HirnTumor-Forum

Beiträge anzeigen

Diese Sektion erlaubt es dir alle Beiträge dieses Mitglieds zu sehen. Beachte, dass du nur solche Beiträge sehen kannst, zu denen du auch Zugriffsrechte hast.


Themen - Harleyfreak

Seiten: [1]
1
Hallo Leute,
ich hab schon ein Vorstellungsboard gesucht aber nichts gefunden, vieleicht bin ich auch bissl neben der Spur und find es einfach nicht.
Also stell ich uns erst mal hier kurz vor. Mein Name ist Günter, ich bin 47 Jahre alt, verheiratet seit 7 Jahren mit Carola, welche im April das halbe Jahrhundert voll macht. Wir haben eine 14jährige Tochter und sind beide in Vollzeit beschäftigt. Als Hobby steht für uns das Motorradfahren ganz weit oben. Ich fahre eine Harley E-Glide, meine Fau fährt eine Kawasaki Vulcan 1500 Classic.

Nun zu unserer Geschichte:
Seit ungefähr 2 Jahren klagte meine Frau immer, dass sie im rechten Bein keine Kraft mehr hätte. Meine Frau die ja nichts aus der Spur bringt, brauchte zunächst keinen Arzt, wird schon wieder vergehen. Einige Wochen zog sie so rum, bis ich ihr nahe legte doch mal zum Arzt zu gehen. Schließlich lies sie sich überreden und ging zum Hausarzt. Dieser macht wie üblich einen Bluttest und stellte wieder mal einen eheblichen Eisenmangel fest. Zu erwähnen ist hier, dass meine Frau vor fünf Jahren einen Magenbypass bekam und dadurch gut 50kg abgenommen hat. Deshalb wird ihr immer erst mal Blut genommen, weil sie seit der OP immer erheblichen Eisenmangel hat. Der Arzt vermutete dass dies die Ursache sein könnte. Wieder einmal bekam sie dann Eisen intravenös eingetrichtert. Sollte es nicht besser werden, sollte sie sich nochmal vorstellen.
Weil meine Frau ja so tapfer ist, schleppte sie sich Wochen, nein Monatelang mit dem Problem rum, bis es dann gar nicht mehr ging und sie nur noch das rechte Bein hinterher zog.
Nach einer erneuten Vorstellung beim Hausarzt überwies er meine Frau zum Neurologen. Diese Ärztin reagierte sofort und wollte die Urasche für eine Progrediente Gangstörung genau wissen und ordnete sofort drei MRT Termine an, vom Schädel (Gehirn), Wirbelsäule und Bein.
Am vergangenen Dienstag hatte sie den ersten MRT-Termin, der Schädel sollte als erstes dran sein. Und da war schon die vermeintliche Ursache gefunden.
Die Schreckensnachricht, ein Hirntumor. ca. 57x67x65mm. Jetzt ist erst mal die ganze Welt zusammen gebrochen für uns, besonders für meine Frau.
Es ging dann alles Schlag auf Schlag, die Neurologin machte gleich einen Platz in der Uniklinik Freiburg klar und am Freitag sollte schon operiert werden.
Irgendwie hab ich dann nur noch funktioniert. Meine Frau hatte Todesängste und ich hab sie beruhigt und bis vor den OP begleitet.
Bis dahin wusste ich nur dass es ein Tumor in obiger Größe ist und dass dieser leicht rechts versetzt ganz oben lag und dass dieser vermutlich schon Jahre dahingewachsen ist ohne sich bemerkbar zu machen. Nach Aussage der Neurologin meistens Gutartig, weil so langsam gewachsen.
Meine Frau war am Freitag die erste zur OP. 07:00 Uhr gings los und dauerte bis 13:00 Uhr. Ich bin erst um 17:00 Uhr zur Klinik gefahren, um zu erfahren wie die OP verlaufen sei usw.
Ein Arzt, welcher aber nich operiert hat, sagte mir es sei alles nach Plan verlaufen. Allerdings hatte sich der Tumur an der Hauptschlagader zu schaffen gemacht, weshalb da noch minimale Reste vorhanden sind, welche aber nicht wachstumsfähig wären. Man würde das im Auge behalten und sollte er doch noch mal wachsen, könnte man den Rest bestrahlen. Der Tumor an sich war Gutartig.
Samstag, meine Frau war bereits auf Station. Ich hatte den Eindruck ihr gings verhältnismäßig gut, nach so einer riesen OP. Sie erkannte mich, konnte alles verstehen, nur reden viel ihr schwer, sie sprach als hätte sie einen zuviel gekippt. Wir lachten noch drüber. Ihr betroffenes Bein konnte sie heben, allerdings nicht mit Belastung, der Fuß war aber "tot". Auch im rechten Arm hatte sie leichte Progleme, hilt sich aber in Grenzen. Ich war föllig fertig, lies mir auch nichts anmerken, dass ich nah am Wasser war.
Am Samstag dann noch eine Nachricht von meiner Schwester, einer meiner Brüder sei gestorben.
Jetzt war für mich totoal die Welt zusammen gebrochen. Natürlich halte ich das von meiner Frau fern zuerst mal. Meine Tochter und ich trauerten erst mal alleine um meinen Bruder.
Am Sonntag komm ich in die Klinik, es war 10:00 Uhr. Ich viel aus den Wolken, meine Frau konnte nur mehr ja und Nein sagen, der rechte Arm und das Bein war wie tot. Meine Frau nur am heulen. Ich versuchte einen Arzt zu finden und erklärte ihn was los sei. Er beruhigte mich, es sein normal noch so einer OP, das Gehirn schwillt...bla,bla,bla. Es wurde ein CT gemacht. Wieder der Arzt es sei alles gut, nur das Gehirn ist geschwollen, dafür bekommt sie jetzt ein Mittel, dann wirds besser. Ich konnt meine Frau nicht mehr ansehen ohne zu weinen und beschloss als sie vor Erschöpfung die Augen zu machte, dass ich heim fahre um mich zu fangen. Spätnachmittag konnte ich dann eine Besserung feststellen, sie konnte wieder paar Wörter sprechen, wenn auch nicht viel, der Arm lies sich wieder selbstständig heben und die Finger funktionierten. Fuß war noch immer nicht so willig. Wir haben dann am Bett zusammen die Zähne geputzt und die Stimmung war wieder relativ besser geworden.
Heute Mittag komm ich an, jetzt kann sie gar nix sprechen, Bein  und Arm komplett ausgeschaltet. Meine Frau nur am Weinen. Wollte sich mit mir verständigen, konnte aber nicht. Was für ein sch... Gefühl, so hilflos und ohnmächtig zu sein. Sie machte mir klar, dass ich gehen solle, sie wollte vermutlich nicht, dass ich sie so sehe. Die Schwestern haben mir noch gesagt, der Dritte Tag sei der schlimmste und dass das alles normal sei und Zeit braucht.
Bisher war ich noch nicht mit meiner Tochter da. Ich geb auch nicht alles 1 zu 1 weiter an sie, um sie zu schützen. Sie ist in der Abschlussklasse und braucht freien Kopf. Ok, der ist eh nicht frei, aber ich guck dass ich es ihr so sanft wie möglich rüber bringe, wenn ihr versteht was ich meine.

Das war bis jetzt unsere Geschichte. Ich erwarte hier keinen Trost, vielmehr Gleigesinnte deren Erfahrungen ich teilen kann. Ich hab ja noch zig Fragen die offen sind. Da gehts los von meiner Arbeitsunfähigkeit, über die Arbeitsunfähigkeit meiner Frau. Was wenn meine Frau Pflegefall wird. Existenzängste usw.

Ich hole jetzt meine Tochter von der Nachhilfe und bin schon wieder im Überlegen, was ich ihr heute erzählen soll.
Könnt jetzt noch ewig weiter schreiben, aber soll ja kein Roman werden, wer ließt schon solche Posts komplett?!?

Würd mich auf Unterstützung und Erfahrungsaustausch freuen.

Gruß
Günni


Seiten: [1]


SMF 2.0.19 | SMF © 2022, Simple Machines
Hirntumor Forum © 1996-2022 hirntumor.de
Impressum | Datenschutzerklärung