HirnTumor-Forum

Autor Thema: Gehirntumor u. n. ein bißchen mehr Clivus Chordom Vorstellung utchen77 (Betr.)  (Gelesen 167188 mal)

Offline utchen77

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Hallo liebe Forum-Leser,

wie schnell die Zeit vergeht. Am 16.03. vor 2 Jahren kam das Ergebnis Gehirntumor und vor kurzem hatte ich mal wieder die üblichen Untersuchungen. Das MRT hat Gott sei dank nichts neues ergeben. Der Tumor ist gleich groß geblieben. Der orthoptische Befund ist leider nicht so positiv. Meine Doppelbilder werden bleiben und ein normales Sehen ist in Zukunft ausgeschlossen. Doch damit kann ich einigermaßen umgehen. Aber so ganz wurden wir doch nicht verschont. Mein Mann hat einen Bandscheibenvorfall
im Halswirbelbereich und bei mir wurde ein schwerer Knorpelschaden ( ich hatte schon länger Schmerzen ) im rechten Knie festgestellt. Aber erst mal habe ich einen festen Krankenhaus-Termin am 15.04. zur Schmerztherapie. Und das ist doch auch schon was!
Ich sende Euch viel Sonne und wünsche allen ein supertolles Osterfest. 

Liebe Grüße Utchen77
Andere freuen sich über Gewinne und ich freue mich über den Verlust. Den Schmerz zu verlieren wäre für mich der größte Gewinn.

Ekke53

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Hallo,
ich habe mich eben im Forum angemeldet, als ich wiedermal nach neuen Infos über das Clivus Chordom suchte.

Bisher habe ich mich noch nicht vorgestellt, bzw. den Grund erzählt warum ich hier um Forum seit längerem lese.

Ich möchte hier nur ganz kurz etwas schreiben, weil ich einiges vom Startpost nicht verstanden habe, und meine Frau genau an dem gleichen Tumor erfolgreich operiert wurde.

Bei meiner Frau wurde im September 2010 ein knapp 6cm großer Clivus Chordom festgestellt. Wir hatten das Glück an der richtigen Arzttür geklopft zu haben. Unsere Hausärztin, überwies wegen "Schwindel" meine Frau zu einer HNO Ärztin, diese nahm die Beschwerden ernst, machte sofort einen Termin beim HNO Chefarzt Propf Jecker Bad Salzungen, dort wurde beim MRT das Clivus Chordom festgestellt. ( in einer Videolonferenz mit Herrn Prof.Dr.Gerlach Helios Klinik Erfurt und dem HIT / NCT in Heidelberg.

So selten dieser Tumor ist, umso größer unser Glück, genau die Ärzte zu treffen, denen dies nicht unbekannt ist.

Das nur kurz der Hintergrund.

Das mit dem "halben Gesicht aufklappen", habe ich nicht verstanden. Die Operation bei meiner Frau wurde transnasal, transsphenoidal durchgeführt. Und es verblieb ein Resttumor von knapp 2 cm. Begründet in der Lage der Arterien Nerven etc.

Anschliessen war meine Frau in Heidelberg zur Schwerionenbestrahlung.

Liebes Utchen77 falls du mit einem Arzt reden will, der schon öfters Clivus Chordome operiert hat, kann ich dir Herrn Prof.Dr. Rüdiger Gerlach, Helios Klinik Erfurt empfehlen.

Der Tumor hatte bei meiner Frau den Hirnstamm stark zusammengedrückt, wodurch sie Ohnmachtsanfälle bekam. Nach der OP hat sich der Hirnstamm wieder entsapnnt. Äußerlich sieht man gar nichts von der OP, weil alles durch die Nase gemacht wurde.

Nach der OP ging es meiner Frau sehr gut, so dass sie dachte, bald wieder arbeiten zu können.

Die größten Probleme hat meine Frau jetzt mit den Nebenwirkungen der Bestrahlung. Dazu aber später mehr , wenn ich mich /meine Frau hier im Forum vorstelle.

Ich wollte das nur schnell schreiben, weil genau dieser seltene Tumor wurde bei meiner Frau erfolgreich operiert.

Auch mit der TechnikerKrankenkasse hatten wir keine Probleme, gut wird haben alles (Ferienwohnung während der Bestrahlung) (Taxischeine zur Bestrahlung) im Vorfeld klären können.

LG Ekke 53

Offline Clivus 123

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Hallo Ekke 53,

ich habe mich auch gerade erst angemeldet, nachdem ich schon seit Januar 2011 in verschiedenen Foren lese.
Ich erhielt den Befund Clivus Chordom am 16.01.2011,nachdem ich beim
Spazieren gehen plötzlich Doppelbilder hatte.
Dieses hatte sich bereits in das Stammhirn gedrückt,was auch meine Kopfschmerzen erklärte.
Die Neurochirurgen wollten operieren,aber die Tatsache,dass Sie schon vorher sagten Sie könnten nur einen Teil des Tumors entfernen hat mich dazu bewogen, eine Zweitmeinung einzuholen- die beste Entscheidung,die ich treffen konnte.
Ich habe die Klinik dann verlassen und hatte das grosse Glück an den richtigen Chirurgen verwiesen zu werden,Chefarzt Dr. Müller,Klinik der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Er hat viel Erfahrung mit Clivus Chordomen und operiert diese schon lange. Ihr findet Artikel über ihn im Internet.
Er hat mir nach Ansicht der Bilder gesagt, dass eine vollständige Entfernung meines Tumors möglich sei und hat es dann am 22.02.2011 auch geschafft.
Ich war überglücklich als ich aus der Narkose erwachte und das Ergebnis erfuhr. Nach 2 Wochen konnte ich die Klinik verlassen. Durch den Schwindel ging es zwar zunächst nur mit Hilfe und Rollator,aber ich war froh zu leben und das Ding los zu sein. Die Doppelbilder gingen dann im Laufe der ersten 2 Monate auch weg und laufen konnte ich auch wieder alleine ohne Hilfe.
Nach der Reha in der Lukas Klinik(Schweiz) ging es mir richtig gut und so trat ich die geplante Protonenbestrahlung in der Schweiz an.
Die Schweizer haben dann ein neues MRT gemacht und dann kam der Schlag: Ein Rezidiv hatte sich direkt an der arteria basilaris (Hirnschlagader)
gebildet. Eine Bestrahlung ohne erneute OP hielten die Radiologen vom PSI
(Paul Scherer Institut)für nicht erfolgversprechend.
Dr. Müller hat sich dann bereit erklärt zu operieren und so wurde ich am 21.07.11 wieder in den OP geschoben. Leider riss die Arterie am Ende der OP und ich lag 14 Tage im Koma.
Als ich erwachte,hatte ich keinerlei Folgeschäden zu verzeichnen,Dr. Müller sei Dank.Alles funktionierte und die Genesung schritt viel schneller voran als beim ersten Mal. Im September wurde dann ganz schnell die Protonenbestrahlung im PSI begonnen um kein neues Rezidiv entstehen zu lassen. Nach 8 Wochen konnte ich dann am 21.10.11 nach Hause.
Nun bin ich dabei mein Leben neu zu ordnen und die Nachwirkungen der Bestrahlung abzufedern.
Mir hat es sehr geholfen, dass ich immer an ein positives Ende geglaubt habe und meine Familie für mich da war.
Es braucht viel Kraft (auch mental) um einen Hirntumor zu akzeptieren und zu bekämpfen,aber wir können es schaffen,denn es gibt mehr Möglichkeiten als man zum Anfang denkt.
Verlieren wir die schönen und angenhemen Seiten des Lebens nicht aus den Augen,denn man braucht ein Ziel für das man kämpft.

Euch allen wünsche ich viele schöne Momente in der Zukunft,viel Kraft und Zuversicht.

Liebe Grüsse

Clivus 123



Offline utchen77

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Hallo Ekke 53 und Clivus 123,

schön von Eurer Geschichte zu hören und das alles so positiv verlaufen ist. Das Vertrauen in die behandelden Ärzte ist sicherlich mit die Vorraussetzung für eine Behandlung, ob nun OP oder Betrahlung bez.beides. Wenn beides denn möglich ist. So wie in meinem Fall waren ja gar keine gravierenden Probleme bis auf die Schwerhörigkeit aufgetreten. Und dann kommt es auf die Lage des Tumors an. Nach dem MRT hier in Hannover und der Begutachtung in der MHH und in Heidelberg war die OP für mich ein weitaus größeres Risiko als nur die Bestrahlung alleine.
Ich würde mich freuen wenn wir uns weiter austauschen könnten.

Liebe Grüße Utchen 77
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Offline Clivus 123

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hallo uttchen77,
natürlich ist eine OP immer ein Risiko.Erst recht am Kopf.
Entscheidend ist sicherlich die Lage des Tumors.
Mein erster war bereits ins Stammhirn gewachsen und dort wäre z.B. keine Bestrahlung möglich gewesen. Auch beim Rezediv war die Nähe zum Stammhirn das Hauptproblem für die Bestrahlung, da dort die volle Dosis nicht gegeben werden kann und dann die Erfolgsaussichten entsprechend schlechter sind. Daher war für mich eine OP zwingend.
Deiner ist wohl noch weit genug vom Stammhirn entfernt.
Wie geht es Dir denn jetzt?
Hast Du Nachwirkungen von der Bestrahlung?

Bei einer OP hat jeder Chirurg seine eigenen Wege,die er gehen will.
Vielleicht gibt es auch bei Dir Alternativen.
Du könntest Deine Bilder ja auch zu anderen Neurochirurgen schicken und Meinungen einholen.
Falls der Tumor irgendwann wieder weiter wächst kannst Du dann evtl. doch operieren lassen. Jetzt hast Du ja erstmal Ruhe,die Bestrahlung hat doch Wirkung gezeigt und das ist toll.
Leider können Hirntumore jederzeit wieder aktiv werden und dann ist es gut,wenn man vorbereitet ist. Auch wenn wir natürlich alle hoffen, dass dies nicht passiert.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann schöne Ostertage.

Gruss

Clivus123

Offline utchen77

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Hallo Clivus 123,

danke für die Ostergrüße. Momentan bin ich ganz froh das ich nur das Doppelsehen habe. Allerdings mache ich seit einiger Zeit manchmal komische Sachen, wie z.B. Dinge wegschmeißen oder so verlegen das man sie nicht findet. Mein Mann hat seine Medikamente oder wichtige Post schon im Mülleimer gefunden. Kleine Aussetzer von denen ich nichts weiss. Das wollte er mir erst gar nicht sagen um mich nicht zu beunruhigen. Aber so etwas sollte der Arzt ja auch wissen.

MRT Befund Januar 2012 : Unveränderte Darstellung der inhomogenen, diffus und randständig KM aufnehmenden Raumforderung des Clivus mit Infiltration der Siebbeinzellen links mit Vörwölbung in die parapontine Zisterne links. Die Arteria carotis interna beidseits wird vollständig ummauert. Der Sinus cavernosus beitseits wird ebenfalls infiltriert. Enger Kontakt der dorsalen Berandung des Tumors zur Arteria basilaris bei Einbruch in die peripontine Zisterne. Polypöse Schleimhautschwellung der Sinus maxillaris beidseits sowie der Siebbeinzellen. Die Keilbeinhöhle wird komplett von Tumorgewebe ausgefüllt.

Wie Du schon geschrieben hast kommt es oft auf die Lage des Tumors an um an eine OP ranzugehen. Was meinst Du wie glücklich ich war das es in Heidelberg das HIT gibt. Die Diagnose Gehirntumor hat mich förmlich gelähmt, das kannst Du bestimmt gut nachempfinden.
Oft kann ich gar nicht glauben das die Diagnose schon zwei Jahre her ist und ich bin jeden Tag dankbar wenn ich morgens die Augen aufschlagen kann. Jetzt bin ich erstmal froh wenn ich die Schmerztherapie hinter mir habe, die sich auch um eine Woche verschoben hat. Und wenn das alles so klappt dann kann der Sommer kommen.

LG Utchen77
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auto

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Euch allen wünsche ich viele schöne Momente in der Zukunft,viel Kraft und Zuversicht.



[/quote]




Guten Abend,
ich habe mich auch erst soeben angemeldet, bin auf der neuen Suche nach dem Clivus Chordom auf dieses Forum gestossen.
Nur kurz: Meine ersten ANzeichen waren 2001, nach einer Unterleibkrebsop 1999 mit anschliessender Lymphdruesenkrebs OP im selben Jahr.... mein Arzt hat mich damals an Prof.Fahlbusch in Erlangen Uniklinik verwiesen, der mich auch transnasal operiert hat und super Arbeit geleistet hat, aber nicht nur alleine ein Topchirurg ist, sondern auch ein "MENSCH"... ich glaube etwas, was gerade bei Krebs verdammt wichtig ist!

Prof. Fahlbusch kam dann 2005 nach Hannover ans INI ini-hannover.de  und neurosurge.de (sehr viele gute Informationen ) Von da an ging ich dann alle 8-9 Monate wie bis dato anstatt nach Erlangen in die andere Richtung Hannover (ich stamme aus Luxemburg). Mir wurde gesagt von Anfang an, wenn Doppelbilder, Mehrfachhoeren alles zur gleichen Zeit auftritt ich gleich operiert werden muesste. Ich lebte genau 10 Jahre und 17 Tage mit dem "Biest" im Kopf und habe "es" mit "Arbeit an einer Internetzeitung" und Lernen, lernen, lernen... bekaempft und meinen Humor behalten (was nicht immer einfach ist) Lebe alleine ..nein mit mehreren Katzen in einem groesseren Haus auf dem Land.

Meine zweite OP war am 21.9.2011 im INI Hannover durch Prof. Fahlbusch und Prof Samii, da der Tumor regelrecht "getobt htte"... 11 Stunden OP, 2 Stunden Koma, ...im ganzen 10 Tage INI, dann nach Hause. Meine liebe Freundin hatte von ihrem Ehemann "frei bekommen" und hat mich begleitet. Nur zuhause war ich dann auch mich gestellt, was auch gut war. Ich musste ... ob ich wollte oder nicht! Am 14.10.2011 war ich in Hockenheim auf einer Veranstaltung und habe ca 400 Photos geschossen... Es ist einfach das Aufbaeumen gegen den Tumor.

Keinen Arzt gesehen bis zum 23.1.2012 Prof. Fahlbusch zur Nachuntersuchung... steht, falls der kleine Restteil der nicht operiert werden konnte, Strahlentherapie in Heidelberg auf dem Plan. Aber bis jetzt ist die naechste Untersuchung August 2012.

Mit Krankenkasse hatte ich meinen Kampf seit 2001 wo die schon Erlangen nicht bezahlt haben...
ich haette ueberall hingehen koennen, Belgien, Frankreich...aber nicht Deutschland mit der Privatpatienten"klausel"...
wir haben hier NUR unsere Nationale Krankenkasse und noch eine Zusatzkasse wenn wir wollen fuer wirklich 1.Klasse bei uns, sprich Belgien, Frankreich...
Fakt ist aber dass zb im INI 1.Klasse Luxus... soviel kostet wie hier NORMAL ohne dass Zusatzkasse aufkommt...
Kampf all die Jahre weil ich ja wusste was kam mit dem INI.  Einzelfallentscheidung AOK zb gabs in 3 Faellen fuers INI, laut einem Forum... eins habe ich von der AOK bestaetigt bekommen usw....

Nachdem die Zusatzkasse aber gesehen hat wie die OP verlaufen ist und wie ich drauf bin, wurde mir ein Grossteil zurueckerstattet! Dies nebenbei: Hab keinen Geldesel im Keller!!!... 

Hauptsache! SUPER OPERATION!!! super Arzt, Menschlichkeit hoch drei! (findet man ja nicht so einfach bei Gesunden, die sich ganz rasch abwenden, weil sie oft nicht damit umgehen koennen!

Hier ist Kurzfassung koennte einen Roman schreiben von Schikanen... wo ich aber sehr sehr viel vergessen habe.

Eins sage ich heute: Fuer mich war der Krebs ein Geschenk, (so sehe ich es) weil ich wieder gelernt habe, die ganz kleinen Dinge in unserem Leben, in unserer Welt, Natur zu sehen! und mich darueber zu freuen ... und ich helfe so gut es geht Krebsbetroffenen mit Rat und Tat und Behinderten! Alles was macht gibt an Freude kriegt man doppelt oder dreifach zurueck.

Ich wuensche Euch allen super Mut!!
auto

 ;)

Offline KaSy

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Liebe auto,
Deine Geschichte hat mich sehr beeindruckt und Dein letzter Satz:
Eins sage ich heute: Fuer mich war der Krebs ein Geschenk, (so sehe ich es) weil ich wieder gelernt habe, die ganz kleinen Dinge in unserem Leben, in unserer Welt, Natur zu sehen! und mich darueber zu freuen ... und ich helfe so gut es geht Krebsbetroffenen mit Rat und Tat und Behinderten! Alles was macht gibt an Freude kriegt man doppelt oder dreifach zurueck.
ganz besonders.
Ja, es ist auch so!
Irgendwie haben wir mehr vom Leben - aber wer glaubt uns das!
Ich selbst konnte nach mehreren Meningeom-OP besser mit problematischen Kindern umgehen - diese haben das früher gemerkt als ich. Ich war irgendwann einfach nur verblüfft darüber. Und tat es gern!
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline utchen77

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Hallo liebe Forum Leser,

da bin ich wieder. Wie schon erwähnt habe ich mich eine Woche in die Schmerztherapie begeben.
Dort habe ich mich mit einem jungen, sehr verzweifelten Mann unterhalten der so gar nicht wußte mit seiner Krankheit umzugehen. Die Angst um seinen Job und der Umgang in der Familie, wie es mal weitergeht wenn nichts mehr geht.
Rückenschmerzen, taube Beine und Krampfanfälle und ein heller Fleck beim MRT im Kopf. Noch keine Diagnose. Man hörte beim reden seine Angst in der Stimme. Ich konnte das alles ja so gut nachempfinden und hatte gedacht es könne nicht schaden sich ein wenig mit ihm zu unterhalten. Ob ich nun die richtigen Worte gefunden habe oder ob es meine ruhige Art war zu sprechen weiß ich nicht. Jedenfalls hat er sich sehr für das Gespräch bedankt, mit einem lächeln im Gesicht und hat mir alles Gute gewünscht. Vielleicht konnte ich ihm , wenn auch nur ein wenig, die Angst vor dem was noch kommt nehmen. Wäre schön.
Nicht so schön ist, das ich schon wieder die Tasche fürs Krankenhaus packen muss. Gerade kam der Anruf meines Mannes, das er in die Klinik muss, weil sein Schand nicht mehr arbeitet und er noch heute operiert werden muss.
Ich werde dann später weiter berichten wie es mir nach meiner Behandlung geht.

Liebe Grüße
Utchen77
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Offline utchen77

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Hallöchen,

in dem letzten Beitrag hoffte ich noch positives zu berichten. Ich war guter Dinge. Aber bei uns geht alles so weiter in Fortsetzung wie mein erster Beitrag angefangen hat.
Mein Tumor ist größenkonstant geblieben und ich bin voller Zuversicht in die Schmerztherapie gegangen. Leider musste ich mir drei Tage vorher noch einen  ( von 3 Implantaten ) Zahn ziehen lassen. Abgebrochen.
Hat mir gut gefallen  die Klinik, die Leute waren nett, die Behandlung schlug auch an. Aber nach der letzten Spritze war am Entlassungstag alles beim alten. Schmerzen, Schmerzen wie gehabt.
Dann kam der Anruf meines Mannes. Krankenhaus, Schand war verstopft. Bei der Dialyse musste über die Leistenvene ein neuer Zugang gelegt werden. Es mußte geklärt werden wo am Wochenende ein Chirurg zur Verfügung stand. OP Sonntag morgen. Nachmittags habe ich ihn in er Klinik besucht und bin dort zusammengebrochen. Hätte fast selber da bleiben müssen, bin aber wieder fitt. War nur der Kreislauf.
Dienstag Entlassung meines Mannes in die Dialysepraxis und dann nach Hause. Alles ok. Mittwoch bekam mein Mann starke Magenschmerzen, wir waren die ganze Nacht wach. Donnerstag wieder Dialyse und dann sofort ab ins Krankenhaus.
Verdacht auf Bauchspeicheldrüsenentzündung. Weil die Untersuchung noch Stunden dauern kann hat man mich nach Hause geschickt.
Das Warten kann einen auch verrückt machen. Nun sitzt einem wieder die Angst im Nacken und ich frage mich ernsthaft wann diese Odyssee von Ärzten und Krankenhäusern zu Ende ist.
Die letzten Jahre haben sich zu einem Alptraum entwickelt und wir möchten so gerne daraus aufwachen.
Jetzt können wir nur auf eine schnelle Diagnose hoffen damit man mal wieder durchatmen kann. Bei uns ist die Luft raus!

LG Utchen77
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Offline KaSy

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Ach, utchen,
ich kann diese Sehnsucht nach einer Zeit ohne Ärzte und Krankheiten ein wenig nachempfinden, irgendwann habe ich sogar meiner Hausärztin gesagt, dass ich keine Ärzte mehr sehen will - da hat sie mich erst verdutzt angeguckt, aber sie hat dann verstanden, dass es einfach zu viel wurde, innerhalb von vier Monaten wöchentlich im Schnitt drei Ärzte zusätzlich zur Arbeit aufsuchen zu müssen.
Aber Ihr habt es so viel schwerer.
Irgendwann wird diese Zeit kommen!
Bis dahin sucht die kleinen Freuden am Wegrand und in der Luft, die Boten des Frühlings, die Vorzeichen des Sommers. Und genießt die Zeit miteinander! Es ist für Euch Beide so gut, dass Ihr füreinander da sein könnt.
In Gedanken bei Euch
KaSy
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Offline utchen77

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Hallo Kasy,

danke für Deine trostspendenden Worte, sie haben mich wieder aufgerichtet. Ich hatte ja schon mal betont jetzt nur noch positiv in die Zukunft zu planen. Der Garten wurde schön bepflanzt von uns, aber ich gehe raus und sehe die Farben nicht, rieche nicht den Duft der Blumen. Gestern habe ich schon wieder neue Blumen gekauft, sozusagen als Trostpflaster. Aber ob es hilft???
Die letzte Nacht habe ich nicht geschlafen, mir gingen die 34 Jahre die ich mit meinem Mann zusammen bin durch den Kopf. Wir haben immer zueinander gestanden und das wird auch so bleiben. Wir sind jetzt beide mitte fünzig, unsere Angehörigen weitgehend verstorben und wir sind kinderlos. Vielleicht felhlt uns so ein bißchen der Familientrubel um mal auf andere Gedanken zu kommen.
Wenn ich mich in diesem Forum nicht mitteilen könnte, wäre ich an dem, was ich nicht aussprechen könnte schon erstickt.
Auch wenn vieles nicht hierher gehört, aber dies ist nun mal meine Geschichte. Und zu dieser habe ich ganz viel noch gar nicht geschrieben, denn mein Familiendrama, das sich 15 Jahre vor dem Tumor abspielte, ist so schrecklich, das selbst ich es nicht glauben könnte, wenn man es mir erzählt.
Aber für heute wünsche ich mir, das mein Mann wieder auf die Beine kommt  und wir positiv nach Berlin blicken können, wo letztendlich die Transplantation von Niere und Bauchspeicheldrüse stattfinden soll. So Gott will und sich ein Spender findet.

LG Utchen77
 
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Offline utchen77

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Liebe Forum Leser,

die Angst, bald für immer alleine zu sein, könnte nicht größer sein als jetzt. Mein Mann, der mir in meiner schweren Zeit zur Seite stand, ist schwer Herzkrank. Wenn er nicht in den nächsten Tagen operiert wird überlebt er die Woche nicht.
Wir haben all die Jahre so viel gemeinsam durchgemacht, aber wenn er nicht mehr ist, will ich auch nicht mehr sein. Ich bin jetzt gerade sehr durch den Wind und weiss noch nicht mal in welches Krankenhaus ich heute fahren muss, weil er verlegt wird für die OP. Dann soll der Tumor doch machen was er will. Ich brauch dann keine Kontrolle mehr.

Gruß Utchen77
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Offline Pem34

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Hallo Utchen,

das tut mir alles sehr leid. Ich hoffe, dass Dein Mann alles gut übersteht.

Viele von uns stehen - wie Du - auch vor dem Schicksal, bald allein da zu stehen und einen ganz geliebten Menschen zu verlieren. Ich kann und darf auch noch gar nicht daran denken. Es ist einfach nur grausam. Das einzige was mich ein ganz klein wenig tröstet, dass wir mehr oder weniger langsam Abschied nehmen können. Der Mann einer Freundin ist neulich mit 58 Jahren ganz, ganz überraschend gestorben, ist einfach nicht mehr aufgewacht. Für die Familie und besonders für meine Freundin, die mit ihrem Mann so etwas wie ein Symbiose hatte, war das ein solcher Schock - einfach unvorstellbar. Auch sie muss lernen damit zu leben, genau wie wir. Auch wenn wir uns das nie und nimmer im Vorfeld vorstellen können.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, Deinem Mann zur Seite zu stehen.

LG
Pem

Ich tröste mich zurzeit auch immerzu mit Blumenpflanzen. Bleibt leider nur kaum Zeit, sie auch anzuschauen.

Offline utchen77

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Hallo Pem,

ja, die Blumen hatte ich auch schon gepflanzt, mein Mann hat nächsten Monat Geburtstag und das wollten wir nach langer Zeit mal wieder genießen. Heute in der Klinik bin ich in die Realität geholt worden und habe gemerkt wie sich ein Mensch verändern kann, der sich die Frage stellt , wie und ob es gut geht. Am schlimmsten war der Moment als ich alle Gegenstände meines Mannes mitnehmen musste. Die OP wurde mit 5-6 Stunden angesetzt. Das schlimmste für mich war das ich meinen Mann nicht erreichen konnte  mit meinen Worten. Ich weiß es gibt keinen Trost in der Situation und vielleicht war er zu weit weg. Am liebsten hätte ich mich dazu gelegt um all seine Ängste zu teilen und ihm morgen seine Hand zu halten. Wie sehr ich ihn vermisse, jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde. Ich kann nicht schlafen, finde keine Ruhe, bin ein unruhiger Geist der völlig entgleist. Vielleicht finde ich mich ja wieder!?

Gruß Utchen77
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