HirnTumor-Forum

Autor Thema: Fertig nach der OP  (Gelesen 7370 mal)

Offline Uschil

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Fertig nach der OP
« am: 02. April 2017, 12:36:19 »
Hallo zusammen,
Gut dass es so ein Forum gibt. Ich hatte vor 6 Wochen im Urlaub einen epileptischen Anfall. Wir sind dann sofort zurück geflogen  und in eine Klinik gegangen. Dort wurde ein Hirntumor festgestellt und ich wurde sofort operiert. Es war allerhöchste Zeit. 10 Tage nach der Operation wurde ich entlassen und bin seit einer Woche in der ambulanten Reha.
Ich nehme Keppra.
Seit der OP habe ich keine Nacht mehr als 4 Stunden geschlafen. Tagsüber immer nochmal 1bis 2 Stunden. Ich kann nicht mehr. Ich binnur noch müde und dann hab ich Doppelbilder und Kopfschmerzen und meine Konzentration geht weg. Wird das jemals besser? Liegt das an den Tabletten oder an der OP?
Wie soll ich so wieder arbeiten können. Soll ich einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen? Dann kann ich vielleicht Telearbeit beantragen.
ICh bin so verzweifelt,  will es meinem Mann aber nicht zeigen. Hat jemand von euch auch so Probleme gehabt?

Gruß
Uschil

Offline TinaF

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #1 am: 02. April 2017, 17:37:57 »
Hallo Uschil,

zunächst mal ein herzliches Willkommen bei uns im Forum.

Es tut mir leid, dass es dir nach der OP so schlecht geht und du so fertig bist, aber aus meiner Sicht ist das nicht unnormal. Zum einen ist die OP ja noch nicht lange her, zum anderen ist eine Hirn-OP nun mal alles andere als ein Spaziergang.

Das, was du jetzt und in der nächsten Zeit vor allem brauchst, ist GEDULD. Und du kannst mir glauben, dass vielen von uns dieses Wort regelrecht verhasst ist, aber ohne geht es nicht. Und ja, ich gehe davon aus, dass vieles wieder besser wird. Ich habe gerade im ersten postoperativen Jahr viele Fortschritte gemacht und auch im zweiten wurde noch einiges besser. Aber du hast es ja schon gelesen, ich schreibe hier von Jahren. Es wird kein Jahr dauern, bis es dir besser geht, das will ich damit natürlich nicht zum Ausdruck bringen, ich will dir nur aufzeigen, dass es bei mir über einen längeren Zeitraum immer wieder Fortschritte gab. Aber jeder Verlauf ist anders und du wirst abwarten müssen, wie es bei dir sein wird.

Ich nehme an, du hattest ein Meningeom. Kannst du uns schreiben, wo genau es lokalisiert war, ob es vollständig entfernt werden konnte und welchen WHO-Grad es hatte?

Ich konnte übrigens nach der OP auch nicht mehr schlafen, die ganze Zeit im Krankenhaus nicht, erst daheim ist es mir Schritt für Schritt wieder gelungen. Bei mir lag es am Cortison, als das ausgeschlichen war, wurde es allmählich besser. Keppra musste ich nie nehmen, ich kann mir aber schon vorstellen, dass es Müdigkeit verursachen kann. Genauso wie die OP, die du ja erst verarbeiten musst, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch.

Die Diagnose Hirntumor, noch dazu gepaart mit einem epileptischen Anfall sozusagen aus heiterem Himmel und dann auch noch im Urlaub, kann einem schon den Boden unter den Füßen wegziehen. Es dauert, bis man wieder auf die Beine kommt, es verarbeitet, für sich einordnet. Dafür brauchst du viel Ruhe und Geduld. Wenn die Doppelbilder kommen, wenn der Kopf wieder schmerzt, dann ist es Zeit für eine Pause. Dann kannst du dich für eine gewisse Zeit nicht mehr konzentrieren, aber nach einer Pause klappt es vielleicht wieder.

An die Arbeit würde ich momentan gar nicht denken, denn im Moment kannst du nicht arbeiten. Punkt. Ich weiß nicht, was du von Beruf bist, aber egal, was man macht, man sollte ausgeschlafen sein und keine Doppelbilder und Kopfschmerzen haben. Für eine Schwerbehinderung kommt es darauf an, welche Folgen nach der OP bleiben, das wird sich aber erst noch zeigen. Solltest du z.B. in drei Monaten wieder fit sein, dann wird dir sicher kein GdB zuerkannt, es sei denn du hast noch andere Erkrankungen. Wenn aber irgendwas auf Dauer nicht mehr so klappt wie früher, dann könnte eine Antragstellung durchaus Sinn machen.

Warum willst du deine Verzweiflung deinem Mann nicht zeigen? Für mich waren mein Mann und mein kleiner Sohn so eine großartige Stütze, nicht nur unmittelbar nach der OP, sondern auch in den Monaten und Jahren danach. Der Austausch hier im Forum ist gut und wichtig, aber es wäre schon sehr hilfreich, eine Person im realen Leben zu haben, bei der man sich ausweinen und anlehnen kann, mit der man seine Ängste teilen kann. Hast du jemand anderen? Geschwister, Freundin? Mir hat auch sehr mein bester Freund geholfen, der immer für mich da war und einen gänzlich anderen Blick auf die Geschichte  hatte als meine Familie.

Ich wünsche dir sehr, dass es dir von Tag zu Tag ein bisschen besser geht und du bald wieder etwas hoffnungsvoller in die Zukunft schauen kannst. Die Reha wird dir sicher auch gut tun. Und ich hoffe, dass du gute Ärzte hast, die dich ernst nehmen und dir helfen können.

Alles Gute für Dich!

TinaF 
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline KaSy

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #2 am: 02. April 2017, 20:08:16 »
Liebe Uschil,
alles, was TinaF. schreibt, ist so sehr richtig!
Du brauchst GEDULD!
Ich war meinem Neurochirurgen sehr dankbar, dass er mich bei der Erstdiagnose zusätzlich in ein zweites tiefes Loch schubste, indem er mir sagte, dass ich gar nicht dran denken solle, vor Ablauf eines halben Jahres wieder arbeiten zu gehen, und dann mit einer langen schrittweisen Wiedereinarbeitung. Ich habe es dann so getan und es hat mir Ruhe gebracht und ich konnte nach und nach wieder richtig gut, vielleicht sogar besser als zuvor meine beruflichen Leistungen erbringen.
Lass Dir Zeit!
Und sag es Deinem Mann!
Ihr geht gemeinsam da durch!
Beste Grüße und "langsame" Besserung!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline Uschil

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #3 am: 08. April 2017, 07:53:28 »
Ihr Lieben beide,

Vielen Dank für eure ehrlichen Antworten. Ja, es ist ja wahr. Geduld war noch nie meine Stärke.
Ich habe ein Meningiom Who Grad 1, also gutartig.  Es saß im linken Schläfenbereich, der Sehnerv der Riechnerv und der Hörnerv waren schon betroffen. Angeblich konnte der gesamte Tumor entfernt werden. Im September habe ich ein MRT. Dann kann gesagt werden ob wirklich nichts nachgewachsen ist.
Der Arzt sagte mir, dass ich dann als geheilt gelte.
Deshalb bin ich davon ausgegangen dass ich schnell wieder fit bin.
Jetzt in der Reha merke ich erst wieviel mir noch fehlt.

Lieben Gruß
Uschil

Offline KaSy

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #4 am: 08. April 2017, 13:44:15 »
Hallo, Uschil,
"gutartig" klingt ja sooo schön.
Aber ein Hirntumor ist es trotzdem.
Deiner muss ziemlich groß gewesen sein nach dem, was alles betroffen war und sich erst erholen soll.
Nimm Dir Zeit, Ruhe, Geduld und Du wirst merken, dass so einiges langsam wieder gut wird.
Alles Gute!
KaSy
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Offline krimi

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #5 am: 14. April 2017, 18:44:47 »
Hallo Uschil,

ein epileptischer Anfall und dann die Diagnose Hirntumor - dass dir da der Boden unter den Füßen entglitt kann ich so gut nachvollziehen.
Bevor ich die Diagnose erhielt hatte ich mehrere Anfälle.

Deine Angst, Verzweiflung - behalte sie nicht für dich. Dein Mann bemerkt doch auch die Veränderungen bei dir und ist auch voller Angst. Tragt es gemeinsam.

Gutartig - ein wunderschönes Wort. Schöpfe daraus Mut und die Kraft für die Geduld zum gesund werden.

Bei mir wie auch bei einigen anderen stellten sich kognitive Defizite ein. Die Zeit brachte aber auch Besserung. Manchmal dauerte es auch etwas länger bis wir diese Besserung bemerkten.

Als ich in die Anschlussheilbehandlung (AHB)  fuhr fühlte ich mich fit. Dort lernte ich aber sehr schnell, dass da doch einige Defizite bei mir waren.
6 Wochen war ich in der AHB und war anschließend körperlich fit. Die kognitiven Defizite brauchten länger und auch heute nach 6 Jahren bemerke ich hin und wieder noch meine Grenzen.

Du schreibst
Zitat
Seit der OP habe ich keine Nacht mehr als 4 Stunden geschlafen. Tagsüber immer nochmal 1bis 2 Stunden. Ich kann nicht mehr. Ich binnur noch müde und dann hab ich Doppelbilder und Kopfschmerzen und meine Konzentration geht weg. Wird das jemals besser? Liegt das an den Tabletten oder an der OP?

Ich würde sagen an beidem. Die OP ist erst einige Wochen her. Trotz WHO I ist eine Kopf-OP kein Spaziergang.
Ich nehme auch Keppra und es brauchte einige Zeit bis sich die Nebenwirkungen nicht mehr zeigten. Gib deinem Körper Zeit sich auf die Tabletten einzustellen und sich zu erholen.

Einen Schwerbehindertenausweis würde ich beantragen. Ich habe auch einen.

Nimm dir vor allem Zeit bis du wieder arbeiten willst. Nicht zu schnell wieder in die Arbeitswelt, auch nicht mit Telearbeit.

Ich wünsche dir weiter gute Genesung.
krimi
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______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Uschil

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Antw:Fertig nach der OP
« Antwort #6 am: 20. April 2017, 08:25:52 »
Vielen Dank für die aufmunternden Anworten. Nächste Woche habe ich die Reha hinter mir. Ich fand sie sehr anstrengend. Dann kommen erst mal jede menge Arzt termine.  Ist ja leider nicht so als wenn Frau sonst nichts hatte.
Aber echt habe zum Beispiel oft eine Blasen Entzündung.  Da kommt dann die Frage. Darf ich überhaupt Antibiotika nehmen.  Da muss ich mit meiner Neurologin sprechen.
Ich habe allerdings in der Reha soviel junge Menschen gesehen denen es viel schlechter ging so dass ich erst mal ganz ruhig geworden bin.

 



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