spur runter.
Besser ist es, die Dinge Stück für Stück nacheinander und langsam anzugehen. Kann ja sein, dass man auf Dauer mehr schafft als geglaubt. Direkt mit 180 Sachen voll durch zu starten, kann eigentlich nur schief gehen, der Frust ist vorprogrammiert.

Also...zurück an den Start und langsam beschleunigen.

Vielleicht klappt's dann besser.

LG
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline frauypsilon

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Re:gescheitert....
« Antwort #3 am: 04. Mai 2014, 13:59:38 »
Hallo enola2,

ich kann dich sehr gut verstehen.

Aber bluebird hat recht, du und auch wir anderen sind nicht gescheitert. Wir sind gebremst worden und in unseren Möglichkeiten eingeschränkt. Ich habe gelernt und lerne immer noch, dass es gute und schlechte Tage gibt.

Und wir sollten lernen, die Lücken zu nutzen, also die guten zwischen den schlechten Tagen. Daran arbeite ich. Das Sinnthema stellt sich mir auch immer an den schlechten Tagen. An den guten habe ich kein Problem, meine Zeit zu nutzen und Dinge zu tun.

Aber ich bin - auch noch durch andere Erkrankungen und dann die Hirn-OP mit ihren Folgen -  aus dem Leben geschleudert worden, das ich hatte. Auch mir fehlt die Arbeit. Nun gilt es, sich im neuen Umfeld zurechtzufinden - kognitiv, praktisch und überhaupt. Gar nicht so einfach. Machst du noch eine Therapie?

Es gibt auch Neuropsychologen, dass sind Psychologen, die sich speziell mit neurologischen Patienten auskennen. Seit ca. einem Jahr wird die Therapie in Deutschland sogar mit 60 Sitzungen von der Kasse übernommen. Wie es in Österreich ist, weiß ich nicht. Aber das wäre vielleicht noch eine Möglichkeit, weil die ein ganz anderes Verständnis für uns Hirnis haben.

Kompletter Rückzug ist nicht gut, obwohl das Alleinsein manchmal sehr gut tun kann. Ich habe meinen Freundeskreis und auch meine Aktivitäten sehr eingeschränkt auf die Leute, die mir gut tun und die Dinge, die mir gut tun. Wobei mir schon die vielen früheren Kinobesuche fehlen, die ich wegen meines Tinnitus, der vielen Menschen und der Lautstärke dort nicht mehr machen kann. Trotzdem ist es nicht einfach und die Frustmomente und Phasen kenne ich auch sehr gut.

Also gilt es, alles neu zu sortieren. Und das braucht (- leider - für mich Ungeduldige) Zeit und die muss man sich einfach gönnen.

Ich wünsche dir alles Gute
frauypsilon

"Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende..." (Oscar Wilde)

Offline enola2

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Re:gescheitert....
« Antwort #4 am: 12. Mai 2014, 21:06:58 »
danke für eure antworten...
trau keinem arzt hat sich heute wieder bewahrheitet.... ich geh ja kaum noch zu irgend einem doc aber
heute hab ich mich aufgerafft beim praktischen erklärt wie schlechts mir geht
schmerzen am ganzen körper bleierne mödigkeit, schlaflosigkeit seit meiner op., wöchentliche fokale anfälle..
antwort von ihm: ja die beschwerden haben derzeit alle menschen und zum schlafen kann er mir was geben aber ich soll auch zur psychotante ( anm. die hat den ersten termin für mich ende august auf krankenkasse) na danke mir reichts schon wieder... die können mich mal
danke nein ich stopf mich weiter mit schmerzmedis voll bis es halt nimmer geht ???

Offline Bluebird

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Re:gescheitert....
« Antwort #5 am: 13. Mai 2014, 08:07:17 »


Hallo enola2,

da hättest Du diesem Arzt direkt antworten sollen "So? Ich wusste gar nicht, dass   a l l e   Menschen einen Hirntumor hatten und andauernde fokale Anfälle..."
Ich weiß, wie enttäuschend und frustrierend Arztbesuche sein können, schiebe manche inzwischen auch immer wieder auf. Aber Versuch macht klug. Wechsel den Arzt, erkläre direkt von Anfang an deutlich und bestimmend, dass Du Hirntumorpatientin bist und damit eine schwere Erkrankung hast. Man kann es den Ärzten nicht oft genug sagen und in Erinnerung bringen, bis sie es endlich kapieren. Mit meinem neuen Hausarzt musste ich auch erst Tacheles reden. Nun werde ich immer schnell und gewissenhaft von ihm untersucht. Schmerzmittel sind auf Dauer und unkontrolliert eingenommen wirklich keine Lösung. Ob eine Psychotherapie hilfreich sein kann, wirst Du besser wissen.
Mir hat sie vor einigen Jahren eher geschadet als geholfen.

LG
Bluebird
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