HirnTumor-Forum

Autor Thema: Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)  (Gelesen 90823 mal)

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #15 am: 23. November 2012, 14:44:43 »
Ganz ehrlich, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er wirklich und wahrhaftig ins Hospiz muss.

Ich will grad gar nicht glauben, dass er SO SCHWER KRANK IST oder wird.

ich will nicht.

Wenn ich es mir aussuchen darf, dann kommt er zu uns nach Hause und schläft irgendwann friedlich ein wenn seine Zeit gekommen ist (hoffentlich nicht zu schnell), ohne Komplikationen, ohne Verwirrung, ohne Krämpfe und Anfälle und was sonst noch alles passieren kann.

Die Frage die sich mir heute stellt, habe ich überhaupt die Kraft das alles durch zu stehen?

verdrängende Grüße
Heike
Von Zeit zu Zeit musst du lernen zu fliegen, wie Piloten im Nebel. Vertraue blind der Führung eines anderen. Hab Geduld, hab viel Geduld auch mit dir selbst.
Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #16 am: 23. November 2012, 15:02:11 »
Tausendprozentig kann ich Dich verstehen! Man will es nicht wahrhaben, man kann es nicht verstehen und die Zukunft ist auch noch sooooooooooooo ungewiss. Ich frage mich heute noch, wann ich endlich aus diesem Albtraum aufwache. Mir fällt es noch immer schwer, zu akzeptieren, dass es so ist, wie es ist und dass es sogar noch schlimmer wird. Meine Schwester und ich funktionieren nur noch.  Emotional kommen wir langsam an unsere Grenzen. Es ist nicht schön, mitansehen zu müssen, wie meine ansich so lebenslustige und stets selbständige Mutter körperlich und geistig verfällt und hilflos ist! Immer mehr und immer schneller - Horror. Und für sie ist das natürlich auch kein Zustand.

Friedlich einschlafen dürfen - tja, das wäre super..........

Doch, Du wirst die Kraft aufbringen, liebe Heike. Das ist schon erstaunlich, zu was man in Ausnahmesituationen fähig ist. Schade, dass Deine Schwester Dir keine Hilfe ist. Das ist echt schlimm. Aber Dein Mann und Deine Tochter stehen hinter Dir, das ist toll! Pass auf Dich auf - nehme Dir, wenn möglich, auch Auszeiten. Du schaffst das!

Alles Gute

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #17 am: 23. November 2012, 19:00:01 »
Der Befund ist da!

Glioblastom WHO IV, der Tumor wurde zu 99% entfernt (war 2,5 cm gross) und die Ärztin meinte, dass sie selbst gar keine Erfahrung hat mit Patienten die so alt und so fit sind. Die Patienten in Papas Alter die sie in 16 Jahren dort angetroffen hat waren zu schwach für eine OP oder sind kurz drauf gestorben. Ich hatte den Eindruck sie war positiv überrascht, dass mein Vater das alles so gut überstanden hat und sie sagte, das er für sein Alter super fit und widerstandsfähig ist und eigentlich viel jünger wirkt.

We sich das GB entwickeln wird ist aufgrund fehlender Erfahrungen mit Patienten in seinem Alter unklar. Vielleicht wächst es langsamer weil mein Vater einen alten Körper hat der eh langsamer funktioniert, oder es lässt sich mit der Bestrahlung halbwegs in Schach halten. Oder es ist so wie bei vielen anderen.....

Morgen werden die Fäden gezogen und Montag macht sie einen ersten Termin für die Bestrahlung (Maske). Sie sagte weiterhin, dass 60 Gray geplant werden normalerweise und das auf 30 Termine verteilt. Anschliessend Chemo in tablettenform. Wir bekommen alle Unterlagen ausgehändigt, auch die Mrt Cd's.

Jetzt kommts: mein Vater soll Diensag entlassen werden, weiles ihm so gut geht. Ich habe in der Aufregung vergessen zu fragen ob er alleine bleiben darf. Er läuft da im KH auch herum, am Stock zwar, aber er löuft.

Soll ich jetzt lachen oder weinen? Oder beides?

Die Aussicht auf Normalität? Das geht doch gar nicht, oder?

Verwirrte Grüsse
Heike

@lackenkogel, danke für deine Worte. Ich wünsche dir von Herzen Kraft für die Begleitung und Pflege deiner Mutter.  Warum gibt es so einen Sch... nur?
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Phil Bosmans

Offline Tanja

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #18 am: 23. November 2012, 22:03:56 »
Liebe Heike,

erst mal herzlich willkommen auch von mir, auch wenn der Anlass alles andere als schön ist.

Das ist normal das man nach einer Hirntumor OP so schnell aus dem Krankenhaus entlassen wird. Zumindest bei der ersten, nach einem Rezidiv dauert es dann schon mal ein paar Tage länger, bis man wieder entlassen wird.

Ich kann Dich auch sehr gut verstehen, meine Mutter hat jetzt seit November 2011 die Diagnose Glioblastom IV  und ich will es heute auch noch nicht wahr haben, das sie unheilbar krank ist. Ich konnte es auch eine ganze Weile verdrängen, weil es Ihr gut ging/ bzw. wieder gut geht. Aber seit sie im Oktober diesen Jahres ein Rezidiv bekommen hat, ist für mich wieder eine Welt zusammen gebrochen, der ganze Mist von vorne OP, danach war/ist sie rechtsseitig Gelähmt, das sie nach der OP sich erst mal nur im Rollstuhl fortbewegen konnte. Danach Reha, war sie nach der ersten OP nicht, aber zum Glück haben die Leute sie bei der Reha wieder so gut hinbekommen, das sie draußen am Rollator geht und in der Wohnung auch schon mal ohne Hilfsmittel gehen kann.  Sie macht zur Zeit auch noch eine Teilstationäre Reha damit sie wieder ganz ohne Hilfsmittel gehen kann. Nächste Woche Donnerstag hat sie dann  einen Termin beim Onkologen wo die weitere Chemo besprochen wird.

Also wie Du siehst, ist das alles nicht so einfach um ehrlich zu sein, weiß ich bis heute nicht woher ich die ganze Kraft nehme. Ich mache alles mit meiner Mutter da sie auch erst 52 Jahre alt ist und mich damals sehr früh bekommen hat.

Wünsche Dir ganz viel Kraft, auf dem was alles noch auf Dich zukommt.
Viele lieben Grüße
Tanja
Wenn in der Zukunft Hoffnung liegt, erhält die Gegenwart Kraft!!!♥♥♥

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #19 am: 24. November 2012, 09:02:04 »
Hallo Tanja,

danke für deine Worte.

Das Rezidiv bei deiner Mutter ist großer Mist... ich drücke dir / euch die Daumen. Wohnte deine Mutter bis dahin alleine? Oder konnte sie sich nicht mehr selbst versorgen? Das für dich eine Welt zusammen gebrochen ist, kann ich verstehen, mir geht es momentan genauso. Vor 3 Wochen war die Welt noch in Ordnung und dann auf einmal so etwas.

Wie wir das alles in Zukunft stemmen sollen ist mir grad noch schleierhaft. Klar, geht es meinem Vater den Umständen entsprechend gut... eigentlich sehr gut sogar. Und ich kann mir auch vorstellen, dass er so wie es jetzt ist auch alleine noch wohnen kann. Sorgen mache ich mir um seine teilweise altersbedingte Starrsinnigkeit  ;) wenn er dann zuhause ist und alleine den Müll rausbringen will oder solche Aktionen. Da wäre die Gefahr eines Sturzes einfach zu groß. Ob es uns gelingt ihm klar zu machen, dass er nicht alleine bleiben kann, wenn er sich nicht an ein paar Regeln hält... wer weiß?

Habe mich im Netz schon nach einer 24 h Betreuung umgeschaut, vielleicht ist das eine Möglichkeit wenn es gar nicht mehr alleine geht. Ein Pflegeheim oder ähnliches ist vielleicht nicht richtig für ihn, ich weiß es nicht. Wir müssen mit ihm und auch mit meiner Schwester darüber reden.

Ein Umzug in eine (kleinere) und günstigere Wohnung wird aber sicher nicht zu vermeiden sein.

Meine Schwester hatte angeboten ihn zu sich zu nehmen, ihr Schlafzimmer zu räumen und selbst ins Wohnzimmer zu ziehen.

Sie trinkt und sie raucht wie ein Schlot. DAS kann ich meinem Vater bei aller Not die wir jetzt haben, nicht zumuten. Wenn er dann einen Krampf hat oder so etwas, wird sie ihm nicht helfen können.

Mein Kopf platzt vor lauter Gedanken, ich grübel ununterbrochen und spiele alle Eventualitäten und Möglichkeiten der Unterbringung, des Krankheitsverlaufs usw. durch, ich rede selbst schon in Rätseln, mein Mann versteht mich manchmal nicht, weil ich zusammenhanglos was von mir gebe. Dann ist mir zu dem wichtigen Gedanken von vor 1 Stunde was eingefallen und das sprudelt dann so raus, kennt das jemand von euch?

Vorhin z.B. erzählte mir mein Mann was und ich scrollte hier so in den Beiträgen rum und sagte dann: ach die wohnt ja in der Nähe... und mein Mann fragte, wie? wer wohnt da? und was hat das mit dem zu tun was ich dir gerade erzähle?

verzweifelte Grüße
Heike
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #20 am: 24. November 2012, 10:13:20 »
Guten Morgen Heike,
Danke für Deine lieben Worte - tun gut! :-)

Unsere Geschichten ähneln sich wie Bolle: Meine Mutter war bei Diagnosestellung 74 Jahre alt, geistig und körperlich fit wie ein Turnschuh! Die Ärzte haben Sie seinerzeit auch wie eine jüngere Patientin behandelt (Medikamentengabe). Nach der ersten OP war sie ebenfalls so fit, dass sie wieder im Garten ein bißchen werkeln konnte. Wir waren so froh über diese positive Entwicklung. Die Verschlechterung fand nach der 2. OP, die ja nur 4 Wochen nach der 1. war, an. Da rauchte sie dann Betreuung. Wegen Sturzgefahr. Meine Eltern hatten ein Einfamilienhaus, eine Doppelhaushälfte. Bad und Schlafzimmer in der 1. Etage. Wir haben dann hin und her überlegt, was wir tun können und haben sie erst einmal fürs erste tagsüber bei meinem Schwager unterbringen können. Nachts war ich dann bei ihr. Meine Schwester konnte ein paar Tage in der Woche Homeoffice machen, alles soweit o.k..
Zwischenzeitlich recherchiert, was man auf Dauer machen kann: 24-Stunden-Pflege mit Hilfe einer polnischen Pflegekraft war auch eine Option. Nachteil hier ist aber, dass die Damen alle 3 Monate wieder in ihre Heimat müssen und dann eine andere Pflege kommt. Zudem braucht sie ein eigenes Zimmer. Gut, das hätten wir gehabt. Und sie hat einen Tag in der Woche frei. Verständlich natürlich, aber für uns nicht gut. Diesen einen Tag müssen wir wieder überbrücken. Ich muss dazu sagen, meine Schwester und ich arbeiten in der Medienlandschaft und sind beruflich viel unterwegs (gewesen!).
Während der Strahlentherapie, die sie über die gesamten 6 Wochen im Krankenhaus verbracht hat, sind wir auf "Betreutes Wohnen" gekommen. Das wäre für sie ideal. Sie konnte sich ja noch recht gut bewegen mit ihrem Rollator. Eine Unterbringung haben wir schnell gefunden. Gott sei Dank!
Also haben wir unser Haus verkauft. Auch hier hatten wir unheimliches Glück. Binnen 4 Tage war das Haus verkauft. Unfassbar. Nun haben wir dies aber ausräumen müssen, das Mobilar soweit verkauft, was zu verkaufen war. Wir waren zigmal auf Trödelmärkten. Eine heiße Zeit - neben Job, neben Dienstreisen, neben Familie. Das "Betreute Wohnen" konnte meine Mutter genau 3 Wochen genießen. Dann war sie wieder im Krankenhaus, epileptische Anfälle. Diese kamen auch im Krankenhaus. Einmal war ich dabei, das ist mir so nachgelaufen, dass ich am anderen Tag nicht zur Arbeit konnte. MRT - 2 Rezidive - OP Nummer 3 stand an. Danach direkt in die Reha. Den Rest kennst Du aus meiner ersten Beschreibung. Seitdem geht es nur noch im Schuß bergab.

Klar, heute würde ich sagen, sie wäre am besten direkt ein ein Pflegeheim gekommen. Aber unsere Mutter war doch fit - sie hat das gut weggesteckt anfangs. Für uns damals keine Option. Heute sehe ich das anders. Wir hätten den Ärzten mehr vertrauen sollen, was das Krankheitsbild und den Verlauf angeht.

Hat Dein Vater eigentlich Krampfanfälle? Bekommt er hiergegen Medikamente, Keppra?

Deiner Schwester würde ich ihn auch nicht anvertrauen, auf gar keinen Fall.

Gestern ist ein Wunder geschehen: Der im Mai beantrage Schwerbehindertenausweis ist doch tatsächlich eingetrudelt. Das war ironisch gemeint! 7 Monate Bearbeitungszeit! JETZT brauchen wir ihn auch nicht mehr. Meine Mutter ist rückwirkend ab dem 29.02. zu 100 % schwerbehindert.

Sprich mit Deinem Vater, was er möchte. Wie er sich vorstellt, wie es betreuungs- und wohntechnisch weitergehen soll. Und behalte bitte im Hinterkopf, dass sein jetziger Zustand nicht so bleiben wird. Ich würde es Euch wünschen, von ganzem Herzen, aber das Misstrauen ist ein ständiger Begleiter bei uns geworden.

Alles Liebe, viel Kraft, gute Entscheidungen
Astrid

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #21 am: 24. November 2012, 15:58:52 »
Hallo Astrid,

gerade kommen wir aus dem Krankenhaus. Meinem Vater geht es immer noch gut. Er war nur müde heute und lag als wir ankamen. Ist aber dann sofort aufgewacht und später auch alleine über den Flur zur Toilette gegangen. Ich habe die Schwester gefragt wie es jetzt überhaupt weiter gehen kann/soll. Sie meinte, dass mein Vater wenn er will auch noch alleine wohnen kann. Eer wär für sein Alter fit und würde auch jetzt im Krankenhaus kaum Hilfe benötigen.
Diese Dinge werde ich mit ihm in den nächsten Tagen besprechen müssen, morgen steht erst einmal ein Kritikgespräch mit meiner Schwester an. Sie muss mit helfen bei Papas Betreuung und Pflege, leichtere Aufgaben übernehmen. Sie MUSS etwas beitragen, ich kann nicht alles alleine stemmen.

Eben weil ich die Geschichte deiner Mutter hier gelesen habe, bin ich auch misstrauisch und glaube nicht recht an eine gute Wendung. Zwar sagte ich meinem Vater gerade, dass er kämpfen muss und sich nicht aufgeben darf.....aber ich möchte ihn ja auch nicht ängstigen mit meinen Bedenken.

Krampfanfälle hat er noch gar nicht gehabt. Das hätten die Ärzte ja gesagt oder wir hätten es vorher schon mit bekommen.

Ob wir uns betreutes Wohnen leisten können? Das lag ja alles weit über 2.500 Euro was ich im Netz gefunden habe, pflegestufe hat er (noch) nicht.

Was soll ich ihm sagen? Papa wo möchtest du demnächst wohnen, wenn du ein Pflegefall geworden bist? Sollen wir eine polnische Pflegekraft anstellen oder möchtest du gleich ins Heim?

Das kann ich nicht. Das bricht mir das Herz.

Wie geht es deiner Mama heute?

LG
Heike
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #22 am: 25. November 2012, 10:09:28 »
Guten Morgen Heike,
dass Du Deine Schwester mit in die Verantwortung nehmen möchtest, ist nur zu verständlich. Und im Grunde genommen auch richtig. Du wirst beurteilen können, ob sie auch die Kleinigkeiten für Deinen Vater zur Zufriedenheit erledigt. Oder ob sie letztendlich doch wieder bei Dir landen. Das meinte ich damit, als ich schrieb, dass ich sie hier komplett außen vor lassen würde. Aber das ist meine Sicht, so würde ich handeln. Bevor ich diese Sorgen auch noch mittragen muß. Verstehst Du, wie ich das meine?

Wir haben meiner Mutter ganz lange nichts von der Endgültigkeit dieser Krankheit gesagt. DAs ist auch hier kritisiert worden. Wenn wir das aber gemacht hätten, hätte sie sich aufgegeben, nicht mehr gekämpft, keine Hoffnungen mehr gehabt. Ihr Arzt hat unseren Entschluß übrigens geteilt.

Gestern ging es ihr wieder ein ganzes Stück schlechter. Und das erste mal hat sie mich nicht direkt erkannt. Das war verdammt traurig. Als wir gingen hat sie sich von uns verabschiedet. Angst vor dem Sterben hat sie Keine, wie sie sagt.

So ähnlich wie Du es geschildert hast, wird das Gespräch mit Deinem Vater wohl verlaufen. Ich bin sicher, dass Du den richtigen Einstieg für dieses wichtige Gespräch finden wirst.
Hat Dein Arzt zu ihm diesbezüglich schon was gesagt - was so seine Sicht der Dinge ist und wie es weitergehen könnte?

Liebe Grüße
Astrid

Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #23 am: 25. November 2012, 17:03:59 »
Hallo Astrid,

tut mir leid, dass es deiner Mutter heute schlechter geht. Das deine Mutter keine Angst vor dem Sterben hat hilft ihr vielleicht durch diese schwere Zeit. Und euch vielleicht auch. Fühl dich von mir gedrückt.

Mein Vater kennt die Diagnose. Die Neurochirurgin, die uns im zweiten Krankenhaus empfangen hat, fand klare Worte. Sie hat auch gesagt, dass durch die OP nur etwas Zeit gewonnen wird, wenn überhaupt. Ich hatte keine Chance darum zu bitten mit etwas Zurückhaltung an das Thema heran zu gehen.
Aber so bleibt uns auch ein solches Gespräch erspart und vielleicht ist es genau richtig gewesen, dass er es sofort und ohne Umschweife erfahren hat.

Heute war ich nut bei meine Schwester und wir haben über die Situation gesprochen. Sie hat sofort angeboten jeden Tag mehrere Male zu ihm zu gehen (auch stündlcih), die Mahlzeiten zuzubereiten und mit ihm gemeinsam zu essen und zu guter letzt ihn auch zu sich zu nehmen wenn es notwendig ist, bis er nicht mehr von ihr versorgt werden kann. Sie stellt sich der Verantwortung, ich war positiv überrascht. So teilen wir halt jetzt die Verantwortung, ich übernehme die Entscheidungen, die Gespräche mit den ärzten, Heimen und Ämtern, sowie die Finanzen und sie übernimmt tagsüber den betreuerischen Part. Gleichzeitig werden wir eine häusliche Pflege engagieren für ein oder zweimal in der Woche (mein Cousin hat einen eigenen Pflegedienst) so dass die Körperhygiene die meine Schwester nicht leisten kann auch abgedeckt ist.

Morgen werde ich mit den Ärzten klären, dass mein Vater nicht mit dem Taxi nach hause kommen kann sondern einen Krankentransport benötigt, weil der Gehsteig und die Eingangstreppe vor dem Haus aufgerissen und abgerissen wurden. Er kann diese unmöglich alleine begehen oder erklimmen, ist schon für die gesunden Bewohner im haus schwer. Sieht mehr aus wie eine Mondlandschaft die Gegend ums Haus.

Ich stelle fest, dass ich geradewegs in eine tiefe Depression stürze. Da meine Therapie wegen des BurnOuts noch läuft werde ich nöchste Woche das mit der Therapeutin besprechen und um Hilfe bitten.

Sorry das meine Beiträge hier immer Romanen gleichen. Es liegt mir so viel auf der Zunge, ich muss es loswerden.

Ängstliche Grüße
Heike
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Phil Bosmans

Offline Tanja

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #24 am: 25. November 2012, 21:16:43 »
Hallo Heike,

brauchst Dich für meine Worte nicht bedanken, ist selbstverständlich außerdem haben wir alle hier leider das selbe Schicksal.

Danke für das Daumen drücken :) Ja mit dem Rezidiv ist wirklich großer Mist, Ihr gehts aber zum Glück wieder gut, das ich wieder neue Hoffnungen habe, das ich Sie vielleicht (was ich sehr hoffe) noch viele Jahre habe.

Wir haben ein drei Familienhaus und bei uns ist immer wer zuhause. Aber bis zu Ihrem Rezidiv hat sie alles alleine gemacht. Jetzt braucht Sie beim putzen nen bisschen Hilfe, was ich aber gerne für Sie mache.

Wo kommt Ihr denn her?

Ich grübel auch ständig und werde deshalb nächsten Monat einen Psychologen aufsuchen. War zwar schon mal bei einer, die hat mich aber noch mehr runter gezogen, alleine ohne Behandlung schaffe ich es leider nicht mehr, da ich auch kaum noch schlafe, wegen dem ganzen Mist.

Wünsche Euch noch nen schönen Abend.
Viele lieben Grüße
Tanja

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Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #25 am: 26. November 2012, 07:27:12 »
Guten Morgen,

wir kommen aus NRW (Wetter, Ruhr).

Wegen meines BurnOuts im letzten Jahr bin ich ja eh in psychologischer Behandlung. Am Donnerstag habe ich den nächsten Termin, ich denke das wird jetzt in den nächsten Monaten ein Thema werden, der Rest ist erst einmal unwichtig.

Ich könnte nur heulen, muss mich konzentrieren wenn ich etwas machen  will, dass meine Gedanken nicht ständig um Papa herum schwirren, was wird wenn, wie wird es, was kann ich machen, habe ich etwas vergessen, wie muss ich das machen, wen muss ich anrufen.

Ich dreh durch.  :'(
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Phil Bosmans

Offline Sunflower

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #26 am: 26. November 2012, 08:31:30 »
Liebe Heike


Zitat
Ich könnte nur heulen, muss mich konzentrieren wenn ich etwas machen  will, dass meine Gedanken nicht ständig um Papa herum schwirren, was wird wenn, wie wird es, was kann ich machen, habe ich etwas vergessen, wie muss ich das machen, wen muss ich anrufen.

So ging es wohl allen näheren Angehörigen nach der Diagnose; ich sass heulend im Zug, heulte die ganze Nacht durch, konnte mich "nur" darauf konzentrieren den Bürokram, Krankenkasse, Reha etc. zu organisieren, alles andere was neben der Krankheit war, hatte ich nach 5 Minuten wieder vergessen. Vielleicht hilft es dir eine Liste mit Dingen zu machen die organisiert werden müssen, danach abhaken, oder auch, dass hat mir sehr geholfen, eine Art Tagebuch zu schreiben; in meinem liess ich die Wut da; Wut auf Aerzte, die falsch reagierten, Wut auf den Tumor, Wut auf Leute, die meinten "es sei ja nicht so schlimm, hab dich nicht so" usw.

Vielleicht lässt sich dein Mann auch etwas für den Bürokram einspannen?

Ich wünsche Dir alles Liebe und ganz viel Kraft.


Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #27 am: 26. November 2012, 11:02:49 »
Hallo sunflower,

danke dir, das mit der Liste ist eine gute Idee! Ich werde mir eine anlegen und die wichtigsten Dinge darauf notieren.

Ich bin sowas von durch den Wind.... die einfachsten und sinnvollsten Sachen fallen mir nicht ein! Aber jetzt ist es mir eingefallen.... der Mann meiner Cousine hat einen Pflegedienst... ha!!!! .... den habe ich gerade angerufen und um Hilfe gebeten.

Das läuft, er hat mir Tipps gegeben was ich jetzt machen muss, die Idee das mein Papa zu meiner Schwester zieht fand er sehr gut und würde das auch begrüßen. Die Pflege übernehmen sie, vor allem die Medikation wird von ihm und seinem Team überwacht und erledigt. Auch der Nachschub, neue Rezepte usw., darum muss ich mich jetzt nicht mehr kümmern. *puh*

Er will am Mittwoch abend zu meinem Vater fahren und uns dort treffen, dann überlegen wir mit meinem Papa zusammen was er will und was nicht und wie weit er sich auf fremde Hilfe einlassen möchte.

Er hat außerdem gesagt, dass ich im Krankenhaus eine vorläufige Pflegestufe durch die Sozialarbeiter beantragen soll (weil Papa ja nicht mehr lesen kann, viele Sachen vergisst - Medikation usw.) und das er dann den Rest erledigt, ich soll mich um Papa kümmern, er übernimmt das was er kann.

ich habe ein weiteres Stück Verantwortung abgeben können und da es sich bei dem Pflegeteam um unsere eigene Familie handelt bin ich sicher, dass er von denen auch entsprechend gut behandelt und gepflegt wird.

Es war ein schweres Gespräch, ich musste mich sehr zusammen reißen, nicht laut aufzuheulen. 'Das habe ich dann anschließend getan. Insgesamt hat es mir gut getan mit ihm zu reden, er hat mir ein winziges Stückchen von der riesen Angst genommen.

So, das sind die Neuigkeiten.
Gegen 14.00 Uhr fahre ich ins Krankenhaus, mal schauen ob ich einen Arzt antreffe.

LG
Heike
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Phil Bosmans

Offline Lackenkogel

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #28 am: 26. November 2012, 14:19:19 »
Hallo Heike,
Du brauchst Dich echt nicht zu entschuldigen. Das ist nur normal und verständlich, dass man völlig durch den Wind ist.

Finde ich super, dass Deine Schwester Verantwortung mit übernehmen möchte. Wer weiß, vielleicht wächst sie durch diese Aufgabe und löst sich von ihrer Sucht. Bedingt durch solch einen Schicksalsschlag passieren die "tollsten" Dinge.........
Nur, dass Dein Vater bei ihr einziehen soll, sehe ich etwas skeptisch. Das ist ein Raucherhaushalt - raucht Dein Vater? Geschmack- und Geruchssinn ändern sich bei dem Erkrankten, Heike - glaubst Du, dass Dein Vater das aushält dann?

"Und wenn Du denkst, es geht nicht mehr - kommt von irgendwo ein Lichtlein her" - Dein Cousin hat einen Pflegedienst und nimmt Dir einen großen Batzen Verantwortung ab. Und so geht es weiter - Schritt für Schritt, es wird sich alles einspielen, da bin ich sicher. Pass Du auch gut auf Dich aus, liebe Heike. Gönne Dir Auszeiten, wenn alles läuft. Da brauchst Du auch gar kein schlechtes Gewissen haben, im Gegenteil.

Bei meiner Mum geht es nach wie vor bergauf und bergab. Gestern hatte sie wieder einen für ihre Verhältnisse guten Tag. Ihr Appetit wird aber weniger, manchmal ist sie ganz heiß, hat aber kein Fieber und manchmal ist sie eiskalt an den Extremitäten und im Gesicht. Sie spricht auch nur noch ganz wenig und wenn, dann kommen mitunter sehr lustige SAchen dabei heraus.
 :-).

Dicken Drücker
Astrid


Offline HeikeD

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Re:Auf einmal ist alles anders, mein Vater ist krank.Vorst. HeikeD ( Angeh)
« Antwort #29 am: 27. November 2012, 08:10:25 »
Guten Morgen,

der Austausch mit euch allen tut mir soooo gut, ich danke euch, auch wenn der Anlaß ein sehr bescheidener ist, so freue ich mich doch über den Gedankenaustausch. Ein Lichtlein was mir den Tag ein wenig erhellt, wenn ich weiß, dass jemand an mich denkt.

Gestern im Krankenhaus, von der Ärztin mal wieder keine Spur. Die Schwester war sehr kurz angebunden und nach dreimaligem vergeblichen Anfragen im Schwesternzimmer, bin ich schlicht demonstrativ mitten in der Tür stehen geblieben. Die Schwester hat mich derweil ignoriert und nach ein paar Minuten hat ein Arzt sich erbarmt zu fragen was ich will.

ja was wollte ich denn? Ich wollte wissen ob mein Vater tatsächlich heute entlassen wird, wann das ungefähr sein wird und ob wir einen Krankentransport bekommen oder nicht und wenn nicht, ich dann einen selber organisieren muss, weil er schlicht die Treppe vor seinem Haus nicht hoch kommt alleine. Da war es aber schon nach 15.00 Uhr!!!

Der hat dann sofort gemerkt, dass ich kurz vorm Explodieren war und hat mich auf den Flur raus geschoben und mit mir geredet. Alles geklärt, Papa wird heute entlassen, den Transport habe ich organisiert, die schellen dann bei meiner Schwester, die schließt auf und sie tragen Papa im Rolli ins Haus.

Dann ist mir heute in der Nacht eingefallen, dass die Ärztin am Freitag gesagt hat, sie will einen Termin für die Maskenanfertigung für uns vereinbaren. Da ich die aber gestern nicht gesehen habe, war davon natürlich keine Rede mehr.

Also heute früh da angerufen und nachgefragt, die Ärztin (haha) wieder mal nicht da, der Pfleger hatte davon keinen Schimmer. Dann habe ich denen gesagt, dass sie mir die Medikamente für Papa bis einschließlich morgen früh mitgeben müssen, denn wir können erst heute Abend gegen 19.00 Uhr nachschauen welche Medis er überhaupt einnehmen muss und ob er die noch daheim hat.

Also kann Nachschub auch erst morgen vormittag organisiert werden.

Darauf haben sie sich jetzt eingelassen.

Gegen 14.00 Uhr muss ich also noch einmal mit der Ärztin telefonieren (wenn sie dnen mal da ist) und nachfragen wie das mit der Bestrahlung, der Maske usw. überhaupt läuft.

Muss das der Hausarzt machen? Bei dem habe ich erst nächsten Montag einen Termin, das drüfte wohl zu spät sein. Wann fängt man mit der Bestrahlung an? Wie lange dauert das Anfertigen der Maske? Wie sieht der Transport aus, helfen die ins Haus und auch raus? Das mit der Treppe und dem nicht vorhandenen Gehsteig (wird gerade alles aufgerissen und neu gemacht) ist mir echt ein Dorn im Auge. Die Treppe hat nicht einmal ein Geländer und er ist immerhin schon 86, die MÜSSEN ihm helfen da runter und wieder rauf zu kommen.

Ihr seht, ich bin schon wieder kurz vor der Panik. Zeit ist nämlich das was wir gerade nicht haben - wem sage ich das? Deshalb will ich das alles in Kürze organisiert haben, ich bin ein Organisationsfreak.... bei mir muss alles genauestens geklärt sein, alle Eventualitäten bedacht und Gefahren gebannt sein. So bin ich nunmal.

@Astrid, meine Schwester hat hoch und heilig geschworen, dass sie in der Wohnung nicht mehr raucht, bzw. ihren Kopf aus dem Fenster hält und zwar nur in dem Zimmer in dem mein Vater dann nicht ist. Soweit wäre sein Bereich rauchfrei. Sie weiß, dass sie einen riesen Ärger mit mir bekommt und ich Papa dem Rauch nicht aussetzen werde, sollte sie gegen die Abmachung verstoßen.

Du sprichst von kalten Extremitäten, mein Vater hat ständig eiskalte Hände. Das ist schon erschreckend, wo es doch im Krankenzimmer so warm ist.

So, jetzt muss ich zur Arbeit, um 10 ist Besprechung, mal schauen ob ich da noch etwas vorbereitet bekomme, wenn nicht - ist es auch egal  :D

LG
Heike
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Phil Bosmans

 



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