Liebe Pem,
ich habe bis jetzt drei Menschen beim Sterben begleitet. Ich glaube jeder Fall ist da anders. Was mir aber auffiel, war jedesmal, wenn wir glaubten jetzt ist es bald soweit, wurden sie noch einmal merklich mobiler, dass wir dachten, jetzt geht es doch noch weiter.
Doch dann sind sie nach ein paar Tagen gestorben. Ich nenne das, ein letztes Aufbäumen. Als wenn sie noch mal alle Kraft zusammen suchen.
Bei meiner Schwiegermutter meinte der Pfleger, der 2 mal am Tag für 20 Minuten kam, dass es nur noch höchstens 2 Tage dauert. Es hat dann allerdings ungefähr 14 Tage gedauert. Sie war ganz ruhig und friedlich. Es tat mir nur so leid. Nach ein paar Tagen habe ich nur gedacht, nun stirb doch endlich, aber nur weil ich es nicht mehr ertragen konnte sie so zu sehen und ihr nicht helfen zu können. Bei allen dreien merkte ich ganz zum Schluss ein deutliches schnelleres Atmen. Deshalb wusste ich bei meiner Schwiegermutter, sie war die letzte davon, dass es jetzt soweit war. Wir haben uns einfach neben sie gestellt und stumm ihre Hand gehalten. Sie ist dann friedlich eingeschlafen. Aber alle drei waren auch schon älter, deshalb kann ich nicht sagen, wie es ist, wenn jemand von uns geht, der noch jünger ist. Aber ich habe das Gefühl gehabt, wenn man ruhig die Hand hält ohne zu sprechen, dass sie auch ruhiger gehen können. Auch als sie absolut nicht mehr ansprechbar war, habe ich allen verboten, in ihrer Nähe über den Tod zu sprechen. Ich glaube, dass die Menschen noch bis zum Schluss alles irgendwie mitbekommen und die Hoffnung stirbt zuletzt, das ist nicht nur so ein Sprichwort, denke ich.
Liebe Grüße und viel Kraft für diesen schweren Gang.
Silvia