HirnTumor-Forum

Autor Thema: Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?  (Gelesen 9272 mal)

Offline dilber90BS

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Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« am: 28. Juni 2012, 19:52:23 »
Hallo

mein Vater ist seit Oktober 2011 an Krebs erkrankt. Die Art seines Hirntumors ist Glioblastom IV.

Seine Schwester, die in der Türkei lebt, ist seit 1,5 Jahren an derselben Art erkrankt.

Heute habe ich erfahren, dass sie von uns gegangen ist. :'(

meine Frage an euch:

Bitte helft mir. Soll man diese Todesnachricht an meinem Vater überbringen? Wenn ja, wie? Worauf müssen wir achten? Was macht man bei so einer Situation? Wer kann uns weiterhelfen?

PS: Mein Vaters Zustand: er muss zum zweiten Mal operiert werden. Jedoch steht sein Tumor gerad stabil. Deswegen hat er die OP verschoben. Er nimmt Chemo in Zyklus. Und will ab August in die Türkei (aus verschiedenen Gründen), um dort operiert zu werden.

Offline Stella67

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #1 am: 28. Juni 2012, 21:12:02 »
Hallo Dilber,

es tut mir sehr leid, dass Dein Vater und Deine Tante beide betroffen sind und Deine Tante jetzt schon verstorben ist.

Ich denke, Dein Vater wird es erfahren, also könnt Ihr es ihm nicht verschweigen und er wird es wohl auch nicht gut finden, wenn Ihr zu lange wartet. Das schlimme ist die Nachricht selbst und nicht, wie ihr die Nachricht überbringt, deshalb müsst Ihr nicht befürchten, zu viel falsch zu machen.
Ihr werdet bestimmt merken, was Euer Vater dann am meisten braucht. Manche Menschen wollen dann erst einmal allein sein, andere können und wollen das gerade nicht.
Wahrscheinlich steht erst einmal die Trauer im Vordergrund. Ihr alle werdet auch daran denken, dass Dein Vater vielleicht auch nicht mehr lange lebt. Am wichtigsten scheint mir daher, dass Ihr Eurem Vater und Euch die verbleibende Zeit nach dem ersten Schock so schön wie nur möglich macht und das Zusammensein zu schätzen wisst.

Alles Liebe,
Stella


Offline dilber90BS

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #2 am: 28. Juni 2012, 23:14:23 »
Vielen Lieben Dank für die Antwort Stella.

Ich habe Angst, dass wir zu lange warten, wie du es auch gemeint hast. Denn er wäre dann sauer auf uns.. und vielleicht auch enttäuscht.

Mein Vater ist eher der Kämpfer. Meine Tante nicht. Sie wusste, dass sie sterben würde. Und deswegen war sie seit 6 Monaten auch bettlägerig.

Ich hoffe, dass die Nachricht meinen Vater nicht zu sehr beeinflussen wird. Ich will nicht, dass er die Hoffnung verliert.

Da meine Mama und mein Bruder auch keine Ahnung von der Todesnachricht haben, bin ich voll überfordert und wusste nicht was ich machen soll. Ich warte noch ein Wenig ab...

Offline KaSy

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #3 am: 29. Juni 2012, 00:05:50 »
Hallo, dilber,

bei Deiner doppelt verzweifelten Situation würde ich die Wartezeit dazu nutzen, hier im Forum unter Glioblastom aufmunternde Beiträge zu finden, die Du Deinem Vater NUR im Falle seines Sich-aufgeben-wollens empfiehlst oder darüber berichtest.
Auch wenn er ein Kämpfer ist, kann ihn die Todesnachricht für einige Zeit sehr belasten. Sage ihm: Jetzt musst Du gerade zeigen, dass Du es schaffst.
Wenn er allerdings aus der Trauerphase heraus den Kampf gegen seinen Tumor sehr vernachlässigen sollte, dann wäre es möglich, auf die Forumbeiträge zurückzugreifen. Dies solltest Du aber noch sorgsamer überdenken, denn diese Beiträge könnten ihn auch runterziehen.   

Du hast nicht geschrieben, aus welchen Gründen er sich in der Türkei operieren lassen möchte. Sollte es aber damit zu tun haben, dass er seiner Tante nahe sein möchte, solltest Du mit dem Überbringen der Nachricht nicht zu lange warten. Womöglich ändert diese traurige Tatsache seinen Wunsch und er muss sich neu orientieren.

Nutze das Wochenende, um Deine Familie zu informieren. Es wird nicht leichter, wenn Du es weiter hinausschiebst.

KaSy (mehrfach Menigeom-Betroffene)
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Bea

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #4 am: 29. Juni 2012, 13:43:43 »
Hallo dilber,

nach meinem Empfinden solltest Du zumindest mit Deinem Bruder, wenn nicht sogar auch mit Deiner Mutter sprechen.
Ihr müsstet, so sehe ich es, eine gemeinsame Entscheidung treffen, die ihr dann auch zusammen tragen könnt.

Kurz nach meinem Krankenhausaufenthalt habe ich meine Oma beerdigen müssen. Da sie nach dem Tod meiner Mutter nur noch mich hatte, war es meine Aufgabe.
Ich habe aus dieser verabschiedung sehr viel Kraft nehmen können und ich konnte mich mit vielen Dingen, die ich hier gar nicht aussprechen möchte, auseinander setzen.
Auch habe ich gesehen, dass man mich braucht.

Dilber, Du musst nicht alles alleine tragen.
Sprich doch auch den Arzt mal an, was dieser meint.

Von ganzem Herzen wünsche ich Dir einen guten Weg zu einer für Euch alle tragbaren Entscheidung.

LG,
Bea

Offline Mr.Cool

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #5 am: 29. Juni 2012, 15:32:53 »
Moin, mein Beileid.

Sag ihm das sie verstorben ist.

Wie? naja Du sagst es ihm.

Welche Wahl bleibt Dir? das ers von Fremden erfährt?

Da Du ihn kennst und hier sonst niemand wirst den Weg wohl Du finden müssen, nur ein Nichtsagen ist keine Alternative.
Leben sind von Natur aus endlich. ALLE!

Offline schwede

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #6 am: 29. Juni 2012, 19:32:00 »
Hallo dilber !

Erstmal mein Beileid.

Ich kann dir nur nahe legen, es  ihm und allen anderen die es noch nicht wissen zu sagen.

Dadurch kannst du dich von deiner Überforderung befreien.

Wie wird so etwas gemacht ???
Sage es ihnen einfach, wenn es geht bei einem Gespräch wo sie alle da sind oder auch einzeln.

Positiv verpacken kannst du diese Nachricht sowieso nicht. Also raus damit.

Schau was Passiert und gebt euch gegenseitig Halt.

LG schwede
Niemals werde ich Aufgeben

Nur du alleine schaffst es, aber du schaffst es nicht alleine !!!
(Verfasser Unbekannt )

Richtig sieht man nur mit dem Herzen, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen. Epikur von Samos

fips2

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #7 am: 30. Juni 2012, 11:43:17 »
Herzliches Beileid auch von meiner Seite an Euch.

Zitat
Bitte helft mir. Soll man diese Todesnachricht an meinem Vater überbringen? Wenn ja, wie? Worauf müssen wir achten? Was macht man bei so einer Situation? Wer kann uns weiterhelfen?

Hierzu eine Antwort zu geben finde ich sehr schwer.

Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Familie türkisch, islamische Wurzeln hat. Hier sind die Bräuche, der Umgang mit dem Tod und Trauer anders gelagert.
Typischer Unterschied ist, dass die Bestattung weit schneller vollzogen wird als bei uns. Im Islam sind es, so weit ich weis, 24 Stunden nach dem Tod. Bei uns sind es frühestens drei Tage.
Aus diesem Unterschied alleine ist es schon fraglich, dem Bruder den Tod seiner Schwester zu verschweigen, oder die Nachricht zu verzögern. Ändern wird es an der Tatsache rein gar nichts.
Noch ein grundlegender Unterschied in der Trauerverarbeitung ist das öffentliche Weinen (Wehklagen), als Schmerzausdruck.
Dies wird im Islam intensiver ausgelebt als bei unsrer christlichen Welt. Christen, die eher stumm trauern, sind bei dem Erleben solcher Traueräußerungen anderer Religionen eher geschockt, weil sie das nicht kennen.
Ob eine stille oder laute Trauer für den Hinterbliebenen bei der Verarbeitung hilfreich ist, kann ich nicht beurteilen, ich bin eben westlich erzogen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die laute Trauer eher befreiend wirkt, als das "in sich rein schlucken". Ich seh das Jetzt mal als Außenstehender, aus der psychologischen Sichtweise.
Als Kind ist es natürlich schockierend Vater oder Mutter weinen zu sehen, ob aber des Vermeiden und Vorenthalten von Tatsachen den Hinterbliebenen weiterhilft, wage ich zu bezweifeln.

Mal abgesehen davon
 Ich persönlich würde mich an seiner Stelle mich sicher ärgern, weil ich der Bestattung meiner Schwester evtl. gern beigewohnt hätte. Ob ich es jetzt gesundheitlich in Angriff nehmen kann , steht auf einem andren Blatt. Ich hätte dann aber die Entscheidung selbst gefällt und kann mich in Gedanken und Gebeten bei meiner Schwester, im Glauben für meine Abwesenheit entschuldigen. Das gehört zur Trauerbewältigung einfach dazu. Egal welcher Glaube zu Grunde liegt.

Ich hoffe es war ein kleiner Anstoß und Hilfe. Mehr kann ich leider nicht raten.
Versucht es auch aus den Riten und Sitten der Familie, sowie Herkunft, zu sehen und entscheidet dann ob und wie ihr die Information weiter gebt.


Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 30. Juni 2012, 19:42:19 von fips2 »

Offline krimi

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Re:Todesnachricht der Tante an den Krebskranken Vater?
« Antwort #8 am: 30. Juni 2012, 14:45:20 »
Lieber Fips2,

das ist ein guter Denkanstoß von dir.

Daran denkt man oft nicht, sondern geht von seinen eigenen Empfindungen aus.

Danke und LG

krimi
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

 



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