Hallo zusammen,
ich bin noch relativ neu hier im Forum, habe aber jetzt beschlossen, den Krankheitsverlauf meines Papas hier festzuhalten, für andere aber vor allen Dingen für mich, da ich bereits jetzt merke, dass der ständige Stress einen bestimmte Sachen (zB Daten) schnell vergessen lässt:
Oktober 2008: ständige Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie wachsende Gereiztheit/Aggressivität, diesen Symptomen wurde aber nicht viel Beachtung geschenkt, da meine Eltern gerade noch ein EFH gebaut haben und daher viel auf den Stress geschoben haben
Mitte Oktober 2008: erste Ausfallerscheinungen, wie Einschränkung des Sichtfeldes und Schwierigkeiten beim Anziehen von Kleidungsstücken (immer falschrum angezogen)
21.10.2008: Erster Arztbesuch, Verdacht auf Schlaganfall, sofortiger Termin zum CT, kein Schlaganfall sondern eine "Raumforderung", sofortige Überweisung in die Uniklinik, dort noch am gleichen Tag viele Gespräche, Planung der OP, es sei noch nicht möglich, eine genauere Diagnose zu stellen, aber in den Unterlagen steht bereits die Diagnose "Glioblastom", ich habe im Netz recherchiert und wurde zum ersten Mal mit dieser tödlichen Krankheit konfrontiert, außer meinem Freund habe ich aber erstmal niemandem gesagt, was dies bedeutet
22.10.2008-10.11.2008: Viele Vorbereitungstermine wie bspw. MRT und PET, wachsende Ausfallerscheinungen, fortschreitende Lähmung der linken Körperhälfte
11.11.2008: stationäre Aufnahme in die Uni
12.11.2008: eigentlicher OP Termin - verschoben
17.11.2008: OP in der Uni
21.11.2008: Gespräch mit dem Oberarzt, Diagnose GlioIV bestätigt, vorher hatte man meiner Mutter noch gesagt, eine andere Klinik hätte ihn nicht mehr operiert...; OP sei gut verlaufen, Ergebnis besser als man erwarten durfte, aber keine vollständige Entfernung des Tumors der Größe von ca. 7 cm
26.11.2008: Entlassung nach Hause, linke Seite wieder fast funktionstüchtig
27.11.2008-10.12.2008: Aufenthalt zu Hause, starker körperlicher Abbau, fast bettlägerig, Pflegestufe 1 bewilligt, Pflegedienst kommt 1x am Tag, ansonsten Versorgung durch meine Mutter, sie übernimmt die häusliche Pflege, ich alles, was Verwaltungstätigkeiten (bspw. den Bau des Hauses) und Vermögenswerte angeht, da er mir vor der OP eine Generalvollmacht ausgestellt hat
11.12.2008: Beginn der Bestrahlung und Chemo stationär, da meine Mutter (Psychisch labil und Alkoholprobleme) mit der dauerhaften häuslichen Pflege überfordert ist
23.12.2008 - 28.12.2008: Aufenthalt zu Hause wegen der Feiertage, Absetzen der Chemo wegen Verschlechterung der Blutwerte, Sturz im Badezimmer wegen Unterzucker
28.12.2008: Rückkehr in die Klinik, Fortführen der Chemo und der Bestrahlung
Zurzeit hat sich sein Zustand meiner Meinung nach etwas gebessert, er wirkt geistig klarer und die Augen schauen nicht mehr so abwesend. Die Gedächtnisleistung ist allerdings immer noch eingeschränkt, vor allem das Kurzzeitgedächtnis.
Probleme bereiten sein Blutdruck (vorher Bluthochdruck, jetzt eher zu niedrig) und der Blutzucker (Diabetiker, Blutzucker unter Fortecortin zwischen 250 und 350).
Er ist nach wie vor der Meinung, dass er in 3 Wochen nach Ende der Bestrahlung und Chemo wieder vollkommen gesund ist. Er kennt die Diagnose, zurzeit bin ich mir allerdings nicht sicher, ob er dies schlichtweg vergessen hat oder die Diagnose verdrängt. Auch der Großteil unserer Umwelt glaubt, dass er wieder gesund wird, die Prognose bei Glioblastomen will keiner wahr haben, alle vergleichen dies mit "normalen" Krebsarten, die ja heilbar seien und haben eigentlich überhaupt keine Ahnung.
Was soll man da machen, jeder glaubt das, was er will...
Meine Mutter und ich können jetzt nur versuchen, ihm die verbleibende Zeit so schön wie möglich zu machen. Zumindest bekommt er vielleicht noch die Chance, den Frühling in SEINEM EIGENEN Garten auf der Terasse zu erleben. Das Haus war sein Lebenstraum...
Sabine