HirnTumor Diskussionsforum

Sonstiges zum Thema Hirntumor => Psychologische Betreuung => Thema gestartet von: KaSy am 03. Oktober 2010, 22:31:01

Titel: Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 03. Oktober 2010, 22:31:01
Aus dem TIEF kommen

Ich habe die roten Eibenbeeren gesehen.
Sie waren vorher auch da.
Aber ich war wie blind.
Ich WAR BLIND für die roten Eibenbeeren.

Ich habe im Garten Ordnung geschaffen, geharkt, die vertrockneten Blüten abgeschnitten, die Nüsse aufgehoben, das Walnusslaub weggeharkt und in den Laubsack getan.
Ich hab in der Wohnung Pflanzen hierhin und dorthin gestellt.

Doch ich nahm es nicht wahr, was ich an Schönem schuf.

Mein Sohn sagte es mir anerkennend.
Ich war TAUB für diese Worte.

Ich hatte vergessen, dass ich STOLZ auf mich sein darf. Ich sah nur das Leid, den Kummer, den unüberwindlichen Berg vor mir, neben mir, ÜBER MIR - mich erdrücken ---

Ich wache auf.

Ich bin noch nicht wach. Ein Auge blinzelt, schließt sich wieder - es ist zu schnell so hell.
Ein Ohr lauscht bereits, doch versteht die Welt noch nicht wieder.

Noch schmecke ich das Leben nicht.

Doch ich rieche es, rieche die Kräuter in meinem Garten, hole sie mir, reibe an ihnen, locke ihren Duft hervor - immer wieder.
Ich kann nicht genug bekommen davon.
Inhaliere den Duft, trinke den Kräuter durchzogenen Tee, fülle die Duftlampe mit frischen Kräutern. Aaah - es ist schön.

Ich spüre das Leben - erschrecke - ziehe mich vor den Berührungen zurück - will sie - will sie gierig - habe Angst - verstecke mich - und genieße MICH.


Das Telefon klingelt und mein Mädchen bringt mich zum Lachen.


Ich will es wieder haben, das Leben!
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: carpediem am 04. Oktober 2010, 02:41:08
Hallo KaSy,

das hast du schoen geschrieben.  Ich habe mir vorgenommen positiv zu sein/zu denken etc. Aber manchmal fuehlt es sich nicht echt an. 

Heute habe ich die Macht der Musik wiederentdeckt.   Ich bin nicht auf eine bestimmet Musikrichtung festgelegt, jedoch hoere klassische Musik sehr gern; habe es aber in der letzten Zeit vernachlaessigt.  Es gibt da sehr kraftvolle, positive Stuecke, z.B habe ich mir die die Violinkonzerte von Brahms und Tschaikowski, und Beethovens 5. und 7. Symphonien angehoert - etwas lauter beim Kochen.  Das hat mich richtig aufgebaut.

Du hast sicher auch Musik die dir am Herzen liegt, oder mit der du positive Erinnerungen verbindest.

Viel Kraft und Sonne im Herzen,
carpediem
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 04. Oktober 2010, 08:10:59
Hallo Kasy !

Als erstes du hast heute Geburtstag, alles gute.

Es freut mich sehr, das du deine Sinne wieder nach und nach besser benutzen kannst.

Zitat
Ich spüre das Leben - erschrecke - ziehe mich vor den Berührungen zurück - will sie - will sie gierig - habe Angst - verstecke mich - und genieße MICH.

Es kommt der moment wo die Gier nach Leben , alles andere in den Schatten stellt. :)

Kasy ich wünsche dir noch einen schönen Geburtstag, genieße den trubel um dich. :)

LG schwede

P.S. Wir begleiten dich zurück zum Leben  !
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 04. Oktober 2010, 09:51:18
Hallo KaSy,

zu deinem Geburtstag wünsche ich dir, dass die traurigen Gedanken verfliegen und durch schöne und angenehme ersetzt werden. Bestimmt gibt dir das tolle Wetter Auftrieb. Genieße den Tag.

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Winnewup am 04. Oktober 2010, 11:04:33
Hey Kasy,

happy Birthday und alles erdenklich liebe zu Deinem Geburtstag.Verscheuche die düsteren Gedanken und mache Dir einen schönen Tag :-))

Alles Liebe Winnewup
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 04. Oktober 2010, 13:52:17
Hallo und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe KaSy!

Für deine Worte möchte ich dir danken - sie regen zum Nachdenken an und ich glaube, das sollte man ab und zu einfach für sich einmal tun.

Hab einen wunderschönen, sonnigen Tag und einen guten Start in ein möglichst unbeschwertes neues Lebensjahr!

LG,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 04. Oktober 2010, 16:54:45
 :) ;) :D
Alles was du brauchst, was dir guttut und dir hilft aus einem Tief zu krabbeln!
Zum Geburtstag.
Und darüber hinaus.
Und überhaupt.
 :) ;) :D

Liebe Kasy,

das Leben wird  wiederkommen zu dir, dafür sorgt schon die Jugend.
Es ist vielleicht ganz gut, daß man nicht vorher gefragt wird, ob man es denn so haben will, das Leben. So mußt du dich deinen Herausforderungen stellen und entdeckst neue Kräfte in dir, die du nicht für möglich gehalten hättest.

Das ist nicht leicht, das weiß ich. Es braucht Zeit, Geduld, Nachdenken. Auch ich habe manchmal das Gefühl, es müßte schneller, gründlicher, effizienter vorangehen.

Zuerst stellt man fest, was man durch die Krankheit verloren hat. Das tut weh. Und erst so langsam rückt das, was man an Bedachtsamkeit, Spürsinn, Erkenntnis dazugewonnen hat  ins Bewußtsein. Das ist ein wohl langanhaltender Prozess, der aufwärts führt, nicht aufhört.

Einen richtig schönen, herbstlichen Geburtstag wünscht
menno-meningo 
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 04. Oktober 2010, 17:51:33
Hallo liebes Geburtstagskind Kasy!

Obwohl schon per PM erfolgt, hier nochmal liebe, ganz herzliche Geburtstagsgrüße! (Denn ein Gruß kann nie zu viel sein!  ;)  )

"Im Garten ein Häuschen,
 aus Rosen die Tür,
 ein Herz voller Freude,
 das wünsch ich dir!"


(Verfasser leider unbekannt.)
(Extra grüne Schrift gewählt, denn sie steht für Hoffnung.)

(Anmerkung für die Moderatoren wegen dem Copyright: Es dürfte keine Probleme deswegen geben, weil dieses Sprüchlein schon im Poesiealbum aus der Schulzeit meiner Großmutter stammt! Wenn aber trotzdem nicht gewollt, so entferne ich es natürlich umgehend!)

Liebe Kasy!
Schön, dass du wieder aus dem "Dornröschenschlaf" aufweckst und – nun vielleicht auch empfindsamer, sensibler & bewusster – das Leben (wieder) entdeckst!
Wie heißt es so schön? "WILLKOMMEN ZURÜCK IM LEBEN!"
Siehst du, nicht nur dein Sohn ist stolz auf seine Mama! Und welche größere Freude gibt es für Eltern, als dieses wunderbare Gefühl kennen zu lernen!
"Ich will es wieder haben, das Leben!" Schreibst du. Ich meine, du bist auf dem besten Weg!
Alles Gute dafür und viele neu gewonnene schöne Eindrücke & Augenblicke!

LG Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Britt am 04. Oktober 2010, 18:10:52
Liebe Kasy,

auch von mir die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag :), schön das es dir besser geht, feier schön.

Liebe Grüße

Britt
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Toni am 04. Oktober 2010, 20:56:58
Liebe KaSy,

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Toni
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 04. Oktober 2010, 21:03:11
Liebe Kasy

auch ich wünsche Dir alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag und ich freue mich dass du so langsam aus deinem Tief heraus kommst.

Liebe Grüße
Andrea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 04. Oktober 2010, 23:35:24
Ich danke euch allen so sehr!
Und es war ein schöner Tag!!
Ich habe Anrufe und E-Mails erhalten, weniger Briefe, aber Besuch am Vormittag aus der Familie und am Nachmittag von jetzigen und früheren Kolleginnen, die lange schon zu Freundinnen geworden sind.
Es ist schön zu wissen, wie viele an mich denken, mich schätzen.

Und nun auch ihr alle - zusätzlich zu den PNs, die ich bereits persönlich beantwortet habe.

Zwei meiner drei Kinder werden am kommenden Sonntag zu viert kommen, für meine Kleine ist es aus München bis nach "bei Berlin" zu weit, aber das Geschenk, auf das ich neugierig sein darf, ist von allem gemeinsam.

(Vorher hab ich noch ne blöde Gyn-OP, aber die schaffe ich auch noch.)
 
Noch eine knappe halbe Stunde, dann bin ich nicht mehr "Prinzessin" - das ist der Begriff, der sich in unserer Familie für die (auch männlichen) Geburtstagskinder eingebürgert hat.

Danke, dass es euch (eigentlich leider) gibt - und ich wünsche euch allen mehr gute als andere Tage, am besten im Verhältnis "Unendlich" : Null, aber in dem Falle würden wir die guten Tage nicht zu schätzen wissen.
Das nämlich haben wir den "Unbeschadeten" voraus: Wir wissen, was gute Tage sind!

Eure dankbare KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 04. Oktober 2010, 23:47:32
Hallo du "Noch-Prinzessin"  ;), liebe KaSy!

Schön, dass dein Ehrentag so toll war!
Viel Glück bei der Gyn-OP!
Das: "Das nämlich haben wir den "Unbeschadeten" voraus: Wir wissen, was gute Tage sind!" hast du aber klasse gesagt!

Gute Nacht.

LG Jens B

PS: Habe die PM zwar schon gelesen, vielen, vielen Dank! Antworte aber erst morgen.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 19. Oktober 2010, 18:47:34
Ach, Mensch ...
der Blick aus dem TIEF war mir nicht lange vergönnt.
Da war ich so (naja ziemlich) optimistisch, diese Gyn-OP zu überstehen und da ändert sich mal wieder auch dieser ja nicht schöne Lebensplan in einen noch blöderen.
Am 5.10.10 war mein vorgeschädigtes Auge rot - Augenarzt - Bindehautentzündung - Antibiotische Augensalbe - Hoffnung, dass es bis zum OP-Termin am 8.10.10 okay ist.
Am 6.10.10 Auge röter, schmerzhaft, geschwollen ... als ich gegen 14 Uhr nix mehr drauf sah ... alle Register gezogen und ins KH.
Dort Gestreite wegen Akzeptanz des Wirklich-nichts-sehens und der Abrechnung als Unfallfoge und nach Stunden endlich zum Arzt ...
Stationäre Aufnahme - sofort Großaufgebot Antibiose/ Antimikose/ Cortison per Tropf und am Auge ... vielleicht wird es so ...
Am 8.10.10 OP (von der Ärzten als schwer bezeichnet, der Chefarzt hats selbst gemacht) und weiter Intensive Rundumtherapie.
Psyche am Boden zerschmettert, hab aber um einen Psychiater gebeten, der mir ergänzende Mittel gab.
Jetzt - seit 16.10.10 zu Hause, spielt die Psyche immer noch Scheibe.
Zum Glück habe ich in einer Extremsituation meinen Psychotherapeuten telefonisch erreicht und er konnte mir helfen.
Ansonsten ist wieder der ganze Lebensplan kaputt, ich auf Hilfe angewiesen und es ist alles körperlich soooo anstrengend und sooooo ein Kampf im Kopf, immer das richtige zu sagen, wenn man lieb (gemeint) gefragt wird.
Dass ich auf dem Auge noch fast gar nix sehen kann, ist da fast nur Nebensache, aber eine schreckliche.

Ich hör auf - es tut dem blöden Auge eh nicht gut.

Aber nun hab ich diese Sch... hämmernden Fragen -WARUM muss mir das immer wieder passieren. Bin ich als ein einzelner Mensch nicht zu klein für so viel Mist?! Wie kann man das immer wieder aushalten und womit haben meine Kinder eine so bekloppt kranke Mutti verdient?! Und wie geht man RICHTIG damit um? Geht das überhaupt, ohne andauernd die Lieben vor den Kopf zu stoßen, weil man sich wieder mal nicht in der Kontrolle hat?!

KaSy

Ich sollte diesen Sch...Müllkasten wohl endlich mal ganz weit wegräumen, bunt anmalen hilft nicht, jedenfalls nicht jetzt...
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 19. Oktober 2010, 20:47:58
Hallo KaSy!

Das du jetzt wieder so viele arge Probleme hast, tut mir unendlich leid!
Ich wünsche dir ganz sehr, dass du deine Psyche & die anderen Übel wieder in den Griff bekommst!
Du bist so eine tapfere Kämpferin und strotzt doch nur so vor Optimismus! Da schaffst du es auch dieses Mal, wirst sehen! Lass dich nur nicht klein kriegen!
Ich drücke dir ganz, ganz fest die Daumen!
Ich wünsche dir endlich mal eine gehörige Portion Glück, dass dein Lebensplan wieder repariert- & ins Lot gebracht wird!

Also ein dreifaches toi, toi, toi, dass es dir gleich 3 x helfen möge!  ;)
Alles Gute!

LG Jens B

PS: Müllkasten … Wenn anmalen nicht hilft, tun es vielleicht kunterbunte Aufkleber? (Hab ich übrigens wirklich schon im Laden gesehen! [Blumenmotive, Schmetterlinge, Vögel, Steinmauermotiv usw.])
Oder aber du besorgst dir einen neuen Mülleimer.  ;D = neues Glück?

PPS: Du bist ganz sicher nicht "bekloppt" & für die Krankheit kannst du absolut nichts! Das wissen auch deine Kinder!
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. Oktober 2010, 00:01:55
Aber ich kann jetzt einfach nicht mehr...
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 21. Oktober 2010, 07:29:42
Liebe KaSy,

doch du kannst! Gib jetzt bloß nicht auf! Sei stark & tapfer, "beiße die Zähne zusammen"!
Um dir wieder etwas Kraft zu holen, kannst du doch gerne hier schreiben.
Wir hören dir zu und stärken deine Schulter.
Toi, toi, toi & weiterhin deine endlose Geduld & Ausdauer!
Denn einmal muss sich das doch auszahlen!

Liebe Grüße Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Caro am 21. Oktober 2010, 08:55:06
Liebe KaSy,

in Deinem ersten post hast Du gesagt "ich will es wiederhaben, das Leben!" Vielleicht kann Dir dieser innige Wunsch auch wieder ein bißchen Kraft geben. Wer das Leben wieder haben will, hat es doch noch in sich ...

Sei umarmt
Caro
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 21. Oktober 2010, 10:18:50


Liebe KaSy,

Du schreibst "ich kann jetzt einfach nicht mehr." Okay, akzeptiere es. Wenn Dir derzeit danach ist, im Bett liegen zu bleiben und zu weinen, so tue es.
Ich glaube aber, dass diese Aussage ein Hilfeschrei ist. Wir hören ihn, können Dir aber aus dem Internet heraus nicht wirklich helfen, nur appellieren an Deinen Lebenswillen, an Deine bisherige Stärke, an Deine Intelligenz und Erfahrung und an die Liebe zu Deinen Kindern.
Die persönliche Unterstützung, das persönliche Gespräch unter vier Augen solltest Du Dir, wann immer Du es brauchst, bei Deinem Psychologen holen.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Winnewup am 21. Oktober 2010, 10:50:48
Liebe Kasy,

du bist ein Mensch mit sehr viel Kraft...und der anderen hier auch schon viel Kraft gegeben hat.Du bist ein Kämpfertyp und ein Stehaufmännchen.
Ich weiß es ist schwer den Weg zu sehen wenn es einem so besch... geht...aber es gibt ihn.Du fragst "warum immer  ich"?.....
50.000 Mann im Stadion und wer bekommt den Ball an den Kopf???
Das pflegt mein bester Freund immer zu sagen....soll heißen sehr vielen Menschen geht es so.Man hat einfach nur das Gefühl es trifft nur einen selbst.
Es wird Dir auch nicht helfen...das Dir jemand sagt...Mensch das tut mir aber leid das es Dir schlecht geht....das hilft Dir nicht.Aber doch gibt es Menschen die in Gedanken bei Dir sind...Du bist nicht alleine.Auch wenn es Dir so vorkommt.
Wie Bluebird schon sagte..wenn Dir im Moment nach heulen und schreien ist..und Du Dich ins Bett verkriechen möchtest...Dann tu das.Auch so etwas kann helfen.Und dann irgendwann kommt auch wieder der Punkt an dem Du Dir selbst wieder in den
Hintern treten kannst...und dann geht es weiter.
Rückschläge gibt es immer wieder...so ist das Leben....aber aufgeben???
Das ist wohl keine Option...und so wie ich Dich hier kennengelernt habe...wenn auch nur virtuell....kommt für Dich auch nicht in Frage.
Denn Du willst das Leben...egal wie besch...es ist...wir haben ja nur dieses eine.Manchmal muß man sich wirklich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen...auch wenn es unendlich schwer fällt.Aber auf Deine Stärke kannst Du vertrauen.Und Du weißt das Du Stark bist...

Ich bin in Gedanken bei Dir und ich kann Dir nachempfinden wie es Dir geht...aber vertraue auf Dich...und dann wird der Weg auch wieder da sein.
Ich drück Dich feste..
Winnewup
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. Oktober 2010, 23:15:59
Danke
 :'(
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 22. Oktober 2010, 12:52:09
Hallo liebe Kasy !

Du hast eine Menge mit durch gemacht, aber die Frage warum gerade ich !

Diese Frage lass sie in deinem Leben verschwinden, sie zerstört nur den Klaren Blick für das Leben.  :)

Ich weiss es ist nicht einfach, geniesse das was du hast, deine Kinder und es gibt bestimmt noch mehr.

Wenn du halt momentan nicht ganz soviel Kraft hast ,dann ruhe dich aus.
Sammel Kraft.

Ich Denke an dich.

LG schwede

P.s. Wenn du sagst, ich kann nicht mehr, dann schaffst du noch das Doppelte. Es ist der Geist der einem sagt "Ich kann nicht mehr".
Die Seele kann mehr. :)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 24. Oktober 2010, 14:39:10
Danke, Schwede,
ich meinte mit "Ich kann jetzt gerade nicht mehr" tatsächlich, dass ich nicht mehr kann, hatte es aber tatsächlich optimistischer formuliert, als wenn es mein Inneres nicht glauben wollte ...   
Ob ich das Doppelte schaffen werde, irgendwann, weiß ich zur Zeit wirklich nicht, ich würde "ein bisschen mehr als jetzt" schon als Anfang ansehen, der ist auch schon da, aber auch die Verzweiflung und die Angst melden sich immer wieder. Auch die Angst, mit Freunden zu reden, weil das so schwer sein kann, wenn sie diese optimistisch-nach-vorn-guck-Linie fahren und ich mich freue, einige Stunden oder mal ein-zwei Tage freie Seelen-Sicht zu haben und mir das im Moment reicht. Oder gar die gut-gemeint-hör-doch-auf-zu-arbeiten-Worte, die einfach NICHT AN DR TAGESORDNUNG sind.
Tatsächlich habe ich es immer wieder geschafft, irgendwann werde ich daran wieder glauben, aber noch nicht gleich.

Ich freue mich für Dich und Eure Liebe und Dein neues Foto - die Schwedischen Gardinen sollen doch wohl nicht bedeuten, dass Dein Mädel Dich gefangen hat oder im übertragenen Sinne stimmt es doch.

Und ich hab es noch nicht mal bewältigt, überhaupt irgendsoein Bildchen reinzusetzen...

Danke auch an Josch für immer so liebe Bilder!!

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 24. Oktober 2010, 15:30:46
Hallo Kasy !

Ein bisschen mehr als Jetzt, als Anfang zu sehen, das ist doch gut.
Ein Anfang ist der Erste Schritt zur Vollendung.

Diese Ängste und Verzweiflungen, sind immer wieder da.
Diese Ängste werden bleiben, die zu Kontrollieren zu können, daran sollte man arbeiten.

Auch bei mir gehen Angst und Verzweiflung mal mit mir durch :)

Nehme dir die Zeit um für dich wieder einen Weg zufinden an den du glauben kannst.



Zitat
Ich freue mich für Dich und Eure Liebe und Dein neues Foto - die Schwedischen Gardinen sollen doch wohl nicht bedeuten, dass Dein Mädel Dich gefangen hat oder im übertragenen Sinne stimmt es doch.

So habe ich das bisher noch nicht gesehen  :o
Ich bin nicht gefangen, bleibe doch Freiwillig bei Britt,  und das sehr gerne. ;D

LG schwede
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 24. Oktober 2010, 19:07:38
Hallo KaSy,

auch starke Menschen wie du geraten manchmal an die Grenze der Belastbarkeit und du hast alles Recht der Welt über diese ganzen Nackenschläge mal verzweifelt zu sein. Hauptsache, du kannst dir noch Hilfe holen und tust das ja auch. Hast eben doch noch Kräfte in dir oder das Stehauf-männchen :)/Stehauf-frauchen ;)in dir geweckt.

Du schreibst "womit haben meine Kinder eine so bekloppte Mutter verdient"...
Die haben durch eine solche Mutter eine Chance erhalten. Sie können die Erfahrung in jungen Jahren machen, daß ein geliebter Mensch nicht perfekt sein muß um für sie wichtig zu sein und ihnen ans Herz zu wachsen. Mama ist erst mal Mama!

Meine Söhne sind jetzt erwachsen. Als sie klein waren, mußten sie eine Zeitlang eine oft gereizte, unausgeglichene, ungerechte, überlastete Mutter aushalten. Ich hatte u.a.eine schwerste Neurodermitis mit Allergie, es war eine schlimme Zeit für alle Beteiligten. Ich habe mit ihnen darüber gesprochen, immer mal wieder und ich glaube, sie haben alle drei einen sensiblen Blick für ihre Umgebung und sind fürsorglich ohne aufdringlich zu sein. (das kann ich nämlich garnicht leiden!)

Es ist menschlich sich schwach und hilflos zu fühlen, aber das Pflänzlein Zuversicht läßt sich nicht unterdrücken!

LG
menno-meningo

   
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. Oktober 2010, 00:15:15
Liebe menno-meningo,

und ich glaube, sie haben alle drei einen sensiblen Blick für ihre Umgebung und sind fürsorglich ohne aufdringlich zu sein. (das kann ich nämlich garnicht leiden!) 

Da sprichst Du mir aus dem Herzen!!
Meine Kinder sind da alle ein wenig verschieden, der eine schwatzt drauflos und ich bin abgelenkt und in meinem Lieblingsberufsthema gefangen - das konnten wir zwei immer schon prima.
Der andere, das Mittel"kind", mit dem ich am meisten Kämpfe ausfocht - aus Angst um ihn - sorgt sich sehr, saß lange nach der OP am Krankenhausbett und will aus lauter Sorge am liebsten, dass ich mich ganz doll schone, redet mir aber nicht rein. Er ist der beste "Versteher".
Die "Kleine" will mich psychologisch bekehren, weil sie meine Fragen so versteht, als solle sie mir fachlich raten, dabei reicht ein langes Schwatzen am Telefon unter Mutti und Tochter (Sie lebt 650km weit weg).

Nur mit meinen Eltern habe ich es echt schwer. Seit 1995, dem 1.HT, leide ich darunter, was ich ihnen mit dieser Krankheit und dann auch noch immer wieder mit allem möglichen Mist für Sorgen mache und kriege es nicht in den Griff, ihre Liebe und Fürsorge einfach so zu akzeptieren. Mit zunehmenden psychischen Problemen wird das auch nicht leichter und ich bin mit ihnen vor einer Woche total aneinandergeraten und wie ne kleine Göre abgehauen, um sie nicht zu verletzen und habe sie doch verletzt. Sie tun alles für mich, was ja eigentlich total toll wäre, ... , aber eben so wie Du schreibst, wenn sie in mich dringen, ich soll doch sagen, was ich denke, und meine Denken ist gerade erfüllt von lauter miserablen Gefühlen wie Angst und Wut und Hass und Aggressivität - gegen die Krankheiten und gegen mich und gegen die Umstände und eigentlich gegen alle und alles - und dann soll ich sagen, was los ist und ich sags dann nicht, dann bin ich in ihren Augen stur und undankbar und lasse ich das Gedankenchaos raus, ist es genauso schrecklich. Diesen Kampf auch noch zu haben, ist schwer, und nicht lösbar, weil ich meine Eltern total lieb habe und so froh bin, dass ich sie habe. Ich habe irgendwie ständig Angst, ihnen wehzutun.

Ach, das musste mal raus.

Zum Kaffeeklatsch mit zwei meiner Freundinnen habe ich mich heute hingetraut, sie haben meine derzeitig nicht so tolle Stimmung respektiert, ich habe auch noch nicht so lange durchgehalten. Aber ich war ein wenig froh, dass ich mich überwunden habe, auch wenn ich danach ziemlich geschafft war.


Übrigens, Schwede, ich hoffe, du hast das mit den Schwedischen Gardinen als lieb gemeinten Scherz aufgefasst. Ich könnte euch beide um euer neu gebautes "Gefängnis" glatt beneiden. Welche Farben haben eure schwedischen Gardinen eigentlich - himmelblau mit rosa Schetterlingen oder waldgrün mit flüsternden Glückselfen??

Eure KaSy

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 26. Oktober 2010, 09:57:26
Hallo KaSy,

ich habe gerade erst Deinen Thread entdeckt und bin vollkommen geplättet, dass es Dir momentan stimmungstechnisch nicht so gut geht. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Du mich vor 7 Monaten nach der WHO-2-Diagnose motiviert und mir gezeigt hast, dass man trotzdem obenauf schwimmen kann. Seit dem schwimme ich oben, bekomme zwar ab und an auch etwas höheren Wellengang mit, aber meist scheint die Sonne von einem tiefblauen Himmel. Mir kam es gar nicht in den Sinn, dass bei Dir auch schwere und düstere Zeiten gibt.  :-[

Deine Probleme mit Deinen Eltern kann ich nur zu gut nachvollziehen. In den Augen aller Eltern bleibt man halt das Kind, das man beschützen, um das man sich kümmern muss - egal wie alt das Kind nun wirklich ist. Eigentlich ist es ja auch gut so, aber die Abgrenzung fällt so unsagbar schwer.
Auf der einen Seite wollen sie informiert werden und es wäre schön mit Ihnen konstruktiv übe die Probleme reden zu können, die einen bedrücken. Auf der anderen Seite aber, will man seine Eltern nicht noch zusätzlich verunsichern und beunruhigen, um dann evtl. noch stärker bemuttert zu werden. Schließlich sind wir doch alle selbständig.

So erzähle ich meinen Eltern gar nicht mehr, dass ein MRT ansteht. Sie würden während der Zeit vor dem MRT und bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses fast Amok laufen. Ich habe mich darauf beschränkt ihnen nur noch das Ergebnis mitzuteilen, natürlich in der Hoffnung, dass ich etwas Positives zu berichten habe.

Es tut immerhin gut zu hören, dass Du bei Deinen Kindern die Unterstützung erhältst, die Du brauchst.

Jetzt muss ich mich leider sputen...

Beste Grüße und eine ordentliche Portion Sonnenschein für Dich

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: mmolina am 26. Oktober 2010, 16:58:16
Hallo Probastel,

bei mir ist es genau das Gegenteil. Ich erzähle niemandem von meinem MRT sowie heutigem Arztbesuch. Mein Vater lebt in seiner eignen "Welt" und interessiert sich eigentlich nicht dafür und meine Schwester hat so ihre "Probleme" mit ihren beiden Jungs, also sag ich da lieber nichts, egal was für ein Befund ich bekommen hätte.

LG
mmolina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 26. Oktober 2010, 17:09:42


Hallo,

ich finde es schade, wenn einige von Euch mit Eltern, Geschwistern oder sonstigen nahestehenden Menschen nicht über die Untersuchungen im Vorfeld oder die Ergebnisse sprechen wollt oder könnt.
Mir gibt es viel, wenn ich weiss, da sind vertraute Menschen, die mit mir hoffen, dass alles im grünen Bereich ist und sich dann auch aufrichtig freuen. Außerdem ist meine Schwester vor jeder MRT Stimmungsbarometer - ihr gutes Gefühl  :) bewahrheitete sich bisher ebenso wie ein eher mulmiges Gefühl.

LG
Bluebird


Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: mmolina am 26. Oktober 2010, 17:58:56
Hallo Bluebird,

Du hast vollkommen recht. Es ist schade, wenn man mit Eltern oder Geschwister nicht die Erlebnisse oder sonstiges bzgl. der Krankheit teilen kann. Wenn ich nämlich dann vielleicht mal einen Kommentar mache, heisst es immer wieder "Ja das kenne ich, habe ich auch".
Also bin ich zu dem Entschluss gekommen einfach den Mund halten.

Lieber teile ich meine "Erlebnisse" hier im Forum mit, da fühl ich mich wohl.

LG
Montse

PS: Entschuldigung, vielleicht bin ich jetzt aber doch einfach nur ein wenig empfindlicher nach dem heutigen Besuch beim Arzt, eben nur so...
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 26. Oktober 2010, 19:03:25
Hallo meine lieben !

Ich sehe es auch so schade wenn man mit nahe stehenden Menschen nicht richtig Sprechen kann, sehe es bei mir und meinem umfeld.

Das ich Schwerkrank bin ist bei dem Umfeld "Normal" geworden, wenn ich sage gehe wieder zur Kontrolle ins Krankenhaus. Bekommt man nicht mehr so viele Besorgte Blicke.
Das diese Blicke nicht mehr da sind finde ich aber auch gut so. !

Die Leute vergessen sehr schnell, und wollen sich zudem nicht Belasten, mit Krankheiten.

Kasy
Zitat
Übrigens, Schwede, ich hoffe, du hast das mit den Schwedischen Gardinen als lieb gemeinten Scherz aufgefasst. Ich könnte euch beide um euer neu gebautes "Gefängnis" glatt beneiden. Welche Farben haben eure schwedischen Gardinen eigentlich - himmelblau mit rosa Schetterlingen oder waldgrün mit flüsternden Glückselfen??

Ich weiss das es ein Scherz wahr ;D

Welche Farben ???
Das kann ich dir garnicht sagen, frag mal meine Gefängnisdirektion (Britt), die kann dir bestimmt weiter Helfen.  ;D

LG schwede
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 26. Oktober 2010, 20:41:54
Hallo Allerseits!

Auch ich möchte mich anschließen und mein großes Bedauern ausdrücken, wenn man nicht mit seinen Nächsten über seine Krankheit reden kann!
Ich möchte also auch sagen, dass ich es gut & auch wichtig finde, wenn mein näheres Umfeld, oder bestimmte Personen und die Familie sowieso (!) über meine Krankheit und den aktuellen MRT’s Bescheid wissen!

LG Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. Oktober 2010, 00:42:14
Naja, ganz so ist es nicht, dass ich mit meinen Leuten (aller Art) nicht über die anstehenden oder erfolgten Untersuchungen rede. Aber ich tue es eher portionsweise, wenn es mal ganz schlimm ist oder nach einem MRT. In den längeren Zeiten dazwischen bin ich normalerweise normal und will auch so gesehen werden. Wenn ich regelmäßig meinen Sorgenkatalog ausbreiten würde, würde mir das nicht gut tun.

Es gibt in meiner Umgebung Menschen, die das für sich brauchen, das sie jedem, der ihnen begegnet, erzählen, dass sie sich heute das Knie gestoßen haben oder überhaupt keine Zeit haben, weil sie heute um 4 einkaufen müssen (so wie gestern und vorgestern ...) und ich kann solche Menschen auch liebenswert finden, wenn sie ansonsten okay sind. Aber ich muss und will nicht pausenlos von MRT und Neurochirurg und Strahlentherapiekontrolle und Psychotherapie und Neurologin und und und reden - da kriege ich ja die Krankheiten selbst gleich dreifach.

Dass sie es prinzipiell wissen und mich ansonsten durch mein normales Leben und Arbeiten und Auftreten achten und respektieren macht es mir einfach, im Ernstfall mit wenigen Worten eine kritische Situation zu vermitteln und Hilfe erwarten zu können. (Was die "kritische" Situation aber doch nur teilweise erleichtert.)

Aber es ist mit Eltern, die man sehr lieb hat, tatsächlich irgendwie anders. Da danke ich probastel sehr für sein Verstehen.


So langsam schwimme ich auch wieder aufwärts.

Ich habe es heute (äh - ist ja schon gestern) fertiggebracht, mein einige Wochen lang zerstörtes Vertrauensverhältnis zu meinem Gyn. wieder herzustellen, nachdem ich mächtig darunter gelitten hatte, aber im Grunde wusste, dass ich ihn vielleicht einfach nur "auf dem falschen Fuß" erwischt habe.

Andererseits habe ich gestern vom Chefarzt der Augenklinik, der am 8. Oktober 2010 mein Auge operiert hat, ziemlich ernüchternd erfahren, dass die derzeitigen 5% Sehkraft sich kaum verbessern werden. Noch vor anderthalb Wochen war die Formulierung so, dass die Sehkraft nicht wie früher sein werde. Aber das waren 80%. Und nun steht da: Falls wider Erwarten 20% erreicht werden, ..." Naja, beide Formulierungen stimmen ja.

Aber ich weiß nun, woran ich bin. Muss ich also die Schüler auf der rechten Seite mit dem linken Auge besonders beobachten und kann den Physikunterricht beim Thema Auge mit erweiterten Selbstversuchserfahrungswerten bereichern. Müsste mal fragen, ob mir wegen nur noch einseitiger Sicht die Hofaufsichten aus Kindersicherheitsgründen erspart bleiben ...
Ab und zu heule ich noch ein bisschen, damit das rechte Auge wenigstens noch zu irgendwas anderem gut ist, als mit brennenden Augentropfen gequält zu werden.
Und ich bin heute dreimal spazieren gewesen und habe sooo viele Oktober-Gold- Bäume gesehen, die müssen alle gerade ganz schnell extra für mich dahin gepflanzt worden sein, um auf mich beim zärtlichsten Windhauch ihre Goldtaler herabfallen zu lassen ...
Nach und nach finde ich wieder Ruhe - wenigstens ab und zu und auch ab und zu länger und gelacht habe ich auch endlich wieder!

Danke euch allen, auf die ich mich einfach so verlassen kann, dass sie da sind!!

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 27. Oktober 2010, 13:27:51
Hallo Kasy,

ich verstehe die allgemeine Aufregung, die hier momentan herrscht, nicht so recht. Sicherlich ist es toll wenn man mit allen nahestehenden Personen über seine Probleme reden kann, doch muß man auch fein unterscheiden ob es auch etwas nützt. Wenn ich dann täglich von meinen Eltern gefragt werde, wie ich mich fühle, dann nervt dass auf Dauer nicht nur, sondern setzt auch meine Eltern unter emotionalen Stress. Da bin ich gestern lieber hingegangen und habe berichtet, dass alles in Ordnung ist. Die einzige Frage meiner Mutter war, ob ich denn auch berichtet hätte wenn das Ergebnis negativ ausgefallen wäre. Als ich dies bejahte war sie zu frieden.

Es freut mich zu hören, dass Du wieder vertrauen zu Deinen Ärzten gefasst hast. Gerade bei so intimen Bereichen wie dem Gyn stelle ich mir ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis sehr spannend oder doch besser gar nicht vor. Was Deinen Augenarzt betrifft, so halte ich einen klare Antwort für tausend Mal geschickter als eine Antwort die Erwartungen hoch hält, die sich dann aber nie erfüllen werden.

Ich habe heute auch Bäume mit einem wahnsinnig schönen Herbstlaub gesehen. Während die Spitze schon leuchtent rot war, und sich das Mittelteil schon ins gelbliche verfärbt hatte, waren die untersten Zweige noch satt grün. Eigentlich sollte man in dieser Zeit immer einen Photoappart mit sich führen.

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. Oktober 2010, 22:59:15
Lieber probastel

Ich behalte diese wunderschönen Ansichten unheimlich gern im Herzen ...

Aber in den letzten Tagen habe ich mir auch viele dieser goldenen Laubblätter mit nach Hause genommen und im Wohnzimmer verteilt.

Ich habe heute erst mitbekommen, dass Du auch gerade gute Nachrichten vom MRT erwartet und erhalten hast, da freue ich mich mit Dir. Und ich mache das mit meinen Eltern auch so. Momentan kocht mir Mutti aus lauter Liebe immer Mittag und ich will sie nicht enttäuschen und gehe den 1km-Weg zu meinen Eltern, tue es aber nicht so gern, weil ich viel lieber in besserer Stimmung bei ihnen wäre. Aber es geht jetzt aufwärts.

Den OP-Augenarzt muss ich ein wenig in Schutz nehmen. Ich denke, er wusste es zu dem Zeitpunkt nicht anders. Ich habe mir heute im Internet eine Dissertaion zu der Sorte Augen-OP durchgelesen, und da wurde das deutlich, dass es durchaus auch Möglichkeiten hätte geben können, dass die Sehfähigkeit wenigstens zum Zeitunglesen reicht. Aber es ist eine nicht so häufige und leider schwere Erkrankung mit einem rapiden Verlauf, wo der Arzt immer zu spät kommt, wenn man es merkt. Insofern habe ich aus dem Lesen dieser Studien für mich Ruhe finden können, dass weder ich noch die Ärzte irgendetwas anders hätten machen können. Auch die zeitweise aufgekommene Angst um ein Übergreifen auf das andere Auge hat sich mit den "Wissenserwerb" gelegt. Mal sehen, was morgen mein Augenarzt sagt, mit dem wir schon ewig um dieses Auge kämpfen und immer wieder mal die Hirntumor-OP dazwischen lassen mussten ...

Liebe Grüße
Kasy

 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 28. Oktober 2010, 09:24:54
Guten Morgen KaSy!

Es ist schön, dass Dein Optimismuss langsam wieder Einzug hält und Du sogar wieder die Kraft genug hast Deinen OP-Augenarzt vor mir in Schutz zu nehmen.  ;D Dann wird sich Deine Stimmung, nach dem Du ihn erfolgreich gegen mich verteidigt hast, um so schneller aufhellen und Du das Essen bei Deinen Eltern wieder richtig genießen können.

Ich freue mich zu lesen, dass die Erkrankung des einen Auges ein singuläres Ereignis ist und nicht auf Dein gesundes Auge übergreifen wird. Da hätte ich begreiflicher Weise auch größte Angst vor! So beibt Dir jetzt wohl, wo die Sache mit dem Auge und den Meningeomen ausgestanden ist (Wunsch und Befehl zugleich), Dir nichts weiter übrig als Dich ganz auf die Freude am Leben und auf das hoffentlich schöne Herbstwetter zu konzentrieren.

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 29. Oktober 2010, 01:07:03
Oh ja!  :)
Danke
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 08. November 2010, 22:17:40
Hallo, Ihr Lieben,
einen Monat nach der Augen-OP habe ich heute vom Augenarzt die Erlaubnis bekommen, das Autofahren zu versuchen und bin erst mal nur wenige 100m zu zwei nahen Einkaufsgelegenheiten gefahren. Hurra!! (Obwohl mein Sohn lästerte, für die paar Meter nimmst Du das Auto!?!)

Wegen einer Extra-Wochen-Dosis Antibiotika aufgrund einer zwischenzeitlichen sich andeutenden Entzündung im Auge musste ich allerdings den Gyn-OP schon wieder verschieben. Nun liegt er direkt nach dem MRT-/NCH/ Strahlen- Kontrolltermin - und ich möchte sehr gern den "Wunsch und Befehl" von probastel erfüllen, dass durch unschöne Ergebnisse nicht wieder das eine Blöde durch etwas anderes noch Blöderes verdrängt wird. Objektiv mache ich mir auch keine großen Sorgen, höchstens ein wenig wegen der Hormone, zu denen ich mich hab breitschlagen lassen.

Aber tu mal was gegen die allgegenwärtige Psyche, die sich - sicher verständlicherweise - nicht so richtig erholt. Trotz Sonne und Herbstlaub und Hörbücher und ...    auch Ausheulen bei der Hausärztin, die durchaus Wege aufgezeigt hat ... , mit denen ich mich noch ein wenig schwer tue.

Aber morgen habe ich einen Termin mit meinem Psycho-Doc, zu dem es nicht so einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht, und - da schließt sich der Kreis meines Beitrags - ich werde morgen mit dem Auto dorthin fahren, natürlich vorsichtig, versprochen!

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Lucie am 09. November 2010, 07:52:19
Hallo KaSy,

man merkt deinen Worten richtig an, wie vor all den Dingen und Wegen, die noch vor dir liegen, dein Optimismus nach außen drängen will. Du scheinst mir ein sehr positiver Mensch zu sein. Wenn du magst, dann berichte doch nachher mal, wie heute dann alles so war. Ich wünsch dir viel Erfolg bei deinen Unternehmungen und Terminen.

LG
Lucie
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 09. November 2010, 19:28:44
Hallo KaSy,

sehr gut, daß du das Autofahren anfängst!
Mir hat auch das Herz bis zum Hals geklopft als ich wieder anfing. Zumal es dann auch noch ein neues!!! Auto war mit ganz anderer Anordnung von Scheibenwischer, Türöffner, Fensterheber usw. Echt ätzend als der Rückspiegel mitten in Fahrt einklappte...

Zur Lästerei deines Sohnes: wie lange hat er eigentlich gebraucht um es damals vom Krabbler zum Zweibeiner zu schaffen? Ging sicher ganz ohne Üben? ;D

Ich drück dir die Daumen für das vielleicht langsame aber stetige Aufwärts!

LG
menno-meningo
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 09. November 2010, 22:44:29
Hallo KaSy,

nun möchte auch ich dir "meinen Senf aufs Brot schmieren"!   ;D
Schön, dass du nun die Augen-OP hinter dir hast!
Aber ganz toll ist es auch, dass du dich schon nach so relativ kurzer Zeit wieder ans Steuer getraust!
Dafür bewundere ich dich & wünsche dir all zeit gute Fahrt!
(ohne Beulen, weder am Kopf, noch am Auto & bitte keine Knöllchen.  ;)  )
Darf ich fragen, wie es bei deinem "Psycho-Doc" war? Bitte lass mal hören!

LG Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 11. November 2010, 23:40:34
Also, Ihr Lieben,
heute am 11.11. ;D hab ich mich mit Pfannkuchen bewaffnet zu meinen Eltern aufgemacht (zu Fuß) und mich dazu mit Kaffee versorgen lassen.

Hallo, menno-meningo, das Lästern meines Sohnes war Lästern :D, nicht böse gemeint! Und vom Krabbeln bis zum 35cm- größer werden als ich hat er tatsächlich laaaange gebraucht, aber nun könnte er, wenn er wollte, mir auf den Kopf spucken... Macht er aber nicht. Übrigens war sein Lästern die Reaktion auf eine Lästerei von mir. Ich bin jedenfalls sehr froh, wenn irgendeines meiner großen Kinder mal da ist, die bringen mich immer irgendwie zum Lachen, auch wenn mir nicht danach ist.

Am Dienstag bin ich, lieber Jens, sehr vorbildlich mit dem Auto gefahren, ohne in Knöllchengefahr zu kommen. Hab aber die Freiheit gleich genutzt, um nach dem Psychodoc-Termin in ein abgelegenes kleines Einkaufcenter zu fahren und dort einen Tee zu ... zeremonieren, Genuss, den ich vom Kaffee nicht so kenne. Allerdings habe ich unterwegs doch gemerkt, dass sich das operierte Auge zeitweise nicht ganz wohl fühlte. Aber man kann ja anhalten.

So, nun hab ich den Psychodoc ausgelassen.
Das ist einfach mal immer anstrengend, wenn und weil man ja etwas erreichen möchte.
Und, auch wenn - wie es Lucie bemerkte - mein Optimismus an die Oberfläche drängen möchte, es sind noch verdammt viele Zweifel und so da, wieso das geschehen konnte, wie das weitergehen soll, wie ich Überlastungen vermeiden kann - im Beruf und vor allem jetzt erst mal.

Natürlich will der Optimismus raus, wenn ich ihn lasse, also ihn durch Zu-viel-wollen und Zu-viel-erwarten nicht daran hindere. Das ist alles ein bisschen leichter gesagt und geschrieben, als dass ich es umsetzen kann.

Vielleicht sollte ich doch mal die Krankheiten akzeptieren ... aber wenn die keine körperlichen Auswirkungen haben, sondern sich "nur" in den verschiedensten sonstigen Dingen äußern, die einem leider das Leben so von innen heraus schwer machen, und man kann sie nicht so richtig greifen und es ist so schwer, diesen heimlichen Feind zu erkennen, zu benennen, und wie soll man den dann im Schach halten....  :-\ 
 
Ich hab jedenfalls diesmal viele Stunden für das Verarbeiten gebraucht, hatte ja auch Zeit - nicht nur beim Tee, und verarbeite noch ... und immer wieder.

Denn, bei aller Hilfe, meinen Weg finden und gehen muss ich schon selber.

Wie wir alle!

Eure KaSy

(Zu Schreibbeginn hätte ich am liebsten alles bunt geschrieben und jetzt war ich am Versuchen, den Text schwarz zu färben, aber das isser ja schon ... und diese raschen Gefühlsumschwünge machen mich auch nicht gerade froh.)
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 12. November 2010, 07:12:55
Hallo KaSy!

Ja, dass glaube ich sehr gern, dass dich deine Kinder zum Lachen bringen & für kurze Zeit den Kummer vergessen lassen. Denn es ist das Schönste, in Kinderaugen zu schauen!
Gut so, dass du vorsichtig Auto gefahren bist & alles gut ging!
Aber es ist verständlich, dass es für das operierte Auge eine besondere Anstrengung war! Das war bei meiner Augen OP auch so.
Hm, es ist unglaublich schwer, mit seiner Krankheit zu Recht zu kommen! Man muss sie begreifen, trotz Kampf akzeptieren und ehrlich zu sich selbst sein & eingestehen. Am besten ist es wohl, wenn du dich mit ihr arrangierst!
Aber dein letzter Satz (schwarze Textfarbe) ist nicht schön, macht mich nachdenklich & traurig.  :(
Lass dich von den düsteren Gedanken bloß nicht unterkriegen! Sie dürfen nicht die Oberhand gewinnen! Du bist sonst so positiv eingestellt, kämpfe, gib nicht auf!
Schau mal, freue dich aufs Wochenende, es ist ja schon wieder Freitag.  Freue dich schon darauf, wieder genüsslich eine Teezeremonie abzuhalten & das Leben zu genießen. Freue dich auch schon auf deinen nächsten Kontakt mit deinen Kids. Sie geben dir Kraft, wieder neu aufzutanken. Alles Gute!

LG Jens B     
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. November 2010, 17:21:03
Hallo, Ihr Lieben,
mittlerweile habe ich ganz gut Ruhe gefunden und kann aufregende Sachen besser verkraften.

Allerdings hat mein Gyn. nochmal vor der OP eine Untersuchung gemacht und ich könnte heute nach dem Befund fragen und bis eine Stunde vor Sprechstundenbeginn wollte ich den auch unbedingt wissen -

Und dann tauchten in mir so Fragen auf wie
- Will ich das überhaupt wissen?
- Ist der Befund schlecht, wird ja sowieso operiert.
- Kann der Befund überhaupt besser sein?
- Und wenn er besser ist, wird dann nicht operiert?
- Oder wird die Sache womöglich nur vertagt - auf einen fünften Termin seit dem zuerst geplanten?
- Vielleicht wird der Gyn. auch die Augeninfektion dazu benutzen, dass nicht operiert werden kann? Das hat er schon mal gesagt.

Na ja und nun sitze ich hier und denke, er wird mir schon schreiben, wenn ...

Und ich geh dann einfach hin zu dem OP-Termin und bring die Sache hinter mich, wie oft soll ich denn noch davor Angst haben und jedesmal wurde das wieder verschoben.

Und ich weiß zwar ganz bestimmt, dass bei dem MRT am Tag davor nix gefunden wird ... glaube es zumindest ganz fest ... bloß - es wird schon einen Grund geben, warum die Nachuntersuchung notwendig ist ...
und wenn doch ...?

Da hab ich mich eben heute nicht nur mit diesem Schreiben hier abgelenkt, hab auch die Sonne in der Kälte genossen ...

Klar könnte ich all die Fragen auf einen Plautz lösen, wenn ich einfach hinginge und nach dem Befund fragte. Aber irgendwer/was lässt mich nicht.

Und später ist vielleicht auch noch früh genug.

Ich glaube, ihr könnt mit dem wirren Zeugs gar nichts anfangen - ich verstehs mal wieder selber nicht so ganz. ???

Ich guck doch schon wieder optimistisch in die Zukunft, aber vielleicht wars heute mit einigen Kontakten den Beruf betreffend schon wieder zuviel und mein Kopf sagt - Stopp, musste Dir nicht auch noch antun. Ich glaub, so isses. (Das hätte mein Psychodoc bestimmt auch so gesagt.)

Mach ichs mir jetzt eben mal schön - mit ´n paar grünen Zweigen und ´nem Kaffee und abends gibt´s Tee aus der neuen Kanne ...

Es gibt da so´n russisches Sprichwort - Der Morgen ist klüger als der Abend.
Das passt jetzt vielleicht, nee, ganz bestimmt!

Eure KaSy

(Und es regt mich doch auf ...)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 25. November 2010, 19:29:00
Liebe KaSy!

Eins vorweg, es ist kein "wirres Zeugs", wie du schreibst!
Es sind halt deine Gedanken, Gefühle, Sorgen, Befürchtungen und Zweifel, die dich beschäftigen und arg belasten!

Nur her damit! Das Forum hier ist da, so etwas aufzunehmen, darüber zu diskutieren und deine Gedanken zu zerstreuen. Denn du hast ganz richtig erkannt, es ist eine Ablenkung! Zum Beispiel wie du es uns hier mitgeteilt hast. Es ist eine sehr gute Idee & Möglichkeit, sich hier durch schreiben abzulenken. Aber auch, um so manches aufzuarbeiten!

Nur zu gut weiß ich selbst, wie schön und auch wichtig es ist, diese "Wärme" des Zuhörens zu erfahren! Es ist so unglaublich schön, wenn einem hier schier "endlos zugehört" wird!

Auch wenn dieser Beitrag bestimmt nicht so lang und ausführlich wird, sollst du wissen, dass meine Worte "von Herzen kommen"!

Genieße den Tee aus deiner neuen Kanne! (Man kann übrigens auch prima Glühwein darin warm halten.) ;D
Getreu dem Motto: "Carpe diem – nutze den Tag!"  ;)

Prima, dass du optimistisch in die Zukunft blickst! Denn so leicht lassen wir uns nicht unterkriegen! "Nor"?  ;D

Vielleicht kann ich dir später noch einmal schreiben. Denn wie du ja weißt, habe ich morgen ein vorgezogenes MRT & da ist bestimmt nicht viel mit Nachtruhe!  ;)

Beste Tröst-Grüße,
Jens B.

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. November 2010, 21:42:44
Danke, Jens!

... für die Nachtruhe hilft bestimmt der Glühwein, den Du mir empfohlen hast - aber in Maßen, nicht in Massen...

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 25. November 2010, 22:14:05
Hi KaSy!

 ;D  ;D  ;D

Natürlich, nur in geringen, "normalen" Mengen. ;) Ich will dich ja nicht zum Alkohol verleiten!
Aber beim Anstoßen sagt man ja: Prost oder Prosit. Meinem Wissen nach, heißt das "Möge es nützen"! Coole Worte!  8) Nicht?

Also nochmal Prost, Prosit, Cheers, Zum Wohl, Zum Wohlsein, Stößchen, Wohl bekomm's, Gut Schluck, Hoch die Tassen & der beste Trinkspruch: nastrovje (auf die Gesundheit)!

LG Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 26. November 2010, 16:32:32
...also ich hab jetzt mal so grob 10  Trinksprüche gezählt. Und dann vorher immer einen Glühwein/Glögg/Grog oder wie?

Wieso kommt mir dabei nur "Dinner for one" (the same procedure as every year) in den Sinn?  Bis Silvester ist ja noch etwas Zeit.

 :) :) :)
Bis dahin erst einmal euch allen einen richtig schönen 1. Advent!
 :) :) :)

wünscht menno-meningo
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. November 2010, 20:16:14
Man kann ja schon mal üben, damit man bei "the same procedere as every year" nicht auch andauernd über den Tigerkopf stolpert ... ob Tiger auch HT kriegen können, wenn man ihnen laufend an den Kopf tritt ????

Also - erstes Lichtlein - erster Glühwein ... usw.

Einen schönen ersten Advent mit Ruhe, Ablenkung, Besinnung - jeder, was er/sie gerade am meisten braucht!

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 28. November 2010, 00:54:44
Hallo KaSy!

Du schreibst: "…jeder, was er/sie gerade am meisten braucht!"
Ich zum Beispiel brauch "nen starken Gaffee und eene Scheibe leckren" Christstollen (Rosine) vom Striezelmarkt Dresden. :-D
http://www.dresden.de/de/05/02/02/04-Weihnachten-in-Dresden.php (576. Dresdner Striezelmarkt, vom 25. November bis 24. Dezember 2010)

Ich wünsche dir & euch allen einen gemütlichen und genüsslichen (  ;)  ) schönen 1. Advent!

LG Jens B
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 07. Dezember 2010, 01:56:07
Oh, Josch,
ich finde es so prima, dass Du diesen sehr erfreulichen Befund bekommen hast und außerdem, dass Du Dich so darüber freuen kannst.

Ich frage mich gerade mal wieder, wieso ich mir den ganzen Quatsch mit den andauernden Arztbesuchen überhaupt antue.
Ich denke gerade, dass ich doch eh alles erledigt habe, wozu ich lebe.
Die Kinder gehn ihre eigenen Wege, auch wenn sie eine total schlechte Erfahrung machen, kriegen sie das allein hin und ich bin nur noch dazu da, wegen sowas zu flennen, und das ist doch totaler Unsinn.
   Soll ich das überhaupt hier reinschreiben, dieses Geheule? Aber wer hört einem nachts zu    oder überhaupt.
Dabei - wenn ich mal versuche, objektiv zu sein - hab ich immerhin die Chance, ab Januar mal wieder anzufangen zu arbeiten. Aber es ist auch blöd, immer wieder fängt man neu an, weil man immer wieder rausgerissen wird. Ich komme mir dann wie so`n Störfaktor vor, der immer grade nicht da ist, wenn er gebraucht wird. Und für das System bin ich auch doch bloß ein Kostenfaktor. Also will und braucht mich das System nicht und ich will und brauche es auch nicht.

Wozu soll ich denn die Ärzte belästigen und womöglich …. weiß ich denn, was da nun wieder passiert?  Finden sie irgendwas noch Blöderes zu dem Blöden? Wird die Seele wieder in den Abgrund geschubst werden? Und wieso sollte ich mich da wieder rauskämpfen? Um wieder abzustürzen.
Ich könnte jeden beneiden, der sich sich richtig doll über diese guten MRT-Meldungen freuen kann. Ich bring das irgendwie nicht. Für andere, also für Euch schon. Aber für mich? Wieder ´n halbes Jahr vorbei und ´n halbes Jahr vor mir.

Ich lese zurzeit nur noch irgend so einen Müll, der mich gar nicht wirklich interesseirt und pack die interessante Zeitschrift, die monatlich im Briefkasten liegt, auf`n Stapel – wozu soll ich denn das lesen? Ich bastel irgendwas für ´n Weihnachtsbaum, oder hab tatsächlich Plätzchen gebacken – um die wegzupacken oder rauszuholen und aufzuessen und mich dann wieder über die Waage-Info zu ärgern. Wozu soll ich denn solche angeblich schönen Dinge ...

Für mich für mich für mich...? Ist doch Blödsinn!

Wie kriegt Ihr das denn bloß hin, wenn Ihr nicht mal arbeiten gehen dürft/ könnt, irgendeinen Sinn in diesem ganzen „Leben für die eigene Person“, abhängig von Ärzten, die von einem leben, bloß weil der krank ist …., also da irgendeinen Sinn zu finden??? Ich darf da gar nicht drüber nachdenken, dann könnte ich einfach alles wegschmeißen.

Das ist doch alles irgendwie „kurzgeschlossener Lebenskreislauf“ mit bereits erledigtem und damit zu den Akten gelegtem Sinn.

Ist die Weihnachtszeit jetzt Schuld an dieser blöden Stimmung?
Oder dass ich gerade seit einer Woche oder so einigermaßen gut drauf bin und nun drei Tage mit „Arztterminen“ - Arzt Arzt Arzt, immer wieder immer wieder – also die hab ich nun vor mir und die sind wichtig oder so, bloß wozu …
Oder geb ich ganz simpel meinen Psychochodrogen keine Chance zu wirken, wie es mein Psychodoc so nett formuliert hat. Aber wie macht man das und vor allem wozu denn?

 :( Kasy :(  

Ich weiß nicht, also, ich schreib das nicht gern hier rein, weil ich lieber was Gutes schreiben will und euch nicht runterziehen will mit diesem Mist  :-\
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 07. Dezember 2010, 04:48:26
Hallo KaSy!

Da hast du ja einen langen Bericht geschrieben!
Doch ich kann dir leider (vorerst?) nur kurz antworten, da ich gleich auf Arbeit muss. Bin eh schon spät dran, aber naja…

Du schreibst: "Soll ich das überhaupt hier reinschreiben, dieses Geheule? Aber wer hört einem nachts zu…"

1. Ja, bitte. Schreibe hier ruhig, was dich bedrückt, dazu ist das Forum da!
 
2. Es ist kein Geheule, denn jeder macht mal solche Phasen durch!

3. Wer dir hier nachts zuhört? Einige, glaube mir! Doch auch wenn du nur schreibst und nicht gleich Antworten bekommst, so ist das Schreiben gut für dich!

Sei nicht so traurig! Versuche den Tag zu genießen. Ich erlaube mir, dir mal eine Knuddeleinheit zu schicken, um dich zu trösten. (Ist ja eh nur virtuell.)  ;)

LG Jens B

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 07. Dezember 2010, 09:15:04
Hallo Kasy !

Jens hat recht es ist kein Geheule, dafür ist Forum da,
ob wohl ich solche "Negativen Gefühle" auch Lieber weg lasse.

Mir ging es die letzten 2 Monate auch so, ständig zu Ärzten rennen, sich in die Venen Picken lassen wegen ein wenig Blut. Diese Vampire, machen einen irre.

Es ist Kräfte zerrend, ständig zu Kämpfen dann kommt immer mal wieder wofür mach ich das. Doch dieser Gedanke ist ratzfatz wieder weg.

Wofür ich das mache weil ich gerne Lebe, diese Chance von den Ärtzen bekommen habe zu Leben.
Ich habe nur dieses Leben, also wird es genutzt.

Wie ich diese gute Laune immer auf einen Gewissen Level halten halten kann, keine Ahnung aber nutze diese Gabe.

Wie soll/ kann dier geholfen werden, schau dir die Schönen Dinge des Lebns an. Die Wunder des Lebens, davon gibt es soviele, deine Seele muss sie nur wieder erkennen können.

Ich habe auch 4 Jahre bisher gekämpft, in sehe da es hat sich wieder eine der Schönsten Türen  in meinem Leben geöffnet, da hinter stand dann die liebe Britt.

Es lohnt sich immer zu Kämpfen, auch wenn es Hart wird, das Leben ist es wert.

Wenn ich deinen Text lese, dann schießen mir heute morgen die Tränen in die Augen, bin momentan auch abgekämpft, aber ich kann nicht anders es muss weiter gehen.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, das du auch wieder in den schönen Teil des Lebens findest.

Liebe Kasy wo muss ich hin kommen um dir zu Helfen, dich Kennenzulernen, schreib mir über PN wenn du magst.

LG schwede
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: josch am 07. Dezember 2010, 09:55:26
Hallo zusammen für alle,

hier einpaar Zeilen, gebt euer
Leben nicht so schnell auf.
Diese Zeilen schrieb ich schon
vor einer ganzen Zeit,
hier passen sie glaube ich ganz gut rein.


Du wolltest zum Doktor, nur mal raus,
du kamst nicht wieder nach haus.
Dein Arzt sagte dir, du hast einen Hirntumor,
gerechnet hatte niemand damit je zuvor.
Du wurdest in der Klinik aufgenommen,
in deinem Zustand du warst benommen.
Nun gingst du von Arzt zu Arzt, das war eine Prozedur,
du kamst dir wie ein Bekloppter  vor.
Zu guter letzt sagte man dir, wir werden sie operiern.
Deine Angst war in deinen Augen zu sehen,
sie blieben nicht trocken, sie waren voller Trän.
Jetzt konntest du nur hoffen,
denn du hattest noch so viele Wünsche offen.
Die Ärzte gaben dir zum Glück,
dein Leben wieder  zurück.
Nun kamst du wieder nach haus,
schon sah die Welt wieder ganz anders aus.
Dein Leben gleicht einem spannenden Buch,
schlage es niemals zu früh zu.
Bist du dann älter als ein Baum,
kannst du in ruhe zum Himmel schaun .
( js)

slg josch

PS: Kasy, lasse dein Kopf nicht hängen,
komm morgen ist ein neuer Tag,
da sieht die Welt schon wieder ganz aus
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Caro am 07. Dezember 2010, 14:57:58
Liebe KaSy,

ich kann Deine Gedanken nach der "Sinnfrage" gut verstehen. Mir geht es oft ganz genauso. Natürlich gibt es schöne Momente, aber eben auch solche, in denen das Glas gerade mal nicht halb voll, sondern halb leer ist. Und wozu dann das alles, wenn es irgendwann ja doch vorbei ist. Immer positiv denken ist sehr schwer.

Leider kann ich Dir nicht raten, bin doch selbst noch auf der Suche. Ich habe aber mal ein langes Gespräch mit einem Mann geführt, der immer wieder an schweren Depressionen leidet und der mir trotzdem ganz eindringlich sagte, "das Leben ist so schön". Daran denke ich immer, wenn ich mit dem Hund durch den Wald laufe und die Sonne durch die Bäume scheinen sehe. Es hat mir zumindest Mut gemacht. Ja, das Leben ist schön. Wenn auch leider oft nicht.

Ich sende Dir einen Sonnenstrahl!
Lieben Gru0, Caro
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: mmolina am 07. Dezember 2010, 15:50:34
Liebe KaSy

ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen und ich kann Dir nur sagen, dass ich nicht weiss was ich dazu sagen soll. Wollte nur mal kurz schreiben, damit du weisst, dass auch ich Dir zugehört habe.

Was Josch geschrieben hat gibt einen ja doch zu denken, glaubst Du nicht?

Ich wünsche Dir Alles Gute und das Du so schnell wie möglich wieder LICHT siehst

LG
mmolina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Lucie am 07. Dezember 2010, 16:10:16
Liebe KaSy,

auch ich habe deinen Beitrag gelesen und weiß nicht recht, wie ich dich trösten kann. Auch ich frage mich oft nach dem Sinn all dieser Quälereien. Aber weißt du, gerade jetzt im Winter geht es mir gut, gerade jetzt, wo man annehmen könnte, dass es allen doch schlecht gehen müßte. Vielleicht hilft dir ein wenig, wenn ich von meinen Erlebnissen berichte, damit du die Augen öffnen kannst für all das Schöne auf dieser Welt?! Gerade gestern an Nikolaus - so hundemüde ich auch war, weil die Kids schon um 5 Uhr wach waren - war es so toll, ihre leuchtenden Augen zu sehen. Zu sehen, dass sich all die Heimlichtuerei gelohnt hat für die zwei Mäuse, die ständig ankamen und immer wieder gezeigt haben, was sie vom Nikolaus bekommen haben. Und das, obwohl mein Großer weiß, wer der Nikolaus ist. Oder dieser tolle Tag heute: Eisekalt, man mag nicht vor die Tür gehen. Also Tee gekocht, ins Wohnzimmer gesetzt und Fotos für meine private "Piepshow" gemacht. Fotos von Amseln, von Meisen, von Eichelhähern, von Schwarzkehlchen. Sie alle kamen hier in den Garten um zu fressen. Zu sehen, was sich auf der Welt so tut - dafür nehme ich ALLES in kauf.

Liebe KaSy, ich wünsche mir so sehr, dass ich dich mit meiner Begeisterung etwas anstecken konnte. Schreib hier immer wieder, wenn es dir nicht gut geht. Hier ist immer jemand da, der zuhört.

Alles Liebe
Lucie
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 07. Dezember 2010, 19:46:05
Liebe KaSy,

das ist kein Geheule von dir und dafür ist das Forum schließlich auch da. Wenn es uns allen 24 Stunden am Tag Gold ginge, dann bräuchte es das ja nicht...
Und bei irgendeinem geht es gerade aufwärts, der gibt dir gerne etwas ab von seiner positiven Stimmung. Wieviele Daumen wohl für dich hier gedrückt werden, hörst du es knacken?   Und wieviele vielleicht nur lesen, grad keine Zeit zum Schreiben haben oder zu müde sind und dir trotzdem einen Trostgedanken schicken? Es sind viele! Viele!! Viele!!!

Gib nicht auf.
Jetzt bin ich auch etwas müde, aber ich schicke dir einen ganzen Packen Zuversicht.

LG
menno-meningo 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 07. Dezember 2010, 21:12:43
Danke.
Es tut gerade ein bisschen gut.
Ich brauch erst mal Kraft für Mittwoch, Donnerstag, Freitag.
Vielleicht wirds dann besser oder ...
Aber danke auf jeden Fall!
(Vielleicht liegen die blöd-falschen Gedanken an dem vielleicht doch falschen Antidepressivum?? Das ist immerhin eine Hoffnung und Frage wert - in 14 Tagen, bis da halt ichs aus, denn das ist ein Lichtblick. )
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 07. Dezember 2010, 21:20:29
Hallo Kasy !

Es hilft vielleicht auch anderen, habe gerade meine Gedanken laufen lassen.

Dein stiller Begleiter !


Was ist los mit dir, spüre Schmerzen in dir.
Heftige schmerzen körperlich wie Seelisch.
Dein Wille ist so schwach Geworden , Warum ?
Möchte dich verstehen, kann es aber nicht.
Immer wieder schaust du mit Leerem Blick in die Welt mit offenen Augen.
Nimmst alles nur noch halb Wahr !
Dein Gang ist schwerfällig geworden.
Deine Wärme fehlt mir, ohne dich bekomme ich keine Wärme !
Sitze hier links Unten in deiner Brust, es ist Dunkel hier
Gebe mir dein Lächeln, dein Licht brauche es.
Will doch nur das es dir gut geht !
Werde immer mit dir fühlen, auch wenn ich nicht verstehe was los ist.
Wir sind doch eins, ohne dich kann ich nicht Leben.
Genau das möchte ich aber, und zwar mit dir.
Gebe uns doch  eine weitere Chance, werde dich nicht Enttäuschen.
Im Kopf stimmt was nicht, das spüre ich ganz genau.
Die machen mich Krank deine Sorgen, du lädst sie bei mir ab.
Verstehe sie aber nicht.
Gebe mir deine Kraft sie ist noch da, nutze sie für uns beide!

Lass uns beide weiter Leben, es ist die Sache wert.

Bitte vergiss mich nicht !

Dein Herz
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: josch am 07. Dezember 2010, 22:13:27
Hallo Kasy,
lies bitte die Worte die schwede hier schrieb,
es sind wahre Worte, ich finde das sie mich
sehr berührten, :'(  ja die Tränen kamen mir

Hallo Kasy !

Es hilft vielleicht auch anderen, habe gerade meine Gedanken laufen lassen.

Dein stiller Begleiter !


Was ist los mit dir, spüre Schmerzen in dir.
Heftige schmerzen körperlich wie Seelisch.
Dein Wille ist so schwach Geworden , Warum ?
Möchte dich verstehen, kann es aber nicht.
Immer wieder schaust du mit Leerem Blick in die Welt mit offenen Augen.
Nimmst alles nur noch halb Wahr !
Dein Gang ist schwerfällig geworden.
Deine Wärme fehlt mir, ohne dich bekomme ich keine Wärme !
Sitze hier links Unten in deiner Brust, es ist Dunkel hier
Gebe mir dein Lächeln, dein Licht brauche es.
Will doch nur das es dir gut geht !
Werde immer mit dir fühlen, auch wenn ich nicht verstehe was los ist.
Wir sind doch eins, ohne dich kann ich nicht Leben.
Genau das möchte ich aber, und zwar mit dir.
Gebe uns doch  eine weitere Chance, werde dich nicht Enttäuschen.
Im Kopf stimmt was nicht, das spüre ich ganz genau.
Die machen mich Krank deine Sorgen, du lädst sie bei mir ab.
Verstehe sie aber nicht.
Gebe mir deine Kraft sie ist noch da, nutze sie für uns beide!

Lass uns beide weiter Leben, es ist die Sache wert.

Bitte vergiss mich nicht !

Dein Herz


danke schwede

josch
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 08. Dezember 2010, 03:02:14
Hallo liebe Kasy!

Siehst du, nun hast du so viele liebe Antworten bekommen!
Josch & Schwede haben dir sogar schöne Gedichte geschickt. Nun möchte ich dir auch noch eins nennen!

"Es geht wohl anders als du meinst: derweil du frei und fröhlich scheinst,
ist Lenz und Sonnenschein verflogen,
die liebe Gegend schwarz umzogen;
und kaum hast du dich ausgeweint,
lacht alles wieder, die Sonne scheint –
es geht wohl anders, als man meint!"

(Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff;  * 1788 & † 1857)

Liebe, ganz herzliche Grüße
Jens B.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: mmolina am 08. Dezember 2010, 11:00:30
Hallo Zusammen Ihr Lieben,

Mensch! Ihr seid so gut!!!
Wenn ich jetzt psychisch so "down" wäre, hätten mich Eure so lieben Worte, sprich  Gedichte
Schwede, Josch und  Jens SEHR SEHR gutgetan.
Mir sind auch die Tränen in den Augen gekommen und so ein seltsames Gefühl im Kopf, aber ein Gutes. Es ist doch einfach wunderschön , dass es Menschen gibt die es wert sind.

Ganz Liebe glückliche Grüsse
mmolina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 08. Dezember 2010, 22:38:34
Danke Euch allen ...
Eure so lieben und so guten Worte
und dass das MRT heute gut ist
und die guten und aufbauenden Reaktionen des Neurochirurgen und der Strahlentherapeutin

sie dringen so ein bisschen in mich ein,

doch es so viel Kraft dafür erforderlich, daraus Freude werden zu lassen, weil ich noch  ...  angst ... habe.


Irgendwann wird es wieder einfacher sein


Irgendwann werde ich auch wieder mit anderen mitfühlen und helfen können. Jetzt dringt nichts zu mir durch. Der Kopf ist wohl überfüllt. Aber ich nehme die kleinen Freuden wahr, von Euch, von meinen Kindern und versuche auch, Gutes zu tun. Es ist schwer, in solcher Stimmung normal bei anderen zu sein, denn wenn ich es rauslasse, hab ich wieder Angst vor mir selbst und dann wirds schon gar nicht besser. Weil ich die Sorgen nicht so verständlich rüberbringen kann. Und Ratschläge kriege, die ich nicht brauchen kann.

Aber irgendwann wirds besser.

DANKEDANKE
KaSy


 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 08. Dezember 2010, 23:44:22
Liebe KaSy!

So gefällt mir das, solche frohen Zeilen von dir, so habe ich dich kennen gelernt!

Du hattest heute also deine gute MRT?
"Priiima", ich freue mich so sehr mit dir! Was kann es schöneres geben?
 
Sehr schön, dass es "aufbauende Reaktionen des Neurochirurgen und der Strahlentherapeutin" waren!  8)
Siehst du, "nun sieht die Welt gleich anders aus".

Auch wenn es schwer ist dir zu raten (Weil du schreibst: "Und Ratschläge kriege, die ich nicht brauchen kann."), so will ich es trotzdem ganz, ganz vorsichtig tun & wenigstens zaghaft versuchen!
Nur so viel, lass dir viel Zeit, sehr viel Zeit! Lade dir nicht noch andere Sorgen und Kummer auf! Denk mal bitte nur an dich & die Kinder! Denn auch diese kleinen Freuden wie du schreibst (z.B. Kids usw.) lenken dich ab & bringen dich auf positive Gedanken!

Ja ganz recht so, "Irgendwann wird es wieder einfacher sein." & "Aber irgendwann wirds besser."
Lass den Optimist in dir (wieder) die Oberhand gewinnen! Ich drücke dir ganz toll die Daumen & wünsche dir viel Kraft!
Es dauert vielleicht noch einen Moment, aber sei gewiss, die Freude kehrt wieder zu dir in dein Herz zurück!

Alles Gute, beste liebe Grüße
Jens B.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 12. Dezember 2010, 22:21:54
Ihr Lieben alle,

ich habe heute den 3. Jahrestag meiner 3. HT-OP und das letzte MRT vor 4 Tagen war gut und diese Gyn-OP erstaunlicherweise auch und nun hab ich 3 Sorten Pralinen hergestellt und mindestens 3-mal 3 Lichter angezündet und die "Berge" vor mir sind versunken und haben mir den Blick auf das Morgen und das Übermorgen und das ganze Leben freigegeben ... und ich will, dass das so bleibt.  :) ... für mich und Euch alle!!

Die Schneeflocken sind wieder einzigartige Kristalle und die Kälte ist gar nicht kalt, ich habe mir einen Tannenbaum angeschaut und bin am Basteln, um ihn zu schmücken - mit Sternen, aber auch mit verschiedenen Vögeln, vor allem habe ich viele Kraniche gefaltet. Für euch mit!!!

Ich wünsche euch allen, dass die Welt euch liebt und umarmt und euch ihre schönsten Seiten zeigt!  :D

Eure KaSy
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: josch am 12. Dezember 2010, 22:39:46
Hallo KaSy,
es ist so schön zuhören das es dir wieder besser geht,
auch das dein MRT gut ausgefallen ist
und das du deine Gyn-OP so gut weg gesteckt hast.
Ich freue mich für dich und mit dir,
das du den Sinn deines Lebens wiedergefunden hast.
Es ist einfach schön, solche erfrischenden Worte zu lesen.

Deine Worte werden hier bestimmt einige wieder aufbauen,
denn du hast gezeigt wie man aus einer Krise wieder raus kommt.

lg josch
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 13. Dezember 2010, 00:34:36
Danke, josch,
Auch diese Worte aus Deinem Gedicht, das ich gerade noch einmal las
Dein Leben gleicht einem spannenden Buch,
schlage es niemals zu früh zu.
sollte man sich in solchen Situationen unbedingt vor die Augen halten.
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Jens B am 13. Dezember 2010, 10:12:20
Hallo KaSy,

zu aller erst möchte ich dir natürlich zu deinem 3. Jahrestag gratulieren! Ganz prima, dass dein letztes MRT gut war!
Ich gratuliere dir außerdem ganz herzlich zur "wiedergewonnenen" (positiven) Lebenseinstellung!
Es ist "sooo" schön, wenn du wieder voller Tatendrang & Optimismus bist!  :D
Lass Sonne in dein Herz & lass sie nie wieder raus!  ;)
Ich wünsche dir einen guten Wochenstart.

LG Jens B

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. Dezember 2010, 22:46:31
Ich habe eine für mich überraschend sensible Weihnachts-E-Mail meines Chefs erhalten, die mich tief im Innern sehr bewegte und mich zu folgenden Worten anregte:


Die Grenzen des Lebens zu sehen, zu erfahren,
womöglich gar ihren Verlockungen erliegen zu wollen
... und doch zu widerstehen -
es gibt dem Leben einen höheren Wert,
jedem Tag einen tieferen Sinn.

Jeder Tag kann ein Geschenk sein,
jeder Tag kann aber auch ein gewonnener Kampf sein
... für sich
... und für andere.

In diesen Erfahrungen ist man allein
mit den Zweifeln
und der Hoffnung
... und wächst daran.


KaSy

(Allein ist man natürlich hier im Forum nicht ...)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. Januar 2011, 20:59:06
Ein Monat später (seit meinem letzten Eintrag)

... und dieses mein Leben ist eine Achterbahn oder zumindest verdammt hügelig.

Ich durfte im Januar wieder mit Sport beginnen, was mir nach der langen verordneten Ruhe (drei Monate) erst etwas schwer fiel, mir nun aber immer mehr und viel Spaß macht.  :D

Ich durfte in der zweiten Januarwoche mit der Wiedereingliederung beginnen und habe das Glück, dass alle im Kollegium, voran (!) mein Chef, sehr verständnisvoll sind und mich schonen.
... und es macht Spaß mit den 11-/12-jährigen Kindern!  :D

Und doch will meine Psyche nicht so richtig mitspielen - trotz dieser guten Bedingungen.
Ich bin mitunter so sauer, weil ich regelrecht umfalle, wenn ich nach Hause komme, nach der Arbeit (2 Std.) und evtl. noch Sport. Sicher bremst mich mein Körper zu Recht. Das ist - objektiv gesehen - auch gut so. Aber subjektiv würde ich gern besser drauf sein, um optimistischer in die Zukunft blicken zu können. Vielleicht mache ich doch immer noch mehr, als zur Zeit für mich gut ist? Ich nehme mir morgens vor, mich auf die Couch zu lümmeln und einfach nur zu lesen - schaffe das aus unerfindlichen Gründen nicht, weil ich mich mit irgendetwas anderem verzettele, und heule mich dann nachts in den Schlaf, finde das Leben so überflüssig....  >:(

Aber am nächsten Morgen geht es wieder weiter und es lohnt sich wohl doch, für die Kinder da zu sein. Nur ich selbst finde noch keinen Platz in meinem Leben. Aber das muss - wird auch wieder werden.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 25. Januar 2011, 23:39:26
Hallo Kasy,

Du hast einen Job mit einer der höchsten Quoten an Frühpensionierungen. Du bist schon so oft vom Schicksal herausgefordert worden, hast schonso viel schon durchmachen und aushalten müssen. Du musstest durchstehen wo andere zerbrechen. Und Du ärgerst Dich, dass Du nach zwei Stunden Unterricht fix und fertig bist, ich kenne genug körperlich gesunde Lehrer, die einfach so zerbrechen.

Ich erachte es als enorm hohe Leistung, dass Du nicht einfach den Kopf in den Sand steckst und aufgibst, sondern für Deine Passion kämpfst. Ich empfinde mich als körperlich und geistig fit und doch merke ich wie anstrengend es ist meinem Patenkind beim Aufarbeiten der schulischen Defizite zu helfen. Und Du hast ein ganze Klasse voll davon.

Mich wundert es nicht, dass Du nach den zwei Stunden stehend ko bist. Lasse Dir Zeit und sei nicht so hart zu Dir selbst.

Ganz liebe Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Schwaumel am 26. Januar 2011, 22:42:10
Liebe Karin, ich bin seit 25 Jahren mit Leib und Seele Sonderschullehrerin und weiß genau von was du sprichst. Auch ich habe für meine Kinder und Schützlinge gelebt. Da wir unsere Kinder meistens von der 1. bis zur 9. Klasse unterrichten, gehörten sie schon fast immer zur Familie.
Nun pflege und kämpfe ich seit 2007, mit meinem Mann, gegen sein Glioblastom an und ich bin immer nur gerannt.
Allen Verpflichtungen gerecht zu werden und das in 24 Stunden pro Tag,die nie ausgereicht haben, von Schlaf und Ruhe gar keine Rede, haben mich an das Burn out gebracht. Jetzt bin ich, obwohl meine Kollegen kein Verständnis mehr haben, auf Teilzeit 12 Stunden gegangen und endlich ist mein Leben wieder lebenswert geworden. Ich habe meine geliebte Arbeit noch und habe Zeit für meinen Mann und all seine Therapien. Ich bin wieder ausgeglichener, was sich auch zu Hause wiederspiegelt. Wir haben auch wieder Zeit, die gewonnen Zeit ein wenig zu genießen. Zeit für mich bleibt nicht, aber ich bereue es, dass ich diesen Schritt nicht schon eher gemacht habe. Ich konnte von der Arbeit nicht loslassen, aber weißt du : Wir leben nicht zum Arbeiten, sondern wir arbeiten um zu leben.
Das Loslassen ist mir sehr schwer gefallen, aber es hat sich gelohnt und ich genieße es. Vielleicht wäre es für dich auch eine Lösung? Du könntest auch auf Rente gehen und dann noch auf Honorarbasis in Privatschulen stundenweise arbeiten. Lehrer sind zur Zeit Mangelware.
Übernimm dich nicht, das Leben hat auch andere schöne Seiten.

Lg Katrin
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. Januar 2011, 16:50:29
Lieber Probastel,
Deine Worte "Sei nicht so hart zu Dir selbst." hat mir erst kürzlich auch einer der Trainer beim Sport gesagt, er kümmert sich auch um die Ernährung der trainierenden Frauen (bei Mrs. Sporty). Und eine liebe Kollegin erinnerte mich auch daran, dass ich ja "nicht nur einen Husten" überstanden habe und auch Tabletten nehmen würde. Und dass auch andere krank werden oder ganz aufhören, na klar, das stimmt. Ich bin immerhin froh, dass es die Möglichkeit der Wiedereinarbeitung gibt und ich mir jetzt auch immer vor Augen halte, dass ich den zeitlichen Arbeitsumfang auch noch länger als geplant beibehalten kann.

Liebe Schwaumel,
Du hast also ziemlich gleiche Erfahrungen, Deine Worte waren daher für mich sehr hilfreich. So wie Du es schreibst, ist es eben auch bei mir, dass der Lehrerberuf für mich nicht nur "irgendein Job" ist, den jeder andere auch machen kann. Ich habe durchaus immer mal wieder nach sehr schwierigen Phasen am Anfang oder eben nach den Krankheiten seit 1995 darüber nachgedacht, etwas anders oder etwas ganz anderes zu machen. Doch bei allem Hin- und Herdenken blieb immer nur "Lehrer" übrig.

Und es macht eben auch Spaß, mir und auch den Kindern. Was ich zusätzlich für meine Kolleginnen oder für die Schule mache, das tue ich, weil ich es gern tue, weil freundliche Rückmeldungen kommen. Dadurch habe ich mir wohl auch die Anerkennung erarbeitet, die mir jetzt den Rücken stärkt und die mich auch als krank geschriebene Person den Weg in die Schule gehen lässt, ohne zuviel Angst davor zu haben, dass gleich im ganzen Ort "mit Lichtgeschwindigkeit" verbreitet wird, dass diese Lehrerin zu faul zum Arbeiten sei. Man steht ja doch ziemlich in der Öffentlichkeit, zumal man die meisten Eltern selbst nicht kennt, aber sie erkennen den Lehrer ihrer Schule natürlich überall, beim Arzt, beim Einkaufen, beim Sport, ....

Momentan ärgert mich, dass ich so lange für so vieles brauche. Für die normalen Dinge des Alltags und der Schule und auch für solche Entscheidungen, weniger zu arbeiten. Da hab ich nun seit Schuljahresbeginn meinen Stundenumfang um fünf Stunden verringert, es hat wegen der enormen psychischen Belastung mit der AD-Umstellung in den ersten Wochen gar nichts gebracht - und dann falle ich mehr als drei Monate aus ...

Naja, ich will das schaffen und werde es auch!  :)

Am Rande noch:
Mein Sohn kämpft sich gerade durchs Referendariat, will Ma-Info-Lehrer werden und hat es wirklich drauf. Ist bei den Schülern und Kollegen beliebt - und doch bei der Prüfung durchgefallen. Er darf ein halbes Jahr dranhängen und ackert "wie blöde".
Das tut mir mitunter so weh. Weil ich es ihm so vorgelebt habe.
Aber er hat mittlerweile 10 Jahre Studium hinter sich - ohne jegliches Bummeln oder so. Seiner Freundin (Ma-Physik) geht es ebenso. Wann sollen denn die jungen Lehrer an die Schule dürfen und wann endlich Kinder kriegen? Dabei könnten die beiden längst in der Wirtschaft sein und sich "dumm und dusslig" verdienen. Aber so ist das eben mit dem Lehrer-Ethos.

Ich danke Euch beiden und den Lesenden auch - hier schreiben tut mir bereits gut, und Antworten bekommen noch mehr.  :)

Eure KaSy

PS: Falls jemand superweiches Wasser sucht, das kann er bei mir aus dem Keller haben ...  8) , aber bitte Gummistiefel mitbringen!
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 30. März 2011, 22:46:58
Zwei Monate sind seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich bin ziemlich enttäuscht und es ist mir auch fast peinlich (was natürlich Blödsinn ist, aber tu mal was gegen diese inneren Stimmen), dass ich keinen Fortschritt merke.

Sicher hat das damit zu tun, dass die Gyn.- und die Augenproblematik meine psychisch beeinträchtigte Gesamtsituation nicht gerade günstig beeinflussen. 
Aber es bleibt, dass ich die Stunden mit den Schulkindern genieße, auch wenn es zur Zeit nur zwei am Tag sind. Aber die reichen tatsächlich. Es soll bis Ende Juni noch bis auf drei/vier Stunden gesteigert werden. Ich könnte mich dann entscheiden, ob ich meinen Vertrag nochmal reduziere, wenn alles nicht besser wird.

Aber ich hoffe noch sehr auf den Erfolg der verschiedenen Ärzte, die mir helfen wollen.

Ich könnte, glaube ich, nicht damit zufrieden sein, nicht mehr etwas Sinnvolles für andere zu tun. Das, was ich gelernt habe und worin ich derart viele Erfahrungen gesammelt habe, ist nunmal die Arbeit mit den Kindern und auch das Engagement für die Schule. Es ist nicht leicht, das zu reduzieren, auf das gesundheitlich Machbare herunterzufahren, wenn man im Arbeitsprozess bleibt.

Aber ich kann die so gut gemeinten Ratschläge, einfach aufzuhören, nicht für mich akzeptieren. Bei mir entstehen durch die Gedanken daran immer wieder beunruhigende Ängste.

Aber andererseits denke ich auch oft daran, einfach mal für ein Wochenende oder einige Ferientage zum Erholen/ Enspannen wegzufahren - und schaffe es nicht, weil mir für mich selbst die Kraft fehlt oder ich befürchte, dass ich mich überlasten würde, weil ich das immer wieder erleben muss.

Zum Glück ist meine Situation im Kollegium und bei den Arbeitgebern bekannt und ich erfahre viel Verständnis und Rücksichtnahme, soweit es im laufenden Schulbetrieb möglich ist. Manchmal ist es schwer und ich bin versucht, mich über kurzfristige Änderungen in meinen Aufgaben zu ärgern, halte mich aber zurück, weil ich weiß, dass es nicht oder kaum anders geht. Ich vermeide auch das Träumen von einer normalen Unterrichtsarbeit, weil sich da immer wieder konkrete Ängste wegen noch offener gesundheitlicher Probleme reinmischen.

Das klingt nach Zukunftsangst. Ist es auch. Aber ich fange jeden Tag neu an. Sammle neu Kraft. Versuche ab und zu ein wenig mehr mit der Hoffnung, die engen Grenzen würden sich verschieben ...  Ich muss vielleicht damit leben, nicht mehr die volle Kraft zu haben, aber das, was ich noch habe, möchte ich sinnvoll einsetzen. Und hoffe jeden Tag ein paar Minuten, dass es doch noch ein bisschen besser wird.

KaSy 
 
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 31. März 2011, 09:45:51
Hallo Kasy,

lass dich einfach mal in den Arm nehmen. Ich kann dich ja so gut verstehen. Mir geht es ja in vielem ähnlich wie dir. Für mich ist mein Beruf auch keine lästige Pflicht, sondern ich liebe ihn und ich habe immer gesagt: Mein absoluter Alptraum wäre es nicht mehr arbeiten zu können.

Dadurch habe ich mich auch sehr unter Druck gesetzt. Und dieser Druck war äußerst kontaproduktiv. Letztes Jahr nach der Reha haben sie mir dringend empfohlen eine Teilrente zu beantragen. Ich habe 4 Monate gebraucht um mich dazu durchzuringen. Innerhalb von 5 Wochen war sie genehmigt, auch wenn der Rentenbescheid noch eine Weile auf sich warten ließ.

Während der ganzen Zeit habe ich genauso gearbeite wie vorher (allerdings mit viel Urlaub dazwischen, den ich noch abbauen konnte). Ich habe mich damit überfordert und jeder hat es mir gesagt. Das Resultat davon war dass ich diesen Winter einen Infekt nach dem anderen hatte (seit gestern habe ich schon wieder Halsschmerzen)

Seit ich im Februar mit der Rente begonnen habe und weniger arbeite merke ich dass es ganz langsam wieder aufwärts geht, auch wenn es ständig wieder Rückschläge gab und immer noch gibt.
Ich habe immer noch die Leitung des Kigas und das obwohl ich deutlich weniger arbeite. (irgendwie hat es mich schon ein wenig Stolz gemacht dass mein Träger das wollte wenn ich es mir zutraue). Ich habe natürlich nicht nein gesagt und merke heute schon das ein oder andere Mal dass die Verantwortung und die zusätzliche Arbeit mir an die Substanz geht. Aber ich arbeite die Mehrstunden die dafür nötig sind auch, meist viel zu viel und ohne Bezahlung, eben weil ich meinen Beruf liebe)

Seit Monaten habe ich schon Probleme mit meiner Schulter und bin damit nicht zum Arzt gegangen, weil ich einfach nicht schon wieder eine neue Baustelle aufmachen wollte. Nun sind die Schmerzen unerträglich geworden und ich habe mich doch dazu durchgerungen. Das Ergebnsi war dass meine Probleme von der OP und von den vielen Anfällen kommen.(Es ist ja nicht nur die Schulter, sondern hat sich zum Schluß bis zum Ellenbogen runter gezogen). Als ich den Grund für die Probs erfahren habe, bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen da ich dachte nach der OP MUSS es doch langsam wieder aufwärts gehen. Aus dem Loch bin ich immer noch nicht draussen. Mal kann ich mehr. mal weniger gut damit umgehen.

Ohne meine Arbeit weiß ich nicht wie es mir gerade gehen würde. Sicher nicht besser als jetzt, auch wenn mir an manchen Tagen das arbeiten schwer fällt.

Nun habe ich meine ganze Geschichte der letzten Monate hier aufgeschrieben. Mir hat es gut getan mir alles von der Seele zu schreiben, und ich hoffe sehr dass es auch dir ein wenig helfen kann.
Du bist nicht alleine, und ab und zu muss man einfach mal alles los werden was einen bedrückt.

Ich finde es gut dass du alles hier niederschreiben kannst. Und dadurch dass du hier geschrieben hast, habe auch ich mich "getraut".
 Meine Gedanken sind nämlich auch immer wieder: Stell dich nicht so an mit deinem Meningeom....es gibt viele denen geht es viel schlechter

Lass dich nicht unterkriegen
Andrea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 31. März 2011, 12:55:47
Liebe KaSy,
liebe Andrea,

wie gut kann ich eure Schilderungen nachvollziehen.

Bei mir wurde es ja die unbefristete Rente, die mir - schwarz auf weiß im Bescheid - den Boden unter den Füßen weg zog.
Mir fehlte lange das Gefühl der Anerkennung und der Blick auf das, was ich immer noch leiste.
In Gesellschaft erzählten die Menschen aus ihrem Job und von ihren Kollegen. Das alles fehlte mir so sehr.

Es dauert lange, bis man das sieht was noch geht und sich an kleinen Erfolgen erfreuen kann. Dann kommen noch Rückschläge dazu, die man erst wieder verkraften muss.

Oft glaube ich, ich erwarte zu viel von mir. Meine Ansprüche waren immer hoch und ich bin diesem meißt gerecht geworden.
Wer die Messlatte so hoch anlegt, der muss sich immer recken. Das ist sehr anstrengend.

Ich wünsche uns allen, dass wir auch die kleinen Dinge sehen die wir leisten, ohne die sich das Rad des Alltags nur langsamer drehen würde.

Herzliche Grüße,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 01. April 2011, 10:30:07
Hallo Bea,

das mit dem Schwarz auf Weiß sehen ging mir genauso wie dir. Ich hab mich ja schon sehr dazu durchringen müssen überhaupt eine Teilrente zu beantragen und dann wurde diese in knapp 5 Wochen ohne Gutachter genehmigt, sogar rückwirkend.
Ich hatte mir insgeheim gewünscht das es
1. nicht so schnell geht und dass ich
2. zum Gutachter muss (wovor ich mich dann ja auch noch drücken kann.

Wirklich gewollt habe ich die Rente nicht, aber ich habe dieses Mal einfach auf meinen Kopf gehört und nicht auf meinen Bauch.
Rückblickend sage ich das war die richtige Entscheidung, denn nun habe ich Zeit meine Belastbarkeit langsam zu steigern und hoffentlich wieder ganz fit zu werden.

Schon heute sage ich dass ich in 1 1/2 Jahren wieder voll arbeiten möchte und setze mich dabei schon wieder unter Druck...Ich weiß das und kann trotzdem nicht aus meiner Haut.

Ich hoffe dass ich bis dahin mit klarem Kopf entscheiden kann was das richtige für mich ist, und natürlich auch dass nichts dazwischen kommt. Ich stehe nämlich auf der Liste für ein Video-Monitoring in Erlangen. Dort soll geklärt werden ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff meine Anfallssituation verbessern kann, da ich als pharmakoresistent gelte.Und wenn eine OP möglich ist, wie werde ich mich dann entscheiden??

Es wird schon alles werden: Vergangenheit war gestern- Zukunft ist ein Geheimnis und jeder Augenblick ist ein Geschenk. Ich versuche danach zu leben und mir nicht zuviele Gedanken über die Zukunft zu machen.

Andrea

Andrea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 03. April 2011, 19:55:35
Danke, liebe Cindra und Bea, für Eure Antworten.

Ja, ich habe es auch für mich aufgeschrieben und mir ist dabei deutlicher bewusst geworden, dass ich meinen Teil im Beruf beitragen möchte, aber eben nur so viel, wie ich kann. Denn wenn ich gerade so viel leiste, ist das belastungsmäßig immer noch mehr, als es andere tun (wofür natürlich keiner etwas kann).

In den letzten drei Monaten meiner Wiedereingliederung habe ich meine Grenzen erkennen müssen, was auch sein Gutes hat, denn oft genug habe ich meine Belastungsgrenzen nicht erkannt und weiter-weiter-weiter gemacht, ohne zu bemerken, dass Schluss sein sollte sowie dass so viel gar nicht unbedingt nötig ist.

Da geht es mir wie vielen von uns, denen es verdammt schwer fällt einzusehen, dass weniger ausreichend ist. Ich versuche (!), zu erkennen, wann ich mehr als nötig und mehr als für mich gut ist, tue. Ich versuche, mich dazu zu zwingen, nur eine halbe Stunde für den Garten oder den Haushalt oder sonstwas zu nutzen und mich dann auszuruhen. Danach mache ich vielleicht nochmal für kurze Zeit etwas oder lasse es einfach liegen - bis morgen, übermorgen oder bis es sich von allein erledigt. Und ich rede mir ein, dass ich nicht faul bin, weil ich ich wenig schaffe.

Aber tatsächlich ist es ein gewaltiges Umdenken und fordert viel Kraft. Und mir geht es auch wie Dir, Cindra, die Hoffnung auf Normalität ist da. Und so bleibt es ein Zwischending zwischen Sich-unter-Druck-setzen und Sich-zurücknehmen.

(Ich hoffe, es ist für Euch jetzt nicht zu verwirrend.)

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 06. April 2011, 14:16:28
Hallo Kasy,

für mich sind deine Schilderungen gar nicht verwirrend. Ich finde mich darin wieder.
Und hinter allem steht die Hoffnung dass alles wieder gut werden wird.
Mittlerweile gibt es schon Phasen (betreffen der Anfälle) die besser sind als vor einem 1/2 Jahr und jedesmal denke ich, jetzt wird es gut, um dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden.

Trotzdem....Zuknuft ist ein Geheimnis und irgendwie bin ich mir sicher dass es ein schönes Geheimnis ist das auf mich wartet.

Andrea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. April 2011, 20:07:57
Liebe Cindra,
es ist schön, dass Du Deine Zukunft als ein schönes Geheimnis sehen kannst, trotz aller Dinge, die Dir genau das vermiesen wollen.

Ich treibe mich immer noch auf mehreren "Baustellen" herum.
Ich hoffe, dass ich wegen des Aufhörens der gyn. Dauerblutungen die Hormone bald absetzen darf, warte aber mit dieser Frage bis Mitte April, dann sind zwei Monate um, das muss reichen.
Heute war ich das zweite Mal turnusmäßig zur Mammografie, war vorher ziemlich cool, aber dann wurde ich dort beim Warten derart unruhig, dass ich sogar an eine Tavor zum Beruhigen dachte. Das Personal war im Unterschied zum Jahr 2009 so wenig freundlich und entgegenkommend. Und - ich hab in meinem Leben so viele Schmerzen fast locker ertragen, aber das hier war mir derart zuviel, dass ich mich nur bis zum Anziehen danach zusammenreißen konnte. Dann hab ich geheult. Irgendwie hab ich es mit passender Musik im Autoradio, Sport danach, mit einer Viertelstunde Harken im Garten und dann Kaffee, Hörbuch, Kerzen ... überwinden können.
Mein Augenarzt sucht seit Oktober 2010 nach der Ursache für meine damalige Augenentzündung. Bis jetzt sind viele Verdachtsmomente ausgeräumt, eine dreiwöchige Antibiose im März 2011 liegt hinter mir. Jetzt fahre ich seit Montag täglich vor dem Unterricht für eine Cortisonspritze die 10km zu ihm, eventuell wird bald auf Tabletten umgestellt. "Wir müssen Sie wieder auf die Beine kriegen", sagt er. Immer wieder kleine Hoffnungsfünkchen ...
Zu diesem Zweck habe ich am 1.April den Versuch gestartet (mit der Neurologin-Erlaubnis, austesten zu dürfen), mein beruhigendes Psycho-Medikament auf die Minimaldosis zu reduzieren. Da gings mir zwei Tage ganz gut - aber es war wohl doch mehr die Sonne und das Wochenende. Dann habe ich ab Montag wieder meine Grenzen spüren müssen. Na ja, durch diese Fahrten für die neue Therapie war es ja auch mehr, was mich körperlich und seelisch auf Trab hielt. Ich hab vernünftig mit Ausruhen, Nichtstun, Sport oder Hörbuch reagiert. Vielleicht hat deswegen mein Inneres heute auch so verrückt gespielt, aber jetzt hab ichs ja überwunden.

Vielleicht schaffe ich es doch, mir in den Osterferien nicht nur "Ausruhen zu Hause" zu gönnen.   
 
Tatsächlich sollte ich meine für mich momentan ungewisse Zukunft, was die gesundheitlichen Prognosen und die konkreten schulischen Aufgaben betrifft, auch als Geheimis ansehen, das Schönes verspricht.
Das ist ein schöner Gedanke.

Danke, Cindra
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 07. April 2011, 14:45:00
Liebe KaSy,

auch ich habe ja an mehreren Baustellen zu kämpfen...Neben meiner EPI kommt nun schon seit Monaten ziemliche Schmerzen an der rechten Schulter, Armbereich dazu... Lange habe ich es hinausgezögert überhaupt zum Arzt zu gehen, da ich nicht schon wieder eine neue Baustelle eröffnen wollte.
Nun bin ich bei der KG und habe dort erfahren dass meine ganzen Probleme vom Kopf bzw. von den vielen Anfällen kommen. Das Loch in das ich vor ca. 4 Wochen fiel war sehr tief. Ich dachte zuvor endlich geht es vorwärts, in Erlangen (Epilepsie-Klinik, dort gehe ich demnächst zur genaueren Diagnostik hin) können sie dir bestimmt helfen, dann wird es mit den Anfällen sicher besser werden. Und dann kam das...meine Probleme hängen mit dem Kopf zusammen, und ich habe nur an orthopädische Probleme vorher gedacht.
Mittlerweile ist es mit der Schulter etwas besser. wobei die letzten beiden Nächte wieder sehr schmerzhaft waren (Nachts ist es immer am schlimmsten) Aber immerhin ist mein Arm tagsüber beweglicher.

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der Cranio Sakralen Therapie gemacht, obwohl ich vorher an so einen "Humbug" nicht geglaubt habe. Bei der 1. Behandlung wusste ich auch gar nicht was der Therapeut mit mir machte. Ich war nur sehr überrascht über die prompte Besserung.

Du siehst, auch meine Zukunft ist alles andere als gewiß.
Aber Zukunft ist Geheimnis, nicht nur für uns, sondern für jeden Menschen.

Es werden uns schöne Dinge erwarten!!!

Andrea

P.S, Danke für die Erinnerung zwecks Mammographie und FA..Ich habe das die letzten 2 Jahre total vernachlässigt (obwohl ich sonst immer sehr regelmäßig war). Ich werde jetzt sofort anrufen und einen Termin ausmachen.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 14. April 2011, 22:01:02
Eine Woche nach meinem letzten Eintrag muss ich zugeben, dass ich natürlich gar nichts überwunden habe.

Zwar war der Mammographie-Befund schnell da und in Ordnung und mein Gyn ist auch erstmals zufrieden mit mir, aber ich hab mich entnervt krank schreiben lassen, weil ich eigentlich seit schon drei Wochen immer wieder an Grenzen stoße, die auch noch immer näher rücken. Erst war ich "nur" zuhause fix und fertig, dann bereits auf dem Heimweg und nun hab ich bereits mehrmals in der Schule geheult - und bin heute in diesem Zustand zur Ärztin.

Vermutlich ist das für mich ersonnene "Schonprogramm" zur Belastungserprobung  für einen psychisch nicht so ganz belastbaren Menschen zumindest auf Dauer nicht das richtige. Es ist so eine Art "Springer-Tätigkeit", die wohl in jeder Branche nicht nur hohe Kompetenz und Flexibilität sondern auch ein dickes Fell erfordert. Mit letzterem kann ich nicht so gut dienen. Deswegen hatte ich seit einigen Jahren derartige "Springerstunden" auch in den Schwerbehindertengesprächen mit dem Chef abgelehnt - und nun habe ich nur das. Muss ich mich wohl nicht wundern, sondern lediglch staunen, dass ich das überhaupt so lange durchgehalten habe. 

Ich glaube, es ist gut, dass ich nicht "tapfer" bis zu den Ostertagen weitermache, sonst denken noch alle, ich schaff das alles locker. Es ist ja leider im Schulbetrieb höchst wenig Zeit, auf die Befindlichkeiten des "Nebenmannes" aufmerksam zu werden. Wer da ist, ist da - Punkt.

Aber tatsächlich brauche ich die Ruhe jetzt wirklich.

Gruß
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 15. April 2011, 08:28:44
Liebe KaSy,

sei mal stolz, dass du nun genau diesen Weg gewählt hast. damit stellst du dich der Situation und genau das ist mutig. Alles andere wäre meiner Meinung nach Verdrängung.
Der Schule gegenüber ist es auch fair. So können sie planen.

Vielleicht hilft es dir ja ein wenig, wenn du dir nach deinen Möglichkeiten jeden Tag etwas vornimmst, was dir Freude macht. Und wenn es nur ein Eis in der Sonne nach einem kleinen Spaziergang ist.

Ich hoffe, dass dir ein wenig Druck genommen werden kann.
Das was du geleistet hast, das ist für manch einen gesunden Menschen grenzwertig. Wir sehen leider oft nur was nicht geht.
Wir müssen die noch vorhandenen Kräfte nutzen, dürfen sie aber nicht ständig aufbrauchen.

Meine Daumen sind fest gedrückt für dich und ich senden dir die besten Grüße,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 16. April 2011, 20:13:12
Danke, Bea,
das tut gut.

Ich hab natürlich jede Menge gegrübelt, wieso ich das schon wieder ein wenig zu spät gemerkt habe, aber ich habe es mir aufgeschrieben, um es aus dem Kopf zu bekommen.

Ich hab die Sonne genutzt, um im Garten zu sitzen und wenn ich mich nicht mehr auf mein Buch oder das Rätsel konzentrieren konnte, hab ich mich ein wenig mit meinem Kräuterbeet beschäftigt, das den Winter noch nicht abgeschüttelt hatte. Es ist wunderbar, welche Düfte die gerade so im Wachsen beginnenden Kräutlein von sich geben, wenn man ihnen das alte Laub wegnimmt. Und faszinierenderweise flattern Kohlmeisen, Blaumeisen und einige Spatzenpärchen über und neben mir in den Bäumen, Hecken und Sträuchern herum und "unterhalten" sich aufgeregt, besonders, wenn sich ein Eichhäher auf dem Nussbaum niederlässt.

Der auf mir lastende Druck ist natürlich nur ein wenig geringer geworden, denn ich frage mich immer wieder, wieso es anderen psychisch belasteten Menschen mit geeigneten Medikamenten deutlich besser geht. Nun hab ich mich auf eine medikamentöse Therapie schon eingelassen, und doch fällt es mir nicht leichter. Nun, es wird wohl daran liegen, dass es bei mir eben eine organische Ursache für die Psychoprobleme gibt. Wieso muss sich das immer wieder vordrängeln? Aber ich werde es schaffen!

Ich war letztens bei meiner lieben Steuerberaterin (wir kennen uns, seit unsere Kinder klein waren) und sie erzählte mir von einer knapp 50-jährigen Frau, die aus psychischen Gründen voll berentet ist und "so ganz nebenbei" im Büro bei ihrem Mann arbeitet, an Model-Wettbewerben teilnimmt und ständig unterwegs ist. Neee, so will ich nicht werden. 

Ich hab mich entschlossen, in den Osterferien den Mut aufzubringen, in die Ostseenähe zu fahren, um dort eine Woche weit weg von allem zu sein. Ich habe zwar (aus Erfahrung von 2010) die Befürchtung, dass mich die Autofahrt (ca. 250km) zu sehr belasten könnte, aber dann mache ich eben jede Menge Pausen und genieße die Schönheiten am Wegesrand. Es gab mal Zeiten, da habe ich eine solche Strecke in einem Stück zurückgelegt. Aber - um jedem Ratschlag vorzubeugen - ich fahre viel zu gern Auto und will es im Urlaub dabei haben. So weit ist es ja  nun auch nicht. Jedenfalls habe ich so wenigstens für die nächsten Tage ein Stückchen Zukunft.

Aber jetzt mach ich erst mal weiter Ruhe und nur ein bisschen zwischendurch, so wie Du, Bea, es mir auch geraten hast.
KaSy.

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 04. Mai 2011, 22:24:19
Hallo,ich melde mich mal wieder,

denn in den zweieinhalb Wochen seitdem ich mich hab krankschreiben lassen, ging es mir mit viel Ruhe und Vorfreude auf Ostern und auf meine Fahrt nach und nach besser. Es liegt sicher auch daran, dass ich meine Neurologin bat, mich auf ein mir bekanntes Medikament zurück-umzustellen, mit dem es mir 1,5 Jahre ganz gut ging, auch wenn es nicht ganz optimal war. Aber es ging mir damals besser, als mit den zwei neuen. Und ich habe vielleicht inzwischen durch die anderen Medis gelernt, mich nicht zu überlasten, denn das war mein Problem mit dem AD, das ich jetzt wieder nehme.

Erstaunlicherweise bin ich problemlos die 280 km in den Urlaub gefahren, mit einer Pause zum Lesen und einem Kaffee. Ich bin sogar am gleichen Tag noch 40 km weiter an die Ostseeküste gefahren, um Meer, Sonne, Wind, Sand und Fischbrötchen zu genießen.

Ich habe viel erlebt, mich aber auch immer wieder zur Ruhe gezwungen, wofür ich extra ein dickes Buch zum Lesen fast überall hin mitgeschleppt habe.

Und nun bin ich wieder seit drei Tagen in meinem Beruf. Es geht mir gut dabei. Ich habe meinen Stundenumfang um einige Stunden gesteigert, bin mir aber stets der Möglichkeit bewusst, wieder reduzieren zu können. Aber zur Zeit fühle ich mich rundum wohl.

Und ich freue mich auf den Hirntumortag in Berlin, wo sich mehrere von uns treffen werden.

Es geht also wieder mal aufwärts ...

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 05. Mai 2011, 12:46:06
Hallo KaSy,

ich freue mich sehr, diese guten Nachrichten von dir zu lesen.

Nun hast du erlebt, dass es auch anders gehen kann und das tut mit Sicherheit sehr gut.
Vielleicht magst du es nochmal für dich aufschreiben. Wenn es (was ich nie hoffen mag) doch nochmal zu einem Rückfall kommt, dann hast du deine realen Erinnerungen schwarz auf weiß und kannst dich vielleicht erneut zu einem Rückzug aus dem Alltag entscheiden.

Weiterhin alles Liebe und ganz viel Glück und Kraft auf deinem Weg,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: enola2 am 06. Mai 2011, 21:56:42
hallöchen
ich hab mir den ganzen beitrag durchgelesen und BINGO!!! ;) ich hab mich wiedererkannt...
achterbahn der gefühle, zuviel druck, mehr wollen als geht,niemandem zeigen und merken lassen wies wirklich ist wie eingeschränkt man zeitweise ist

druck das ist das geheimnis...

bei mir zumindest: ich will mehr als ich kann und es ist mir peinlich/unangenehm jemandem zusagen ich kann nicht das geht nicht oder ich versteh das nicht oder was MEIN grösstes problem ist die schnelligkeit/muss oft! überlegen was ich nun tue

ich hab 3 tage hintereinander je 3 std gearbeitet/bin eingesprungen-viel zu viel... jetzt mach ich 2 wochen lang nichts
na ja meine terasse ist wieder begrünt, neue sommerblumen gesetzt, meine hunde erfreuen mich tagtäglich

ABER ich vergesse!/oder bewusst dass ich oft nicht kann mein umfeld/familie/freunde sagen leider mitlerweile "stell dich nicht so an"!  setzt mich schon unter druck

na ja ich weiss aber nun dass es euch ja auch nach langer zeit nach der op so geht...
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 08. Mai 2011, 15:03:12
Liebe enola2,

danke für Deinen Eintrag hier und ich freue mich, dass Du die "Kleinigkeiten" des Lebens als wunderbar aufnehmen kannst - die Hunde, die Sommerblumen, die Terrasse,...

Und ich freue mich, dass Du durch diesen Tread für Dich annehmen kannst, dass Du jetzt eben so bist wie Du bist.

Das fällt nun mal verdammt schwer, das so zu akzeptieren und das Erkennen ist nur der erste Schritt. Wie oft habe ich es immer wieder falsch gemacht, bin verzweifelt, habe an sonstwas gedacht - immer wieder und jeden Tag neu.

Ich erinnere mich übrigens daran, wie ich Dir einmal auf einen Deiner traurigen Beiträge schrieb und Dir Mut machen wollte und Du hast geantwortet, dass es ja eigentlich doch nicht so schlimm sei und Du kämst schon klar. Das hab ich auch immer wieder gedacht. Irgendwer wollte mir helfen und ich: "Ich komm schon klar." Damit habe ich andere vor den Kopf gestoßen und es hinterher bereut, denn sie wollten mir doch helfen und was kann es besseres geben. Aber zu dieser realistischen Einschätzung sind wir in unserer Situation nicht immer in der Lage. 

Ich wünsche Dir immer längere gute Zeiten, in denen Du für die nicht so guten Tage herausfinden kannst, was Dir helfen kann. Ich habe von meinem Psychotherapeuten den Tipp bekommen, einen "Notfallplan" aufzuschreiben, wo auch steht: Melissebad, Schönes im Garten suchen, Freunde anrufen, HT-Forum; aber auch: Brüll die Wut aus Dir raus, tritt gegen irgendwas; sowie Notfallnummern und ein Notmedikament.

Es ist schwer  >:(, aber wir schaffen das  :D !!

Mir geht es nach einer Arbeitswoche mit mehr Stunden, zwei vollen Nachmittagen und dem gestrigen vollen HT-Tag in Berlin tatsächlich gut, ich wundere mich noch darüber, aber es ist schön und ich genieße es - und passe auf, mich nicht zu überlasten.

Ich grüße Dich herzlich
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: sharanam am 09. Mai 2011, 07:56:41
Guten Morgen KaSy,

ich freue mich, dass Du in guten Händen einer Psychotherapeutin bist. Ich habe auch so meine Probleme, die in letzter Zeit immer mehr zunehmen. Habe jetzt versucht mich anzumelden,  habe über 10 Psychotherapeuten angerufen, keiner hat Zeit, sind ausgebucht, ich könnte mich erst Ende des Jahres melden. Ich habe aber ein Glioblastom, wer weiß ob ich dann noch da bin. Hat man nicht das Recht, wenigstens einmal mit so einer Person zu reden, ich hätte so viele Fragen - wie ich jetzt mit meinem Kind umgehen sollte.

Danke, wenn Du mir einen Tipp geben könntest.
sharanam
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 09. Mai 2011, 22:59:05
Liebe sharanam,

Du lebst (!!) bereits sehr lange mit einem und nun zwei Hirntumoren. Das kann kaum ohne eine Belastung der Psyche gehen. Aus Deinen wenigen Worten meine ich zu erkennen, dass Du Dich nicht gern in den Vordergrund schiebst. Natürlich geht es Dir auch darum, wie Du mit Deinem Kind in Deiner Situation reden, mit ihm umgehen sollst.

Aber ganz wichtig ist es natürlich, wie Du mit Dir selbst umgehst.

Du hast Rechte auf eine psychologische Betreuung!

Du schreibst, dass Du selbst bei zehn Therapeuten vergeblich angerufen hast.

Du hast doch sicher einen Hausarzt, der sich für Dich einsetzen sollte, da er weiß, was Du bereits alles durchgemacht hast. Und einen Neurologen doch auch, der Dir einen Kontakt vermitteln sollte. Hast Du Deinen Ärzten deutlich gemacht, wie wichtig Dir eine Psychotherapie ist und wie wichtig sie gerade jetzt ist? Hast Du bei Deinen Telefonaten gesagt, dass Du Hirntumorpatientin bist und befürchtest, nicht mehr lange genug zu leben? Du darfst auch mal etwas für Dich fordern! Wer denn sonst? Wie krank soll man denn noch werden?!!


Allerdings weiß ich natürlich auch, dass die Psychotherapeuten mächtig überlaufen sind. Auch meiner hat auf seinem AB den Spruch, dass für Neupatienten erst in mehreren Monaten wieder Platz sei. Mit meiner Diagnose geht er allerdings davon aus, dass eine Kurzzeittherapie von 25 Terminen nicht genügt und überbrückt die Zeiten bis zur nächstmöglichen von der Kasse bezahlten Therapie.

Ich habe ihn aber auch gefragt, was ich denn tun soll, wenn ich mal wieder total ausraste und Stunden brauche, um zur Ruhe zu kommen oder mich die Heulattacken überrumpeln. Außer guten Selbsthilfetipps hat er (und auch meine Hausärztin) gesagt, dass ich jederzeit in ein Krankenhaus fahren, bzw. den Notruf 112 anrufen kann. Alternativ und vielleicht besser wäre eine Einrichtung für psychisch Erkrankte, stationär oder eine Tagesklinik. In jedem Fall würde es dort jemanden geben, der akut und gleich mit einem spricht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Psychiater Dir bei der Weiterbetreuung durch einen Psychotherapeuten helfen wird. Ach ja, und man wird dort nicht etwa stationär aufgenommen, wenn man nicht will. (Diese Befürchtung hat mich von einem solchen Schritt bisher abgehalten, obwohl ich häufiger in derartigen Situationen war.)

Es gibt auch von der Deutschen Hirntumorhilfe das Sorgentelefon für HT-Patienten und ihre Angehörigen, wo psychologisch geschulte Mitarbeiter Dienstags von 10-15 Uhr Rat geben: 03437 / 999 68 67;
sowie wochentags von 9 - 16 Uhr den Informationsdienst für HT-Patienten und ihre Angehörigen : 03437 / 702 702 

Ich wünsche Dir viel Kraft und viele gute Tage sowie stets einen Blick nach vorn, immer wieder.
Deine KaSy     




Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: sharanam am 10. Mai 2011, 18:04:55
Hallo liebe KaSy,

ich danke Dir sehr für Dein langes Schreiben. Mir hat es sehr geholfen und ich habe mich endlich mal durchgesetzt und jetzt kann ich zum Gespräch gehen. Hatte auch Glück, habe gleich gemerkt, dass ihre Art und Stimme sympathisch ist. Hatte gar nicht mit gerechnet, dass ich dann jede Woche kommen darf. Na dann geht es ja wieder bergauf. Bin so happy, vielen Dank für alles.

Wünsche Dir auch alles Gute weiterhin!!!  ;)

Herzliche Grüße
sharanam 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 11. Mai 2011, 20:48:57
Liebe sharanam,
das ist ja wunderbar, wie schnell das nun geklappt hat.
Und Du scheinst Glück zu haben, denn nicht mit jedem Psychotherapeuten ist man sofort "auf einer Wellenlänge", deshalb gibt es Probetermine, ich glaube fünf.
Und - die wöchentliche Therapie ist Standard.

Ich habe jedoch irgendwann die Therapieabstände verlängert, jedoch immer (!) mit der vom Therapeuten eingeräumten Option, mich jederzeit melden zu können. Da ich auch ziemlich zurückhaltend sein kann, musste ich ihm in der ersten Zeit regelrecht versprechen, dass ich anrufen werde. Das schreibe ich, weil Du es lieber gleich richtig machen sollst, falls bereits nach zwei oder drei Tagen eine akute Situation bei Dir auftritt.

Aber ich bin so froh, dass Du Dich auf dem richtigen Weg fühlst!  :D
Sei herzlich gegrüßt
KaSy

PS: Mir geht es weiterhin gut. Aber heute habe ich gespürt, dass ich etwas zuviel getan habe. Ich habe mich mit einem Hörbuch hingesetzt, konnte aber die Gedanken nicht darauf lenken. Also schreib ich hier im Forum, das ist auch gut - wenn ich es nicht zu lange tue.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 05. Juni 2011, 01:28:33
Ich melde mich mal wieder ...  :)

Es geht mir weiterhin gut und ich gewöhne mich langsam daran. Die unvermittelt auftretenden Überlastungszustände erscheinen nicht mehr so oft. Ich habe einige berufliche Sachen zusätzlich getan, weil ich sie gern getan habe. Aber ich bleibe mir stets bewusst, dass ich Ruhezeiten einlegen muss, dass ich mich bremsen muss, wenn ich in die Gefahr gerate, mich durch zu viel Arbeit oder ein zu hohes Tempo zu überlasten.
Ich habe meinen Stundenumfang für das kommende Schuljahr noch einmal reduziert - auf zwei Drittel der regulären Arbeitszeit. Ich fühle mich in der Schule (wieder) sehr wohl und auch gebraucht und möchte, dass es so bleibt. Das möchte ich durch zu hohe Belastungen nicht in Gefahr bringen. Ich lasse die Möglichkeit, später wieder etwas mehr zu arbeiten, nicht aus den Augen, aber zur Zeit ist es besser so.

Einige von Euch - Josch und Winnewup, ... - schrieben von Kopfschmerzen, die sie in letzter Zeit plagen. Ich habe seit drei Wochen auch immer mal wieder Kopfschmerzen, die ich so nicht kenne. Die sind links frontal konzentriert, strahlen bei längerer Dauer auch weiter aus. Da dort zwei meiner Tumore lagen, habe ich natürlich so meine Gedanken dazu ... Aber vielleicht ist es auch einfach nur die Sonne. Jedenfalls liegt es weder an zu wenig Trinken oder ungeeigneter Ernährung. Auch frische Luft tanke ich gerade jetzt in den warmen Tagen übermäßig viel, ich frühstücke häufig im Garten, radle zur Arbeit, bin danach draußen oder beim Sport, schlafe mit weit geöffnetem Fenster.
Na, ich werde ja sehen oder hören, ob es was im Kopf ist, wenn ich in zehn Tagen in die Röhre "darf". Dadurch, dass ich die das ganze Jahr 2010 dauernden gyn. Dauerblutungen seit Februar 2011 nur mit Hormonen in den Griff kriege, gibt es ja diesbezüglich auch eine Ungewissheit. Aber ich glaube nicht daran. Ich lebe ja gerade gut! Und das soll auch so bleiben.

Das Himmelfahrtwochenende habe ich genutzt, um eine Freundin in Leipzig zu besuchen und von dort aus endlich denjenigen zu besuchen, der mich im November 2009 während meines Reha-Aufenthaltes auf dieses Forum aufmerksam machte. Es waren wunderbare Stunden mit diesem Mann und seiner Frau. Natürlich sprachen wir auch über verschiedene Erkrankungen und wie man sie bewältigen kann, aber auch über so viel anderes, was das Leben ausmacht. Wir haben Nachdenkliches besprochen, aber vor allem auch viel gescherzt, gelacht, es war ein sehr schöner Nachmittag und Abend.

Ihn interessierte (als Angehörigen von mehreren schwer Kranken und in der Reha-Klinik Tätigen) sehr, wie man innerlich mit seiner Krankheit umgehen sollte und stellte mir die Frage: "Soll man sagen, ich habe Krebs oder ich hatte Krebs?" Er ist der Meinung, dass die innere Einstellung zur Krankheit sehr wichtig ist.

Ich denke, wenn es irgendwie möglich ist, sollte man immer wieder versuchen, zu LEBEN, der Erkrankung soviel Zeit wie nötig zu gönnen, aber dem Leben so viel wie möglich. Und man sollte keinen Statistiken oder Ärzteaussagen über Lebenserwartungen trauen, so gut sie auch gemeint sein mögen. Bei der heutigen rasanten Entwicklung in Diagnostik und Therapie von auch selteneren und schwereren Erkrankungen können sich die Bedingungen durchaus ändern. Und wenn dann noch der unbedingte Lebenswille und Ziele im Leben dazu kommen, dann ... also es gibt immer wieder Überraschungen, Wunder!

Und deshalb wünsche ich euch heute allen viel Mut zum Leben und Ziele im Leben, die ihr eurem Feind im Kopf mitteilt. Der hat das gefälligst zu respektieren, dass ihr noch so viel vorhabt.

Eure KaSy   

   
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 06. Juni 2011, 11:58:31
Hallo Kasy!

Ich freue mich, dass Dein Optimissmus weiterhin ungeborchen ist und es Dir so gut geht, dass Du ab und an sogar etwas zusätzlich arbeitest. So wie es aussieht hast Du Deinen goldenen Mittelweg zwischen Arbeit und Entspannung gefunden. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Deine "Glückssträhne" noch sehr lange anhalten wird und natürlich auch  für Dein MRT in 10 Tagen.

Die Frage Deines Bekannten ist nicht so leicht zu beantworten. Ich würde mich so ungefähr an das halten, was einem die Ärzte sagen. Wenn mir die Ärzte sagen :"Der Tumor ist entfernt", dann hatte ich Krebs. Wenn mir die Ärzte sagen :" Der Tumor konnte nicht ganz entfernt werden oder da ist noch einer", dann habe ich Krebs. Selbsttäuschung bringt nichts, ebenso wenig wie Selbstmitleid. Die Frage ist wie man mit seinem Wissen umgeht und welche Einstellung man hat.

Ich halte es für wesentlich, dass man die Stunden in den es einem gut geht in vollen Zügen genießt und die Stunden, die nicht so optimal sind zwar registriert, aber sich nicht davon das Leben bestimmen lässt.

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: cindra am 06. Juni 2011, 16:38:42
Hallo Kasy.

ich freue mich auch über deinen optimistischen Bericht. Ich habe einiges nachgelesen, da ich momentan nicht so oft hier bin. Ich hatte die letzten Wochen einfach eine andere Baustelle und war wegen der Epilepsie auch wieder 10 Tage im KH. Nun weiß ich definitiv dass es von der Narbe von der OP kommt...aber es nutzt mir wenig....
Ich kann nur hoffen dass die Medikamentenumstellung was hilft.
Aber deine Beiträge zu lesen tut einfach gut! Sie zeigen mir dass es auch aus einem tiefen Tief wieder ein aufwärts geht.
Ich sage ja auch immer dass es mir soweit gut geht...da muss ich auch lernen ehrlicher zu mir und auch zu meiner Umwelt sein.

Du bist ein Vorbild für mich...es ist also zu schaffen.

Liebe Grüße
Andrea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 07. Juni 2011, 18:56:34
Danke Euch beiden (und anderen Lesern)!

 Genau so wie Du, lieber Probastel, sehe ich das auch. Für mich weiß ich, das da was ist oder war und dass ich aus den Folgen das Beste machen muss. Nach außen rede ich - wenn überhaupt - von Hirntumor und Psychischer Belastung bzw. den anderen Krankheiten, die mich leider mehr oder weniger dauerhaft beschäftigen.
Das Wort Krebs nehme ich nur in den Mund, wenn ich jemandem, der das nicht verstehen will oder kann, meine Situation etwas krasser klar machen will. Das betrifft eigentlich ausschließlich meinen Arbeitgeber, der gelegentlich wissen will, wieso ich schon wieder mal mehrere Wochen oder Monate ausgefallen bin. Da will ich nicht als Drückeberger dastehen, wo ich doch so gern mit den Kindern arbeite.
Ansonsten lebe ich - mit dem Gedanken im Hintergrund und gesundheitlich ziemlich diszipliniert.

Heute bin doch wieder einmal in eine Situation hineingeraten, die ich nicht verkraftet habe.  :( Ein geringer Anlass, eine kleine fachliche Unterschiedlichkeit - zum Glück oder gerade deswegen am Ende des Arbeitstages - und ich ging zum Auto, wo ich erstmal sitzenblieb und heulte. Ich war so froh gewesen, dass es mir so lange gut gegangen war und nun hab ichs doch nicht so richtig geschafft. Aber ich hab im Auto abgewartet, um ruhiger zu werden. Eine liebe Kollegin sprach mich an, ich fand das sehr schön von ihr. Ich wundere mich ja eigentlich auch gar nicht, dass das so ist. Ich war ja fast auf den Gedanken gekommen, doch nicht die Arbeitszeit zu verkürzen, weil es mir so gut geht - zu gehen scheint.
 
Leider oder auch zum Glück war meine Hausärztin noch nicht wieder da. Ich fahre von der Schule immer an ihrer Praxis vorbei und sie hatte schon drei Wochen Urlaub. Nun ja, ich hätte mich wohl drei Tage krankschreiben lassen, aber zur Vertretung wollte ich denn doch nicht. Es ist doch nur ein kleines "Tiefchen". Hoffe ich. Hatte zuvor und gerade an diesem Tag besonders viel getan. (Habe gestern, heute, morgen vor der Schule zum Augenarzt wegen einer Cortisonspritze zu fahren und heute wars heiß und Versammlung auch noch.) Es ist in meinem Fall vielleicht manchmal ganz gut, auf diese Weise gebremst / erinnert zu werden, um nicht durch zu viel aufgebrachte Energie wieder auf der Nase zu landen.


Dir, liebe Andrea, wünsche ich sehr, dass Du diese Epilepsie und die anderen "Baustellen" so in den Griff bekommst, dass Du damit möglichst gut und besser leben kannst.
 Immer wieder sind es die Kleinigkeiten in der Natur, im Forum hier, mit einem lieben Menschen, ... , die einem kleine positive Gedanken bringen. Mir wurde das kürzlich bewusst, als ich einigen Kolleginnen am Mittagstisch von den kleinen Spatzen- und Meisenkindern und dem Buntspecht im Garten erzählte und wie viel Freude mir das bringt. Es gab eine gute Reaktion, aber ich spürte, dass diese sensiblen Dinge sie weniger berührten. Und mir tut es so gut, den Duft der Linden zu riechen und der Melisse und des Thymians vorm Küchenfenster, die neuen Blättchen an dieser und jener Pflanze zu entdecken und neuerdings das Kinderlachen aus dem Nachbargarten zu hören, das mich am Sonntag geweckt hat.

Ich hab mir jetzt auch wieder den Spruch, den mir josch mal geschickt hat, an eine Wand gehängt:
Stark sein bedeutet nicht, nie zu fallen. Stark sein bedeutet, immer wieder aufzustehen.

Aber jetzt setze ich mich erstmal in den Garten und ruhe mich aus. Stark bin ich morgen wieder.  ;)

Liebe Grüße
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 08. Juni 2011, 09:13:53
Liebe KaSy,

du weißt nur zu gut, wie es gehen kann und du hast auch erfahren dürfen, dass es mit ein wenig Auszeit besser geht.

In der letzten Woche hatte ich leider genau diese Erfahrung: es gab sehr viel Stress - der aber auch positiver Stress war. So raffte es mich dann am Samstag völlig hin und ich hatte mehrere fokale Anfälle. Nachdem ich viele Monate davon verschont blieb wurde mir einmal mehr bewußt, dass ich meinen Alltag steuern muss. Will  heißen; ich habe alleine Einfluss auf mein Befinden.
Gestern zeichnete sich durch einige Termine und spontane Änderungen in meinem Tagesablauf genau das wieder ab. Ich habe dann etwas getan, was ich zuvor noch nie getan habe: einen für mich sehr wichtigen Termin in meiner ehrenamtlichen Arbeit abgesagt. Die Umsetzung meiner Theorie muss ich also lernen.

Von ganzem Herzen wünsche ich dir, und allen denen es genau so geht, dass es einen Weg gibt, den man auch umsetzen kann.
Es wird immer wieder eine Herausforderung bleiben. Aber ich bin mir sicher, wir werden sie meistern.

In meiner Küche hängt ein Spruch von Voltaire: Da es für die Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, GLÜCKLICH zu sein.das muss ich nun nur noch umsetzen  ;)

Herzliche Grüße,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 08. Juni 2011, 23:04:30
Hallo Kasy,

es freut mich sehr, daß du auf dem aufsteigenden Ast bist und es ist doch manchmal tröstlich, daß auch andere Menschen immer mal die Balance neu austarieren müssen um nicht in Überlastung zu rutschen.
 
Ich glaube, das bleibt eine ständige Aufgabe, für mich jedenfalls schon.
Manchmal möchte ich mich auch selbst überlisten und so tun, als wär alles wie "vorher", aber:
"Pfiffedeckel", wie man hier sagt, nix da.

Nun ja, ich werde eben auch noch an der Umsetzung des Glücklichseins arbeiten...  ;)
und auch erst ab morgen wieder stark sein... ;)

Da hab ich nämlich mein Kontroll-MRT und deswegen find ich auch irgendwie nicht ins Bett.

Seid jedenfalls alle gegrüßt und habt es gut!
menno-meningo
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 19. Juni 2011, 01:59:21
Hallo,
ich hab leider organisch nicht so gute Nachrichten, was meine momentan stabile Psyche jedoch nicht ins Schwanken gebracht hat. Deswegen hab ich es im Meningeom-Thema unter "Vor der OP ist nach der OP" verewigt.
Aber sag mal, menno-meningo, was ist denn bei Deiner Kontrolle rausgekommen?
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: menno-meningo am 19. Juni 2011, 13:37:23
Liebe KaSy,

daß gerade die Stehauf-Männchen bzw. Stehauf-Frauchen doch immer wieder so herausgefordert werden.Laß dich ja nicht unterkriegen.

Aber ich habe den Eindruck, daß du schon sehr strukturiert an die Sache rangehst. Das meine ich bitte nicht negativ. Auch mir hilft es oft, schon in die Zukunft zu denken, ohne Schwarzmalerei, einfach auch um die Kontrolle über mich selbst erhalten zu können.
Das mit der AHB z.B. finde ich sehr gut und die Ruhepausen einplanen usw. usf.. Du hast doch alles Recht der Welt, nicht nur die Sichtweise deines Arbeitgebers zu übernehmen. Gerade wenn die Chefs sehr verständnisvoll sind, geschieht das leicht. (ich weiß auch-leider- wovon ich rede...)

Jedenfalls war das kein Chaos-Geschreibsel heute Nacht, es war sehr gut zu verstehen!

Zu meinem MRI-Termin letzten Donnerstag:

Das dritte Teil am SSS(Blutleiter) ist unverändert, schneidet noch nicht ein, muß aber weiter beobachtet werden, jährlich. Das meint nachdrücklich der NeuroRadiologe.
Leider ist KM ziemlich daneben gelaufen, das liegt an meinen extrem schlechten Venen. Das Ei im Oberarm schmerzt immer noch, läßt aber nach.

Morgen muß ich zur Jahreskontrolle in die Uni-Neurochirurgie. Meine  Operateurin ist nun Chef-Chirurgin in einer anderen Klinik und hat den auch an der OP beteiligten Zweit-Chirurgen mitgenommen. Werde ich also von Fremden begutachtet werden.

Mal sehen, was die so meinen. Und das Herzklopfen beginnt dann ungefähr so morgen früh. sehr früh.

Ich werde berichten.
Und für alle, die es gerade brauchen fest die Daumen drücken.

Einen trotzdem schönen Sonntag, auch wenn es kein Juni- sondern Aprilwetter wie bei uns ist.

menno-meningo
   





Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 20. Juni 2011, 00:28:28
Auch ich habe so einige Chirurgenwechsel erleben müssen, aber jedem voll vertraut und bin gut damit gefahren.
Das Stationsteam ist aber recht stabil, insbesondere ist die prächtige Oberschwester noch da und hält die "Mannschaft" zusammen.
Aber die NCH-Ambulanzschwestern sind neu und der Radiologe samt Radiologieassistentin auch.
Bei der Strahlentherapie gab es lediglich Ärztewechsel, aber auch da ist jeder Arzt Superprofi samt psychologischer Komponente. Das Schwesternteam ist dort auch geblieben.
Jedenfalls fühle ich mich dort gut aufgehoben.
Ich habe am Freitag mit dem Radiologen sprechen müssen, da sein Befund nicht mit der Meinung des Neurochirurgen übereinstimmte. Er war sofort zum Gespräch bereit und fühlte sich keinesfalls "auf den Schlips getreten".

Nun, liebe menno-meningo, lass Dein Herz klopfen, Hauptsache es kommt was GUTES raus!

Liebe Grüße
KaSy

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. August 2011, 00:51:36
Liebe Leser und Schreiber in diesem Thema!

Da ich alle Hoffnung dieser Welt habe, dass mich ein derartiges Hoch-Tief-Wechselbad nicht mehr zu ertränken versuchen wird, werde ich dieses Thema schließen.

Immerhin habe ich den Monat bis zur OP in sehr guter Stimmung verbringen können, habe während der  KH-Zeit die nicht überraschend aufgetretenen Tiefs selbst oder mit Hilfe rasch bewältigen können und lebe nach wie vor meist mit fröhlichem Optimismus, auch im Blick auf die kommende 6-wöchige Bestrahlungszeit.

Heute habe ich mich an dieses "Aus dem Tief kommen"-Thema erinnert, weil ich mich überlastet habe und mir vor Erschöpfung und Enttäuschung die Tränen kamen, aber auch das ging rasch vorbei. Ich empfinde das im Nachhinein als gut, weil mir so heftig bewusst gemacht wurde, dass ich 17 Tage nach der OP durchaus noch nicht halbwegs belastbar bin.

All denjenigen, die mir in diesem Thema zugehört und geschrieben haben, danke ich von ganzem Herzen.  :D  Ihr habt mir so sehr geholfen, wieder zu dem Menschen zu werden, der ich war und gern wieder sein wollte. Auch mein Ausheulendürfen tat mir sehr gut.

Ihr wisst, dass ich seit Juni 2011 im Thema "Meningeom" unter "Nach der OP ist vor der OP" weiterschreibe und mich dort sehr über Eure Meinungen aller Art freue.  :D

Eure KaSy   
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 10. Juni 2012, 02:54:17
10 Monate seit dem Schließen des Themas habe ich mich dafür entscheiden müssen, es doch wieder zu öffnen, aber immerhin 10 Monate ohne unerklärbare Tiefs.

Mehrere liebe Forumianer und -innen haben mir aufmunternde und vor allem sehr verständnisvolle und PMs, sogar mit Selbstvorwürfen geschickt, weil sie aus kurzen Andeutungen meinen seelischen Zustand spürten.

Ich versuche mal eine Erklärung.
Nicht weil ich meine, es Euch schuldig zu sein, sondern, weil es mir auch hilft.
Vielleicht erkenne ich mich beim Schreiben besser.

Also, da gab es am Montag vor Pfingsten den Geburtstag meiner Mama. Das war wirklich schön. Ich habe sie und Papa sowie meinen Bruder +Schwägerin mit einer tollen Rhabarbertorte überrascht, für Mama gab es noch eine Geschichte (Die zwei Sommertage) und einen wunderschönen Blumenstrauß, wo die Lieblingsblumen meiner Tochter, Lilien, mit drin waren. Einen Tag später kam das im Internet bestellte weitere Geschenk - stabile Armschützer für die Gartenarbeit, denn meine 84-jährigen Eltern (jeder ist 84, nicht beide zusammen) schneiden immer noch ihre Hecke und diese verrückte Mutter hat mir beim Zweige raus puzzeln aus meiner Hecke geholfen und ich komme aus dem Verpflastern und sogar Verbinden gar nicht mehr raus. Da ich gern so ähnlich zerkratzte Arme habe, wurde ich bei der Augen-OP gefragt, ob ich eine Katze hätte. Ich sagte: Nein, eine Hecke. ...... Es dauerte etwas, bis ...... :D .

In der gleichen Woche war ich in der Schule, ich hatte mich ja seit vor Ostern nicht melden können, hatte auch nicht gewollt, muss ja auch nicht. Mit meinem Chef schwatzten wir ein bisschen und dann sagte er, 10 % fragend und den Rest festlegend, dass er meine Verantwortung für die Schulbücher an die neue Sekretärin übergeben wird. Das ist ja sehr vernünftig gedacht und ich bin ja auch so jemand, der die Schule, bzw. das Wohl der Kinder und Kinder und Kinder ....... und des Kollegiums über mein eigenes stellt, und stimmte zu. Ich Spontani äußerte natürlich sofort gute Gedanken und Bedenken und in meinem Kopf lief bereits die Übergabe ab, ohne, dass ich mir mehr als eine Sekunde Zeit genommen hatte, darüber nachzudenken, was das für mich bedeutet. Hab ich bis jetzt nicht gemacht. :-X  

Ich erwarb bei meinem Chef auch noch zwei Karten für je 10 € als Geschenk für meine 168-jährigen Eltern für die wunderbare Vorstellung "Pinocchio", die unsere 5 Musikklassen mit ihren 100 Schülern am Kindertag (1. Juni) aufführen würden. Ich selbst hatte ja eine Einladung erhalten.

An diesem Tag hatte ich bereits beim Losfahren registriert, dass ich nicht "stressresistent" bin, wütete innerlich, weil ich dreimal oder öfter raus und rein musste, ehe ich glaubte, alles zu haben, was ich brauchte.  :'(

Pfingsten kam und damit der Tag, an dem meine volle Mannschaft (3+3 erwachsene Kinder, 1,5 Babies, 2 "Senioren" auflaufen würden, aber erst am Montag. Das Einkaufen klappte gut, auch das Salate zubereiten und Backen.

Aber am Sonnabend bereits ritt mich der Bücherwurm und ich ackerte gefühlte Ewigkeiten am PC, um die bereits super geordneten Dateien für die Übergabe an die neue Sekretärin noch superer zu machen. Hier habe ich mich ungeeignet gefordert. Ich mache das mit den Büchern sehr gern und da hält mein Gedächtnis auch zuverlässig zu mir, aber 180%-Korrektness muss eigentlich auch nicht sein. Aber ich war in diesen 180% gefangen wie ´ne Mücke im Netz. Und draußen ging der Tag an meinem Garten vorbei und guckte nicht zu mir rein. Ich guckte ja auch nicht raus.  :-X

Der Pfingstmontag mit Supersonne und der in der Wiese krabbelnden Klara und dem sich im Bäuchlein sanft bewegenden Männlein war wunderwunderwunderbar. Wie toll und unkompliziert sich die "Jugend" über die aktuellen Themen (Kinderwagen, Schwangerschaft, Windelsorten, "Frühkindliche Erziehung") unterhielten, es war faszinierend und zum  ;D .


Am Dienstag war ich beim Augenarzt, der alles ganz gut fand, mal nicht von einer OP redete, obwohl der 2. Teil ja noch kommen könnte, aber er hat mir bestätigt, dass ich Auto fahren darf und mir auch die Sportfreigabe ("Aber laaangsaaaam!") erteilt.

Nebenan im KH lag meine (Sorry:) sehr dicke zuckerkranke Mathekolleginfreundin mit einem Wundrosenrezidiv an beiden Unterschenkeln der auch sehr dicken Wasserbeine. Diese Krankheit ist einerseits sehr schmerzhaft, aber durch eine "volle-Pulle-Antibiose" per Tropf und viel, viel Geduld und Ruuuuhe, sogar Bettruhe, in den Griff zu bekommen. Wenn es nicht bereits nach der ersten Tabletten-Antibiose ein Rezidiv wegen fehlender Geduld, Ruhe usw. gewesen wäre. Faszinierenderweise konnte ich mit dem Horrorszenario aus dem Internet ein wenig zu ihr durchdringen, hab es wohl irgendwie gut zwischen Scherzen und Gelaber verpackt. Übers Essen / Abnehmen darf ich nämlich überhaupt gar kein Wort sagen, da gibt es monatelange Sendepause. Und die Frau ist mir so wichtig, sie ist so eine Liebe und ich habe immerzu Angst um sie, weil sie den Kuchen nur so in sich reinstopft und den Ausgleich mit einer Zusatzdosis Insulin erzeugt. Dieser fast dreistündige Krankenbesuch war aber lustig und hoffnungsvoll, wenigstens zu 60%, den Rest hab ich mir in einer Mail an den genau so besorgten Chef von der Seele geschrieben, es war für mich dann auch weg.      

Dann war ich am Donnerstag noch mal in der Schule wegen der Büchersachen, die hatte ich ja auch für die Kinder und Kollegen fertiggestellt, denn meine Vertretung war krank und da musste ich doch ... (Jaaaaa, ich weiß, is ne selten dämlich Ausrede ... ::) ). Ich hab das den Kollegen in die Fächer gepackt, zuvor für sie kopiert, geschwatzt, über jene Kollegin und auch einfach so. Das war für sich gesehen akzeptabel, aber in der Folge der belasteten Tage wohl eher nicht mehr.


Freitag, der 1.Juni - das supertolle Pinocchio-Konzert  :D :D :D.
AAABER
Ich bin ja nun mal eine begeisterte Schreiberin, wenn es mich packt, und es hat mich gepackt. Und wie! Gegen 23 Uhr habe ich den Einstiegstext für die Schulhomepage an meinen Chef = Webmaster geschickt und als die Vögel bereits eine Stunde lang nacheinander trillernd und jubilierend die Sonne begrüßt hatten, war der Text im Erstentwurf fertig und ich auch. Also Jalousien runter, damit die Sonne nicht merkt, dass ich jetzt erst anfange zu schlafen. Ich wusste es eigentlich da bereits, dass das zu viel auf einen Haufen war, aber wenn´s mich nun mal so gepackt hat, was soll ich denn da machen?  :'(

Ich war am nächsten Morgen (also am gleichen Tag so gegen Mittag) nicht in der Lage, den Text auf Fehler oder so zu lesen, aber es gab eine liebe Ehemalige, Deutschlehrerin, die mit Privat- und Lehrerauge gelesen hat und irgendwann ging es bei mir auch wieder.

Allerdings war am Sonnabend in der Schule Kinderfest, zum Glück erst ab 14 Uhr, aber ich wollte natürlich unbedingt den Textentwurf zeigen und schwatzen. Das allein war schön, aber ...
Aber ich zu diesem Zeitpunkt sehr optimistisches Dummerchen fuhr zu meiner Freundin, die wieder zu Hause war (vie-ie-ie-iel zu früh), sie fühlte sich (erwartungsgemäß) „Fäkalwort mit Sch“ und ich erinnerte sie daran, dass sie sich wirklich ausruhen müsse und versuchte ihr auszureden, sich die Zensuren ihrer Schüler zu besorgen, weil sie die Endnoten unbedingt selber ausrechnen wollte. Im KH schien sie die Lebensgefahr doch akzeptiert zu haben. Aber jetzt haute sie mir erbarmungslos um die Ohren, dass ich mich ja auch um die Bücher kümmern würde und das wäre das gleiche. Ich wahrte beim umgehenden Verabschieden übermenschlich die Fassung und heulte mich im Auto aus.
Den Sonntag habe ich rumgedöst. (Brav, liebe KaSy.)

Am Montag hatte ich einen Neurologie-Termin, furchtbar früh um 9:30 Uhr, ich bin also enorm früh, noch vor 7 Uhr aufgestanden. Ab da habe ich es bemerkt, das Abwärtsgleiten. Ich war so eigenartig müde, unkonzentriert, trübe Tasse sagt man hier, hab natürlich - wie kann es anders sein - eine Sache von meinem Merkzettel nicht gefragt, aber sonst hab ich alles wie im Halbschlaf, für andere unbemerkt, im Griff gehabt. Da dachte ich ja noch, dass es einfach nur die Müdigkeit wegen der Pinocchio-Nacht ist. Sonst hätte ich es der Neurologin gesagt. Würklich!
Ich bin dann noch in unser Riesen-Einkaufzentrum gefahren, wo ich ja schon seit vor Ostern nicht mehr sein konnte. Was ich wollte, bekam ich auch und lief dann glücklich und begeistert das dreiseitige Ding ab. Mist, ich habe die falschen Adjektive benutzt und ihr habts bestimmt gemerkt. In Wirklichkeit schlich ich schwerfällig und unentschlossen da lang. ich fand mich so "Fäkalwort wie oben", weil ich nicht einfach nach Hause gefahren bin. War wütend auf mich selbst, aber nicht entschlossen genug, also überhaupt nicht entschlossen, irgendwas zu tun wie z.B. dieses Fremdwort namens "Ausruhen".


War es das? Oder?

Natürlich habe ich noch was zu bieten. Mein Blutdruck will ja seit einiger Zeit nicht so wie ich will und es meine Hausärztin für ideal erachtet, also nehm ich diese Blutdruck-Drogen, die ich ab 1.Juni auf eine andere Sorte wechseln sollte. Außerdem gabs bei LIDL ein besseres Blutdruckmessgerät, das mir zunächst gemeinerweise auch nicht das anzeigte, was mir meine Tabletten und die Hausärztin versprochen hatten. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr, mir diese blöden zu hohen Zahlen anzutun. Aber es ist schließlich wichtig und ich zog diese Zwangsmaßnahme durch. Bis die Zahlen mir wieder gehorchten. Ich konnte es mir dann sogar erklären. Ehe ich mich mit dem neuen Gerät verstand, vergingen eben einige Tage. Bei den ersten Messungen hatte mich das Teil unsicher gemacht. Ich hatte ihm erklärt, es soll den Blutdruck messen und mich dabei selbst auf 180 gebracht, naja, auf 146/95 oder so. Allerdings war mir in dieser Zeit so heiß und die Nase lief schneller als ich von der für die Mengen nötigen Küchenrolle Papier abwickeln konnte. Was war denn daran Schuld? Die Blutdruck-Drogen? Die Überlastung?

Die Woche schlich also so triefig dahin und ich hing daneben und war froh, dass irgendwelche nassen Dinger vom Himmel kamen und ich den Wasserschlauch auch dösen lassen konnte. Es ging gar nichts, nur ... , äh, is mir peinlich will ich nicht schreiben ... umschreibs mal mit "übermäßiger Kalorienzufuhr in Form von zuckerhaltigen Gemeinheiten, wenn sie im Hause sind". Da spielte die Waage nicht gern mit und übersetzte diese ungeeigneten Aktionen in rasch steigende Zahlen. Dies erzeugte keine Freude. Also zu keiner Freude kam noch mehr keine Freude dazu und die Katze beißt sich in den Schwanz ... Au!  >:(
Das darf nicht so weitergehn, also wieder mal einen Ruck geben und was machen. Ich schreibs also in Andeutungen ins Forum und stürze mich voller Halbekraft auf das Restchen meiner fast leeren Komposthaufenhälfte, nach der der Garten schon gedrängelt hat. Und ich schaff das! Eine Schubkarre durchsieben, austeilen, hinsetzen, Zeitung lesen, aber leider Nullkraft zum Berühren der Zeitung, auch keine Lust. Also baumeln die Arme runter, während ich auf dem Gartensessel hänge - bis zur nächsten Schubkarre. Ich schaff das! Klar schaffe ich das! Und es sieht so toll aus mit der neuen Erde.
Ach, bin ich mal wieder toll! Oder tot? Und das Leben geht weiter, auch ohne mich?

Platsch, da wollte ich aus der Grube raus und erwische den Erdrutsch, aus dem Ihr mir rausgeholfen habt. Also noch nicht ganz, aber ihr habts immerhin versucht.  

Gerade schreit mich mein Laptop schriftlich an, der Akku sei gleich leer. Aber ich habe den Stecker doch wieder reingesteckt, nachdem er mich zum 1:0-Fußball an den Fernseher begleiten durfte. Hab ich ja auch, nur in die falsche Steckdose. (Danke, liebe Strahlen  >:( )

Immerhin guckte ich am Freitag schon mal aus der Grube raus, ließ den Garten in Ruhe, trat mich dann aber in den Hintern und schubste mich zum Rosenfest, das an diesem Wochenende stattfindet und immer sehr schön ist. Zum Glück wusste ich letzteres, gemerkt habe ich es nämlich zunächst nicht, als ich tapfer durch die Feststraße marschierte und das da:  :) versuchte, mit etwas Erfolg, wenn ich einen anguckte.

Dass meine Gefühle mit mir Purzelbaum spielen, habe ich in zwei sehr schönen (jetzt im Ernst) Konzerten gespürt. Die Musik hat ihre ausgesendeten Gefühle mit meinen gekoppelt. Meine Güte, wie schnell man von "Himmelhoch jauchzend" zum "zu Tode betrübt" und wieder zurück wechseln kann. Erstaunlich und erschreckend. Aber eigentlich doch auch schön.

Weil eben tatsächlich nach der Finsternis immer wieder Licht kommt - und wenn es wie eine flackernde Neonröhre ist. Und nach Regen kommt wieder Sonnenschein, also Aprilwetter im Juni. Und ich - Nase zuhalten, jetzt kommt Eigenlob - bin doch ne tolle Frau, wie es mir Krimi zurückgab, die immer wieder aufsteht oder aufstehen will, wenn ausreichend bekloppte Tage vorbei gegangen sind.  


Aber wozu muss man denn das?

Ich war so runter, dass ich mich auf dem Fest sogar zu dem Menschen aus unserem Ort begeben und mit ihm geredet habe, der vor 14 Jahren auch zwei HT und eine Bestrahlung hatte, aber einen selten bescheuerten Charakter hat. Ich habe mich sonst nur gezwungenermaßen mit ihm unterhalten oder im Interesse seiner Frau, die er von oben herab behandelt wie ein billiges Puttchen. Ich kann den Kerl nicht ab! Und nun sinke ich derart tief ...

Sooooo.
Nun habt ihr genug Stoff aus 2 Wochen, um mir zu sagen, welche der vielen Dinge geeignet waren, um ... also, um mir so ein mächtiges Ding aufs Dach zu geben. Natürlich ist das fast wörtlich gemeint, denn Kopfschmerzen ärgern mich auch ... aber eigentlich habe ich nichts.  ;D oder? ???


Doch! Euch!!

Und eigentlich noch viel mehr Gutes, was irgendwo im Erdrutsch verschüttet wurde.
Ich wünsch mir einen Spaten zum Freibuddeln. ;)

Eure KaSy

PS: Die angezeigte Uhrzeit kann überhaupt nicht stimmen!
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 10. Juni 2012, 09:44:09
Guten Morgen KaSy!

Wenn ich so lese, was Du alles in der Zeit um Pfingsten gemacht hast, wundere ich mich nicht, dass Deine Akkus leer waren. Du hast ihnen ja kaum Zeit zum Aufladen gegeben! Hinzu komen ist das was Du in Deinem Text vergessen hast, es sind die diveresen Nachtschichten hier im Forum (und ein paar Tagschichten waren in der Zeit auch dabei).  Da könnte auch ich nicht meinen Akku geladen bekommen.

Und auch mir hängt die gestrige Nachtschicht nach, fehlt mir der Schalf, der meine Akkus wieder auflädt. Und wenn ich jetzt noch lese, wann Du diesen Text abgeschickt hast.  :o, da bleibt mir nur zu hoffen, dass eine Rollos wirklich dicht sind und die Sonne Dich nicht vermisst.  Und doch ist es was anderes, der Schlaf vor Mittternacht und der Schlaf nach Mitternacht.

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich nicht rechtzeitig die Kurve bekommen habe und viel zu spät ins Bett gegangen bin und nicht gegen 23 Uhr, wie ich es eigentlich mal für mich beschlossen hatte. Der nächste Tag, mit merkwürdig geladenen Akkus kann ja nur merkwürdig werden.

Tendentiell hast Du natürlich recht: "Mache das, was Dir Spaß und Freude bereitet." Und doch muss man auch auf seinen Körper hören, nich nur auf den Hunger und die Fressbremse, sondern auch auf den Energiehaushalt.  Deine gute Freundin achtet nicht auf ihre Fressbremse und das Ergebnis ist offensichtlich. Die Überschreitung der Energiebremse ist nicht sofort offen sichtbar und doch man spürt sie, je später desto heftiger.

Ich habe gerade so ein ähnliches Problem. Gestern (und die letzten Tage) wurde es mal wieder spät, zu spät für mich - viel zu spät. Ich bin also etwas unausgegelichen, latent müde, doch schlafen geht auch nicht mehr. Das Wetter ist genial, mein Rennrad wartet. Was ist jetzt das Richtige? Im Garten auf der Liege rumlümmeln oder doch auf das Rennrad hüpfen und losdüsen? Die Waage tendiert zu letzterem, meine Muskeln schreien nach Betätigung, aber ist es für meinen Akku Das richtige? Überlaste ich mich nicht? Oder brauche ich diese extra Protion Sauerstoff und Bewegung?

Der Grad ist schmal auf dem wir wandeln, ohne Frage. Du kennst Deinen Körper besser als jeder andere, Du musst nur auf die Zeichen hören. Im Rückblick erkennst Du ja wo es klemmt bzw. geklemmt hat, auch wenn man nachher bekanntlich immer schlauer ist.

Ich werde zumindest heute vormittag die Füße still halten und mich dann aufs Rad schwingen - eine kleine Tour machen, ein paar Freunde "überfallen", etwas quatschen, das wird wohl für heute reichen müssen und dann, hoffe ich, komme ich früh ins Bett. Die nächsten (Arbeits)Tage werden anstrengend, da muss ich mich ein bisschen schonen.

Beste Grüße

Probastel

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 10. Juni 2012, 10:21:25
Liebe KaSy,

eine Sache, die Probastel gerade auch angesprochen hat, kam mir beim Lesen Deines Beitrages sofort in den Sinn. Ob dieser sehr, sehr lange Text, geschrieben um eine Uhrzeit, in der man ohne Diskussionen schlafen sollte (es sei denn, man arbeitet wirklich in der Nachtschicht), nicht noch eine zusätzliche Belastung war!?

Ich hoffe, dass es Dir gut getan hat, Dir vieles von der Seele zu schreiben. Ich hoffe, dass Du erkennst, dass Du künftig früher oder häufiger zu Dir selbst, aber auch zu anderen, STOP sagen musst. Es gibt Phasen, in denen kann man sich ein bisschen mehr zumuten, noch einen drauf packen und es gibt Phasen, da schafft man noch weniger als sonst. Die Kunst ist es, rechtzeitig zu erkennen, was geht und was gerade nicht geht. Und glaube mir, im Moment weiß ich leider ganz genau, wovon ich da gerade schreibe ::).

Was den Schlaf angeht, so fasziniert es mich immer wieder, wenn hier am späteren Abend plötzlich die "Hölle" los ist, während ich mit kleinen Äuglein schon die Zahnbürste in der Hand halte. Und da sind regelmäßig Namen dabei, von denen ich weiß, dass sie berufstätig sind (selbstverständlich nenne ich diese Namen nicht ;)). Ich würde dann manchmal auch gern noch ein bisschen länger bleiben, aber ich weiß, wie es mir dann am nächsten Tag geht, nicht nur am Morgen, wenn der Wecker noch vor 6 Uhr anfängt zu bimmeln, sondern den ganzen Tag lang. Wir hatten jetzt zwei Wochen Urlaub, Sohnemann Ferien. Natürlich sind wir alle (etwas) später ins Bett, natürlich haben wir morgens etwas länger geschlafen, aber das "Ausschlafen" wird durch unseren Sohn schon sehr "beschränkt". Ich halte es nicht für gut, wenn man - gerade in Phasen, in denen es einem gar nicht gut geht und man die Grenzen seiner Belastbarkeit deutlich überschritten hat - erst in den frühen Morgenstunden ins Bett krabbelt um dann vielleicht gegen Mittag wieder aufzustehen. Oh ja, ich habe das früher auch gemacht, aber da war ich auch noch jünger, hatte keinen Tumor bzw. einen, der sich noch nicht bemerkbar gemacht hat und keinen Nachwuchs, der einen früh aus dem Bett wirft, egal ob man drei oder acht Stunden geschlafen hat :o.

So, das war jetzt mein Wort zum Sonntag ;D!

Liebe KaSy, Du bist eine starke Frau, Du hast schon so viel geschafft, Du wirst auch diese Phase schaffen. Du bist nicht allein, es gibt Menschen in Deinem Leben, die Dich mögen, die sich um Dich sorgen, die Dir gerne helfen und für Dich da sind. Damit meine ich uns aus dem Forum und natürlich Deine Familie, die Dir ja offensichtlich sehr, sehr gut tut.

Ich schicke Dir einen Spaten zum Freibuddeln und drück Dich mal ganz fest!

Liebe Grüße

Tina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 10. Juni 2012, 11:18:32
Liebe Tina,
lieber Probastel,

grundsätzlich habt ihr mit dem was ihr KaSy schreibt und über das Tummeln der Berufstätigen zu später Stunde im Forum ja recht. :o Und KaSy weiß es auch. ::)

Vielleicht ist KaSy ja u.a. auch das Radio Girl der neuen IKEA-Werbung?  ;D
http://www.youtube.com/watch?v=Ci7xfrEhx6E

Ich verstehe eure Besorgnis und KaSy sicher auch. Sie tut auch gut. Beweist sie doch, KaSy ist euch und mir nicht gleichgültig.

Aber mal  ehrlich, überschätzen wir alle uns nicht des Öfteren? Wir gehen bestimmt oft genug über unsere Grenzen, obwohl wir es besser wissen. - Habe ich in den vergangenen 3 Tagen auch wieder getan. -
Ist es nicht aber auch immer wieder ein austesten wenn es uns gut geht „wie weit kann ich gehen“? Nur wir haben nicht den Mut öffentlich darüber zu schreiben wie KaSy es gemacht hat.

Dazu hat KaSy’s Bericht doch auch therapeutische Wirkung und die gleich 2x.
Einmal für sie selbst. Sie hat sich alles von der Leber geschrieben und dabei Erkenntnisse gewonnen.
Und Zweitens für uns hier im Forum, um aus ihren Erlebnissen zu lernen und nicht dieselben Fehler zu machen.

Ich möchte dazu noch anmerken: Vollblutlehrerinnen (auch Lehrer) und Erzieherinnen ticken nun einmal anders. Sie gehen in ihrem Element auf. Auch während einer Krankschreibung oder Zeitberentung. Sie machen nicht wirklich Pause. (Stimmt doch KaSy, oder?) ::)


Bis bald (so 23 oder 0 Uhr ;))

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 10. Juni 2012, 12:19:05
Ich habe doch selbst geschrieben, das ich keinen Heiligenschein habe und mich ab und an selbst ausbremsen muss.

Ansonsten unterschreibe ich Dir alles liebe Krimi.  ;)

Ich wünsche Euch einen schönen und entspannten Sonntag

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 10. Juni 2012, 23:50:18
Na klar hätte ich es merken müssen, dass das zu viel war, aber ("Auf dieses ABER habe ich schon gewartet", hätte mein Psychodoc gesagt.) wenn die Ereignisse nun mal diesem Kalender gehorchen ...

Woran ich es hätte merken müssen, hatte ich vergessen aufzuschreiben bei den zwei/drei Sätzen. Am Freitag abend drehte sich plötzlich und ohne Karusselgebühr die Welt um mich, sogar die Sterne wollten nicht still halten. Aber ich bin trotzdem los auf die abendliche Festmeile. Alkohol war auch nicht Schuld, den habe ich mir erst heute nachmittag in Form eines Bechers Rosenbowle (ohne ganze Rosen) zu Gemüte gezogen, ergänzt durch einen Kaffee und ein Stück noch warmen Rhabarberkuchens. Da war der "Drehschwindel" schon lange wieder weg. Dass es ein Alarmsignal war, wurde mir doch erst heute bewusst.

Ich danke Euch jetzt mal ganz schnell und ganz doll, auch wenn ich diese Belehrungen, die leider wirklich so sehr richtig sind, gar nicht gern höre.
(Meine Kinder sagten in ihrer Erwachsenwerde-Zeit in solchem Fall: "Sch...., dass Du wieder Recht hattest.", wenn sie ihre eigenen Fehler machten.)
Also: Sch....., dass Ihr Recht habt.  :( Danke. :)
Ich versuche mal, noch vor Mitternacht die Koje zu finden. Gute Nacht!!
Eure KaSy

 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Pem34 am 11. Juni 2012, 15:29:11
Hallo KaSy,

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung  ;D

Aber im Ernst, warst du nicht selbst erschreckt, als du deine Zusammenfassung der letzten 2 Wochen verfasst hast? Ich bin immer sehr erstaunt, wenn ich gewisse Dinge zu Papier oder "zu Datei" bringe.

Natürlich, im Nachhinein hast du die Warnsignale deines Körpers missachtet. Aber geht es nicht eigentlich jedem so? Als bei meinem Mann damals der Tumor diagnostiziert wurde, hat er im Nachhinein auch verschiedene Symptome gehabt, die daraufhin gedeutet haben. Nur kann man ja auch nicht immer alles richtig deuten wenn man keinen Vergleich hat.

Hoffe, dass es dir bald wieder gut geht... und dass du auch mal vor 0 Uhr ins Bett kommst!

In diesem Sinne LG
Pem
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 16. Juni 2012, 20:14:01
Liebe Lucie, Krimi, TinaF., Probastel, Pem34, und und und ...,

vielen Dank für die krassen Antworten hier und in den PMs, die alle nicht nur gut gemeint, sondern wirklich gut sind.
Ich habe es zwar noch nicht immer geschafft, vor Mitternacht ins Bett zu gehen, aber bin nahe dran.
Seit Montag (11.7.12) bin ich jeden Tag um 7 Uhr aufgestanden oder zumindest nicht wieder eingeschlafen und habe auch jeden Tag "mittags", jedenfalls irgendwann am Tage, geschlafen.
Mit dem Sport habe ich wieder begonnen, Montag, Mittwoch, Freitag, es ist aber noch sehr anstrengend, deswegen bin ich auch bewusst den knappen Kilometer mit dem Auto gefahren.
Am Donnerstag und Sonnabend (also heute) habe ich mich mehreren Menschen auf einmal ausgesetzt, was mich überfordert hat. Während ich am Donnerstag nur merkte, dass ich mich nicht so gut konzentrieren kann und gut zwei Stunden wenigstens eine Stunde zuviel sind, wenn ich Diskussionsbeiträge verfolgen will, war es heute schlimmer.
Meine vorvorige Schule hatte Tag der offenen Tür. Immerhin hatte ich 10 Jahre in dieser Schule in meinem Wohnort gearbeitet und sie nach der "Wende" seit 1991 als Grundschule mit entwickelt. Mittlerweile sind nur noch drei Bekannte dort. Von den anderen des damals wunderbaren Kollegiums sind einige in Rente, die meisten sind oder wurden weggegangen. (Ursache: Direktorin, die inzwischen ein anderes Kollegium so behandeln darf)
Mich hat das am Vortag schon erheblich beunruhigt, weil diese Vergangenheit wieder Raum in mir einnahm. Dort, glaubte ich, würde ich durch die Klassenräume gehen und schauen, was die Kinder zeigen. Ich war nicht darauf eingestellt, dass Ehemalige gezielt eingeladen worden waren, um miteinander wieder einmal in Kontakt zu kommen. Das war einerseits sehr schön.
Andererseits zeigten mir die lockeren Gepräche der etwa sechs Ehemaligen untereinander und mit einigen der ab und zu auftauchenden dort tätigen Kollegen, was ich alles nicht kann. Es bedrückte mich. Dort bin ich schon lange nicht mehr "zu Hause" und in "meiner" jetzigen Schule auch irgendwie nicht so richtig. Alles, was ich mit Stolz von "meiner" Schule erzählen gewollt hätte, ist ja nicht mehr so richtig meins.
Ich war kaum mehr als eine Stunde dort (5 min mit dem Rad) und fühlte mich überfordert und fertig.

Mich bewegte auch noch etwas anderes. Eine mittlerweile im Ruhestand befindliche jüngere Kollegin als ich hatte seit einigen Jahren Darmkrebs, was mit OPs und langwieriger Chemo behandelt wurde und - nach Wiedereinstieg - Rezidiv - weiter behandelt werden muss. Sie erschien fröhlich (Wir wissen, dass sie vermutlich nicht immer so fühlen kann.) und warf in einem ihr geeignet scheinenden Moment ein, sie hätte im Juli auch ein Jubiläum - "2 Jahre durchgehend Chemotherapie". Es gab keine Reaktion der sooo guuuten Kolleginnen, die ihre Krankheitsgeschichte voll miterlebt hatten. Es ist bedrückend.

Mir ging auch nach diesem Treffen noch lange so viel so intensiv durch den Kopf .....


Aber ich habe natürlich auch wunderschöne Erlebnisse mit meinen Kindern, die in dieser Schule bei den "Alten" ja bekannt sind und über die ich (mittlerweile sehr stolz) erzählt habe. Meine Jüngste war mit ihrem Freund gerade aus Irland zurückgekehrt und ich habe sie am Telefon nach einer knappen Stunde begeisterten Erzählens fast abgewürgt, was sie auch verstand. Die Klarafamilie ist gut an der Ostsee in ihrem ersten Familienurlaub angekommen und wurden sogar von schönem Wetter empfangen.
Womöglich muss mir das Schöne meiner Lieben (erstmal?) genügen.

Ich hatte ja Anfang Juni nicht nur Euch um Hilfe gebeten, sondern am 6.6.12 auch meinen Psychodoc, der aber erst am 20.6.12 eine Lücke zwischen seinen Terminen fand. Da hatte ich eigentlich leise gehofft, dass ich den Termin absagen könnte, weil bis dahin alles wieder okay ist. Ist es nicht so wirklich. Aber erstens wundere ich mich nicht darüber und zweitens versuche ich tatsächlich, nicht wirklich in dieses drohend tiefe Loch zu fallen, indem ich mich nicht "für einen wochenlangen Depri-Schlaf einbuddle", sondern immer mal unter Menschen gehe oder wenigstens im Garten hier und da ein Blümchen neu oder umpflanze. Meine leer gesiebte Komposthaufenhälfte wartet allerdings bereits seit einer Woche darauf, dass ich den Inhalt der anderen Hälfte in sie umschaufle. Das geht eben noch nicht.


Es ist zwar blöd, dieses "Immer-wieder-anfangen", .... , aber ich pass auf mich auf.
Ja.

Liebe Grüße Euch allen
von Eurer KaSy   
 
PS: Habe ich wieder laaaange gebraucht, die 2 Stunden waren abgelaufen! Aber wenn ich das ahne, speichere ich meinen Text und so kommt er doch hier rein. Wie-ie-ie-ie-so brauche ich sooooo laaaaange?!? >:(
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: gaby56 am 16. Juni 2012, 21:07:04
Liebe KaSy,

schön, wieder was von dir zu hören. Es tut mir leid, daß es dir nicht so besonders gut geht. Aber wenn ich immer so lese, was du, TinaF, Krimi und all die anderen so jeden Tag leisten, bin ich sowieso erstaunt darüber. Denn wenn ich meinen Mann so mit euch vergleiche, dann trennen euch Welten. Wenn auch im Verhältnis zum vorigen Jahr schon sehr vieles besser geworden ist, so ist er doch eigentlich kaum belastbar, sehr lustlos und über sein Kurzzeitgedächtnis mag ich überhaupt nicht reden, es hat wohl doch größeren Schaden genommen als ich mir bisher eingestehen wollte. Und das bringt mich ganz oft an meine Grenzen. Es kommt mir so vor,als hätte er eine weit fortgeschrittene Demenz. Aber den Demenztest mit der Uhr besteht er mit Bravur. Er merkt das auch selbst, wenn er schnell alles wieder vergisst und es ärgert ihn. Dann zieht er sich zurück, macht dicht, die Tränen kullern und ich stehe da und bin traurig, daß ich ihm nicht helfen kann. Und ich bin dann auch wütend auf mich, weil ich ihm gegenüber manchmal auch ungerecht werde, ohne daß ich es will. Klar, er hat das auch in kürzester Zeit wieder vergessen, aber das gibt mir ja noch lange nicht das Recht, das für mich auszunützen. Mann, mann, manchmal frage ich mich natürlich auch,warum gerade wir. Dabei geht es uns, gemessen an den vielen anferen Schicksalen hier im Forum, eigentlich richtig gut. Ich gehe deswegen auch noch regelmäßig zu meiner Psychologin, das tut mir gut, immer noch. Ich werde mich auch langsam damit anfreunden müssen, daß dieser Zustand so bleiben wird, aber damit tue ich mich ganz schön schwer.
Jetzt wohnen wir wieder den Sommer über im Garten und jeden Tag werde ich gefragt, wo schlafe ich heute, wie ist es morgen früh mit Aufstehen wegen der Arbeit, wo sind meine Arbeitssachen usw. Ich weiß, es klingt verglichen mit anderen Fällen, eigentlich nicht schlimm, aber jeden Tag, immer wieder und auch xmal in kürzester Zeit, das geht an meine Substanz.
Ich muß auch richtig darum kämpfen,daß ich mich mal mit meiner Freundin, allein, treffen kann. Wenn ich ihn dann bei Bekannten unterbringe, dann fragt er fast vorwurfsvoll, kommst Du mich wieder holen, gehen wir dann zusammen nach Hause, ich will nicht ohne dich sein, dann plagt mich auch mal schnell das schlechte Gewissen. Selbst zur Toilette kommt er hinterher, fragt ob es mir gut geht, mir dürfe doch nichts passieren,was solle er denn ohne mich machen... Irgendwie ist es ja schön, daß er sich auch Sorgen um mich macht und wir haben auch einen ganz liebevollen Umgang miteinander, aber mir ist es manchmal eben zu viel. Und das merkt er dann aber und will wissen, was er jetzt schon wieder verkehrt gemacht hat.

So,jetzt hab ich mein Herz auch mal wieder ein bißchen ausgeschüttet.

Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sonntag.

LG Gaby
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 17. Juni 2012, 16:05:27
Hallo Mädels ;),

wenn ich lese, was Ihr alles zu stemmen habt, dann kommt mir das Päckchen, das ich zu tragen habe, momentan recht klein vor.

@ KaSy: Nimm Deinen Termin am 20.06. unbedingt wahr. Es schadet nicht, den Fachmann ran zu lassen, Dir steht jede Hilfe zu, die Du bekommen kannst. Du hast gefragt, wieso Du so lange zum Schreiben gebraucht hast. Ich finde die Antwort eigentlich ganz "einfach": Weil wir alle nicht mehr so sind wie früher. Der eine braucht fürs Tippen eine gefühlte Ewigkeit, dem anderen fallen die Worte nicht mehr ein, der nächste kann nur noch wenige kurze Sätze schreiben, weil dann seine Konzentration nicht mehr mitspielt und und und. Was ich hier schon gesessen und geschrieben habe und dann abbrechen musste, weil plötzlich nichts mehr ging. Ohne Worte :-X. Und was die zwei Stunden bis zum Rauswurf angeht, so kannst Du beim Anmelden ja "immer eingeloggt bleiben" anklicken, dann wirft Dich hier keiner mehr raus ;).

Liebe KaSy, ich drück Dich mal ganz fest und wünsche Dir von Herzen das Allerbeste!


@ Gaby: Ich hatte ja keine Ahnung, wie Eure Situation ist :o. Es wundert mich nicht, dass das alles an Deine Substanz geht und Dir manchmal zu viel wird. Gut, dass Du weiterhin zu Deiner Psychologin gehst, es tut Dir sicherlich gut, mit ihr zu reden. Und auch wenn es jedesmal ein Kampf ist, ein paar Stunden "frei" zu bekommen, so kämpfe bitte weiter darum. Es ist ganz wichtig, dass Du mal die ein oder andere Auszeit bekommst, denn auch Du musst Kraft tanken um all das durchzustehen. Seit der OP Deines Mannes leistet Du so unvorstellbar viel, ich kann nur mein Hut ziehen und Dir alle Kraft der Welt wünschen.

Liebe Grüße auch Euch

TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 17. Juni 2012, 21:18:30
Liebe KaSy,

ich konnte mich so gut in deine Erlebnisse hinein versetzen.

Dieser Schulalltag – wahrscheinlich auch in anderen Arbeitsstätten so – geht so schnell zur Tagesordnung über, dass eine schreckliche Krankheit auch schnell wieder ausgeblendet wird.

Weil der Alltag sein Recht einnimmt? Oder eher aus Angst und Hemmung sich damit weiter zu beschäftigen? Weil man nicht weiß, was man zu so einer Bemerkung wie der deiner Kollegin sagen soll? Wohl alles zusammen.

Und doch fühlt man sich als Betroffener immer irgendwie beobachtet. Und unsere Antennen reagieren sehr sensibel, oft zu sensibel.
Mir geht es jedenfalls so. ::)

Bei uns Zuhause geht im Augenblick so vieles drunter und drüber. Ich bin gespannt wie es mir geht wenn alles überstanden ist, in ein paar Wochen oder Monaten.

Die Entscheidung zu einem Psychodoc zu gehen ist sicher richtig. Und der 20.6. ist ja nun schon bald.
Ich wünsche dir, dass das Gespräch so wird wie du es dir erhoffst.

Durch Zufall habe ich ein Buch entdeckt, dass mich auf eine Reise mit nimmt. Zwar auf eine Reise in die Vergangenheit, aber sehr amüsant. Ich werde es mir demnächst kaufen und freue mich schon jetzt auf das Lese-Reise-Vergnügen.
Das Buch hat den Titel „Sommerfest“.

Darf ich dich auch auf eine Reise mit nehmen? Sie wird etwas länger dauern.  :D

Hätte ich das genannte Buch nicht entdeckt, wäre ich auch wieder auf diese Reise gegangen, zum ich weiß nicht wie vielten Mal. Immer dann wenn ich sie brauchte.
Lass dich in den nächsten Tagen überraschen. ;D

Und was das Schreiben hier betrifft, schreibe ich meine Beiträge oft vor, in die Textverarbeitung oder auch handschriftlich in einem Notizbuch.

Das „Immer-wieder-anfangen“ müssen ist schrecklich, ich verstehe dich. So lange ich das bemerke bin ich noch nicht in einem Loch gelandet. Und du auch nicht.

Du bist uns in dem Meningeom-Bereich ein Mut machendes Beispiel und eine gute Ratgeberin. Du bist eine starke Frau. Wir wissen aber auch, dass du diese Stärke nicht durchgängig halten kannst und nicht musst. Wir mögen dich so wie du  bist.

Und wir mögen auch alle anderen hier in ihrer Stärke oder Schwachheit. So wie jeder kann.

Alles Liebe

Krimi

PS. Und wenn du Angst hast dem seelischen Loch zu nahe zu kommen, befestige zur Vorsicht eine Strickleiter (uns) am Rand und lass diese schon mal hinunter. :-*
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 17. Juni 2012, 21:22:20
Liebe Gaby,

ich habe etwas in eurer Geschichte geblättert und bin wieder aufs Neue beeindruckt was ihr geschafft habt. Wie du für deinen Mann gekämpft hast.
Meine Bewunderung ist dir noch einmal sicher.

Ich verstehe, dass du deine Grenzen erreicht hast. Es ist schier unmöglich immer die Starke und auch Ausgeglichene zu sein. Wenn du ab und zu anders reagierst als es in der Situation angebracht ist, musst du kein schlechtes Gewissen zu haben. Und auch nicht dazu, dass du dann und wann Zeit für dich brauchst. Du bist keine Maschine die immer mal etwas Öl braucht um weiter laufen zu können. Inspektionen sind auch wichtig.  ;) Etwas Freizeit für dich.
 
Kann denn niemand zu euch kommen, damit du deinen Mann nicht bei Bekannten unterbringen musst?

Ich sage dir bestimmt nichts Neues, dass dein Mann Verlustängste hat. Wenn er auch so vieles vergisst oder vergessen hat, so ist die Zeit der Reha für ihn bestimmt noch sehr real und er weiß, dass du immer für ihn da warst und gekämpft hast. Seine Angst der damaligen räumlichen Trennung spielt bestimmt eine große Rolle in seinem heutigen Verhalten. Und er ist bestimmt nicht böse wenn du mal etwas schroff reagierst.

Sprich doch mal mit euren Freunden über die jetzige Situation und wie sie dich unterstützen könnten.

Hast du schon einmal über eine Kur für dich nachgedacht? Eine Inspektion für dich?
Frage doch einmal bei eurem Arzt oder der Krankenkasse nach. Vielleicht kann dein Mann dich ja begleiten.

Ich schicke dir etwas Kraft. Habe selbst im Augenblick nicht viel zu verschenken. Wenn sich aber Mehrere daran beteiligen wird ein großes Paket daraus.

Euch alles Liebe

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. Juni 2012, 07:50:57
Liebe Krimi,
ich lese seit gefühlten Ewigkeiten (weil ich meist nach zwei/drei Seiten einschlafe) ein Buch, das bitte bitte nie enden möge. Es hilft mir aus quälenden Gedanken heraus, weil ich mich in eine andere Welt flüchten kann, wohin mir die realen Ängste und Trauerphasen nicht folgen können.
(Dabei ist es fast egal, welches Buch es ist. Auch Kriminalfilme, wo man sich konzentrieren muss, haben diese "wohltuende" Wirkung. Ob das gut ist?? Egal.)
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Pem34 am 21. Juni 2012, 10:19:28
Das mit dem Buch funktioniert bei mir leider nicht immer. Die Grübelei fängt danach trotzdem wieder an.

Um aus dem Grübeln herauszukommen und einschlafen zu können, denke ich mir eine Geschichte aus, die ich jeden Abend etwas weiterspinne. Klappt wunderbar.

LG
Pem
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 21. Juni 2012, 20:05:18
Ein gutes Buch hilft mir auch meist, egal, was vorher passiert ist. Mit einem guten Buch komme ich in eine andere Welt, kann alles mal hinter mir lassen, egal, worum es gerade geht. Und dann kann ich meist auch gut einschlafen. Wache ich nachts auf und kann nicht gleich wieder einschlafen, dann mache ich es wie Pem, ich denke mir eine schöne Geschichte aus und tauche ganz in diese Welt ein. Damit kann ich dann auch das "Grübelkarussell" anhalten. Und irgendwann klappt es dann auch wieder mit dem Schlafen.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 22. Juni 2012, 08:34:02
Hallo, Pem und TinaF,
mit dem nächtlichen Geschichten ausdenken ging es bei mir dann irgendwann so weiter, dass ich sie aufgeschrieben habe, erst für mich, dann vorsichtig für andere, dann als Geschenke ("kostenlos" und sehr persönlich) für die Freunde ... und das hat sich entwickelt, also entwickelt hat sich das ...
Ich war so verblüfft, als ich so etwas in einer Runde vorlas, dass die noch mehr wollten.
Und hatte dann wirklich den Mut, etwas an eine Zeitung zu schicken ...
usw.
Das mit den Geschichten ist etwas ganz Wunderbares!
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 24. Juni 2012, 16:59:49
Zitat
(Ich hätte mich gefreut, wenn auch nur ein/e Kollege/Kollegin im Schuljahr Zeit "gefunden" hätte, mich zu besuchen oder anzurufen oder wenigstens die Mails zu beantworten. Immer muss ich den Anfang machen. Das ist schon manchmal deprimierend.)

Liebe KaSy,

das kommt mir so bekannt vor. :(

Dieses Gefühl nicht mehr wichtig zu sein. Das bei Menschen die einem selbst wichtig waren und irgendwie immer noch sind.
Mit einer arbeite ich zusammen und höre immer wie viel sie zu tun hat. :o
Eine andere Freudin schreibt mir nicht mehr oder ruft auch nicht an, nachdem ich ihr sagte, dass ich nicht immer Entschuldigungen hören möchte warum sie sich nicht melden kann.
Ist schon deprimierend. :'(  Vielleicht öffnen sich so aber andere Türen. ::)

Lassen wir uns also nicht unterkriegen, okay?!

Deine krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 24. Juni 2012, 20:36:01
Ja, Krimi, das mache ich, aber irgendwie musste das mal raus, dass ich nicht immer nur tolerant sein will.

Aber mir ist im Zusammenhang mit den Büchern, also dem Lesen noch etwas bewusst geworden. Ich hab weiter nachgedacht (als mein eigener Psychotherapeut) und es erst mal so aufgeschrieben:

Ich lese ein Buch, das bitte bitte nie enden möge.
Denn es entführt mich in eine andere Welt, wohin meine Sorgen und Ängste nicht mitkommen.
Es soll nie enden!
Denn davor habe ich Angst.
Ich will das Ende nicht.
Ich habe tatsächlich Bücher, die ich lese und irgendwann nicht weiter lese.
Nicht weil sie langweilig sind, sondern weil sie spannend sind und ich sie so gern lese. Ich möchte wissen, wie es weitergeht. Und habe doch auch Angst davor. Dabei ist es egal, ob ich eine gute oder andere Entwicklung der Geschichte erwarte ...

Ich lese dann ein anderes Buch.

Es müssen angefangene Bücher an meinem Bett stehen.

Ich will wissen, DASS es weitergeht ...

Versteht Ihr das?
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 24. Juni 2012, 20:54:02
Hallo KaSy,

es ist vollkommen verständlich warum die Bücher nicht zuende lesen möchtest. Die Bücher haben Dich gefesselt, Dich tief beschäftigt und Bilder in Dir erzeugt. Bilder die Du so behalten möchtest, wie Du sie erschaffen hast. Du möchtest sie nicht durch den Autor zerstören lassen. 

Beste Grüße
Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 24. Juni 2012, 21:01:44
Ich verstehe das
Zitat
... dass ich nicht immer nur tolerant sein will.
... und das
Zitat
… ich will wissen, DASS es weitergeht.

Versteht Ihr das?
KaSy

Ja, KaSy, ich verstehe dich.

Bücher sind unsere Welt ;), die uns vieles vergessen lässt und in eine andere Welt entführt. 8)

Ich verstehe dich in beiderlei Hinsicht. :-*

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. Juni 2012, 00:19:48
Ich glaube, ich will nicht nur wissen, dass es im Buch weiter geht, sondern auch bei mir, also mein Leben und das am besten so wie bisher ...
Ich glaube, ich lebe in und mit diesen Geschichten, also ich vertraue ihnen mein Leben an und sie sollen gut damit umgehen ...

Mein Psychodoc hatte gedacht, ich meine ein bestimmtes Buch.
Ich meine auch nicht den Autor, der die Geschichte enden lässt, enden lassen muss.
Jedenfalls ist es so und so ganz kann ich es nicht sagen/schreiben, weil ich auch nicht so genau weiß, warum das so ist.
Jedenfalls lesen die in meiner Umgebung meist ein Buch nach dem anderen bis zum Ende, was ich früher auch gemacht habe und das ist doch auch das übliche Verfahren, oder?

Vielleicht ist es auch nicht so wichtig. Aber vielleicht könnte mir Klarheit in dieser Frage doch irgendwas bringen?

Eure Grübel-KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 25. Juni 2012, 13:11:36
Hallo zusammen,

ist es nicht so, dass man aus diesem Zustand - die andere Welt in der man sich "flüchten" kann, einfach nicht mehr heraus will? Und mit jeder Seite, die man weiter liest kommt man genau an diese Tür, die einen dann aus dem besagten Zustand entläßt.

Ich hatte dies letztens bei dem "Hundertjährigen der aus dem Fenster stieg und verschwand". Wollte nicht dass er aufhört aus seinem Leben zu erzählen, wollte immer mehr von diesem Menschen wissen, den ich in der Lesewelt schon in mein Herz geschlossen hatte.

Aber hinter der Tür, die mich dann aus meiner Phantasiewelt entlassen hat, habe ich mich mal umgeschaut; da konnte ich zum einen ein wenig träumen was er wohl noch macht und dass er sich nun eine Lebensruhe verdient hat und ich konnte mir mit einem neuen Buch eine neue Tür öffnen.

Bücher enden nur in ihrer Fassung. Weil sie einen Ausschnitt aus einer Geschichte, einem Leben oder aus Ereignissen liefern. Aber sie öffnen auch unser Bewußtsein für das, was wir aus diesen "Geschichten" machen.

Bei dem von mir genannten Buch war es schön, dass meine Freundin es auch gelesen hat und wir uns gemeinsam unterhalten haben, was der gute Mann wohl noch alles erleben würde;-)

Liebe Ka-Sy, ich denke ich verstehe was Du meinst.
In meinem Gespräch mit meinem Neurologen bin ich heute zu dem Entschluss gekommen dass es müßig ist, Antworten auf unsere Wünsche und unser Befinden zu finden. Eine Herausforderung ist es aber auch zu erfragen welche Antworten wir überhaupt erhalten wollen.

LG,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 25. Juni 2012, 13:48:18
Liebe KaSy,

ich gehöre schon zu den Menschen, die Bücher üblicherweise zu Ende lesen, jedenfalls wenn sie gut sind. Aber wenn das Ende des Buches naht, wenn ich also so im letzten Drittel oder Viertel bin, dann verspüre ich eine gewissen Traurigkeit. Dafür hatte ich in den Tagen, Wochen davor auch immer Freude, wenn ich Zeit zum Lesen hatte. Wichtig für mich ist, dass nach dem Buch vor dem Buch ist und das nächste ungelesene Exemplar schon auf mich wartet. Dafür ist jedes neue Buch für mich wieder ein Abenteuer, das ich sehr gespannt angehe.

Ich wäre zu neugierig, um ein gutes Buch nicht zu Ende zu lesen ;). Vielleicht kommt ja auch bei Dir die Zeit wieder, in der Du zu Ende lesen kannst. Aber wenn es für Dich momentan wichtig ist, dass Du die Bücher nicht zu Ende liest, weil Dir das das Gefühl vermittelt, dass es weiter geht, dass Dein Leben weiter geht, dann ist das einfach so. Und dann ist es auch richtig. Es gibt ja auch Menschen, die grundsätzlich als erstes die letzte Seite eines Buches lesen. Für mich käme das nicht in Frage, das würde mir den ganzen Lesespaß nehmen. Aber jeder tickt halt anders.

Gute Geschichten nehmen einen gefangen, man lebt ein Stück weit in ihnen. Diese Geschichten zu beenden, kann sicherlich ein gewisses Gefühl von Verlust hevorrufen. Das kenne ich selbst nur zu gut. Beendet man sie nicht, kann man ein eigenes Ende erfinden und die Geschichte immer weiterleben. Und das vermittelt Dir momentan das Gefühl, dass das Weiterleben in dieser nicht beendeten Geschichte gleichbedeutend mit Deinem Weiterleben ist. Jedenfalls stelle ich es mir so vor.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 29. Juni 2012, 00:13:20
Hallo,
ich danke Euch sehr für Euer Mitdenken und Eure Antworten.
Jede der Antworten hat mich in meinen Gedanken darüber bereichert. Gerade auch Beas letzter Satz: Welche Antworten erwarten wir?
Diese Tatsache der Erwartungshaltung erklärt, warum verschiedene Menschen die gleichen Bücher anders lesen. Auch, warum man ein Buch beim Jahre späteren zweiten Lesen anders liest.
Hier spielt sicher auch die veränderte Lebenserfahrung und das erworbene Wissen eine Rolle.
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Iwana am 29. Juni 2012, 12:05:48
Hallo Kasy
Ich las als jugendliche sehr viel. Dann musste ich für meine Matura lesen und habe danach nicht mehr gelesen bis jetzt. Das in Bücher versinken hat mich wieder gepackt und bei beinahe jedem Buch gibt es einen Moment wo ich mir wünsche dass es endlos weitergeht. Da es immer so schnell vorbei ist, habe ich jetzt begonnen die Nebel von Avalon zu lesen, sind 1100 Seiten, und das gute daran, es gibt mehrere Bände. Leider zeigt es aber auch viele Abgründe der Menschheit auf, das heisst ist nicht so das versinken in eine heile Welt...

Irgendwie gehört es einfach zu unserem Leben dass wir Gegensätze brauchen. Ying-Yang:

http://de.wikipedia.org/wiki/Yin_und_Yang

Also heisst es für mich dass die Trauer darüber dass ein Buch fertig ist, nötig ist um überhaupt einen Höhepunkt des Glücks während dem lesen des Buches erleben zu dürfen...

Ich weiss nicht ob ich es verständlich ausdrücken kann.

Mein grösstes und intensivstes Glück erlebte ich bei meiner Diagnosestellung, bzw. kurz danach (nach OP und bestrahlung). Da ich da jede Minute genossen habe und mir mit jeder Faser des Körpers des Lebens bewusst geworden bin.

Jetzt geschieht dies noch ab und zu, aber diese Momente sammle ich in meinem Kopf oder im Tagebuch.

Wünsche dir einen schönen Tag. Gruss Iwana
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. Juli 2012, 00:29:41
Vielen Dank, Iwana,

manches lässt sich so schwer ausdrücken, aber wir sind, glaube ich, alle sensibler für Zwischentöne geworden und ich glaube, Deine Worte sehr gut zu verstehen. Danke!

Ich werde am Sonnabend in meine geliebte Sächsische Schweiz fahren, um dort beim Wandern und Dösen auf andere Gedanken zu kommen. Das passt zum momentanen Auf-und-Ab meiner Gefühle, aber da muss sich was ändern.

Für Probastel und alle Alpenkundigen: Hast Du gemerkt, ich habe das Wort "Berge" vermieden, obwohl es für mich die schönsten Berge der Welt sind.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 06. Juli 2012, 00:57:11
Liebe KaSy,

ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit.

Die Natur ist in der Lage den Kopf frei zu machen.
Das spüre ich jedenfalls so auf meiner Walking-Strecke in unserem kleinen Wald entlang eines Flüsschens. Obwohl ich mittlerweile jeden Grashalm kenne.
Doch der sieht entsprechend der Jahres- oder Tageszeit immer anders aus. So lange man sich seinen Blick dafür bewahrt.

Du machst es richtig dir diese Auszeit, die Abwechslung zu gönnen.
Vielleicht kommt dabei wieder eine schöne Geschichte zustande. ;)

Aber bitte nicht in Einsamkeit und Grübelei versinken.

Komm erholt wieder.

In Gedanken begleite ich dich und wandere mit. :)

LG krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 06. Juli 2012, 10:22:33
Liebe KaSy,

als ich Krimis Worte über ihre Walkingstrecke durch einen kleinen Wald entlang eines Flüsschens las, musste ich plötzlich wieder an eine Lichtung in einem nahe gelegenen Wald denken, die mein Mann und ich vor vielen Jahren "entdeckt" haben. Wir saßen auf dieser Lichtung im grünen Gras, ringsum standen die Bäume in frischem Frühlingsgrün und über uns spannte sich der blaue Himmel. Diese Farben gingen direkt in die Seele, die ruhige Stimmung ließ einen selbst ganz ruhig werden.

Du weißt so gut, was wichtig und richtig für Dich ist und ich glaube, Dein Ausflug in die Sächsische Schweiz ist eine sehr, sehr gute Entscheidung. Genieße die Zeit, erhole Dich gut, lass die Natur ihre ganze wohltuende Wirkung entfalten. Und komm heil wieder!

Ganz liebe Grüße

TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Pem34 am 06. Juli 2012, 13:43:36
Oh ja... super schöne Berge. War auch schon mal da. Tolle Gegend.

Ich wünsche Dir eine schöne Zeit dort und hoffe, dass Du auf nette Gedanken kommst.

LG
Pem
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 07. Juli 2012, 00:17:30
Danke Euch allen und
Gute Nacht!
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 07. Juli 2012, 08:14:09
Guten Morgen KaSy,

ich wünsche Dir einen erholsamen Aufenthalt in DEINEN Bergen. Die Berge in den Alpen mögen höher sein aber es ist nicht die Höhe die zählt, es ist die Harmonie innerhalb einer Landschaft. So muss ich zu meinem Leidwesen gestehen, dass es wunderbare Landschaften ganz ohne Berge gibt.

Ich wünsche Dir eine schöne Reise und erhole Dich gut.

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 04. August 2012, 01:33:44
Es war sehr schön in meinen Bergen, viel Ruhe, viel Neues, tolles Bekanntes ... die Hochs und Tiefs ließ ich irgendwo liegen, sammelte statt dessen ein zunächst ignoriertes Magen-Darm-Problem ein, was mich nach Hause begleitete, die Hochs sowie die totale Entspannung blieben dort und die Tiefs konnten nicht ohne mich sein.
Ich habe sie meiner Neurologin und meinem Psychodoc angeboten - die wollten sie auch nicht haben.
Ich auch nicht.
Sind aber sehr anhänglich ...
Mein Psychodoc sagte mir, wenn ich es nicht schaffe, meine Grenzen einzuhalten, dann sollte ich Grenztruppen aufstellen, die sie verteidigen. Die sind allerdings "Freitags nach 1" nicht mehr einsatzbereit. Sonst hätten sie mich längst ins Bett befohlen.
Na, da gehe ich eben freiwillig, gleich ...
KaSy 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. August 2012, 17:29:08
Zitat vom Bavariagirl am 06.08.2012, 12:08 Uhr:

Hallo KaSy,

jetzt bin ich neugierig, was versteht denn Dein Psychodoc unter Grenztruppen, hat er Dir da Tipps zur Rekrutierung der Grenzbewacher gegeben?
Weil, auch wenn ich die Grenze von meinem derzeit noch erhöhten Standpunkt sehen kann und sie meide, werde ich mich ja irgendwann wieder in die Niederungen begeben, von denen aus man Grenzen nicht erkennt und fröhlich drüber hüpft, um sich dann in einem verminten Gebiet zu befinden... O.k. das war jetzt alles sehr bildlich.
Also hat er Dir da Tipps gegeben, die Du eventuell mit uns teilen kannst?

Liebe Grüße

das Bayernmädl


Hallo, Bavariagirly,
 
Du hast das aber so unheimlich gut beschrieben ... so ist es bei mir immer wieder.

Es ist diese unsichtbare Grenze zwischen "zu viel Wollen und es auch tun" und "nicht merken, dass man längst hätte aufhören sollen".

Im letzteren Fall krachen dann die Minen, von denen man vorher nicht weiß wo und wann man auf sie drauftritt.

Tjaaaa, Tipps.

Ich muss es schon selbst tun:  "Die Grenzen bemerken oder sich wenigstens nicht wundern", wenn die Mine hochgeht. (In "..." auch eine tolle Äußerung meines Psychodocs)

Es ist mittlerweile ein jahrelanger Prozess, dass ich andauernd durch die Minenfelder trample und mir die Splitter um die Ohren fliegen lasse und heldenhaft-bekloppt weitermarschiere, nach dem Motto: "Welche Minen ...?"

Die Ärzte mussten mir immer wieder die Grenzen zeigen, indem sie mich krankschrieben.

Es ist schon auch eine Quälerei, den Psychodoc immer wieder zu fragen, wo denn der rettende Ausgang ist und ihn dann konsequent zu umgehen.
Irgendwann reagierte er: "Dafür sind Sie noch nicht bereit." Und ich wusste eigentlich, was er meinte, verschob es aber unauffindbar.

Meiner Neurologin sagte ich irgendwann, dass ich meinen Stundenumfang im Arbeitsvertrag verringert hätte und glaubte, sie fände es gut. Aber als sie erfuhr, wie viele Stunden es noch sind, fand sie es immer noch viel zu viel.

Diese blöden Grenzen lauern doch überall!

Und ich latsche andauernd darüber. Wäre der Grenzweg hübsch geharkt und lichtüberflutet, hätten mich täglich mehrfach die Grenzer zurückgepfiffen und Warnschüsse abgegeben. Aber die spielen irgendwo heimlich Karten oder kippen sich die Birne zu, weil ich Dussel sie nicht suche und schon gar nicht finde.

Zur Zeit hüpfe ich auch gerade wieder hier im Forum von Grasbüschel zu Grasbüschel, während ich mich eigentlich vor einer Stunde „ganz gleich sofort“ in die Liege im Garten packen wollte. Wenn da irgendwo ein Grenzer sein sollte, dann findet er wohl meine Hausklingel nicht …

Aus der Schule, wo ich nur einen Willkommensgruß fürs neue Schuljahr abgeben wollte, bin ich gleich wieder abgehauen. Es ging nicht. Mir kamen sofort die Tränen. Ist schon blöd, wenn das Schuljahr ohne mich beginnt, weil ich nicht darf.

Nun ist der Grenzer in Form meiner Tochter per Telefon .... H i l f e !

Tschüss!
Eure grenzenlose KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 06. August 2012, 21:47:48
Hallo KaSy ,

ich habe mir gerade deinen Bericht hier über die Grenzer gelesen.

Die Frage die sich bei mir auf drängt ist, sind es für dich wirklich nur Grenzer die dir eine Grenze zeigen sollen ???

Wenn ich das so Lese würde ich eher an Gefängniswärter denken, die oben auf ihrem Posten im Turm mit dem Scheinwerfern nach flüchtigen Häftlingen suchen.

Und du bist der Häftling der ihrem Lichtkegel versucht auszuweichen. Damit du dann die nächste Grenze überschreiten  kannst.

Ich weiss wie schwer es ist seine Euphorie zu zügeln wenn etwas wieder klappt, wenn es nur an einem Tag ist. Schwups ist die Grenze überschritten.
Sie können  dadurch aber auch ausgedehnt werden. Durch langsames Training.
Suche dir eine Grenze wo du solche Erfolge erreichen kannst.
Das baut einen Seelisch auf.

Wenn du immer nur versucht alle Grenzen zu durch brechen egal was dort ist, wundert es mich nicht das du irgendwann am Boden liegst.

Warum ständig durch das Minenfeld rennen, wenn 100 Meter weiter eine Zollgrenze ist die du mit einem gültigem Reisepass passieren kannst.  ??? ??? ???

Du rennst dich ständig wieder fest.
Schau auf dich, deinen Geist, deine Seele und deinen Körper das ist die Basis deines Ausganges.

Und Kooperier wirklich mit deinen Grenzern im Kopf oder auch in Form von Ärzten und Freunden.
Sie bedrohen dich nicht. Sie sind deine Begleiter.

Das ist ein guter Weg es zu schaffen damit Umzugehen. Das gemeine, dieser Weg wird nie enden. :P
Warum weil immer wieder neue Gebiete  erobert werden. Dadurch verschiebt die Grenze sich wieder.
Es ist ein ewiger Kampf, ich selber sage es lohnt sich. Habe dadurch viel erreichen können.

Das soll reichen für Heute.

LG schwede

P.S. Wenn du dieses liest ist bestimmt schon Schlafenszeit. Mach nicht solange ;D
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bavariagirl am 07. August 2012, 11:49:39
Hallo KaSy, Hallo Schwede und alle anderen Mitleser,

Grenzen finden, überschreiten manchmal sogar bewußt..
Oder brav immer einhalten, ja sich nicht fordern schön schonen. Das richtige Maß finden ist wahrscheinlich nicht so einfach.
Also meine Grenzen will ich nicht immer einhalten, aber ich will sie nicht mehr nur wegen anderen überschreiten. Also ich meine um anderen das Leben zu vereinfachen. Wobei ich natürlich 4 Ausnahmen mache, 2 Kinder ein Ehemann, ein Papa!
Wobei jeder immer fein sondieren muss, was für ihn/ sie denn so eine Grenze ist hinter der man sich im Minenfeld fühlt und zwar nicht mit dem tollen Adrinalinkick sondern einfach nur gestresst und gehetzt zwischen den Minen.
Gestern habe ich einfach so 2 Kuchen für meine Kollegen gebacken und habe mich gar nicht gestresst gefühlt deswegen. Und ich werde mich auch nicht gestresst fühlen wenn ich für den Hochzeitstag am Donnerstag morgen nochmal einen backen werde. Aber wenn es als ganz selbstverständlich angesehen wird, dass ich für das Somemrfest der Hausgemeinschaft 2 Stück backe und zwar von jemanden der keine Lust hat ebenfalls etwas zu machen, bin ich gestresst und meine Grenze ist in Sicht.
Ich glaube die Grenzen sind da wo man etwas nicht mit ganzem Herzen will.
Und manchmal auch wenn es einfach zuviel ist auch wenn man es will. Sensibel sein sich selbst gegenüber....

Gleich gehe ich mit meinem Lieblingskollegen essen, das ist auch kein Stress...
Alle lieben Grüße an Euch.

KaSy ich habe den Anfang des Blogs gelesen und fand es wunderschön. Du bist eine Poetin.

Bavariagirl
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: chucks am 07. August 2012, 20:54:26
Ich glaube Eure Grenzen/Grenzer könnt Ihr bei sogannten Achtsamkeitsseminaren erlernen bzw.Ihnen näher kommen. Meine Freundin, die nahe eidnem Burn-out war, hat mir auf jeden Fall so etwas erzählt und ich wollte mich damit jetzt mal näher beschäftigen.

Aber super interessant, was Ihr von Euren Erlebnissen/Empfindungen erzählt...für uns Angehörige wichtig, um Betroffene zu verstehen und aber auch auf uns als Angehörige zu "achten".

Danke Euch für diesen Thread.

Carola
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 09. August 2012, 13:26:56
Ich finde die Äußerungen hier auch sehr interessant, für mich, auch zum Vergleichen, wie es anderen geht, wie andere mit diesen ständigen Grenzen umgehen.
DANKE!!
Ich habe noch ne Meinung auf Papier - aber ich lege jetzt eine Grenze für mich fest ...
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 09. August 2012, 19:48:13
Hallo Ihr Lieben,

in der ersten Zeit nach meiner OP habe ich meine Grenzen immer erst gespürt, wenn es schon zu spät war, wenn ich sie also schon längst überschritten hatte. Mich hat das damals sehr belastet, weil ich nie wusste, ob und wie lange ich noch weitermachen kann, egal um was es ging.

Mittlerweile ist das anders geworden. Jetzt spüre ich meistens ganz genau, ob und wann ich an meine Grenzen stoße. Dann bleibt mir noch ein kleines Zeitfenster um zu reagieren. Das klappt natürlich nicht immer, gerade mit Kind muss man halt manchmal einfach, auch wenn man eigentlich nicht mehr kann. Und manchmal gehe ich auch mit Absicht über meine Grenzen, ab und an muss ich einfach austesten, ob nicht doch wieder ein bisschen mehr geht, aber wenigstens ist mir dann bewusst, dass ich mich auf dünnes Eis begebe.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 10. August 2012, 07:43:25
Jeder von uns hat seine eigenen ganz speziellen Grenzen. Ausgerichtet nach Bedürfnis, Selbsteinschätzung - auch wenn diese manchmal nicht ganz objektiv ist.
 
Grenzen setzen für mich heißt einmal mich kräftemäßig zu kennen und nicht zu überschätzen.
Auf mich angewandt: Ich erwarte nicht mehr von mir als ich erfüllen kann. Das bedeutet aber auch wieder, ab und zu auszutesten ob ich meine Grenzen ausdehnen kann. Ich fühle mich gut und kann mehr verrichten als gedacht. Ha, wusste ich doch, dass ich wieder mehr kann. Und dann? … Beim nächsten oder übernächsten Mal falle ich wieder auf die Nase.
Und ein anderes Mal gelingt es mir mit der Arbeit aufzuhören, bevor ich meine physische Grenze erreicht habe.

Gelernt und akzeptiert habe ich, dass ich nicht mehr wie früher körperlich stundenlang durcharbeiten kann. Meine Konzentration nach einer gewissen Zeit nachlässt.
Ich mir jetzt meine Ruhezeiten, sprich, auch meinen Mittagsschlaf gönne.

Grenzen setzen heißt gleichzeitig für mich auch Innovationen zulassen, der Fantasie Raum geben und Überraschungen erlauben.
 
Und dann sind da noch die anderen Grenzen: Meine eigenen Gefühle wahrnehmen. Und meine Mitmenschen. Das sind für mich die schwierigeren Grenzen.

In einem Seminar lernten wir ausgesandte Botschaften anderer auf der Sachebene zu hören. Habe ich das wirklich gelernt? Gelingt es mir immer?
Nein, es gelingt mir nicht immer. Darum habe ich auch eine Therapie, um zu lernen meine Gefühle zuzulassen.
Und sie auch manchmal einfach nur auf der „Sachebene“ zu sehen/zu spüren.

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Pem34 am 10. August 2012, 11:49:58
"In einem Seminar lernten wir ausgesandte Botschaften anderer auf der Sachebene zu hören."

Hallo Krimi,

genau das ist ein Punkt, an dem ich an einem schlechten Tag scheitere. Bei was für einem Seminar hast du das denn gelernt? Selbst wenn es nicht immer gelingt, kann man das doch dann hinterher relativieren.

LG
Pem
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 12. August 2012, 20:36:25
Hallo Pem,

das ist so ein Punkt mit der "Sachebene". Als ich gesund war, ist es mir oft geglückt.
Doch nach der OP und mit der Epilepsie wurde es für mich schwierig.
Das habe ich bemerkt, als ich noch nicht einmal selbst angesprochen war und es mir trotzem weh tat.

Ich schaue noch einmal in meinen Unterlagen nach. Vielleicht finde ich noch etwas über das Thema dieses Seminars.
Meine Notizen dazu habe ich jedenfalls. Melde mich wieder.

LG krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 13. August 2012, 00:12:34
Liebe Schreiber/innen,

das mit den Grenzen scheinen viele genau so zu erleben wie ich.

TinaF.`s Beitrag hätte ich wortwörtlich so schreiben können.

Das, was Krimi schrieb, dass es ihr wehtat, obwohl sie nicht persönlich gemeint war, erlebte ich bereits nach meiner ersten OP 1995. Es wurde weniger, aber mit jeder weiteren OP mehr und anhaltender.
Zunächst merkte ich es an meiner Reaktion auf Musik und Filme, später dann an meinem immer stärker werdenden Einfühlungsvermögen in Kinder und ihre Eltern in den verschiedenen Situationen, denen sie ausgesetzt waren. Aber auch Streitigkeiten von Erwachsenen, die mich nicht betrafen, taten mir weh, ich konnte sie nicht aushalten, sie machten mir Angst. (Bei Kindern ist das eine ganz andere Sache.) Ich konnte die emotionale Wirkung nicht von der "Sachebene" trennen.
Diese starken Emotionen in alle möglichen Richtungen - das ist immer noch so, nur, dass ich derartigen Sachen seit einem Jahr durch den Ruhestand weniger ausgesetzt bin.

Danke, Bavariagirl, für Deine Meinung. Das stimmt wohl, dass man Vorhaben, die man gern macht, auch schaffen kann. Dieses Essen mit Deinen Lieblingskollegen z.B. Ich hatte letztens auch so ein Treffen. Bei mir schwebt dann trotzdem die Angst im Raum, dass irgendeine Bemerkung fallen könnte, der ich nicht zustimmen würde und ich weiß dann nicht, ob ich mich äußern soll und was das mir mir machen würde. Das kann doch immer geschehen, wenn mehrere Menschen zusammen sind. Ich konnte auch am ersten Schultag nicht zu den Kolleginnen gehen, vielleicht habe ich diese übliche Frage gefürchtet, wie es mir geht. Ich habe meinem Chef die Karte gegeben, mit denen ich dem Kollegium einen guten Schulstart wünschte. Ich war so ... aufgeregt (?), ich kriegte den Umschlag der Karte nicht richtig auf.

Ja, Schwede, Du hast so Recht.
Aber das mit dem Grenzen im richtigen Maß überschreiten habe ich sooo lange gemacht. Und es ist auch vielfach gut gegangen. Zumindest habe ich mir das eingebildet. Die Arbeit gelang mir immer wieder gut und besser. Und nun brauche ich offenbar so viel mehr Ruhe. Ich überlege immer, wenn ich zum Sport gehe (Das ist von Haus zu Haus nur 1 Stunde.), ob ich an dem Tag etwas anderes körperliches tun sollte. Aber man kommt gleichzeitig geschafft und angeregt nach Hause und lässt sich nur zu gern verlocken, die Kraft, die man spürt, in den Garten zu investieren oder in etwas anderes Belastendes - wider besseren Wissens. Es kommt ja auch etwas Schönes dabei heraus, über das ich mich freuen kann. Und zum Ausruhen ist danach Zeit ... oder ?
Ich habe mich seit vorgestern mit der Entscheidung gequält, dass ich eigentlich am Sonnabend Vormittag zum Sport, aber auch am Nachmittag mit der Klara-Familie in den Tierpark gehen wollte. Ich habe mich gegen den Sport entschieden und war mit den Dreien im Tierpark Berlin. Es war wunderschön! Dort und auch zu Hause, als ich das "Abendritual" miterleben konnte, mit dem es den jungen Eltern im Verlauf von einigen Monaten gelungen ist, dass Klara (10 Monate) in Minutenschnelle einschläft. Es war auch schön, aus manchen Gesprächen mitzubekommen, wie meine Worte und Handlungen "nachhaltig" wirkten.
... und trotzdem schlief ich am kommenden Tag bis 12 Uhr Mittags.

Es belasten mich momentan auch Zweifel, wozu ich denn das Bisschen, was mir gelingt, noch machen soll. Wenn ich wüsste, dass es mit der Schule wieder klappt. Aber daran glaube ich kaum noch.
Wozu soll man denn noch diese Grenzen mühsam weiter weg schieben?
Nur für sich selbst?

Aber ich gehe trotzdem immer wieder zu den Ärzten, die mir in meiner jeweiligen Situation helfen können, sie sehe ich unbedingt als Helfer. Einige Freundinnen auch. Auch wenn es ihnen nicht leicht fällt, mich zu verstehen. Wenn ich ihnen meine Situation genauer schildere, (z.B. auf die tolle Frage: "Was machst Du mit Deiner ganzen Zeit zu Hause?"), dann werden sie bereits nach wenigen Sätzen ganz still. Aber in der Stimmung, über mich selbst so zu reden, bin ich meist nicht. Es ist auch nicht so einfach, immer wieder, wenn man Konkretes schildert, zu hören: "Ja, das geht mir auch so ...", "Als ich in den Wechseljahren war, hatte ich auch solche Stimmungsschwankungen ..." oder auch "Ich bin nicht mehr so fit wie Du, schließlich bin ich deutlich älter ...")

Es hat mir am Sonnabend doppelt gut getan, dass ich im Tierpark am Spielplatz auf einer Bank für einige Minuten eingeschlafen bin, für mich, aber auch für meinen Sohn, der es erlebte, dass ich nicht so lange fit bin. --- Andererseits stimmt es mich traurig, wenn ich sehe, wie Omas und Opas mit ihren Enkelkindern aktiv unterwegs sind. Wenn ich nicht mal dafür gut bin ... ?

Nehmt mal vielleicht nicht alles so Ernst, was ich hier schreibe.
Und ja, ich weiß, anderen geht es viel schlechter, utchen z.B.
Aber gegen eine organische Krankheit oder Krankenkassen, Ämter kann man angehen, ...
Gegen was oder wofür soll ich denn ... ?

KaSy 

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eisenfaust am 13. August 2012, 23:09:43
Liebe Kasy & alle anderen "Grenzlgeher",
das sind so da richtigen Tief´s - wenn man sich fragt, wofür die ganze Plackerei und vor lauter Grenzen "kein Land" in Sicht sieht und einfach nur "auf" ist, oder vielleicht ist man auch richtig traurig, weil man halt von "alten Ländern" Abschied nehmen muss. Überaus anstrengend für meinen Teil fand ich privat bei mir die Phase, als ich Freunden immer versucht habe zu erklären wie es mir geht und wie es sich anfühlt. Das macht auch müde.
In letzter Zeit hab ich hier etwas mehr gelesen und getextet (dafür muss man sich ja noch nicht einmal einloggen) - aber diese Rubrik "aus dem TIEF" kommen hat es mir sehr "angetan". Mir geht es auch ganz ähnlich wie TinaF - wie ein Auto nach einem Totalschaden, was wieder richtig flott gemacht wurde und dem man nichts ansieht. Ich kann auch soweit so gut wie fast alles. Aber irgendwie - entweder verbraucht die Karre seitdem wesentlich mehr Sprit für die gleiche Strecke oder der Tank wurde verkleinert - Fakt ist, ich muss in ziemlich kurzen Abständen an die RASTstätte. Auftanken. Nur blöd, dass die Tankuhr irgendwie nicht richtig funktioniert - und manchmal schaff ich halt die gewohnten Strecken nicht mehr. Und dann auch noch loslatschen mit dem Kanister - geht dann gar nicht, da bin ich dann ja schon so auf....- - - ich fand auch das Bild mit den Tretminen SUPER! Die lauern in der Regel bei mir auf den vertrauten Pfaden, wo ich unachtsam in alten Gewohnheiten rumlatsche. Buff. Wieder zuviel. Wieder auf die Nase fallen - gelegentlich kann es halt auch passieren, dass ich selbst wie eine Tretmine detoniere, wenn ich stop sage und Grenzen nicht respektiert werden. Ich habe da sehr wenig Toleranz + Spielraum, ohne, dass ich das großartig beeinflussen könnte.
Jetzt habe ich doch wieder viel von mir geschrieben.
Liebe Kasy, eigentlich wollte ich Dir eine geruhsame Nacht wünschen, dass Du ausgeruht morgen wach wirst, fernab von diesem Tief....diesen tückischen kleinen Löchern im Alltag, wo die Gedanken stecken bleiben und sich die Seele die Haxen verstaucht.
Gute Nacht an alle + eine gute Woche,
Eisenfaust
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 14. August 2012, 00:26:15
Liebe KaSy,

du schreibst: … hätten mich täglich mehrfach die Grenzer zurückgepfiffen und Warnschüsse abgegeben. Aber die spielen irgendwo heimlich Karten oder kippen sich die Birne zu, weil ich Dussel sie nicht suche und schon gar nicht finde.

Meine Grenzer sind im Gebüsch, bis ich die Grenze überschritten habe und denke: Gut gegangen. :)
Dann sind sie da und werfen mich in Form eines Anfalls wieder zurück über den Zaun. >:(
Mache ich es aber deswegen das nächste Mal besser? Nein!!! Letzten Samstag war Mithilfe beim groß Reinemachen in der neuen Wohnung meiner Tochter. Sonntag dann längerer Besuch bei den zukünftigen Schwiegereltern. Montag ging in der Schule so gut wie nichts. Jetzt warte ich auf die Grenzer. Sie haben sich mit merkwürdigen Gefühlen im Kopf schon angemeldet. :o

Dienstag werde ich außer für die Laminatverleger Essen kochen, nichts machen. Vielleicht komme ich diesmal ohne eine Lektion davon.

Du schreibst weiter: Es belasten mich momentan auch Zweifel, wozu ich denn das Bisschen, was mir gelingt, noch machen soll. Wenn ich wüsste, dass es mit der Schule wieder klappt. Aber daran glaube ich kaum noch.
Wozu soll man denn noch diese Grenzen mühsam weiter weg schieben?
Nur für sich selbst?


Kann es sein, dass wir ungeduldig sind? :'( Was du in den vergangenen Jahren wegstecken musstest, war nun auch nicht so ohne.
Da brauchst du nicht schreiben: Und ja, ich weiß, anderen geht es viel schlechter, utchen z.B.
Jeder Kranke empfindet das, was er erleiden muss als das Schlimmste. Und das ist auch richtig so, nur so lernt jeder (vielleicht) sich ernst zu nehmen.

Es hat mir am Sonnabend doppelt gut getan, dass ich im Tierpark am Spielplatz auf einer Bank für einige Minuten eingeschlafen bin, für mich, aber auch für meinen Sohn, der es erlebte, dass ich nicht so lange fit bin. --- Andererseits stimmt es mich traurig, wenn ich sehe, wie Omas und Opas mit ihren Enkelkindern aktiv unterwegs sind. Wenn ich nicht mal dafür gut bin ... ?

Du musst dich nicht mit den Omis und Opis vergleichen, die noch Ball spielen können.
Du bist dann halt die Omi, die mit ihren Enkeln schöne Spaziergänge macht und wundervolle, selbst erdachte Geschichten erzählen kann. ::)

Meine Oma war körperlich auch nicht so fit. Aber wir haben gemeinsam sehr viele und sehr schöne Lieder gesungen. Ball spielen konnte ich mit anderen.

Nehmt mal vielleicht nicht alles so Ernst, was ich hier schreibe.
Doch, das nehmen wir aber. Du bist uns sehr wichtig. Wir schätzen und wir mögen dich.

Aber gegen eine organische Krankheit oder Krankenkassen, Ämter kann man angehen, ...
Gegen was oder wofür soll ich denn ... ?

In erster Linie für dich. Dann für deine Familie (Kinder und Enkel). Damit du doch noch wieder zu den Kindern in den Schuldienst kommst. Einfach für eine schöne Zukunft. :-*

Liebe KaSy, ich wünsche dir eine gute Nacht. Ich melde mich noch einmal per PN.

Ganz liebe Grüße
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 14. September 2012, 20:19:39
Max ist da! :D
Über uns fliegen seit Dienstag und noch bis Sonntag Flugzeuge aller Art von der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) herum und dazwischen befand sich das Söhnchen meines Ältesten und seiner Frau auf dem Landeanflug. Früh haben die werdenden Eltern noch relaxed gefrühstückt, sind um 8 Uhr ins Krankenhaus gegangen und um 12:37 Uhr landete der kleine Maximilian weich und gesund im Schoß seiner glücklichen Eltern.
Unsere Familie ist glücklich, besonders natürlich ich.
Wir haben gerade am Dienstag den 85. meines Vaters im kleinen Kreis gefeiert und werden am Wochenende in Großfamilie mit den 3 Kindern, 7 Enkeln und 7 Urenkeln meiner Eltern zusätzlich auch auf den 8. Urenkel anstoßen können.
Klug berechnet von den beiden Mathe-Info-Physik-Lehrern.  :D
Mit freudigen Grüßen an Euch alle!
Eure KaSy
(Töchterchen ist mit Freund aus München im Anmarsch - werd´mal was zu essen machen ...)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 14. September 2012, 20:38:49
Na, das nenne ich mal eine wohl berechnete Landung.

Was gibt es schöneres als ein kleines Menschenkind, um aus dem Tief zu kommen.  ::)

Herzlichen Glückwunsch der Omi  ;) :) :D

Krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 14. September 2012, 22:14:57
Liebe KaSy,

herzlichen Glückwunsch zu Max. Ich wünsche Euch ein wunderschönes Wochenende und denk bitte daran, Deine Grenzen zu beachten. Nicht, dass Du das Feiern büßen musst.

Vielen Dank für Deine vielen Beiträge. Ich freue mich immer, wenn es was von Dir zu lesen gibt. Du kannst alles so gut und verständlich ausdrücken, vor allem mit viel Humor. Bitte mach weiter so.

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 16. September 2012, 00:50:56
Liebe Eva, liebe Krimi,

vielen Dank für die Grüße und Mit-Freude über den kleinen Max.
Vor allem habe ich mich aber etwas überrascht darüber gefreut, dass Eva den Humor in meinen Beiträgen erwähnt hast, ich hatte gar nicht mehr das Gefühl, dass meine Antworten humorvoll seien.
Natürlich war die Familienfeier mit 16 Erwachesenen und 7 Kindern (3 Monate - 10 Jahre) etwas anstrengend, insbesondere die Vorbereitungen (2 Salate und 20 Joghurt-Kreationen) haben mich am Vormittag geschafft. Aber es ist einfach schön, wenn die ganze Familie mal wieder zusammenfindet.
Ich habe mich nach drei Stunden zurückgezogen und 1,5 Stunden geruht/geschlafen, während meine Tochter meinen Teil der Vorbereitungen für den Abend übernahm. So waren wir noch ruhig schwatzend bis Mitternacht beisammen und freuten uns über uns und den schön gestalteten Tag.

Morgen schaue ich mal, ob ich das Mäxchen zu sehen bekomme. Ich werde das (Familien-)Babykörbchen von der Familie des 3-monatigen Babys abholen und zur Wohnung der neuesten Eltern bringen. Max und Mama sind aber noch gut behütet in Ruhe im Krankenhaus.

Meine Tochter und ihr Freund sind gerade schlafen gegangen, was ich auch gleich tun werde und ich freue mich schon auf das gemeinsame Frühstück.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 16. September 2012, 09:04:58
Liebe KaSy,

Dein Beitrag über den kleinen Max strahlt die Wärme und die Freude aus, die wir von Dir gewohnt sind und so an Dir schätzen.

Man merkt richtig, wie sehr Du den kleinen Max schon jetzt in Dein großes Herz geschlossen hast und es genießt, dass Du ein weiteres Enkelchen hast. Ich wünsche Dir eine nettes Treffen mit Mäxchen und seiner Mama, auch wenn Max Dich nicht anlächeln wird (weil noch zu klein), Du wirst es mehr als kompensieren.  ;)

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: flamme111 am 16. September 2012, 12:11:27
Liebe Kasy,

auch von mir an die "Omi" herzlichen Glückwunsch zum kleinen Max und alle guten Wünsche für einen guten Start ins Leben.
Dein Frühstück wird vorbei sein - wir haben strahlenden Sonnenschein heute - und vielleicht bist Du schon auf dem Weg zu ihm.

Lieben Gruss Sonne

PS: Ich hab auch einen Max, allerdings schon "wesentlich" größer!!
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eisenfaust am 16. September 2012, 16:29:13
Liebe KaSy,
wer 20 Joghurt-Kreationen kennt, der kriegt auch die richtige Rezeptur für das eigenen Leben hin!  ;D Und manchmal schenkt einem das Leben ganz neue Zutaten - wie zum Beispiel einen Max! Herzlichen Glückwunsch! 8) Der hat eine tolle Oma!!!  8) Max, seinen Eltern, Dir als Omi und der ganzen Familie alles Glück, weiterhin gute Kreationen und viel Kreativität bei der Rezeptmischung.  ;D Und natürlich gibt es sicherlich immer wieder auch mal ein Tief, das ist halt so. Aber es gibt immer wieder tolle und großartige Augenblicke...auch kleine Dinge zählen! Ich hatte letzte Woche auf dem Weg zur Arbeit Kino am Himmel! Im Rückspiegel einen sagenhaften Sonnenaufgang mit der Farbpalette gelb - orange - rot - lila, über mir Regen und vor mir am Himmel einen Regenbogen - nein, ich habe zum Glück keinen Unfall gebaut und auch noch die Rücklichter der Autos im Blick gehabt.  ;D
Ich wünsch Dir schöne Tage und ein fettes Lächeln oder auch süßes Grinsen von Max.
Liebe Grüße von mir.
Eisenfaust
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 25. September 2012, 14:54:36
Hallo alle zusammen,
ich hhab schon lang nhct mehr geschreben u.gelesen. Jetzt hab isch auf den beitrag "Auf dem Tief kommen" geklickt und gelesen.
Dir Kasy gratuliere ich zur Omama und ich freu mich über schöne Ereignisse die unser Herz aufgehen lassen.
Hab zuden iene private mail geschrieben (weis nimmer wem typisch  :-X).
Hab gezweiflt ob ich in Kummerecke schreiben soll, aber ich glaub ich hab ein psychotief.
Grund dafür dass mich meine Krankengeschichte u. Famielie ganz neben meinmem Menni-Problem gerade einholt. seit dem 3.9. hab ich das letzte mal richtig gegessen das wird wohl auch ein grund sein obwohl essen eh überbewertet wird ;D
Diagnose evtö. rückfall d. Colitis ulc. dazu Divertikulose usw. Leberwerte schlecht (1 Med.scho abgesetzt deswegen), Entzünungswerte erst mehr als verdoppelt, innerhalb 2 Tage mehr als 4fach erhöht-Darmspiegelung vertagt wegen Gefahr Verletzung, Antibiotika, Freitag jetzt die Darmspiegelung. Ich verspür in mir eine seltsame Angst die ich bei Diaognose vom Menni nicht hatte.
Konnte nur ca.8Zwieback u. 1 Laugenweck essen. Übelkeit bei Gemüdebrühe, Katoffelsuppe (selbergemacht hmmmm sonst), trinke Tee und stilles wasser und sonst ...Habe schmerzen im Bauch und das komischte ist ich versteh es nicht auch kien andere ich habe noch nichts an Gewicht verloren(ist noch genug auf meinen Rippen). Meine Angst befällt mich wegen der Vorkomnisse in Familie: Magenkrebs (Uroma, Opa, Vater, Darmkrebs beidseits vater u.mutter) ich kanns nicht abstellen. ich finde keine ruhe um mich psychisch abzulemken und ich bin sonst humorvoll (egal richtig übber alles auch schwarzen über mich) weg, und hab angst vor Freitag.
Wenns nicht hier reinpasst dann hoffr ich die admins verschrieben es zur richtigen Stelle. Sorry
Igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. September 2012, 00:57:09
Liebes Igelchen,
das, was Du hast, ist vielleicht nicht gleich ein Psychotief, sondern eine sehr sehr begründete Angst.
Ein Meningeom kanntest Du vorher nicht, die Ärzte nannten Dir zur Diagnose auch Lösungsmöglichkeiten und irgendwie ging das alles einigermaßen gut.
Aber diese Magen-Darm-Geschichten sind in Deiner Familie gehäuft und tödlich vorgekommen.
Dazu kommt, dass immer wieder für die Darmkrebsvorsorge geworben wird, was Dich zusätzlich herunterzieht.

Du wunderst Dich, dass Du nicht abnimmst.
Immerhin isst Du ja ein wenig, und zwar Kohlenhydrate, die die Grundlage / die Basis der so genannten Ernährungspyramide darstellen. Dein Körper hat nach dieser bereits recht langen ungewollten Diät auf Sparprogramm geschaltet und holt sich das, was er braucht, aus Deinem Körper. Sicher bist Du nicht mehr so energiegeladen, denn die Energie bekommt Dein Körper gerade kaum.

Es ist aber sehr wichtig, dass Du so viel wie möglich von den für Dich verträglichen Getränken trinkst. Vielleicht kannst Du versuchen, Traubenzucker in die Getränke zu geben, vielleicht verträgst Du es. Traubenzucker soll ja direkt ins Blut gehen. Aber frag sicherheitshalber, und wenn es in der Apotheke ist oder per Telefon beim Arzt. Ich rate Dir gerade nur "aus dem Bauch heraus".

Du hast Antibiotika bekommen, die benötigen eine anständige Nahrungsgrundlage, da sie ansonsten nicht so gut vertragen werden. Das heißt, zu den krankheitsbedingten Bauchschmerzen können noch Bauchschmerzen und Übelkeit von den Medikamenten kommen, die Du ja leider auf fast leeren Magen nehmen musst. Das lässt sich natürlich nicht auseinander halten.

Der Freitag ist ja nun nicht so weit weg.
Wenn Du die Angst und die schwarze Zukunft bekämpfen willst, dann ist das nicht so einfach, wenn Du allein bist und gerade nieman zum Ablenken da ist. Du kannst weder lesen noch Musik hören oder fernsehen - stets werden Deine Gedanken abschweifen.

Ich könnte mir dennoch einige Möglichkeiten vorstellen:

- Mach die Musik laut und brülle die Angst aus Dir raus, schrei Deinen bekloppten Bauch an, schmeiß mit irgendwas (möglichst weichem), lass die Wut so richtig raus  ... und dann wird das große Heulen kommen. Lass die Tränen raus, weine und fluche ... heul Dich in den Schlaf.

- Such Dir irgendetwas total Lustiges, wo Du lachen musst.
Aber ich glaube, das wird kaum funktionieren. Mir geht es in den Tiefphasen meist so, dass ich über lustige Filme oder so nicht lachen kann.

-  Versuche, etwas zu tun, das Deinen Kopf anstrengt, worauf Du Dich konzentrieren musst. Vielleicht bastelst Du etwas nach einer nicht so einfach umzusetzenden Anleitung. Oder ... schreib - trotz Rechtschreibproblem - Karten an Freunde, Bekannte, Verwandte.

- Geh einkaufen und such Dir etwas Schönes ganz für Dich allein aus, ein Tuch, tolle Kuschelsocken, ein duftendes Parfüm, ...

Ach, wie kann ich Dir nur helfen? ???

Vielleicht damit, dass die Medizinische Forschung auch auf diesem Gebiet voranschreitet? Immerhin sind diese Magen-Darm-Probleme weiter verbreitet als Hirntumore, da "lohnt sich" die Forschung mehr und es gibt auch höhere Fallzahlen zum Austesten der Wirkung der Therapiemöglichkeiten. Und es gibt recht gute Möglichkeiten, trotz z.B. verlegter Darmausgänge normal am Leben teilnehmen zu können.

Ach, was schreibe ich für einen Quatsch.

Ich wünsche Dir so sehr, dass .... es ist so schwer, dir das Richtige zu wünschen ...
Glück, alles Gute, ...

Bleib tapfer und stark!
Der Mensch und die Igelchen wachsen mit ihren Aufgaben und auch mit ihren Krankheiten.
Deine KaSy

PS
Aah, der kleine Max hat große Füße; große schöne Ohren; große Augen, die meist zu sind; einen großen süßen Mund, den er im Schlaf zu einem Lächeln verzieht und beim Quängeln zu einem Schippchen. Und dazwischen sitzt eine kleine niedliche Nase, die er sich bestimmt plattgedrückt hat, als er in Mamis Bauch versucht hat, durch die Gebärmutterwand zu gucken.
Die fast einjährige Klara krabbelt schon flink die Treppen hoch, obwohl es zu Hause gar keine gibt. Sie hat es auf einem Spielplatz gelernt. Sie krabbelt überallhin und verfolgt auf dem Spielplatz die Spatzen. Sie sagt zu ihrem Wuschelhund wau-wau. Für den Löwen habe ich ihr kürzlich "uuaaah" beigebracht und sie machte es auch nach. Sie ist ein wunderbares Kind. 





Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. Oktober 2012, 23:47:49
Liebe Foris,

die Ihr mir zum Geburtstag gratuliert habt - vielen, vielen Dank!! :D

Ich habe eine gleichermaßen schöne :D und anstrengende :-[ Woche hinter mir:

Ich habe am Montag den ganzen Tag damit verbracht einzukaufen (geht nicht mehr so schnell). Musste auch Überweisungen holen und war zum Sport.

Am Dienstag habe ich nach dem Sport drei Kuchen gebacken.

Am Mittwoch vormittag mehrere Salate angefertigt für die Klarafamile samt Schwiegereltern und meinen Eltern, die bei mir waren. Der Tag war toll. :D

Am Donnerstag, meinem Geburtstag, habe ich Anrufe :) erhalten, um 14 Uhr kamen zwei Kolleginnen :D und nach ihnen gegen 16 Uhr meine Eltern, mein Bruder mit Frau, Tochter und ihren 2 Jungs (3 J., 3 M.) ;D. Da war es schade, dass wir nicht in den Garten konnten. Aber auch dieser Tag war sehr schön. Ich habe nicht geschafft, alles an Wünschen (insbesondere die aus diesem Forum) zu lesen.

Nachts hatte ich dann allerdings eine einstündige verzweifelte Heulattacke. :'( Gerade wenn etwas so schön ist, kommt eben auch die Frage wieder hoch, warum mich dieser ganze Mist erwischen musste, den ich doch nicht wollte.

Am Freitag ging ich zum Sport, fuhr dann zum Orthopäden nach Berlin, habe etwas geschlafen und noch draußen geharkt, da das Laub heute abgeholt wurde. (Der Orthopäde hat einen Ansatz gefunden, ein mich schon längere Zeit nervendes, weil nachts schmerzendes Problem zu lösen und nun gehe ich wieder gern schlafen. :))

Am Sonnabend habe ich früh Brötchen geholt, denn meine Tochter kam gegen 11 Uhr aus München geflogen und wir frühstückten ausgiebig miteinander. :D Von 15 - 18:45 Uhr trafen wir beide uns mit der Klarafamilie bei der Max-Familie in Berlin. Auch das war so wunderschön. :D Den Max nahm ich irgendwann, als er etwas muckerte, auf den Arm und er wurde bald ruhig und schlief beim sanften Wiegen fest ein. Ich glaube, ich hatte ihn eine Stunde auf dem Arm - und wir beide waren "selig". :) :) Es war auch hier so wunderschön, auch weil meine drei Kinder mit ihren Partnern und Kindern so sehr gut harmonierten. Es war auch sehr schön, meine (noch kinderlose) Tochter mit Klara spielen und Max auf dem Arm halten zu sehen.
Sie ist abends noch zu einer Freundin, in deren Geburtstag hineinfeiern und wird irgendwann nachts hier wieder auftauchen. Ich gehe gleich schlafen. Aber morgen ist sie noch da und ich freue mich so, dass ich sie doch ab und zu hier haben kann.

Nochmals vielen Dank an Euch alle - und mittlerweile glaube auch ich es, dass Oma-sein sehr schön ist.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 26. Oktober 2012, 14:29:41
... und das Feiern ging weiter - am 8.10 erst 50 km zum MRT, 70 km von dort zu Klaras erstem Geburtstag und spät 25 km nach Hause. Auch bei meinem anderen Sohn (40 km hin und 40 km zurück) war ich einige Male. Zuletzt am 23.10.12 fuhr ich 60 km nach Potsdam zu einer Veranstaltung über Versorgung und Dienstunfähigkeit, wo ich tatsächlich 2,5 Stunden konzentriert war und auch Fragen gestellt und beantwortet habe. Dann auf dem Rückweg zu meinem Sohn (Max gucken, Abendbrot futtern) und nach Hause.

Da mir das alles zuvor lange nicht gelang, überzeugte mich mein Durchhaltevermögen davon, dass ich tatsächlich die 600 km Berlin-München mit dem Auto schaffen kann. Unsicher war ich aber und habe für die Notvariante vorgesorgt.

Aber - ALLES SUPER!
Ich bin innerhalb von 6,5 Sunden trotz etlicher Baustellen (80 km/h) bei meiner Tochter gewesen. :D

(Zerreißt mich nicht, aber ich verrate es trotzdem. Ich hatte mir vorgenommen, eher nachts zu fahren, da die Autobahn dann weniger voll ist, aber besonders, weil ich meist abends zu meiner "Höchstform" finde, wie man  hier im Forum weiß. Und es ging wirklich gut von 17 uhr bis 23:30 Uhr.

Ich freue mich darüber. :D
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: probastel am 26. Oktober 2012, 14:52:44
Liebe Kasy,

wieso sollten wir Dich zerreißen wollen, wissen wir doch, dass Du hier schon immer die Nachtschicht geleitet hast!  ;)

Wir freuen uns - oder besser - ich freue mich, dass Du heil in München angekommen bist und Dich heute auch fit fühlst. (Ich nehme es einfach mal an, da Du nichts gegenteiliges geschrieben hast) Das ist doch eine tolle Leistung! Mach weiter so, genieße jetzt aber erst einmal den Aufenthalt bei Deiner Tochter, auch wenn es dort noch kein Enkelchen gibt.

Beste Grüße

Probastel
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Iwana am 27. Oktober 2012, 11:07:34
Hallo Kasy
Es gibt zwei Sorten von Menschen, Lerchen und Eulen, die Lerchen gehen spätestens 22Uhr ins Bett und sind morgens früh fit und munter, oft auch ohne Wecker. Die Eulen wie in der Natur auch, werden erst abends richtig fit und drehen dann auf und verschlafen denn den Tag  ;D wenn es sich mit der Arbeit und allem drum rum so einrichten lässt warum nicht... Wären wir ein Paar würden wir aneinander vorbei leben da ich eine Lerche bin  ::)

Ich denke wenn man sich so verbiegen muss dass es nicht mehr seinem naturell entspricht dann ist dass auf die Dauer nicht gut, von dem her lass es dir gut gehen und fahre in der Nacht. Siehst du als Eule eigentlich nachts auch besser?  ;)
Gruss Iwana
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. Oktober 2012, 23:59:49
Siehst du als Eule eigentlich nachts auch besser?  ;)
Gruss Iwana

Trotz des  ;) antworte ich ernsthaft, denn darauf bezog sich mein "Zerreißt mich nicht" auch. Mein rechtes Auge trägt ja nichts zum Sehen bei. Obwohl es noch knapp 20% Leistung bringt, wird es beim Sehen einfach ausgeblendet. Das bedeutet, ich kann weniger gut sehen. Aber gerade auch deshalb ist das Nachts-Fahren günstiger, da alle Autos Licht anhaben, mich keine sonstige Umwelt ablenkt und eben auch weniger Verkehr ist.

Also teilweise vergleichbar mit der Eule. Allerdings - Mäuse sehe ich nicht, will sie ja auch gar nicht fangen und essen. ;) 

Da leite ich mal gern die Nachtschicht im winterweißen München weiter ...
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 28. Oktober 2012, 00:22:37
Liebe KaSy,

da hast du ja vorgezogenen, unfreiwilligen Winterurlaub. 8)
Ich hoffe, dein Auto ist entsprechend bereift ???

Eulen sind wunderschöne und auch intelligente Tiere.
Du hast dir also für dich entsprechend die richtige Tageszeit als Fahrzeit ausgesucht. Sehr weise!

Ich war Freitag mit meinem Mann zu einem Spontanbesuch in Friesland unterwegs. Den Heimweg machten wir abends über die Autobahn, im Dunkeln. Ich war sehr froh, nicht selbst fahren zu müssen.
Dichter Verkehr und so, auch viele Scheinwerfer. Ich war kurz davor eine Tavor nehmen zu müssen.

Du hast meine Anerkennung. :-*

Bis bald

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 12. Dezember 2012, 23:44:04
Eigentlich ist heute ein supertolles Datum: 12.12.12

Wie begeistert hätte ich mit diesem Datum die Kinder zu allen möglichen Rechnereien, auch Datums-Rechnungen gebracht. Ich hatte auch schon seit Tagen an dieses mathematisch schöne Datum gedacht.

Aber ich hing heute trotzdem so ziemlich durch, obwohl der Tag nicht schlecht war.

Gestern hatte ich begonnen, einen Antrag zur Nachprüfung wegen der Schwerbehinderung mit Arztadressen und stationären Aufenthalten zu füttern. Obwohl ich es im PC alles aufgelistet habe und es nur zu kopieren war, habe ich Stunden dafür gebraucht und:

Mir fiel so ganz bewusst dieses Datum ins Auge (nicht wörtlich), weil ich am 12.12. vor genau 5 Jahren meine vorletzte Kopf-OP hatte.
5 Jahre ...
Naja, wär´ein netter Geburtstag gewesen ...
Nun wird wieder wieder wieder neu gezählt, am 19.12. sind es kümmerliche 1,5 Jahre.

Aber mein Bruder hat mir heute ganz toll beim Sperrmüll entsorgen geholfen. Es ging um ein Kellerzimmer, das vor zwei Jahren unter Wasser stand und ziemlich gelitten hat. Ich hatte mit meinem Sohn vor einigen Tagen begonnen, es auszuräumen - er hatte natürlich in 2 Stunden zehnmal so viel geschafft wie ich, die ich nach 1,5 Stunden durchhing. Den Rest habe ich nach und nach aus einem Schrank woandershin getan - und dann kam heute abend mein Bruder mit einem "Obelixhammer" und zerkloppte mit wilder Freude die Möbel. (Und wir Blödiane hatten uns mit meinen Söhnen überlegt, wie wir den Schrank rausgetragen kriegen ...)

Und mein Töchterlein hat abends angerufen, sie ist (wieder) eine so angenehme Gesprächspartnerin .

Gute Nacht
Eure KaSy 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: HeikeD am 13. Dezember 2012, 09:20:24
Es ist schön, dass dir alle so zur Hand gehen und du mit deiner Tochter auch über die Entfernung so gut reden kannst.

Eine Entrümpelung / Umzug steht bei uns auch noch an. Mal schauen wie ich das geregelt bekomme.

Ich fühle mich momentan sowas von alleine.... das tut richtig weh.

Vielleicht bin ich einfach auch nur zu empfindlich.

LG
Heike
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. Dezember 2012, 03:24:23
Ich kriege diesen Dezember einfach nicht hin.
Ich will mich nicht einfach hängen lassen, aber ich komme mir vor wie in diesem Brei, durch den man durch muss, wenn man ins Schlaraffenland will. Dabei will ich doch gar nicht dahin. Mir würde ja schon ein halbwegs gutes Leben genügen, ohne ständig am Rand eines Tränenmeers zu stehen. Aber der Brei wird nicht weniger.
Ich habe drei Veranstaltungen beschrieben und mit eigenen Farbfotos als 6-seitige Broschüren gestaltet. Ich habe es gern gemacht, aber es zog sich und zog sich wie Superkaugummi. Und dann war alles fertig zum Vervielfältigen und, abgesehen davon, dass ich den recht hohen Preis (3,- € pro Broschüre) zunächst nicht erwartet hatte, habe ich beim Kopieren im Laden nebenan auch noch aus Versehen etwas zuviel gedruckt. Diese verdammt Unkonzentriertheit und diese blöde Vergesslichkeit! Aber andererseits habe ich diesen Matheadventskalender im Internet täglich geöffnet und fast alle Aufgaben richtig gelöst. Die waren schön, mit Wichteln und Rentierrennen, spannend und nicht so einfach. Das ging gut. Aber die paar lieben Verwandten zu Weihnachten machen mich kaputt.
Irgendwie war Weihnachten schon ganz schön und vereinzelt habe ich auf die verschenkten Geschichten auch sehr schöne Reaktionen erhalten, aber es hat mich derart viel Kraft gekostet! Wir haben am 24.12. bis nachts bei der Klarafamilie gefeiert und am 26.12. für 4 Stunden bei meinen Eltern, beide Male mit den Klara- und Max-Familien. Ich konnte nicht mehr, obwohl ich den Tag dazwischen hatte. Dann gucke ich, was die anderen für meine Enkelchen besorgt haben und fühle mich so mies. Jeder macht alles besser. Als ich. Glaube ich. Oder bilde ich mir ein?
Eigentlich sind meine Jungs wirklich so tolle Papis. Und das haben sie auch von mir.
Wahrscheinlich beneide ich sie alle um ihre Kraft und so.
Muss man diesen Preis für das "Langzeitüberleben" zahlen?
Keiner merkt es einem wirklich an, weil man sich in der Öffentlichkeit und in der Anwesenheit von anderen so normal wie eben möglich verhält und ich muss mich auch nicht verstellen dafür, aber danach ... ich schau mir dann irgendwas Spannendes im Fernsehen an, um wegzukommen, runterzukommen ... und dann, wenn ich irgendwann todmüde doch ins Bett falle, kommen diese Träume, wo ich mich an den nächsten Tagen immer mal wieder daran erinnere und nicht gleich weiß, ob das so war oder doch nur ein Traum.
Kann sich dieses Gehirn nicht vernünftig benehmen, so wie beim Matheaufgaben lösen?! Warum kanns denn das? Oder irgendwelche sinnvollen Gespräche mit (einem) vernünftigen Menschen. Da ist alles abrufbereit. Für eine gewisse Zeit, aber immerhin. Aber dann wieder zickt es bei jeder blöden Kleinigkeit rum und ich muss mich zwingen, ihm zu widersprechen und mir immer wieder zu sagen, dass die Menschen um mich herum es alle gut mit mir meinen, dass mir keiner etwas Böses will und dass vor allem die kleinen Enkelchen doch überhaupt gar nichts dafür können, wenn sie mich mal ulkig angucken und dass es total normal ist, wenn sie lieber zu ihrer Mami oder ihrem Papi wollen.
Ich finde das blöd, dass das alles so schwer ist.

Ob es besser wird, wenn die Tage wieder länger werden? Sechs Tage sinds ja schon und ab Neujahr gehts noch schneller mit der Sonne hinauf.
Immer wieder Hoffnung. Immer wieder.
Na ja. Ist wohl so.

KaSy
KaSy
   
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: HeikeD am 27. Dezember 2012, 08:21:21
Liebe Kasy,

Ich lese deine Zeilen und ich erkenne darin eine Freundin, die mir oft schreibt. Diese ist auch krank und besser wird es nicht werden.

Sich immer wieder selbst anzweifeln, das was man tut zu hinterfragen....war ich / das gut genug? Das alles kommt mir so bekanntvor.

Es tut mir weh das zu lesen, du hast so viel geschafft und durchgemacht! Da sollte kein Platz zum Selbstzweifel sein.

Hört sich vielleicht jetzt blöd an, aber machst du eine Therapie gegen die Depressionen?

Du bist ein ganz besonderer Mensch, der nicht vergleichen muss welche Geschenke besser waren, das alles ist bestimmt auch deiner Familie nicht wichtig.

Ich wünsche dir einen schönen Tag und vielleicht gelingt es dir deine Ansprüche die du selbst an dich stellst, etwas herunter zu schrauben. Vielleicht geht es dir dann etwas besser.

Lg
Heike
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 27. Dezember 2012, 08:56:06
Liebe KaSy,

das was du beschreibst, lass ich jetzt so stehen, ohne eine Antwort darauf zu geben.
Außer: In vielem was du schreibst erkenne ich mich wieder.
Und ich weiß, dass du auch aus diesem TIEF wieder herauskommen wirst.

Du bist so bemerkenswert und ein großes Beispiel für mich.

Fühl dich umarmt. (http://forum.epilepsie-netz.de/Smileys/default/connie_45.gif)

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 27. Dezember 2012, 10:33:27
Liebe KaSy,

ich kann mich gut an früher erinnern, da konnte es mir nicht kalt und dunkel genug sein, ich war der absolute Wintermensch. Das hat sich in den vergangenen Jahren gründlich geändert, was aber aus meiner Sicht nichts mit meiner Erkrankung zu tun hat. Jetzt halte ich es bis Weihnachten / Silvester ganz gut aus, aber danach kommt dann bei mir der Brei ::). In diesem Winter fällt es mir aber insgesamt leichter, weil ich ein schönes Ziel vor Augen habe. Ich will Fasching nämlich nach gefühlten 100 Jahren mal wieder Ski fahren! Ich bin jetzt schon total aufgeregt und mache fleißig Skigymnastik, damit Kraft und Kondition gut mitspielen. Mit so einem Ziel vor Augen, fällt einem vieles leichter. Trotzdem freue ich mich jetzt schon auf die ersten Knospen und leicht wärmenden Sonnenstrahlen und das frische Grün. Durchhalten ;)!

Die Weihnachtstage sind für viele anstrengend, man hat bewusst oder unbewusst hohe Erwartungen an Friede, Freude, Eierkuchen mit möglichst der ganzen Familie und wundert sich dann, wenn man danach total ausgelutscht ist. Und dazu kommt bei uns halt noch, dass wir nun wahrlich nicht mehr so 100%-ig fit sind, egal, ob wir uns das eingestehen wollen oder nicht.

Was die Geschenke angeht, so sind die nicht wirklich wichtig. Deine Enkelkinder sind noch so klein und Deine Kinder sehen das Ganze wahrscheinlich ganz anders als Du. Die anderen machen es nicht besser, sondern nur anders. Und übrigens, wenn ich an meinen Sohn denke, als der noch so richtig klein war, da hat er am liebsten mit Wäscheklammern gespielt. "Richtiges" Spielzeug hat er meist verschmäht, aber Wäscheklammern haben ihn wirklich glücklich gemacht ;D!

Und wenn die Zwerge komische Schnütchen ziehen und zu den Eltern wollen, so ist das ganz normal und hat absolut überhaupt nichts mit Dir zu tun, das weißt Du als erfahrene Mutter doch auch ganz genau.

Zitat
Kann sich dieses Gehirn nicht vernünftig benehmen
DAS denke ich mir auch immer wieder, wenn ich z.B. nicht mehr weiß, wo der Stromschalter ist, um die Lichter am Christbaum anzumachen ???!? Dabei ist der da schon seit Jahren und ich betätige ihn pro "Saison" auch unzählige Male. Aber manchmal... vor allem, wenn es ein bisschen hektisch wird... dann frage ich mich auch, wozu dieses Füllmaterial im Kopf eigentlich noch gut ist :o!? Und dabei ist meine Krankheitskarriere so viel harmloser als Deine. Und doch denke ich mir manchmal, wenn mein Kind jetzt noch einmal "Mama, schau doch mal! Mama, komm doch mal! Mama, wo bist Du! Mama, spielst Du mit mir?" sagt, dann breche ich entweder zusammen, brülle los oder laufe davon. In der Arbeit reiße ich mich zusammen, aber daheim kann ich oft nicht mehr. Verkehrte Welt, als wenn es etwas wichtigeres als mein Kind, meine kleine Familie geben würde!

Lass Dich nicht unterkriegen, auch die dunkelste Zeit geht irgendwann vorüber. Und wer weiß, vielleicht wartet hinter dem Brei ja doch das Schlaraffenland, kommt ja auch immer darauf an, wie man Schlaraffenland für sich selbst definiert. Du hast so vieles geschafft, Du bist eine starke Frau, auch wenn Du Dich momentan gar nicht so fühlst. Aber Du musst stark sein, sonst wärst Du nicht so weit gekommen.

Danke für Deine Mail, die wunderschönen Zeilen und das tolle Bild, ich habe mich sehr darüber gefreut.

Alles Liebe und Gute für Dich!

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 28. Dezember 2012, 11:32:07
Liebe KaSy,

Du reflektierst Dich selbst so gut und ich kann es einfach nur nachvollziehen; da sind die vielen Dinge über die man sich freuen, gar dankbar sein sollte und dann bemerkt man selbst (augenscheinlich als einzige) wie das alles gar nicht wirklich geht.

Es ist unser eigener Blick. Den zu ändern ist so unglaublich schwer.
Mir ist das an guten Tagen möglich, wenn ich versuche mich von außen zu betrachten. Dann sehe ich mich schon so, wie mich meine Umwelt auch wahrnehmen muss. Aber es ist genau das, was ich vorgebe.

Das Loch, diesen Sumpf, ist mir sehr gut bekannt. Auch die Dinge um mich herum, die ich gerne ändern würde - und auch irgendwie mangels Kraft und Antrieb - wieder nicht.

Das was andere Menschen tun ist gut. Aber es ist nicht besser als das was wir tun. es ist anders und es ist das was sie machen und geben wollen. Ich bin mir sehr sicher, dass es in Deinem Fall so unendlich viel war, das Du gibst. Denn es ist mit einem großen Kraftaufwand und somit auch mit sehr viel Hingabe und Herzblut entstanden. Wer bitte bekommt derartige Geschenke und Zuwendungen?

KaSy, Du bist eine Bereicherung und das sehe ich nur hier. So sehr wünsche ich Dir und uns, dass Du Dich auch so sehen kannst.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen neuen Mut und auch sehr viel Energie.
Ganz herzliche Grüße sendet Dir,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 31. Dezember 2012, 18:01:20
Liebe HeikeD., TinaF., Krimi und Bea,

ich habe ein paar Tage das Forum gemieden, mich ausgeruht, mich anderen Dingen gewidmet, die nach und nach aus einem wassergeschädigtem Kellerzimmer nach fast zwei Jahren endlich wieder etwas begehbares machen sollen. Das kann entspannend sein, wenn ich dort die alten Tapeten runterpuzzle und dabei Hörbücher höre.

Erst gestern habe ich dann Eure lieben, aufmunternden und optimistischen Worte an mich gelesen und bin wie immer sehr froh, dass ich hier schreiben kann. Denn bereits das Schreiben über die Katastrophe mindert sie ein wenig ab, lässt einen auch wieder Wege sehen und beschreiten.

Eigentlich wäre es ja auch komisch, wenn ich nach einer derartigen "Karriere" gesund, glücklich, heiter und froh für immer sein könnte.

Mein 30-jähriges Mittelkind, der Papa von der schwerkrank geborenen Klara, hat mir gesagt, ich solle heute Nacht die bösen Geister mit einer oder 2 oder 3 Raketen vertreiben. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Aber er erzählte, dass er vor einem Jahr für Klara, seine Frau und sich je eine Rakete in den Berliner Himmel gejagt hat und die Klara ist nun bis auf die üblichen Krankheiten gesund, darf alles essen, klettert die Stufen hoch und sicherheitshalber rückwärts wieder runter, plappert, ... und ist gestern das erste Mal zu ihrem Papa gelaufen, ohne sich mit dem letzten Schritt in seine Arme plumpsen zu lassen. Sicher hatte sie die Nase voll davon, immer um einen Finger betteln zu müssen, um zu laufen, was sie seit dem ersten Schritt an ihrem 1. Geburtstag am 8. Oktober immer wieder getan hat.

Jedenfalls sind die bösen Geister weggewesen und nun werde ich es auch versuchen. Es gab bloß einen Zehnerpack ... naja, zum Glück feiere ich bei meinen Eltern, wo auch mein Bruder mit Frau sein wird, der hilft mir ...

Und Euch und allen Foris wünsche ich auch ein Böse-Geister-freies Jahr 2013!!

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 14. Januar 2013, 00:12:22
Ihr Lieben,

ich habe es in der Silvesternacht tatsächlich geschafft, meine Silvesterraketenzündenundstartenpanik zu überwinden und alle zehn Raketen in den Himmel zu schicken, wo sie bestimmt diese oder jene bösen Geister geärgert und vertrieben haben.
Von mir, von meiner Familie, den Kindern und Enkeln weg.

Und dann begann das Neue Jahr im Forum mit so traurigen Nachrichten.  :-\

Hab ich die bösen Geister in die falsche Richtung vertrieben?
Oder waren es gute Geister, die mehreren schwer Kranken aus dem Forum eine still erhoffte Erlösung brachten? Die die bösen Geister des Leidens, der Schmerzen, der enttäuschten Hoffnungen wegschickten.

Es hat viele aus dem Forum gelähmt.  :-X

Ich wollte viel lieber sofort in der Glücksecke von meinem angenehmen Silvesterabend, den nach Mitternacht vom Himmel herabsinkenden grünen, roten, weißen Sternen berichten, vom fröhlichen Jahresbeginn nach dem von dem Mayakalender angedrohten, aber nicht stattgefundenen „Weltuntergang“.
Ich konnte es nicht.  :-X
Irgendwie fand ich es unpassend.:-[
Auch weil ich keine Worte des Mitfühlens fand, die zu schreiben es wert gewesen wären.

War es die Trauer im Forum, war es die sich hinter Wolken verbergende Sonne, das fehlende Licht? Ich ging zum Sport – ging … , ich raffte mich dazu auf. Ein neues „Kleingerät“ war uns geheimnisvoll angekündigt worden, mit dem wir „spielerisch“ mal etwas anders trainieren könnten. Es war ein Ball.
Und er hat mich kein bisschen aufgemuntert. Ich habe ihn beinahe gehasst.
Einen Ball?!!
Na ja, ich habe die Bewegungsabläufe mit diesem Ball nicht kapiert, jeder Hinweis der gut meinenden Trainerinnen war mir zu viel, war böseste Kritik in meinen Ohren. Ich wollte es verweigern – und machte doch weiter – 1. Runde, 2. Runde, dazwischen doch ein fröhliches Wort zu den anderen, 3. Runde – wieso dauert das so lange, blöder Ball.
Geschafft.
Die Runden und mich.
Auf dem Heimweg nach dem 5. Training dieses Jahres gestern habe ich den Hass und die Wut aus mir rausgeheult. (Zum Glück war es kalt und im hochgezogenen dicken Mantelkragen sah es keiner.) Tränen können so heilsam sein.

Auf einmal sah ich wieder die Welt, ging am Nachmittag anderthalb Stunden durch den dünnen Schnee, nahm mir den liegen gelassenen Papierkram vor, war heute wieder am Werkeln im Kellerzimmer und konnte mich am Telefon über meine drei (+ 5) Kinder freuen und ihnen stolz vom Weiterkommen an den Kellerwänden erzählen. Mit den verschiedensten Antworten:
Der Mittelste: „Schön, ich komm´dann streichen!“  :D (So weit ist es nun noch nicht.)
Die Jüngste. “Toll, Mama, wieder eine Etappe geschafft.“ :)
Und der Große: „Na iiiih, schäm Dich, das ist ja schrecklich.“  ;D  ;)
Und so ist die Welt in Ordnung. :)
Für heute, am 13.01.13.

Gestern ist vorbei und morgen ist ein anderer Tag.


Sehr bewegt haben mich die Worte, die unser Josch seiner Mutter in den PC diktiert hat. Ich war – bin so erschüttert.  :'( Er hat nie viel geschrieben, aber immer mal tauchten von ihm aufmunternde Bildchen und Sprüche per PN bei mir auf. Auch dieser:

„Stark sein bedeutet nicht, nie zu fallen. Stark sein bedeutet, immer wieder aufzustehen.“

Josch kann nicht mehr aufstehen. Aber innerlich steht er weiter auf, immer wieder.

(Bis ihn die guten Geister von den bösen Geistern erlösen? NEIN! Ich darf das doch nicht so schreiben! Das macht man doch nicht. :-[ Er soll bei uns bleiben …  :'( ...  Bitte! Aber wenn er nicht mehr kann …?)
Wenn einer nicht mehr kann ...

Mir kommt ein Teil eines Songtextes von Gerhard Gundermann** in den Sinn:

„Alle, die kommen wollen, sollen kommen können.
Alle, die bleiben wollen, sollen bleiben können.
Alle, die gehen wollen, sollen gehen können.“


Aber:  Wenn einer bleiben will, aber gehen muss?? :-X

Heute ist heute. Und morgen ist ein anderer Tag!

KaSy


** Ich war bereits dreimal (2009, 2010, 2012) kurz vor dem Jahresende im „FRITZ-Club“ im alten Postbahnhof am Berliner Ostbahnhof, bei dem die „Randgruppencombo*“ Lieder von „Gundi Gundermann“ singt und immer wieder Begeisterungsstürme und lautes Mitsingen auslöst. Den Zuhörern und Mitsängern fällt zum Teil das lange Stehen schwer, denn stets sah ich eine Altersstruktur von etwa 7 -70 Jahren. Eine wahnsinnig gute Stimmung – und eine gute Tradition zum Jahresende.

* gegründet vor gut zehn Jahren im Tübinger Landestheater von Heiner Kondschak, der auf den Baggerführer und Liedsänger aus der Lausitz Gerhard Gundermann aufmerksam wurde und seine Mitarbeiter mit Liedkassetten von Gundermann „infizierte“. ... Und nun "Ost" begeistert und "West" mit wachsendem Erfolg bis zur Begeisterung infiziert.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 29. Januar 2013, 23:50:56
Hallo, Freunde,

Ratzebär hat in "Neurochirurgie" einen Link zu einer (zumindest mich) sehr bewegenden Lebensgeschichte eines Kindes (geb. im Jahr 2000) veröffentlicht, dem als Kleinstkind eine Hirnhälfte herausoperiert wurde und das in eine normale Grundschule eingeschult werden konnte.

Das hat mich sehr beschäftigt.

Besonders diese Sätze, die er kurz vor seinem 3. Geburtstag sagt:

Zitat aus „Schwarzes Loch im Kopf“:
"Los jetzt", sagt er zu der Krankengymnastin, die gerade eingetroffen ist, "dalli!" Er hat sich daran gewöhnt, dass Erwachsene tun, was er will. Sein Schicksal verunsichert sie. Nur wenige muten ihm Verbote zu.



Ich selbst wusste es auch, als mir die Diagnose „Hirntumor“ gesagt wurde.
Nun würde man mich mit Mitleid betrachten, mich mit Vorsicht behandeln, mir keine Verbote zumuten.

Aber ich wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden.

Deshalb vermied ich das Bekanntwerden dieser Diagnose so lange wie möglich.

Natürlich wurde sie irgendwann doch bekannt. Aber da mein Schicksal die Menschen verunsicherte, erfuhren es die Schüler nicht.

Ich wollte normal sein. Ich wollte – wie gewöhnliche Menschen – auch mal in die Pfanne geschlagen werden.

Und ich wurde in die Pfanne geschlagen - und war stolz, denn ich hielt es aus, hielt dagegen – mit Erfolg.
Ich konnte es also und wollte weiter ein gewöhnlicher Mensch sein.

Aber irgendetwas trieb mich dazu, ein wenig genauer, ein wenig netter, ein wenig fleißiger, ein wenig entgegenkommender, ein wenig hilfsbereiter zu sein.

Für andere.

Hat mein Schicksal auch mich verunsichert?

Hätte ich mein Leben ein wenig oder sehr ändern sollen? Aber ich wollte doch normal sein. Und ein wenig besser.
Will das nicht jeder? Normal und ein wenig besser?
Ich konnte es doch.

Bis zu einem Punkt, den ich unbemerkt überschritt. Den Punkt, ab dem ich nicht mehr besser sein konnte, aber es trotzdem, trotzig wollte.

Irgendwann lernte ich die Engel kennen, die mich schützten, die mir halfen, die mich zu mir bringen wollten, die mir durch Gefahren halfen, sie von mir fernhielten – die mich wie auf Flügeln durch schwierige Zeiten trugen. Immer wieder.

Sie waren überall.

Aber es fiel mir schwer, sie zu rufen.

Sie haben mich trotzdem nicht fallen lassen.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 30. Januar 2013, 00:04:17
... und ich erinnerte mich auch an meine Gedanken vor meiner letzten HT-OP im Juli 2011 und ein Jahr danach, im Juli 2012, als ich jeweils in der Sächsischen Schweiz Ruhe fand:


In der Johanniskirche in Bad Schandau kleben seit mehreren Jahren gelbe Zettel an den Rücklehnen der Stühle, auf denen Sprüche geschrieben stehen.

Ich bin nicht religiös aufgewachsen und halte von der Kirche als Institution überhaupt nichts, im Gegenteil.

Aber seitdem ich mich immer wieder in Krankenhäusern aufhalten muss, zieht es mich zu Orten, die das Nachdenken ermöglichen, auf Wiesen, in Parks, an einen nahen See oder eine Brücke über ein kleines Flüsschen, auch an die „Orte der Stille“, die in Krankenhäusern entstanden. Ich suche auch dort nach Worten, die mir vielleicht irgend etwas sagen, mir einen Weg zeigen. Meist werde ich enttäuscht. Manchmal nicht.

Die Johanniskirche in Bad Schandau, im Elbsandsteingebirge nahe der Elbe erbaut, hat bereits viele Überflutungen durch Elbehochwässer erfahren müssen und widerstand immer wieder. Vor zehn Jahren, im August 2002, war der Wasserstand in der Kirche so hoch, dass er kaum noch markiert werden konnte. Sie ist ein Symbol für den Lebenswillen der Menschen. Vielleicht ist diese Kirche deshalb den Menschen offener zugewandt, unabhängig von deren Glauben.

Vor einem Jahr war ich in meinem Urlaub vor der Operation zweier weiterer Hirntumore in diese Kirche gegangen, um einige Minuten Ruhe zu finden. Zufällig fiel mein Blick auf den gelben Zettel am Stuhl vor mir und er drückte genau das aus, was ich in dieser Situation brauchte:

Herr,
ich will nicht beten,
dass du meine Verantwortung von mir nimmst,
vielmehr will ich beten,
dass du mir die Kraft gibst,
meine Pflicht
zum Wohle anderer zu tun.

            Johnson Gnanabaranom

 
Die Erde hat sich einmal um ihr Zentralgestirn, die Sonne, bewegt und meine Welt ist eine andere geworden. Ist dieser Spruch noch richtig? Wird er in einigen Monaten wieder das ausdrücken, was ich möchte und auch kann?

Oder ist es dieser Spruch, den ich diesmal vor mir sah? Wie lange wird er gelten? Für eine gewisse Zeit? Oder für immer?

Ich glaube, dass Gott besser geehrt wird,
wenn wir das Leben, das er uns gegeben hat,
in allen seinen Werten erkennen und ausschöpfen und lieben
und darum auch den Schmerz über beeinträchtigte oder verlorene Lebenswerte
stark und aufrichtig empfinden,
als wenn man gegen das Leben stumpf ist
und daher auch gegen den Schmerz stumpf sein kann.

      Dietrich Bonhoeffer, „Widerstand und Ergebung“, Brief vom 23.1 1944

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 01. Februar 2013, 23:38:49
Liebe KaSy,

deinen Beitrag habe ich mir förmlich „auf der Zunge zergehen“ lassen, sprich mit den Augen aufgesogen.

Deine unruhigen Wanderungen bzw. die Suche nach ruhigen Orten, an denen du zu dir kommen kannst. Du hast die Natur und Gebäude der Besinnlichkeit für dich gefunden.
 
Orte für die Bewältigung deines TIEFS, deiner Depression.

Ich habe ein Zitat von C.G.Jung gefunden: "Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz. Sie tritt auf, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat." (zitiert nach: Daniel Hell: Welchen Sinn macht Depression. Hamburg 1992.)

In dieser Umgebung hast du zugehört, was die Depression zu sagen hat. Du hast Texte in der Kirche gefunden und daraus Kraft gesammelt.

Du hast dir dort Fragen gestellt, wie: Wie ist es jetzt? Was brauche ich heute? Wie geht es weiter?

Solche Fragen stelle ich mir auch öfters.

Und es gibt eine Antwort darauf.

Da losgehen, wo man steht, nicht, wo man sich wünscht zu stehen.

In einem anderen Forum habe ich gelesen:

„Für die depressiven Einschüsse in meine Gedanken hab ich ein Wort gefunden,  Gelumpe - das trifft es für mich.
Sonnenstrahlen kann man nicht konservieren, aber sich die Möglichkeit geben, sie auch zu erhaschen. Das erfordert sich aufmachen, den Lichtblick suchen.“

Lichtblicke zu dieser Jahreszeit sind  vielleicht die ersten vorwitzigen Knospen einiger Sträucher oder sogar schon Knospen von Krokussen. (Die erste Krokusknospe, ein zartes Lila habe ich heute durch Zufall im Garten gefunden.) Ich habe dieses Bild in meinen Kopf eingescannt und versuche daraus Kraft zu schöpfen. Der erste Bote einer helleren, freundlicheren Jahreszeit.

Es gibt einen Spruch von Francis Picabia: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

- Da ist es am besten, das Denken in keine Schublade zu stecken. Dort sitzt es dann leider fest.

Und doch tun wir es. Und dann kommen wir da so schlecht wieder raus.

Ich weiß nicht wie lange es dauert, aber wir - du/ich - schaffen es aus dieser, unserer Schublade wieder herauszukommen.

krimi

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 10. April 2013, 18:53:07
 :) MRT super :D
Eure ;D KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Pem34 am 10. April 2013, 18:59:21
Wow! Glückwünsche gaaaanz viele von mir!
Pem ;D ;D ;D
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 10. April 2013, 19:10:32
Liebe KaSy,

ach, wie schön, ich freue mich so sehr für Dich! Das sind tolle Nachrichten, mach unbedingt weiter so!!!

GlG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: gaby56 am 10. April 2013, 19:40:44
Hallo liebe KaSy,

wir freuen uns sehr mit dir über dieses super Ergebnis.

Jetzt schau "diesem Leben, das du so nicht wolltest" ins Gesicht und trotz ihm alles ab, was es noch an wunderschönen Dingen für dich bereithält.

Ganz liebe Grüsse von Gaby und Manfred
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 10. April 2013, 21:38:39
Liebe KaSy,

dieses gute Ergebnis fordert zum (http://forum.epilepsie-netz.de/Smileys/default/connie_dancegirl.gif) auf.

Ich freue mich so mit dir.

Ganz liebe Grüße

Deine krimi  :-*
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 10. April 2013, 23:15:18
Danke, danke,

Für die eine Nacht im KH wurde bei mir auch ein Grund erzeugt:
Das Kontrastmittel fand seinen Weg nicht dahin, wo es hin sollte, sondern wollte gern einen Tumor in meiner Hand nachweisen, ohne zu wissen, dass die Hand gar nicht ins MRT durfte. Dafür bekam ich noch eine Portion für den Kopf und durfte die erste in der Hand mit nach Hause nehmen.

(Im Ernst: Ich habe zwar beim Reinspritzen durch den vorher auf der Station gelegten Zugang gleich gesagt, dass es in der Hand wehtut, es auch gezeigt - so weit das mit "gefesseltem" Kopf in der Röhre möglich ist, aber ... na ja ... es war auf der Skale von 1 bis 10 mindestends Schmerzstufe 10, ich habe mich nicht zusammenreißen können, geheult, gezittert, geschwitzt wie kurz vorm Kreislaufkollaps, das hat noch viele Stunden so wehgetan und man sah mir die Schmerzen auch an, an Lächeln war nicht zu denken. Ich verbrauchte mehrere Kühldinger ... jetzt sehen sich beide Hände langsam wieder ähnlicher ... immer wieder was Neues und da denke ich ... aber ich soll wohl weiter Erfahrungen sammeln ...)

Aber ansonsten waren alle alle sehr lieb und nett, auch die Bettnachbarin (ca. 30 J.), von der ich jede Menge über das Borderline-Symptom lernen konnte. Wir haben uns prima verstanden. (Sie war allerdings von der benachbarten HNO-Station, hat mindestens 5 mal "Hier" geschrieen. Hals, Nase, Ohren, Knie, Psyche.)
Der absolute Superknaller war der NC-Oberarzt, in dessen Sprechstunde ich mich reinschieben ließ. Es ist so toll zu erleben, wie wahnsinnig gern der seine Arbeit mit den Menschen macht und wieviel Freude der ausströmt ... enorm!

Ja, die ganze Sache hat mich trotzdem psychisch sehr belastet, obwohl alles gut war. Ich habe nach der letzten Aktion bei einer Terminänderung in der Strahlentherapie bereits vot der Tür wohl einen so miserabel-konfusen Eindruck gemacht, dass die liebe Schwester mir besorgt Hilfe anbot.
Hat noch ein paar Stunden gedauert, ehe ich mich für zu Hause und die  :) :D ;D - Info gewappnet fühlte.

Aber dann gleich zum Sport und aus dem Glücksgefühl nicht mehr rasugekommen.  ;)
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. April 2013, 01:49:09
Inzwischen habe ich die nächste Aktion hinter mir.

Also eigentlich nicht hinter mir.

Vor einem Jahr (April 2012) wurde mein Auge nach der Entzündung im Innern des Augapfels (Okt. 2010 - Sehfähigkeit akut auf 0-2% gefallen) mit dem Einsetzen einer Linse zu einer Sehfähigkeit von 20-30% gebracht. Vorgesehen war seitdem, ein Jahr später, also jetzt, eine weitere OP, um eine Membran vor der Netzhaut zu entfernen, die mich beim Entziffern der Lesetafel wie ein Nebel stört.

Dienstag (16.4.) Untersuchung bei meinem Augenarzt, Mitwoch (17.4.) gründliche und umfangreiche Untersuchung in der Krankenhaus-Ambulanz.
Bis der dortige Arzt mir sagte, dass nicht operiert wird.
Ich verstand das gar nicht.
Er ließ mich noch auf dies und das gucken, um mir deutlich zu machen, dass eine deutliche Verbesserung gar nicht möglich sein wird. "Sie könnten vielleicht eine Zeile mehr lesen." Er meinte die Zeilen auf der Lesetafel. "Dafür macht man keine große Operation."
Ich habe irgendwie enttäuscht reagiert, weiß gar nicht mehr, wie.

"Das ist nicht schlecht. Das ist gut. Nach so vielen Operationen ist eben ein Schaden da, aber Sie haben noch eine Sehfähigkeit von 30 % und die hat sich im letzten Jahr nicht verschlechtert. Ihr Gesichtsfeld ist sogar etwas besser geworden. Und keine OP ist besser als noch eine weitere OP."
  
Na ja, stimmt.
Hätte ich auch selber drauf kommen können.
Aber die Hoffnung war stärker als der Verstand.

Ich komme seitdem mit mir selber wieder mal nicht mehr klar.
Die Unordnung in der Wohnung ist mir egal ... ich geh zum Sport oder im Garten in die Sonne und "verjünge" radikal meine uralte Hecke, wie eine Süchtige suche ich nach jedem störenden Zweiglein. Vergesse die Zeit, ignoriere meine schmerzenden Hände, die ich immerhin mit Handschuhen schütze. Ich vergesse das Trinken und Essen und schaufle dafür abends ohne Ende in mich rein.

Ich weiß, das wird wieder ... also lass ich es geschehen ...



Der Arzt hat noch was gesagt, was mich nicht so ganz loslässt.

Er fragte, wo mein Meningeom gewesen sei. ("Mein Meningeom" - wenn es doch nur das eine gewesen wäre ...) Ich nannte und zeigte ihm die Stellen und wollte ihm erklären, dass über einen Zusammenhang nachgedacht worden sei, es jedoch nichts miteinander zu tun hätte. Weder die Menigeome noch die Bestrahlungen hätten die zutreffenden Hirnregionen bzw. die Augen erfasst.

Er meinte aber - und das bewegt mich - dass durch die OPs und die Bestrahlungen das Gehirn etwas geschrumpft sei und damit auch der Sehnerv beeinträchtigt worden sein könnte.

Fehlt da jetzt ein ausreichender Gegendruck?
Oder war das "einfach nur" Anwendung des Wissens aus dem Studium auf die für den noch recht jungen Doc "interessante" Person mit den zwei kombinierten - kollidierenden - Krankheiten?
Ich tippe ja auf Letzteres, aber ... eine Schrumpfung des Gehirns durch die erfolgten Ärger-Aktionen ist vielleicht denkbar. Dass sie sich in dieser Art auf mein eines Auge auswirken, denke ich aber eher nicht.



Ich stecke aber nicht im Tief fest. Ich finde überall den Frühling! Mein Frühstück wächst bereits wieder im Garten - Klee, Löwenzahn, junge Brennnesseln, Thymian, Vogelmiere, ...
Der Rasen sieht ziemlich grün aus und es zeigen sich Gänseblümchen! Die habe ich im vergangenen Jahr von meinen Eltern "geklaut", weil ich sie so sehr mag - und sie sind wiedergekommen! (Ich weiß, man kann die auch essen, aber das mache ich nicht, die sind zu wenige.)

Die Hand, in der sich vor 11 Tagen das Kontrastmittel so schmerzhaft sammelte, ist in etwa 6 cm Länge und 2 cm Breite immer noch schmerzhaft und irgendwie so taub. (Ist ein Widerspruch, aber ich kann es nicht anders beschreiben.) Das dauert doch ziemlich lange.

Naja, hab ich mich mal wieder ausgeh...., "mitgeteilt" .

KaSy  
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 21. April 2013, 10:02:07
Liebe KaSy,

eine solche Aussage ist schon ein Grund, ins Grübeln zu geraten. Es ist zwar erfreulich, dass Du Dich an den endlich sprießenden Blümchen erfreuen kannst trotz der immer noch schmerzenden Hand, aber ich frage mich, ob  das Deine Verdrängungsstrategie ist? Ob diese Aussage Dich früher oder später wieder mit voller Wucht einholt und erneut aus der Bahn werfen wird?
Ich würde an Deiner Stelle den Neurochirurg und/oder den Strahlentherapeut befragen, ob eine Hirnschrumpfung vorliegt, wobei Gewebeverlust durchaus im Rahmen des Möglichen liegt. Den habe ich minimal auch ohne Eingriff, ohne nachvollziehbaren Grund.
Wichtig wären die fachlichen Meinungen im Hinblick auf Deine Sehkraft, ob da tatsächlich keine weitere Therapie möglich ist oder doch Optionen bestehen.
Erst einmal aber einen frühlingshaften Sonntag,
Gruß
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. April 2013, 13:18:42
Liebe Bluebird,
danke für Dein Interesse und für Deine Ratschläge.
Das mit dem "Schrumpfhirn" werde ich auf den Hirntumortag in Frankfurt/M. fragen.

Und das mit der Sehfähigkeit muss ich akzeptieren. Durch den Unfall 1980 hatte sich ein erhöhter Augendruck herausgestellt, der nach der OP 1981 jahrzehntelang "in Schach"gehalten werden konnte. Ein zu hoher Augendruck kann zum Absterben von Netzhautzellen führen, was in den Randbereichen des Gesichtsfeldes beginnt. Dort hatte ich auch bereits einige wenige Einschränkungen.
Warum das Unfallauge etwas weniger Licht durchgelassen hat, war mir nie klargeworden. Ich hatte es auch nur bei den Gesichtsfelduntersuchungen bemerkt, sonst wurde die Unterschiedlichkeit der Augen überspielt. Meine Augenärztin hatte es mir mit Kurzsichtigkeit erklärt.

Als aber im Jahr 2001 die Sache sich dramatisch zu entwickeln begann - über die Ursachen* könnte man spekulieren -  war der viel zu hohe Augendruck nicht mehr ohne OP zu beherrschen. Drei im Jahr 2002 - erst die dritte senkte den Augendruck, hatte aber negative Nachwirkungen. So folgten deswegen ständige Behandlungen, besonders intensiv von 2005 bis 2009, dann schien es gut zu sein.
Die Sehfähigkeit war bei etwa 80% und drucksenkende Augentropfen musste ich nicht mehr nehmen.

Aber dann entzündete sich das Auge im Oktober 2010 so stark, dass ich nichts mehr sehen konnte. Sofort zur Notaufnahme - es war eine Entzündung des Inneren des Augapfels, die durch mein rasches und das richtige Handeln der Augenärzte im Krankenhaus nicht zum Verlust des gesamten Auges führte. Ich hatte mich nämlich später im Internet belesen, weil ich mir unsicher war, ob das  Warten der Ärzte von Mittwoch bis zur OP am Freitag richtig gewesen sei. War es. Aber es hätte eben noch viel schlimmer kommen können. (Glasauge! brrrr) Und so kann ich echt froh sein, dass innerhalb der 2,5 Jahre seitdem keine Verschlechterung eintrat. Das, was an Netzhautzellen zerstört ist, ist irreparabel. Es ist für mich schon ein Wunder, dass das Gesichtsfeld ein wenig besser war.

Aber ich glaube, dass es mit der Ruhe zu tun hat, die ich jetzt habe.

* So wie es auch sein kann, dass der stark erhöhte Stress durch meine ungewollte Umsetzung in eine andere Schule im Jahr 2001 zu der Erhöhung des Augendrucks geführt hatte. Allerdings war die 2. HT-OP mit der Bestrahlung da auch gerade erst seit 1,5 Jahren vorbei ... (?) Jedenfalls hat die 1. OP im Auge (bei 12 Uhr) damals nicht mehr gewirkt. Die weiteren OP wurden bei 9 Uhr (außen) und bei 6 Uhr durchgeführt. Jetzt sagte mir mein Augenarzt bereits seit mindestens 1 Jahr, dass die 1. Stelle wieder prima funktioniert. War es also dieser Stress?

Oder doch die OP nach der Augapfelentzündung? Denn dort musste die Linse entfernt werden. Und erst da erfuhr ich auch, was man mir netterweise Ewigkeiten verschwiegen hatte, nämlich dass die Linse bei dem Unfall aus ihrer "Aufhängung" "gerissen" worden sei und seitdem leicht verschoben war. Deswegen hatte sich bei keiner der 5 OP jemand daran gewagt, die Linse auszuwechseln, denn eine leichte Trübung ("grauer Star") hatte sie seit langem, was auch die geringere Lichtdurchlässigkeit verursacht hatte. Zum Glück hatte ich das die ganzen Jahre nicht gewusst. (Manchmal ist es ganz gut, etwas nicht zu wissen ...)

Jedenfalls - nach diesen vielen Aktionen (8 Augen-OP und 4 Jahre Intensiv-Betreuung) ist der derzeitige Stand akzeptabel, also er muss es sein.


Und ob nun mein Gehirn geschrumpft ??? ist oder nicht - das Augenlicht verändert dieses Wissen nicht.

Mein Denken klappt mit dem Schrumpfhirn noch ganz super. :D

Ob meine Psyche deswegen beleidigt ist, weil die Gehirnzellen Platzangst haben??  ::)



Jetzt durftest Du viel über die Augen lernen ... aber: 
Wie geht es Dir eigentlich?
Nach wie vor "wait and see"? Wie lange geht das gut? Es tauchen immer mal wieder Betroffene auf, die sich für diese "Methode" interessieren.

Ich geh jetzt wieder in die Sonne raus.

Ich wünsch Dir alles Gute und auch einen schönen Sonntag.
Deine KaSy


Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 21. April 2013, 14:25:41

Liebe KaSy,

ich habe nun einiges über Deine Augen und den langen, schmerzhaften Weg erfahren, den Du gegangen bist. Da kann ich froh sein, bisher nur wegen eines Risses in der Netzhaut des rechten Auges gelasert worden zu sein, zumal ich auch hoffe, wegen des Keratokonus auf beiden Augen nie operiert werden zu müssen. Zumindest hier zeichnet sich ab, dass die Krankheit nicht weiter fortschreiten wird. Garantie darauf gibt's leider nicht.
Die Hirntumortagung ist sicher eine gute Gelegenheit, die dortigen Experten zu befragen.
Ich werde nicht nach Frankfurt reisen, hoffe, dass der Veranstaltungsort irgendwann wieder in meiner Region liegen wird.
Ich bin noch nicht operiert, und irgendwie kommen immer neue Unwägbarkeiten in Sachen allg. Gesundheit dazwischen oder - so wie letzte Woche - eine Verschiebung der MRT-Kontrolle wegen eines Wasserschadens im Radiologieinstitut. Ich hoffe natürlich, dass bis zur Klärung der Angelegenheiten das Meningeom weiterhin keinen Ärger macht.

Werde mich jetzt auch auf die Sonnenseite begeben. ;)

Einen angenehmen Sonntag
und viele Grüße
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 26. April 2013, 00:11:28
Hallo, Ihr Lieben,

jemand bewunderte (in einer PN) mich als Nachtschwärmer und Frühaufsteher, aber das ist nicht bewundernswert.
Ich schlafe in letzter Zeit nicht so gut, vermutlich ist meine Ackerei an der Hecke Schuld, der meine Hände nicht so ganz gewachsen sind. (Karpaltunnelsyndrom beidseits – Ich warte auf OP-Termine)

Um mich nicht zu sehr im Garten zu überlasten, habe ich mir dann vorgenommen, meine Enkelchen zu besuchen, am Dienstag den kleinen Max und am Mittwoch die etwa genauso große, 1 Jahr ältere Klara. Das war beide Male so sehr schön!! Aber wohl auch belastend im Nachhinein. Jedenfalls war ich erst nach 20 Uhr zu Hause.

Ich hatte dann endlich das Weihnachtsgeschenk meines Sohnes (Es war ja gerade erst der 24. ...) in Anwendung gebracht - eine externe Festplatte zur Datensicherung. Er hatte mir das sogar sehr schön, Schritt für Schritt beschrieben und ich musste nur kurz nachfragen. Aber die erste Datenübertragung dauerte etwas länger und so habe ich mir etwas zu essen gekocht und habe ferngesehen und bin dabei eingeschlafen ... wurde gegen 1 Uhr wach.
Dann musste ich mich eben um die Festplatte kümmern, gleich noch Mails checken und rasch im Forum stöbern. Und so war ich eben noch nachts im Forum.
Wenn da etwas ist, wo ich denke, dass ich meinen "Supersenf ;)" dazugeben kann, dann kann ich nicht anders. Tut mir ja auch gut. Psychisch. Irgendwofür muss ich doch noch gut sein.

Gerade wenn ich - diesmal beim Sport - wegen einer albernen Kleinigkeit, die mich aber bereits des öfteren ärgerte, ausgerastet bin, also ich konnte es einigermaßen ruhig, aber innerlich auf 180, ansprechen und dann war meine Stimmung bei "-180 " und ich habe die weiteren Stationen halb wütend aktiv - halb lustlos bis verweigernd mehr oder weniger absolviert, weil ich mich selber dafür gleichzeitig gehasst und bemitleidet habe. "Warum muss ich so sein trotz der Ruhe und warum darf ich nicht einfach normal sein und arbeiten dürfen ... Ich bin beim anschließenden Dehnen ins Heulen geraten, beim Umziehen auch und dann beim Verabschieden von der guten Trainerin habe ich gut gemeinte Ratschläge bekommen, die ich lieber nicht beantwortet habe. Sie kann ja nichts dafür, dass sie unsereinen / mich nicht verstehen kann. 

Ich kann die Ursache jeder dieser Phasen verstehen, in die ich geraten bin.
Aber beherrschen kann ich sie nicht.

Heute war ich bei einer lieben Kollegin schwatzen. Das war auch sehr schön. Sie ist in eine neue, sehr schöne Wohnung umgezogen und entschuldigte sich pausenlos für die Unordnung. (Die ich nicht feststellen konnte.) Bei Kaffee und Kuchen unterhielten wir uns angeregt. Nur, andauernd fiel mir etwas ein, was ich sagen wollte, und immer war es wieder weg. Aber es war trotzdem kein belangloses Geplapper.
Dann kam eine weitere Kollegin vorbei, die seit Schuljahresbeginn wegen der Psyche krank ist.
Meine Güte – das war mir schon zu viel!?!

Meine Mutti hatte sich auch bei mir für irgendein für mich nicht sichtbares Chaos in ihrer Wohnung entschuldigt.

O Mensch, was für ein Chaot bin ich dann?! Ich kämpfe viel mehr gegen die Unordnung, die mir ganz allein passiert, als ich früher gegen die Unordnung meiner 5-, später 4-köpfigen Familie angegangen bin. Ich habe das schon mit meinem Psychodoc mehrmals besprochen. Aber das ist auch so komisch. Was draußen sichtbar ist – der Garten, die Fenster – da kann ich total penibel sein, so wie ich in der Schule auch war. Aber es gibt Stellen, da geht das gar nicht, selbst wenn ich es will. Da schieb ich den Kram, der sowas von wichtig ist, in eine andere Ecke … hol das Zeug irgendwann wieder raus, kann es doch nicht wegschmeißen oder einordnen …
Das ist doch seltsam, gleichzeitig Chaos und Perfektionismus?

Ach – mir fällt gerade so einer der Sprüche „ins Auge“, der neben meinem Laptop steht: Übe gesunde Selbstdisziplin, doch vor allem sei gut zu Dir.
Vielleicht ist mein Chaos das Gesunde an meiner restlichen Selbstdisziplin und gleichzeitig das Gute für mich – gegen meine Überlastung?


Musste ich mal aufschreiben ...
KaSy

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 26. April 2013, 01:12:39
Liebe KaSy,

du musst dich doch nicht rechtfertigen oder erklären!  ;)

Wir lieben deine Anwesenheit zu jeder Tageszeit und schätzen deine gut durchdachten Antworten.  ::)

Die untere Hälfte deines Beitrages - bist du das oder bin das ich? ;D

Viele Grüße von einer anderen Nachtschwärmerin, wenn auch aus anderen Gründen. 8)

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 26. April 2013, 19:09:58
hallo kasy hallo krimi,

also ich find generell "senf" ist ne gesunde sache ;D

und das mit dem entschuldigen für unaufaufgeräumtes das mit dem chaos usw. bin ich froh das ihr das mal ausgesprochen habt dieses phänomen kenn ich auch.

chiao
igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 27. April 2013, 08:09:52
Ich räum jetzt auf - oder schieb es in die nächste Ecke.
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 11. Mai 2013, 08:28:06
Hallo, Ihr Lieben alle,
ich bin nach den 10 Tagen in Frankfurt/Main wieder zu Hause.

Ich habe wegen Müdigkeit in Eisenach eine Nacht (9. - 10. Mai) in einem sehr netten Hotel mit Blick auf die Wartburg verbracht, war dann dort am nächsten Tag noch auf der Burg (30 min Fußweg hinauf, 3,5 Stunden Deutsche Geschichte, 15 min zurück - bergab). Gegen 18 Uhr war ich zu Hause.

Der HT-Info-Tag war wieder wunderbar, die Vorträge, mehr noch die anschließenden Beantwortungen der persönlichen Fragen sowie die abschließende Diskussion der Betroffenen. Am besten aber: WIR !
Das Foto werde ich heute noch an Schwede schicken, der leitet es dann weiter.

Jetzt noch nicht gleich ... gähn ...

Eure KaSy

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 11. Mai 2013, 08:50:23
Liebe KaSy,

ich freue mich, dass du wieder gut Zuhause agekommen bist.

Deiner Aussage zu Frankfurt kann ich mich nur voll und ganz anschließen.
Es war eine schöne Zeit. Schön, dass du auch dabei sein konntest.

Ein schönes Wochenende!

Krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 13. September 2013, 12:55:40
Hallo, Forum,

ich werde mich ab Sonnabend, dem 14. September 2013, für 14 Tage an der polnischen Ostseeküste in Kolobrzeg (dt.: Kolberg) verwöhnen lassen, die Ruhe und das wilde Meer genießen und mir auch gesundheitlich etwas Gutes tun lassen. Ab Ende September bin ich wieder im Lande.

Steine

Ich werde mir nach wenigen Jahren endlich wieder mal
das "lebende" wilde oder ruhige Meer
- die Ostsee -
anschauen, den Strand genießen,
Steine und Muscheln bestaunen,
aufheben, weiter tragen
und gegen schönere Exemplare austauschen,
die mich begleiten,
bis sie doch irgendwo anders am Strand liegen bleiben.
Bis auf einen Stein.
Einer darf mit in meinen Garten.
Dort sind aus vielen Gegenden Steine,
die ich selbst mitgebracht
oder mir als Urlaubsmitbringsel gewünscht habe.

Herzlichst - Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 04. Oktober 2013, 01:22:42
Wie Ihr schon an meiner "Schreibwütigkeit" gemerkt habt - ich bin wieder da und hätte am liebsten das ganze Meer und den Himmel darüber mit den wunderbaren Sonnenunter- und Mondaufgängen mitgenommen.
Und verwöhnt wurde ich .....
Der Strand war so toll zum Wandern, Walken, Gucken, Schlafen, Lesen, Nachdenken, Wellen und Möwen sehen und hören.

Ich brauchte erst mal einige Tage, um mich mit dem Zuhause wieder zu verstehen.
Und einen Abend, um mich wieder ins Forum einzulesen.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 07. Oktober 2013, 00:17:11
Vielen Dank für die vielen Geburtstagswünsche und Grüße!

Ich habe den Vormittag bei der Klarafamilie verbracht. Wir haben gemeinsam toll gefrühstückt. Die fast Zweijährige brachte mir dann mein Geschenk, einen Umschlag im Geschenkpapier mit Schleife und einem Kinderschokoriegel. Letzteren packte sie für mich aus und teilte schwesterlich mit mir - ich bakam das Papier und sie futterte den Schokoriegel. Beim Auspacken des Geschenks konnte ich sie jedoch überzeugen, dass das Geschenkpapier vie-ie-iel größer ist als der Umschlag und sie zog damit glücklich davon. Im Umschlag war ein Gutschein meiner Kinder zum Verwöhnenlassen. Wir gingen noch spazieren, brachten die Kleine nach dem Mittag ins Bettchen und ich fuhr nach Hause.

Am Nachmittag fuhren meine Eltern mit mir durch den herbstlich werdenden Wald südlich von Berlin und wir schwatzten nett bei Kaffee und Kuchen in der Glasveranda einer Gaststätte mit Blick auf einen Spielplatz, eine grüne Wiese und die Dahme (Das ist ein Fluss, der in Berlin in die Spree fließt.). Bei meinen Eltern gab es Abendbrot und danach ein Orgelkonzert in unserer Kirche, das wegen der weltweiten Einzigartigkeit der Orgel sogar im Kulturradio des RBB gesendet werden wird.

Abends war ich müde, kaputt, aber auch so dankbar und glücklich über die schöne Fülle dieses Tages, den ich nicht organisieren musste.

Liebe und hoffnungsvolle Grüße
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 17. Oktober 2013, 23:05:24
Am 7. Oktober hatte ich mich so gut gefühlt. Ich hatte einen Termin bei meinem Psycho-Doc und "konnte nicht klagen". Ich hatte geglaubt, ich wäre nach meiner Kur am Meer wieder richtig zu Hause angekommen.

Es war nicht so. Ich sackte einfach ab, immer in der Hoffnung, dem Tief würde ein Hoch folgen.

Sollte ich mich einfach hinlegen, ausruhen?
Oder sollte ich den inneren Schweinehund überwinden und mich im Haus, im Garten, beim Sport "moderat" belasten?

Ich ging zum Sport, ich tat etwas im Garten, im Haus auch - aber nichts brachte mir die "Sonne" zurück.

War der Unterschied zu krass, von den zwei Wohlfühlwochen, in denen ich ja auch ziemlich aktiv war, aber auch verwöhnt und geschont wurde, zum Alltag mit seinem Gleichmut, seinem unendlichen Einerlei?

Nicht mal das gute MRT und auch nicht die Sportergebnisse (nach 6 Wochen 3 kg weniger und an den Geräten mehr Wiederholungen erreicht) konnten mir irgendwas an akzeptabler Stimmung wiederbringen.

Da tut auf einmal alles weh, also nacheinander, der Kopf (dem das nicht zusteht), die Hände (von den Hand-OP und den Pieksereien für das MRT), der Rücken, die Knie, ... ich stoße mich andauernd, mir fällt immerzu etwas runter, ich verfluche mich ...


Ich habe heute meinen Psychodoc angerufen und er hatte für morgen einen Termin "plötzlich" frei.

Eure (Hoffnung suchende) KaSy
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: jannopeter am 18. Oktober 2013, 08:53:48
Ach kasy
Du machst anderen immer soviel Mut und findest immer so passende Worte. Und ich weiß ehrlich nicht was ich dir sagen geschweige denn raten soll!

Lass dir helfen von deinem psychodoc - wie du ihn nennst und noch wichtiger von Freunden. Du musst lernen wieder mit dir und deinem Körper zufriedener zu sein. Ich schmeiß auch mal was runter und neulich habe ich meinen Kopf so am treppenlauf gestoßen dass ich noch heute fast drei Wochen später die Delle spüre!!! Und ich bin wie du weißt nur angehörige! Auch wortfindungsstörungen kenne ich - mit 42 Jahren und ohne hirntumor oder op! Ich wollte dass meine Tochter den Kaugummi vor dem essen wegwirft und sagte: "mach den Kugelschreiber in den Müll!" "Was soll ich?" "Du sollst den Kaugummi in den Kühlschrank machen!"

Du siehst auch ohne Begleiter im Oberstübchen klappt nicht immer alles

Drück dich
Jannopeter
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 18. Oktober 2013, 10:21:45
Liebe KaSy,

ja, es ist so, dass man anders sein kann, wenn einem die alltäglichen Dinge abgenommen werden.
Belastungen, die einfach so nebenher laufen, die man "früher" mal eben so geschafft hat - ohne darüber nachzudenken - sind echte Herausforderungen. Man bewertet es nur selbst nicht so.

Wenn ich Dir nun sage, mach wonach Dir ist, dann weiß ich aus eigener Erfahrung auch, dass es einem nicht weiterhilft, wenn man den Tag unter der Bettdecke verbringt. Im Gegenteil.

Ein Gespräch mit Deinem Therapeuten wird Dir hoffentlich helfen. Ich sehe die Schwierigkeit immer darin, die Dinge, die man erfolgreich gemacht hat (Du hast viel Sport gemacht, abgenommen, im haus und im Garten gearbeitet etc.) selbst nicht wirklich achtet.

Was Deine "Defizite" angeht, dass Dir Dinge runterfallen etc. das könnte auch daran liegen, dass Du wirklich "neben" Dir stehst.

Es fällt mir gerade sehr schwer die richtigen Worte zu finden. Nachvollziehen kann ich das alles. Mir hilft es dann manchmal, wenn ich etwas angehe das ich schon lange vor mir hin schiebe, mich wirklich überwinde, es schaffe und dann ein kleines Dankeschön in den Himmel sende. Gleichzeitig finde ich es aber auch wieder belanglos....

Freunde, mit denen ich eine unbeschwerte Zeit habe, helfen mir auch. Und meine Hundespaziergänge am frühen Morgen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich feste Verabredungen lege. Sonst würde ich schwänzen.

Liebe KaSy, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du aus diesem Tief heraus blicken kannst und für Dich einen Weg findest, den Du Stück für Stück gehen kannst.

Ganz herzliche Grüße sendet Dir,
Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 18. Oktober 2013, 10:32:06
Liebe KaSy,

den Mut-mach-Worten von Jannopeter kann ich mich nur anschließen.

Gestern habe ich noch einmal deinen, diesen Thread durchgelesen. Da steht neben den negativen Dingen so viel Positives. Wie du immer wieder aus diesem „Loch“ herausgefunden hast.

Du gehörst zu denen, die sich immer wieder am Schopf packen und nach oben ziehen. Ich weiß wie das ist und lerne, das Tief das mich überfällt auch mal zuzulassen, es anzunehmen. Wahrscheinlich braucht unsere Psyche das auch, dieses Zulassen.

Der Wechsel von den Wohlfühl-Wochen zum Alltag in deinem Zuhause ist schon ein Gegensatz. Wieder in den Alltag finden, auch wenn man allein ist, muss man da wirklich erst.
Finde oder schaffe für dich Wohlfühl-Momente in deinem Zuhause. Einen Tee oder Kaffee in deinem Garten bei Sonnenschein. Musik die deine Gedanken beflügelt, nichts Schweres.
Leih dir für abends einen heiteren Film aus, aus der Videothek oder deine Söhne haben bestimmt auch etwas passendes.

Gib den Missgeschicken, dass dir mal etwas herunterfällt nicht zu große Bedeutung. Es passiert und manchmal auch häufiger hintereinander. Das vergeht auch wieder.

Für mich habe ich mir in unserem Garten eine Ecke geschaffen in der ich bei trockenem Wetter oder bei Sonnenschein mein Mittagsschläfchen halte, mit Decke mittlerweile. Oder heute einen Friseurbesuch. Ich habe mir da auch Tipps geben lassen wie ich mein Haar, das keine Farbe mehr annimmt trotzdem in dem neuen Grau frisch aussehen lassen kann.

Wir – du bist es Wert dir gute Momente zu schaffen.
Ich wünsche dir ganz, ganz viele solcher Momente.

Deine krimi

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 18. Oktober 2013, 10:48:20
Liebe KaSy,

ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen. Du bist so eine starke Frau, das ist eine Tatsache, die sogar Du akzeptieren musst, denn Du hast es so oft geschafft, Dich trotz der bescheidenen gesundheitlichen Rahmenbedingungen, immer wieder selbst auf die Füße zu stellen. Das ist einfach nur bewunderswert! Und Du wirst es auch dieses Mal wieder schaffen.

Ich kann verstehen, dass das unendlich anstrengend ist immer wieder durch diese Hochs und Tiefs zu gehen. Ich kann verstehen, dass Du verzweifeln könntest, weil es Dir gerade jetzt doch eigentlich gut gehen "müsste" (schöner Urlaub, gutes MRT) und Du trotzdem wieder in ein Loch gefallen bist.

Mir geht es gerade wie Bea, es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich möchte nur, dass Du weißt, dass wir für Dich da sind und versuchen, Dir so gut wie möglich zu helfen.

Lass Dich ganz fest drücken!

LG Tina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: frauypsilon am 18. Oktober 2013, 12:07:26
Liebe Kasy,

auch ich als "Frischling" möchte gern ein paar Worte sagen.

Zunächst einmal danke für all deine schönen Worte, die du uns allen immer schreibst, die so viel Mut machen und unsere traurige verletzte Seele berühren.
Vielleicht kann es dir helfen, wenn du deine Worte für uns immer mal wieder anschaust und darin liest und dann siehst, wieviel Gutes du damit tust.

Ich wünsche dir, dass du zu deiner Kraft und Stärke zurück findest und bin ganz sicher, du schaffst das und kommst aus dem Tal wieder nach oben!

Ich wünsche dir eine gute Sitzung bei deiner Therapeutin und dass du gestärkt nach Hause gehst. Genieß die Sonne, die ja am Wochenende kommen soll, hoffentlich auch zu euch (oder ist sie da schon?). Ich wünsche dir ganz schöne Momente mit deiner Enkelin und deinen Kindern.

Alles, alles Liebe
frauypsilon

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: enie_ledam am 18. Oktober 2013, 15:38:14
Huhu,

ich bin auch an dem Punkt etwas ändern zu müssen. Ich hatte eine "volle" Woche.
Versuche doch deine Termine weiter auseinander zu legen und erhole dich zwischendurch! Wenn du MRT hast dann nichts mehr planen,  jetzt bemerkst du auch, das dein Körper die Piekser nicht mag - höre auf ihn und schone dich. Ich weiß noch ich musste nach meinem letzten MRT zur Rentenversicherung (die haben mir den Termin gegeben) und ich war da total fertig obwohl es der nächste Tag war aber die fahrerein ar zu viel.
Diese Woche hatte ich fast jeden Tag Ergotherapie (1 Stunde belastbarkeit) und 1 Probestunde beim Psychologen und 1 Mittag Zeitung ausgetragen und 1 Sporteinheit und 1km Schwimmen. Musste 2x zum Tierarzt mit dem Zug. Ich kann beim besten Willen nicht sehen was daran zu viel sein soll aber ich habe Mittwoch 4 Stunden auf dem Sofa geschlafen und heute bei der Ergo entsannung gemacht und nur gemalt und eine Fantasiereise gemacht (sowas wie Autogenes Training für Kinder?) sonst wäre mein Kopf geplatzt.
Ich nehme seit 6 Wochen kein Keppra mehr dafür Citralopram (SSRI Antidepressiva) und ich fühle mich als ob mein Gehirn mit einem Mixer bearbeitet wird. Ich hoffe das gibt sich nach 2 Wochen.

Vieleicht musst du mal einen Gang zurück schalten? Du wurdest ja erst verwöhnt, vielleicht machst du etwas kreatives? Oder Probierst ein neues Rezept aus? Was macht dir Spaß? Ich hoffe dein Psychologe konnte dir hefen ich habe noch viele Probestunden  vor mir.

lg und ich hoffe du bekommst ein schönes WE
enie
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 19. Oktober 2013, 22:57:49
Vielen Dank für Eure lieben Antworten!

Es ist manchmal so schwer, "sich selber anzulächeln" - wie es mein Psychodoc sagte.

Ich organisiere mir schöne Sachen, bzw. habe sie "im Plan". Das ist dann jedes Mal auch schön. Wirkt bloß oft nicht nach. 

Zur Zeit kostet mich es enorm viel Kraft, überhaupt aufzustehen; jede Menge Überwindung rauszugehen und dann strikte Entschlossenheit, das Wuseln im Garten rechtzeitig vor der Totalerschöpfung zu beenden.

Ich habe meinen Psychodoc schon seit 10 Jahren und erinnere mich gut, wie er mich vor einigen Jahren gutmütig auslachte, weil ich ihm so viel aufzählte, was ich gern tun möchte. "Jetzt stelle ich mir vor, wie Sie Sport machen, ein Buch lesen und gleichzeitig auch noch stricken. Dafür reicht Ihr 48-Stunden-Tag dann doch nicht aus."

Dieser 48-Stunden-Tag wurde vor gut zwei Jahren zu einem 24-Stunden-Tag und jetzt habe ich das Gefühl, dass er zu einem zwei bis dreimal 1,5-Stunden-Tag geschrumpft ist. Letztens wurde ich nach meinem Sport schon "ausgeloggt", weil ich derart lange zum Umziehen gebraucht habe. Mit meiner 85-jährigen Mutti bin ich einen halben Kilometer durch den Ort gegangen und habe mir Mühe gegeben, mit ihr Schritt zu halten. Bei der Kur gab es einen Stadtrundgang, den eine junge frisch-fröhliche Polin leitete und ich war diejenige unter den 10-30 Jahre älteren Teilnehmern, die sich als Erste erschöpft hinsetzen musste.

Ich krieg das wieder hin. Ich weiß bloß noch nicht, wie lange es diemal dauert.

Mein Psychodoc hat mich schon irgendwie eine Stufe hochgehoben, nötig wären einige mehr gewesen, die ich natürlich selber gehen muss. Er hat mir einen Zwischentermin für den 5.11.13 verpasst, den ich absagen darf, "falls es mir unerträglich gut gehen sollte."

Noch geht es mir "unerträglich schlecht" und das blöde daran - und auch gefährliche - ist, dass sich in diesem Tief auf verschiedene Art Suizid-Gedanken in meine normalen Gedanken einschleichen.
Aber - wenn einem das bewusst ist, tut man es nicht.

Ich habe heute etwas getan, was ich schon zu lange vor mir hergeschoben habe: Ich habe mich beim HT-Tag in Würzburg angemeldet, das Hotelzimmer im Central Hotel und den Fernbus gebucht. Nun habe ich einen Berg vor mir weggeschaufelt und einen Lichtblick auf die Tagung, die Stadt und vor allem auf Euch, die Ihr dort sein werdet.

Ich grüße Euch ganz lieb und dankbar.
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 22. März 2014, 01:24:30
Hallo,
ich war heute zur regelmäßigen Kontrolle.
Das MRT erwies sich als unverändert.

Es dient nun auch als Ausgangs-MRT für eine Östrogen-Therapie, die mein Gynäkologe nach vierjähriger nicht zufriedenstellender Versuche, mit meinen zeitweise extrem langen und starken Blutungen klarzukommen. Es geht ihm um meine Lebensqualität.
Nach Mail-Kontakten mit zwei NC haben wir uns für eine Verkürzung der Kontrollabstände der MRT auf zunächst 3 Monate geeinigt, in der Hoffnung, dass im Kopf nichts passiert ...

In der NC-Station, in der Strahlentherapie und in der NC-Ambulanz habe ich von der SHG berichtet und je 15 Werbezettel dort auslegen dürfen. Es wurde überall als sehr gut für beide Seiten bezeichnet, also wichtig für die Betroffenen und Angehörigen sowie auch für mich, nach dem Motto "Sich nicht aufgeben", "eine Aufgabe suchen  / haben" und, naja, auch Bewunderung war dabei. Die Strahlen-Oberärztin fand es wichtig, um die Ebene "Arzt-Patient" durch die Ebene "Patient-Patient" zu ergänzen. Der Chef-NC bezeichnete Selbsthilfegruppen als sehr bedeutsam und bot mir spontan seine Unterstützung in medizinischen Fragen an.

Nach dem "im siebten Himmel schwebend" scheine ich gerade abgestürzt zu sein.

Vielleicht auch, weil es mir immer schon so geht wie es Pedro gerade beschreibt. Nach außen locker und fröhlich und im Inneren ist der "Kampf" nicht ausgekämpft.
Aber die Strahlen-OÄ erkennt Unterschiede.
Und mit dem Chef-NC hatte ich heute eine etwas tiefgründigere Unterhaltung zu dem, was ich aus dem seit 1995 "gestörten" Leben gemacht habe und jetzt mache. Er ist ja noch nicht so lange da und nicht bei jeder Kontrolle war gerade er der Ansprechpartner, so dass ich das Gespräch heute ... genoss.
Ich stieß auf Zuhören und Verständnis.
Meine Kinder verstehen das nicht so, wenn ich es versuche ... sie wollen mir helfen, haben rasche Lösungen parat. Das klingt so einfach.
Ist es für mich aber nicht.

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 22. März 2014, 09:50:29
Hallo KaSy,

ich wünsche Dir, dass diese Therapie endlich den erwünschten Schlussstrich unter das Thema Wechseljahre setzt. Vor allem aber wünsche ich Dir, dass die dann wieder errungene Lebensqualität ungetrübt bleibt und Du von weiteren Meningeomen verschont bleibst.

Es ist Deine Entscheidung und so soll es sein.

Da dies aber ein öffentlicher Beitrag in einem öffentlichen Forum ist, möchte ich trotzdem anmerken, dass ich einer solchen Hormonersatztherapie kritisch gegenüber stehe.
Meine Wechseljahre begannen bereits im Dezember 2007 mit einem Migräneanfall und vorheriger Aura. Ich hatte während der Wechseljahre unerwartet heftig zu leiden, so stark, dass ich über Monate in den Jahren 2010 und 2011 meist nicht viel unternehmen konnte, sondern meist daheim blieb, und das über 4-5 Wochen. Die Details möchte ich Euch ersparen, meine Blutwerte waren schlecht, mein Internist entsetzt, weil ich nur noch extrem wenige rote Blutkörperchen hatte, dafür aber viel zu viele weiße. Eine weitere, spezielle Blutanalyse ergab zum Glück nichts Gravierendes. Sicher ist dieses Ausharren nicht für jede Frau empfehlenswert bzw. zur Nachahmung empfohlen. Ich scheine da schon recht hartgesotten zu sein.
Statt einer Hormonersatztherapie machte ich also eine hochdosierte Eisentherapie, die auch nach einigen Wochen Wirkung zeigte.

Auch wenn von medizinischer Seite nicht belegt ist, dass Meningeome durch Hormonzugaben wachsen können, so bleibe ich aufgrund der bisherigen gelesenen Berichte von betroffenen Frauen skeptisch.

Immerhin ist mein Meningeom während des oben geschilderten Zeitraums  n i c h t  gewachsen und ich möchte glauben, dass die Entscheidung, keine Hormone zuzuführen, für mich richtig war.

Ach ja, die Sache mit den argen, langen Blutungen hat sich auch von selbst reguliert.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 23. März 2014, 18:03:11
Liebe KaSy,

erstmal herzlichen Glückwunsch zum unveränderten MRT! :D

Ich wünsche Dir von Herzen, dass die Östrogen-Therapie die gewünschte Wirkung OHNE jegliche Nebenwirkung zeigen wird. Eine engmaschige Kontrolle ist sicher gut, das bedeutet ja offenbar, dass Du die NC ebenfalls mit ins Boot geholt hast.

Über das gelungene Gespräch mit dem Chef-NC freue ich mich sehr, solche Gespräche tun so gut, sind so bitter nötig, nur leider bekommen wir sie viel zu selten.

Ich werde in den nächsten Wochen verstärkt an Dich denken und Dir ganz fest die Daumen drücken!

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 24. März 2014, 10:44:37
morgän kasy,

supi, mrt-konrtolle war gut :) :) :)

ich habe den bericht wegen den hormonen gelesen. ich hoffe es für dich, dass nichts, aber auch garnichts dich bei der therapie stören wird!!!!

ich stehe noch am anfang, aber es wird immer heftiger diese wechselfahrsbeschwerden (komm mir als wie el nino vor der meinen gesamten körper durchläuft ;D ;D ;D mit kürzeren phasen/täglich, als dieser ;D)

keine 2 monate und man sieht sich :)

liebe grüße

igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. März 2014, 00:21:52
Liebe Bluebird,
die mich weiter in meinem Nachdenkprozess begleitet,
und Ihr anderen Lieben,
die Ihr mir so viel Gutes wünscht!

Ich denke seit Anfang 2010 über diese Hormongeschichte nach und hatte damals viel hier im Forum und auch einige Studien gelesen.
Von einem der Neurochirurgen, die ich wegen der Östrogentherapie per Mail befragte, erhielt ich weitere drei aktuelle Studien, aus den USA, Dänemark und Schweden.
Alle zeigten eine sehr gering erhöhte Möglichkeit, dass eine Hormonersatztherapie mit einem Menigeomwachstum einhergehen kann.
Da ich vorbelastet bin, mache ich mir da schon sehr gründliche Gedanken.
Und es bewegten mich heute wie damals die Berichte von Frauen, bei denen es eindeutig Hormone, meist die "Antibabypille" (In der DDR hieß sie Kinderwunschpille.), waren, die ein rasches Menigeomwachstum auslösten.
Natürlich kann ich mir überhaupt nicht sicher sein, dass nichts passiert.

Und die Zweifel, die Bluebird in mir "gesät" hat, lassen sich nicht so einfach beiseite schieben.
(Deswegen bin ich Dir aber keinesfalls "böse", wie Du in der PN schriebst. Ich wollte doch Antworten. Ehrliche.)

Ich werde nachdenken.
Und mit meinem Gyn. reden, sobald die schriftlichen Befunde, insbesondere der Bericht von NC an den Gyn., vorliegen.
   
Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. März 2014, 00:49:45
Ihr Lieben,

mir ist endlich mal bewusst geworden, dass ich jedesmal NACH dem MRT in eine mühselige, schleppende Tiefphase falle.

Am Freitag war ich dort, der Tag mit den Gesprächen verlief super, ich kaufte mir ein Stück Kuchen, das ich nicht aß.

Am Sonnabend war mir der Sport, ja, nicht zuviel, aber ich schleppte mich so durch. Ich hatte dann noch einige Säcke Astzeug von den Sturmtagen und zerteilte zu alte Äste vom Haselnussbusch wegzufahren. Uff, nee, war das diesmal anstrengend. Ich fuhr dann ein paar hundert Meter weiter zu einem Bäcker in einem Pflanzenmarkt, wo man preiswert Mittag essen kann und dann nach Hause.

Eigentlich wollte ich abends in ein Cembalo-Konzert gehen.

Aber ich schlief und schaffte gar nichts. Die Sachen vom MRT-NC-Strahlen-Besuch blieben unausgepackt im Flur. Ich hing vorm Fernseher rum, schlief ein. Dann wieder im Bett. Den ganzen Sonntag setzte ich keinen Schritt vor die Tür. Schlief mit Buch und vorm Fernseher und immer wieder ein.
Montag früh wurde es besser.

Und ich behauptete immer, ich hätte keine Angst vorm MRT.
Stimmt ja auch, bloß - DANACH macht es mich fertig.


Es gehen mir dann auch diese kleinen Sätze durch den Kopf, die von den Ärzten geäußert werden:
- Heute gefallen Sie mir wieder besser als vor einem halben Jahr.
- Sie brauchen Aufgaben.
- Sie dürfen sich nicht aufgeben.
- Die kognitiven Störungen werden nicht ganz weggehen.
... ...

Das ist alles so gut gemeint und motivierend und auch lobend und ich sollte mich drüber freuen.
Aber dann drehe ich das um und denke:
- Wie oft gefalle ich mir gar nicht und das ändert sich immer so schnell.
- Na klar brauche ich Aufgaben, deswegen suche ich mir ja welche.
- Aufgeben, nein. Bloß, warum eigentlich?
- Das mit den kognitiven Störungen weiß ich doch, ich lebe eben damit. Das kann man lernen.
... ...



Und warum bringt die Frau am Sonntag im Tatort ihre drei Kinder um? ...... Auf so eine Idee wäre ich mit meinen dreien, die ich so lange allein erzog, trotz dieser Menigeome, durch die ich krank und zur Reha weg war, nie im Leben gekommen. Meine Kinder! Mein Ein und Alles!
Vielleicht hat diese seltsame Situation im Tatort, die so ganz anders war als meine, als unsere, mich wieder aufgeweckt, mich wieder zum Leben gebracht.


Danke fürs Lesen, Zuhören, ...
Eure KaSy
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 25. März 2014, 08:21:17
Hallo,

der Tatort kommt der Realität leider immer näher. So gibt es vollkommen durchgeknallte Menschen, die ihre Kinder aus dem Fenster werfen. Die haben aber wohl keine Tumore im Kopf, davon gehe ich aus.
Sich selbst zu schätzen mit allen Einschränkungen, mit dem, was Du durchgemacht hast und was noch vor Dir liegt, fällt Dir schwer. Zudem sind wir ...ich beziehe mich mit ein...nun in einem Alter, wo auch bei gesunden Leuten das Grübeln über das bisherige Leben einsetzt und sie sich fragen, welche Ziele sie noch erreichen wollen und können. Wenn man gesund ist, dürfte es leichter sein, diese auch zu realisieren.
Du stehst (wieder) vor einer Therapie. Darauf konzentriere Dich.
Aufgaben?
Mir macht es Freude, meiner Nichte und meinem Neffen bei den Hausaufgaben zu helfen, Vokabeln abzufragen, vor allem, weil sie beide 6 Jahre auseinander liegen und unterschiedliche Klassen und Schulen besuchen. Da lerne ich doch  tatsächlich noch ein wenig Latein (viel bleibt leider nicht hängen ;)). Ist total anstrengend, aber macht enorm Spaß. Es gibt immer Neues zu entdecken.
Du bist sogar Fachkraft in dem Bereich....also, würde es Dir um einiges leichter fallen, sich in dem Bereich zu engagieren.

Aber immer schön piano...

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 25. März 2014, 10:04:51
Liebe KaSy,

ebenfalls von mir herzliche Glückwünsche zum guten MRT.

Nicht, dass du denkst ich habe dich vergessen und begleite dich nicht in deiner Krise.
Ich lese und denke und weiß, ich möchte öffentlich nichts dazu sagen.
Dafür habe ich meine eigene tiefe persönliche Krise.

Alles Liebe
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: manu44 am 25. März 2014, 10:57:08
Hallo kasy  :) :)

Auch ich freue mich über dein gutes Ergebnis .



Manuela
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 25. März 2014, 12:42:25
Hallo KaSy,

auch von mir ein ;D auf dein gutes MRT

Ist das nicht irgendwie Normal, das ein Tief kommen kann nach dem MRT ???
Bei dir scheint es zwar ständig zu sein, ist nicht gerade schön.

Auch wenn es meine Umwelt nicht unbedingt mitbekommt, auch   ich bin Anspannung vor einem MRT. Diese ist einfach da ob du möchtest oder nicht. Wie der Einzelne damit Umgeht ist unterschiedlich.

Ich denke nach einem MRT, das dann auch noch gut gelaufen ist. 3 x auf Holz geklopft. :)
Das dort eine menge abfällt. Dadurch hast du vielleicht wieder innerlich mehr ruhe.

Und schon Grübelst du über diese dinge nach, die du hier beschreibst.
Vor dem MRT hast du Gedanklich gar keine Zeit dafür.

Höhen und Tiefen gibt es halt. Manchmal auch nach einem guten MRT. Eigentlich sollte ein breites Grinsen dasein, vor lauter Freude.

Komischer weise ist das halt nicht immer so.

Sich Aufgaben zu suchen, um am Gesellschaftsleben teil zu haben sind nicht unbedingt einfach.
Es verbraucht viel Kraft.
Dabei ist es "Nur" das Gefühl gebraucht zu werden. Dabei sein zu dürfen.

Setze dir wieder kleine Ziele die leicht erreichbar sind. Die stärken das Selbstbewusst sein.
Höher gehen kannst du immer noch.

Du nimmst doch auf einer Treppe doch auch die Stufen um nach Oben zu kommen!
Oder springst du den Höhenunterschied von sagen wir mal 4 Meter in einem Sprung ???

Der Mensch neigt dazu seine Ziele zu hoch zusetzten. Nicht nur wir Kranken.
Da kommt leider noch hinzu, das wir unser Leben vor der Krankheit kennen.

Das lässt den einen oder anderen Gedanken mehr schweifen.

LG Schwede
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: chucks am 28. März 2014, 10:53:06
Glückwunsch liebe Kasy zum guten MRT!!!

Und Kopf hoch....was Du noch alles schaffst mit Deinen ganzen OP´s und Bestrahlungen zollt uns Gesunden hohen Respekt ab! Ich glaube aber, dass für den Betroffenen echt schwierig ist, nicht mehr das alles so machen zu können, wie zuvor. Sich seine Ziele anders zu stecken, mit weniger zufrieden zu sein, richtig?

Hast Du Dir schon mal überlegt Vorlese-Oma zu werden? Kannst Du in einem Kindergarten machen oder bestimmt habt Ihr auch eine Bücherei oder?

Das freuen sich die Kids und Du hast eine tolle Aufgabe.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 28. März 2014, 18:59:30
Hallo,

jeder Betroffene ist halt anders veranlagt. Der eine Betroffene ist froh, trotz vieler Rückschläge, noch zu leben und genießt jeden Moment, ein anderer wiederum fürchtet schon die nächste Katastrophe, was ihn nahezu handlungsunfähig macht.
Vielleicht brauchst Du, KaSy einfach Deine Erholung, will Dein Körper gar nicht aktiv werden. Da aber selbst die Ärzte meinen, dass Du es werden solltest, nagt das schlechte Gewissen an Dir.

Vorlesen im Kindergarten oder Seniorenheim ist eine Möglichkeit, sich und anderen Menschen eine Freude zu machen.
Ich las vor einigen Tagen, dass im politischen Raum überlegt wird, Rentner als Unterstützung in Heimen für Demenzkranke einzusetzen. Sie sollen die dortigen Bewohner beschäftigen, da gibt es inzwischen vielfältige Therapieangebote. Jemand, der selbst kognitive Defizite hat, kann sich sicher sehr gut in die Lage dieser Menschen versetzen. Die wiederum würden gar nicht merken, dass da jemand an ihrer Seite ist, der selbst Probleme hat.
Das Gute daran: man wird sich als Mittfünfzigerin noch gar nicht soooo alt fühlen, da die zu Betreuenden meist höheren Alters sein dürften.

Gruß
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 29. März 2014, 09:00:04
Ihr Lieben alle,

ich danke Euch!

Es scheint bei mir eine Regelmäßigkeit zu sein, dass ich mir vor den MRT keinen Kopf mache und dann eben danach dran zu knabbern habe. Darauf kann man sich einstellen, wenn man es erst mal erkannt hat.

Die Vorlese-Ideen sind sehr lieb gemeint - aber das tue ich bereits seit Anfang 2013 im Seniorenheim. Ich lese einmal wöchentlich etwa eine Stunde vor einer Gruppe von 7 - 15 Seniorinnen vor, was mich in den ersten Monaten sehr belastete. Ich benötigte danach eine fast genau so lange Ruhezeit, die ich mit einem leckeren Automatenkaffee in diesem Heim verbrachte. Mittlerweile belastet mich - nachdem meine eigenen Geschichten "alle" sind - vorher das Suchen und sinnvolle Zusammenstellen nicht ganz so langer Geschichten, Gedichte und CD-Musik. Ich brauche mehrere Stunden, um das Passende zu finden und wenigstens kurz zu lesen. Bis ich dann fröhlich ins Heim spaziere, an der Rezeption meinen Thermobecher mit Teebeutel zum Auffüllen von siedendem Wasser hinterlasse, meine lieben Alten begrüße, eine CD einlege, den Tee hole und die Stunde locker beginne.

Ich muss es Euch - wie auch den älteren Frauen - einfach auch sagen, wie wütend mich dieser hochgezüchtete Russenhass macht. Da wurde dieses Land, zu dem auch die Ukraine, Moldawien und an die hundert weitere Völkerschaften gehörten und gehören, von Deutschland überfallen. Dieses Land trug die Hauptlast des II. Weltkrieges. Gemeinsam mit England, Frankreich und den USA trug die Rote Armee der UdSSR den Krieg nach Berlin zurück. Und nicht die Russen marschieren überall in der Welt auf! Die slawischen Völker haben eine gemeinsame historisch gewachsene Kultur. Diese spiegelt sich in den Märchen dieser Völker wider. In den Märchen, wo es oft auch um Brüder geht. Sie streiten sich, sie sind faul oder arbeitsam, einfach oder schlau, haben auf Kosten anderer Reichtum erlangt oder leben in bitterer Armut ... Und zuletzt gehören sie doch zusammen so wie die Völker dieser Erde, die ehrlich und gerecht leben. Was haben die USA sich dort einzumischen? Wieso soll das Volk der Millionärin Timoschenko folgen, die öffentlich eine brutale Morddrohung gegen das russische Staatsoberhaupt verkündet. Und Deutschland ist wieder dabei! Es macht mir Angst.

Ja, ich habe russische, ukrainische und moldauische Märchen vorgelesen, von einer CD die Lieder dieser Völker gespielt, aus denen die Seele des Mütterchen Russland klingt. Und sie wiegten sich mit diesen Klängen und sie wollten mehr ...

Ich merke es nicht so sehr, aber die Betreuerinnen, die die Rolli-Frauen anschließend immer abholen, spüren und sehen deutlich das nachwirkende Glück in den Bewohnerinnen. Im Heim grüßen mich mittlerweile immer mehr (mir nicht bekannte Menschen). Bin ich in den Momenten und danach schon stolz und glücklich.
------------------------------------------------
------------------------------------------------

Wegen der Begleitung Demenzkranker habe ich mich erkundigt, aber es ist ein längerer Kurs dafür erforderlich, der nicht in meiner unmittelbaren Nähe stattfindet und auch noch finanziert werden muss. Ich weiß, dass ich in einem solchen Kurs nicht lange genug aufmerksam sein könnte. Vielleicht später ...

Lesen oder Nachhilfe für Kinder - ja, ich habe lange darüber nachgedacht, wollte es wirklich. Aber ich traue es mir nicht zu, zuverlässig für sie dazusein. Und das hätten sie nicht verdient!

Also habe ich mich mit dem Aufbau der Selbsthilfegruppe befasst, wo der Anfang mühselig war. (Ich wollte schneller als die Frau von der SHG-Organisation.) Das Finden betroffener Menschen und Angehöriger ist aufwändig und langwierig. Wir haben in der SHG einen bestens durchdachten Infozettel entworfen, den ich den Fachärzten und nach und nach den Hausärzten in der weiteren Umgebung für ihre (glücklicherweise) sehr wenigen Patienten gebe. Das macht Arbeit, belastet, aber es gelingt mir, diese Tage wie kleine Urlaube zu sehen, an denen ich irgendwo in einem Café etwas esse, dabei in Ruhe lese oder träume. Das geht nicht an zwei Tagen nacheinander, da brauche ich wieder ganz viel Ruhe. Aber auch das ist in Ordnung, wenn man es weiß und sich darauf einstellen kann.

Meine Familie ist wirklich gut. Die helfen, wenn ich es brauche. Und die beiden Enkelchen sind wahre Sonnenscheinchen. Das dritte "sammelt pränatal Auslandspunkte". (Wortlaut meiner im 7. Monat schwangeren Tochter, die heute früh* vom Flughafen München anrief, um sich mit "Wurm" und dessen Papa für einen Ruuuhe-Urlaub nach Sizilien zu verabschieden.)

Ich verabschiede mich jetzt in den Sonnenschein - hat mir mein Töchterlein gesagt.
Eure KaSy

* Deswegen habe ich hier die Frühschicht übernommen.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 29. März 2014, 10:01:23
Liebe KaSy,

schön von dir ein Update deiner Stimmungs- und Beschäftigungssituation zu lesen.
Du siehst, du liegst uns am Herzen, sodass wir mitdenken was dir gut tun könnte. Und da du eine fleißige Frau bist, hast du diese Tipps schon vorher gut überlegt, probiert und  entsprechend entschieden.

Ja, ich weiß, Vorlesevorbereitung ist aufwändig, möchte man doch etwas übermitteln und nicht einfach nur unterhalten, womöglich mit Geschichten die die anderen gar nicht interessieren. Aber die Resonanz die du erhältst ist doch auch ein guter Lohn, oder?

Was deine Arbeit für die SHG betrifft – da kommt ab und zu die ungeduldige KaSy zum Vorschein. Die gern alles viel schneller zum Erfolg bringen möchte (nicht nur die eigene Gesundheit). So bist du und so mögen wir dich.

Zitat
… meiner im 7. Monat schwangeren Tochter … Ich verabschiede mich jetzt in den Sonnenschein …
Wunderbar. Deine Tochter nimmt ihre Schwangerschaft, die ohne Komplikation verläuft, an wie sie ist. Nicht als „Umstand“, sondern als Lebensabschnitt, in dem man auch noch einiges unternehmen kann.
Ich war in dem gleichen Schwangerschaftsmonat mit meinem Sohn im Bauch, als wir nach Griechenland flogen. Es war ein sehr schöner Urlaub damals, mit Kind im Bauch. :) Wir hatten aufgrunddessen viele lustige Erlebnisse.

Zitat
Deswegen habe ich hier die Frühschicht übernommen.
Und ich wunderte mich schon über die Uhrzeit bei deinem ersten Posting. ;)

Ich wünsche dir ein schönes und sonniges Wochenende. In deiner  … Was hast du noch für eine Schaukel im Garten? Ach ja, Babelsberg Schaukel. 8)

krimi

Heute Abend musst du aber früh in die Heia und keine Nachtschicht. Es wird wieder eine Stunde geklaut. ;D
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 30. März 2014, 10:23:54
Hallo KaSy,

politisches Interesse und Engagement ist altersunabhängig. M.E. gibt es leider zu wenige Politiker, die sich für die Rechte älterer und alter Menschen, für Kranke und Behinderte einsetzen.
Du könntest zu einer leidenschaftlichen Verfechterin werden...aber bitte nicht enttäuscht sein, wenn der Blick hinter die Kulissen eher ernüchternd ist.

Schönen Sonntag noch
LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 02. Juni 2014, 00:38:20
Hallo, liebe Leute,

sagt mal, das kann doch nicht normal sein, wenn ich nach dem MRT vom 21. März 2014 lediglich den (von mir extra erbetenen) radiologischen Befundbericht + CD erhalte, aber nichts von den Konsultationen mit der Strahlentherapeutin (OÄ) und dem Neurochirurgen (CA).

Das passiert mir seit 1995 das erste Mal.

Ich habe nach einer Woche angerufen und die "Strahlen-Assistentinnen" hätten sich gekümmert, aber da habe ich gesagt: "Muss nicht sein".

Da wusste ich noch nicht, dass ich innerhalb von sechs Wochen neun mal vergeblich bei den NC-Schwestern anrufen würde. Der Chefarzt schreibt einfach keinen Bericht. Die Schwestern wussten auch schon nicht mehr weiter.
Ich hätte ja prinzipiell auch auf den NC-Bericht verzichten können, aber gerade diesmal ist er ausnahmsweise besonders wichtig, da das MRT und der Bericht des NC die Grundlage für eine geplante gyn. Hormontherapie sein sollen. Das MRT soll währenddessen zu meiner Sicherheit in kürzeren Abständen erfolgen. (Ich hatte Überweisungen von der Neurologin und dem Gynäkologen mitgebracht!)
 
Ich habe dem NC dann eine Mail geschrieben, in der ich um den Bericht bat, den Grund noch einmal nannte sowie den Inhalt der Konsulation widergab.

Da bekomme ich eine Mail vom NC mit einem Pathologiebefund meiner vorletzten OP (2007) und einer 10 Jahre alten Studie aus den USA, wo an knapp 250 Personen ein bestimmter, mir nicht bekannter, Faktor im Zusammenhang mit Meningeomen überprüft wurde und kein Zusammenhang zu finden war. (Dieser Faktor trat in dem Pathologiebericht nicht auf.) Der NC schlussfolgerte, dass die Hormontherapie fortgesetzt werden könne. Sie hat aber doch noch gar nicht beginnen können - ohne Berichte an den Gyn. und die Neurologin. Der Gyn. erklärte mir dann, dass dieser Faktor etwas mit Brustkrebs zu tun habe. Da war ich dann völlig verwirrt. Mein Gyn. wollte die Hormontherapie beginnen, aber die Mail war mir überhaupt nicht aussagekräftig genug dafür. Ich meinte, ihm stehe doch ein NC-Bericht zu. ... Er wollte mir irgend etwas Gutes tun und verschrieb mir Tropfen wegen meiner Blutungen, die aber ganz wenig sind. Ich konnte das gar nicht mehr richtig einordnen ...

Der Neurologin habe ich es dann beim Termin mit ihr wohl auch nicht richtig rübergebracht. Auch ihr steht der Bericht doch zu. Hab ich zu viel erzählt? Jedenfalls hat sie auch keinen Bericht angefordert. Aber sie sagte, wir würden uns ja in fünf Tagen sehen, wenn ich in Ihrer Praxis zum EEG sein werde. Nur - sie war zwar da, aber beschäftigt und ein Gespräch mit mir war nicht vorgesehen, wie die EEG-Schwester sagte. Nun erfahre ich das EEG-Ergebnis bei meinem nächsten Termin im September.
Ist denn das normal?

Ich hatte auch bei meinem Psychotherapeuten einen Termin. Eigentlich brauche ich diese Gespräche nicht mehr sooo dringend. Ich war schon wesentlich schlimmer dran. Aber diesmal versuchte ich ihm zu erklären, wie mich das mit diesem Bericht und so durcheinanderbringt.

Ich glaube, man kann das gar nicht erklären so dass es einer versteht.


Und dann schreibe ich wegen der Drei-Tages-Veranstaltung der DT. HT-Hilfe e.V. für Leiter/innen von Selbsthilfegruppen per Kontaktformular online an die Krankenkasse, weil sie solche Kosten zumindest teilweise übernehmen. Nun ist eine Woche ohne Antwort vergangen und am Telefon ("7 Tage rund um die Uhr") meldet sich auch keiner.

 
Vor fast genau einem Jahr schrieb mir die für meinen Augen-Unfall zuständige Berufsgenossenschaft, sie würden wegen der Verschlechterung der Sehfähigkeit über eine Rente nachdenken und dafür ein Gutachten anfordern. Das alles lief zwar enorm träge aber bereits seit März sollte alles dort vorliegen. Worauf warten die?



Ach, Mensch. Ihr könnt mir auch nicht helfen, weiß ich ja. Aber ich musste das mal loswerden ...

Es macht mich fertig und es ist einfach zu viel.

Ich wollte doch noch die drei fehlenden Berichte von Köln schreiben. Aber ich kann mich nicht drauf konzentrieren.

Und der Garten musste warten, weil mein Daumen vier Wochen gebraucht hat, um halbwegs "zupacken" zu können und ´ne simple befundfreie Darmspiegelung hat mich auch noch aus der Bahn geworfen.


Ihr versteht mich wenigstens. Oder - Euch kann ich es erzählen.  


Irgendeiner hier hat so einen Spruch "Wer nicht getröstet wird, kann andere nicht trösten." oder so. Irgendwie tröstet mich keiner.
Aber vermutlich will ich das auch gar nicht?


Es ist alles so verwirrt.

KaSy
  
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 02. Juni 2014, 02:15:06
Hallo, Du!

Da hat sich ja einiges bei dir aufgestaut und angesammelt, was du uns so nebenbei, neben deiner fleißigen Schreiberei der Berichte vom Infotag und Begründerin einer SHG mitteilst.
Und dann auch noch diverse Untersuchungen (unangenehme Untersuchungen) und Daumen-OP.  - Haste nischt was anderes zu tun? Ein anderes Hobby als Ärzte, KK und Behörden zu beschäftigen? ::)

Natürlich verstehen wir dich. Ist auch gut, dass du es dir von der Leber geschrieben hast.

Wir können dir außer zuhören leider nicht helfen. Aber das ist doch auch schon etwas. :-*

Kann dein Gynäkologe diesen fehlenden Bericht nicht beim NC anfordern? Mit Hinweis auf kollegiale Hilfe?

Tja, nicht nur die Mühlen der Justiz mahlen langsam, auch die der Ämter und anderer diverser Einrichtungen.
Davon können bestimmt einige von uns hier ein, ihr eigenes Lied singen.

Lass den Kopf nicht hängen.

Liebe und mitfühlende Grüße
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 02. Juni 2014, 10:26:07
Hallo KaSy,

manchmal kommt's knüppeldick. Und wenn man gesundheitlich so angeschlagen ist, sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Habe meine eigenen Erfahrungen...alles frühzeitig, schriftlich und korrekt in die Wege geleitet...und alles klappt trotzdem nicht. So bin ich in allen Telefonverzeichnissen mit meiner neuen Adresse aufgeführt, obwohl ich schriftlich bestätigt bekam, dass ich nicht mehr verzeichnet werde. Schlimm, weil ich ja an meinem vorigen Wohnort heftig bestalkt wurde. Dann bekomme ich endlich nach 7 Monaten den Vertrag für die Beheizung der Wohnung und falle fast um, weil die einen Abschlag fordern, der eigentlich für eine 150 qm Wohnung gilt, ich aber nur 50 qm habe. Tja, und die Darmspiegelung war nicht ohne Befund, aber zum Glück wenigstens was Gutartiges. Und nun steht bei mir die MRT-Kontrolle an, falls der Tumor gewachsen sein sollte, weiß ich nicht, zu welcher Klinik ich gehen soll...mein NC hat ja die Düse gemacht, nachdem ich nun auch noch einen Bandscheiben-Vorfall in der HWS habe.
Aber es gibt zum Glück auch Gutes: die Mammografie war o.B. und mein EKG zum ersten Mal nach drei Jahren wieder in Ordnung.

Manches dauert, läuft immer wieder schief...aber es kann nur besser werden...wirst sehen.
Man muss sich diesen M... einfach mal von der Seele schreiben...denn, so mein Motto: wer nicht "jammert", kriegt kein Mitleid.

in dem Sinne
LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: enie_ledam am 02. Juni 2014, 14:07:37
Hast du vielleicht Angst, dass wenn du dich über dein gutes MRT freust es beim nächsten Mal nicht gut ist? Wenn man viel negatives im Leben erlebt hat freut man sich nicht so über Erfolge weil man hinter der nächsten Ecke verständlicher Weise die nächste Katastrophe vermutet. Wie man das ändert weiß ich aber nicht  ???
Mein Mann nervt es wenn ich mich über das negative an einem Tag "beschwere" aber besonders mit den Schwangerschaftswehwehchen ist das einfach, wenn er mich nicht fragt wie mein Tag war hört er nur das negative. Ab und zu haut er selbst rein, wenn er nicht sieht was ich an einem Tag zu Hause gemacht habe fragt er ob ich überhaut was gemacht habe obwohl ich mich ja über die (wenigen) Dinge freuen soll und die sehen soll. Aber ist natürlich schwer sich zu freuen wenn man nur 1 Wäsche gemacht hat (die ja heutzutage die Maschine wäscht) und viell 1 Treppe gesaugt/gefegt hat...

Vielleicht muss man sich freuen das man alles "richtig" gemacht hat das das MRT gut war und man zumindest bei 1 Krankheit einen Fortschritt /Konstante erreicht hat und sich ggf. separat über neue Befunde ärgert?! Ich bin ja noch nicht im Alter wo man dann Spiegelungen hat oder Bluthochdruck oder so (sehe ich ja an meiner Mom)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 05. Juni 2014, 00:03:40
Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Worte, insbesondere auch an Igelchen, die mir per PN ihr Verständnis rüberbrachte.
Ich habe zwar kein einziges dieser Probleme lösen können, weil es ja an den Ärzten bzw. Sachbearbeitern liegt und ich einfach nicht andauernd nur nerven will.

Dafür darf ich jetzt wieder Sport machen, das tut ganz gut, da haben die Trainer/innen Verständnis und die anderen Frauen sind da und das ist gut. Auch anstrengend, aber so soll es ja sein.

Der Garten hat mich auch wieder, nur dass ich mir vorkomme, als hätte ich fünfzig Sportplatzrunden zu laufen und alle anderen sind schon zwanzig Runden weiter.  ...  soll heißen, ich muss aufpassen, dass ich genug Pausen mache. Aber ich lerne das ...  Nach und nach sehe ich auch einiges, was ich geschafft habe und freue mich wieder über jede Blume, die von allein wächst, und über die Rosen, die gerade vor dem Küchenfenster wie bei Schneeweißchen und Rosenrot blühen.

Die Sachen, wo ich von Anderen abhängig bin, habe ich zunächst wieder verdrängt, verschoben.
Ich werde ganz bestimmt morgen beim Gyn. einen Termin machen. Und dann werde ich ihn bitten, den NC-Bericht auf seine Frage auf der Überweisung anzufordern.
Und am Freitag bin ich immer zum Vorlesen im Seniorenheim, wo auch die Neurologin ihre Praxis, aber freitags keine Sprechstunde, hat. Sie ist aber oft da. Ich werd mal per Mail nachfragen, ob sie da ist, wegen des EEG-Befundes und vielleicht kann sie den üblichen NC-Bericht anfordern.
Und die KK habe ich angerufen, die Mail per Kontaktformular ist verschollen, aber die Frau am Telefon will sich unbedingt selbst kümmern, das ist schön!

Nee, Enie, Angst habe ich eher nicht. Ich würde mich ja über Befunde ganz gern auch ärgern, wenn ich sie nur bekäme! Das Fehlen der Befunde macht mich ärgerlich und wenn ich versuche, es irgendwie zu erklären, kommt der Rat, ob ich nicht drauf verzichten kann. Das denke ich auch schon, aber das ist im Moment eben gerade nicht angebracht, weil ich die Befunde jetzt tatsächlich für den Gyn. brauche, nicht nur, um mich darüber zu freuen oder zu ärgern. Und das verwirrt mich, weil ich meine, dass ich ein Recht auf die Berichte habe, aber durch diese Ignoration in mir langsam das Gefühl aufsteigt, dass ich aus der Nachsorge rausfallen soll. (Was sicher nicht so ist, aber was soll ich denn denken? Dass der arme Arzt so überfordert ist? Mag ja sein, aber ich habe meinen Job auch immer vollständig Plus erledigt, da sollte er es auch bitte vollständig tun, ohne Plus.)

Um die soziale Geschichte wegen der Sehverschlechterung kümmere ich mich in zehn Tagen, dann ist die Hoffnung erzeugende Ankündigung genau ein Jahr her und ich bin in dieser Zeit meiner Mitwirkungspflicht aber sowas von ... nachgekommen ... mit drei mal Plus.

Am Pfingstsonnabend haben wir im Garten meiner Eltern und meines Bruders, wo wir alle aufgewachsen sind, ein großes Familientreffen mit lauter kleinen Kindern, acht mittlerweile im Alter von 12 bis 1,5. Die Nummer 9, mein 9/10tel Enkel wird es sich in München im Bauch meiner Tochter gemütlich machen.

Danke nochmal an Euch.
Eure KaSy


 
 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 06. Juni 2014, 00:44:20
Tja, ein Anruf beim Gyn und schon bricht das ganze emotionale Kartenhaus zusammen ...

"Raumforderung" - das ist das passende Wort für die Probleme, die meine Psyche und meine Zeit voll belegen.

Ich kann nicht mehr.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 06. Juni 2014, 01:01:27
Och, Mensch, KaSy!

Was ist passiert ???

Lass dich drücken!

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 06. Juni 2014, 01:25:34
Liebe KaSy,

wie kann ich Dir helfen?

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: schwede am 06. Juni 2014, 18:43:08
Ach Mensch Kasy,

Wir können wir Helfen ???

Du bist wieder mal ganz am Boden, das das schmerz .  :(

LG Schwede
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 16. Juni 2014, 15:19:45
Liebe Leute,

es tut mir sehr Leid, wenn das im meinem Beitrag:

Tja, ein Anruf beim Gyn und schon bricht das ganze emotionale Kartenhaus zusammen ...
"Raumforderung" - das ist das passende Wort für die Probleme, die meine Psyche und meine Zeit voll belegen.
Ich kann nicht mehr.

verwendete Wort "Raumforderung" als Tumor gedeutet wurde. Es betraf tatsächlich "nur" die schreckliche Situation, die meinem Leben jede Menge Zeit klaut und die ich am 2. Juni 2014 beschrieben habe:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6332.msg649070.html#msg649070

Das "Ich kann nicht mehr." ist nach einem kurzzeitigen, schwer erarbeitetem Mini-Hoch immerhin einer Hoch-Tief-Sinus-Kurve gewichen, bei der die Verdrängungstaktik "wunderbar" funktioniert ...

Ich halte mich an Hörbüchern, Enkeln, Schwatzen mit Freundinnen u.ä. hoch, habe eine Antidepri-Tablette nach etwa drei Monate Pause (weil es mirgut ging) wieder genommen, freue mich auf meine kurz vor der Entbindung stehende Tochter, die ich in einer Woche besuchen werde. Aber nachts oder sonstwann drängeln sich die beknackten Gedanken heulend hervor, die blöde Psyche lässt mir auch körperlich kaum Kraft, ich habe ständig das Gefühl der Überforderung, kann mich kaum auf etwas konzentrieren, bekämpfe aggressive Gefühle und Reaktionen mit viel Mühe, schlafe vor Erschöpfung ...

Aber es ist keine organische Raumforderung!

(Vielleicht würde ich die leichter ertragen, weil es dafür immerhin Lösungswege gibt ... Meine Güte, ist das "schizophren" !)

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 16. Juni 2014, 19:55:56
Liebe KaSy,

deinen Begriff "Raumforderung" habe ich schon richtig verstanden.
Leide ich derzeit ja neben einer körperlichen auch unter solch einer "raumfordernden" Situation.

Die Unsensibilität mancher Sachberarbeiter/innen kann einen schon zur Verzweiflung bringen.

Das erfahre ich gerade selbst in eigener Sache. Die Angestellten in diversen Ämtern, Kliniken, Praxen funktionieren teilweise wie Automaten.

Selbst heute. Ich war heute Morgen in einer Klinik und mache mich für eine OP fertig, als mein Handy klingelt und eine Sachbearbeiterin des ÄD der AfA dran ist. Ich sage, dass ich in den OP muss und sie: "Sie haben um Rückruf gebeten und ich will ihnen nur kurz sagen, dass ...." Sie hörte nicht auf.
Als wenn mich diese Info gerade in diesem Moment interessierte. Ich meine, sie interessierte mich schon, nur hätte ich etwas Empathie in der momentanen Situation mir gegenüber erwartet.
Dafür werden solche Sachbearbeiter nicht bezahlt. (Obwohl - für was werden die bezahlt?)

Du hast dir gute Beschäftigung gesucht. Richtig so.
Und nun ab zur werdenden Mama. Da kommst du erst recht auf andere Gedanken. :-*

Was sagt dein Psychodoc dazu wie es dir geht?

LG krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 16. Juni 2014, 22:17:59
huhu,

na dann bin ich wohl die 3. im bunde der es ebenso mit der ausgebreiteten übersicheinherziehenden "raumforderung"  ;D ;D

ehj ich ganze quadratkilomertergroße raumforderungen z.z.

liebe kasy, liebe krimi ich weis wovo ihr sprecht (spricht?? äh, z.z. ist es mit deutsch auch nicht weit her).

war recht wenig hier, weil sogar das forum dadurch verdrängt wurde/wird ;D

ich habe es nur gelesen, dass es zum missverständnis gekommen ist und meine wenn ich euch viele liebe grüße und verständnis (eigene erfahrungne) schreibe, dann fühlt ihr euch en stückle besser / gut ...da hammers schon wieder wie drück ich es so aus dass es passend klingt ? weil gut ist bei einer rf-phase oft nicht zu merken bzw man denk leichter geschrieben als dass es einem wirklich nützen kann. ein stückle kommt an und ist im nächsten schon wieder weggedrückt worden (so empfinde ich das, und der ein oder andere kann sich da hinenverstehen).

ich bin z.z. eine permanent raumforderungs-igelchen und ist es dann mal gerade ruhig merk ich das noch nicht einmal weil ich ausgelaugt rumliege und eh ich mich versehe drängelt sich mir erneut was entgegen.

in 3 wochen gehts in den urlaub auf den ich mich seit letztem jahr freue..........freuen sollte und da liegt der hund begraben (also nicht in echt ;D ;D)....

genau wie dir krimi, die ämter, sachbearbeiter..oft ohne worte. wären wir alle ok, dann würd uns das nicht umhauen, da könnten wir dagegenhalten, aber an vieliel enden müssen wir noch kämpfen.............und dann einfach übergangen zu werden am telefon ohne jegliche rücksicht............

also liebe leutles, manches geschriebene wort ist nicht immer das was man denkt, wenn man denkt das es so oder so oder..............oft gibt es zwei oder mehrere bedeutungen im zusammenhang. da bin ich übrigens auch spezialist drin in was schreiben und es war doch gar nicht so gedacht usw.............. ;D

und krieg ich panik und denk oh je was ist los, dann frag ich in einer pn nach ob es um dieses oder jenes geht.

die woche hat gerade angefangen, und ich fühl mich als ob ich seit nem jahr nicht mehr geschalfen hab usw......................

tschüßi und allen immer nur gutes :) :) :)

igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 17. Juni 2014, 19:00:36
Hallo,

und ich glaubte tatsächlich, dass Du KaSy dieses Wort "Raumforderung" so gemeint hast, wie es als Begriff in der Medizin vorgesehen ist. Es war ein Missverständnis...zum Glück. Du hast bei mir damit Alarmglocken und Aufmerksamkeit hervorgerufen.
Es ist leider eine Tatsache, dass es nach meinem Empfinden mehr empathie- und taktlose Menschen gibt als solche, die Rücksicht nehmen. Mir kommt es oft so vor, als ob ich mich entschuldigen müsste für die Oberflächlichkeit und Fehler anderer. Doch bevor mich solche Erfahrungen an den Rande der Verzweiflung bringen, sage ich mir, dass diese Leute und diese Ereignisse es nicht wert sind, mir meinen Tag, meine Woche oder einen noch längeren Zeitraum zu verderben. Denn während man vielleicht selber grübelt und grübelt, dreht sich das Hamsterrädchen weiter und weiter...


Nun mal weiter: ich bin ratlos, wer oder was Dich aus diesem Dilemma rausholen könnte. Du hast Familie, Enkelkinder,
lebst doch in einer netten Umgebung, siehst die Natur, liest ehrenamtlich vor, führst doch -wenn ich mich richtig erinnere - auch psychotherapeutische Gespräche, wirst hier von vielen Mitgliedern gelesen und sicher von einigen besonders engen Kontakten moralisch unterstützt. Wenn das alles nicht zur Verbesserung beiträgt, was soll dann werden? Ich glaube, nur Du allein hast Reserven in Dir, die Du mobilisieren musst. Du allein kannst Dich aus diesem Sumpf ziehen. Was es bedarf, um letztendlich den Impuls zu geben, kann ich leider auch nicht sagen.

Gruß
Bluebird

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. Juni 2014, 00:31:13
Ich mach das schon einigermaßen offensiv.
Also, ich verkrieche mich nicht.

Meine Neurologin hat mich nach der offiziellen Sprechzeit zu sich gebeten und hat sich für mich über eine Stunde Zeit genommen. Sie sah mir die "Katastrophe" auch an und wir versuchen zusätzlich einen medikamentösen Lösungsweg.

Ich war heute mit drei Freundinnen zum Eröffnungskonzert des Rosenfestes, das jährlich ein dreitägiges wunderschönes Fest in unsererm Ort ist. In der Kirche trat ein mitreißender Gospelchor auf. Wobei ich "mitreißend" nur weiß, weil ich ihn auch im Vorjahr erlebt habe, als er auch mich enorm begeisterte und "mitriss". Diesmal wollte ich beinahe rausgehen, weil es mir so schwer fiel, diese Freude mit zu empfinden, den Rhythmus in mich hinein- und wieder heraus zu lassen. Ich bin nicht rausgegangen, aber es hat Kraft gekostet.

Ich bin ein paar Mal durch die Festmeile gegangen, mit und ohne Freundinnen und habe das getan, was ich mir vorgenommen hatte, ohne mich vor meinen eigenen Wünschen zu drücken. Also ist es gut.

Aber (noch) nicht besser.

Ich versuche jetzt, Ruhe zu finden.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 24. Juni 2014, 21:25:14
Meine Neurologin war sehr froh, dass ich mir eine Auszeit nehme und vor allem eine so schöne bei meiner Tochter in deren gerade ausgeräumter Wohnung.
Die 600 km bis München habe ich am Montag (23.6.14) mit 5 Pausen und einer Stunde Stop-and-stop-and-slowgo gut geschafft.
Über Nacht fingen bei meiner "Kleinen" die Wehen an und die Abstände wurden über den Tag nach und nach kürzer. Als ihr Freund von der Arbeit kam, bereiteten sich die Beiden langsam vor, in die Klinik zu fahren und ich habe "das Feld geräumt".
... und warte auf den Anruf.
... und genieße die Ruhe, die meine Stimmung bessern soll.
Liebe Grüße
Eure KaSy


Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 24. Juni 2014, 22:25:36
Liebe KaSy,

du hast alles gut gemacht - die Auszeit, die Fahrt und das "Räumen des Feldes".  ;)

Alles Gute dir und den werdenden Eltern!

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 25. Juni 2014, 00:36:53
Liebe KaSy,

genieße Deine Auszeit und alles Gute Dir und Deiner Familie.

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 26. Juni 2014, 23:04:15
 :D Das Baby ist da. :D
Und ich tue mich schwer mit dem Glücklichsein.
Andere können sich so locker leicht freuen, wieso ich nicht?
Also, natürlich freue ich mich und bin auch glücklich.
Aber ich brauche die Ruhe.
Die beiden Eltern schaffen es allein. Obwohl so kurz nach ihrem Umzug die Vorbereitungen für das kleine Wesen noch nicht perfekt sind, aber sie nehmen den Winzling als ein Wunder wahr, der all ihrer Fürsorge bedarf! Und das ist gut. 
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 26. Juni 2014, 23:54:43
Liebe KaSy-Omi,  :-*

herzliche Glückwünsche von mir.

Du bist auf deine Weise glücklich und das ist auch gut so.
Du bist nicht die anderen.

Die neue Wohnung ist noch nicht perfekt - oh man, das Baby wird es nicht bemerken!
Aber es selbst ist perfekt - alles ist dran, an dem kleinen Wunder Mensch!

Ich freue mich mit dir und den frischgebackenen Eltern.

krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 27. Juni 2014, 10:55:53
hallo oma kasy :) :) :) (du weist wie ichs meine gell!)

die erde hat einen sonnenstrahl mehr bekkommen, bereichert das glückliche elternpaar und du darfst dich wie krimi schon gesagt hat ganz auf deine weise freuen.

es wird immer unterschiedliche arten der freude geben und mach dir keinen sorgen  das du es gerade so empfindest weil im gleichen atemzug hast du es doch schon richtig beschrieben : du freust dich!!!!

das drumrum ergiebt sich für die eltern, es ist aus meiner seite unwichtig, solange sie nicht mit wollsocken und heizdecke in einem zimmerchen verbringen müssen weil im winter immer noch nicht alles " perfekt" wäre  ;D ;D ;D

 :-* lass dich umarmen liebe kasy und bleib weiter auf dem weg zu dir, den du als gut und richtig mit sicherheit finden wirst!

Mit besten wünschen an den neuen erdenbürger, den glücklichen eltern und natürlich an dich!! :)
<a href="http://www.smilies.4-user.de"><img src="http://www.smilies.4-user.de/include/Babys/smilie_baby_144.gif" border="0" /></a>
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 30. Juni 2014, 00:31:12
Nachträgliches Vorwort:
Entschuldigt bitte, der Text ist sehr lang und ihr müsst ihn nicht lesen, aber ich musste ihn mir von der Seele schreiben.


Ich weiß gar nicht wie ich es schreiben soll.
Seit zehn Jahren ist meine Tochter, die nun Mama geworden ist, in München.
Während wir uns zuvor wie Freundinnen verstanden haben, das dachte ich jedenfalls, weil wir so viele schöne Sachen gemeinsam gemacht haben und großen Spaß dabei hatten und auch über alles oder fast alles (?) miteinander reden konnten, ja, also in dieser Zeit wurde sie so anders.
Meine Söhne, ihre älteren Brüder, die in meiner Nähe wohnen, bemerkten es auch.
So nahm ich es zwar sehr schwer, schob es auf die weite Entfernung, das völlig andere Bundesland, die plötzliche völlige Selbstständigkeit, für die wir sie hier alle bewunderten.

Immer wieder brachte sie mich mit ihrer belehrenden, Unmengen von Sätzen für ein und das Gleiche, ihrer abweisenden Art zum Weinen.

Warum nur war sie so geworden?

Am Telefon verstanden wir uns meist prima, dachte ich. Schwatzten eine Stunde oder mehr. Und diese Gespräche, die mir das Gefühl gaben, es wäre alles gut, hat sie so ganz anders empfunden. Immer hätte nur ich geredet. Wenn sie etwas sagen wollte, hätte ich auf einmal keine Zeit oder Lust mehr gehabt. Wie kann man die gleichen Gespräche derart unterschiedlich empfinden?


Und dann erfahre ich von ihr, dass ihre Kindheit von meinen Ausrastern durch die psychischen Belastungen durch die HT- und Augen-OP bestimmt war. Sie hätte immer wieder Angst gehabt, wenn ich weinend fortlief, nachdem ich irgendeine Sache erzieherisch sehr deutlich klarzustellen versuchte, natürlich auf Widerstand stieß, irgendwann deutlicher wurde, laut, schrie ... und weglief, um meine Kinder vor mir zu schützen. Sie sagte, sie sei eigentlich nie gemeint gewesen, aber die Jungs hätte sie zu mir geschickt, um mich zu trösten. Und sie hätten einander und sich unter Druck gesetzt, alles richtig zu machen, alles schön zu machen, aufzuräumen, den Tisch zu decken oder abzuräumen, damit ich nicht weine, damit es mir gut geht. Panisch nannte sie die Reaktionen der Jungs, denen sie sich unterworfen fühlte.

Das Seltsame daran ist die Überbetonung jener Situationen auf die gesamte Kindheit.

Es stimmt, dass ich in einer gewissen Phase des öfteren derartige Ausraster mit verweifeltem Weinen danach hatte.
Und es stimmt, dass ich es den Kindern nicht erklärt habe.
Hätten sie fragen sollen, warum ich so bin?
Hätte ich nicht von allein drauf kommen sollen, es ihnen zu erklären?
Ich kam gar nicht auf den Gedanken, es zu tun.
Und sie kamen - denke ich - auch nicht auf den Gedanken, MICH zu fragen.

Aber sie haben gefragt.
Oma und Opa, also meine Eltern.
Sie haben ihnen gesagt, das wäre die Krankheit und sie sollten mich schonen.
Auch meine Eltern schonten mich. Sie halfen mir, wo sie konnten, mitunter war es mir zu viel oder zum falschen Zeitpunkt. Aber die Hilfe im Garten und so war gut, auch wenn ich mit ihrem zunehmendem Alter nicht wollte, dass sie sich meinetwegen so sehr belasten, überlasten.

Schonen und im Garten helfen. Den Kindern sagen, sie sollen mich schonen. Ich kann es ihnen nicht vorwerfen. Sie taten es so wie sie es wussten und konnten. Damals wusste ich noch nicht, wie sehr Angehörige sich in die Krankheitsbekämpfung und -bewältigung einbringen.

Das hatte ich fast nie erlebt. Ja, natürlich, bei Bedarf wurde ich zum Krankenhaus gefahren.

Aber sonst? Ich habe ja immer alles allein gewollt und auch allein geschafft.
Es gab aber auch Situationen, wo ich aktive, direkte Hilfe dringend gebraucht hätte und nicht (Entschuldigt, Mama und Papa.) nur verständnisvolles Zuhören.

Besonders als es um die abgelehnte AHB nach der Doppel-HT-OP und anschließenden 6-wöchigen Bestrahlung ging und ich mich völlig fertig gemacht habe.

Am wohlsten habe ich mich immer dort gefühlt, wo nicht bekannt war, dass ich Hirntumoren habe. Das fühlte ich so stark, als ich in der VHS einen Astronomiekurs besuchte. Dort war ich normal.
Und immer bei den Kindern, die keinen Unterschied machen. Das tat mir gut.


Es holt mich so sehr schrecklich ein, dass ich von außen einen Schutzmantel umgehängt bekam – von meinen Eltern.
Es ist für mich so schrecklich, dass ich nach jahrelangen Zweifeln an der Richtigkeit oder Angemessenheit meines Umgangs mit den Kindern endlich irgendwann – von einer Leipziger Freundin – gesagt bekam, wie stolz ich darauf sein kann, die drei Kinder allein so gut erzogen zu haben – und nun soll sich das alles, wofür ich gearbeitet, gekämpft, auch gelitten habe, in Angst und Panik der Kinder umwandeln, die ihre arme kranke Mutter schonen wollten? Die Angst davor hatten, ihre Mutter zu verletzen oder dass sie sich etwas antut?

Aber sind doch alle einen wirklich guten Weg ins Leben gegangen. Sie haben doch nicht ihre Partner gesucht und ihre Kinder bekommen, um mir zu gefallen!

Und dann noch. Als meine psychischen Probleme begannen zu derartigen Ausrastern zu werden, waren meine Kinder 15, 17 und 19 Jahre alt. Da waren sie doch im engeren Sinn keine Kinder mehr.
Ich war nicht andauernd so, aber ich weiß, wie leicht ich aggressiv wurde. Ich habe es auch nicht lange zugelassen, ich war doch auf mich selbst wütend und wusste, dass ich Hilfe brauchte. Bloß, die verschiedenen Medis des ersten Neurologen-Psychotherapeuten-Psychiaters wirkten nicht gut und eine richtige Psychotherapie konnte ich erst beginnen, als die Jungs schon die Schule beendet und beim Studium waren. Da war ich mit meiner „Kleinen“ allein zu Hause und ich habe diese Zeit als eine besonders schöne in Erinnerung. Hatte ich da noch diese Ausraster? Oder erst – das weiß ich – als sie bereits seit wenigen Jahren in München war, aber durch ihr Verhalten ausgelöst. 


Ich habe meine Tochter, als sie von dieser Angst sprach, die ihre Kindheit prägte, gefragt, warum sie nicht zu einem Psychotherapeuten gegangen sei. Doch, das wäre sie, zweimal hätte sie 25 Termine wahrgenommen. Sie sprach jedoch nicht gut von dem Therapeuten.


Irgendwie begann mir erst nach dieser Offenlegung, ein wenig davon klar zu werden, wieso sie meint, ihre gesamte Kindheit sei von meinen Ausrastern geprägt gewesen. Und auch, wieso sie meint, ich hätte Telefongespräche abgebrochen, weil ich keine Lust zum Zuhören gehabt hätte. Erst da erinnerte ich mich wieder, dass ich das in den Situationen gesagt habe, als sie am Telefon von „meinen Problemen in der Kindheit“ und „jeder hat Leichen im Keller“ und ich solle sie suchen und so ... gesprochen hatte und ich es tatsächlich nicht hören wollte. Da war ich längst bei meinem Psychotherapeuten, den ich als sehr gut empfinde, zu dem ich Vertrauen habe. Er geht davon aus, dass es in den meisten Fällen nichts bringt, Probleme aus der Kindheit auszugraben. Das ist vorbei und es geht darum, mit dem jetzigen Leben klarzukommen, das womöglich durch Erlebnisse in der Kindheit geändert wurde. Aber man kann das Leben nicht zurück ändern, sondern man muss es annehmen und es leben.

Meine Tochter scheint an jemanden geraten zu sein, der es richtig fand, ihre in ihrer (eigentlich nicht mehr) Kindheit entstandenen Ängste auszugraben, um ihr die Ursache für ihre Ängste zu verdeutlichen. Sicher, dass sie diese Ängste hat, das glaube ich. Aber wenn sie den für sie schweren Weg zum Psychotherapeuten gegangen ist, so hat er ihr jedenfalls nicht geholfen, mit diesen Ängsten auch klarzukommen. Man kann doch seine Patientin nicht mit ausgegrabenen Angstursachen nach Hause schicken. Nun ist ihre Erinnerung an ihre Kindheit, die eine sehr schöne war, völlig überschattet von den relativ wenigen schlimmen Erlebnissen durch mich. Die ich aber hundertfach gut gemacht habe.

Ich muss ihr ihre Erinnerung an ihre Kindheit wiedergeben, an die vielen schönen Dinge, Erlebnisse.

Oder muss ich es nicht?

Vielleicht ist gerade die Geburt ihres kleinen Söhnchens der geeignete Ausgangspunkt, im Zusammenhang mit seiner Entwicklung auch ihre Kindheit wieder in ein gutes und schönes Licht zu rücken.
Immer mal wieder.
Sie ist nach dreieinhalb Tagen schon eine richtig gute Mami. Faszinierend!



Und doch bleibt für mich:  Was macht diese Krankheit aus uns und mit uns und durch andere?!

KaSy 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 30. Juni 2014, 08:14:10
Die Zweifel einer Mutter...

Hallo KaSy,

ich kann die Kindheit und Jugend Deiner Kinder nicht beurteilen, ich kann Dich als Mutter nicht beurteilen, ich weiß nicht, ob man eine gute Mutter war, bloß weil die Kinder gute Berufe gelernt, Partner gefunden und selbst Kinder bekommen haben. Und ich weiß nicht, ob es an einem Psychotherapeuten liegt, dass Deine Tochter ihre ganze Kindheit als von Deinen Ausrastern geprägt empfindet. Oder ob das ihr ganz eigenes Empfinden ist, das nicht von Außenstehenden beeinflusst wurde.

Meine Kindheit war geprägt von Gewalt und Lieblosigkeit, das Verhältnis zu meinen Eltern ist mehr als gestört. Meine Kindheit hat mich geprägt und tut es immer noch und ich bin heute Mitte 40. Trotzdem habe ich einen guten Beruf gelernt (auch wenn meine Eltern dafür gesorgt haben, dass ich meinen Traumberuf nicht lernen konnte), ich habe einen tollen Mann geheiratet und meinen Sohn bekommen. Das lag aber garantiert nicht an meinen Eltern!

Als meine Kopfschmerzen begannen und immer unerträglicher wurden, war mein Sohn drei Jahre alt. Als der Tumor entdeckt und ich operiert wurde, war er vier Jahre alt. Jetzt ist er fast neun und ich weiß, dass ich ihm nicht die Mutter bin, die ich ihm gern sein würde. Das liegt an meiner kaum noch vorhandenen Belastbarkeit. Natürlich versuche ich, dass er so normal wie möglich aufwachsen kann, aber seine Kindheit verläuft anders, als wenn ich gesund wäre. Und manchmal, wenn ich kaum noch kann, dann reagiere ich viel gereizter und ungeduldiger und genervter als ich es sonst mache. Und manchmal weine ich dann auch, selten, aber es kommt vor. Und ich weiß, wie unglaublich schrecklich es für meinen Sohn ist, mich weinen zu sehen.

Habe ich wegen all dem ein schlechtes Gewissen? Ja, das habe ich. Und ich versuche täglich, an mir zu arbeiten. Und ich erkläre es meinem Sohn auch, rede mit ihm darüber. Und ich glaube, dass das für ihn sehr wichtig ist. In einer perfekten Welt hätte mein Sohn zwei gesunde Elternteile. In einer perfekten Welt, würden weder Kinder noch Eltern krank werden. Aber wir wissen alle, die Welt ist nicht perfekt.

Kinder sind unglaublich sensibel, Kinder haben die feinsten Antennen. Und mit 15 Jahren steckte Deine Tochter mitten in der Pupertät und eigentlich hätte sie die "Ausraster" haben müssen. Vielleicht hatte sie die ja auch, wie gesagt, das kann ich nicht beurteilen.

Die Mutter einer früheren Freundin hatte ein Herzmuskelentzündung, an der sie fast gestoben wäre, da waren ihre Töchter so um die zehn Jahre alt. Meine Freundin hat mir oft erzählt, dass sie und ihre Schwester fortan mit dem Satz: "Schont Eure Mutter, denkt an ihr Herz!" leben mussten und wie sehr sie das belastet hat.

Ich bin mir sicher, KaSy, dass Du Dein Bestes gegeben und trotz Deiner Erkrankungen immer versucht hast, Deinen Kindern eine gute Mutter zu sein. Es ist normal, dass Deine Kinder Eure Situation anders beurteilen als Du. Hier geht es nicht um Schuldzuweisungen. Und natürlich kann man rückwirkend z.B. die Kindheit nicht mehr ändern. Trotzdem finde ich es wichtig, dass sie aufgearbeitet wird. Keine Ahnung, ob Deine Tochter das mit ihrem Psychotherapeuten gemacht hat, ich kann mir aber vorstellen, dass es Deiner Tochter sehr wichtig war, darüber zu sprechen.

Niemand hat Schuld. Es ist schlimm, was Dir alles passiert ist, es ist schlimm, dass es sich auf Deine Kinder ausgewirkt hat. Aber Du hast daran keine Schuld. Ich habe Dir einfach meine Gedanken und Überlegungen dazu geschrieben. Es ist ein Thema, das mich als Mutter oft beschäftigt. Ich hoffe, Du verstehst, was ich zum Ausdruck bringen wollte.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 30. Juni 2014, 08:54:09
Liebe Tina, vielen Dank!
Ich weiß, was Du zum Ausdruck bringen willst.
Das Leben ist wohl so.
Und manchmal darf man es hassen, weil man nicht nur selbst betroffen ist.
Ich wollte immer meine Umgebung davor schützen, und sie wollten mich schützen. Das Reden und Fragen fehlte von beiden Seiten. Man kann es nicht rückgängig machen. Man muss es leben. Jeder von uns.
Und es geht immer weiter, denn eigentlich ist das Leben doch sehr schön, immer wieder.

Ich durfte den kleinen "Buben" schon bald nach seiner Geburt sehen, streicheln, beim Stillen helfen, hochheben fürs Bäuerchen und zum Beruhigen, ich durfte den Griff zeigen, wie man ihn auf dem Bauch hält und ihn wickeln. Gestern durfte der Kleine wie ein Prinz in der (UV-)Sonne liegen - herrlicher Anblick, vor allem, weil er nur die Stoff-"Sonnenbrille" und das Windelhöschen anhatte und wir ihn ausführlich betrachten konnten. Heute gehts nach Hause und ich kaufe vorher den DM leer, bis die Gutscheine alle sind.

Danke und ich denke, wir werden das schon hinbekommen.
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 30. Juni 2014, 10:04:49
Liebe KaSy,

wir als Mutter oder Eltern sind bemüht das Richtige für unsere Kinder zu tun und gehen davon aus, dass es auch so ist. Aber oft zeigen nachträgliche Reaktionen unserer Kinder, dass es nicht so war.

Ich kann die Panik, das Gefühl von Hilflosigkeit deiner Tochter verstehen. Deine Söhne sind scheinbar von Anfang an anders mit deiner Krankheit und allen Begleiterscheinungen umgegangen. (Mein Sohn geht bei mir damit auch anders um als meine Tochter.)

Dieses Gefühl von Hilflosigkeit habe ich an mir selbst erfahren, als meine Tochter psychisch erkrankte. Als ich nach den unbemerkten Anfängen der Krankheit ihr helfen wollte, sie Hilfe aber nicht akzeptieren wollte. Sodass ich auch weinte, laut wurde oder weglief. Das Zeichen von Überforderung, ob wohl erwachsen und Mutter, bei mir bemerkte und verzweifelte. Einige Jahre hat es gebraucht bis wir es hinbekommen haben.

In der Zwischenzeit bin ich selbst erkrankt. Die psychische Erkrankung meiner Tochter und meine körperlichen Erkrankungen laufen seit 4 Jahren parallel, mit schlimmen Episoden ihrer- und meinerseits.

„… Hätten sie fragen sollen, warum ich so bin? …“, schreibst du. – Sie fragen nicht. Sie sind erschrocken die Mutter so zu sehen. Dann erhalten sie etwas Aufklärung durch die Großeltern und den Hinweis Mama zu schonen. Überforderung pur für Kinder in der Pubertät, auch wenn sie in diesem Alter meinen alles Wissen der Welt zu haben. Sie haben Angst.

Meine Tochter hat heute Angst wegen mir und spricht darüber zum Glück mit ihrem Partner. Und spricht mit mir darüber. Auch sie sagt heute noch manchmal, dass ihr mein ausrasten damals Angst gemacht hat. Nach dem Ausbruch meiner Krankheiten und der Angst die sie nun auf einmal spürten, begannen sie jetzt Fragen zu stellen.

Und die Angst damals bei deiner Tochter überschattet die Dinge die schön waren und gut gelaufen sind.

Deine Tochter ist nun selbst Mama. Und mit aller Euphorie es perfekt machen zu wollen, wird sie erleben, dass das nicht geht. Sie wird mit der Zeit dann endlich verstehen lernen, dass Mütter an Grenzen stoßen die sie selbst nicht aufgebaut haben und es auch nicht immer gelingt diese Grenzen zu überwinden.

Du hast Recht, wir können die Vergangenheit nicht rückwärts bewältigen. Du schreibst: „Ich muss ihr ihre Erinnerung an ihre Kindheit wiedergeben, an die vielen schönen Dinge, Erlebnisse.

Oder muss ich es nicht?

Vielleicht ist gerade die Geburt ihres kleinen Söhnchens der geeignete Ausgangspunkt, im Zusammenhang mit seiner Entwicklung auch ihre Kindheit wieder in ein gutes und schönes Licht zu rücken.
Immer mal wieder.“

Ich denke, du musst mit ihr nicht Vergleiche zu ihrer Kindheit ziehen. Das wird sie von ganz allein machen. Während sie ihr Kindchen genießt und aufwachsen sieht, werden ihr Erlebnisse, Erinnerungen ihrer Kindheit  in den Sinn kommen und sie wird selbst entsprechende Vergleiche ziehen oder Ähnlichkeiten entdecken.
Und du wirst bei Besuchen Ähnlichkeiten zwischen deiner Tochter und ihrem Kind feststellen, so wie du bereits Ähnlichkeiten zwischen dir und deiner Tochter festgestellt hast.
Und vielleicht wird sie in der Zukunft die Fragen stellen, die sie damals nicht stellen konnte.

Deine Frage „Und doch bleibt für mich:  Was macht diese Krankheit aus uns und mit uns und durch andere?!“ möchte ich ergänzen „Was macht die Krankheit … und mit unserer Familie?“

Vielen Dank für deinen ehrlichen Bericht, der vielen hier helfen kann.
Außerdem hat mir dein Bericht eine Frage beantwortet, die ich dir vor Monaten einmal gestellt hatte.

Ich wünsche dir alles Gute und schicke dir eine liebe Umarmung.
krimi


Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 01. Juli 2014, 11:08:18
Guten Morgen,

sich von Herzen unbeschwert freuen, geht das, wenn man so viele schwere Päckchen zu tragen hatte oder noch mit sich rumträgt? Ich kann nur für mich sprechen und denke, das funktioniert nur noch begrenzt. Schuld daran trägt niemand. Das Leben ist kein Zuckerschlecken für Dich KaSy, die Krankheiten raubten Dir Energie und Zeit,  nahmen Raum ein, den Deine Kinder gerne für sich beansprucht hätten. Und vielleicht fühlt sich Deine Tochter noch heute manchmal ungut in Situationen, wo sie Freude empfindet, wo sie doch eigentlich in Sorge um Dich ist. Du wiederum fühlst Dich unwohl, nicht unbeschwert lachen zu können und hoffst, dass man nicht hinter Deine Maske blicken kann. Wir müssen lernen, dass beides im Leben parallel laufen kann und niemand ein schlechtes Gewissen haben muss.
Meine früheste Kindheit war geprägt von einem langen Klinikaufenthalt und ständigen Arztbesuchen und Therapien wegen der Behinderung. Später, nach einer eher unbeschwerten Zeit, überwiegen die Erinnerungen an die berufliche Unstetigkeit meines Vaters, seine Selbstständigkeit im Handel, seine Krankheiten, der Unfall verbunden mit finanziellen Engpässen. Dadurch und durch die Behinderung blieben mir seinerzeit berufliche Wege versperrt.  Auch ich nahm Rücksicht auf die Sorgen, die hauptsächlich meine Mutter quälten, nahm mich sehr zurück. Sie hat dann hauptsächlich an meiner viel jüngeren Schwester versucht, die schwere Zeit gut zu machen. Die war noch ein Kind, als unser Vater starb, wurde von sämtlichen Verwandten mit Geschenken und Geld überschüttet. Bei mir hieß es immer "Du verdienst ja schon gut." Dass ich es aber wegen der Behinderung ungleich schwerer im Leben habe, auch litt, wollte niemand anerkennen.  Mir ging es dabei nicht um Geschenke, sondern um liebe Worte, die fehlten. Als meine Schwester dann vor einigen Jahren schwer erkrankte und um ihr Leben kämpfte, ist meine Mutter fast zugrunde gegangen. Noch heute mit nahezu 79 Jahren, unterstützt sie sie und ihre beiden minderjährigen Kinder mit praktischer Hilfe, wo es nur geht. Vielleicht liegt es daran, dass ich immer stark wirken wollte und um Hilfe nur ungern bitte, dass es so ist, wie es ist. Meine Mutter versucht stets, meine Hirntumorerkrankung zu verdrängen, will darüber nicht reden. Und ich habe dabei vielleicht irrtümlich den Gedanken, dass meine Krankheit weniger schwer ins Gewicht fällt, weil ich nie wirklich gesund war.
Du siehst, Familienleben ist selten unkompliziert und manche Psychotherapeuten, die ein solches Gefühlschaos entwirren sollten, stiften noch mehr Verwirrung, Unzufriedenheit und Unfrieden.
Danke, dass wir hier alle mal die Karten offen legen konnten.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 01. Juli 2014, 23:16:06
Vielen lieben Dank!

Ich selbst hatte eine so schöne Kindheit in einer Familie mit zwei älteren Brüdern. Meine Eltern arbeiteten und kümmerten sich gut um uns. Sie ließen uns unsere Wege gehen, auch wenn es ihnen mitunter im Inneren wehtat. Mein Vater hatte berufsbedingt wenig Zeit für uns Kinder, aber wir fuhren an den Wochenenden in nahe, schöne Gegenden und verlebten wunderschöne Urlaube, die mein Papa organisierte.

Beide hielten die nach und nach wachsende Familie zusammen, bis heute. Es ist einfach perfekt.

Es gab auch keine wesentlichen Krankheiten in unserer Familie.

Und da tauche  ich auf, erst mit dem Weggehen meines Mannes zu einer anderen, der mich mit den drei Kindern allein ließ. Meine Eltern waren fürchterlich enttäuscht von ihm. Und ich - warum weiß ich nicht - schämte mich. Wollte es im Kollegium niemandem sagen. Versuchte, ihn zu halten, bei uns bei unseren drei Wunschkindern. Er war anderthalb Jahre mit der anderen gegangen und ich habe nichts mitbekommen! Und ich Dummchen versuchte ihn zu halten?! Da war und ist immer noch dieses Stück Liebe, diese Vertrautheit, dieses Vertrauen auch. Wir konnten ein halbes Jahr alle nicht mit ihm reden. Aber irgendwann ... Wer uns zusammen erlebte, drückte sich nur völlig verblüfft aus, wieso wir getrennt seien, wo wir doch so sehr harmonieren. Ich habe das nie verarbeitet.

Und dann, anderthalb Jahre danach, der Hirntumor. Für mich und für die Familie der nächste Schock.

Ich wollte alles für die Kinder richtig machen, ihnen eine schöne Welt bauen, so wie ich sie erleben durfte. Ich wollte keinen anderen Partner, der immer auch der "Vater" für die Kinder hätte sein sollen. Ich hatte als Lehrerin zu viel gesehen, wie es Kindern mit neuen Vätern gehen kann. Ich wollte es schaffen und ich bildete mir ein - und objektiv war es so - , dass ich es geschafft habe. Nach Jahren voller Zweifel, ob ich das schwierige "Ding" Erziehung irgendwie in die richtige Richtung bekomme, war ich viel später davon überzeugt, stolz darauf, glücklich, den Werdegang meiner selbstständigen Kinder in ihre wunderbaren Familien zu sehen und zu wissen: Das ist meine Leistung.

Aber was meine Krankheit und das Fehlen des Vaters mit der Psyche der Kinder gemacht hat, das war mir überhaupt nicht klar.

Ich dachte immer, ich hätte ihnen auch eine wunderschöne Kindheit gegeben.

Aber wenn ein Familienleben solche herben Einschnitte verkraften muss, dann kann es wohl keine perfekte Kindheit geben.
Ich habe unter diesen so schweren Bedingungen sehr viel geleistet, um ihnen ein gutes Leben vorzuleben und ein schönes Leben zu gestalten, und das erkennen sie an.

Welche enorme Macht die Psyche hat, habe ich eventuell schon früh erlebt, ohne dass es mir bewusst war. Das Fortgehen meines Mannes schnürte meine Psyche regelrecht ab, ohne dass ich mir der Tragweite dessen bewusst wurde. Erst lange nach dem ersten Hirntumor, nach dem zweiten und später erst irgendwann wurde mir klar, was die Psyche mit einem anstellen kann. Aber da war ich nicht in der Lage, das auch auf meine Kinder rückzuübertragen.
  
Ich hatte lange Angst, meinen mittleren Sohn an seinen Papa zu verlieren - was unsinnig war und nie eintrat. Und ich fürchtete um das Band zu meiner Tochter, das nach und nach brüchiger zu werden schien. Aber ich werde sie nicht verlieren. So wie sie mich auch nicht verlieren will, nie verlieren wollte.
Ist nicht die Angst, die Kinder um ihre Mutter haben, ein Zeichen ihrer Liebe zu ihr?

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 02. Juli 2014, 09:55:52
Liebe KaSy,

aber sicherlich lieben Deine Kinder Dich, ohne Zweifel. Die Erinnerung entwickelt ein Eigenleben, manche verklären sie, bei anderen überwiegen die negativen Zeiten. Die schlimmeren Zeiten reißen tiefe Wunden, Trauer, Wut, Angst -  die Narben bleiben. Der Vertrauensbruch Deines Ex-Mannes hat vieles in Dir kaputt gemacht. Du warst sich seiner Liebe sicher, Du lebtest in einer scheinbar perfekten Welt und hast nicht gemerkt, dass er längst in einer anderen Welt leben wollte. Solche oder ähnliche Einschnitte haben mich sehr skeptisch werden lassen gegenüber anderen Menschen. Vertrauensbrüche hat wohl fast jeder von uns irgendwann erfahren, und jeder reagiert darauf individuell, zieht seine Konsequenzen für die Zukunft daraus. Dass Du nach dem Verlust von Liebe und Vertrauen auch noch schwer erkranktest ohne Partner an Deiner Seite aber mit Kindern, die Dich forderten, ist ein weiterer Tiefpunkt, der Dich bis ans Lebensende prägen wird.
Für Eure Kinder war das ebenfalls nicht leicht zu verkraften. Aber...sie wurden geliebt, sie wurden umsorgt. Sie sind keine geschlagenen Kinder, keine Kinder, die niemand haben will. Sie sind Wunschkinder und aus Liebe entstanden. Daran solltet ihr Euch erinnern. Das Leben ist Veränderung. Eine positive Wendung ist immer möglich.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 02. Juli 2014, 10:07:00
Liebe KaSy,

du gewährst uns einen Einblick in deine Kindheit und einen Blick durchs Schlüsselloch in eine „perfekte“ Kindheit, die du so in Erinnerung hast.

Meine Schwiegereltern waren mit ihren Kindern ebenso umgegangen wie deine Eltern mit euch. Es schien perfekt – die Eltern verbringen die Zeit die ihnen im Alltag bleibt, mit ihren Kindern bei schönen Dingen, möchten ihnen schöne Erlebnisse machen.

Ich habe nicht solch eine behütete Kindheit verbringen können, das nur am Rand.
Was ich aber heute weiß ist, die Eltern unserer Generation waren Meister im verstecken von Problemen. Nie wurden Probleme vor den Kindern beredet, damit die Kinder nicht belastet werden und weil es andere nichts anging. Es wurde auch auf biegen und brechen zusammengehalten.

Nun kamst du und brachtest diese heile Welt zum wanken. Das was dir als perfekt vorgelebt wurde und was du als perfekt nach machen wolltest, war auf einmal nicht mehr perfekt weiter zu führen. Und doch schreibst du, dass du bei deinen Kindern alles perfekt hinbekommen hast.

Allein dieses Wort „perfekt“ stellt mir die Nackenhaare auf. Wir sind nicht perfekt. Wären wir das, dann würden wir keine Fehler machen und würden auch nicht krank.

Wir bemühen uns unsere Ehe gut zu führen, die Kinder gut zu erziehen. Läuft alles gut, dann haben wir u.a. Glück, dass es so gut gegangen ist.

Das Band zwischen Eltern und Kinder wird ein anderes. Es wird aber nicht unbedingt zerreißen, wenn wir als Eltern es geschafft haben, eine gute Grundlage zueinander zu legen.

Natürlich lieben die Kinder, deine und meine, die Eltern – beide Elternteile. Und sie haben Angst sie zu verlieren. Eltern ihre Kinder und Kinder ihre Eltern.

Letztes Jahr habe ich meine Tochter beinahe durch dieses S-Wort verloren. – ANGST!

Und vor einigen Wochen kam meine Tochter zu mir und fragte, wenn der Tumor bei mir bösartig war, warum ich keine Chemo erhalten habe, nur Strahlentherapie. Ich erklärte ihr, dass bei der seltenen Variante keine Chemo hilft, nur engmaschige Überwachung um schnell operieren oder bestrahlen zu können. Worauf sie sagte „Mama, wirst du engmaschig überwacht? Ich will dich noch nicht verlieren. Ich brauche meine Mama noch.“ – ANGST!

Wir, du und auch wir als Eltern haben unseren Teil, unser bestes getan – für unsere Kinder. Und sie lieben uns. Und sie haben noch mehr Angst um uns, weil wir krank sind.

Was die Psyche angeht, leben wir zum Glück jetzt in einer Zeit in der anerkannt wird, dass Kranke wie du und ich psychisch unterstützt werden müssen, ebenso die Familien.
Als du damals an dem ersten Hirntumor operiert wurdest, wurde von Seiten der Medizin kein Zusammenhang zwischen solch einer Erkrankung und der Psyche hergestellt. Jedenfalls nicht hier.

Du darfst zu Recht stolz sein – auf dich und was du geleistet hast und auf deine Kinder und was sie sich geschaffen haben. Sie haben die Grundlage die du gelegt hast aufgenommen und weiter darauf aufgebaut.

LG krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 02. Juli 2014, 11:15:50
Hallo KaSy,

es gibt keine perfekte Kindheit, weil es kein perfektes Leben gibt, egal in welchem Lebensabschnitt man gerade steckt, wie alt man ist. Mir geht es da ähnlich wie Krimi, mir stellen sich bei diesem Wort perfekt die Nackenhaare auf.

Ich erinnere mich an meine Kindheit, ich stelle mir die Kindheit meines Mannes vor, die ich nicht miterlebt habe, von der mir aber von verschiedenen Seiten berichtet wurde, ich sehe die Kindheit meines Kindes, keine war oder ist perfekt. Wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Mein Sohn wird seine Kindheit jetzt und später mal rückblickend ganz anders beurteilen, als ich es tue oder als sein Vater das tut.

Ich sehe die Scheidungs-, Trennungskinder um mich herum, sehe all die Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen. Egal, wie sehr sich die getrennten Eltern bemühen, egal, ob die Eltern neue Partner finden oder nicht, das ist keine perfekte Kindheit, auch wenn die Kinder durchaus glücklich in und mit ihrem Leben sein können. Und ich erinnere mich daran, dass ich mir jahrelang sehnlichst gewünscht habe, meine Eltern würden sich endlich scheiden lassen. Was sie nicht gemacht haben und die Gründe hierfür hat Krimi schon geschrieben: Nach außen wurde die perfekte Fassade aufrecht erhalten. Mein Gott, was würden denn die Nachbarn sagen!? :o Wie oft ich den Satz wohl gehört habe...

Anders als Du würde ich nie behaupten, dass ich meinem Sohn eine perfekte, wunderschöne Kindheit bereite, dass ich "objektiv" gesehen, alles richtig mache und es schaffe (was auch immer schaffen bedeutet). Anders als Du sehe ich es nicht als meinen Verdienst an, wenn mein Sohn sich gut entwickelt und auch später hoffentlich ein "gutes" Leben führt, auch wenn ich mich natürlich bemühe, alles dafür zu tun. Ich bin der Meinung, dass man als Mutter nichts, was die eigenen Kinder angeht, tatsächlich objektiv betrachten, beurteilen kann. Muss man ja auch nicht, schließlich ist man die Mama.

Du hast schon wiederholt geschrieben, dass es Deine Leistung sei, dass jedes Deiner Kinder eine "wunderbare" Familie gefunden hat. Wieder so eine Formulierung, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen. NATÜRLICH hast Du Deinen Beitrag geleistet, aber Deine Kinder haben ja wohl den größeren Beitrag geleistet, wenn es um ihre eigenen Ehen, Beziehungen geht. Oder andersrum gefragt: Wenn sich eines Deiner Kinder trennen, scheiden lassen würde, wäre das dann Deine Schuld? Weil Du Deinen Mann nicht halten konntest, können auch Deine Kinder ihre Partner nicht halten? Nein, natürlich nicht, so einfach ist das alles nicht.

Meine Ehe läuft gut, wir sind glücklich, meistens jedenfalls, und wenn wir es mal nicht sind, dann arbeiten wir daran. Jeder, der eine Beziehung führt, weiß, was ich meine. Also eigentlich die perfekten Voraussetzungen für eine perfekte Kindheit meines Sohnes. Wenn da bloß mein doofer Tumor nicht gewesen wäre, und noch schlimmer, die verdammten Einschränkungen, mit denen ich seitdem leben muss. Und nicht nur ich muss damit leben, auch mein Mann und mein Sohn. Und das hasse ich manchmal so sehr, das kann ich kaum in Worte fassen. Ich habe es schon mal geschrieben, ich versuche, dass mein Sohn so wenig wie möglich damit belastet wird, so "normal" wie möglich aufwachsen kann, aber es gelingt mir nicht immer. Also keine perfekte Kindheit.

Krimi hat so Recht, es gehört immer eine große Portion Glück dazu. Es ist pures Glück, eine gesundes Kind zu haben, eine gute Beziehung zu führen, ist ein ganz großes Glück, selbst gesund zu sein, ist sowas von Glück. Natürlich kann man viel für ein gesundes Kind tun, man raucht nicht, man trinkt nicht in der Schwangerschaft, man geht zu den Vorsorgeuntersuchungen, ernährt sich gesund, bewegt sich ausreichend. Wenn man dann ein gesundes Baby im Arm hält, hat man einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, aber man hat auch Glück gehabt, verdammt viel Glück. Denn es gibt auch Frauen, die in der Schwangerschaft alles richtig machen und leider kein gesundes Baby bekommen. Und andere rauchen und trinken und was weiß ich nicht noch alles und bekommen trotzdem ein gesundes Kind. Wie sieht es da aus mit Leistung, Schuld, Glück?

Natürlich lieben Deine Kinder Dich und natürlich haben sie Angst um Dich. Es ist schlimm, dass sie Angst um Dich haben müssen, aber das ist das Leben, das eben nicht perfekte Leben. Und wie ich Dir schon geschrieben habe, ich bin mir absolut sicher, dass Du Dein Bestes gegeben und alles Dir Mögliche versucht hast, ihnen eine schöne Kindheit zu bereiten, trotz der Scheidung ihrer Eltern, trotz der Krankheit ihrer Mutter.

Häng die Messlatte doch nicht so verdammt hoch, KaSy. Perfekt, wunderschön, so schön, alles richtig machen, wunderbar, daran kann man nur scheitern, daran würden wir alle scheitern. Du warst Deinen Kindern trotz der schwierigen Umstände eine gute Mutter, aber Du warst nicht perfekt, weil kein Mensch perfekt ist. Und wenn Deine Tochter ihre Kindheit anders sieht und erlebt hat als Du Dir das gewünscht oder vorgestellt oder empfunden hast, dann ist das vollkommen normal. Sie wird ebenfalls keine perfekte Mutter sein und ihrem Söhnchen keine perfekte Kindheit bereiten können, aber deswegen wird sie doch trotzdem eine gute Mutter sein, die ihr Kind liebt, ihm Zeit und Zärtlichkeit schenkt, für den kleinen Mann da ist.

Du bist eine tolle Frau, hast so viel durchmachen, durchstehen müssen. Allein das, was ich von Deiner Krankengeschichte weiß, klingt wie eine Horrorgeschichte. Und trotzdem bist Du hier, übernimmst immer und immer wieder die Nachtschicht und stehst im Forum so vielen hilfesuchenden Menschen zur Seite. Du hast eine Selbsthilfegruppe gegründet, liest Senioren vor, tust Gutes. Und Du bist Oma mit Leib und Seele. KaSy, Du leistest Großes, es wird Zeit, dass Du das selbst mal anerkennst, und zwar ohne den Anspruch alles perfekt machen zu müssen!

Und nachdem Krimi mir heute so richtig aus der Seele geschrieben hat, schließe ich auch mit ihren Worten:
Zitat
Du darfst zu Recht stolz sein – auf dich und was du geleistet hast und auf deine Kinder und was sie sich geschaffen haben. Sie haben die Grundlage die du gelegt hast aufgenommen und weiter darauf aufgebaut.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 02. Juli 2014, 23:05:44
Autsch. ::)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 03. Juli 2014, 17:29:45
Autsch. ::)




? ???

Was ist überhaupt perfekt? Hat da nicht jeder seine eigene Messlatte? Was für mich vielleicht perfekt erscheint, ist für einen anderen Menschen évtl. unbefriedigend.
In eigener Sache: meine Mutter hat stets sehr solide gelebt und trotzdem inzwischen 2 kranke Töchter.

KaSy, ich habe manchmal den Eindruck ...bitte entschuldige, falls ich mich irre...dass Du in diesem Forum Bestätigung bekommen willst, die Du an anderer Stelle vermisst, kann das sein?
Einige Mitglieder gehen darauf stets ganz intensiv ein und dann folgt von Dir eine (erste) Reaktion wie oben.
Bitte bedenke, dass hier alle irgendwie betroffen sind von mehr oder minder schweren Krankheitsfällen, dass jeder hier sein Päckchen zu tragen hat. Da verdient jedes Wort von Interesse, jede persönliche auch unbequeme Antwort oder Zuwendung Respekt.

Gruß
Bluebird

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 03. Juli 2014, 22:52:45
Liebe Bluebird,

ich muss das "Autsch" wohl erklären.


1) Ich schreibe im Thema Psychologische Betreuung, wenn ich mal wieder ernsthafte Probleme habe, die mich zum Verzweifeln bringen, die mich zu Weinkrämpfen bringen, die mich nicht schlafen lassen, die mich massiv an mir zweifeln lassen, die mir den Sinn meines Lebens total vernebeln und ich in gewisse Gefahren gerate.  

2) Ich habe gerade in den letzten Tagen hier bei meiner Tochter Erkenntnisse gewonnen, die für mich umwerfend waren, die mein Leben nachträglich mit noch mehr Problemen belastet haben - und die ich irgendwem mitteilen wollte.

Diese von mir beschriebene Zielstellung, meinen Kindern eine genauso gute und schöne Kindheit zu gestalten wie ich sie erleben durfte und die Erkenntnis, dass dies unter den einschränkenden Bedingungen, wie ich sie erleben musste, nicht funktioniert, war für mich ein wichtiger Schritt.

Ich empfinde nun mal meine Eltern und ihr Umgehen mit ihren Kindern und der wachsenden Familie als perfekt. Das hat nichts mit objektiven Problemen wie schwerer Krankheit, Arbeitsplatzproblemen der erwachsenen Kinder, nicht so ganz gewollten Studien- und Lebensorten zu tun sondern mit dem Umgang mit dem Leben insgesamt und mit diesen Problemen auch.
Dass es bei meinen Kindern nur „meine Leistung“ war und nicht eine gemeinsame von zwei Eltern, war nun mal so. Dafür, was in der Kindheit erworben, erlernt worden ist, ist das Leben der erwachsenen Kinder so etwas wie ein Prüfstein. Werden sie auch mit den Problemen umgehen können, die auf sie zukommen? Oder werden sie durch Probleme ihr Leben wegwerfen und sich an Alkohol, Drogen, Spielsucht, … verlieren? Kann die Familie dann helfen oder lässt sie den Niedergang geschehen?

"Perfekt" ist kein objektiver Begriff, sondern beschreibt ein subjektives Befinden. Ich wollte aber gerade mit diesem Philosophieren denen, die mir helfen wollen und mir schon oft geholfen haben, nicht zu nahe treten und wollte es nicht schreiben.

Denn ich weiß sehr gut, dass ich zu Perfektionismus neige, ihn gelebt habe und zum Teil noch lebe, aber mir damit durch die daraus resultierende Überforderung auch geschadet habe. Ich habe mich aber stets gut und richtig gefühlt damit. Insbesondere ist dieser Perfektionismus auch dadurch entstanden, dass ich die verdammten Einschränkungen durch die Hirntumoren ausgleichen wollte, dass ich nicht wollte, dass man mir Versäumnisse nachsieht, weil ich ja Hirntumoren habe. Allerdings ist es auch lehrertypisch, stets Vorbild für die Kinder zu sein, da man schließlich einen Bildungs- und Erziehungsauftrag hat. Ich stamme aus einer Lehrerfamilie, mir wurde das vorgelebt und mein Lehrer-Sohn wäre nicht Lehrer geworden, wenn er es nicht gut gefunden hätte. Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun. Niemand weiß aber auch mehr als ein Mensch, der mit Menschen arbeitet, dass es im Umgang mit Menschen keinen richtigen Weg gibt, immer gibt es mehrere Wege, zwischen denen man entscheidet.



3) Für mich ist dieses Forum einerseits der Ort, wo ich mich ausheulen darf und Hilfe erhalte.
Viel mehr ist es für mich sehr häufig der Ort, wo ich mit meinen eigenen Erfahrungen, meinen aus dem Forum gewonnenen Erkenntnissen und meiner naturwissenschaftlichen Grundausbildung sowie meinen psychologischen Fähigkeiten anderen schwer Betroffenen helfen will.
Das mag jetzt überheblich klingen und ich schreibe das überhaupt nicht gerne, aber ich habe nun mal des öfteren das Gefühl, dass meine Beiträge, meine Erklärungen der Therapie-Arten, die Zusammenfassungen der Vorträge der Hirntumortage, die Befunderklärungen bzw. -übersetzungen für einige Betroffene hilfreich sind.


4) -->1) Ich glaube, ich darf auch Probleme haben und hier äußern.



Ich fühle mich so oft unverstanden, gerade in letzter Zeit bei den Ärzten. Und ich hol mich da auch selbst raus. Aber mit dem Forum ist es irgendwie leichter.


Ich hoffe, das versteht jetzt keiner als eingeschnappt oder "Nun ist sie beleidigt."


KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 03. Juli 2014, 23:55:14
Liebe KaSy,

es ist gut und richtig, dass du das was dich wegen deiner Krankheit so sehr belastet hier in diesem Thread zur Sprache bringst.

Auch wenn dein Beitrag an Bluebird gerichtet ist, möchte ich einen Teil des von dir ausgerollten Fadens aufnehmen.

Du schreibst  in deinem letzten Beitrag - "Perfekt" ist kein objektiver Begriff, sondern beschreibt ein subjektives Befinden. Ich wollte aber gerade mit diesem Philosophieren denen, die mir helfen wollen und mir schon oft geholfen haben, nicht zu nahe treten und wollte es nicht schreiben.“

Du bist mir nicht zu nahe getreten. Es ist halt so, dass ich fand, der Grund die eigene Empfindung zu „perfekt“ zu schreiben darin lag, dass dadurch die Blickrichtung auch auf andere Sichtweisen gelenkt wird.

Zu diesem Satz - „Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun.“  - möchte ich aus meiner Tätigkeit in der Schule, nun nicht als Lehrerin und psychologisch geschult, sondern als Schulsekretärin und als „Elternteil“ fragen – Hast du während deiner Dienstzeit in der Schule auch immer versucht (dein Wort) perfekt zu sein? Ist es da auch deine Erwartung gewesen dies von den Kindern und den Eltern zu erwarten?

Ich habe in den Jahren an meiner Schule als Arbeitsstätte, als Mutter und als  Klassenpflegschafts- und Schulpflegschaftsvorsitzende meiner Kinder nie erlebt, dass Eltern perfekte Lehrer wollten. Sie wollten gute Lehrer, nicht mehr. Denn dann wäre da ein Druck den niemand von den Kindern und den Eltern erfüllen kann.

Ferner schreibst du  - „Das mag jetzt überheblich klingen und ich schreibe das überhaupt nicht gerne, aber ich habe nun mal des öfteren das Gefühl, dass meine Beiträge, meine Erklärungen der Therapie-Arten, die Zusammenfassungen der Vorträge der Hirntumortage, die Befunderklärungen bzw. -übersetzungen für einige Betroffene hilfreich sind.“
Deine Beiträge (darin möchtest du ebenfalls perfekt sein) sind bestimmt hilfreich und so einige haben daraus Nutzen gezogen – du hast nur nicht immer eine Resonanz erhalten. Schreibe dennoch bitte weiter!

Ich möchte deinen Beitrag jetzt nicht auseinander pflücken. Das steht mir nicht zu. Aber das eben geschriebene brannte mir in der Seele.

4) -->1) Ich glaube, ich darf auch Probleme haben und hier äußern. – Ja, natürlich darfst und sollst du dich hier äußern. Wie können wir dir beistehen, wenn wir nicht wissen wo es dich drückt, bedrückt.

In einem von mir gelesenen Buch habe ich mir eine Passage gemarkert und eingeprägt. In diesem Buch ist das Leben einer Schnecke beschrieben. Die Passage lautet:  „-Abends erwachte die Schnecke, kroch mit beeindruckender Gelassenheit und Eleganz zum Rand des Topfes, linste nach unten und begutachtete erneut das fremde Terrain, das vor ihr lag. …“ –

Gelassenheit – das ist das was ich neben Geduld lerne, lernen will. Denn jeder Tag erfordert oft diese beiden Eigenschaften neu, weil jeder Tag auch schon mal fremdes Terrain sein kann.

Ich wünsche dir alles Gute und grüße dich herzlich
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 04. Juli 2014, 10:41:20
Hallo KaSy,

Die detaillierten, qualifizierten Informationen, die Du dem Forum zur Verfügung stellst, sind wertvoll. Danke dafür.
Und natürlich hast Du jedes Recht, im Bereich der "Psychologischen Betreuung" von Deinem Seelenschmerz, Deinen Zweifeln und Befürchtungen zu schreiben. Ich könnte niemals in diesem Umfang mein Seelenleben von innen nach außen krempeln. Ich habe aber das subjektive Gefühl, dass das Schreiben nur ein kurzzeitiges Ventil ist und nur für den Moment Erleichterung bringt.
Die Antworten, die Du hier erhältst, beruhen auf Lebenserfahrungen von Menschen, die Schicksalsschläge, wie schwere Erkrankungen, kennen. Ich gehe davon aus, dass niemand hier oder nur vereinzelte Mitglieder psychologisch geschult sind Darum muss es nicht grundsätzlich zum Guten für Dich führen, wenn hier Hilfe angeboten wird. Bitte, verstehe mich nicht falsch...wenn Du glaubst, dass dieser Thread Dir hilft, dann ist es gut wie es ist. Vergiss aber nicht, Dir ggf. Unterstützung von qualifizierter Seite zu holen, sonst drehst Du Dich wie ein Hamster im Rad ohne Ziel.
Was das Schulleben betrifft, so erleben wir in der Familie gerade die dunkle Seite. Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert. So leicht hättest Du es Dir sicher nicht gemacht, Dir hätte es im wahrsten Sinne des Wortes Kopfzerbrechen bereitet.

Menschen wie diese Lehrerin meines Neffen haben den Vorteil, dass sie vermutlich nicht am Leben zerbrechen werden.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 05. Juli 2014, 00:28:29
Darum muss es nicht grundsätzlich zum Guten für Dich führen, ...

 ??? ???

...wenn hier Hilfe angeboten wird.

 ??? ??? ???


Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert.
Da gibt es aber auch noch übergeordnete Stellen beginnend mit der Schulleitung an die man sich wenden kann. Sowie auch Klassen- oder Schulpflegschaft.

Gruß krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 05. Juli 2014, 01:57:33
Zu diesem Satz - „Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun.“  - möchte ich aus meiner Tätigkeit in der Schule, nun nicht als Lehrerin und psychologisch geschult, sondern als Schulsekretärin und als „Elternteil“ fragen – Hast du während deiner Dienstzeit in der Schule auch immer versucht (dein Wort) perfekt zu sein? Ist es da auch deine Erwartung gewesen dies von den Kindern und den Eltern zu erwarten?

Ich habe in den Jahren an meiner Schule als Arbeitsstätte, als Mutter und als  Klassenpflegschafts- und Schulpflegschaftsvorsitzende meiner Kinder nie erlebt, dass Eltern perfekte Lehrer wollten. Sie wollten gute Lehrer, nicht mehr. Denn dann wäre da ein Druck den niemand von den Kindern und den Eltern erfüllen kann.

Ich habe stets von mir viel verlangt. Von den Kindern auch, denn ohne hohe Forderungen kommen sie nicht voran. Aber sie sind im Lernprozess, in der Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und man lernt durch Fehler. Sie dürfen Fehler machen. Ich auch. Und sie dürfen es mir sagen. Denn ich bin genau wie sie nicht "perfekt". Auch Eltern sind zwar bereits erwachsen, aber in dem Leben mit Kindern auch im stetigen Lernprozess. Ich habe viel von den Kindern und auch manches von den Eltern gelernt. Das funktioniert, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Kindern und Eltern haben möchte und sie verstehen möchte.
Von den anderen Lehrern habe ich auch nicht so viel verlangt wie von mir. Ich habe verstanden, dass man manches vergessen kann, ... Aber ich war immer sauer, wenn sie den Kindern etwas verboten haben, was sie aus Bequemlichkeit selbst taten. Oder wenn sie den Kindern etwas vorgeworfen haben, wofür sie selbst nicht gesorgt hatten.
Und für mich kann ich sagen, dass ich das "Perfekt sein" so wie ich es beschrieben habe, nämlich mit dem Leben umgehen und sich Problemen zu stellen und nicht daran zugrunde gehen, durchaus anstrebe und auch bei den Schülern darauf hin arbeite. Die eigenen Kinder haben diese Fähigkeit, so wie es bis jetzt aussieht.
(Übrigens habe ich das Wort "perfekt" in meinem Beitrag vom 1.7. 2014 nicht für mich oder mein Leben benutzt, sondern für das, was ich an meinen Eltern bewundere und was ich nicht so gut kann, aber gern könnte. Meine Kinder sind zufrieden mit dem, was ich für sie und ihre Kinder tue. Zuviel manchmal. Zuviel Liebe?)


Gelassenheit – das ist das was ich neben Geduld lerne, lernen will. Denn jeder Tag erfordert oft diese beiden Eigenschaften neu, weil jeder Tag auch schon mal fremdes Terrain sein kann.

Gelassenheit kann ich nicht. Oder selten.
Ich habe mich heute lange mit Frau Schwarzen... (Restname vergessen) von der Dt. HT-Hilfe e.V. unterhalten. Irgendwann beschrieb sie mein von mir geschildertes Verhalten mit dem Wort "manisch".
Stimmt sicher.
Gelassenheit, Ruhe, Geduld - waren nicht gerade prägend für unser Familienleben. Bei uns war immer viel los. Naja - drei Kinder, klar. Wenn ich jetzt diese für mich unbedingt notwendige Ruhe genieße, muss ich immer mal wieder den Gedanken, faul zu sein, verdrängen.

Vergiss aber nicht, Dir ggf. Unterstützung von qualifizierter Seite zu holen, sonst drehst Du Dich wie ein Hamster im Rad ohne Ziel.

Ich gehe seit gut 10 Jahren zu meinem Psychotherapeuten, der mir meist gut tut. Meist, weil er sich mit Hirntumoren weniger auskennt. Dann habe ich meine Neurologin, die sich bei Bedarf in ihrer n.V.-Sprechstunde für mich richtig Zeit nimmt. Meine Hausärztin ist im Ernstfall auch für mich da, hat aber nicht so viel Zeit, wie ich in den Fällen bräuchte und das weiß ich natürlich. Aber sie nimmt sich schon mal die Zeit, wenn sie sieht, dass es mir schlecht geht. Und dann ist da noch mein mittlerer Sohn, der ist auch ein guter "Menschenversteher" - und hat als Dipl.-Sozialpädagoge den passenden Beruf gewählt.
Bloß, all diese guten Helfer muss ich einplanen, mich anmelden, auf Sprechzeiten bzw. Arbeits- und Schlafzeiten Rücksicht nehmen. Und bei mir wachen die Sorgen eben nachts auf. Das Forum ist zu dieser "unmöglichen" Zeit auch da. Und das macht es für mich so wertvoll.

Was das Schulleben betrifft, so erleben wir in der Familie gerade die dunkle Seite. Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert. So leicht hättest Du es Dir sicher nicht gemacht, Dir hätte es im wahrsten Sinne des Wortes Kopfzerbrechen bereitet.

Ja, Du hast Recht. Aber ein derart krasser Fall hat von mir eine entsprechend krasse Reaktion erhalten. Da rede ich nicht verständnisvoll und lieb und nett mit dem mobbenden Kind. Allerdings - in einem Alter von 8 Jahren ist unbedingt das Gespräch mit den Eltern zu führen und das am besten mit einem zweiten Lehrer oder jemandem von der "Chefetage". Denn in dem Fall ist zu Hause einiges seit längerem schief gelaufen. Und man muss sich auch und gerade um die Entwicklung dieses Kindes bemühen, das zu Hause nicht diesen Rückhalt findet wie Dein Neffe bei seinen Eltern und bei Dir.

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 05. Juli 2014, 09:50:51
Guten Morgen,

ich hoffe, ich werde auch ohne Emotionsmilies verstanden.
was ich sagen wollte, hier zitiere ich einen früheren Bekannten aus einer Unternehmensberatung "Ratschläge sind auch Schläge". Man kann einem anderen Menschen nur mitteilen, wie man sich selbst in einer Situation verhalten würde bzw. wie man aus eigener Sicht die Lage bewertet. Ob das nun für den Rat- /Hilfesuchenden richtig ist oder nicht, ob er es annehmen möchte oder nicht, kann nur der Betroffene selbst entscheiden.  Meine Lösungswege müssen nicht zwangsläufig gut sein für einen anderen Menschen.

@KaSy: der Junge schafft es, andere Jungs dafür zu gewinnen, jemanden zu quälen. Da wird zu Boden geworfen, vor den Kopf getreten (wenn auch nur leicht), da wird einem Kind eine Schlinge um den Hals gelegt, leicht zugezogen usw. Zum Glück meldeten bisher andere Kinder auf dem Schulhof solche Vorfälle den Aufsicht führenden Lehrern. Da besteht nach den Ferien in NRW sicher Handlungsbedarf, außer Strafarbeiten passierte nicht viel, die Eltern des Jungen sind uneinsichtig.

Das erst einmal vorab...

Gruß
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 25. Juli 2014, 22:00:44
Strich drunter.

Ein paar tage später oder so.

Ich bin wieder mal so weit unten. Ich gehe in eine psychoklinik und sehe das als ersatz-reha an.

Ich raste aus und ahb doch so viel Schönes auch.

Ich kann nicht mehr . wieder mal.

 :'(
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 25. Juli 2014, 22:05:01
Liebe KaSy,

ich denke, es ist eine sehr gute Entscheidung, dass Du in die Klinik gehst. Achte gut auf Dich, ich bin froh, dass Du Dir Hilfe holst!

Alles Liebe für Dich.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 25. Juli 2014, 22:15:18
Liebe KaSy,

ich bin so froh zu lesen, dass du dir Hilfe in einer Klinik holst.
Pass bitte auf dich auf.
Mach von allem Pause. Richte deine Gedanken jetzt ausschließlich auf dich.

Alles Liebe und gute Therapien für dich!
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: manu44 am 26. Juli 2014, 10:23:34
Hallo KASY


Es wird dir gut tun,und dir helfen.
Es wird dir gut tun einfach mal wieder
abschalten zu können.
Manchmal muss man einfach neue Kraft sammeln .


Bis Manuela :-*
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 26. Juli 2014, 10:24:18
Hallo KaSy,

ich wünsche Dir, dass Du dort Fachpersonal antriffst, das auf Deine spezielle Problematik eingeht, sich mit Tumorpatienten auskennt, und dass Du dort Menschen findest, die Dich aufgrund eigener Erfahrungen verstehen. Gewähre diesem Aufenthalt die Zeit, die erforderlich ist.

Viele Grüße
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: chucks am 27. Juli 2014, 17:02:02
Alles Gute liebe Kasy,

ich hoffe, sie können Dir in der Klinik helfen.

Drücke dafür fest die Daumen! Oft ist aber ja der erste Schritt, nämlich in diesem Fall der Weg in die Klinik der Schwerste. Und den machst Du ja bereits.

Viele Grüße

Carola
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 27. Juli 2014, 18:30:45
huhu kasy,

ich habe dir eine pn geschrieben.

vielleicht schlecht strukturiert aber mit den besten wünschen bei allem was ansteht und du tuen wirst!!!

von herzen

igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 16. August 2014, 10:25:10
Viele Grüße von KaSy an Ines1999, TinaF, Bluebird und an das Forum.

KaSy befindet sich noch in der Klinik. Das Einleben in den Klinikalltag hat seine Zeit gedauert.
Das Ausschleichen der ADs geht in die Endphase, gemessen an den heftigen Gefühlsattacken die sie durchlebt.  
Wie KaSy beschreibt, sehr schwere Wochen. Sie hofft, dass es jetzt nur noch besser werden kann. Kommt ja nun das Eindosieren eines neuen Medis.

Seit einigen Tagen hat KaSy wieder mit Nordic Walking begonnen und es tut ihr gut.

Das sind meine Informationen die ich weitergeben soll.

Viele Grüße
krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: ines1999 am 16. August 2014, 15:13:36
Liebe Krimi

Danke, dass du uns informierst wie es unseren lieben KaSy geht!
Ich werde mich nochmal bei ihr persönlich melden, wenn bei mir wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt ist.
Falls du noch mal Kontakt zu ihr haben solltest, sage ihr ganz liebe Grüße zurück und alles gute für ihren Klinikauffenthalt und das ihr bald besser geht!

Lieber Gruss
Sandra
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 16. August 2014, 15:25:47
Danke, liebe Krimi, für die Info, dann hat meine Karte ja doch noch eine Chance anzukommen.

Auch von mir liebe Grüße an KaSy, ich drücke ihr die Daumen hinsichtlich des neuen Medikamentes und ich wünsche ihr viel Spaß beim Nordic Walking.

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 16. August 2014, 18:06:42


Hallo und vielen Dank für diese Mitteilung Bleibt KaSy zu wünschen, dass das gute Gefühl lange anhält.

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 20. August 2014, 13:52:19
hi krimi,

heute habe ich von deinem bericht was du uns mitteilen kannst gelesen.

dankeschön. auch ich wünsche kasy, dass die kur für sie gut, hilfreich damit sie über die kur hinaus gefestigt dem alltag gegenüber stehen kann.
auch nochmals liebe grüße von mir!!!

igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 20. August 2014, 18:06:49
Nachricht von KaSy:

Danke an alle, die an mich denken und mir geschrieben und etwas geschickt haben.
Ich konnte es noch nicht lesen, die Unruhe nimmt zu, weil die AD fast weg sind.
Weil ich das weiß oder zu wissen glaube, kann ich damit umgehen, wenn man mich lässt.
Immerhin habe ich es nach und nach geschafft, mich in den Gruppen halbwegs kontrolliert auszudrücken.
Von den Patienten werde ich mehr und mehr verstanden.
Sie, also wir, sollen ja die psy-therap. Arbeit leisten.

Das Personal hält sich weitestgehend zurück und baut auf den Selbsterkenntnisprozess.
Das mag ja gut sein.
Mein seit Anfang April verloren gegangenes Vertrauen in meine wichtigen Ärzte stellt sich nicht wieder her.
Man soll hier lernen, allein klarzukommen.
Aber ich denke schon, dass ich meine Ärzte brauche.

Herzl Grüße von KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 21. August 2014, 02:00:39
Ich habe mich heute Abend mit einer Schwester so unterhalten wie ICH bin. Sie hat sich so sehr darüber gefreut. Ich mich - vorsichtig - auch.
Da habe ich zwei Wochen gebraucht, um dieses System halbwegs zu erfassen und eine weitere, um MICH endlich auch hier wieder aus MIR heraus zu lassen. So verdammt groß war dieser Druck durch die Vielzahl der mich ständig umgebenden Menschen.
Ich habe es von Anfang an so sehr versucht, mich durch normale Alltagstätigkeiten wie Blumenpflege, Tisch mit decken, Tee kochen, ... auch zu einem normalen Verhalten und Reden zu befähigen. Aber es ging nicht!

Wenn ich gespürt hatte, dass ich irgendwen "geärgert" habe, ohne es gewollt zu haben, habe ich es zu klären, zu erklären, mich zu entschuldigen versucht. Und auch diese Versuche gelangen mir oft nur schlecht. Ich war so sehr verzweifelt, weil ich mich so unverstanden glaubte.

Es wird schwer bleiben wegen der abgesetzten AD.
Aber ich habe jetzt etwas Hoffnung, dass ich MICH immer öfter wieder finde und den Patienten und dem Personal MICH zeigen kann.
Am Donnerstag, 21.8. gibt es einige harte Möglichkeiten dafür. Ich möchte das so sehr gern können.
Ich muss doch "einfach" nur die starke KaSy zutage treten lassen.
Einfach ... Ich will und werde es schaffen, denn aufgeben ist keine Option. Für mich nie wirklich gewesen. (diesmal habe ich aber einige kräftige Schubser von Krimi gebraucht und die viele Post und Mutmach-Einträge im Forum, die mir Krimi übermittelte.)

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 30. August 2014, 01:12:31
Seit ca. dem 20.08. bin ich immer öfter endlich wieder ICH.
Ich konnte mich vor allem beim Personal normal darstellen. Bei den Patienten kann ich es nach und nach auch, wenn es nicht so viele sind.
Und seit dem 25.08. "purzeln" die Erkenntnisse nur so - als allererster Schritt dorthin, hier mehr von mir wiederfinden zu können, als ich je geglaubt hätte.
Das ist ein so sehr gutes Gefühl - mit dieser neuartigen Hoffnung.

Ich weiß, es wird dauern ...

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 30. August 2014, 11:03:19
Liebe KaSy,

es freut mich sehr, dass Du auf einem guten Weg bist. Hab Geduld und bleib dabei. Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir viel Erfolg und Lebensfreude.

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. September 2014, 02:06:28
20./21. September 2014 - diesmal direkt von mir, KaSy:

Hallo, Ihr,
die Ihr mir – wegen PC-Verbots – so fehlt.
Ich danke Euch sehr, dass mich immer wieder Post von Euch erreicht!!!
Und ich danke besonders Krimi, über die ich von Euch etwas höre und die mir immer mal wieder extrem lange zuhört und mir tonnenweise Mut zuspricht.

Ich befinde mich nun seit 8 Wochen in dieser psychiatrischen Klinik und es ist total anders als das, was ich ja viermal nach den HT-OP in den AHB/Reha-Aufenthalten erlebt habe. Das Gute ist, dass alle Therapeuten nach jeder Therapie (Ergo, Musik, Entspannung, ...,...,...) Berichte für die Akte schreiben. Auch das Personal (10 Leute insgesamt) schaut prinzipiell ständig und beschreibt die Situationen und Entwicklungen der Patienten. Wie alle 18 Patienten werde ich also nicht nur an meinen Worten (täglich abends "Befindlichkeitsrunde") gemessen, sondern an allen Tätigkeiten, die in stets der gleichen Gruppe stattfinden (halbe oder ganze Gruppe oder kleinere Grüppchen von den fast "familiär" miteinander lebenden maximal 18 Patienten).
Die ständige Anwesenheit so vieler Menschen ist für mich jedoch ein enorm hoher Druck, der nur sehr, sehr langsam etwas weniger wird. Die psychiatrische Arbeit des Personals und der wenigen Ärzte, die sich alle natürlich gar nicht mit HT auskennen, ist für mich kaum durchschaubar und so rammle ich immer wieder mit meinem Kampfgeist (... Widerstandsgeist ...?...) gegen alles Mögliche. Es wird besser, aber hört nicht auf.
Gut ist wiederum, dass ich seit etwa vier Wochen vom Therapiekonzept überzeugt bin, es sehr gut finde und unbedingt die Chance nutzen möchte, die sich mir hier bietet.
Ich hatte zu Beginn überhaupt keine Ahnung, was mich erwartet und entsprechend groß war meine Abwehrhaltung. Mir war etwa in der 3. Woche von den Chefin des Pflegepersonals (eine ältere "taffe" Frau!) gesagt worden, dass es bei mir wohl länger dauern würde als bei anderen. Das ist auch so. Es gibt nur noch einen, der genau so lange dort ist wie ich. Andere gingen gleich am ersten Tag weg, manche nach einer Woche ("Das bringt mir hier nichts."), mehrere bleiben 3-4 Wochen, wenige aber auch viel länger.


Den folgenden Text habe ich an meine Neurologin geschrieben ... und setze ihn hier einfach rein ... ich wollte nämlich eigentlich nicht wieder die Nachtschicht übernehmen. Es gelang mir in der Klinik verblüffenderweise vom ersten Tag an, dass ich so gegen 21/22 Uhr im Bett war! Und ich laufe täglich an den massenhaften Süßigkeiten VORBEI, die die Patienten von der Patientenkasse (1 €/Woche - ohne mich) kaufen. Ich habe in den ersten 7 Wochen 10 kg abgenommen, durch die abgesetzen AD, aber vielleicht spielt auch noch mehr eine Rolle, z.B. meine viel höhere Aktivität (statt ewig sitzen und RAUCHEN !!! und meine konsequent gesunde 3-Mahlzeiten-Ernährung - Danke Mrs. Sporty und MIR! und ... ???)
   

"Zur Zeit bin ich am Wochenende (als SIT = Sozialer Integretions-Test/Training/ Therapie oder so) zu Hause, deshalb kann ich hier schreiben.
 
Mittlerweile komme ich mit den Therapien und Therapeuten nach und nach immer besser klar. Aber bei jeder neuen Sorte Therapie reagiere ich zunächst extrem widerwillig/wütend (WIESO DENN NUR???) und brauche lange Zeit, um mich hineinzufinden.
Auch das Pflegepersonal (10 Leute für 18 Patienten) versteht mich mittlerweile meist, nachdem ich immer wieder Gespräche mit den einzelnen Personen gesucht und so Vertrauen gewonnen und vielleicht auch ein wenig erzeugt habe.
Mit den Patienten ist es unterschiedlich.
Zur Stationsärztin finde ich leider keinen guten Zugang.
Dafür ist der Oberarzt Dr. G. wirklich sehr gut. Er war allerdings erst ab dem 12. August (meiner dritten Woche hier) aus dem Urlaub zurück, ich hatte einige gute Gespräche mit ihm, bis er nun wieder seit dem 15. September (meiner 8. Woche) für zwei Wochen im Urlaub ist.
Die Oberarztvertretung hat mich in der Visite am 18.9.14 psychisch völlig fertig gemacht, was allerdings den meisten anderen Patienten auch ähnlich ging.
 
Ich erlebe mich ja hier (seit dem 23. August) ohne Antidepressiva, was organisch gesehen Vorteile hat, mich jedoch immer wieder in "Tiefs" schickt. Ich lerne, damit klarzukommen und mit verschiedenen Methoden besser /rascher da wieder rauszukommen. Leider gerate ich mitunter bei (gefühlten?) Missverständnissen / Enttäuschungen / Unterstellungen / ... schnell in Wut (WOHER KOMMT DIE???) und muss mich dann später entschuldigen.
Ich gerate auch immer wieder ins Weinen, Zweifeln und muss mir den von mir ja als wirklich gut erkannten Sinn dieses Aufenthaltes und die Zweckmäßigkeit des Gesamtkonzepts mit Macht ins Bewusstsein zurückrufen. Dann finde ich auch meine schönen inneren Bilder, Lieder, ... wieder, die mir viel helfen, z.B. wenn in Gruppengesprächen schwer zu ertragende Worte fallen.
 
Diese Bilder und die Musik, die mir Freude bringen, habe ich in mir, finde sie aber auch auf diesem wunderschönen Gelände und in der (seit der vierten Woche erlaubten) weiteren Umgebung. Seit etwa 10 Tagen genieße ich ab und zu doch den T. See. Abends, wenn es gegen 20 Uhr bereits dunkel wird, sitze oder liege ich auf dem Steg und lasse all den widersprüchlichen Gefühlen freien Lauf. Um 21 Uhr muss ich zurück im Haus A sein. Aber das ist gut, denn diese Tagesstruktur ist wichtig für so jemanden wie mich, der gern nachts am Computer sitzt, weil die Tage zu schön sind, um drin zu sein.
 
Ich verstehe nicht, wieso mir das hier so schwer fällt. Ich gebe mir so viel Mühe und meine auch schon viele gute/positive Veränderungen bei mir bemerkt zu haben. Das wird mir von den direkt beteiligten Personen auch bestätigt. Und doch fühle ich mich immer mal wieder so unverstanden bei Wünschen, die mir so logisch normal erscheinen. Es liegt wohl auch daran, dass ich über mich und meine Interessen nicht wirklich reden kann. Ich spüre auch immer noch diesen ständigen Druck durch die 18-Patienten-Gruppe, die sich in ihrer Zusammensetzung alle paar Tage ändert. Und dann bin ich jedes mal regelrecht neidisch, wenn die Neuen jede Therapie sofort einfach so mitmachen und durchhalten können. Ich laufe immer noch manchmal (jetzt nur noch kurz) raus oder muss Übungen abwandeln, weil ich sie nicht durchgehend bewältige, besonders bei solchen ruhigen Sachen wie Entspannung u.ä.. (WAS IST DAS DENN BLOß??)
 
Ich hatte wegen eines Problems mit einem Ohr die Möglichkeit, am Freitag zum HNO-Arzt in ein zuständiges KH zu fahren. Ich habe mich in diesen Stunden so wunderbar normal, so frei und so gleichberechtigt mit den anderen Menschen (Fahrern, Schwestern, HNO-Ärztin) gefühlt.
 
Ich möchte unbedingt, dass man mich hier um den MRT-NC-Strahlen-Termin (1.10.2014) herum beobachtet. 
 
Ich bin auch sicher, dass mir geholfen werden soll. Wohin das führen soll, weiß ich irgendwie nicht.
Was ist diese BESSERE LEBENSQUALITÄT?  DAS LEBEN GENIESSEN? 
HABE ICH DIE EINSCHRÄNKUNGEN DURCH DIE KRANKHEITEN NICHT WIRKLICH AUCH INNERLICH AKZEPTIERT? ABER ICH HABE DOCH NIE AUFGEGEBEN, ES GING IMMER WEITER UND SOGAR BESSER ZUM TEIL.
ICH HABE DOCH KOMPETENZEN UND INTELLIGENZ - WIESO STEHEN DIE MIR NUR SO VERDAMMT SCHWERFÄLLIG ZUR VERFÜGUNG?
ICH HABE MIR DOCH HILFE GESUCHT. AUCH WENN ICH IMMER WIEDER WEISS (ODER GLAUBE?), DASS ICH ALLES SCHAFFEN KANN.
UND, SOBALD ES MÖGLICH WAR, HABE ICH MIR NEUE AUFGABEN GESUCHT.
JA - MICH HAB ICH WOHL VERGESSEN. UND NUN FINDE ICH MICH WOHL ERST GANZ GANZ LANGSAM WIEDER, ODER ANDERS WIEDER.
 
Ich möchte nicht aufgeben. Ich spüre, dass sich hier viele Menschen viel Mühe, insbesondere auch mit mir geben. Aber es wäre schön, wenn es nicht so schwer wäre. Irgendwann werde ich hoffentlich wissen, dass es gut war.
 
Mit herzlichen Grüßen"

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 21. September 2014, 02:47:38
Ich habe hier im Forum noch ein wenig gelesen:

@ Schwede:
Dass Psychologen / Psychiater möglichst viel von einem wissen sollten, das sehe ich auch unbedingt so!!

Aber hir in der Psychiatrischen Klinik gibt es ein Einzelgespräch pro Woche, das 30 min dauert und nicht mal immer stattfand. Zunächst hatte ich nur Fragen, Fragen, ... Wirklich zum Mitteilen über mich kam ich bis jetzt nach 8 Wochen kaum. Demzufolge sehe ich es auch als sehr schwierig an, in diesen Gesprächen etwas zu bewegen. Nach einer vergangenen Woche ist hier ja auch so viel geschehen, dass ich immer mehr mitteilen müsste. Dadurch ist die Wichtigkeit dieser Einzelgespräche für mich nach ganz hinten hinter die Therapien, die Gespräche mit dem psychologisch geschulten Personal (bei Bedarf fast immer) und die Gruppengespräche gerutscht. Leider hat aber gerade diese Ärztin eine Entscheidungsbefugnis. Und das erzeugt bei mir eine Unsicherheit, fast Angst. Ich erkenne mich hier so oft immer noch nicht wieder.

@ Iwana ("Ich laufe um mein Leben")
- (4. August 2014) Diese Außensicht auf sich selbst habe ich bereits auch sehr lange. Ich glaube, es ist einfach nicht zu ertragen, wenn man dieser Mensch mit diesen extremen Krankheiten / Einschränkungen selbst sein soll.

- (14. August 2014) Sich verstanden fühlen ! - darauf hatte ich hier so sehr gehofft, also es war mir selbstverständlich erschienen, dass Leute, die sich mit der Psyche von Menschen beschäftigen, auch Menschen verstehen. Es ist so furchtbar enttäuschend, dass es nicht so ist oder unheimlich vieler Erklärungen bedarf, die dann doch nicht verstanden werden.

- (19. August 2014) Sport treiben einfach so aus Spaß -  Ja, das ist schön. Ich habe es vor 10 Jahren intensiver, drei mal wöchentlich im Fitnesstudio, begonnen, um gegen meine Psyche anzutreten und meine Kinder fanden mich viel ausgeglichener. Spaß machte es natürlich auch! Zuvor hatte ich vier Jahre verschiedene Antidepressiva (mit mangelnder Wirkung, aber perfektem Dickmachmodus) ausprobiert. Vier Jahre später musste ich wieder diese AD futtern, wieder ausprobieren. Es gab dann welche mit deutlich besserer Wirkung, die auch kaum zu einer Gewichtszunahme führten. ... Allerdings machte ich ja weiter dreimal wöchentlich Sport, diesmal beim Mrs. Sporty - Fitnesstudio mit noch mehr Spaß, aufmunternden Trainer/innen und nur Frauen. Und mit einem garantiert sicheren Ernährungsprogramm, das bei allen anderen die Hosen immer weiter werden ließ. Nur bei mir nicht. Mit verdammten 100 kg (Dafür bin ich 42 cm zu klein.) bin ich ich Ende Juli in diese Klinik gegangen und das Absetzen der AD erbrachte, dass ich nach 7 Wochen nur noch 32 cm zu klein bin. Ich habe keine Diät gemacht, um diese 10 Kg loszuwerden. Und nun rutschen meine Hosen auch. Aber - zum Spaß machenden Sport: Den muss man sich in der Klinik selbst organisieren. Die Therapien sind, auch wenn sie mitunter so heißen, nicht als Fitnes-Sport, sondern als Gruppentherapie für soziale Kontakte gedacht, was ja auch sein Gutes hat. Aber ich jage mit meinen Nordic Walking- Stöcken natürlich in einem ganz anderen Tempo durch die Gegend. Plötzlich sollte ich in der 7. Woche dieses Gruppen-Walken mitmachen und meine Geschwindigkeit auf ein Drittel drosseln oder vorbei und zurücklaufen oder Pause machen. Schwierig und aggressionsfördernd. Aber ich habe am kommenden Abend allein ernsthaft geübt, langsam zu walken.      


@ Pedro
Ich erlebe gerade auch die sehr deutlichen Unterschiede zwischen Psychiatern und Psychologen und den verschiedenen Herangehensweisen. Das geht von "auf einer Augenhöhe reden" bis sich total entmündigt fühlen, in die Ecke gedrängt werden, Wort im Mund herumdrehen, ... Ich fühle mich so oft unverstanden und wehre mich, wehre mich dagegen. Ich will mich hier nicht verbiegen lassen und es wird auch nicht darauf abgezielt und doch wird bei mir immer wieder die Anst davor erzeugt. Und das macht es so schwer. ... Das, was vermutlich gut ist, helfen soll ...

@ frauypsilon
Ich bin unheimlich interessiert an der Fachrichtung Neuropsychologie. (Ich schreib als PM weiter.)

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 21. September 2014, 12:04:07
Liebe KaSy,

umfassende Informationen von dir - wusste ich es doch, dass du einen größeren Bericht schreiben wirst, sobald du es technisch kannst.

Ja, ich habe alle Nachrichten und Grüße weitergegeben, aber das weißt du bereits. Und ich werde dir auch weiterhin mitteilen, was hier in deinem Thread an dich geschrieben wird.

Immer wieder gern habe ich dir zugehört und werde auch weiter zuhören.
Und manchmal auch etwas sagen, was du in dem Moment vielleicht gar nicht hören magst.

Dein Vorsatz keine Nachtschicht mehr ist gut. Durchführen besser. ::)

Einen liebe Umarmung an dich.
Deine krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 11. Oktober 2014, 22:32:32
Ihr Lieben alle,

ich bin aus der Psychiatrischen Klinik zurück, aber so richtig noch nicht zu Hause angekommen.

Allerdings habe ich auch 12 % von mir (in Form von 12 kg) dort gelassen.  :D
Das lag durchaus nicht am schlechten Essen, wie meine Nichte vermutete - dieses war sehr gut.

Ich habe die Antidepressiva im Laufe von 4 Wochen abgesetzt - in dieser Zeit war ich eine absolute Katastrophe, für die anderen und für mich.

In den weiteren 4 Wochen war es äußerst spannend, erleben zu dürfen, wie die Psyche und der Körper sich ohne AD entwickeln. Da wurden Energien frei, bemerkenswert! Ich fand gar nicht so viel trockenes Holz zum Zerschlagen ... (Zum Geburtstag habe ich mir von meinen Kindern Boxhandschuhe gewünscht - diese und die vielen Wünsche und Grüße von so vielen Menschen haben mich zu Hause erwartet. Ich bin beim Lesen ins Weinen geraten ... Danke!) Und diese Situationen änderten sich in diesen Wochen täglich - stündlich. Faszinierend und auch erschreckend (mehr für andere). Ich fand immer wieder neue Erkenntnisse und viele Strategien des Umgangs mit diesen immer wieder anders auftretenden Gefühlen, Ausbrüchen, ...

Dann gab es mich für die folgenden 3 Wochen endlich wieder als KaSy, allerdings in der Situation, weiterhin mit/gegen 18 Leuten agieren zu müssen, die lauter psychische Probleme in verschiedenen Stadien haben. Dafür hatte ich mittlerweile die etwa 8 Therapeuten sowie das 10-Personen-Pflegeteam   nach und nach verstanden - und sie mich auch (einigermaßen). Ich habe mir bei ihnen auch so sehr viel Mühe gegeben, mich ihnen zu erklären, zu öffnen. Der Oberarzt war wirklich gut, leider war er anfangs krank und später 2 Wochen im Urlaub. Aber ich hatte mehrere gute Gespräche mit ihm. Mit der Stationsärztin kam ich bis zum Schluss nicht klar, sie kam (als zuständige Psychiaterin!) nicht an mich heran. Die wöchentlich geplanten Gespräche fielen mehrfach aus und die seltenen und sehr kurzen zwischen 2 Therapien geschobenen Gespräche blieben leider ergebnislos.
 
Das mit dem geplatzten MRT-NC-Strahlen-Termin, um den ich wie eine Löwin gegen enorme Widerstände gekämpft hatte, fand in diesen letzten 3 Wochen auch statt. Aber das Verzweifeln deswegen hielt "nur" viele Stunden an, am kommenden Tag hatte ich die Sache als "Kann ja mal vorkommen" eingeordnet. Eigentlich ein Erfolg der Gesamtaktion.

Am 10.10.14 durfte ich nach Hause. Die Entlassungsformalitäten wurden (durch die Stationsärztin) für mich noch mal zu einer heftigen Problemsituation, die ich abwartete, um sicher mit dem Auto nach Hause zu fahren.

Heute, am Sonnabend, war ich sofort bei meinem Sport - lauter normal-fröhliche Menschen, die sich aktiv um sich kümmern.
Aber die Angewöhnung läuft noch ...
Ich hoffe, dass sich die 11 Wochen Klinik nun im weiteren Leben im Alltag bei Problemen / Tiefs / ... als nützlich erweisen.

Ansonsten war es ein schöner Sommer und goldener Herbst mit viel Draußen-Zeit zum Nachdenken, Genießen, Schönes mitbringen, mit Gesprächen mit Patienten (eher belastend als verstehend), Tätigkeiten in der Gruppe, vielen nützlichen Einzelaktivitäten in der Station und im Außenbereich, ...

Es war auch und vor allem eine sehr anstrengende Zeit. Aber wenn man ernsthaft an sich arbeitet, ist eine Therapie auch sehr anstrengend, erst recht, wenn sie so lange dauert.

Vergleichbar mit einer "normalen" Reha ist das nicht!
  
Als positives Ergebnis bleibt auch: Für mich ist es nun sogar möglich, im Fall einer schlimmen Krise dort auf der Station auch nachts anzurufen, denn mit jedem Patienten wurde durch alle dort sehr sehr gründlich gearbeitet, um die größtmögliche Hilfe unter Einbeziehung der vorhandenen persönlichen Möglichkeiten zu erreichen. Man ist dort keine Nummer ...

Ich werde noch ein wenig brauchen, aber dann steige ich hier wieder ein.
Erst mal langsam ... Psychotherapeut am 14.10., Selbsthilfegruppe am 15.10., HT-Info-Tag in Berlin am 18.10. und der verschobene MRT-NC-Strahlen-Termin am 21.10. ... das ist schon (zu?) viel.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: frauypsilon am 12. Oktober 2014, 07:39:02
Liebe kasy,

schön, von dir zu lesen und schön, dass du wieder zu Hause bist.

Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Dein Terminkalender scheint sich auch wieder zu füllen. Mach langsam (das sagt die Richtige :-)). Ich bin auch so jemand, dem es schwer fällt, Grenzen zu ziehen und meine dann, nach schlimmen Schmerztagen alles auf einmal nachholen zu müssen. Und bums, liege ich wieder auf der Nase.

Ich wünsche dir ein gutes Bauchgefühl für das Zuviel und dass du das machst, was dir gut tut, solange, wie es dir gut tut.

Ich wünsche dir, dass du ganz bald wieder in deinem Zuhause ankommst und bei dir bleibst. Schön, dass du Werkzeuge für schwere Situationen an die Hand bekommen hast.

Hat sich in Bezug auf die Neuropsychologie schon etwas ergeben?

Alles Liebe wünscht
frauypsilon
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 12. Oktober 2014, 07:58:08
Liebe KaSy,

schön von dir zu lesen, dass du wieder zu Hause bist.

Das mit dem zu Hause ankommen ist nach so vielen Wochen eine Sache für sich.
Du hast so viel erlebt.
Es war eine Zeit des Umbruchs, der Neuentdeckung, des sich Wiederfindens.
Und jetzt ist die Zeit des Ankommens.

Du hast einiges an Gepäck in der Klinik gelassen und dafür einiges mit nach Hause genommen.
Ich wünsche dir, dass das was du mitgenommen hast, gute Gebrauchsgegenstände für dich sein werden und keine Souvenirs. Erinnerungsstücke an eine andere Zeit die so aufgestellt werden, dass sie eine zeitlang gesehen werden und dann so langsam in den Schrank des Vergessens wandern.

Starte jetzt mit neuer oder wiedergewonnener Energie. Aber bitte lande nicht mehr in die Überbeanspruchung deiner Kräfte.
Im Fitnessstudio wird auch nur so trainiert, dass es gut tut. Ein wenig dürfen die Muskeln nach dem Sport gespürt werden, es darf jedoch nicht weh tun. (Also keine Nachtschichten ;) mehr usw.)

Du bist auch mit der Gewissheit nach Hause gegangen, dass du jederzeit in der Klinik einen Anlaufpunkt hast.
Diese Gewissheit ist dein Sicherheitsgurt oder auch Airbag, der dich bei Bedarf auffängt, schützt.

Liebe KaSy, ich wünsche dir eine gute Eingewöhnungzeit in deinem Heim.

Ich freue mich dich am kommenden Wochenende zu sehen.

Bis dahin und auch darüber hinaus alles Liebe und viele Grüße
Deine krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 12. Oktober 2014, 09:47:45
Hallo KaSy,

ich sehe es ja immer eher von der praktischen Seite:
Wie fühlt es sich an mit vielen Kilos weniger an Gewicht? Sicher gut. Gut fürs Ego, gut für die allgemeine Gesundheit. So ging es mir im letzten Jahr, nachdem ich -ganz gezielt - fast 20 Kilo abgenommen hatte. Mit weniger Fett auf den Rippen ist man beweglicher, kann auf kleinere, oft schickere Kleidung zurück greifen,  macht Fitness noch mehr Spaß, da der Ansporn da ist, fürs Ego wieder mehr zu tun.

Vielleicht hast Du auch neue Hobbies für Dich entdeckt...es gab doch in der Klinik sicher auch kreative Kurse oder Musiktherapien?

Ich wünsche Dir, dass Du die gewonnene Balance hältst, künftig vielleicht völlig auf Psychopharmaka verzichten kannst. Die Gewissheit, dass Du in der Klinik anrufen kannst, wann immer Du es brauchst, ist eine gute Rückversicherung. Und ich könnte mir vorstellen, dass Du so weit kommen kannst zu sagen "wenn ich will, kann ich anrufen, aber ich warte ab und verschiebe es auf morgen..." Das wäre ein weiterer Schritt nach vorn.


Bis dann
Viele Grüße
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 12. Oktober 2014, 10:26:57
Liebe KaSy,

willkommen zurück. :-* Bitte, bitte, bitte, lass Dir die Zeit, die Du jetzt brauchst, Du musst nach all den Wochen mit all den Anstrengungen und all der Arbeit erst wieder daheim ankommen. Die Termine, die Du jetzt schon hast, reichen vollkommen aus. Bitte lade Dir anfangs (und auch später) nicht zu viel auf. Was jetzt kommt, ist eine Phase der Stabilisierung, auch die erfordert Kraft und Geduld. Und nein, über Geduld müssen wir nicht reden, trotzdem, versuche es wenigstens... ;)

Es ist gut für das Forum, wenn Du wieder da bist, Deine einfühlsame und verständnisvolle Art hat hier wirklich gefehlt, aber jeder, der ein bisschen Herz und Verstand hat, versteht, wenn Du erst allmählich wieder einsteigst. DU stehst an erster Stelle! Und nachts wird geschlafen, wie Krimi schon sagte.

Ich schließe mich auch sonst Krimis Worten an, sie hat es perfekt auf den Punkt gebracht.

Ich freue mich, dass Du wieder da bist und ich wünsche Dir von Herzen das Allerbeste!

Lass Dich drücken

TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Eva am 12. Oktober 2014, 22:55:45
Liebe KaSy,

ich kann mich nur den Vorschreiberinnen anschließen, die alle so treffend gesagt haben, was wir Dir von ganzem Herzen wünschen. Leider habe ich Deinen Geburtstag übersehen und wünsche Dir noch nachträglich alles, was Du Dir selber wünscht. Schön, dass Du wieder da bist.

LG Eva
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 23. Oktober 2014, 18:59:21
Ihr Lieben,
ich habe jetzt das Gefühl, wieder in meinem Leben angekommen zu sein.
Nach den fast 11 Wochen in der Klinik habe ich mich eine Woche lang noch so sehr traurig und freudlos gefühlt, es war furchtbar. In der Woche danach ging es immer besser, mit weniger Traurigkeit.
Aber ich habe auch alles mögliche gemacht, um mein Leben wieder zu leben:
- Sport, fast alle zwei Tage
- Ich habe mit der Hausärztin geklärt, wie das funktioniert, wenn Ärzte keine Berichte schreiben.
- Ich war auf dem HT-Info-Tag - es war wie zu Hause (Hier werde ich verstanden und mein HT wird akzeptiert. Und über den Klinikaufenthalt habe ich am Vorabend auch reden können ... ) Ich habe in Berlin mit einer NC aus Münster wegen der Hormon-Meningeom-Problematik gesprochen, was mich sehr sehr beruhigt hat. Ich habe bei den Vorträgen mitgeschrieben, aber weniger als sonst. Einiges war mir neu, vielleicht schreibe ich es hier rein ... vielleicht.
- Ich habe mit dem Gynäkologen das weitere Vorgehen geklärt (Abwarten!  :) )
- Ich habe mein Wohnzimmer etwas aufgeräumt (die sooo lange liegen gebliebenen Sachen), um meinen sehr lange bekannten und vertrauten Versicherungsmenschen reinlassen zu können und habe mit ihm auch über den Klinikaufenthalt gesprochen.  
- Ich war war bei einem Vortrag über neue Beschleuniger-Technologien (klingt passend verrückt  ;) ) - die kilometerlangen Strecken können mit anderen Methoden auf wenige Meter reduziert werden ... Immerhin verdanken wir u.a. dieser Grundlagenforschung die Möglichkeiten der Bestrahlung.
- Ich war heute bei der Amtsärztin, dieser Termin der Überprüfung auf meine Dienst(un)fähigkeit war mir am 15.10. ins Haus geflattert. Aber auch diese Untersuchung und mehr das Gespräch verliefen gut. Ich kenne die Amtsärztin ja auch aus den Zeiten, als ich lange erkrankt, aber unbedingt wieder arbeiten wollte. Dass es nun nicht mehr geht, da sind wir uns einig.  
- Bei meinem Psychotherapeuten war ich am 14.10. (vier Tage nach der Klinik-Entlassung) und am 23.10. Am 14.10. war ich noch enorm aufgeregt, das ging bis zum Weinen, ich wollte sooo viel aufarbeiten, war völlig durcheinander ...   Heute war ich dort zwar immer noch etwas rückwärts orientiert, aber auf der sachlich sortierenden Ebene. Er sprach davon, dass nach einem solchen Klinikaufenthalt manche Patienten mit einem Trauma zurückkehren und ich gehöre wohl dazu. Und er sagte, dass ich stets "gangbare Wege" suche / finde / gehe. Er erläuterte dies damit, dass ich nach jeder Situation, die mich aus der Bahn zu werfen droht, immer wieder neue Wege gehe. So versuche ich, auch den Klinikaufenthalt zu sehen. Es war eine Erfahrung. Nicht ganz schlecht, aber auch nicht das Beste, was es für mich hätte geben können. Irgend etwas könnte an Gutem geblieben sein - das wird die Zeit zeigen.


Tatsächlich gab es bei meinem geliebten Sport gestern eine Äußerung einer Trainerin, die ich sehr mag, über den Zusammenhang von Körper und Kopf bei Erkrankungen, also über die Mitwirkung der Psyche. Sie hat das beim lockeren Schwatzen und Motivieren einfach so in den Raum gesagt. Das ist ja auch  völlig richtig und ich vertrete es hier im Forum auch und empfehle immer wieder den HT-Betroffenen und den betreuenden Angehörigen, sich auch psychologischen Beistand zu suchen.
Aber diesmal löste diese Äußerung bei mir den sofortigen Abbruch des Trainings aus - was bei dem bei Mrs. Sporty üblichen Kreistraining nicht auffällt. Ich hatte die üblichen drei Runden auch fast geschafft. Ich wollte wie üblich die Dehn-Übungen anschließen und brach sie abrupt ab, da in mir gleichzeitig Tränen und Wut hochkamen und ich ging (stürzte fluchtartig) aus dem Trainingsaum zu den Umkleidekabinen.
Dort schaffte ich es jedoch tatsächlich, in einer relativ kurzen Zeit von 5-10 Minuten runterzukommen. Mir war fast sofort klar gewesen, was der Auslöser für diese Attacke war. Ich konnte nach dem Umziehen allerdings noch nicht fröhlich "Tschüss" sagen. Dafür war ich heute nachmittag noch einmal dort (andere Trainerinnen) und war locker und fröhlich und - ich bin wieder fit wie ein Turnschuh!


Allerdings bin ich mehr müde.
Kann mittags schlafen und nachts auch.
Mitunter wache ich mehrfach auf und gucke, wie spät es ist, um dann weiterzuschlafen (ohne Grübeln). Aber ich glaube, das ist so, wenn ich am Folgetag etwas Wichtiges vorhabe wie MRT oder Amtsärztin.  

Ich habe aber immer mehr das Gefühl, dass mein Leben ohne Antidepressiva möglich ist.

Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zu den erfolgten HT-Therapien.

Die letzten liegen jetzt gut drei Jahre zurück, da könnte dieser Versuch ohne AD erfolgreich sein.

Und mehr Müdigkeit bedeutet auch, dass mich mein Körper nicht mehr zu viel aktiv sein lässt, das könnte auch ganz hilfreich sein.

Nun habe ich meine Abendessenzeit verpasst und ich wollte doch die Tagesstruktur möglichst beibehalten. (Aber angefangen habe ich diesen Text, da war es noch nicht 18 Uhr.)

Ich werde in den nächsten Tagen nach München fahren, jetzt fühle ich mich stabil genug dafür. Dazwischen liegt Thüringen, von wo ich von meinem Ältesten Schnee- und TausendeSterne- Meldungen erhalte, die sein Zweijähriger mit seinen Eltern in den Ferien in Oberhof genießt.

Eure KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 24. Oktober 2014, 12:24:22
... ich habe eine PN erhalten, weil etwas falsch verstanden wurde oder ich es missverständlich geschrieben habe.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für Deine Sorge um mich ...
a) ... bzgl. der Situation beim Sport und
b) ... bzgl. des Lebens mit den Erkrankungen.


a) Bei Mrs. Sporty wird nicht nur auf Sport, sondern auf Gesundheit und Ernährung geachtet und dies auch begleitet (wenn man das alles möchte).
Demzufolge gibt es einen "Erst-Check", wo man sich auch über seine Gesundheit bzw. Krankheit äußern kann - wenn man will.
Und natürlich wissen die Trainer von meinen HT-Erkrankungen.
Darauf wird auch reagiert, z.B. wird von einigen Übungen abgeraten, die sich ungünstig auf Tumoren (Brustkrebs u.a.) auswirken könnten.

Ich hatte in meinem vorigen Text mit "diesmal" gemeint, dass ich sonst nicht nur im Forum, sondern auch bei Mrs. Sporty kein Problem mit solchen Äußerungen habe. Ich vertrete die Mitwirkung der Psyche auch dort.
Aber "diesmal" war es anders.
Und das muss an den Nachwirkungen des 11-wöchigen Klinikaufenthaltes gelegen haben. Ich kann es am Tag mit allen möglichen Aktivitäten, auch ruhigen, etwas verdrängen, aber nachts schrecke ich immer mal auf, weil ich von den Visiten dort oder abwehrenden Reaktionen des Pflegepersonals oder verschiedenen Situationen träume, die überwiegend mich, aber auch andere PatientInnen betrafen.



b) Natürlich nehme auch ich meine Krankheiten an, obwohl es nicht so einfach ist, dieser Mensch mit dieser Latte von Krankheiten sein zu sollen, sich aber nicht so zu fühlen.
Und so suche, finde und gehe ich immer wieder Wege durch Türen, die ich gegebenenfalls auch auftrete, um mein Leben weiter zu leben. So zu leben, dass ich mich trotz dieser Einschränkungen nicht nutzlos fühle. Das ist, wenn man 7 Jahre lang auf die Arbeit konzentriert war, weil die Kinder bereits aus dem Haus waren, nach dem plötzlichen beruflichen Aus vor drei Jahren nicht einfach.
Man kann noch nicht wieder, will aber.

Also lebe ich mein Leben und hole mir Hilfe, wo ich meine, sie zu brauchen.

Scheinbar bin ich (etwa seit Beginn dieses Jahres) mit meiner Eigenverantwortung für mich und meine Erkrankungen zu aktiv gewesen, habe nicht mitgekriegt, wann ich hätte aufhören sollen, oder ich bin Ärzten "auf den Schlips getreten", weil ich bzgl. der HT mehr weiß als sie und deshalb mehr mitreden will ...
Jedenfalls habe ich viele richtige Wege genutzt, um klarzukommen, bin diese Wege aber zu weit gelaufen oder habe sie zu intensiv ausgetreten, "bis sie matschig wurden", so dass ich nicht bemerkte, dass sie mich ausbremsten anstatt mich voranzubringen.

Aus diesem selbst geschaffenen Irrgarten hat mich meine Neurologin herausholen wollen und sie meinte es wirklich gut, als sie mich in diese psychiatrische Klinik schickte:
Andere Antidepressiva - in einer anderen Umgebung - dort zu mir kommen - dort Hilfe bekommen - das war ihr Plan.

Leider war es ein weiterer, von vornherein matschiger, Weg, dem ich in der Klinik immer wieder auf kleine nette Wege entflohen bin bzw. mir den "matschigen" Weg nach und nach trockenlegte (mit Gesprächen, die ich den vielen ehrlichen Helfern aufdrängelte), um wenigstens das Gefühl zu haben, irgend etwas sei gut, hilfreich.
Geblieben sind zunächst nur der schöne Sommer in der schönen Umgebung und das gute Essen.
Aber es könnte auch mehr Gutes sein.

Um das zu bemerken, lebe ich mein Leben weiter - noch bin ich nicht ganz da - in dem Sinne wie oben genannt.

Zum Beispiel habe ich zwar mittlerweile Boxhandschuhe und ein Ding zum Draufboxen, aber aufkommende Aggressionen kann ich auch ganz gut mit dem Harken des goldenen Herbstlaubs loswerden und so das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden. Das habe ich in der Klinik als Gegen-Methode gelernt. Viele sitzen einfach so rum und reden und rauchen. Ich habe auch dort das Stückchen Grün am Haus mit der extra auszuleihenden Gartenschere verschönt, wenn ich Wut in mir hatte. Oder bin wütend los-, weg-gelaufen und kam mit Blumen oder Trockensträußen aus der Umgebung wieder, mit denen ich Freude in das Depri-Haus brachte.


Irgendwie hatte ich insbesondere in der Klinik immer das Gefühl, dass man mein Leben ändern, besser machen wolle. Aber wie, wohin? Es gab Wochenend-Belastungstests. Nachdem ich mich wegen der Klinik zu Hause schrecklich gefühlt hatte, lehnte ich die nächste Heimfahrt ab. Nachdem ich mich später am WE zu Hause trotz der Klinik gut gefühlt hatte, war die Klinikärztin zufrieden und meinte, nun sei die Therapie erfolgreich beendet. Jetzt aber hätte sie beginnen müssen.

Das wird meinem ambulanten Psychotherapeuten überlassen. Ohne Bericht von der Klinik. Ohne Empfehlungen. Insbesondere ohne die Krankenkasse auf die Notwendigkeit dessen Finanzierung hinzuweisen, denn wir sind gerade kurz vor der Zweijahres-Finanzierungs-Pause. Mein guter "Psycho-Doc" überbrückt das aber in meinem Sinne.
Es bleibt dieses ungute Gefühl - wozu überschüttet man mich 11 Wochen lang mit einem Dauer-Gruppen-Leben, massiv mit anstrengenden Therapien, schwierigen Gruppenrunden, vereinzelten extrem stressigen Arztgesprächen, um am Ende ... alles sich selbst zu überlassen. "Der Psychotherapeut weiß schon, was zu tun ist.", sagte der Oberarzt auf meine diesbezügliche Frage. Stimmt, aber er tut nicht das, was der OA für mich will, sondern was er für mich und mit mir gemeinsam will.

Und das ist jetzt:  LEBEN.

Die Psychotherapie kann warten, erstmal drei Wochen.







Schrecklich.
Es scheint zu stimmen, dass ich aus dem Psychiatrie-Trauma nur schwer herauskomme.
Es ist noch anstrengend, mich wieder zum Lesen im Seniorenheim anzumelden, mich hier zu den Neu-Betroffenen zu äußern.
Ich hänge noch in mir fest.
Und das habe ich während dieser 11 Wochen immer wieder vermutet:  "Werde ich das jemals verarbeiten, hinter mir lassen können?!"


Es tut MIR gut, es hier aufschreiben zu können.
Es tut mir gut, darüber reden zu können - aber das geht mit denselben Menschen nicht immer wieder.

Es tut mir gut, das normale Leben zu leben, die Dinge des Alltags zu klären (dieser Handy-Vertrag z.B. ...), von den Familien meiner Kinder zu hören, sie zu besuchen ...

 


Ob das auch eines der unbemerkten guten Ergebnisse des Klinik-Aufenthaltes ist, dass ich FÜR MICH denke? Auch das hatte ich gegen Ende vermutet und geäußert, dass "ich gegen/für mich einen Sieg errungen" hätte, wobei sich diese Formulierung auf die Wochen vorher gestellte Frage des OA bezogen hatte, "ob ich immer gewinnen müsse". JA, muss ich. Und JA, habe ich.

Aber ich habe wohl auch manches verloren oder es wurde mir genommen oder überschüttet - und nun sind wieder neue Türen und Wege fällig. Die ich gegebenenfalls auch auftrete!
Denn:   Aufgeben ist keine Option!


In diesem Sinne
KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Igelchen am 27. Oktober 2014, 10:47:34
liebe kasy,

es liegen 2 shcöne (relativ) wochen seit letzten mittwoch hinter mir.
hatte freitag oder so kurz mein postfach angeschaut und heute habe ich erst deinen berihct vom 24.oktober gelesen.

ich schreibe dir eine pn...ok?
blöde ok zu fragen und zu wissen ich schreib sie ja......tssss das ist seit einigen wochen mein "kopf-psychoproblem".

an dieser stelle liebe grüße @all hier im forum!

liebe grüße

igelchen
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 02. April 2015, 00:04:13
Ich habe einige Antworten im Thread von Pedro (Emotionales Verhalten gegenüber Ärzten) über das Leben nach dem Beruf gelesen, schreibe dazu aber hier in meinem Thread.


Ich würde auch so gern irgend etwas Tolles mit meiner verdammt vielen Zeit anfangen können.
Ja, ich zwinge mich auch zu einem halbwegs normalen Tagesablauf, der allerdings um Stunden nach hinten (von Lerche zu Eule) verschoben ist, das aber relativ regelmäßig.
Klar gibt es ein paar feste Zeiten wie den dreimaligen Sport und das ehrenamtliche Vorlesen freitags im Seniorenheim.
Aber was ich nicht in den Griff bekomme, ist das, was ich in den Zeiten meiner Berufstätigkeit mehrmals im Jahr tat - in den Urlaub fahren, wandern, Sachen erkunden, Dinge erleben, Neues kennenlernen, ausruhen, ... Damals haben mich die Ferienzeiten dazu motiviert wegzufahren, zunächst mit den Kindern, später allein. Jetzt? Es geht irgendwie nicht.
Ich habe das Gefühl, das Leben macht mit mir, was es will und ich lass es machen oder lass es sein.

Ja, in Wirklichkeit tue ich sicher mehr als ich mir eingestehe. Aber ich schätze das nicht so.

Irgendwie weiß ich nicht so richtig, wozu dieses Leben da ist, vor allem wenn ich an Menschen, die so sehr auf Hilfe angewiesen sind, meine eigene Zukunft zu sehen glaube. Ich will das nicht.

Warum, wofür jeden Tag neu anfangen? 

KaSy
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 02. April 2015, 00:42:16
Liebe KaSy,

wenn ich deinen Beitrag lese bekomme ich Angst um dich. Das hört sich so resignierend an. So bist du doch nicht.

Als erstes möchte ich dich ermuntern dein jetziges Leben nicht mehr mit dem zu vergleichen, was du noch im Beruf stehend hattest.
Du hast jetzt ein anderes Leben.

In deiner Fußnote steht „Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!“
Drucke dir diesen, deinen Satz aus und hefte ihn an verschiedenen Stellen in deiner Wohnung gut sichtbar an Spiegel, Schrank oder Tür.
Spiegel – z.B. im Badezimmer, damit du ihn morgens und abends liest.
Schrank – vielleicht Kleiderschrank.
Tür –  Haustür, damit du beim hinausgehen und wiederkommen daran erinnert bist wie wertvoll du bist, dein Leben ist.

Was hindert dich deinen Urlaub  nach dem Schulferienkalender zu planen? Da wäre dann ein Rhythmus.

Dieser Satz von dir „Irgendwie weiß ich nicht so richtig, wozu dieses Leben da ist, vor allem wenn ich an Menschen, die so sehr auf Hilfe angewiesen sind, meine eigene Zukunft zu sehen glaube. Ich will das nicht.“
Deine eigene Zukunft wird anders aussehen.
Mit „Miss Sporty“ bleibst du fit und fällst vielleicht irgendwann einfach mal vom Ergometer oder weil du so fit bleibst, beim Laub harken in deinem Garten um.
Es ist doch nicht genormt, dass jeder Mensch beim älter werden auch immer automatisch auf Hilfe angewiesen.

Bei uns sehe ich fast jeden Tag eine ältere Dame mit ihrem Rollator strammen Schrittes ihren Spaziergang machen.
Ihr Argument „Ich brauche das, damit ich fit bleibe, nicht steif werde.“
Bewunderswert. Sie ist 85 Jahre alt. Um mit ihrem Tempo mitzuhalten habe ich als Jüngere etwas zu tun.

„Warum, wofür jeden Tag neu anfangen?" – Du hast Enkel, die du gern aufwachsen sehen möchtest. Denen du Oma sein möchtest, so lange wie möglich. Oder irre ich mich da? Sie brauchen ihre Oma. Eine Oma Zeit für sie hat und  die ihnen vorliest. Die ihnen wunderbare, selbst ausgedachte Geschichten erzählt. Mit ihnen Kinderlieder singt. Mit ihnen Plätzchen backt. Eine Oma, die ihre Enkel genießen kann, wie sie ihre eigenen Kinder nicht genießen konnte. (Auch wenn du deinen Kindern immer eine gute Mutters warst. Und auch noch bist.)
Wir brauchen dich auch hier. Ich brauche dich hier.

„Ich habe das Gefühl, das Leben macht mit mir, was es will und ich lass es machen oder lass es sein.“ – Das wird sich wieder ändern. Du wirst es ändern.

Sei lieb umarmt.
Deine krimi
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 02. April 2015, 01:02:07
Liebe KaSy,

wie gut kann ich das, was Du schreibst, nachvollziehen. Meine Frage lautete bis vor einigen Wochen: Warum atme ich den anderen Menschen hier die Luft weg? Wozu bin ich noch gut?

Es ist gewagt, das hier so offen zu schreiben. Das ist mir sehr bewußt. Und um irgendwelchen Vermutungen vorzukommen; ich hänge trotzdem an meinem Leben!

Das, was Du schreibst, Krimi, ist durchaus richtig. Dennoch müssen wir uns auch mit unseren dunklen Gedanken auseinander setzen. Wie viel? Das muss jeder für sich entscheiden.

Mein Professor hat mir vor einiger Zeit einmal einen wahren Satz mit auf den Weg gegeben. "Sie werden sich immer mit dem vergleichen, was Sie vor Ihrer Krankheit geleistet haben. Das ist das Unfaire an Ihrer Situation."
Wenn ich mich mit diesem Satz konfrontiere, dann weiß ich, dass er auch heute noch wahr ist. Ich weiß aber auch, dass ich mich damit quäle und mir nicht weiter helfe.

Es ist unser Weg, der uns gerade gegeben ist.
Fakt ist für mich dennoch; das Leben bringt für jeden Unwegsamkeiten. Oft schon für einen fitten und gesunden Menschen nur schwer zu ertragen. In unserer Situation eine wirkliche Herausforderung.

Uns allen wünsche ich, dass wir mit dem was wir haben zurecht kommen und unsere Herausforderung annehmen.

Liebe Grüße,
Bea
P.S. An guten Tagen denke ich, es ist besser, dass ich dies alles habe. Gesunde würden damit gar nicht fertig.
 ;)
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 02. April 2015, 01:51:56
Liebe Bea,

Zitat
Das, was Du schreibst, Krimi, ist durchaus richtig. Dennoch müssen wir uns auch mit unseren dunklen Gedanken auseinander setzen. Wie viel? Das muss jeder für sich entscheiden.

damit gebe ich dir vollkommen Recht. Und weil ich das auch von mir kenne, durch meine Krankheit, bei der keine Chemo greift, nur abwarten und operieren wenn es soweit ist und möglich ist.

Auch das was dein Prof. zu dir gesagt hat verstehe ich und erlebe es auch an mir selbst.

Ich habe aber in meiner Familie auch erleben müssen, wohin diese dunklen Gedanken führen können.
Darum ist es gut sie auszusprechen (wie KaSy es gemacht hat), damit wir, die wir sie auch kennen *, reagieren und Mut zusprechen können.
Auch dir, liebe Bea.

LG krimi

Edit 03.04.2015:* Damit meine ich, die wir auch die dunklen Gedanken kennen.
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Labosta am 02. April 2015, 09:49:57
Liebe KaSy,

Du schreibst mir soooo aus der Seele, genauso geht es mir auch. Und in meinem Umfeld versteht mich keiner.  Ja, wofür jeden Tag neu anfangen  - das frage ich mich auch ständig >:( 
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 02. April 2015, 10:25:10
Hallo KaSy und alle, die hier lesen,

ja, das Leben ist ungerecht. Da lese ich Iwanas Blog "ich laufe um mein Leben", da habe ich die Worte meiner wegen Krebs sterbenden Angehörigen im Ohr "ich will nicht sterben" und dann gibt es einen jungen Mann mit Traumberuf Pilot, der offensichtlich sein Leben satt hatte und direkt 149 andere Leute, meist junge mit aussichtsreicher Zukunft, mit in den Tod reißt.
Das macht mich wütend.
Niemand hat uns versprochen, dass wir bis zum 100. Lebensjahr auf Rosen gebettet sein werden.
Ich kenne - so lange ich denken kann - Schmerzen wegen der komplexen Wirbelsäulenerkrankung und der Gehbehinderung. Die allein hätten eigentlich schon gereicht, mir das Leben zu versauen. Dennoch habe ich an wechselnden Arbeitsplätzen nahezu 30 Jahre gearbeitet, bin gependelt, war oft viele Stunden unterwegs. Ich habe meist stressige Arbeitsplätze gehabt, wollte wegen der Behinderung keine Sonderbehandlung oder Rücksicht.  Meine Freizeit habe ich auch noch mit Freunden gestaltet. Und dann kamen noch ein Meningeom,eine fortschreitende Augenerkrankung, eine Herzerkrankung und eine Darmerkrankung hinzu.
Aber es macht mich froh, dass ich trotzdem noch mein Mitleid verteilen kann, wenn mir ein Bekannter mit leidendem Gesichtsausdruck von seiner seit 14 Tagen andauernden Triefnase erzählt, weil ich dann nämlich merke, wie stark ich doch eigentlich bin. Und da gibt es doch bei jedem von uns Menschen, die ihr Leben mit uns teilen möchten statt an unserem Grab zu weinen. Ich sage mir, ich bin stark genug, trotz aller Einschränkungen, das Leben zu leben und zu lieben, zwar wesentlich gemächlicher als in jungen Jahren, aber ich schaffe es irgendwie.
Und ich hoffe, noch lange zu leben...denn trotz meines Glaubens gibt es Zweifel, ist mir der Gedanke, dass ein ewiges Nichts nicht besser sein kann, näher als die Vorstellung von einem lachenden Stern auf dem wir uns wiederfinden werden.

Das ist meine ganz persönliche Meinung, die niemand verstehen oder teilen muss.

Gruß
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 02. April 2015, 19:56:48
Liebe KaSy,

Zitat
Warum, wofür jeden Tag neu anfangen?


Ich glaube, dass dir diese Frage niemand beantworten kann, weder jemand aus dem Forum - egal wie gut er dich zu kennen glaubt - noch jemand aus deinem realen Leben. Viele würden dir so gerne die "richtige" Antwort geben (ich auch), aber die Antwort muss aus deinem Inneren, aus dir selbst kommen.

Wir könnten dir jetzt alle schreiben, warum, wofür wir jeden Tag neu anfangen, aber würdest du davon profitieren? Ich würde es dir wünschen, aber ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Wenn überhaupt gibt es nur ein Thema, das vielleicht eine Chance hat: Deine Kinder! Ich habe es oft im Forum und im echten Leben miterlebt, dass erwachsene Kinder so sehr gelitten haben, wenn ein Elternteil schwer erkrankt und dann gestorben ist. Für diese Kinder, die längst erwachsen waren, teilweise selbst schon Kinder hatten, brach eine Welt zusammen. Du hast drei Kinder und drei Enkelkinder, sechs gute Gründe jeden Tag neu anzufangen! So sehe ich es jedenfalls. Du auch?

LG TinaF
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 03. April 2015, 09:56:56
Hallo KaSy,

ich möchte noch etwas schreiben, was speziell an Dich gerichtet ist.
Ich bin ebenso ratlos, wie soll jemand hier eine Antwort für Dich finden, wenn es Ärzte, Psychologen, ja sogar Deine Familie nicht schaffen, Dir einen Grund zur Lebensfreude zu geben?
Ich könnte Dir aufgrund von dem, was ich von Dir gelesen habe, sehr wohl sagen, wo Dein Sinn des Lebens liegt und was Dir Freude geben könnte, aber das alles ist es offenbar für Dich nicht. Für mich sehr schwer nachvollziehbar.

Auch wenn ich keine Psychologin bin, Du wirkst auf mich suizidgefährdet, das spreche ich offen aus.
Die Zeiträume zwischen Deinen Phasen, wo Du alles und Dich als sinnlos empfindest, werden wieder kürzer trotz des Klinikaufenthaltes und jeglicher Zuwendung.

Anders gefragt: Was wäre für Dich ein sinnvolles Leben, in dem Du Perspektiven sehen könntest?
Könnte Dir ein Haustier, für das Du Verantwortung übernehmen müsstest, neuen Lebensinhalt geben?
Ein Hund würde sein Recht fordern, Du müsstest Dich kümmern, regelmäßig raus mit ihm, würdest neue Leute, Hundebesitzer, kennenlernen. Vielleicht möchtest Du Dich nicht mehr allein fühlen und ein Partner an Deiner Seite täte Dir gut? Aber auch die Antworten hierauf kennst nur Du. Und dann stelle ich mir manchmal die Frage: muss eigentlich alles, was wir sind und tun einen tieferen Sinn haben? Kann man nicht einfach leben, einfach sein ohne dass es einen tieferen Grund dafür gibt?

LG
Bluebird
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: KaSy am 09. April 2015, 01:01:04
Ich bin wieder da und danke Euch für Eure Worte, die ich heute erst gesammelt gelesen habe.

Vielleicht ist es gut, sich einfach mal eine Auszeit auch vom Forum zu gönnen.

Ich habe mir auch eine Auszeit vom Sport genommen, nehmen müssen wegen einer etwas länger dauernden Erkältung.
Heute war ich wieder dort und es war gut.

Auch mit dem Vorlesen im Seniorenheim habe ich pausiert, am Freitag wird es auch hier so etwas wie einen Neuanfang geben.

Ja, natürlich vergleichen wir unser Leben immer mit dem Gelebten, womit auch sonst. Auch mein Psychotherapeut sagte mir, dass ich nicht mit meinem Beruf innerlich abschließen könnte, das gehört zu mir, zu meinem Leben.

Und natürlich sind die Kinder und Enkel so sehr wichtig - alle neun (die Partner gehören auch dazu).

Was mich umgeworfen hat, war eine sehr schwere Erkrankung meines Vaters, die er nach Wochen zum Glück sehr gut überstanden hat. Aber währenddessen - als Mensch, der sich so viel mit Krankheiten befassen musste, versteh ich viel zu viel davon und sehe zu viel und habe dadurch viel mehr Sorgen und Angst und innere Zweifel. Jeder Besuch bei meinem Vater, die Arztgespräche, der schriftliche Befund haben mich für Stunden/Tage so sehr nieder gedrückt und das hat sich gesammelt ...

Ein zweites Problem scheint zu sein, dass ich vor solchen Feiertagen wie Ostern, Weihnachten, Geburtstagen Befürchtungen habe, dass ich den Anforderungen nicht gerecht werden kann, die ich an mich selber stelle. Das ist eigentlich völlig unbegründet. Ich vereinfache die Vorbereitungen und erlebe die Feiern als sehr schön. Weil es auf das Zusammensein und nicht auf die perfekte Vorbereitung ankommt. Und dennoch ist da so eine Unsicherheit in mir. Jetzt steht die Hochzeit meines Sohnes an und in die Freude mischen sich unterbewusst Ängste, die garantiert unnötig sind.

Eine dritte Sache war, dass ich die Selbsthilfegruppe aufgeben musste. Ich hatte vor anderthalb Jahren mit sehr viel Einsatz damit begonnen, viel Kraft und Überzeugung hineingesteckt. Das ist nun weggebrochen. 

Das, was Bluebird erwähnte, der lange Aufenthalt in der Psychatrie, war für mich gerade nicht hilfreich. Suizid-Gedanken hatte ich zuvor keine, geriet aber dort dreimal sehr ernsthaft in derartige Extremsituationen. Ich hatte in der gesamten Zeit dort Hoffnung auf Hilfe, die mir letzten Endes nicht gewährt wurde. Es wurden dort Probleme halbwegs bearbeitet, die dort entstanden waren, nicht die eigentlichen Probleme. (Das bestätigte mir mein Psychotherapeut, der dort früher tätig gewesen war und deswegen die Klinik verlassen hatte.) Ich habe noch monatelang, bis zum Jahresende mit Ängsten an diese Zeit zurück gedacht. Mittlerweile ist es etwas besser. Allerdings war mein Vater in der gleichen Klinik, in der dortigen Neurologie. Das hat mir zusätzlich Probleme bereitet.

Das mit einem Hund ist eine interessante Idee, widerspricht aber meiner Tierliebe. Ich kann kein Tier in eine menschliche Umgebung zwingen. Ich genieße jedes Tier, das sich freiwillig und frei in meinem Garten oder sonstwo aufhält und beobachte es regelrecht gierig. (Damit will ich niemandem zu nahe treten, der Haustiere betreut! Es ist eine gute Sache für den, der es will und kann.)

Es stimmt wohl, dass nicht jeder Tag des Lebens einen Sinn haben muss, auch nicht einer pro Woche vielleicht. Aber nach einem Leben "mit täglichem Sinn für andere" ist es schwer, dieses jetzige Leben als richtig zu empfinden.

Und ja, es gibt auch bei mir die Zeiten, wo ich mir sage, dass ich die Krankheit und deren Folgen und dazu noch das Nichtverstandenwerden als etwas empfinde, worauf ich auch stolz sein kann, dass ich das alles geschafft habe und noch schaffe.

Womöglich ist das auch deswegen anders schwer, weil ich gerade nicht sagen kann, ich habe Schmerzen hier oder da oder manchmal oder öfter, sondern weil es "einfach nur" die Belastungsgrenzen und das Ausbremsen durch die Psyche bzw. das Unkontrollierbare dadurch sind, die mich an so vielem hindern. Oder an einigem. Es wird immer wieder so schmerzhaft bewusst - dieser Widerspruch zwischen den Träumen und dem, was ich tatsächlich realisiere. Ja, ich jammere hier. Und noch gräßlicher - es gibt Menschen, die an so schlimmen Krankheiten wie Krebs recht schnell sterben müssen, das ist so schlimm. Aber manchmal denke ich, ist es nicht auch schlimm, mit diesen Folgen so lange leben zu "müssen". Nein, diese Gedanken verbiete ich mir, aber manchmal tauchen sie auf.

Bin ich zu offen? Darf ich es sein? Ich hoffe, hier geht es.

Jedenfalls DANKE an Euch!
Eure KaSy

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: krimi am 09. April 2015, 01:33:25
Liebe KaSy,

ohne Worte - einfach eine herzliche und liebe Umarmung aus der Ferne.
DAS ist mehr, als was jetzt alle Worte hier ausdrücken können.

Deine krimi

Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: TinaF am 09. April 2015, 11:58:32
Liebe KaSy,

ich schließe mich Krimi an und nimm dich einfach mal vorichtig und trotzdem ganz fest in den Arm.

Sonnige Frühlingsgrüße

Tina
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bea am 09. April 2015, 19:17:19
Liebe KaSy,

Du bringst es ganz genau auf den Punkt. Und nein, es ist in meinen Augen überhaupt nicht unangebracht, so offen zu sein.

Auszeiten tun gut, wenn man sie möchte. Das sind alles Dinge, die man ganz für sich alleine entscheiden muss.

Natürlich schleichen sich im Unterbewusstsein Ängste und Sorgen ein. Irgendwann brechen sie an die Oberfläche.
Das, was Du über die Psychotherapie bzw. Deinen Aufenthalt beschreibst.... Mich brachte es damals an den Abgrund der Verzweiflung. Nach meiner Reha brauchte ich Monate um mich davon zu erholen.
Mein Neurologe, der auch Psychiater ist, sagte mir mal, dass er nicht weiß wie tief man in mir bohren soll. Manche Dinge sollte man ruhen lassen, wenn sie mich nicht belasten.

Auch von mir ein herzlicher Gruß und eine Umarmung.

Mache die Dinge so, wie es Dir gut tun könnte - wenn eben möglich.

Bea
Titel: Re:Aus dem TIEF kommen
Beitrag von: Bluebird am 10. April 2015, 11:21:21
Liebe KaSy,

das Leben ist Veränderung und es verändert Menschen. Wer behauptet, mit Mitte 50 noch genauso zu denken und fühlen wie mit Mitte 20, der hat vermutlich all die Jahre in einem Glaskasten gesessen.

Das früh abgeschlossene Berufsleben wird immer ein Teil unseres Lebens sein. Mich wurmt es auch nach Jahren noch zu sehen, mit welcher Lässigkeit manche den Job versehen, in dem ich regelrecht aufgegangen bin. Du hast eine Familie gegründet, für mich war der Beruf Lebensinhalt.

Und eins habe ich im Laufe meines Lebens erfahren: die Menschen sind veränderlich. Sie wissen zu schätzen, wenn jemand sich für sie einsetzt, doch wenn diejenige oder derjenige nicht mehr verfügbar ist, klammern sie sich an die nächsten Helfer. Darum ist es nicht verkehrt, auch ein wenig mehr auf sich selbst zu achten, sich Gutes zu gönnen, was Schönes zu kaufen, ganz ohne schlechtes Gewissen.

LG
Bluebird