HirnTumor-Forum

Autor Thema: Astro III mit 71  (Gelesen 3641 mal)

Niederrheiner

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Astro III mit 71
« am: 31. Januar 2012, 22:22:24 »
Hallo!
Mein Vater (71) hatte am 17.12.2011 einen leichten epileptischen Anfall - per MRT wurden 2 Hirntumore festgestellt - ein größerer ca. 4 cm rechte Schädelseite - ein kleinerer ca. 1 cm ziemlich zentral in Schädelmitte. Der größere wurde am 02.01.2012 operativ entfernt - im umgebenden entfernten Gewebe ohne Tumorzellen. Neurologische Defekte sind bereits aufgetreten in Form von Wesensänderungen, Verwirrtheit, verminderte Merkfähigkeit sowie Aggressivität. Gestern, am 30.01.12, hat er mit der Chemotherapie begonnen (5 Tage 3 x 100 Temodal, dann 3 Wochen Pause, 6 Zyklen geplant). Seit heute ist er extrem heiser - er kann kaum sprechen. Meine Mutter sowie mein Bruder (44) wollen alles weiter positiv sehen und auch nicht mit möglichen negativen Verläufen konfrontiert werden (Vogel-Strauß-Taktik) - also keine informierende Literatur oder Internet-Infos etc. Ich (50) versuche, möglichst viele Fakten zu erfahren und versuche, meinem Vater auch psychosoziale Hilfen zu vermitteln. Ich beurteile die aktuelle Situation sowie den weiteren Verlauf eher negativ - obwohl ich mich liebend gern irren würde. Was ist mit dem kleineren Tumor? Reicht die ärztliche Vermutung, dass es ebenfalls ein Astro 3 sein könnte? Warum ist nach der OP kein MRT mehr gemacht worden? Warum wird "nur" eine Chemo eingeleitet? Kann aus dem kleinen Tumor seit dem letzten MRT im Dezember 2011 nicht schon ein viel größerer geworden sein? Natürlich sollte man diese Fragen einem Arzt stellen - aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass man den Ärzten alles "aus der Nase ziehen" muss - andererseits glaube ich, dass ich in diesem Forum ehrliche Antworten aufgrund der gemachten Erfahrungen erhalten kann, die mir irgendwie helfen.

Offline probastel

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Re:Astro III mit 71
« Antwort #1 am: 01. Februar 2012, 08:56:24 »
Hallo Niederrheiner,

sei ganz herzlich willkommen geheissen!

Einige Fragen können wir Dir nicht beantworten, so zum Beispiel warum der zweite Tumor nicht entfernt wurde. Die genauen Beweggründe kann Dir natürlich nur der damals diensthabende Neurochirurg beantworten.

Die Frage nach einem MRT direkt nach der OP kann man hingegen recht leicht beantworten: Es bringt nichts. Warum? Durch die OP, bei der ja auch, so wie ich es lese, bis ins gesunde operiert wurde, schwillt des umliegende Gewebe an. Es ist eine ganz normale Reaktion, die erst nach und nach wieder abklingt. Ein MRT würde also nur angeschwollenes Hirn- und Narbengewebe zeigen. Die Unterscheidung zwischen Tumor und Narbengwebe ist aber mittels MRT gar nicht so einfach. Ein MRT zur Verlaufskontrolle vor der Chemo wird auch nicht in allen Fällen durchgeführt und hängt vom Einzelfall ab. Ein CRT am Tag nach der OP, zur Kontrolle ob Blutungen aufgetreten sind, ist dagegen üblich. Warum keine Strahlentherapie gemacht wurde ist ebenfalls eine Frage, die nur der Arzt beantworten kann.

Die Redseligkeit der Ärzte ist recht unterschiedlich. Ist der Arzt der Meinung, dass zu viel Informationen dem Patienten eher schaden würde, darf er sie ihm gegenüber zurückhalten. Ich habe hier im Forum aber auch unterschiede in der "Firmenpolitik" in den einzelnen Krankenhäusern erkennen können. Während die einen recht großzügig mit den Informationen umgehen, sind andere  Krankenhäuser mehr als verschlossen. Fest steht aber, dass die Ärzte den Patienten sämtliche Informtionen zur Verfügung stellen müssen, so er es verlangt. Dazu gehören: Aufnahmen, histologischer Bericht, OP-Berichte, etc.pp.  Schlicht und ergreifend alles, was es dem Patienten ermöglicht bei einem anderen Arzt weiterbehandelt zu werden.

Beste Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Bea

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Re:Astro III mit 71
« Antwort #2 am: 01. Februar 2012, 20:15:14 »
Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum, Niederrheiner!

Da das Wesentliche gesagt wurde, mag ich noch auf eines hinweisen: rege doch an, dass deine Eltern sich alle Befunde, den Abschlussbericht etc. aushändigen lassen.
Bilder aus den CT's und MRT's erhält man auf Wunsch auch problemlos auf einer CD.

Jeder geht anders mit Krakheiten um. Da ist die Vogel-Strauss-Version keine Ausnahme.
Da du aber zu denjenigen gehörst die sich mehr Informationen wünschen, solltest du dir Möglichkeiten suchen, diese auch zu erhalten.
Vielleicht magst du an den Arztgesprächen teilnehmen, so wie möglich, oder halt die o.g. Berichte lesen.

Aus meinen Erfahrungen weiß ich, dass man nicht in den Bereichen operiert, in denen man mehr kaputt macht und deshalb versucht, den momantanen Stand kontrolliert zu beobachten.

Weiter ist der Zustand des Patienten und auch das Alter eine Maßgabe. Segen oder Gnade, ich kann es nicht sagen, aber verstehen.

Vielleicht hat der behandelnde Arzt deine Eltern auch so erkannt, wie du es beschrieben hast und deshalb auf ein paar Dinge in der Ausführung verzichtet. Vermutung!

In eurer Situation würde ich  - schon der Auskunft wegen - über eine Patientenverfügung nachdenken.

Alles Liebe,
Bea


 



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