HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ein Engel will gehen  (Gelesen 20940 mal)

Texasgirl

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Ein Engel will gehen
« am: 19. Dezember 2010, 23:45:13 »
Meine  über alles geliebte Mutter wird gehen.Mein Schmerz ist so groß und ich kenne niemanden mit dem ich ihn teilen kann.
Ich bin so froh dass es euch gibt,da kann ich schreiben was ich fühle .

Meine Mama 72 Jahre ist bald erlöst.Im Sep wurde sie am Glio 4 operiert,dann Bestrahlung die nichts brachte und nach 4 Wochen Chemo ging es richtig los mit Erbrechen,Übelkeit,Magenkrämpfe und und und.Nun liegt sie in Heidelberg auf der Palliativstation.Isst nichts mehr,trinkt nichts mehr,macht die Augen nicht mehr auf und redet nicht mehr.Sie bekommt ihre Medikamente damit sie schmerzfrei ist.

Ich darf bei ihr schlafen,man hat mir ein Bett dazu gestellt,ich halte ihre Hand,sage ihr wie sehr ich sie liebe,wie stloz ich bin ihre einzige Tochter zu sein,ich sagte ihr dass sie die Erfüllung meines Lebens ist.Ich erzähle ihr von den vielen schönen Dingen die wir zusammen erlebt haben,ich sage ich nicht dass sie gehen wird,ich denke das weiß sie selbst.
Heute Nacht bin ich noch einmal zuhause,wasche und dusche mich,bringe frische Wäsche mit und werde morgen wieder bei ihr schlafen.Ihre Hand halten ,sie spüren,riechen ansehen.und Gott im Himmel danken dass er mir so eine aufopfernde,selbstlose,herzliche,liebevolle Mutter geschenkt hat.

Dann habe ich Angst wenn sie nicht mehr da ist.Angst in ein großes Loch zu fallen,habe leider niemanden mit dem ich mich austauschen kann.Meine Tochter 17 Jahre,aber sie möchte ich nicht belasten,sie leidet so schon genug.Dann stehen wir zwei alleine da und hoffen dass wir wieder ins Leben zurück finden,davor habe ich die meiste Angst.

Danke,dass ich hier meinen Schmerz von der Seele schreiben kann.Bestimmt etwas verwirrt,aber ich kann im Momen nicht mehr klar denken.Hoffentlich geht meine Mom nicht bis ich wieder bei ihr sein kann,denn meistens ist das so.Da wo ich bin,gibt es kein Internet.Aber in 3 Tagen bin ich wieder zuhause...Frische Wäsche holen



Beitrag der Übersichtlichkeit wegen strukturiert Mod
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2010, 10:11:54 von fips2 »

sonnenblume77

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #1 am: 20. Dezember 2010, 10:31:23 »
hallo texasgirl.

hier findest du viele offene ohren und liebe menschen, die dir zuhören und dich aufbauen und mitfühlen....
die angst und traurigkeit gehört dazu, wenn jemand stirbt... aber es wird deiner mutter noch so viel kraft und liebe geben, deine worte an sie !! dass du ihr beistehst, bei ihr bist. sie merkt das und gibt ihr sicher auch kraft, mal loszulassen. ich wünsche mir jedesmal so fest, dass niemand mehr diesen weg gehen muss.

ich habe das gleiche erlebt wie du. wir sind 3 töchter, die hinterblieben sind, konnten die last, trauer und den verlust etwas "teilen", obwohl es heute noch unendlich schmerz und ich immer an meine geliebte mam denke... vieles was du schreibst, kommt mir bekannt vor und die erinnerungen kommen wieder hoch...

ich hoffe, dass du deiner mutter noch ganz viel kraft geben und sie begleiten kannst ! es wird einen weg "danach" geben - die zeit wird es zeigen... erst mal kommt die trauer, lass es zu, es tut gut...

ich wünsche euch ganz viel liebe, kraft und licht !!!

herzlich, chris

mija

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #2 am: 20. Dezember 2010, 11:52:43 »
Liebes Texasgirl, ich kann Dir so gut nachfühlen, es ist immer so wahnsinnig traurig.

Ich schicke Dir ganz viel Kraft und den Halt von guten Freunden!
Fühle Dich herzlich gedrückt von mir...

Lucie

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #3 am: 20. Dezember 2010, 12:29:20 »
Hallo Texasgirl,

ich weiß, was ihr gerade durchmacht. Ich wünsche euch viel Kraft für die folgende Zeit.

Dass du deiner Mutter nicht direkt sagst, dass ihr spürt, dass sie gehen muß, ist sicherlich gut. Manchmal wartet ein kranker Mensch aber wohl drauf, dass seine Familie ihm "erlaubt" zu gehen. So erlebt bei meiner Freundin, die ihrem sterbenden Vater gesagt hat, dass alles gut wird und dass sie allein klar kommen wird. So konnte er beruhigt in ihrem Beisein sterben.

Fühl dich verstanden.

LG
Lucie

Offline Bea

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #4 am: 20. Dezember 2010, 13:09:51 »
Hallo texasgirl,

vielleicht klingt es kurios; sei froh, dass du das alles deiner Mutter sagen kannst. Vielleicht schaffst du es auch ihr zu sagen, dass du sie gehen lässt.

Das was wir von unseren einigartigen, unbeschreiblichen Müttern erhalten dürfen wir unseren Kindern weiter geben. Und es wird immer unser eigen sein, so lange wir leben.

Von ganzem Herzen wünsche ich euch alle Kraft für diese schwere Zeit.

Alles Liebe,
Bea

Jens B

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #5 am: 20. Dezember 2010, 13:30:57 »
Hallo Texasgirl,

ich möchte mich den Vorrednern anschließen & dir ganz viel Kraft und noch viel Zeit mit deiner Mutter wünschen!
Du schreibst, dass du niemanden hast, mit dem du dich sonst noch austauschen kannst.
Es ist noch eine zusätzliche Qual & Sorge für dich! Das tut mir sehr leid!

Doch du hast uns, dass Forum! Schreibe hier deine Sorgen, Ängste & Probleme! Hier hört dir immer wer zu.
Alles Gute!

Herzliche Grüße
Jens B

Offline Eva

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #6 am: 20. Dezember 2010, 14:38:35 »
Hallo Texasgirl,

ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit. Es ist gut, dass Du Deiner Mutter noch alles sagen konntest und es wird Dir als Erinnerung helfen. Sei umarmt

Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Texasgirl

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #7 am: 23. Dezember 2010, 15:44:00 »
Danke,ich danke euch so sehr.Hier zu schreiben und Antworten zu bekommen hilft unendlich.

Nun bin ich wieder zuhause.Kraft schöpfen für die hoffentlich nächsten Tage.Dann mache ich mich morgen wieder auf den Weg zu ihr und bleibe.
Dass ich bei meiner Mom schlafen kann hilft so sehr.In der Nacht wird sie wach,such mich und meine Tochter.Sie sagt ich bin beu euch,sie streichelt unser Gesicht.Man versteht sie zwar sehr schlecht,aber wir sprechen mit unseren Herzen.

Sie bekommt Glucose und Antibiotika,mehr nicht und trotzdem ist sie noch da.Ich denke wir können alle nicht los lassen.Ich sage ihr alles ist gut und sie soll sich in Ruhe zurück lehnen.Ich liebe sie so sehr,es tut so weh.Vielleicht schaffen wir es noch sie an Heiligabend zu begleiten.Ich bin bei ihr,sie wird nicht alleine sein.Ich danke euch,ihr helft mir so sehr,weil ihr versteht von was ich rede.Ein frohes Fest für euch alle.
L.G.
Tina

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« Letzte Änderung: 23. Dezember 2010, 15:50:03 von fips2 »

Hexchen

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #8 am: 23. Dezember 2010, 18:50:40 »
Liebe Tina,
ich wünsche Dir viel Kraft für alles was jetzt kommt. Das loslassen, ist glaube ich das schwerste was auf dich zukommt.
Ich weiß wovon ich schreibe, denn mein Mann starb nach nur 10 Monaten an dieser sch... Krankheit.
Es hört sich vielleicht dumm an, aber diese Monate waren inniger und intensiver wie die letzten 10 Jahre unserer Ehe. Leicht war es nicht ihn zu versorgen und die letzten Schritte zusammen zu gehen, aber ich möchte keine Minute davon missen.
GLG Hexchen

Offline anderle

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #9 am: 23. Dezember 2010, 19:31:26 »
Liebe Tina!
Ich wünsche Dir so viel Kraft die es gibt.Aber man glaubt gar nicht wieviel Kraft man hat.Ich kann mich Hexchen nur anschliesen,eines der schwersten Jahre meines Lebens aber die schönste intensivste Zeit mit meinem Mann.
Dafür werde ich immer dankbar sein.Das wird immer bleiben.Egal was kommt.
Alles Liebe
Anderle

Cary

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #10 am: 23. Dezember 2010, 20:40:48 »
Liebes Texasgirl,

auch ich kann mir vorstellen, wie es dir jetzt geht. Meine Mama ist vor sechs Jahren an Darmkrebs gestorben. Sie wurde leider nur 70 Jahre alt. Zum Schluss lag sie nur noch mit geschlossenen Augen da und wir wussten nicht, ob sie uns noch hören kann.

Es ist gut, dass du nun noch Abschied nehmen kannst, dann schaffst du es auch, loszulassen.

Ich wünsche dir und deiner Tochter viel Kraft für die kommende Zeit. Ich wünsche euch, dass ihr euch gegenseitig Halt geben könnt.

Traurige Grüße
von Cary

Texasgirl

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #11 am: 23. Dezember 2010, 21:10:46 »
Hallo Ihr Lieben,
ich danke euch so sehr für eure Worte,jetzt kann ich wieder durchatmen und morgen früh in aller Stärke wieder zurück in die Klinik zu meiner Mam.Wenn sie Heiligabend erleben kann,bin ich Gott im Himmel dankbar.Ich werde ihren Köper wieder mit Rosenöl einreiben,das liebt sie so ,vom vielen liegen tut ihr alles weh.Ich werde wieder meinen Kopf auf ihr Kopfkissen legen,denn sie mag mich immer streicheln.Mit ihrer wenigen Kraft die sie noch hat.Sie probiert zu sprechen,ich habe verstanden dass sie sagte,ihr seid bei mir und ich immer bei euch und ich soll mich endlich ausruhen.Sie macht sich auch Gedanken wegen dem Wetter und der Fahrt die wir auf uns nehmen um zu ihr zu kommen,das wäre doch gefährlich.Aber so ist meine Mom,immer Gedanken machen um andere,selbst jetzt noch.Ich wünsche euch von ganzem ein geruhsames und friedliches Weihnachtsfest.Seid beschützt.
L.G.
Tina

Offline Bea

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #12 am: 23. Dezember 2010, 21:52:24 »
Liebe Tina,

von Herzen wünsche ich dir geruhsame, besinnliche Weihnachtstage bei und mit deiner Mama. Für die kommende Zeit alle Kraft die du brauchst.

Gesegnete Weihnachten,
Bea

Miriam

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #13 am: 24. Dezember 2010, 13:27:41 »
Liebe Tina,

ich wünsche euch auch eine gesegnete, ruhige Weihnachtszeit...Gott ist immer bei euch.

Tina, ich verstehe dich sehr. Ich habe es Ende November durchgemacht. Mein guter Freund ist verstorben.
Er lag am Ende auch im Bett, konnte nichts mehr sagen, war gelähmt, nur seine linke Hand konnte er sehr leicht bewegen, hatte rasende Schmerzen etc.

Ich erkärte ihm mit gezeichneten Bildern (er konnte die Sprache nicht mehr richtig verstehen, aber die Patienten haben immer ein Bewußtsein!!!!!!!), daß er im schlechten Zustand ist, er kann nicht mehr operiert werden, die Chemo hilft nicht mehr... er wird dann zu Gott gehen.
Er fühlte sich deutlich besser. Er nickte seinen Kopf und seine Augen sagten mir: Danke für die Ehrlichkeit. Dann weiß ich Bescheid.
Ich spürte, daß es ihm so sehr half wenn man neben ihm saß, seine Hand hielt. Dann streichelte er sie immer, schloß seine Augen und entspannte sich. Er fühlte sich freier.
Als ich nach Hause ging und Tschüß sagte, mußte ich weinen, er guckt mich verwirrt an und dachte: Warum weinst du? Ich sagte ihm dann: Ja, du wirst mich nie los. Wir beide mußten grinsen.

Er schlief ein, und ich war nicht bei ihm. Es ist schwer, aber ich war sehr froh, daß ich ihn vorher gesehen habe und wir alles "besprochen" hatten. Das half ihm und mir!

Tina, ich denke an dich.

Liebe Grüße, Miriam

Offline evlat

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Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #14 am: 27. Dezember 2010, 11:13:43 »
Hallo Texas-Mädel,

Du bist ne Spitzen-Tochter! Deine Mama ist stolz auf Dich. Meine Mama ist auch stolz auf mich. Eure Liebe zueinander ist ein Band, das nicht nur Entfernungen überspannt, sondern sogar das Diesseits und das Jenseits. Selbst, wenn sie nicht mehr da sein sollte, wirst Du mit Deinem Herzen mit ihr verbunden sein. Glaubst Du ernsthaft, dass etwas so gewaltiges wie die Liebe einer Tochter ihrer Mutter gegenüber oder etwa die Mutterliebe nur dadurch zerstört wird, das jemand von dieser Welt geht? Ich bin mir sicher, dass ihr alle das meistert. Deine Mama will, dass Du glücklich bist und dass es Dir gut geht. Du machst alles was Du kannst und bist für Deine Mutter da. Mehr kann sich eine Mama nicht wünschen.

Hier hast Du lauter Menschen, die von den selben Sorgen geplagt werden. Dadurch, dass wir hier füreinander da sind, lernen wir es zu verarbeiten. Danke, dass Du auch da bist!

 



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