Hallöchen ihr Lieben.
Ich habe heute viel nachgedacht, was die Sache mit dem loslassen angeht.
Ja, ihr habt wohl recht, dass es Kindern von Betroffenen in aller Regel leichter fällt, loszulassen, als den Lebenspartnern.
Ich habe das heute mal für mich versucht aufzuarbeiten. Zum Einen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Kinder generell davon ausgehen, dass ihre Eltern vor ihnen sterben. Das hat die Natur ja normalerweise so eingerichtet und das hat auch seine eigentliche richtigkeit. Zum andern (auch wenn das jetzt nicht unbedingt IMMER der Fall ist) kümmern sich normalerweise die Lebenspartner um den Kranken.
Die Kinder haben wahrscheinlich schon ihr eigenes kleines Leben aufgebaut oder stecken gerade in einer Entwicklung diesbezüglich oder sonst was.
Ich merke das ganz massiv bei uns. Wie ja einige von euch wissen, ist meine Mutter generell eine etwas schwierige Kandidatin wenn es um Hilfe oder sonst was geht. Gestern Abend habe ich, mal wieder, mit ihr telefoniert. Da meinte sie zu mir, dass sie aktuell wieder die Hoffnung hätte, dass er wieder gesund (!!!!) wird... ich hasse es ihr die Illusion jedesmal nehmen zu müssen, aber ich kann sie das doch nicht glauben lassen?!
Ich habe sie gefragt, ob sie meint, dass das Lebensqualität ist?! Ob sie meint, dass Papa sagen würde, er wäre glücklich, wenn er denn solche Emotionen noch in Worte verpacken könnte?!
Auf der andren Seite habe ich den Eindruck, dass es doch nur ein Schutzschild ist. Denn sie fragte mich dann relativ schnell, was da noch so alles kommen KÖNNTE. Wobei ich, das hab ich ihr auch gesagt, mit solchen Aussagen sehr vorsichtig bin.
Ich bin fast täglich bei meinen Eltern und versuche, trotz eigener kleiner Familie, zu helfen wo es nur geht. Ob es jetzt organisatorisch ist, oder einkaufen, kochen, was eben so anfällt. Ich sehe meinen Vater jeden Tag. Dennoch pflege ich ihn nicht. Ja. Ein kleines Stück weit vielleicht....
Ich glaube schon, dass dieser Kraftakt zusammenschweißt. Noch mehr, als man es vorher vielleicht war. Aber ist es nicht auch ein Bisschen so, dass das fehlen der "Aufgabe" nach dem Tod das ist, was die Sache so schwierig gestaltet? Das man nicht weiß, wie man diese Lücke, diese Zeit füllen soll?
Das klingt jetzt alles völlig unterkühlt und abgeklärt. Aber glaubt mir... ich weine sehr oft um meinen Papa. Ich liebe ihn so sehr, wie man einen Vater eben lieben kann.
Dennoch sehe ich, dass das, was er noch ist, nicht mehr viel mit seinem eigentlichen ICH zu tun hat. Er ist zerstört, er ist völlig anders.
Ich glaube, dass ich auch einfach mehr Zeit habe (als meine Mutter), den unabwendbaren Tod jetzt schon im Vorfeld etwas zu verarbeiten. Wenn er dann von uns geht, wird es trotzdem ein ganz harter Brocken für mich, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich habe dann noch meinen Mann und meine kleine Tochter... meine Mutter muss sich dann ans Alleinsein gewöhnen, und daran, dass sie viele Dinge auf einmal selbst erledigen muss (wobei sie sich da sehr gut schlägt insgesamt).
Ich drücke euch alle ganz fest.
LG,
Babsy