HirnTumor Diskussionsforum

Behandlungsmöglichkeiten => Neurochirurgie => Thema gestartet von: KaSy am 12. Dezember 2010, 23:28:12

Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: KaSy am 12. Dezember 2010, 23:28:12
Hallo, Maria,
ich bin seit 1980 Glaukom-Patientin. (Durch einen Unfall, aber dadurch ist zum Glück nur das rechte Auge betroffen, denn zur Zeit habe ich damit ernsthafte Probleme).
 
Glaukom ist das Fachwort für "grüner Star" und es handelt sich dabei um eine Augenerkrankung, bei der ein erhöhter Augeninnendruck dazu führt, dass die Sinneszellen der Netzhaut diesem Druck nicht standhalten und ihre Funktion unwiderbringlich aufgeben. Das merkt man selbst nicht, da es einzelne Zellen betrifft, deren Fehlen durch das Auge kompensiert (ausgeglichen) wird.

Man bemerkt ja den sogenannten "blinden Fleck" auch nicht, das ist ein Teil der Netzhaut, der über keine lichtempfindlichen Zellen verfügt.

Die Zellen, die zuerst dem Druck nicht mehr standhalten, befinden sich am äußeren Rand der Netzhaut. Selbst diese Sehverschlechterung bemerkt man nicht selbst, aber der Augenarzt kann sie mit der von menno-meningo und TinaF beschriebenen Gesichtsfelduntersuchung feststellen.

Der „blinde Fleck“ ist die Stelle, wo der Sehnerv die Lichtzelleninformationen bündelt und sie in das Gehirn leitet. Diese Stelle ist natürlich auch diesem hohen Augeninnendruck ausgesetzt und der Sehnerv, genauer gesagt der „Sehnervenkopf“, leidet darunter. Für den Augenarzt sieht er dann ausgehöhlt aus. Da das im Laufe der Entwicklung auch für den Augenarzt schwer zu vergleichen ist, gibt es die Methode der „Vermessung der Sehnervenkopfes“ (Die Abkürzung dafür lautet, glaube ich HRT.), die Augenärzte anbieten, die sich auf die Glaukombehandlung spezialisieren. (Das Gerät wird nicht so oft gebraucht, deshalb hat meine „Spezialistin“ nicht immer eins, vermutlich teilt sie es mit anderen Augenärzten.) Wenn der Sehnervenkopf bei Glaukomverdacht oder bereits nachgewiesenem Glaukom regelmäßig, in Abständen von etwa einem Jahr mit dieser Methode vermessen wird, kann man rechtzeitig feststellen, inwieweit die Sehfähigkeit des Auges dadurch gefährdet ist, dass die Informationen der noch intakten Zellen der Netzhaut durch den Sehnerv nicht mehr in das Gehirn geleitet werden können.

Den Augendruck als Glaukom-Anzeichen kann der Augenarzt mit einer (heutzutage) schmerzfreien Methode messen. Wenn kein Glaukomverdacht besteht, kostet diese Untersuchung zwischen 15€ und 20€. Der normale Druck liegt zwischen 5 und 20 (mm Hg). Einen sehr viel höheren Druck kann man selbst als „Glaukomanfall“ mit starken Augenschmerzen im und rund um das Auge merken. Man geht dann natürlich sofort – als Notfall sogar – zum Augenarzt, muss allerdings nicht sofort Angst vor dem Erblinden haben, da das Auge auch höhere Drücke einige Wochen lang schadlos übersteht.

Im Normalfall tritt das Glaukom erst bei älteren Menschen ab etwa 40 Jahren eventuell auf. Es funktioniert dann der reguläre Abfluss der Flüssigkeit im Auge nicht. Regulieren kann man das in den meisten Fällen mit Augentropfen. Nur selten muss operiert werden, aber auch das ist möglich, es wird zur Verbesserung des Abflusses eine Stelle dafür extra erzeugt. (Das kann man sich wie einen Gulli vorstellen, hat mir mal ein Augenarzt erklärt.)

Nun kann der erhöhte Augeninnendruck auch von woanders herkommen – z.B. von einem Hirntumor, der hinter dem Auge oder irgendwo sitzt, wo er die Sehnerven bedrängt. Insofern kann eine Gesichtsfelduntersuchung oder/und eine Vermessung der Sehnervenkopfes einen Hinweis auf das eventuelle Vorhandensein eines HT geben. Einen Hirntumor selbst kann der Augenarzt dadurch aber nicht erkennen, auch nicht sicher feststellen, lediglich vermuten. Er wird in dem Falle die Empfehlung geben, sich auf einen HT untersuchen zu lassen. Ob er selbst ein MRT veranlassen kann, weiß ich nicht, auf jeden Fall gehört er zu den zwei Sorten Fachärzten, die eine Überweisung zum Neurochirurgen ausstellen dürfen. (Jedenfalls ist das hier bei uns seit etwa 10 Jahren so, dass nur der Neurologe und der Augenarzt dazu berechtigt sind.)

Es gibt allerdings auch Tumore am/ im Auge, die von Augenärzten diagnostiziert und in Augenkliniken operiert werden, aber das war mit Deiner Frage nicht gemeint.

Es ist nun zwar etwas länger geworden, ich habe auch überlegt, ob ich es Dir als PN schicke, aber vielleicht ist es ja für andere auch interessant. Denn einige „Forumianer“ suchen im Zusammenhang mit HT-Folgen regelmäßig den Augenarzt auf. (Z.B. Jens B., der meldet sich bestimmt … evtl.)

Ich hoffe, dass ich Dir helfen konnte, ansonsten frag nochmal …

Gruß
KaSy
Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: Pefferkorn am 14. Dezember 2010, 14:59:55
Liebe KaSy, Menno und Tina,

herzlichen Dank für euere Antworten, ganz besonders dir, liebe KaSy für die ausführliche und sehr informative Beschreibung. Wirklich toll!

So wie es klingt, scheint diese Untersuchung eine zusätzliche Sicherheit zu sein, zumindest für mich.

Ich denke, einerseits ist es ja gut, dass Meningeome so langsam wachsen, andererseits empfinde ich es aber auch deswegen als gefährlich, weil dann eben vielleicht zu spät erkannt wird, dass etwas im Gange ist. Es heißt ja immer, dass durch das langsame Wachstum das Gehirn ausweicht und ausgleicht, und das finde ich dann eben gefährlich.
Ich glaube, grad im Bereich  vom Sinus Cavernosu ist es wichtig, baldmöglichst zu wissen, ob es dem Sehnerv entgegenwächst oder doch eine andere Richtung einschlägt.

Ich hab jetzt mal bei meiner Augenärztin nachgefragt, ob die so eine Untersuchung machen und hab jetzt für Ende Februar einen Termin ausgemacht. Sie haben mir dort übrigens eine Untersuchung mittels Fundus-Kamera (ich weiß nicht, ob das richtig geschrieben ist) angeboten, kennt das hier auch jemand?

Jedenfalls nochmals Danke an euch, es ist schön, dass ihr bei mir seid!

Euch wünsche ich alles Gute, viel Glück und eine wunderschöne Adventszeit.

Liebe Grüße,
Maria
Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: KaSy am 15. Dezember 2010, 21:16:19
Eine Funduskamera ist ein relativ neues Gerät, mit dem der Augenarzt den gesamten Augenhintergrund, also Netzhaut, Sehnerven, Blutgefäße, Aderhaut auch räumlich darstellen kann. So habe ich es bei Google gelesen.
Sie bildet das ab, was der Augenarzt auch sieht, dient aber dazu, Krankheitsverläufe aufzuzeichnen. Allerdings kann sie so neu nun auch wieder nicht sein, denn als ich im Jahr 2005 ein akutes Augenproblem nach zwei misslungenen Augen-OP hatte, wurden vom nächsten behandelnden Arzt in Abständen von mehreren Tagen bis wenigen Wochen solche Aufnahmen zum Vergleich der (von ihm, mit und bei mir) erreichten Heilungs-Situation gemacht.
Ist wie fotografieren. Tut nicht weh.
Eigentlich ist es die Erweiterung des HRT, wo nur der Sehnervenkopf vermessen wird.
Ob es allerdings in Deinem Fall sinnvol ist, diese (teure) Methode anzuwenden, wenn vermutlich die Ursache nicht im Auge liegt also nicht unbedingt ein Vergleich im Laufe einer Heilungsentwicklung zu dokumentieren ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall spricht die Erwähnung dieses Geräts für das Vorhandensein fortschrittlicher Technik - und das ist gut!! 
Alles Gute
KaSy
Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: fips2 am 15. Dezember 2010, 21:29:04
An Uni-Augen-Kliniken müssten solche Geräte Standard sein.
Zumindest die Augenklinik der Uni Mainz hat extra eine medizinische Fotoabteilung die solche Aufnahmen macht.

Fips2
Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: Pefferkorn am 17. Dezember 2010, 09:46:46
Hallo KaSy,

vielen Dank nochmal, dass du dein Wissen hier weitergibst! Du hast ja leider schon sehr viel Erfahrungen mit dieser Thematik, du schreibst, dass du momentan ernsthafte Probleme mit den Augen hast. Ich hoffe, dass hier nix Schlimmes im Gange ist, aber ich vermute, dass du in dieser Hinsicht gut ärztlich betreut wirst!

Zu dieser Fundus-Untersuchung: ich weiß nicht, ob die bei mir Sinn macht, mir wurde ja nur gesagt, dass man diese eventuell machen könne, und ich das aber mit der Ärztin besprechen soll (ich hab ja nur mit der Rezeptionistin telefoniert) und die wird mir dann schon sagen, ob das bei mir gemacht werden soll oder nicht. Ich überlass das wirklich der Ärztin, ich bin ja schon seit ein paar Jahren bei ihr wegen meiner Augen (Weitsichtigkeit) und hab Vertrauen zu ihr.

Liebe KaSy, ich wünsche dir viel Glück, ich hoffe, dass die Ursache für deine Augenprobleme leicht und vor allem erfolgreich behandelbar ist.

Liebe Grüße,
Maria
Titel: Re:Augenarzt - diagnostische Untersuchung des Sehnerves
Beitrag von: KaSy am 17. Dezember 2010, 21:20:19
Stimmt, fips2,
jetzt wo Du es sagst, die OPs fanden bei mir auch in einer Uniklinik statt - im Virchow-Klinikum der Charité in Berlin, und da wurde ich auch in ein extra "Fotolabor" geschickt. Das Vivantes-Klinikum in Berlin Neukölln hat auch so ein Gerät. Und in meiner winzigen Augenklinik mit drei/vier Ärzten hatten die nur mal für ein/zwei Jahre wegen eines Wasserschadens ihren "Fotoapparat" nicht nutzen können.

Aber egal, liebe Maria, es ist gut, dass Du Dich bei Deinem Augenarzt gut aufgehoben fühlst und Vetrauen hast! Solche Ärzte wünsche ich Dir bei Bedarf - der hoffentlich so wenig wie möglich eintreten wird.

Kurz mal zu mir: Ich kann zwar seit Anfang Oktober 2010 auf einem Auge nicht so richtig gucken, aber die Heilung des Infekts schreitet gut voran und ich darf hoffen, in weiß-ich-wie-vielen Monaten auch mit diesem Auge wieder lesen und mit beiden Augen 3D sehen zu können. (Ist zumindest beim Einparken etwas heikel zur Zeit ... :)) Außerdem darf ich (klopf auf HOLZ!!!-oder auf meinen Kopf) im Januar wieder mittelkleine/ -große Schüler belustigen. Aber erst mal gaaaanz langsam, hab nämlich schon zu oft den Neubeginn mit zuviel Optimismus begonnen, um danach auf die Schn.... zu fallen.
Dazu liebe ich meinen Job und mein Leben (inzwischen wieder) zu sehr!!

Das wünsche ich Dir auch - immer Platz für gute Gedanken im Kopf haben!!

KaSy