HirnTumor-Forum

Autor Thema: Autofahren bei Glio VI  (Gelesen 7850 mal)

socke

  • Gast
Autofahren bei Glio VI
« am: 14. September 2009, 13:15:07 »
Brauche Euren Rat!

Mein Mann Glio IV, 1.OP im Mai 08, 10 Monate keinerlei Beschwerden. Nach mtl. MRT im März 09, Tumorwachstum und Ödem. 2.0P in Juni 09, mit rechten Lähmungserscheinungen die nach der Rhea verschwunden sind. MRT im Juni 09, neuer Tumor sehr tief und mittig, 2 Tage später 3.0P.
Nach dieser 3.OP ist mein Mann in ein sehr tiefes Loch gefallen und wollte aufgeben.

Habe alles von ihm fern gehalten und ihn umsorgt. Nach Rücksprache mit seinen behandelten Ärzten, und ich meinen Mann sehr gut kenne, habe ich ihn sehr provoziert und ihn wieder in die Verantwortung (für sich) genommen. Er bekommt jetzt ACNU, alle 4-6 Wochen, (nachdem Temoldal nicht angeschlagen hat) Physiotherapie und spritzt jeden Tag Mistel. Er macht wieder alles mit, repariert PC und einiges im Haus, allerdings ist er etwas langsamer und nicht mehr so belastbar wie vorher.

Warum ich das alles schreibe:
Mein Mann fähr wieder Auto! Erst heimlich, danach fühlte er sich so stark das er auch fahren will wenn ich dabei bin. Er ist sehr stolz auf sich und erzählt allen wie toll er sich erholt hat und sogar wieder Auto fahren kann. Nach meinen Vorhaltungen: Er wäre durchaus in der Lage das selbst Einschätzen zu können. Bin auch mitgefahren um zu sehen wie es geht, er fährt langsamer und vorsichtiger als früher, aber ich hatte trotzdem Angst.

2 Ärzte, 2 Meinungen:  1. auf keinen Fall fahren lassen - 2. ich sollte ihn kleine Strecken und nicht im Hauptverkehr fahren lassen. Was nun...
Wer hat ähnliche Erfahrungen?

Lieben Gruß  Socke

fips2

  • Gast
Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #1 am: 14. September 2009, 14:29:07 »
Hallo Socke.
Es ist ein sehr schmaler rechtlicher Grat auf dem Ihr mit den Fahrversuchen des Patienten wandert.
Ich will dir nur an einem selbst erlebten Beispiel erklären wie es uns ergangen ist.

Mein Vater war vion Berufswegen lange Zeit LKW-Fahrer,kurz vor der Rente Fabrikarbeiter.Er fuhr für sein leben gern Auto und hatte sich gleich nach der Rente noch ein kleines, aber das erste NEUE Auto geleistet.
Dann kams.-----Der erste Schlagafall.
Was ihn immer anspornte war, wieder das Auto SELBST zu fahren,wir wohnen auf dem Lande, und der nächste Doc ist 2 KM entfernt,das nächste >Lebensmittelgeschäft 5Km,die Ehefrau ohne Führerschein und so war er nach fast einem halben Jahr wieder auf dem Damm es einmal zu versuchen.Er hatte kaum Hanicaps.Nur etwas VERLANGSAMT.

Also gut.Ich mit ihm im landwirschaftlichen Weg,ohne Verkehr Fahrversuche gemacht. Bewusst,nach voriger Absprache,STOPP,gerufen und er sollte dann entsprechend reagieren.
Es ging natürlich schief,obwohl ich schon sehr viel Karenzweg eingerechnet hatte.
Danach zog ich,nach mehereren Versuchen, mit meinem Vater in einem ruhigen Gespräch Resümee.
Er konnte Zeitpunkt des Stoppkomandos.den karenzweg,den ich zugab und das Endergebnis,selbst nachvollziehen.
Nachdem er einsah,dass er trotz Karenz,die ich ihm fair zugegeben hatte gut 10-20m übers Ziel hinausgeschossen hatte und ich ihm klar machte,dass der Grund zum Stopp,sein eigener Enkel von 5 Jahren sein könnte, hat er es eingesehen und das Auto verkauft.
Im  Nachhinein,beim 2 Schlaganfall,stellte sich mMn. heraus,dass diese Motivation einfach fehlte.Er erholte sich sehr schlecht,bis gar nicht mehr davon.

Ich kann euch nur den Rat geben.Wenn ihr einen Fahrlerher kennt,sprecht mit ihm die Problematik durch und schenkt ihm eine oder zwei Fahrstunden beim Fahrlehrer, der dann einschätzen kann ob die Person die rechtzeitigen Reaktionen aufbringt.
Diese 50 oder 100 Euro sind.mMn,eine gute Inverstition.
Vor allen Dingen kommt die Beurteilung von einer Fachperson.
Er kann auch sagen,ob man evttl.noch mit ein zwei Stunden mehr diese mankos ausbügeln kann,oder Tipps geben.

Ich hab mir immer aus o.g. Gründen ein wenig Vorwürfe gemacht,da ich die Einschätzung als Halblaie,bzw.als Berufskraftfahrer abgegeben habe.Ich hab ihm ja seinen Ansporn genommen.Berechtigt oder nicht,lass ich mal hier ganz außer Acht.

Meiner Frau wurde nach ihrer Kopf-OP vom befreundeten Fahrlehrer eine kostenlose Probestunde angeboten und der fand ihre Reaktionen und das Fahrverhalten angemessen.


Gruß Fips2
 

heidemarie

  • Gast
Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #2 am: 14. September 2009, 16:01:32 »
Hallo Socke,
meinem Mann hat kein Arzt verboten Auto zu fahren, aber sie haben ihn ja auch nie fahren gesehen. Er musste, um seinen Beruf auszuüben Auto fahren.
ICH war es dann die gesagt hat Schluss damit, es ist zu gefährlich, nicht nur für ihn, sondern für alle. Seine Kollegen haben dann für ihn das fahren übernommen, damit er weiterhin "seine Arbeit" machen konnte. Da konnte er aber schon nicht mehr richtig laufen und auch das Fahrrad fahren fiel ihm schwer. Aber es war für ihn wieder ein Schritt, wo die Hilfe von anderen angenommen werden musste, um das Leben so weiterzuleben wie eres wollte.
Heidemarie

Offline Jo

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #3 am: 14. September 2009, 19:19:03 »
Hallo,

siehe hier: http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,2029.0.html


Wer trotzdem fährt hat möglicherweise keinen Versicherungsschutz.

Gruß, Jo

Offline cindra

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #4 am: 14. September 2009, 19:58:06 »
Hallo Socke

Bei meiner Reha hat man empfohlen bevor man nach einer OP wieder Auto fährt eine sogenannte Beobachtungsfahrt bei einer Fahrschule zu machen. Dort werden verschieden Dinge überprüft wie Handhabung und Beherschung des Fahrzeuges, Beachtung der Verkehrsregeln, Fahrrelevante visuelle Wahrnehmung und Blickführung uvm. Das ist ein DINA4 Bogen der von der Fahrschule auszufüllen ist. Dazu ist ein Begleitschreiben für die Fahrschule dabei.
Wenn man diese Beobachtungsfahrt gemacht hätte, so hätte man auch im Falle eines Unfalls gute Karten gegenüber der Versicherung.
Ich habe den Bogen noch in meinen Unterlagen. Falls du Interesse hast, schick mir per PM deine mail und ich kann die Unterlagen einscannen und dir zuschicken. Vielleicht lässt sich dein Mann ja zu sowas überreden bzw. dazu überzeugen.

Liebe Grüße
Andrea
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Offline Bea

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #5 am: 15. September 2009, 13:54:44 »
Hallo zusammen,

wie bitte soll denn eine Beobachtungsfahrt die Folgen der Erkrankung oder evtl. Anfälle checken?

Gute Karten gegenüber der Versicherung sind das eine, das Leben mit den Folgen eines Unfalls und den Schäden die man evtl. anderen Personen zugefügt hat, ist doch unbestritten nicht in Worte zu fassen.

Meine Meinung: Wenn ich keinerlei neurologische Ausfälle habe, meine Reaktionen uneingeschränkt sind und ich keine Epilepsietendenzen habe, dann kann ich auch Auto fahren.

Hier sollten wir uns Gedanken machen, wie man dem Betroffenen ordentliche Alternativen zum Auto bietet, damit er so unabhängig wie eben nötig mobil sein kann.

LG,
Bea

Offline cindra

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #6 am: 15. September 2009, 14:29:45 »
Eins ist klar, wer epileptische Anfälle hat, hat ein Fahrverbot und muss dies auch einhalten. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung.
Man muss auch eine gewissen Zeit anfallsfrei sein bevor man überhaupt wieder Auto fahren darf. Unabhängig davon gibt es ja noch andere Probleme neurologischer Art die einem das Auto fahren schwer machen können.
Und wenn jemand unabhäniges dir bestätigt dass deine Reaktionen uneingeschränkt sind, dann ist das allemal von Vorteil.
Ich gebe hier auch nur das wieder was uns die Neuropsychologen in der Reha empfohlen haben. Auch um sich selbst sicher zu sein.

LG
Andrea
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fips2

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #7 am: 15. September 2009, 15:10:47 »
Eins ist klar, wer epileptische Anfälle hat, hat ein Fahrverbot und muss dies auch einhalten.
hallo Cindra
So steht es zwar im Verordnungstext der FS-Stellen aber,das kann man so pauschal nicht stehen lassen.

Es gibt Menschen die haben regelmäßig Epianfälle und dürfen doch Auto fahren.
Epilepsie ist in sehr weites Feld und es gibt die unterschiedlichsten regelmäßigen Zeitpunkte und Ereignisse (Trigger) die einen Anfall auslösen.

Z.B.Schlaf.
Es gibt Schlaf und Aufwachepileptiker.Die haben ihre Epis AUSSCHLIESSLICH während der Einschlaf, der Tiefschlafphase oder in der Aufwachphase.Da spricht nichts dagegen,dass ein solcher Patient Auto fährt.Im Schlaf fährt man seltenst Auto,außer im Traume. :-)

Dann gibt es auch Epileptiker,die vorm Anfall eine Aura (Vorzeichen) haben.Hier spricht,wenn die Aura lange genug zeitlich vorm Anfall auftritt, nichts dagegen auch Auto zu fahren, wenn der Rahmen so groß ist,dass es immer noch dazu ausreicht das Fahrzeug sicher zum Stehen zu bringen und abzustellen.

Diese Beurteilungen müssen aber von einem Facharzt erstellt werden und der FS-Stelle gemeldet werden.Meist schließen sich die medizinischen Dienste der FS-Stellen den Beurteilungen der Fachkollegen an und erteilen die Fahrerlaubnis.
Im Gegenteil sind Epileptiker meist die gewissenhafteren Autofahrer.Sie müssen oft regelmäßig Medikamente nehmen und sind deshalb  Antialkoholiker,weil die Medikamente sich eh nicht mit Alk vertragen.Außerdem sind solche Menschen meist weniger agressiv und ausgeglichener im Straßenverkehr unterwegs als Andre,da die Medikamente einen gewissen Einfluss auf die Ausgeglichenheit der Menschnen haben.

Gruß Fips2

Offline cindra

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #8 am: 15. September 2009, 15:33:08 »
hallo fips

ich weiß sehr wohl dass ich in meiner aussage pauschalisiert habe. Ich gehöre selbst zu den Epileptikern die nach einem Fahrverbot und obwohl ich nicht anfallsfrei bin wieder Auto fahren darf. Meine einfach fokalen Anfälle sind allesamt ohne Bewusstseinsverlust und ich kann mein Handeln sehr wohl kontrollieren.
Und wie du treffend geschrieben hast, aufgrund meines Medikamentencocktails trinke ich absolut keinen Alkohol (ich sage immer das verträgt sich nicht mit meinen anderen Drogen  ;D)

Ich wollte hier nur nicht auf die diversen Formen der Epilepsie eingehen. Jedenfalls lasse ich mein Auto lieber einmal zu oft als einmal zu wenig stehen.

Andrea
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fips2

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #9 am: 15. September 2009, 15:49:24 »
cindra ,das sollte keinen Kritik an deiner Aussage sein.
Nur
Ich denke wenn man es so pauschaliesiert schreibt,ist die Gefahr groß,dass sich Patienten vorsätzlich auf dünnes Eis bewegen und keine Freigabe vom Facharzt verlangen,da sie Angst haben sie bekämen die Lizenz ganz entzogen.
Mit meinem Beitrag wollte ich nur aufzeigen,dass dem nicht so sein muss und es entsprechende Ausnahmen gibt.

Ich respektiere Jeden der sich ganz klar auch seiner Grenzen bewusst ist und an manchenTagen den Wagen stehen lässt,wenns die Konstitution verlangt.

Gruß Fips2

Offline cindra

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #10 am: 15. September 2009, 15:56:59 »
grundsätzlich muss jeder (auch das steht in der strassenverkehrsordnung) der sich aus welchem grund auch immer nicht gut fühlt das auto stehen lassen.
dazu muss keine diagnostizierte krankheit vorliegen. wenn er trotzdem am strassenverkehr teilnimmt und es kommt zu einem unfall und die versicherung bekommt es heraus besteht kein versicherungsschutz.
das wissen die wenigsten!!
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socke

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Re: Autofahren bei Glio VI
« Antwort #11 am: 15. September 2009, 16:26:10 »
Ich möchte mich sehr herzlich für Eure Anteilnahme bzw. Beiträge bedanken. Ich/Wir haben viele nützliche Anregungen erhalten und werden es auch verwerten. Z.B. Fahrunterricht von einem neutralen Fahrlehrer.

Ob alles Sinn und Zweck hat wissen wir erst ab den 21.9.09, neues MRT.
Aber mein Mann hat wieder ein Ziel und durch die vielen Beiträge, von "Erfahrenden", auch hat er das alles erstmalig durchdacht. (Wichtig das nicht alles von mir kommt und ich wieder mal die Keule schwinge. (Bitte Bildlich).

P.S. Auch wenn ich mich nicht oft melde, aber lese, so seit ihr im Forum eine unermessliche Hilfe. Ich hätte viele Situationen falsch verstanden und kann  besser mit der Krankheit umgehen... und ihn verstehen. Leider, wie viele Männer geht er nicht ins Forum.

Liebe Grüße und Danke  Socke

 



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