HirnTumor-Forum

Autor Thema: Wie lange noch? [GBM IV]  (Gelesen 9390 mal)

Pete

  • Gast
Wie lange noch? [GBM IV]
« am: 03. Februar 2009, 18:38:17 »
Hallo erstmal!

Ich habe hier schon eine Menge gelesen, aber immer wieder gezögert, etwas über meine Geschicht hier zu schreiben.
Nun ist der Tag gekommen, wo ich es einfach mal heraus lassen musste. Ich hoffe natürlich, dass es mir ein wenig hilft und ich vielleicht doch noch den einen oder anderen Ratschlag bekomme.

Mitte August 2007 merkte mein Vater (Stiefvater seit 30 Jahren) 72Jahre alt, dass irgendetwas nicht mit seinen Augen stimmte.....er konnte es nicht beschreiben!
Als erstes unterließ er das auto fahren, welches ihm sehr schwer fiel aber auch sehr vernünftig war. Nach mehren Untersuchungen (Hausarzt..Augenarzt...) stellte man dann Anfang September folgende schwere Diagnose fest: "Gliom Grad IV"
Als mich meine Mutter anrief und mir das erzählte, riss es mir plötzlich die Füsse unterm Tisch weg.
Mein leiblicher Vater ist mit 37 Jahren an einem plötzlichen Herzinfarkt verstorben und jetzt erwischt es auch noch meinen Stiefvater, der für mich seit 30 Jahren da war und mein Leben geprägt hat.
Wieso er habe ich mich immer wieder gefragt. Er war immer kerngesund und fit und seit seiner Geburt!!!! nie im Krankenhaus.

Zwei Tage später wurde er erfolgreich am Hinterkopf rechtsseitg operiert. Diese Operation hatte er sehr gut überstanden, aber man sagte uns auch damals, dass seine Lebenserwartung sehr gering war und nur ca. 5% ein Jahr überstehen.

Es folgten nun die üblichen Behandlung mit Chemo etc und regelmäßigen CT-Untersuchungen.

Er verkraftete es alles perfekt und ihm ging es immer gut...keinerlei Übelkeit oder sonstiger Einschränkungen.
Das einzige was blieb, war die Augengeschichte, die er immer noch keinem erklären konnte. Bis auf Autofahren, Radfahren konnte er alles machen und er hatte immer den Mut diesen Kampf zu gewinnen.

Das ganze Jahr 2008 verlief so! Die Unteruchen (CT; MRT Bilder) erbrachten immer wieder kleinere Rückschläge (Tumor wurde größer) aber dann auch wieder positives und der Tumor ging langsam zurück bzw blieb unverändert.
Und so lange es ihm gut ging, ging es meiner Mutter und mir auch gut.

Dann kam die Vorweihnachtszeit und war plötzlich extrem überdreht und redete sehr viel von Früher etc.
Da wussten wir schon bzw. ahnten, dass irgendwas nicht stimmt.

Sein Zustand änderte sich auf einmal seit Weihnachten täglich. Er schlief auf einmal sehr viel und war nicht mehr sehr gesprächig, aber er hatte keine Schmerzen.

Mitte Januar wollte er garnicht mehr aufstehen und hatte auch Schwierigkeiten mit der Toilette.

Vor knapp zwei Wochen ist er das letzte Mal alleine aufgestanden. Seit diesem Tag geht es nicht mehr.
Meine Mutter besorgte sich dann einen Toilettestuhl und nach meinem Drängen her, reichte sie die notwendige Pflegehilfe ein.
Alles ging sehr schnell und jetzt bekommt sie jeden morgen und abend Hilfe von der Diakoni. Zwischenzeitlich bekam mein Vater auch ein Krankenbett.
Die Ärtze sagten nun, dass eine weitere Chemo an seinem Zustand nichts mehr ändert, sondern nur sein Leben etwas verlängerte.
Meine Mutter entschloss sich sich dann für die einstellung der Chemo.

Seit einer Woche ist es noch schlimmer geworden. er erkennt kaum noch einen und er nimmt auch kaum noch Nahrung zu sich. Er bekommt jetzt alle 24 Std. einen Tropf mit Flüssigkeitszufuhr. Zudem hat er jetzt auch Windeln an und ist immer sehr agressiv.

Seit letzten Samstag bekommt er kein Kortison mehr.

Gestern war ich wieder zu Besuch (eine Std. Fahrzeit) und er war sehr schlecht gestellt. Er liegt nur im Bett und jammert sehr viel (Man versteht es kaum).

Als ich ihm von meiner Freundin lieb grüsste, kam ein Lächeln über seine Lippen, welches bei meiner Mutter und mir sehr stark auf die Tränen drückte, denn dieses kannten wir seit Weihnachten garnicht mehr von ihm.

Am gleichen Tag bekam er auch noch eine Schildrüsenerkrankung rechtseitig im Gesicht.

Heute rief mich meine Mutter an und erzählte, dass es die letzte Nacht sehr schlimm war. Er war sehr überdreht und wollte immer aufstehen, obwohl er es ja nicht mehr selber ohne eigene Hilfe stehen kann. Er hat sich jetzt auch das erstemal in die Windeln gemacht und meiner Mutter fällt es jetzt doch immer schwerer alles zu bewältigen.
Zum Glück bekommt sie Unterstützung von guten Freunden zuhause und ich fahre auch so oft es geht hin um sie zu Unterstützen.

Gestern haben wir uns beide gewünscht, dass er bald einfach einschläft und nicht wieder aufwacht.
Mir fällte es sehr schwer darüber zu schreiben und mir kommen auch immer wieder die Tränen.

Ich frage mich wirklich, wie lange dieser Zustand bei ihm noch bleibt und wie lange meine Mutter es noch schafft.


Liebe Gruss  Pete
« Letzte Änderung: 20. Mai 2009, 21:04:28 von KarlNapf »

ST79

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #1 am: 03. Februar 2009, 20:56:27 »
Hallo Pete,

mir stehen auch gerade die Tränen in den Augen, mein Vater ist im Moment in einer ähnlichen Situation, auch wenn die eigentliche Krankheit wohl noch nicht soweit fortgeschritten ist, uns aber im Moment ein Magengeschwür große zusätzliche Sorgen bereitet.
Es ist immer wieder so furchtbar, zu sehen oder zu lesen, wie diese Kranheit ein Leben nach dem anderen bzw. ganze Familien zerstört.

Wie lange dieser Zustand andauern wird kann Dir wohl keiner mit Gewissheit sagen, ich drücke die Daumen für Deinen Papa, dass er nicht zu lange leiden muss so wie ich es auch jeden Tag für meinen Papa tue. Wir wollen unsere Lieben nicht möglichst lange halten sondern ihnen ein würdevolles Ende ermöglichen! Nur steht das leider nicht in unserer Macht...

Du schreibst allerdings nur von der Diakonie, also einem ambulanten Pflegedienst.
Hör Dich am besten mal um, ob es bei Euch einen ambulanten Hospizdienst gibt, diese Leute sind ausgebildet in der Sterbebegleitung und können vor allem auch Deiner Mama eine große Stütze sein. Mein Papa ist bereits seit kurz nach der Diagnose in einem Hospiz ganz in der Nähe angemeldet, vielleicht kommen wir ohne aus, aber die Krankenkasse und unser Hausarzt haben mir bereits damals dazu geraten.

Ich wünsche Dir viel Kraft!

LG
Sabine

Offline Micha

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Re: Wie lange noch?
« Antwort #2 am: 04. Februar 2009, 08:58:45 »
Hallo Pete und ST79

Ich will und kann jetzt hier nicht viel schreiben.
Kann euch nur sagen das es bei mir vor kurzem
genau so war,mit den gleichen Symptomen.
Wobei ein Hospiz für mich auf keinen Fall
die Lösung ist,was aber jeder für sich entscheiden muß !

Wenn ihr Fragen habt könnt ihr mir ruhig schreiben!

Ich wünsche euch viel Kraft !

Liebe Grüße Micha

Keiner weiß weswegen Menschen
sich verändern und plötzlich ganz
anders sind, doch ich weiß das die
Vergangenheit mich geprägt und zu
dem gemacht hat was ich heute bin!

rit

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #3 am: 04. Februar 2009, 10:03:08 »
Lieber Pete,

so wie du schreibst dauert es nicht mehr lange. Ich rate dir, lass dich krank schreiben, sei bei deiner Mutter und unterstütze sie. Gegen die Unruhe gibt es Morphiumpflaster, was bei meinem Mann allerdings nicht geholfen hat. Erst die Morphiumtropfen haben ihm Ruhe gebracht.

Es war die Angst vor dem Tod, die meinen Mann so unruhig werden ließ. Mein Mann mochte die Augen nicht mehr zu machen, weil er Angst hatte nicht mehr aufzuwachen. Wir hatten allerdings keinen Tropf, sondern haben auf natürlichem Wege sich seinen Bedürfnissen angepasst. Erst keine Nahrung mehr, ein Tag vor seinem Tod hat er zum letzten Mal getrunken und solange bekam er auch noch das Cortison.

Die Morphin-Tropfen waren für uns alle eine Erleichterung. Es tat gut zu sehen, dass er ohne Angst gehen konnte.

Viel Kraft und seid bei ihm in den letzten Stunden, er merkt es.

LG
Felicitas

Pete

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #4 am: 06. Februar 2009, 15:27:35 »
Hallo zusammen

Danke erstmal für eure Antworten.

Ist schon hilfreich von anderen zu lesen, die eine ähnliche oder gleiche Geschichte hatten bzw noch vor sich haben.

Sabine Dir wünsche ich natürlich auch viel Kraft für den weiteren Weg. Die Leute die zu uns kommen sind von der ambulanten Hospiz und helfen meiner Mutter sehr.

Leider hat sich am Zustand nichts geändert, aber es ist auch nicht schlimmer geworden.
Er bekommt wohl noch sehr viel mit und will auch noch immer aufstehen und aktiv sein, obwohl dieses nicht geht.
Gestern ist er aus dem Bett (Krankenbett) gefallen, aber zum Glück ist nichts schlimmeres passiert.
Hospiz ist er dann der Fall, wenn er evtl. ins Koma fällt und meine Mutter garnichts mehr für ihn machen kann.
Solange er etwas in seiner Umgebung wahr nimmt, bleibt er auch zu hause.

Das mit dem Morphium habe ich meiner Mutter erzählt. Sie wollte mal den Hausarzt fragen.

Zum  Glück habe ich gute Arbeitszeiten und kann sehr oft bei meiner Mutter sein und sie unterstützen.

LG Peter




ST79

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #5 am: 06. Februar 2009, 17:41:17 »
Hallo Pete,

wenn er bereits ein Krankenbett hat könnt ihr doch bestimmt Bettgitter befestigen.
Wenn ihr dann das Kopfende etwas hochstellt und das Gitter schräg befestigt, also am Kopfende hoch und zum Fußende hin tief, fühlt er sich evtl. nicht so eingesperrt, aber er ist gegen Rausfallen gesichert. Haben wir meinem Papa auch erstmal beibringen müssen, nachdem er aus dem Bett gefallen ist aber er hat es irgendwann schweren Herzens akzeptiert.
Das gibt vor allem nachts ein Gefühl von mehr Sicherheit.

LG
Sabine

ST79

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #6 am: 28. Februar 2009, 11:51:48 »
Hallo Pete,

wie sieht es bei Dir /Euch aus? Musste gerade an Euch denken.

LG
Sabine

Pete

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #7 am: 04. März 2009, 17:00:12 »
Hallo Zusammen     :'(


Wollte zuerst garnicht mehr auf diese Seite und mit dem Thema abschließen, aber die ganzen Geschichten und Informationen hier haben mir doch sehr geholfen und somit bin ich nun doch wieder hier.

Mein Stiefvater ist am 24.02. nach hartem Kampf verstorben. Meine Mutter hat ihn bis zum Schluß gepflegt und ist sehr froh darüber ihn doch nicht in die Hospiz abgeben zu haben.

Die unruhige Art, die er noch Anfang Februar hatte legte sich nach der Zeit und er wurde immer ruhiger und hatte seine Augen nur noch selten auf.
Die letzten zwei Wochen wollte er auch nicht mehr auf den Toilettenstuhl und er hatte auch keine Kraft mehr dafür.
Eine Verständigung war dann auch nicht mehr möglich, da er kein verständliches Wort mehr von sich geben konnte.
Seit Mitte Februar bekam er plötzlich ständiges "röcheln" (klang wie eine laute Kaffeemaschine). #Der Arzt meinte, dass kommt vom Kehlkopf und ist in diesem Zustand normal. Am letzten Tag hatte er Pulswerte von 90/60.

Dienstag morgen letzter Woche ist er dann nicht  mehr aufgewacht. (Auf den Tag genau 1,5 Jahre nach der OP)
Zum Glück brauchte er nicht mehr leiden und ist jetzt erlöst.

Vielen Dank an alle Mitglieder (Autoren) , die mit ihren eigenen Geschichten, Erfahrungen hier anderen helfen. Mir und meiner Familie hat diese Seite sehr geholfen.

Danke Euch!






ST79

  • Gast
Re: Wie lange noch?
« Antwort #8 am: 04. März 2009, 17:14:45 »
Hallo Pete,

mein aufrichtiges Beileid. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie es in Dir gerade aussieht, mein Papa ist am 02.03. eingeschlafen.
Sie sind jetzt an einem besseren Ort.

Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume,
ich leb´ in Euch und geh´durch Eure Träume.

Gruß
Sabine

 



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