HirnTumor-Forum

Autor Thema: Buchtips Sterbebegleitung?  (Gelesen 7395 mal)

Anmari

  • Gast
Buchtips Sterbebegleitung?
« am: 22. August 2005, 16:17:02 »
Hat jemand von euch Tips für mich zu Literatur über Sterbebegleitung? Kennt jemand die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross?

Danke!

Anmari

chiquita0405

  • Gast
Re:Buchtips Sterbebegleitung?
« Antwort #1 am: 22. August 2005, 16:51:54 »
liebe anmari,

ich habe von ihr  "leben bis wir abschied nehmen" gelesen und auch "interviews mit sterbenden".

ich fand beide bücher für mich persönlich sehr hilfreich, da ich mich dadurch intensiv mit dem thema sterben auseinander setzen musste. ich habe sie allerdings auch schon recht früh im prozess des krankheitsverlaufs meines vaters gelesen.

leider sind beide bücher sehr alt (und daher nicht immer unbedingt aktuell in der sprache) und wie ich mittlerweile gehört habe, auch "veraltet".

Ich habe durch den uns betreuenden palliativdienst gehört, dass die kübler ross theorie des linearen sterbeprozesses (habe ich in dem von mir gestarteten thread im Glioblastom forum auch aufgeführt) völlig veraltet sei und in der sterbebegleitung nicht mehr als allgemeingültig angesehen wird, da die umwelt und interaktionen mit der umwelt ausgeblendet werden.

was es an neuer literatur dazu gibt, weiß ich leider nicht.
aber um zu verstehen, worum es bei sterbebegleitung geht,  fand ich "leben bis wir abschied nehmen" sehr gut.

LG,
chiquita


chiquita0405

  • Gast
Re:Buchtips Sterbebegleitung?
« Antwort #2 am: 22. August 2005, 17:15:58 »
sorry, es war in nem anderen thread und ging um den sterbeprozess:

41    Alles über Hirntumoren / Glioblastom / Gliosarkom / Re:Glio ohne Chance   am: 14. Februar 2005 15:27 Uhr  


"...

Ich denke hinzu kommt natürlich auch der normale Prozess, den jeder Mensch durchmacht, wenn er an einer tödlichen Krankheit leidet:
Erfahrungsgemäß durchläuft man verschiedene Phasen, die da wären:
(nach Kübler -Ross)

1. Verleugnen

Der Kranke erhält die Diagnose, dass er an einer tödlichen Krankheit leidet. Er reagiert mit Ablehnung des Schicksals. Innerlich steht er unter Schock, lässt aber sein Umfeld nicht an sich heran. Er streitet vor sich selbst ab, dass er sterben wird. Sein Bewusstsein wehrt sich dagegen, dass gerade er erkrankt ist und sterben muss. Er will nicht wahrhaben, dass er Betroffener ist.
Verhaltensregel:
In dieser Zeit sollte der Kranke nicht gemaßregelt oder zurechtgewiesen werden.

2. Neid und Zorn

Der Kranke entlädt seine Aggressionen auf seine Umwelt. Er macht alle anderen für sein Schicksal verantwortlich. Selbst depressiv, beschuldigt er äußerlich alle, die mit ihm zu tun haben. Innerlich niedergeschlagen, motivations– und hoffnungslos, verdeckt er dies mit Wut und Zorn.
Verhaltensregel:
Er sollte behutsam behandelt werden. Man sollte versuchen auf seine Vorhaltungen nicht zornig zu reagieren, denn diese sind eigentlich nicht gegen seine Umwelt, sondern gegen sich selbst gerichtet.

3.Verhandeln mit Gott und den Ärzten  

Von Seiten des Kranken werden Zugeständnisse gemacht. Er verspricht alles Mögliche, um dem Tod zu entrinnen. Er möchte einmal in seinem Leben noch etwas erleben: z.B. sich einen Wunschtraum erfüllen oder vor dem Ableben die Kinder sehen, wie sie erwachsen werden. Außerdem klammert der Kranke sich an jeden Strohhalm. Er vertraut und hofft auf neue Therapien, auf religiöse und spirituelle Möglichkeiten der Heilung (Wahrsager, Wallfahrten...).
Verhaltensregel:                                                                                                                        Verstärken Sie die Hoffnungen des Kranken, aber bewahren sie ihn auch vor Illusionen. Achten sie darauf, dass der Patient immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt.  

4. Depressionen,Vergangenheit und Zukunft

Der Kranke blickt auf sein vergangenes Leben zurück und erinnert sich an alle schönen Dinge, die ihm in seinem Leben widerfahren sind. Er macht sich Sorgen über seine Zukunft und die mit seiner Krankheit verbundenen Probleme. Hierüber treten oft nächtliche Angstzustände auf. Nicht selten verlangt der Kranke aktive Sterbehilfe.
Verhaltensregel:  
Machen sie dem Kranken klar, dass es normal ist traurig zu sein, erst recht bei Menschen, die dem Tod ins Auge blicken. Verbieten sie niemandem zu trauern. Versuchen sie seine Ängste und Sorgen zu zerstreuen.

5. Akzeptierungsphase

Der Kranke nimmt seine Krankheit an. Er realisiert seinen Zustand und verteilt sein Erbe. Er kann nun auch mit anderen über seine Krankheit frei sprechen. Diese Gespräche bedeuten ihm besonders viel. Er wird ruhig und sanft.

Verhaltensregel:        
Die Wünsche und Anweisungen des Sterbenden sollten ernsthaft aufgenommen und möglichst auch erfüllt werden. Es soll ihm die Angst genommen werden, dass er vergessen wird. In dieser Zeit sollte er oft besucht werden. Hier genügt schon die Anwesenheit einer verwandten oder bekannten Person. Wenn der Kranke in dieser Phase stirbt, so ist dies oft ein von der Familie mit getragenes Erlebnis.



Allgemein ist zu sagen, dass diese Phasen oft in unterschiedlicher Reihenfolge verlaufen oder sich auch wiederholen. Der Tod aber ist nicht berechenbar und kann in jeder Phase eintreten.


..."

Liebe Grüße,
chiquita0405


 

pady

  • Gast
Re:Buchtips Sterbebegleitung?
« Antwort #3 am: 22. August 2005, 21:32:39 »
Hey,Anmari,
nein, habe keine Literatur zur Sterbebegleitung, habe nur meine Erfahrung damit. Mein Mann starb an einem GBM IV multiforme. Ich war bei ihm, ich redete mit ihm, ich streichelte ihn, wischte ihm den Schweiß ab, war einfach nur da, ohne Literatur, und das war gut so.
Monika

Anmari

  • Gast
Re:Buchtips Sterbebegleitung?
« Antwort #4 am: 23. August 2005, 09:47:07 »
Liebe Chiquita,
danke für deine ausführliche Antwort! Vielleicht werd ich's mal mit "Leben bis wir Abschied nehmen" versuchen.

Liebe Monika,
ich habe deine Geschichte gelesen und es tut mir sehr leid, dass dein Mann gestorben ist. Ich glaube, was du getan hast, ist das Allerwichtigste: den Sterbenden nicht allein lassen.
Ich meine auch nicht, dass man Bücher braucht, um das zu wissen oder das tun zu können. Es würde mir jedoch helfen, zu lesen, wie andere den Sterbeprozess erlebt haben und was für einen Sterbenden evtl. wichtig ist und wie er reagiert. In unserer Kultur gibt es so etwas wie Sterbe- und Trauerrituale ja kaum noch, diese Themen werden ausgeklammert oder gar peinlichst gemieden. Man spricht nicht darüber. Und genau deshalb suche ich nach Büchern, in denen ich etwas über Erfahrungen anderer lesen kann.

Liebe Grüsse
Anmari

 



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