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Autor Thema: MGMT-Status  (Gelesen 8824 mal)

Offline chaostante

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MGMT-Status
« am: 15. Oktober 2014, 19:03:27 »
Hallöchen,

nachdem ich vom doch recht freundlichen Astrozytom-Bereich in diesen unschönen hier wechseln musste, habe ich direkt mal eine Frage. Um für die Sinnhaftig-/losigkeit einer Chemotherapie Argumente zu haben, ließ ich (wohlgemerkt als 1. Patient in dieser Klinik!!!) mein Tumormaterial noch mal ausgraben, um den MGMT-Status ermitteln zu lassen. Dass sich dieser nun erfreulicherweise als positiv herausstellte, konnte ich dem Bericht des Bonner Referenzlabors auch entnehmen. Ganz ahnungslos bin ich in medizinischen Dingen nicht - aber in diesem Bericht wimmelt es von Begriffen (Abkürzungen), mit denen ich nichts anfangen kann. Googlen stellte sich als mühseliges Unterfangen heraus. Eigentlich möchte ich nur wissen, zu wie viel Prozent die Methylierung bei mir besteht. Geht das aus irgendeiner der angegebenen Prozentzahlen hervor? Das Wort "signifikant" reicht mir nicht. Vielleicht gibt es einen User, der auf diesem Gebiet belesen ist, und willens, mir bei der "Übersetzung" behilflich zu sein? Leider vergaß ich ob der Freude über den positiven Status, direkt nachzufragen. Wenn keiner was damit anfangen kann, ist es auch nicht schlimm.

Ich kopiere dann mal:

Glioblastoma multiforme (WHO Grad 4) auf dem Boden des klinisch mitgeteilten low grade-Glioms links präzentral.

1.   Tumor mit Kontrastmittelaufnahme (das neue Glioblastom)
2.   Tumorrand
3.   Ausgedehntes Tumorareal (bekannt seit Jahren) (das alte Astrozytom Grad II, welches derweil einen großen Anteil meiner linken Hemisphäre infiltriert hat)

Mikroskopie:
1.-3. Mehrere Anteile eines wechselnd zellreichen glialen Tumors, der neben dem Bild eines diffusen Astrozytoms und Oligoastrozytoms (überwiegend in der Entnahmelokalisation unter 3.) und Anteilen von einem anaplastischen Astrozytom und „klassischem Glioblastom“ (in der Entnahmelokalisation unter 2.) auch Anteile eines kleinzelligen Glioblastoms (unter 1.) aufweist. Die Tumorzellen zeigen in den besser differenzierten Tumoranteilen eine deutliche GFAP-Expression und teils intrazytoplasmatische, teils fortsatzbetonte Expression von MAP-2 Expression bei GFAP-Negativität). Die Tumoranteile mit dem Bild eines kleinzelligen Glioblastoms zeigen (auch nach Wiederholung) nur in Einzelzellen punktförmig erhaltene GFAP-Expression und eine starke Expression von MAP2. Diese Tumorareale zeigen eine Einzelzellexpression von S 100 und eine herdförmig betonte Expression von Synaptophysin, NSE und CD 56 sowie Einzelzellexpression von TTF1 bei fehlender Expression (zum Teil auch nach Wiederholung) von EMA, MNF116, AE1/3, CK8/18, Chromogranin A und CD99 sowie EA. In allen Entnahmelokalisationen Nachweis von invasivem Wachstum in der Reaktion mit Neurofilament. 60-90% der Tumorzellen (vor allem in den kleinzelligen Arealen) zeigen eine kräftige nukleäre Expression von pathologischen p53-Onkoprotein. Ki-67-Index liegt bei 40-60 %, in den kleinzelligen Arealen bei 80-90 %. Multiple Mitosen (bis zu 20 Mitosen zum Teil auch atypische Mitosen pro HPF-Gesichtsfelddurchmesser 530 µm). Fokale Nekrosen. Immer wieder nachweisbare glomeruloide Gefäßproliferate mit dysplastischer endothelialer Auskleidung.
Molekularpathologie: PCR eines Genbereichs des MGMT-Gens und PYRO-Sequenzierung nach Aufreihung des PCR-Produktes mit Nachweis einer signifikant erhöhten Methylierung des MGMT-Gens.

für eine Auflösung des Rätsels wäre ich dankbar  ;) liebe Grüße

Chaostante

Offline chucks

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Re:MGMT-Status
« Antwort #1 am: 15. Oktober 2014, 21:02:46 »
Hallo Chaostante,

tut mir leid, dass Du in diesen so unschönen Bereich der Hirntumore wechseln mußtest.

Du hast geschreiben, dass Du altes Material ausgegraben hast. Von der ersten OP? Hatte man damals nicht die gleiche Pathologie erstellt?

Ich kann ein paar Dinge erkläre, wenn auch nur wenige:

GFAP - Saures Glasfaserprotein. Kommt vor allem in den Astrozyten des Gehirns vor. Dient als Marker für Hirntumore, da es dort verstärkt vorkommt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Saures_Gliafaserprotein

Ki-67-Index: wird auch Profilerationsindex genannt. Gibt eine Aussage über die Zellteilungsgeschwindigkeit. Damit auch über das möglich Wachstum eines Tumors. Einstufung nach WHO-Graden auch mit abhängig von der Höhe des KI-67 Index (hatte uns so unser Professor erklärt)

Nekrosen: Narben, Gewebszerfälle. In Glioblastomen sind fast immer Nekrosen zu beobachten.

Mitose: Zellkernteilung

Auf der folgenden Seit gibt es eine Tabelle, die die WHO-Grad-Einteilung u.a. nach bestimmten genetischen Faktoren vornimmt, darunter die p53-Mutation, das vorkommen von Mitosen und Nekrosen. Hier gibt es auch noch andere hilfreiche Erklärungen.

http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/hubertus-jochen-2005-01-11/HTML/chapter1.html

glomeruloide Gefäßproliferate: bedeutet, dass der Tumor in Teilen ein eigenes Blutgefäßnetzt ausgebildet hat, mit dem er seine Blutversorgung sicherstellt.

Diese Seite finde ich persönlich noch recht gut uns halbwegs verständlich

http://de.wikipedia.org/wiki/Astrozytom

Ich würde mir jedoch von Deinem Neurologen oder Neuroonkologen die einzelnen Sachen erklären lassen.

Ich hoffe, Dir ein bischen weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße

Carola

Offline Eva

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Re:MGMT-Status
« Antwort #2 am: 16. Oktober 2014, 00:06:45 »
Hallo Chaostante,

willkommen bei uns auch wenn der Anlass sehr bescheiden ist. Ich empfehle Dir, in der Menuleiste unter Suchen den Begriff "MGMT-Status" einzugeben. Da bekommst Du viele Hinweise.

Alles Gute und liebe Grüße

Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline chucks

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Re:MGMT-Status
« Antwort #3 am: 16. Oktober 2014, 13:22:25 »
Habe überlesen, dass Du hauptsählich an dem Prozentsatz der Methylierung interessiert bis.

Dieser Prozentsatz geht meines Erachtens nicht aus dem Bericht hervor.

LG

Carola

Offline Iwana

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Re:MGMT-Status
« Antwort #4 am: 16. Oktober 2014, 16:14:00 »
Hallo Chaostante
Beim Methylierungsstatus hatte ich früher auch das Bild es gibt positiv oder negativ, dabei geht es eher um hoch und niedrig, was sich einerseits günstig fürs Ansprechen auf Chemotherapien wie Temodal und somit verbundenes Langzeitüberleben ausspricht... Du bist genetisch günstig im ungünstigsten Fall ausgestattet worden (Sorry mein Zynismus).
Gruss Iwana

Offline chaostante

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Re:MGMT-Status
« Antwort #5 am: 16. Oktober 2014, 18:01:36 »
Vielen Dank für eure Antworten und vor allem chucks für die Mühe, die sie sich gemacht hat. Auch wenn ich viele Begriffe, und was sich dahinter verbirgt, kenne, die unbekannten versuchte ich zu ergoogeln und nennt mich blöde, aber ich konnte es nicht zusammen bekommen. chucks auseinanderklamüstern des Textes war sehr hilfreich - vielen Dank! Beim Googeln geht das so: einen Begriff gesucht und gefunden, einen zweiten dito, und beim dritten längst vergessen, was das erste war - macht einen erhöhten Schwierigkeitsgrad, dann alles in einen Bezug zueinander zu bringen. Manchmal macht sich der Gedanke breit, dass ich verblöde...

LG, Chaostante


 



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