HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aggressives Meningeom Erinnerungsverlust--Vorst. tarak (Freund e Betroffenen)  (Gelesen 6071 mal)

tarak

  • Gast
Guten Abend,
Eine Freund von mir hatte ein aggresives Meningeom welches operativ entfernt wurde. Leider erkennt er nichts mehr wieder, weder Freunde Ehefrau oder auch nicht seine Umgebung. Es ist ihm alles fremd. Auch kann er seine Muttersprache nicht mehr. Das komische ist, daß er alle anderen Sprachen, Französisch, Englisch die er konnte,  perfekt beherrscht in Wort und Schrift. Kann es sein das er die Erinnerung wiedererlangt aus seinen früheren Leben? Vielen Dank im voraus. Tarak.
« Letzte Änderung: 16. April 2011, 10:16:37 von KarlNapf »

fips2

  • Gast
Hallo Tarak
Willkommen im Forum.
Schön von dir, dass du für deinen Freund Erkundigungen einholst, bzw. um ihn besorgt bist.


Weist du zufällig wo der Tumor genau lag?

Diese Ausfälle sind durchaus möglich, je nach Lage des Tumors und Strukturen die dabei in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Meine Frau hatte auch nach ihrer OP, frontales Meningeom in der Schädelbasis hinterm Auge(Keilbeinfügelmeningeom), ähnliche Ausfälle im Kurzzeitgedächtnis und vertauschte Links mit rechts. nach 4 Wochen war wieder fast alles im Lot.
Der Neurochirurg erklärte uns das so, dass zwangsläufig bei der OP das Gehirn gestört wird. Man könne sich das so vorstellen wie einen KO beim Boxen, oder eine schwere Gehirnerschütterung.
Durch die Manipulationen (meist durch zur Seite schieben von Gehirnteilen, damit man an der eigentlichen OP-Stelle Platz hat), werden dabei die Synapsen, in andren Bereichen des Gehirns, gestört, oder unterbrochen. Diese Unterbrechungen müssen sich selbständig wieder reparieren, was das Gehirn auch recht schnell macht. Das Gehirn ist zu ungeheuren Leistungen in der Lage diese Defizite wieder auszugleichen.

Das Langzeitgedächtnis legt sich bei jedem Menschen individuell an. Man kann nur ganz grob eingrenzen wo welche Bereiche des Gehirns liegen, die für bestimmte Funktionen zuständig sind.
Das Sprachzentrum der Muttersprache, kann in einem ganz anderen Bereich diese Zonen liegen, wie Sprachen welche im späteren Leben dazugelernt wurden. Dazu werden auch solche OPs meist als Wach-OPs ausgeführt, damit der Chirurg, bei der Tumorentfernung, keine wichtigen Strukturen beschädigt. Während der OP unterhält sich ein speziell geschulter OP-Psychologe mit dem Patienten. Wenn der Patient dann plötzlich Wortfindungsstörungen hat, weis man dass man in einen gefährlichen Bereich gelandet ist. So markiert sich der Chirurg, vor der OP, die Bereiche die er auf keinen Fall verletzten darf.
Es hört sich vielleicht jetzt erst ganz schlimm an , dass eine Wach-OP gemacht werden kann. Aber der Patient spürt dabei keinerlei Schmerz, da das Gehirn an sich Schmerzunempfindlich ist. Meist sind den Narkosemitteln auch Psychopharmaka beigemischt, dass der Patient später von der eigentlichen OP nichts mehr weis. Das hat auch traumabrgenzende Gründe.

Genau so ist das auch beim Langzeitgedächtnis.

Die Funktionen können aber, nach einem gewissen Zeitraum, wieder kommen, wenn sich das Gehirn von der OP erholt hat. Man sagt grob, dass alles was sich im ersten Jahr zurückbildet oder wiederherstellt, recht schnell geht. Nach dem ersten Jahr gehen diese Heilungen immer langsamer von statten.
Es liegt jetzt erst mal alles an der Zeit und Fortschritt der Heilung, sowie an der Eigenschaft des Gehirns, die Verknüpfungen zu den alten Arealen wieder herzustellen.
Wichtig ist, gerade in der ersten Zeit, üben ,üben, üben, damit das Gehirn dazu angeregt wird die ürsprünglichen Verknüpfungen wieder zu finden und zu reparieren.

Habt Geduld.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 16. April 2011, 10:06:43 von fips2 »

 



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