Hallo Uschil,
zunächst mal ein herzliches Willkommen bei uns im Forum.
Es tut mir leid, dass es dir nach der OP so schlecht geht und du so fertig bist, aber aus meiner Sicht ist das nicht unnormal. Zum einen ist die OP ja noch nicht lange her, zum anderen ist eine Hirn-OP nun mal alles andere als ein Spaziergang.
Das, was du jetzt und in der nächsten Zeit vor allem brauchst, ist GEDULD. Und du kannst mir glauben, dass vielen von uns dieses Wort regelrecht verhasst ist, aber ohne geht es nicht. Und ja, ich gehe davon aus, dass vieles wieder besser wird. Ich habe gerade im ersten postoperativen Jahr viele Fortschritte gemacht und auch im zweiten wurde noch einiges besser. Aber du hast es ja schon gelesen, ich schreibe hier von Jahren. Es wird kein Jahr dauern, bis es dir besser geht, das will ich damit natürlich nicht zum Ausdruck bringen, ich will dir nur aufzeigen, dass es bei mir über einen längeren Zeitraum immer wieder Fortschritte gab. Aber jeder Verlauf ist anders und du wirst abwarten müssen, wie es bei dir sein wird.
Ich nehme an, du hattest ein Meningeom. Kannst du uns schreiben, wo genau es lokalisiert war, ob es vollständig entfernt werden konnte und welchen WHO-Grad es hatte?
Ich konnte übrigens nach der OP auch nicht mehr schlafen, die ganze Zeit im Krankenhaus nicht, erst daheim ist es mir Schritt für Schritt wieder gelungen. Bei mir lag es am Cortison, als das ausgeschlichen war, wurde es allmählich besser. Keppra musste ich nie nehmen, ich kann mir aber schon vorstellen, dass es Müdigkeit verursachen kann. Genauso wie die OP, die du ja erst verarbeiten musst, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.
Die Diagnose Hirntumor, noch dazu gepaart mit einem epileptischen Anfall sozusagen aus heiterem Himmel und dann auch noch im Urlaub, kann einem schon den Boden unter den Füßen wegziehen. Es dauert, bis man wieder auf die Beine kommt, es verarbeitet, für sich einordnet. Dafür brauchst du viel Ruhe und Geduld. Wenn die Doppelbilder kommen, wenn der Kopf wieder schmerzt, dann ist es Zeit für eine Pause. Dann kannst du dich für eine gewisse Zeit nicht mehr konzentrieren, aber nach einer Pause klappt es vielleicht wieder.
An die Arbeit würde ich momentan gar nicht denken, denn im Moment kannst du nicht arbeiten. Punkt. Ich weiß nicht, was du von Beruf bist, aber egal, was man macht, man sollte ausgeschlafen sein und keine Doppelbilder und Kopfschmerzen haben. Für eine Schwerbehinderung kommt es darauf an, welche Folgen nach der OP bleiben, das wird sich aber erst noch zeigen. Solltest du z.B. in drei Monaten wieder fit sein, dann wird dir sicher kein GdB zuerkannt, es sei denn du hast noch andere Erkrankungen. Wenn aber irgendwas auf Dauer nicht mehr so klappt wie früher, dann könnte eine Antragstellung durchaus Sinn machen.
Warum willst du deine Verzweiflung deinem Mann nicht zeigen? Für mich waren mein Mann und mein kleiner Sohn so eine großartige Stütze, nicht nur unmittelbar nach der OP, sondern auch in den Monaten und Jahren danach. Der Austausch hier im Forum ist gut und wichtig, aber es wäre schon sehr hilfreich, eine Person im realen Leben zu haben, bei der man sich ausweinen und anlehnen kann, mit der man seine Ängste teilen kann. Hast du jemand anderen? Geschwister, Freundin? Mir hat auch sehr mein bester Freund geholfen, der immer für mich da war und einen gänzlich anderen Blick auf die Geschichte hatte als meine Familie.
Ich wünsche dir sehr, dass es dir von Tag zu Tag ein bisschen besser geht und du bald wieder etwas hoffnungsvoller in die Zukunft schauen kannst. Die Reha wird dir sicher auch gut tun. Und ich hoffe, dass du gute Ärzte hast, die dich ernst nehmen und dir helfen können.
Alles Gute für Dich!
TinaF