HirnTumor-Forum

Autor Thema: anaplastisches Gliom WHO-Grad III wird Astrozytom,gemistozytisch WHO-Grad II  (Gelesen 44315 mal)

Offline uli

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Im Juli wurde nach ganz leichtem Krampfanfall bei meinem Mann im Krankenhaus ein Hirntumor festgestellt.
Ich hatte ihn mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus bringen lassen. Zwei Tage später die Diagnose Hirntumor.
Nach PET und Voruntersuchungen wurde der Verdacht auf ein Gliom III vorher gesagt. Eine Wach-OP sollte die Ausfälle eingrenzen.
In der Wartezeit haben wir schon mal Kostenvoranschläge für einen Treppenlifter ect. eingeholt.
Am 16.09.2010 OP in der Uni Düsseldorf. 36 Stunden nach der OP durfte ich meinen Mann nach Hause holen, da er schon vor vielen Jahren an einer Depression erkrankt ist und das Krankenhaus die Depression verstärken würde.
Nach 14 Tagen ging es meinem Mann langsam besser. Beim Ergebnistermin wurde uns mitgeteilt, dass es ein Astrozytom Grad II ist. Nächste Vorstellung in 4 Monaten.
Mein Mann hat mit der Tagesreha begonnen ( ebenfalls die Tagesform wegen der Depression) und erholt sich langsam, hat wieder Interesse an verschiedenen Dingen.

Ich traue mich nicht zu entspannen, was erwartet uns noch. Haben sich eure Angehörigen nach der OP auch emotional stark verändert und wenn ja wie.

Petra und Uli

Offline Bea

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Hallo Petra,

willkommen hier im Forum!

Meine Angehörigen haben nach meiner OP auch von einigen Veränderungen berichtet. Mir sind diese natürlich auch aufgefallen, aber man ist nicht wirklich objektiv.

Was euch noch erwartet wird dir niemand ganz genau voraussagen können. Was ich dir allerdings versichern kann ist; in der Uni Düsseldorf bekommst du Antworten auf all deine Fragen.
Seit vier Jahre bin ich dort selbst Patientin. Eine Antwort blieb man uns nie schuldig und die Antworten waren immer ehrlich.

Kannst du sagen wo der Tumor deines Mannes liegt? Vielleicht macht auch die Lage emotionale Veränderungen aus.

Es ist für alle sehr schwer die Diagnose und die damit verbundene Ungewissheit anzunehmen und das alles ins alltägliche Leben zu integrieren.

Mir hilft es gebraucht zu werden. Ob in der Familie oder im Ehrenamt. Es tut gut Interessen zu haben die nicht mit der Krankheit in Verbindung kommen.
Bis dahin ist es aber immer ein Weg, denn die Krankheit bringt Einschränkungen mit sich die es zu akzeptieren gilt.

Entspannung brauchst du. Sie gibt dir Kraft für das was das Leben bringt. Angehörige müssen auch auf sich aufpassen - sie sind ebenso wichtig wie der Patient. Daran muss man sich immer erinnern.

LG,
Bea

Offline uli

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Ok, ich hab mich anscheinend etwas falsch ausgedrückt. Mich störrt nicht die Veränderung meines Mannes, nur bin ich oft nicht sicher, ist es die Tumorerkrankung oder die Depression. Ich könnte ihm dann besser helfen lassen.

Und mit Entspannung, habe ich das Ergebnis der OP gemeint, ist es besser oder wie schnell kann sich wieder alles verschlechtern.

LG
Petra

Offline Bea

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Hallo Petra,

du schreibst:
Zitat
Mich störrt nicht die Veränderung meines Mannes, nur bin ich oft nicht sicher, ist es die Tumorerkrankung oder die Depression. Ich könnte ihm dann besser helfen lassen.

Genau deshalb habe ich dir diese Frage gestellt:
Zitat
Kannst du sagen wo der Tumor deines Mannes liegt? Vielleicht macht auch die Lage emotionale Veränderungen aus.

Ob es definitiv eine Depression komplett ausschließt läßt sich natürlich nicht sagen.

Emotionen liegen im Gehirn z.B. frontal basal = rechts vorne.

LG,
Bea

Offline uli

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Hallo Bea,

ich war länger nicht im Forum. Der Tumor war links frontal.

LG
Petra

Offline uli

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Am 18.10.2010 habe ich geschrieben, dass ich mich nicht traue zu entspannen. Leider hatte ich recht mit dem Gefühl. Vom November bis Ende Januar rutschte mein Mann massiv in die Drepression. Eine Woche lang verweigerte er das Essen, sprach nicht und der körperliche Zustand wurde richtig kritisch. Er ist selbstverständlich in fachärztlicher Behandlung. Seine mangelnde Orientierung brachte einige schwierige Situationen für meinen Mann, da er sich sehr abhängig fühlte und sich dagegen auflehnte

Beim ersten MRT Ende Januar wurde ein neuer Tumor entdeckt, genau an der alten Stelle. Vier Wochen Untersuchungen folgten und am 03.03.2011 eine erneute OP.
Aufgrund der Depressionen durfte mein Mann wieder nach 48 Std. das Krankenhaus verlassen.

Nach der Gewebeuntersuchung kam die Entwarnung, es war kein Tumor, sondern Narbengewebe. Laut Prof. Sabel ein Grund die Sektkorken knallen zulassen.

Vier Wochen nach der OP hat mein Mann wieder mit dem Hundetraining angefangen ( wir betreiben mit unseren Appenzellern Hundesport). Seine Versuche waren noch sehr unsicher und brachten ihn an den Rand der Belastbarkeit. Aber heute 8 Wochen nach OP hat er mit seinem Hund eine Ausdauerprüfung 5 Kilometer bestanden.

Ich bin mächtig glücklich und stolz auf ihn, dass er kämpft. Ich hatte in den letzten Tagen einen sehr gute Austausch mit Iwana, danke, ich glaube wir lernen langsam mit dem Tumor um zugehen.

Trotzdem macht der nächste MRT-Termin in vier Wochen schon etwas Unruhe.

       

Offline Iwana

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Hallo Uli
Das freut mich aber dass es bergauf geht. Und sag deinem Mann dass es eine grosse Leistung ist nach 8 Wochen schon so eine Prüfung mit 5km laufen abzulegen. Ich wusste gar nicht, dass es "schweizer" Hunde sind  ;D über die Rasse haben wir nie gesprochen...
Berichte doch weiter wie es läuft und holt euch jederzeit Rat wenn was ist!
Gruss Iwana

Offline uli

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Heute waren wir zum MRT-Gespräch bei Professor Sabel, alles ok., wir brauchen und keine Sorgen machen und sollen uns einen schönen Sommer machen. Es bleibt bei Stufe II. Nächster MRT-Termin ende September. 

Offline Bea

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Hallo Uli,

es freut mich sehr, dass es eine gute Neuigkeit gibt.

Selbst bin ich bisher sehr überzeugt von Prof. Sabel. Ihr solltet in den besten Händen sein.

Wie geht es denn deinem Mann mental? Kann er entspannter leben und zufrieden sein?
Ich frage dies im Hinblick auf die damaligen Depressionen.

Weiterhin alles erdenklich Gute und ganz viel Zuversicht.

Liebe Grüße,
Bea

Offline Mahli

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Hallo Uli!

Na dass sind doch mal gute Nachrichten. Freut mich für euch und genießt euren Sommer so richtig!!!

Grüße

Offline uli

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Hallo Bea,

es gab ernste Gespräche und ich habe mein Leben komplett umgestaltet, ich arbeite weniger und/ oder nehme meinen Mann zu Hausbesuchen mit. Auf dem Weg gehen wir dann zwischendurch mit den Hunden oder einen Kaffee trinken. Außerdem habe ich ihm eine kleine Aufgabe in meinem Büro übertragen( er nimmt die Aufgabe sehr ernst und fühlt sich gebraucht), als Lohn gibt es dafür einmal pro Monat ein Abendessen im Restaurant seiner Wahl.
Die Tagesstruktur hilft ihm mit der Depression besser umzugehen. Außerdem machen wir zur Zeit viel Urlaub, hatten im letzten Jahr ja kaum Urlaub. 
 

Offline uli

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Tja, es ist wieder viel passiert, nach dem Hoch folgte ein zweimonatiges mega super Tief. Ich habe schon befürchtet, dass wir es nicht schaffen. Mein Mann schlief oder saß auf einen Stuhl und schaute in die Luft. Selbst sein Wunschurlaubsziel (Midsommer im Schärengarten über Stockholm) konnte ihn nicht bewegen. 
Inzwischen glaube ich auch, dass die Medikamente für die Krampfanfälle( er hatte nur einen einzigen bei Diagnosestellung) und die Depressionen nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Zwei Ärzte und keiner redet mit dem Anderen, ab Oktober haben wir endlich einen Neurologen der auch Psychiater ist.
     

Offline uli

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Wieder vier Monate bis zum nächsten MRT. Keine Hinweise auf den Tumor, alles ok.
Nur die Depression begleitet uns weiterhin, z.Z. ist es etwas besser. Wir haben mit Tellington-Touch für Menschen begonnen ( zweimal bis jetzt) und irgendwie ist ein bisschen mehr Lebensfreude da.
Wir hoffen, es wird sich in der nächsten Wochen noch besser.

Offline Bea

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Hallo Uli,

das sind doch gute Nachrichten!

Wenn Tellington funktioniert ist das super. Bei mir war es Cranio-Sacrale. Alles was gut tut muss einfach gemacht werden.

Was die Depressionen angeht: es ist immer sehr schwierig. Jeder hat andere Dinge die ihm wichtig sind, an denen er sich hoch ziehen kann und die ihm ein wenig Lebensfreude geben.
Ein Allgemeinrezept gibt es wohl kaum.

Was ich bei mir merke ist, jeglicher Stress, jegliche Sorgen spiegeln sich einfach auf meiner Seele wieder. Auch auf meinem Körper: ich reagiere mit Verspannungen und erfreue mich an meinen wenigen Massagen.

Von Herzen wünsche ich euch viele Schritte zu einem besseren Alltag mit ganz viel Lebensqualität.

Liebe Grüße,
Bea

Offline KaSy

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Liebe Petra, ich antworte hier auf Deinen Beitrag, den Du als letztes bei Jean-Claude eingetragen hast.

Liebe Petra,

ich kann die Probleme, Schwierigkeiten, Gefühle Deines Mannes nachempfinden, da ich auch Depressionen und Hirntumorerkrankungen (plus einige Augen-OP) im Wechsel oder gleichzeitig erlebt habe bzw. erlebe. Allerdings sind meine Depressionen durch die HT-OP und Bestrahlungen  ausgelöst worden.

Für Deinen Mann bist Du als Bezugsperson ganz ganz wichtig.
Er benötigt Deine Stabilität, Deine Sicherheit, Dein geordnetes Leben und die Aufmunterungen, das Durchsetzen von gemeinsamen Unternehmungen (aufstehen, essen, spazierengehen uvm), um mit seinem Leben nach und nach immer etwas besser klarzukommen.

Mir hat in meinen Depri-Phasen der sichere geordnete Tagesablauf meiner Eltern viel Sicherheit gegeben. Ich besuchte sie allerdings vorrangig, wenn es mir besser ging.
Außerdem hat mir Sport sehr sehr gut getan, was auch meine gerade flügge gewordenen Kinder anerkennend bermerkten.

Ich kann Deine Situation auch nachempfinden. Es muss schlimm, ja, furchtbar sein, einen so engen Angehörigen so sehen zu müssen. So, wie Du Deinen Mann liebst und alles mit ihm gemeinsam durchlebst, zieht Dich sein Leben und Leiden mit herunter.
Für Deinen Mann wäre es aber sehr wichtig, wenn er diese Phasen von Dir nicht überwiegend spüren müsste. Denn, aus meiner Erfahrung sage ich, er möchte Dir nicht weh tun, er möchte nicht, dass es Dir auch noch schlechter geht, er möchte nicht, dass seine Traurigkeit auf Dich abfärbt.
Ich nehme an, er hätte nichts dagegen, wenn Du ab und zu allein unterwegs bist, um Dich mit Freundinnen zu treffen, Spaß zu haben, anregende oder sogar irgendwann auch lustige Kinofilme schaust, und ihm danach davon erzählst, oder auch nicht. Wichtig ist, dass Du für Dich einen Ausgleich findest, wenn Dich die Trauer zu beherrschen droht. Dann brauchst Du jemanden zum Reden, jemanden mit Verständnis oder einfach positive Ablenkung.

Es könnte nämlich die Gefahr bestehen, dass Dein Mann irgendwann sagt, er wolle Dir nicht zur Last fallen und möchte Dich frei geben. Das dürft Ihr jetzt nicht falsch verstehen, für diese Aussage kenne ich Euch viel zu wenig. Aber ich habe das hier im Forum und auch in meinem Umfeld mitbekommen müssen.

Hast Du eigentlich darüber nachgedacht, selbst auch eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen oder mit Deinem Mann gemeinsam?

Ich grüße Dich herzlich und wünsche Euch Beiden alles Gute!   

Eure KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

 



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