Liebe Simone,
ich kann Deine Schilderung gut nachvollziehen, zu verwirrend war es nicht.
Aber das glaubte ich bei meinen traurig-verzweifelten Schilderungen auch manchmal - und doch wurde mir hier so gut geholfen.
Mit Deinen Symptomen - Schmerzen in beiden Armen und Beinen - auf Schlaganfall zu tippen und eine Woche nicht von dieser Diagnose abzurücken, finde ich schon recht seltsam. Aber erschreckt hat mich, dass eine Biopsie durchgeführt wurde, die zu derart schlimmen Folgen führte.
Nun gut - nach der OP scheint es für Dich vorbei zu sein, zumindest organisch.
Ich verstehe allerdings überhaupt nicht, dass Du mit noch vorhandenen Kopfschmerzen bereits wieder arbeiten gehst - am Computer! In diesen Kopfschmerz-fördernden Räumen.
Wurde Dir nach dieser schweren OP mit der vier Wochen langen Quälerei wegen der Biopsiefolgen keine AHB angeboten?
Das, was Du von Deinem geändertem Verhalten beschreibst, kenne ich persönlich nur zu gut! Ich habe mittlerweile mehrere HT-OP hinter mir. Nach diesen OP habe ich auch Verhaltensänerungen bei mir bemerkt. Zunächst nicht, nach der zweiten OP war es eine Frage der Zeit, die ich mit Medikamenten und dann Sport überbrückte. Aber nach der 3. OP fiel ich in ein tiefes Loch und merkte es nicht einmal. Ich hatte die gleichen Probleme wie Du. Ich tat den mir Lieben weh und weinte schrecklich darüber. Ich merkte, wie ich innerlich aggresiv wurde und lebte es nicht selten auch aus - Türen knallen, jemanden anschreien, wegrennen, ... Ich ackerte wie blöde, ohne zu merken, dass das - gerade nach einem solchen Krankheitsverlauf - viel zu viel war. Aber ich wollte genau so viel schaffen wie vorher und ich wollte es perfekt tun - und machte mich dabei kaputt. Krankschreibung wegen Erschöpfung. Das hat mich zur Besinnung gebracht soweit es mir in der Situation möglich war. Ich wusste, ich brauche mehr Hilfe! Ich habe die Betreuung durch meinen Psychotherapeuten intensiviert, habe mich den Antidepressiva ergeben, wir haben mit meiner Hausärztin eine Reha beantragt, die mir sehr gut tat. Ich lasse mich nun regelmäßig auch von der Neurologin betreuen und nutze die Nachsorgetermine im Krankenhaus auch zu entsprechenden Gesprächen.
So weit muss es bei Dir nicht gehen, wenn Du rechtzeitig reagierst! Ich nehme an, dass Du durch Deine Vorgeschichte auch bereits mit Psychologen Kontakt hattest. Es ist sehr wichtig, dass Du rasch eine Psychotherapie beginnst. Lass Dir vom Hausarzt eine Überweisung geben. Mach es bei der Terminvereinbarung dringend, denn falls Du doch Neupatientin sein solltest, kann es Monate (!) dauern, ehe Du einen Termin erhältst!! Du brauchst es gleich! Es gibt Probegespräche, ob man miteinander klarkommt.
Gerade diese Verhaltensänderungen müssen besprochen werden! Du darfst Deine Freunde nicht verlieren! Entschuldige Dich bei ihnen, erkläre es mit der OP im Kopf.
Berate Dich mit dem Hausarzt oder mit dem Neurochirurgen wegen der Kopfschmerzen. Es wäre wahrscheinlich gut, zeitweise Schmerzmittel zu nehmen, damit diese Schmerzen nicht chronisch werden. Es gibt ja für sie eine Ursache, also darf man auch Schmerzmittel nehmen. Kopfschmerzen belasten den gesamten Körper - das muss nicht sein! Aber bleib damit unter Kontrolle!
Ich selbst habe meine diesbezüglichen Erlebnisse im Thema Psychologische Betreuung unter Aus dem Tief kommen beschrieben. Meine Krankengeschichte findest Du bei Krankengeschichten unter Drei +1 Meningeome ... und ich lebe immer noch. Zur Zeit schreibe ich öfter im Forum und es tut mir gut, jetzt anderen helfen zu können. Über mich schreibe ich jetzt in Meningeom unter Nach der OP im Thema Nach der OP ist vor der OP.
Man kann das alles schaffen!
Und Du hast bereits eine sehr gravierende Sache in Deinem Leben erfolgreich und mit einem glücklichen Ergebnis gemeistert!
Das jetzt schaffst Du nicht ganz allein, aber mit Hilfe und Deiner Dir eigenen Energie wirst Du auch das bewältigen!
Mit verständnisvollen Grüßen
KaSy