HirnTumor-Forum

Autor Thema: Signalverdichtung im MRT -> Angst vor Hirntumor! Vorst. Neumond (Betr.)  (Gelesen 36720 mal)

Offline Neumond

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Hallo alle Miteinander,

ich möchte mich und meine aktuelle Situation gerne kurz Vorstellen und hoffe auf die vielen Fragen, die mir gerade im Kopf herum schwirren durch euch vielleicht die eine oder andere Antwort zu finden.

Ich bin 30 Jahre und weiblich. Vor knapp 4 Monaten fingen meine Beschwerden an. Zuerst war mir nur hin und wieder leicht schwindelig. Dieses Schwindelgefühl nahm dann zu so dass mir mittlerweile eigentlich rund um die Uhr schwindelig ist. Es ist sehr schwierig für mich den Schwindel zu beschreiben. Es dreht sich nichts in meiner Umgebung, es ist also wohl kein Drehschwindel. Vielmehr würde ich den Schwindel mit dem Gefühl leicht angetrunken zu sein vergleichen, wie wenn man etwas benebelt ist und auf Watte geht.

Nach einem Besuch beim Hausarzt, der nichts fingen konnte, wurde ich zum Ohrenarzt überwiesen. Der Ohrenarzt führte verschiedene Tests durch und stellte fest, dass ich Probleme bei einem der Gleichgewichtstest habe die auf ein Problem mit dem Gleichgewichtsorgan hindeuten. Konnte aber äußerlich keine Anzeichen dafür finden. D.h. keine Entzündung, Rötung, Schwellung etc.
Um sicher zu gehen wollte er ein Schädel-MRT machen um einen Tumor o.ä. im Bereich des Innenohres auszuschließen.

Ja nun und das Ergebnis hat mich dann total geschockt: Es gibt zwar keine Anormalitäten im Bereich des Innenohres, ABER: (bitte entschuldigt die teilweisen englischen Begriffe aber das MRT wurde im Ausland wo ich z.Zt. lebe gemacht und der Bericht ist daher auf Englisch. Ich habe versucht es so genau wie möglich zu übersetzten):

„Fokales (herdförmiges) subkortikales FLAIR/T 2 hyperintenses Signal im rechten Frontallappen „superiorly“ (mögliche Übersetzung: höher, übergeordnet??). Der Bereich misst 7 mm. Keine entsprechende T 1 Singnalabnormalität. Keine Anreicherung nach der Kontrastmittelgabe. Keine „restricted diffusion“ (mögliche Übersetzung: keine begrenzten/beschränkten Streuung/Ausbreitung??). Es handelt sich um eine einzelne Läsion.“

Differenzialdiagnose des MRT-Arztes: „Niedriggradiges Gliom, fokale (herdförmige) Demyelinisierung (z.B. MS) oder kortikale Dysplasie. Ein subakuter Infarkt ist weniger wahrscheinlich.“


Wie ihr euch vorstellen könnt war ich total geschockt und konnte erst mal keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles an was ich denken konnte war vor allem das niedriggradige Gliom aus der Differenzialdiagnose.

Ich musste dann 4 Tage bis zum Besprechungstermin mit dem Neurologen warten, die für mich wirklich die Hölle waren, da ich nervlich ziemlich am Ende war und unglaubliche Angst vor einem Tumor hatte.

Als der Neurologe den Befund des MRT-Arztes durchlas und sich im Anschluss die Bilder ansah kam er zu dem folgenden Ergebnis:

„Die Läsion im rechten Frontallappen ist nicht spezifisch, wahrscheinlich gutartig und wurde durch die MRT nur zufällig entdeckt.
Mein Eindruck ist, dass der MRT-Befund nichts mit den Beschwerden zu tun hat. Es gibt keinen klinischen Beweis von erhöhtem Hirndruck.“


Er verschrieb mir daraufhin das Migräne-Medikament Sandomigran. (Ich solle ausprobieren, ob der Schwindel und die Kopfschmerzen dadurch besser würden. Ich habe das Mittel bisher aufgrund der langen Liste an Nebenwirkungen jedoch noch nicht ausprobiert.)

Weitere Empfehlung des Neurologen:
„Kontroll-MRT in 6 Monaten um auszuschließen, dass die Signalverdichtung „wächst“.
Der Schwindel sowie die Kopfschmerzen haben mit hoher Wahrscheinlichkeit eine andere, vermutlich harmlose Ursache. Eine Abklärung durch einen Orthopäden bezüglich der HWS wird empfohlen.“


Des Weiteren empfahl er ein Kontroll-MRT in 6 Monaten um sicher zu gehen, dass die Signalverdichtung nicht zunimmt. Generell war er aber ziemlich entspannt, sah in der Signalverdichtung keinen Hinweis auf einen Tumor oder MS und konnte meine Beunruhigung überhaupt nicht teilen.

Ich weiß nicht ob es nun stressbedingt ist oder weil ich seither sehr viel Zeit vor dem Computer sitze und recherchiert habe über weitere Anzeichen eines Gehirntumors und es mir nun einbilde oder ob es tatsächlich mit der Signalverdichtung/vermeintlicher Tumor zusammen hängt aber ich habe bereits seit ca. 2 Wochen VOR der MRT-Untersuchung Kopfschmerzen vom Nacken her kommend die sich wie ein leichter Druck auf dem Hinterkopf anfühlen und habe etwa seit der MRT-Untersuchung immer wieder ein leicht kribbelndes Gefühl in der linken Gesichtshälfte, linker Unterarm + Handrücken sowie am linken Oberschenkel/Knie.

Ich weiß, ihr seid auch keine Ärzte aber ihr habt aufgrund eurer Erfahrungen weit mehr Ahnung von der Materie als ich, deswegen hätte ich gerne gewusst was ihr zu den folgenden Dingen meint:

- welche Aufgaben im Körper übernimmt der rechte Frontallappen? Ist er überhaupt für das Gleichgewichtszentrum zuständig, d.h. kann durch einen (eventuellen) Tumor im Frontallappen überhaupt Schwindel ausgelöst werden? Und kann das kribbelige Gefühl in meiner linken Gesichtshälfte sowie linkem Unterm/Handrücken sowie Oberschenkel/Knie überhaupt durch einen (eventuellen) Tumor im rechten Frontallappen ausgelöst werden?

- wieso können die Ärzte nicht zu 100 % sagen ob es sich bei der Signalverdichtung in meinem rechten Frontallappen um einen Gehirntumor handelt oder nicht? Wenn ich mir die meisten Krankheitsgeschichten hier im Forum durchlese wurde eigentlich immer sofort nach der MRT der Tumor diagnostiziert und weitere Maßnahmen eingeleitet?

- ist ein Ödemsaum zwangsläufig um einen Tumor vorhanden oder nur eines von mehreren Beurteilungskriterien? (War u.a. eine Aussage des Neurologen, warum er die Signalverdichtung nicht für einen Tumor hält)
-   wieso kommt der MRT-Arzt auf solch drastische Differenzialdiagnosen wenn der Neurologe hierfür im Moment überhaupt keine Anzeichen sieht?

- Und warum zeigt sich die Signalverdichtung nur in der T 2 gewichteten MRT-Aufnahme (hier hyperintens d.h. heller) und ist aber in der T 1 Gewichtung gar nicht zu erkennen? Ich dachte eigentlich (nach meinen Recherchen), das Tumorgewebe in der T 1 Gewichtung eigentlich als hypointenser , d.h. dunklerer Bereich dargestellt werden würde?

Ich wäre euch sehr, sehr dankbar wenn ihr zu den Fragen, die mir aktuell im Kopf herum gehen, eure Erfahrungen äußern könntet!

Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich die nächsten Monate bis zur Kontroll-MRT nicht wahnsinnig werde!

Außerdem habe ich mir Überlegt ob es eine Möglichkeit gibt meinen Befund + Bilder an einen Neurologen/Neurochirurgen in Deutschland zu schicken um eine Zweitmeinung einzuholen, da das hier im Ausland nicht möglich ist. Habt ihr hier Erfahrungen bzw. Anlaufstellen?

Vielen Dank!


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« Letzte Änderung: 10. April 2013, 11:15:18 von fips2 »

Offline TinaF

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Hallo Neumond,

herzlich willkommen bei uns im Forum, auch wenn Du sicher froh gewesen wärst, wenn Du Dich hier nicht hättest anmelden müssen.

Ich kann verstehen, dass die letzten Tage und Wochen der blanke Horror für Dich waren und jetzt hast Du Untersuchungen und Arztgespräche hinter Dir und weißt immer noch nicht, was Du eigentlich hast. Das ist mehr als unbefriedigend.

Wir werden gern versuchen, Dir Deine Fragen zu beantworten und Dir zu helfen. Ich fange mal mit den Zweitmeinungen durch Neurochirurgen in Deutschland an. Du kannst Dir unter diesen beiden Adressen kostenlos Meinungen per Internet einholen. Sowohl das INI in Hannover als auch die Uni-Klinik in Düsseldorf bieten diesen Service an:

http://www.neurochirurgie.uni-duesseldorf.de/index.php/online-beratung

http://www.ini-hannover.com/de/kontakt.html

Was den Schwindel angeht, so kann ich zu diesem Thema auch einiges berichten. Wenn Du magst, kannst Du das hier http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,7682.0.html gern nachlesen. Nachdem ich nahezu sämtliche Fachrichtungen aufgesucht hatte, kam am Ende nichts dabei raus. Ich habe auf Anraten meines Augenarztes einige Zeit Ginkgo genommen und hatte irgendwann das Gefühl, dass er wirklich geholfen hat. Vor einer weiteren OP musste ich das Präparat absetzen, jetzt komme ich mittlerweile auch ohne klar. Was meinen Schwindel damals ausgelöst hat, weiß ich immer noch nicht. Und ob es wirklich am Ginkgo lag, dass es mir wieder besser ging, weiß ich letztendlich auch nicht. Irgendwann war der Schwindel wieder vorbei und bei mir hatte er definitiv nichts mit einem Tumor zu tun.

Ansonsten habe ich zwei sog. Marklagerläsionen im Hirn, die ebenfalls unspezifisch sind. Bei mir bestand zunächst auch MS-Verdacht, der sich aber bisher nicht bestätigt hat. Auch bei mir wurde beschlossen, dass die Läsionen per MRT überwacht werden.

Was immer es nun ist, was da in Deinem Hirn ist, es ist sehr klein und ich könnte mir vorstellen, dass deshalb eine eindeutige Beurteilung nicht möglich ist. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann warst Du noch bei keinem Neurochirurgen. Das würde ich Dir aber dringend empfehlen! Die Neurochirurgen sind die absoluten Spezialisten in Sachen Hirn und waren anders als die Neurologen auch schon tatsächlich "vor Ort". Ein NC wird die MRT-Bilder anders beurteilen können als ein Neurologe. Ich würde an Deiner Stelle einen Termin bei einem NC vereinbaren (z.B. in der neurochirurgischen Ambulanz einer Uni-Klinik). Die Online-Zweitmeinungen kannst Du zusätzlich einholen.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich noch andere Betroffene melden, die Dir bei der Beantwortung Deiner Fragen helfen können. Wir haben hier ein paar absolute "Profis" ;)!

Ich hoffe, ich konnte Dir für den Anfang schon ein bisschen helfen. Du kannst immer hier schreiben, wir wissen, wie es Dir geht und was Du gerade durchmachst. Und hier ist immer jemand, der Dir gerne zuhört und versucht, Dir zu helfen.

Alles Gute für Dich!

LG TinaF
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline krimi

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Hallo Neumond,

auch von mir ein Willkommen, wenn auch aus unschönem Anlass.

Deine Berg- und Talfahrt der Gefühle kann ich gut verstehen.
TinaF hat dir ja nun schon einige Auskünfte gegeben.

Um dir als selbst Betroffene/r von den eigenen Erfahrungen berichten zu können, also mehr als  von dem Wirrwarr der Gefühle, ist es schon wichtig, dass du erst einmal erfährst ob es sich bei dir um einen Tumor handelt. Und wenn ja, um welche Art.
So kann man schlecht etwas sagen. Würde es dich vielleicht mehr verunsichern als dir helfen.  Raten möchte ich dir, keine weiteren Recherchen im Internet zu der „Läsion“ wie es der Neurologe nannte, zu betreiben. Warte ab was die Zweitmeinungen ergeben, über die Links die TinaF dir schrieb, oder bis du persönlich bei einem Neurochirurgen warst.

Wie TinaF habe auch ich Läsionen in meinem Gehirn, die mittels MRT-Kontrollen beobachtet werden.
Der Verdacht auf MS wurde bei mir durch Untersuchungen ausgeschlossen. Also beobachten wir das Ganze.
Wie bei dir sind die Läsionen ziemlich klein und von ihrer Struktur her wurde daraus kein Tumor abgeleitet.

So wie ich dich verstanden habe, ist an dieser Stelle keine konkrete  Kontrastmittelaufnahme vorhanden.

Auch wenn es schwer fällt, warte erst einmal weitere Untersuchungen oder Zweitmeinungen ab.

Mich würde interessieren wo du im Ausland lebst. (Einige andere hier im Forum bestimmt auch.)

Zu den Funktionen der einzelnen Bereiche des Gehirns füge ich einen Link ein, wo du gute und anschauliche Erklärungen erhältst.
http://dasgehirn.info/


Viele Grüße

krimi

« Letzte Änderung: 11. April 2013, 00:02:01 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline chucks

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Hallo und herzlich willkommen hier im Forum.

Einiges hast Du ja schon beantwortet bekommen.

Was Deine Frage bezüglich des Ödems angeht. Oft geht ein Entstehen und Wachstum eines Tumors mit einer Ödembildung im Einklang. Das weißt meist auf ein gestörte Hirn-Blutschranke hin.

Das Kribbeln auf der linken Seite (egal, welche Körperstelle) kann natürlich zum einen mit dem Tumor, als auch oder vor allem mit der Ödembildung, die genauso belastend für die Nervenzellen wirken kann, zusammen hängen, denn die rechte Hirnhälfte ist für die Motorik und das Gefühl der linken Körperseite verantwortlich.

Aber ich würde Dir auch raten, nicht weiter selber zu recherchieren, sondern auch erst mal die Zweitmeinungen einzuholen und auch einen Besuch bei einem Neurochirurgen empfehlen. Dann weißt Du bestimmt mehr.Auch wenn das für Dich bedeutet, erstmal noch abwarten zu müssen.

LG und alles Gute

Carola
« Letzte Änderung: 10. April 2013, 23:10:32 von chucks »

Offline KaSy

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Nachtrag am Anfang, weil der Beitrag von Chucks kurz vor meinem folgenden im Forum war: Ich glaube, sie meint, dass die rechte Hirnhälfte die LINKE Körperseite steuert.


Liebe Neumond,
Ich begrüße Dich auch hier als erfahrene Betroffene.
Einen schönen Namen hast Du Dir da ausgesucht, Neumond - der Beginn, der Anfang ...

Unbedingt möchte auch ich Dir raten, einen Neurochirurgen aufzusuchen!


Du fragst: "Wieso kommt der MRT-Arzt auf solch drastische Differenzialdiagnosen wenn der Neurologe hierfür im Moment überhaupt keine Anzeichen sieht?"

Ein Radiologe ist ein sehr fähiger Fachmann für die Deutung von Röntgen-, CT-, MRT- Aufnahmen, hat aber überhaupt nicht die Erfahrung eines Neurochirurgen bei der Einschätzung von "auffälligen Stellen" im Gehirn. Er ist Dienstleister für den Auftraggeber - hier der Neurologe. (Selbst bei einem Knochenbruch, den der Radiologe garantiert genau feststellt, würdest Du dem Chirurgen die Deutung überlassen.) Der Radiologie-Bericht ist eigentlich nicht für Dich gedacht, insbesondere, wenn er so wenig aussagefähig ist. Wenn hier im Forum solche Befunde geschrieben werden, sind tatsächlich Tumoren gefunden worden. Bei Dir ... wohl eher nicht. Abwarten ist durchaus eine geeignete Strategie, WENN der Neurochirurg als der zweite, erfahrenere Facharzt es auch so sieht.

Der Schock bei Dir kam vor allem durch das Wort "Gliom", das der Radiologe mal so dahin geschrieben hat. Er hat aber weitere vage Vermutungen geäußert, weil er die veränderte Stelle, die Läsion nicht deuten konnte, aber etwas äußern wollte.

So schreibt Dein Neurologe, der sich ja auf den Bericht des Radiologen stützt, viel weniger dramatisch:  
- „Die Läsion im rechten Frontallappen ist nicht spezifisch ..." = "Man kann nicht sagen, was das ist." bzw. "Es gleicht keiner bekannten Struktur."
- Der "erhöhte Hirndruck" war die Vermutung des Neurologen als Ursache für Deine Beschwerden, der ist aber nicht da.
- In der HWS kann es durch Verspannungen tatsächlich zum (leichten) Einklemmen der dort hindurch führenden Nerven kommen, so dass diese Vermutung auch ausgeschlossen werden sollte - oder bestätigt, dann wäre eine Physiotherapie angebracht. Hat Dir eigentlich jemand einen solchen Vorschlag unterbreitet? Wenn ich so darüber nachdenke, dass die "Taubheit" im Kopf und das Kribbeln in anderen Körperteilen nach und nach entstand, würde ich auch eher an ein HWS-Problem denken. Das kann durch eine häufig und für jeweils längere Zeit eingenommene ungünstige Körperhaltung entstanden sein. Dann würde womöglich sogar mehr Bewegung, Reha-Sport eine Lösung erbringen.

Ich versuche trotzdem mal, die Vermutungen des Radiologen zu deuten:

- niedriggradiges Gliom: niedrigradig heißt, dass es nicht ans Wachsen "denkt", dass es sich in seiner kleinen Hülle "wohl fühlt", sich nicht für angrenzende Hirnregionen "interessiert" und schon gar nicht gern mit Deinem Blut "durch Dein Gehirn schwimmen will" - WENN es überhaupt eins ist!

- kortikale Dysplasie: klingt nach Zellveränderungen in der Großhirnrinde (Corticus/Kortikus), die auch angeboren sein können

- subakuter Infarkt: gemeint ist ein leichter, kaum ausgeprägter Hirninfarkt = Schlaganfall, der durch den teilweisen und vermutlich vorübergegangenen Verschluss eines Blutgefäßes im Hirn entstanden war,
Auf diese Idee/Vermutung war der Radiologe durch Deine genannten Beschwerden (Schwindel - wie in Watte) gekommen, hat es aber ausschließen können  

- "im rechten Frontallappen superiorly":  im rechten Frontallappen weiter oben (superior (lat.) = "höher" in der (lokalen) Bedeutung von "weiter oben befindlich")

- fokal (lat.) = auch übersetzbar mit "an einer Stelle befindlicher Krankheitsherd" (vgl. auch den in der Optik genutzten Begriff "Fokus" = Brennpunkt, wörtlich gemeint mit "sich an einer Stelle sammelnde Licht- oder/und Wärmestrahlen durch Brechung an einer Sammellinse", wodurch eine sehr hohe Licht- oder/und Wärmeintensität entsteht und es beginnen kann zu brennen)

- Keine „restricted diffusion“ - klingt nach einem ganz klar begrenzten Bereich, denn "diffus" bedeutet hier "ohne scharfe Grenze"
Die Diffusion als "Teilchen-Bewegung", "Vermischung von verschiedenartigen Teilchen" ist hier als Übersetzung weniger geeignet, trifft es im weiteren Sinne aber auch.
Nicht so richtig zugeordnet kriege ich das Wort "restrict" (engl.) = eingeschränkt, begrenzt, "restrict" (lat.) = vermindert


Schwindelgefühle so wie Du sie beschreibst: wie angetrunken, wie in Watte, nicht so ganz da sein
- dürften die Ursache nicht in den Ohren haben
- klingen so, als würdest Du durch eine von außen zugeführte Droge, ein Medikament (Schlafmittel, dämpfend wirkende Mittel gegen Husten, Juckreiz, Reisekrankheit, ...) beeinflusst sein, was ja wohl nicht so ist
- also müsste irgendetwas im Kopf selbst, also in der Chemie im Hirn aus dem Gleichgewicht geraten sein, das so etwas "nachahmt", aber ich glaube, das macht direkt kein Tumor, der sich an EINER Stelle befindet    
- die von mir oben geschriebene HWS-Problematik klingt mir am plausibelsten - Oft sind es die einfachen Dinge, die so schwer zu finden sind, insbesondere, wenn mit den zur Verfügung stehenden hochwertigen MRT-"Kanonen" auf vermutete siebenköpfige Drachen "geschossen" wird, wo es sich doch nur um "Spatzen" handelt.

Insofern möchte ich Dir auch dringend von weiteren Internetrecherchen abraten, weil sich dadurch Deine Befündchen immer mehr von Spatzen zu Adlern zu Drachen zu tödlichen Ungeheuern wandeln, Deine Psyche tut Dir da keinen Gefallen!

Nicht abraten möchte ich Dir von weiteren Fragen und Berichten.
KaSy
« Letzte Änderung: 10. April 2013, 22:49:13 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline chucks

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Danke Kasy, genau das meinte ich, hatte mich nur verschrieben  ;)

Offline probastel

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Hallo Neumond, auch von mir ein herzliches Willkommen!

Meine "Vorredner" haben schon fast jedes Feld beackert und mir kaum etwas übrig gelassen...

Deshalb möchte ich Dir Deine Frage über den Frontallappen beantworten:
Zitat
Der Frontallappen ist zuständig für die Umsetzung von Handlungsimpulsen und die Planung bewußter Bewegungsentwürfe, auch das BROCA-Sprachzentrum (motorisches Sprechzentrum der dominanten Hemisphäre) gehört in diese Hirnregion. Die Verknüpfung von Gefühl und Ratio zu moralisch getragenen Handlungsentwürfen wird dem ventromedialen präfrontalen Cortex (VMPC) zugeordnet. Die genannten Gebiete sind der vorderen Zentralwindung vorgeschaltet. Letztere ist ein wichtiges primär-motorisches Zentrum, das über die Pyramidenbahn (eine Projektionsbahn) direkt (und willkürlich) die Skelettmuskulatur ansteuert.
Quelle: http://de.wikibooks.org



Der Frontallappen hat also nichts mit den Symptomen zu tun, die Du beschreibst. Für Deine Probleme (das kribbelige Gefühl in meiner linken Gesichtshälfte sowie linkem Unterm/Handrücken sowie Oberschenkel/Knie). Hierfür wäre eher der Sensomotorische Bereich zuständig, aber von dem ist Dein "Fundstück" meilenweit entfernt.

Hier tippe ich, so wie die anderen, eher auf eine Verspannung im Rücken/Nacken. Laut meinem Orthopäden ist die Wirbelsäule ein eigentlich sehr stabiles aber auch zugleich sehr filigranes Gebilde. Wenn die WS aus dem Gleichgewicht gerät, und dies kann schon durch falsches Schuhwerk oder eine einseitige Beinverkürzung passieren, kann es zu Verspannungen kommen, die sich in massiven Kopfschmerzen äußern können; auch Schwindel ist möglich.

Warum habe ich so respektlos von "Fundstück" geschrieben und nicht von Hirntumor? Es ist noch gar nicht raus, dass es sich bei Dir um einen Tumor handelt. Dein Neurologe ist jedenfalls nicht dieser Auffassung. Die Experten in diesem Gebiet sind die Neurochirurgen. Sie können am Besten das MRT-Bild interpertieren, da sie die Gehirne aus beiden Perspektiven kennen: Vom Bild und in natura. Besorge Dir also bitte einen Termin bei einem NC und lasse ihn das Bildmaterial prüfen. TinaF hat Dir ja bereits zwei kostenlose Online-Alternativen aufgezeigt. Diese solltest Du auf jeden Fall nutzen.

Noch ein kurzes Wort zu Ödemen: Ödeme kannst Du mit braunen Flecken in einem Apfel vergleichen. Sie treten bei Tumoren immer dann auf, wenn der Tumor das Gehirn stark komprimiert und heftig drückt. Da kein Ödem gefunden wurde, wurde Dein Gehirn auch nicht stark gequetscht und es sollte daher keine hohen lokalen Druckunterschiede geben.

Ich hoffe  ich konnte noch die letzten Lücken bei Deinen Fragen schließen. Wenn Du noch weitere Fragen hast oder Du einfach jemanden zum Schreiben brauchst - wir sind immer für Dich da.

Beste Grüße

Probastel
« Letzte Änderung: 11. April 2013, 12:06:18 von probastel »
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Neumond

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Hallo an alle,

erst einmal ein riesen Dankeschön für die vielen ausführlichen und informativen Rückmeldungen und die beruhigenden Worte eurerseits, das hat mir schon mal ganz viel weiter geholfen!

Ich finde dieses Forum und seine Mitglieder wirklich klasse und kann nur sagen dass ich es wirklich bewundernswert finde, dass ihr euch die Zeit nehmt für diese tollen Beiträge und damit anderen weiter helft, wo ihr doch alle selbst eine schwere Zeit hinter euch hattet bzw. ja noch immer habt.

@TinaF:
Vielen Dank für die beiden Links. Ich habe meinen Befund sowie die MRT-Bilder umgehend dorthin geschickt und hoffe nun auf eine möglichst schnelle Antwort.
Hat einer von euch denn persönlich Erfahrung mit den beiden Online-Beratungen gemacht und weiß in etwa, wie lange ich mich auf eine Antwort gedulden muss?
Ich weiß, die Ärzte dort haben sicher viel zu tun und eine kostenlose Zweitmeinung anzubieten ist alles andere als selbstverständlich und so bin ich schon mal sehr froh darüber, dass es so einen Service überhaupt gibt. Doch um meine Nerven (hoffentlich) zu beruhigen hätte ich die Antwort der beiden Kliniken am liebsten auf der Stelle!

Vielen Dank auch für den Link zu deiner Ärzte-Odyssee in Bezug auf deinen Schwindel. Das kommt mir so langsam echt bekannt vor. Ich renne auch von Pontius zu Pilatus und keiner findet was. Naja mal abgesehen von der Signalanhebung eben. :-/

Vielen Dank auch für die Empfehlung meine Bilder von einem Neurochirurgen noch einmal beurteilen zu lassen. Leider bin ich zurzeit ja im Ausland, in Australien genauer gesagt und hatte eigentlich nicht vor die nächste Zeit wieder zurück nach Deutschland zu kommen. Leider konnte der Neurologe der sich meine Bilder hier vor Ort angeschaut hat keinen Termin für mich bei einem Neurochirurgen für eine Zweitmeinung bekommen, da ich kein australischer Staatsbürger bin d.h. nicht über das australische Gesundheitssystem krankenversicher und das die Neurochirurgen wohl veranlasst hat mich abzulehnen. Dass ich die Kosten für eine Zweitmeinung selbst tragen würde hat auch keinen interessiert… :-/

Deswegen setzte ich jetzt große Hoffnung in die Antwort der beiden Kliniken bezüglich der Online-Beratung. Empfehlen mir diese zu weiteren Tests oder das ich mich persönlich vorstelle muss ich definitiv zurück nach Deutschland fliegen.
Empfehlen sie mir, wie der Neurologe hier vor Ort auch, erst einmal abzuwarten und in einiger Zeit ein Kontroll-MRT machen zu lassen, dann hoffe ich meine Nerven dadurch etwas beruhigen zu können und die nötige Zeit erst einmal hier in Australien abzuwarten.

@Krimi:
Auch wenn das jetzt vielleicht doof klingt, aber irgendwie bin ich „froh“ darüber, dass es noch mehr Menschen mit Läsionen im Gehirn gibt, die nicht gleich einen Tumor bedeuten sondern evtl. durch eine frühere Ursache einfach da sind aber nichts anrichten. Bin auf diesem Gebiet ja Neuling und wenn man auf Google „Läsionen“ eintippt, dann springt einen der Tumor halt förmlich ins Gesicht! :-/

Von daher werde ich jetzt auch eurem Rat folgen und nicht weiter selbst recherchieren da ich mich dadurch wirklich nur noch verrückter mache als ich eh im Moment schon bin.

Nein, die „Stelle“ nimmt kein KM auf (was, soweit ich das im Moment beurteilen kann, ja erst mal ein gutes Zeichen ist?) und ist (was für mich als Laie sehr verwirrend ist) auf den T 1 gewichteten Bilder auch gar nicht zu sehen. Weder als zu heller noch zu dunkler Fleck. Was auch immer das bedeuten mag??

Ich lebe z. Zt. in Australien. Deswegen auch das Problem mit der Zweitmeinung bei einem Neurochirurgen hier vor Ort (sehe Text weiter oben). :-/

@KaSy:
Vielen Dank für die ausführliche Info und Übersetzung meines MRT-Befundes. Jetzt verstehe ich das Ganze auch schon etwas besser. Ist ja in Deutschland schon immer schwierig das Ärzte-Deutsch zu verstehen, auf Englisch ist´s dann eigentlich kaum mehr zu verstehen. :-/

@Probastel:
Vielen Dank für die ausführliche Info bezüglich der Funktionen im Gehirn. Auch deine Aussagen beruhigen mich nun schon wieder ein wenig mehr! Vielleicht bilde ich mir dieses Kribbeln ja wirklich auch nur ein, weil ich psychisch gerade ziemlich angeknackst bind und mir vor lauter Recherchieren schon Anfange Symptome einzubilden… Hoffen wir´s mal!

Auch an Carola vielen Dank für die nette Begrüßung und die informativen Worte.

Eure Nachrichten haben mir (vor allem psychisch) wirklich gut getan!

Ich werde euch sofort Bescheid geben, wenn sich die beiden Kliniken bezüglich der Online-Zweitmeinung bei mir gemeldet haben.

Bis dahin versuche ich erst mal alle negativen Gedanken zu verdrängen, nicht mehr selbst weiter zu recherchieren (und mich damit nur noch verrückter zu machen) und mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren und nicht irgendwelchen depressiven „was wäre wenn“ Gedanken hinzugeben!

Viele liebe Grüße
Eure Neumond

Offline KaSy

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Liebe Neumond,

wenn im T1-gewichteten Bild das "Etwas" nicht zu sehen ist, sollte es sich um keine "unbekannte Struktur", also um keinen Tumor, handeln; insbesondere, wenn auch nach Kontrastmittelgabe nichts zu sehen ist.

(Ich habe bei Wikipedia unter MRT nachgeschaut bei 4. Bildbeurteilung und es daraus so gedeutet.)

Die T2-Gewichtung eignet sich zur Darstellung flüssigkeitsgefüllter Strukturen, also der Räume, in denen sich der Liquor (Hirnwasser) normalerweise aufhält, aber auch wenn es sich um Ödeme o.ä. handelt.
FLAIR hat etwas mit Flüssigkeitssignalen zu tun, also nicht mit einem Tumor.

Wenn also das "Etwas" im T2-gewichteten Bild zu sehen ist und im T1-gewichteten Bild nicht, dann müsste es sich um eine Flüssigkeitsansammlung, vermutlich also ein Ödem, handeln und nicht um einem Tumor. (ergänzt am 21.4.13)

Aber ich bin in Bezug auf die Bildbeurteilung absolut überfordert. Schließlich habe ich das nicht gelernt, nicht studiert - und das hat hier niemand, es sei denn er ist zufällig Radiologe.
Ich habe mir zwar meine Radiologie-, also MRT-Befunde auch immer durchgelesen, aber darüber, in welcher Gewichtung was zu sehen ist und was nicht - und warum - habe ich nicht weiter gegrübelt.
Aber bei Deinem unklaren Befund würde ich es wohl auch tun.
Aber es bringt nichts, Du musst einen Facharzt fragen. Und das geht bei Dir jetzt nur per Internet.

Danke der Wissenschaft, dass es das gibt! Noch vor 20 Jahren wärst Du völlig aufgeschmissen gewesen in dieser Beziehung.

Wie lange bleibst Du in Australien?

Ich wünsche Dir alles Gute und Ru-u-u-uhe.
Deine KaSy
« Letzte Änderung: 21. April 2013, 11:59:33 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

 



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