HirnTumor-Forum

Autor Thema: Fortsetzung folgt ...  (Gelesen 167295 mal)

Offline Smarty

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« Antwort #15 am: 23. Juli 2016, 20:06:04 »
Liebe KaSy,

ich finde es gut, daß du deinen Ärzten voll vertraust.
Mit diesem Vertrauen ist es bestimmt auch für dich einfacher, in die Klinik zu gehen und dich operieren zu lassen. Der NC wird gute Arbeit leisten - und
ich denke, daß dich deine Kinder super unterstützen werden.

Meine Gedanken werden am 2. August bei dir sein  :)
Aber laß dich jetzt einfach mal drücken ...

Alles Liebe Smarty
Die schönsten Menschen, die ich kennengelernt habe, sind die, die Niederlagen einstecken mußten, die Leid, Schicksalsschläge und Verlust erfahren haben.
Und die es dennoch schafften, immer wieder ihren Weg aus der Tiefe herauszufinden.

Offline KaSy

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« Antwort #16 am: 24. Juli 2016, 00:26:05 »
Danke, Smarty,
das kann ich gerade gut brauchen.
Eigentlich bin ich ziemlich entspannt, aber eigentlich kann das auch nicht sein, dass ich entspannt bin. Irgendwohin habe ich die Angst, die Unsicherheit, die Wut auch ... verbannt, verstecke sie hinter fröhlichem Auftreten. Aber diese Fröhlichkeit, die Scherze, das Lachen, das ist es auch, was ich (Vor 5 jahren war die letzte OP+Bestrahlung.) erst in den letzten Monaten wiedergefunden habe. Und ich kann so sein, weil ich eigentlich so bin und so sein möchte. Ich lebe jetzt ganz besonders im Jetzt, gieße und genieße den Garten, die Sonne, koche Apfelmus und Marmelade.
Und dann gibt es diese Momente - ich fahre auf der Autobahn und sehe das Schild "Warschau 542 km" und denke, das ist ja nicht mal so weit wie zu meiner Tochter nach München (Oh - gestern Schreck - Angst - Sorge - was ist da los - der Fernseher lief und erzählte immer ein Stück mehr - bis nach 3 Uhr - von diesem ... nicht Terror, sondern Amoklauf - so schrecklich ...), und da könnte ich doch mal hinfahren. Weil ich endlich wieder weitere Strecken spontan fahre und auch wieder zurückkomme. Aber dann - nein, noch ein paar Tage und Du kannst nicht nach Warschau und nicht nach München ...

Ich will es mir nicht vorstellen und weiß leider doch viel genug, um es mir vorzustellen.
Ich brauche wieder laute krachende Musik, kann mich auf Bücher oder Hörbücher nicht mehr konzentrieren ... und lächle jeden an, um die Angst zu kompensieren, die dann wieder durchdringt, die Trauer, das wieder zu verlieren, um es neu wieder erkämpfen zu müssen. Immer wieder. Immer wieder. Was ist das für ein Leben, wo man andauernd neu anfangen muss. Der Vorteil der letzten drei Monate ist, dass ich weiß, wohin es wieder gehen kann und wird. Und doch wollen Zweifel auftauchen.

Ich finde es auch schade, dass hier im Forum weniger Leute reinschauen, ich wüsste gern mehr auch von denen hinter mir, die z.B. meine Berichte über die Hirntumorinformationstage lesen. Das werden nahezu täglich immer mehr - aber wo sind sie ...., wenn ich sie brauche ...

Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Smarty

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« Antwort #17 am: 24. Juli 2016, 21:17:29 »
Liebe KaSy,

daß gerade im Forum nicht viel "los" ist, liegt glaube ich an den Sommerferien.
Da sind bestimmt viele, die hier oft schreiben, einfach nicht da. Ich bin davon überzeugt, daß sonst viel mehr von ihnen dir schreiben würden.

Ich bin ja keine, die betroffen ist, sondern bin leider "nur" Angehörige. Ich habe oft Phasen, in denen es mir nicht gut geht. Die schwarzen Wolken
sind auf einmal da, ich falle in ein tiefes Loch, aus dem das Rauskommen nicht einfach ist; wenn ich an die Zukunft denke. Auch wenn es meinem Mann
recht gut geht, schwebt auch ein Damoklesschwert über meinem Paps, dem es in der letzten Zeit nicht gut geht (er hat ja Asbestose mit Lungenkrebs),
bekommt viel Morphium, hat ein Sauerstoffgerät daheim und ich habe Schiß, daß ich ihn nicht mehr so lange habe ...

Ich glaube, deshalb kann dich sooo gut verstehen. Es ging dir die letzten Jahre gut, mußtest dir nicht wirkliche Sorgen machen,  und jetzt das.  :-X Es ist
schwer, sich mit der nun kommenden Situation abzufinden und sie zu akzeptieren. Und deine Gedanken sind wohl eher in der nächsten Zukunft - wie
geht es mir nach der OP, habe ich Einschränkungen, was kommt auf mich zu, bleibe ich ich ...

Deine Zeilen sagen mir aber, daß du all dies hinbekommst und positiv in die Klinik gehst.

Ich denke, daß du bald wieder Lachen und fröhlich sein kannst und deine Kinder, Enkel, auch deinen Garten, das Leben wieder genießen kannst. Und wieder
mit deinem Auto überall unterwegs sein wirst. Es fällt wahrscheinlich jetzt unheimlich schwer, so zu denken, aber..... es kommt wieder  :D
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Zuversicht weitergeben - so wie du mich und die vielen anderen im Forum super unterstützt.

Alles Liebe und positive Gedanken schicke ich zu dir und - ganz besonders für den 2.August.
Drück dich !!

Christina

« Letzte Änderung: 24. Juli 2016, 21:47:19 von Smarty »
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Offline brainbug

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« Antwort #18 am: 24. Juli 2016, 21:33:13 »
Liebe KaSy,
ohje, da lese ich gerade Deine Antwort auf meinen letzten Eintrag und muss Deine neue Geschichte lesen...oh man. Und das bei Dir, die für jeden mit positiven und tröstenden Worten im Forum unterwegs ist. Was ich aber in Deiner Schilderung auch lese, ist, dass Du sehr überlegt mit Dir und der Situation umgehst und trotz des derzeitigen Schocks (und der psychischen Pein) Kraft und Energie für die bevorstehende OP und die Heilung hast. Jedenfalls meine ich, das in Deinen Worten zu spüren und ich glaube ganz fest daran, dass Du es schaffst. Vertrau auf das Können Deiner Ärzte und sei Dir gewiss, dass hier im Forum so einige hinter Dir stehen, denn auch Du hast schon so vielen und auch mir (als Neuling) Kraft gegeben...
Ich drücke Dir jedenfalls ganz "feste" die Daumen, dass alles gut verläuft, Du Dich anschließend in einer guten Klinik (zu den beiden von Dir genannten Kliniken kann ich Dir leider auch keine Bewertung geben) regenerieren kannst und bald wieder mit dem Auto durch die Lande düst. Am 2. August werde ich ganz fest an Dich denken!!!
Ganz liebe Grüße aus der nordwestlichen Tiefebene in die Nähe von Berlin (wo ich vor Jahren auch mal eine zeitlang gewoht habe), von Brainbug

Offline KaSy

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« Antwort #19 am: 24. Juli 2016, 22:47:33 »
Danke, Ihr Lieben, das tut so gut.
Mit Euch kann der Optimismus nur besser werden.
Noch bin ich einigermaßen entspannt, aber ich weiß ja (dummerweise), was alles auf mich zukommen kann und will deswegen nicht daran denken, sondern dann mit der jeweiligen Situation umgehen, wenn sie da ist.
Immerhin hat "meine Haus- und Hofklinik" seit kurzer Zeit auch Psycho-Spezialisten, ich würde mich keinesfalls scheuen, sie zu mir zu bitten, falls ich abzustürzen (oder auszurasten - das will ich keinesfalls) drohe.
Es wird alles gut.
Der Arzt kann das und ich vertraue ihm.
Eure KaSy
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Offline krimi

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« Antwort #20 am: 24. Juli 2016, 23:35:50 »
Liebe KaSy,
Zitat
...
Ich will es mir nicht vorstellen und weiß leider doch viel genug, um es mir vorzustellen.
Ich brauche wieder laute krachende Musik, kann mich auf Bücher oder Hörbücher nicht mehr konzentrieren ... und lächle jeden an, um die Angst zu kompensieren, die dann wieder durchdringt, die Trauer, das wieder zu verlieren, um es neu wieder erkämpfen zu müssen. ...

Ich lese deine Gefühle und finde mich darin wieder. In den Gefühlen und in dem Handeln. Durch Lächeln die eigenen Gefühle überspielen, nicht zeigen wie es wirklich in einem aussieht.

Du weißt, dass es nach der OP wieder Kampf bedeutet das Leben aufzunehmen, anzunehmen und dich selbst herauszufordern dein Leben wieder so zu ordnen wie es jetzt ist - eben wie die erworbene Freiheit überall hinfahren zu können.

Aber du wirst auch stark genug sein diesen Kampf erfolgreich zu führen, sollte er erforderlich sein.

Zitat
"Ich finde es auch schade, dass hier im Forum weniger Leute reinschauen, ich wüsste gern mehr auch von denen hinter mir, die z.B. meine Berichte über die Hirntumorinformationstage lesen. Das werden nahezu täglich immer mehr - aber wo sind sie ...., wenn ich sie brauche ... "

Liebe KaSy, du weißt einiges von denen die hinter dir stehen. Viel von mir, die hinter dir steht und wenn du es willst auch dann hinter dir stehen wird.
Die Leser deiner Berichte von den HT-Infotagen sind vielleicht Neubetroffene oder Angehörige. Sie können noch nicht hinter dir stehen. Sie stehen selbst unter Schock.
Durch deine Berichte und Beiträge stehst du aber hinter ihnen.

Wenn du mich brauchst, gebrauchen kannst - du weißt wie du mich erreichst.

Laute, krachende Musik hört sich für mich gut an. Solche Musik höre ich an guten Tagen und zum übertönen der kreisenden Gedanken erst recht. (Wir sollten uns vielleicht Mal über Musik austauschen!)

Nun hast du wieder einiges zu organisieren, für die Zeit in der Klinik und auch für die Zeit der Reha - wie deinen Garten, die Blumen zu wässern, damit du ihn genießen kannst wenn du wieder zu Hause bist.

Lass deine Gedanken, deine Gefühle hier raus. Ich, wir hören zu.

LG krimi

Während ich schrieb kam dein Nachtrag.
Er hört sich nach der kämpfenden KaSy an. Und auch nach der KaSy, die auch weiß wo sie noch zusätzliche Hilfe holen kann.
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline ines1999

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« Antwort #21 am: 25. Juli 2016, 20:49:29 »
Liebe Kasy

Ich habe früher auch hier mehr mitgeschrieben und alles haargenau durchgelesen, aber letzter Zeit
habe ich für mich versucht ein bisschen Abstand von meiner Krankheit zu bekommen.
Es gelingt mir zwar nicht immer. Aber so habe ich jetzt mehr Zeit für die Familie, die mich letzter Zeit sehr brauchte.
Ich denke es hat sich hier einiges in der letzter Zeit geändert, einige Forumsteilnehmer sind leider nicht mehr da und andere lesen so wie ich unangemeldet die neusten Nachrichten mit.

Ich finde es immer wieder super wie viel Zeit du dir immer nimmst, und uns alles so genau aufschreibst und teilhaben lässt, wenn du auf einer Veranstaltung warst.
Du weist sehr viel über unsere Krankheit und du kannst uns wichtige Ratschläge geben!!!
Dafür sind wir alle sehr dankbar!!!

Das es dir jetzt nicht gut geht hat mich sehr betroffen gemacht!
Aber du hast vertrauen zu deinen Ärzten und ein gutes Gefühl und eine ganz tolle Familie,
die bei dir ist und dir hilft!
Ich glaube auch ganz fest daran, das alles gut geht und deine Wünsche in Erfüllung gehen werden.
Für den 2 ten August wünsche ich dir alles Gute!
Ich denke an dich und drücke dir die Daumen!!!
Sei mal ganz lieb von mir gedrückt :)
Ganz liebe Grüße
Sandra
 
Wer nur zurückschaut, kann nicht sehen, was auf ihn zukommt. -Konfuzius-

Auch aus Steine, die in den Weg gelegt werden kann man Schönes bauen. -Johann Wolfgang von Goethe-

Offline KaSy

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« Antwort #22 am: 25. Juli 2016, 20:53:00 »
Vielen Dank, Sandra!
Da haben wir gleichzeitig geschrieben ... und nun muss ich ein wenig ändern, weil Du schneller auf "Schreiben" gedrückt hast. Ich freue mich über Deine lieben guten Worte und die Wertschätzung ...

... ja, das mit der Musik (was Krimi geschrieben hat)
Krachend und laut musste sie sein, wenn ich nicht gut drauf war, wenn sie Gedanken übertönen sollte. Und das war so sehr lange so.
Vor ganz wenigen Monaten erst entdeckte ich wieder die Klassik für mich, hörte des öfteren Klassikradio oder im Auto Beethovens Konzerte, Bach, Mozart.
Ich war unheimlich überrascht, als ich seit wenigen Wochen bemerkte, dass ich bei irgendwelchen Tätigkeiten Lieder singe. Das kannte ich gar nicht mehr, das war so sehr lange her, dass es in Vergessenheit geraten war.
Das bedeutet, sagte ich mir, dass es mir wieder richtig gut geht.
Und ich habe es genossen und genieße es auch jetzt. Noch.
Aber morgen fahre ich runter in die Sächsische Schweiz, wo die Familie meines Großen ihren so sehr ersehnten und verdienten Urlaub mit den kleinen Jungs macht. Das ist sowas wie mein zweites Zuhause und sie freuen sich auf mich. Ich muss die paar Tage noch nutzen!

Ich war heute planmäßig mein meinem auch psychologisch guten Gynäkologen, der mich seit etwa 20 Jahren kennt, und scherzte über die bekloppte Diagnose. Er scherzte mit, aber bemerkte irgendwann: "Sie sollen Ihre Seele nicht mit aufgesetzter Fröhlichkeit betrügen."
Diese Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Tue ich meiner "Seele", also mir, irgendetwas Ungutes an, wenn ich diese Diagnose "verlache"? Ich denke, nicht. Irgendwie müssen wir damit klarkommen, solche Diagnosen zu kriegen. Das ist das eine. Aber sie anderen mitzuteilen, ohne sie in tiefstes Erschrecken zu stürzen, das ist etwas anderes. Ich denke, mir geht es jetzt gut, also kann ich es zeigen. Vielleicht - sicher ist die Fröhlichkeit ... nicht angemessen? Ach egal, sie ist ein gutes Mittel gegen Heulen. In den Krankenzimmern habe ich eigentlich immer versucht zu scherzen, ist doch besser, also für alle, um mit den Krankheiten klarzukommen. Oder? 
Oder ist es diese "falsche" Reaktion auf Schlimmes, die mich in die Psychofallen geraten ließ?
Wo ich ernst zu sein habe, bin ich es ja.
 
« Letzte Änderung: 25. Juli 2016, 20:56:48 von KaSy »
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Offline Pedro

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« Antwort #23 am: 26. Juli 2016, 06:33:47 »
Liebe KaSy,

Die Aussage deines Gynäkologen ist nicht einfach zu interpretieren - wenngleich sie bestimmt gut gemeint war. Ich sehe es aber keinesfalls so, dass du eine aufgesetzte Fröhlichketi ausleben würdest. Jeder Mensch geht unterschiedlich mit solchen Diagnosen bzw. notwendigen Therapiemaßnahmen um und ich war auch stets einer von jenen, der sich möglichst wenig anmerken lassen wollte. Das ist aber kein bewusst eingesetztes Verhaltensmuster, sondern vielmehr ein Teil von mir selbst ... (was übrigens auch meine Psychotherapeutin so sieht)

Auf der anderen Seite haben manche Mitmenschen eine gewisse Vorstellung, wie man auf eine Situation zu reagieren hätte. Dies kann leider auch zu Mißverständnissen führen, wenn vermeintlich ein falsches Bild wahrgenommen wird. Es ist manchmal nicht einfach zu vermitteln, dass dies unser Umgang mit der Krankheit ist und wir - wie du auch sagst - die Menschen keinesfalls in tiefes Erschrecken stoßen wollen.

Du gehst bestimmt den richtigen Weg, KaSy. Ich wünsche dir alles Gute für den 2. August.

LG Pedro

Offline Bluebird

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« Antwort #24 am: 26. Juli 2016, 07:57:25 »
Hallo,

jetzt will ich mich doch zu Wort melden. Wenn Dir, KaSy zum Lachen und Fröhlichsein zumute ist, dann lache. Wenn Dir zum Weinen ist, dann weine. Die meisten Menschen haben sowieso ein Gespür dafür, ob jemand authentisch ist.
Ich für meinen Teil mache mir inzwischen wenig Gedanken über meine Wirkung auf andere, mir nicht nahestehende Menschen. Das war nicht immer so, hat sich im Laufe der Erfahrungen so entwickelt. Kürzlich fragte mich eine Nachbarin im Vorübergehen am Aufzug "heute so ernst?". (Natürlich hätte ich ihr erwidern können, dass ich gerade eine schlimme Verdachtsdiagnose erhalten habe -die sich letztendlich nicht bewahrheitete - doch wozu?) Ich nehme mir das Recht heraus, nicht ständig die Grinsekatze zu sein oder "Everybody's Darling" und muss mich dafür weder rechtfertigen noch anderen meine Gründe auf die Nase binden. Man weiß doch, wer ehrliches Interesse hat und hilfreich zur Seite steht, wenn man es braucht.
Und ich glaube, dass selbst tragische Diagnosen viele Menschen - soweit nicht selbst betroffen - nicht mehr aus der Fassung bringen. In fast jeder Familie gibt es Krebskranke, haben Menschen Angehörige verloren. Die täglichen Nachrichten über Amok, Terror, Krieg und sonstige Verbrechen tragen dazu bei, dass wir uns langsam an den Wahnsinn gewöhnen, auch wenn wir es gar nicht wollen.

Ich würde über die Aussage des Gynäkologen nicht grübeln...oder bist Du Dir Deiner Stimmungslage nicht sicher? In der Situation vor der erneuten OP ist das verständlich, da mischen sich Wut und Angst in das Gefühl des Vertrauens, der Zuversicht.

Nun muss ich nochmals editieren, weil ich gerade etwas las, das zum Thema gut passt:

"Stellt Euch vor, Ihr wäret ein Baum. Um ihn herum toben Sturm, Regen, Blitz und Donner. Aber mit den Wurzeln saugt der Baum weiterhin lebenswichtige Nährstoffe tief unten in der stillen Erde auf: Zuversicht und Optimismus.
Ihr fürchtet, man könnte Euch mit dieser Haltung für sorglos, blind und einfältig halten?
Was kümmert es den Baum, was der Sturm von ihm denkt?"

http://alexakriele.info/macht-mehr-druck/2072/

VG
Bluebird
« Letzte Änderung: 26. Juli 2016, 08:45:50 von Bluebird »
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Offline KaSy

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« Antwort #25 am: 27. Juli 2016, 21:54:45 »
Danke für Eure guten Worte, auch für den "Baum". Ich denke und hoffe sehr, dass meine "Wurzeln" mich festhalten!

Bei meiner letzten Diagnose vor fünf Jahren hatte ich beinahe eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter, weil ich einer Freundin auf einem Ortsfest auf die Frage "Wie geht´s?" mit "Gut" geantwortet habe. Ich hätte doch irgendwie anders reagieren sollen. Ja, aber damals wie auch heute geht es mir gut.
Nach der ersten Diagnose 1995 war das gar nicht so, da wusste ich, wenn es irgendwer wüsste außer einem ganz kleinen Kreis, würde ich nur noch in Tränen zerfließen. Also erfuhren viele es erst hinterher.
Jetzt kann ich besser damit umgehen. Ich habe meine Kinder, die für mich da sind, bei denen ich mit wenigen Worten Kummer ablassen kann und sie reagieren wie es eben passt und es wird bei mir wieder gut.
Ich habe das Fehlen der beruflichen Bindung in den letzten fünf Jahren durch zwei wichtige Stellen und Menschen ersetzt, die es wissen und denen´ich es sagen kann. Das ist einfach und es ist gut, dass es einfach ist. Und ich bekomme von einigen dieser Leute Hilfe angeboten, ja aufgedrängelt. Und das ist auch gut.

Übrigens sprach aus den Worten meines Gynäkologen wirkliche Besorgnis, er kennt auch meine psychischen Berg- und Talfahrten. Sonst hätte er sich nicht so geäußert und sonst hätte ich auch nicht so öffentlich darüber nachgedacht. Ich denke, er meint, dass ich mit dieser Fröhlichkeit etwas verdränge, mich zu wenig mit den bevorstehenden Problemen beschäftigen könnte und dann könnte mich meine Psyche wieder "überrennen". Da habe ich durchaus Angst davor. Aber ich habe einen Plan ...

Das mit dem lustig mit Schlechtem umgehen beobachte ich bei mir seit längerem. Wenn ich etwas fallen lasse und es geht kaputt, dann lache ich spontan darüber. Klingt irgendwie "bekloppt", aber es ist nun mal kaputt und "darüber" lohnt das Heulen nun wirklich nicht. Auch wenn ich das dritte Mal den gleichen Weg gehe, weil ich jedesmal das nicht mitgebracht habe, was ich wollte, fange ich irgendwann an, über mich zu grinsen, anstatt sauer zu werden.
Hat das einfach etwas mit der Erfahrung und dem Älterwerden zu tun oder auch mit diesem Durchleben gesundheitlicher Katastrophen, die ja wahre Ausnahmezustände sind. (Obwohl ich mitunter fürchte, dass bei mir die Zeiten, wo ich wirklich endlich mal glücklich bin, die Ausnahmezustände sind, weil dann wieder so eine  :'( Diagnose kommt!)

Heute früh wachte ich heulend auf. ... Ist das überhaupt noch ein Meningeom? .... Etwas Schlimmeres? .... Welche wichtigen Teile liegen im Zugangsweg und in der Nähe? ... Werden die zu entfernenden Knochenteile gleich neu gebastelt? ... Oder gibt es eine Folge-OP? ... Heul-Schluchz ...
Ich tat natürlich nicht das, was ich empfohlen hätte, nämlich den Neurochirurgen zu fragen. Ich nutzte WhatsApp (Ein Hoch der modernen Technik!), um irgendwie nahezu gleichzeitig bei Tochter und einem Sohn Sorgen abzuladen ... und das war gut. Halbwegs. Der Kummer blieb oder was das ist, Sorge, Angst, lähmende Angst. Sooo müüüde. Aber wozu Katastrophen ausmalen, die vielleicht nicht, also garantiert nicht alle entstehen. Das habe ich anderen so oft gesagt, weil es stimmt. Also lebe ich.
Naja, der Tag kommt näher.
Und der Neurochirurg weiß genau, was er "mir antun" darf und was nicht. Er passt auf! 100 % !
KaSy
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Offline Bluebird

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« Antwort #26 am: 28. Juli 2016, 08:40:20 »
Eine allseits bekannte Weisheit ""Habe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst. Habe den Mut, Dinge zu verändern, die du ändern kannst. Und habe die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
(Friedrich Christoph Oetinger, dt.. Theologe, 1702-1782)

Liebe KaSy,
in Deiner jetzigen Situation hätte jeder Angst, würden sich in unseren Köpfen genau die Gedanken und Befürchtungen breit machen wie bei Dir. Du bist nicht nur an den Jahren, sondern auch an Deinen Krankheitserfahrungen und an den Berg- und Talfahrten der Psyche gereift. Du weißt inzwischen, dass Du die Erkrankung weder weg weinen noch weg schreien kannst. dass es viel besser ist, sich ihr mit Deinem umfangreichen Wissensstand zu nähern.
Der Gynäkologe mag besorgt sein um Dein seelisches Gleichgewicht, wenngleich er dafür nicht der richtige Ansprechpartner ist.
Wenn Dich eine gewisse Verdrängungsstrategie stärker macht, so erfüllt sie ihren Zweck, weil Du jetzt das innere Gleichgewicht brauchst.

Vor wenigen Jahren hatte ich ein Beratungsgespräch bei einem sehr unwirschen Neurochirurgen. Ich scherzte zwar nicht, war nicht lustig, aber sehr gelassen. Der wunderte sich und meinte "Sie müssen doch Panik haben!"

Wer will uns vorschreiben, wann und weshalb wir Panik haben sollten? So lange der Chirurg nicht in Panik gerät und seine Arbeit kompetent und zuverlässig schadenfrei macht, ist doch alles bestens. Darauf solltest Du Dich verlassen - es ist nicht Dein "Job", lass' den Neurochirurg mal machen, der kann das und Du weißt es.

Viele Grüße
Bluebird

 
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Offline krimi

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« Antwort #27 am: 28. Juli 2016, 10:08:14 »
Liebe KaSy,

du schreibst: ... Ich tat natürlich nicht das, was ich empfohlen hätte, nämlich den Neurochirurgen zu fragen. Ich nutzte WhatsApp (Ein Hoch der modernen Technik!), um irgendwie nahezu gleichzeitig bei Tochter und einem Sohn Sorgen abzuladen ... und das war gut. Halbwegs. Der Kummer blieb oder was das ist, Sorge, Angst, lähmende Angst. Sooo müüüde. Aber wozu Katastrophen ausmalen, die vielleicht nicht, also garantiert nicht alle entstehen. Das habe ich anderen so oft gesagt, weil es stimmt. Also lebe ich. ..."

Was hätte dir ein NC besseres antworten können als deine Kinder? Mehr fachliches - das ja, aber die zu diesem Zeitpunkt erforderliche Nähe können dir nur deine Kinder geben.

Was du vielfach anderen geraten hast rate ich jetzt auch dir. Mach dir eine Liste all der Fragen, der Gedanken die dir jetzt durch den Kopf gehen.
Dein NC ist gut. Also wird er sich vor der OP auch die Zeit nehmen darauf einzugehen.

Am OP-Tag denk an etwas schönes, wenn du in den OP geschoben wirst und die Narkose bekommst. Später wachst du auf, die OP ist geschafft und du hast hoffentlich diese letzten schönen Gedanken wieder im Sinn.

Bluebird schreibt "Der Gynäkologe mag besorgt sein um Dein seelisches Gleichgewicht, wenngleich er dafür nicht der richtige Ansprechpartner ist." Dem möchte ich widersprechen.
Es gibt Gynäkologen die auch gleichzeitig Psychiater sind. Die einen weil sie es als Zusatzschwerpunkt für Ihre Patientinnen studiert haben, weil sie auch Patientinnen mit schweren Krebsleiden haben. Da sind Gyn auch als Psychologen/Psychiater gefordert.
Und andere, die es aus ihrer Erfahrung heraus sind.
Es ist schließlich etwas sehr intimes an das wir diese Fachärzte lassen. Und dieser Intimbereich hat eben vielfach auch mit der Psyche zu tun.
Zu keinem Arzt (außer vielleicht zum Zahnarzt) geht eine Frau so regelmäßig.

Liebe KaSy, Du bist seit Jahrzehnten seine Patientin und er scheint gut zu sein, sonst wärst du nicht die vielen Jahre bei ihm geblieben.

Dass dir jetzt so viele Gedanken durch den Kopf gehen, ist bei deinem Hintergrund verständlich.
Als ich zusätzlich noch an Schilddrüsenkrebs erkrankte, hatte ich vor dieser OP mehr Schiss als vorher vor der Kopf-OP.
Im Traum sah ich mich mit geschädigten Stimmbändern aufwachen, nicht mehr fähig zu reden. Nicht mehr schlucken zu können, da die Speiseröhre ....
Der Höhepunkt war, mich im Traum mit durchschnittener Kehle auf dem OP-Tisch liegen zu sehen.

Und wenn ich ständig an der Wirbelsäule operiert werden muss ... - Puuuh, tausend Gedanken und Vorstellungen.

Diese Gedanken und Träume, wie ich sie hatte und du sie jetzt hast - sie machen Angst. Leider gehören sie aber zu diesem Zeitpunkt bei dir dazu.
Und ich empfinde es richtig und auch gut sich durch weinen Erleichterung zu verschaffen.

Deinem letzten Satz stimme ich voll zu "Und der Neurochirurg weiß genau, was er "mir antun" darf und was nicht. Er passt auf! 100 % !"

Deine krimi
 
« Letzte Änderung: 28. Juli 2016, 12:11:04 von krimi »
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Offline Bluebird

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« Antwort #28 am: 28. Juli 2016, 12:49:13 »
Angst - ich hatte mehr Angst vor dem ambulanten Eingriff wegen des atypischen Muttermals als vor dem Darmeingriff. Es lag gewiss daran, dass der Dermatologe mehr als stur ist, jedoch fachlich klasse. Ein gutes Aufklärungsgespräch, in dem der Mediziner den Patienten ernst nimmt und Kommunikation stattfindet, kann Ängste mildern. Schlimme Träume...nach einer Beratung in der Neurochirurgie - ich sah mich mit einem Schild am dicken Zeh - X!

Danke Krimi für die Information bezüglich Gynäkologen mit dem Zusatzschwerpunkt Psychiatrie/Psychologie. Ich habe gleich mal mehrere Facharztsuchmaschinen bemüht, einige lieferten keine Ergebnisse oder entweder nur Gynäkologe bzw. Psychiater usw., die Google-Suche fand zumindest einen Arzt in München. Dass mir die Begrifflichkeit nicht bekannt war, mag daran liegen, dass ich die eine Fachrichtung nicht regelmäßig aufsuche, die andere gar nicht - shame on me.

Bluebird
« Letzte Änderung: 28. Juli 2016, 12:50:50 von Bluebird »
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« Antwort #29 am: 28. Juli 2016, 12:57:20 »
Hallo Bluebird,

kein Problem. In meiner Stadt und auch in einer Nachbarstadt gibt es solche Gynäkologen.
Sind nicht unbedingt über die Suchmaschinen zu finden.
Ich habe es entdeckt und recherchiert, in dem ich mir für jemanden die Profile der einzelnen Praxen angesehen habe.

Viele Grüße
krimi
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