Gürtelrose (Zoster) (Quelle:
NETDOKTOR.DE)
Prof. Dr. med. Hans Wolff, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Was ist eine Gürtelrose? Die Gürtelrose (Zoster) ist ein schmerzhafter Ausschlag der Haut, hervorgerufen durch das Varicella-Zoster-Virus aus der Familie der Herpes-Viren. Beim Erstkontakt verursacht das Varicella-Zoster-Virus Windpocken. Jahre später entsteht durch Reaktivierung des Virus die Gürtelrose.
Sowohl Windpocken als auch die Gürtelrose sind in hohem Maße ansteckend für Menschen, die noch nie mit dem Virus Kontakt hatten. Die Gürtelrose kann alle Altersgruppen betreffen, wird aber meistens bei älteren oder immungeschwächten Menschen (z.B. Tumor-Patienten oder HIV-Infizierten) diagnostiziert. Nach einer Gürtelrose besteht meist lebenslange Immunität, man bekommt die Gürtelrose also in der Regel nur einmal im Leben.
Wie entsteht die Gürtelrose? Beim Erstkontakt mit dem Virus bekommt man Windpocken. Das Windpockenvirus (Varicella-Zoster-Virus) zieht entlang der Nervenbahnen zu den Nervenwurzeln, wo es in einem inaktiven Zustand verharrt.
Das Windpockenvirus befindet sich nun in einem "schlafenden" Zustand. Bei einer späteren Reaktivierung wandert das Virus entlang der Nervenbahnen wieder zur Haut zurück.
Gürtelrose kann ein Anzeichen dafür sein, dass das Immunsystem nicht richtig arbeitet. Dies kann an einer anderen Krankheit liegen. Betroffen sind unter anderem AIDS-Patienten, Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen oder Menschen, die an einem bösartigen Tumor leiden.
Auch andere Krankheiten wie z.B. eine schwere Grippe,sowie Stress und Sonneneinwirkung, begünstigen die Entstehung einer Gürtelrose.
Wie bemerkt man eine Gürtelrose? Das erste Anzeichen der Reaktivierung des Windpockenvirus ist ein brennendes Gefühl. Dieses entsteht im Bereich der zugehörigen Hautstellen der Nervenbahnen, an denen das Virus entlang wandert. Die Nervenbahnen der Haut bilden typischerweise einen von der Wirbelsäule Richtung Brustbein gehenden Halbkreis um den Körper. Die starken Schmerzen sowie der nachfolgende Hautausschlag entsprechen den Nervenbahnen und sind fast immer halbseitig.
Zwei bis drei Tage nach Beginn der Schmerzen kommt der typische Ausschlag hinzu: Kleine Blasen auf geschwollenem und gerötetem Untergrund. Der Ausschlag erinnert etwas an Windpocken, ist aber auf einen bestimmten Bereich begrenzt.
Nach drei bis fünf Tagen hat der Ausschlag seinen Höhepunkt erreicht. Die Blasen platzen auf, es entstehen kleine Wunden, die nach und nach von Schorf bedeckt werden. Nach zwei bis drei Wochen fällt der Schorf meist ab.
Zusätzlich zum Ausschlag kann Fieber auftreten
In manchen Fällen schwellen die Lymphknoten an
Bei manchen Betroffenen können Wochen oder Monate später erneut Schmerzen an den ehemals betroffenen Körperstellen auftreten.Dabei handelt es sich um Nerven-Schmerzen, auch postzosterische Neuralgie genannt.Die Wahrscheinlichkeit für solche Nerven-Schmerzen nimmt im Alter zu und vor allem dann, wenn die medikamentöse Therapie nicht rechtzeitig eingeleitet wird. So leiden bis zu 70 Prozent der älteren Patienten an diesen Schmerzen, die Monate bis Jahre anhalten können.
Wie diagnostiziert der Arzt die Gürtelrose? Die Befragung nach den Beschwerden (Anamnese) ist oft für eine Diagnose ausreichend. In Kombination mit dem typischen halbseitigen, relativ klar begrenzten Ausschlag, erkennt der Arzt recht schnell, dass es sich um Gürtelrose handelt. Eine weitere Diagnostik ist in der Regel nicht notwendig. In Zweifelsfällen, kann das Virus im Wundabstrich nachgewiesen werden. Zudem muss eine eventuell zu Grunde liegende Grunderkrankung, die das Immunsystem schwächt und somit die Gürtelrose begünstigt, ausgeschlossen werden.
Wie wird die Gürtelrose behandelt? In jedem Fall sollte bei beginnender Gürtelrose solange noch frische Blasen vorhanden sind möglichst schnell ein gegen die Viren wirksames Medikament (Virustatikum) gegeben werden. Es ist wichtig, dass das Medikament so schnell wie möglich und regelmäßig eingenommen wird. Das Medikament kann dann den Krankheitsverlauf verkürzen und die Ausbreitung der Krankheit verhindern. Bei Verdacht an Gürtelrose erkrankt zu sein, sollten Sie sich also sofort an Ihren Arzt wenden.
Vor allem aber macht die rasche Gabe von Medikamenten das Auftreten schwerer Spätschmerzen (postzosterischen Neuralgie) weniger wahrscheinlich.
Bei starken Schmerzen wird der Arzt schmerzstillende Tabletten verabreichen.
Bei Nerven-Schmerzen (postzosterischer Neuralgie) müssen starke Schmerzmittel gegeben werden, manchmal sogar in Kombination mit gering dosierten Antidepressiva. Antidepressiva unterstützen die schmerzstillende Wirkung und wirken sich darüber hinaus positiv auf das Gemüt aus.
Was kann man selbst tun? Wenn man nie Windpocken gehabt hat, sollte man den Kontakt zu Menschen mit Gürtelrose meiden. Dadurch kann die Ansteckungsgefahr vermindert werden. Auch im Erwachsenenalter macht man beim ersten Kontakt mit dem Varizellen-Zoster-Virus eine Windpockeninfektion durch.
In jedem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit möglichst rasch eine Behandlung eingeleitet werden kann
Während der Erkrankung sollte man sich schonen.
Wie ist die Prognose? Bei rund 90 Prozent der Betroffenen ist die Gürtelrose nach einem Monat ausgeheilt. Besonders ältere Menschen können auch nach der scheinbaren Heilung noch durch Schmerzen (postzosterische Neuralgie) geplagt werden. Diese treten bei bis zu 70 Prozent der älteren Patienten auf. Es kann aber auch zu folgenden Komplikationen kommen:
Narben können sich auf der Haut ausbilden.
Zoster in den Augen kann die Hornhaut vernarben.
Zoster an den Gesichtsnerven kann in seltenen Fällen eine vorübergehende Hörminderung, Lähmung der Gesichtsmuskeln oder den Verlust des Geschmackssinns bewirken.
Generalisierter Herpes zoster befällt den ganzen Körper. Besonders betroffen sind Patienten mit einem geschwächtem Immunsystem.
Die Nerven-Schmerzen (postzosterische Neuralgie) können bei einigen Patienten so schwer sein, dass sie Schmerzen wie Messerstiche erleiden müssen.
Wichtige juristische InformationQuellen
Sauerbrei, A.; Sommer, M.; Wutzler, P.: Virologische Diagnostik des Herpes zoster. Hautarzt 50 (1999), S. 873-878.
Rappersberger, K.: Infektionen mit Herpes simplex- und Varicella-Zoster-Viren in der Schwangerschaft. Hautarzt 50 (1999), S. 706-714.
Wutzler, P.; Meister, W.: Herpes zoster - Symptomatologie, demographische Daten und prognostische Faktoren: Ergebnisse einer prospektiven Studie an ambulanten Zosterpatienten in Deutschland. Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 17 (1997), S. A-1129.
Redaktion Vedrana Romanovic