Ihr Lieben,
ich habe jetzt das Gefühl, wieder in meinem Leben angekommen zu sein.
Nach den fast 11 Wochen in der Klinik habe ich mich eine Woche lang noch so sehr traurig und freudlos gefühlt, es war furchtbar. In der Woche danach ging es immer besser, mit weniger Traurigkeit.
Aber ich habe auch alles mögliche gemacht, um
mein Leben wieder zu leben:
- Sport, fast alle zwei Tage
- Ich habe mit der Hausärztin geklärt, wie das funktioniert, wenn Ärzte keine Berichte schreiben.
- Ich war auf dem HT-Info-Tag - es war wie zu Hause (Hier werde ich verstanden und mein HT wird akzeptiert. Und über den Klinikaufenthalt habe ich am Vorabend auch reden können ... ) Ich habe in Berlin mit einer NC aus Münster wegen der Hormon-Meningeom-Problematik gesprochen, was mich sehr sehr beruhigt hat. Ich habe bei den Vorträgen mitgeschrieben, aber weniger als sonst. Einiges war mir neu, vielleicht schreibe ich es hier rein ... vielleicht.
- Ich habe mit dem Gynäkologen das weitere Vorgehen geklärt (Abwarten!
)
- Ich habe mein Wohnzimmer etwas aufgeräumt (die sooo lange liegen gebliebenen Sachen), um meinen sehr lange bekannten und vertrauten Versicherungsmenschen reinlassen zu können und habe mit ihm auch über den Klinikaufenthalt gesprochen.
- Ich war war bei einem Vortrag über neue Beschleuniger-Technologien (klingt passend verrückt
) - die kilometerlangen Strecken können mit anderen Methoden auf wenige Meter reduziert werden ... Immerhin verdanken wir u.a. dieser Grundlagenforschung die Möglichkeiten der Bestrahlung.
- Ich war heute bei der Amtsärztin, dieser Termin der Überprüfung auf meine Dienst(un)fähigkeit war mir am 15.10. ins Haus geflattert. Aber auch diese Untersuchung und mehr das Gespräch verliefen gut. Ich kenne die Amtsärztin ja auch aus den Zeiten, als ich lange erkrankt, aber unbedingt wieder arbeiten wollte. Dass es nun nicht mehr geht, da sind wir uns einig.
- Bei meinem Psychotherapeuten war ich am 14.10. (vier Tage nach der Klinik-Entlassung) und am 23.10. Am 14.10. war ich noch enorm aufgeregt, das ging bis zum Weinen, ich wollte sooo viel aufarbeiten, war völlig durcheinander ... Heute war ich dort zwar immer noch etwas rückwärts orientiert, aber auf der sachlich sortierenden Ebene. Er sprach davon, dass nach einem solchen Klinikaufenthalt manche Patienten mit einem Trauma zurückkehren und ich gehöre wohl dazu. Und er sagte, dass ich stets "gangbare Wege" suche / finde / gehe. Er erläuterte dies damit, dass ich nach jeder Situation, die mich aus der Bahn zu werfen droht, immer wieder neue Wege gehe. So versuche ich, auch den Klinikaufenthalt zu sehen. Es war eine Erfahrung. Nicht ganz schlecht, aber auch nicht das Beste, was es für mich hätte geben können. Irgend etwas könnte an Gutem geblieben sein - das wird die Zeit zeigen.
Tatsächlich gab es bei meinem geliebten Sport gestern eine Äußerung einer Trainerin, die ich sehr mag, über den Zusammenhang von Körper und Kopf bei Erkrankungen, also über die Mitwirkung der Psyche. Sie hat das beim lockeren Schwatzen und Motivieren einfach so in den Raum gesagt. Das ist ja auch völlig richtig und ich vertrete es hier im Forum auch und empfehle immer wieder den HT-Betroffenen und den betreuenden Angehörigen, sich auch psychologischen Beistand zu suchen.
Aber diesmal löste diese Äußerung bei mir den sofortigen Abbruch des Trainings aus - was bei dem bei Mrs. Sporty üblichen Kreistraining nicht auffällt. Ich hatte die üblichen drei Runden auch fast geschafft. Ich wollte wie üblich die Dehn-Übungen anschließen und brach sie abrupt ab, da in mir gleichzeitig Tränen und Wut hochkamen und ich ging (stürzte fluchtartig) aus dem Trainingsaum zu den Umkleidekabinen.
Dort schaffte ich es jedoch tatsächlich, in einer relativ kurzen Zeit von 5-10 Minuten runterzukommen. Mir war fast sofort klar gewesen, was der Auslöser für diese Attacke war. Ich konnte nach dem Umziehen allerdings noch nicht fröhlich "Tschüss" sagen. Dafür war ich heute nachmittag noch einmal dort (andere Trainerinnen) und war locker und fröhlich und - ich bin wieder fit wie ein Turnschuh!
Allerdings bin ich mehr müde.
Kann mittags schlafen und nachts auch.
Mitunter wache ich mehrfach auf und gucke, wie spät es ist, um dann weiterzuschlafen (ohne Grübeln). Aber ich glaube, das ist so, wenn ich am Folgetag etwas Wichtiges vorhabe wie MRT oder Amtsärztin.
Ich habe aber immer mehr das Gefühl, dass mein Leben ohne Antidepressiva möglich ist.
Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zu den erfolgten HT-Therapien.
Die letzten liegen jetzt gut drei Jahre zurück, da könnte dieser Versuch ohne AD erfolgreich sein.
Und mehr Müdigkeit bedeutet auch, dass mich mein Körper nicht mehr zu viel aktiv sein lässt, das könnte auch ganz hilfreich sein.
Nun habe ich meine Abendessenzeit verpasst und ich wollte doch die Tagesstruktur möglichst beibehalten. (Aber angefangen habe ich diesen Text, da war es noch nicht 18 Uhr.)
Ich werde in den nächsten Tagen nach München fahren, jetzt fühle ich mich stabil genug dafür. Dazwischen liegt Thüringen, von wo ich von meinem Ältesten Schnee- und TausendeSterne- Meldungen erhalte, die sein Zweijähriger mit seinen Eltern in den Ferien in Oberhof genießt.
Eure KaSy