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« am: 25. August 2013, 21:15:59 »
Hallöchen,
habe mich gerade eher durch Zufall reingeklickt.
Mein Vater brach ende August 2012 auf der Arbeit zusammen. Halbseitige Lähmung links. Verdacht auf Schlaganfall.
Relativ schnell wurde dann ein Tumor diagnostiziert. Leider, nach Biopsie, ein Glio IV.
Zunächst ging es ihm, bis auf die Lähmung, noch völlig normal. Er sprach etwas leiser, aber war ganz klar. Machte seine Witze, machte Kreuzworträtsel und alles wie gehabt. Es fühlte sich eigentlich fast gar nicht so an, als schwebe über uns eine höchstwahrscheinlich tödliche Krankheit.
Nach ein paar Tagen zu Hause kam der erste große Einbruch. Er war "lethargisch" (wobei das nicht ganz das trifft, wie es war). Er schaute die ganze Zeit permanent nach rechts und war kaum ansprechbar. Unsere erste Vermutung waren Doppelbilder. Auf mehrmaliges Nachfragen verneinte er das aber immer wieder. Vermutlich konnte er seine Kopfkoordination einfach nicht mehr recht steuern.
Seine Bestrahlung und Chemo wurde vorgezogen. Sollte eigentlich erst eine Woche später anfangen.
Die Bestrahlung hat er nur mittelmässig vertragen. Sein Kurzzeitgedächtnis war völlig desolat und er erzählte innerhalb fünf Minuten fünf mal das Gleiche.
Wir liesen ihn in der Strahlenklinik, weil meine Mutter körperlich sehr angeknackst war. Nach Bestrahlungsende nahmen wir ihn direkt wieder mit nach hause. Worüber er wirklich sichtlich erleichtert und erfreut war. Nach der Bestrahlung ging es ihm zunächst erst mal etwas besser. Das war aber leider nur das große Luftholen vor dem Supergau.
Sein Zustand verschlechterte sich wieder. MRT ergab zwar Rückgang, aber der Tumor und die Bestrahlung hatten zu viel zerstört.
Inkontinenz, Verwirrtheit, Stuhlinkontinenz, Orientierungslosigkeit, Abwesenheit, Fatique.
Mein Vater war ein völliger Pflegefall.
Bei der Bestrahlung gab es das Risiko einer Erblindung und eines Gehörverlustes. Was glücklicherweise nicht eintrat.
Wobei ich glaube, dass er gegen Ende hin wirklich sehr schlecht gesehen hat.
Irgendwann bekam er dann noch eine Gürtelrose dazu. Die allerdings relativ schnell abheilte.
Ansonsten kommen mir die Symptome, wie du sie beschreibst, wirklich sehr bekannt vor. Andre Tumorart, aber ähnlicher Verlauf.
Viel mehr kam im Prinzip bei uns nicht dazu. Es wurde nur alles noch gravierender/schlimmer und anstrengender.
Wir entschieden uns, meinen Paps auf die Palliativstation zu bringen, wo uns die Ärzte gleich sagten, dass man ein Rezidiv oder Satelliten vermutet und man uns nahe legen würde, die Behandlung auszuschleichen und ihn gehen zu lassen.
Das haben wir auch gemacht.
Wir haben Schmerzbegrenzung gemacht. Er hat IMMER etwas bekommen, wenn er "autschend" aufgewacht ist. Wir waren 1 1/2 Wochen jeden Tag bei ihm und haben ihn begleitet.
Er ist ein halbes Jahr nach Diagnose eingeschlafen.
Ich überlege gerade, ob mir noch ein paar Dinge einfallen...
Mein Vater hatte aus der Strahlenklinik eine Liegestelle an der Ferse mit nach Hause gebracht, die bis zum Schluss erst einigermaßen ausgeheilt war.
Stuhlprobleme hatten wir zeitweise. Verschleimte Atemwege (was aber wohl völlig normal ist bei einer derartig fortgeschrittenen Krankheit), sein Körper wurde steif. Er konnte am Schluss seinen Kopf nicht mehr Bewegen, auch nicht mit Versuchen von Pflegern.
In der Palliativstation hat er einen Katheter bekommen. Auch wenn man mir hier generell davon abgeraten hat, würde ich das doch jeder zeit wieder so machen. Hätte er eingenässt, hätte er wieder von Pflegekräften bewegt und gesäubert werden müssen. Wir haben geschaut, dass er einfach so wenig wie möglich "belästigt" wurde.
Ich bin nach wie vor froh und auch irgendwie dankbar, dass er uns bis zum Schluss erkannt hat, und stets auf "Papa" reagiert hat.
Dass wir seine Schmerzen einigermaßen kontrollieren konnten und dass er nie bösartig oder aggressiv gegen uns wurde.
Eventuell hab ich das ein oder Andre vergessen... Wenn mir noch was einfällt, schreibe ich noch mal
Ich wünsche euch alles, alles Gute.
LG,
Babsy