HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aspirin gegen Gehirntumor?  (Gelesen 30820 mal)

Johanna Teig

  • Gast
Aspirin gegen Gehirntumor?
« am: 08. Oktober 2003, 21:09:27 »
Hallo liebe Mitbetroffene,

ich habe in letzter Zeit wenig von mir hören lassen, was aber nicht heisst, dass ich mir ein anderes Hobby gesucht hätte. Ich recherchiere zur Zeit viel und dachte, vielleicht interessiert euch, was ich gefunden habe (ohne Gewähr und Garantie der Richtigkeit):

Krebs und Entzündung (engl. inflammation)

Die Einstellung der meisten Klinikärzte und auch Patienten zum Thema Krebs ist immer noch die, dass aufgrund eines unerklärlichen Schicksals eine Geschwulst entsteht, die rausgeschnitten und bestrahlt wird; umherfliegende Reste sollen dann mittels Chemotherapie vernichtet werden. Zurück bleibt der gesunde Körper, weil ja alles Kranke vernichtet wurde.

Demgegenüber hat sich in der Forschung mittlerweile die (chronische) Entzündung als neues Interessengebiet herauskristallisiert. Inflammation heisst das Zauberwort.

Es geht um die Rolle der vom Immunsystem selbst produzierten Stoffe, die eigentlich Schäden reparieren oder Eindringlinge vernichten sollen. Ein Zusammenhang zwischen Krebs und der Überproduktion von bestimmten dieser Stoffe wird in einzelnen Fällen vermutet.

Die Forschung konzentriert sich noch nicht darauf, wo diese Entzündungsreaktionen herkommen, sondern es geht zunächst nur darum, sie zu unterdrücken und so Krebsgeschwulsten vorzubeugen oder sie positiv zu beeinflussen. Noch genauer: Es geht auch nur um die medikamentöse Unterdrückung.

Ein wichtiger Faktor, der die Produktion der entzündungsfördernden Prostaglandine (best. Hormone) fördert, ist das Enzym COX (Cyclooxygenase). Es existiert in 2 Varianten: COX-1 ist sozusagen die "gute" Variante (obwohl das jetzt sehr stark vereinfacht ist und man dafür auch Gegenargumente finden kann), und COX-2 die "schlechte" Variante, die die Entzündungsreaktion im Körper anlaufen läßt.

Es stellte sich nun heraus, dass Medikamente, die wir alle schon lange kennen und die gegen Entzündungen verschrieben werden, COX-2 hemmend wirken, nämlich bestimmte NSAIDs. NSAIDs sind nicht-stereoidale antiinflammatorische Medikamente. Die bekanntesten sind vermutlich Aspirin und Ibuprofen.

Daher wird eine mögliche krebshemmende Wirkung von Aspirin derzeit neu erforscht:

Aspirin und Magenkrebs: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=14529406&dopt=Abstract
Aspirin und Dickdarmkrebs:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=14529404&dopt=Abstract
..... usw ....

Interessant ist natürlich: Gilt das auch für Gehirntumore? Speziell für welche?
Es finden sich Hinweise darauf, dass Gliome auf NSAIDs ansprechen:

Wachstumsbremse von Gliomzellen bei Raten in vivo und in vitro durch Aspirin
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=7562004&dopt=Abstract

Aspirin und Indomethacin zeigen wachstumshemmende Wirkung und induzieren den natürlichen Zelltod in menschlichen T98G Glioblastomzellen
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=12870263&dopt=Abstract

Es stellt sich dann natürlich die Frage: Welches NSAID ist das beste? Gibt es Nebenwirkungen?

Die Forschung geht folgenden Weg: Man versucht, selektive COX-2 Hemmer zu finden, die COX-1 in Ruhe lassen. Celebrex und Vioxx sind hier am bekanntesten. Aber es gibt ja angeblich sogar schon noch besseres:
http://www.neurobox.de/forum/Anzeigen.asp?ID=10570

Im übrigen ist mir nicht klar, ob diese (sicher nicht billigen) Medikamente nun wirklich den Mehrwert gegenüber Aspirin haben. Wirken Sie stärker? Ist das erprobt? Was sind denn die Nebenwirkungen von Aspirin (ausser Blutungen der Magenschleimhaut und Blutverdünnung, die ja nicht schlecht sein muss)?

Es laufen wohl einige Studien an, in denen diese Medikamente in Verbindung mit herkömmlicher Chemotherapie erprobt werden.
Eine Meinung habe ich dazu gefunden, sie war aber sehr negativ:
http://www.neurobox.de/forum/Anzeigen.asp?ID=3929
Man wird wohl noch abwarten müssen, ob das was taugt oder nicht. Hat jemand schon Erfahrungen?

Meine Meinung dazu ist, dass man die Ursachen der "Entzündung" finden muss, bevor man sie bekämpft, und daß man für jeden Patienten ein eigenes Krankheitsmodell aufstellen müsste, wie es bei ihm zu der Krankheit gekommen ist. (Daher mein Forumsmotto.) Das kann aber unser Gesundheitssystem nicht leisten, und daher wird man sich wohl selber darum kümmern müssen.

In der Hoffnung auf weitere Anregungen,

Johanna

Johanna Teig

  • Gast
Gehirntumore und Entzündung
« Antwort #1 am: 04. Januar 2004, 18:57:06 »
Hallo Kollegas,

es gibt einen neuen interessanten Artikel, der auch wiederum das Thema Entzündung und Gehirntumore beleuchtet.

In dem Artikel geht es um Eicosanoide. Was ist das?

Die Eikosanoide sind lt. [1] hormonähnliche Substanzen. Sie stammen alle von der Fettsäure Arachidonsäure ab, sind instabil und nicht wasserlöslich. Sie wandern von dem Gewebe aus, in dem sie entstehen, meist nicht sehr weit, sondern sie entfalten ihre Wirkung nahe bei der Stelle, wo sie freigesetzt werden.

Die Untergruppen sind:

- Prostaglandine:
  Kommen in den meisten Geweben vor, lösen Muskelkontraktion aus, Fieber, Entzündungen.
- Leukotriene:
  Kommen in Leukozyten vor, verursachen Verengungen der Atemwege, sind an Überempfindlichkeitsreaktionen beteiligt.
- Thromboxane:
  Kommen z.B. in Blutplättchen vor, steuern die Blutgerinnung, Gefäßverengung u.a.

Der relevante Teil der Entzündungskaskade sieht so aus (nach [2].

                            Arachidonsäure
                  / COX                          \ 5-Lipoxygenase
                 V                                   V
         Prostaglandine                  Leukotriene

Das Enzym COX bewirkt, dass aus der Arachidonsäure die Prostaglandine gebildet werden und damit die Entzündungsreaktion in Gang kommt, die 5-Lipoxygenase tut ein gleiches, es werden aber Leukotriene gebildet.

Aha - deshalb hemmt also Aspirin die Entzündung.

Originalquelle unten, hier zunächst mal meine Übersetzung des Artikels(ohne Gewähr):

Die Kaskade der Eicosanoide: Mögliche Rollen in Gliomen und Meningeomen. [3]

Eicosanoide bilden eine grosse Familie der biologisch aktiven Lipidmediatoren, die von 2 Enzymklassen gebildet werden: Cyclooxygenasen (COX-1 und COX-2) und Lipoxygenasen (5-LO, 12-LO und 15-LO).
Es liegt zunehmend Beweismaterial vor, dass - neben anderen bösartigen Neubildungen epithelialen Ursprungs - die beiden häufigsten menschlichen Gehirntumore, Gliome und Meningeome, unkontrolliert Eicosanoid-produzierende Enzyme herstellen und dass sie eine Auswahl von Eicosanoiden herstellen, die das Tumorwachstum und die Ausbildung eines Ödems rund um den Tumor fördern könnten. Gliom- und Meningeomzellen sterben in vitro und im Tierversuch ab, wenn sie COX-2 und 5-LO Blockern ausgesetzt werden, und deren Wirksamkeit wird derzeit in klinischen Studien für die Behandlung von Patienten mit bösartigen Gehirntumoren erprobt.
Trotz Forschungen über die Rolle der Eicosanoid-Kaskade in der Entstehung menschlicher Gehirntumore bleiben jedoch viele wichtige Fragen unbeantwortet. Jetzige und zukünftige Wirksubstanzen, die speziell die Hauptvermittler der Eicosanoidkaskade hemmen, könnten die Herangehensweise an die Behandlung von Gehirntumoren verändern, da ihr Nutzen im Synergieeffekt mit herkömmlichen zytotoxischen Behandlungen und/oder mit neuen Wirkstoffen, die andere krebsbildende Abläufe hemmen, liegt.

Gibt es denn Daten, die ganz konkret für eine Patientengruppe einen Zusammenhang zwischen Bösartigkeit und COX oder 5-LO herstellen?

Ja, für COX gibt es einige:

Artikel [4] zum Beispiel hat die Überlebenszeit von 66 niedrig- und höhergradigen Astrozytomen mit der COX-2 Expression (genauer gesagt wohl COX-2 Rezeptoren?) verglichen. Das Ergebnis war: Es gab einen eindeutigen Zusammenhang. Der COX-2 Rezeptor war als Prognosefaktor sogar aussagekräftiger als der üblicherweise die Bösartigkeit anzeigende MIB-1 (Ki67) Marker.

Auch bei Meningeomen folgt der Tumorgrad hochsignifikant der COX-2 Expression [5].

(Zum Zusammenhang zwischen 5-LO und Tumorgrad für verschiedene Tumortypen muss ich erst mal Daten suchen).

Wozu eigentlich der Artikel? - Ganz einfach. Wenn das Vorhandensein dieser Enzyme mit einer erhöhten Bösartigkeit korreliert, dann ist zwar nicht sicher, ob ein Blockieren dieser Enzyme die Bösartigkeit heruntersetzt, aber man kann es ja mal versuchen. (Meine Meinung dazu siehe am Ende des vorhergehenden Beitrags).

Und wie hemmt man die Enzyme?
- COX-2: siehe vorherigen Beitrag
- 5-LO: H15 (Weihrauchextrakt) ist ein erwiesener 5-LO Hemmer, sogar ein ziemlich guter, weil reversibel (d.h. es fallen bei der Blockade keine Abfallstoffe ab).

Was kann man sonst noch tun in diesem Zusammenhang?
Man kann die "guten" Varianten dieser Enzyme fördern, das geht z.B. durch Ernährung. Auch durch Ernährung kann man die Zufuhr von Arachidonsäure mindern. Dazu bei Interesse später mehr.

Es lohnt sich, sich mit diesem Thema zu befassen! Aus dieser Ecke sind noch mehr neue Behandlungsmethoden zu erwarten, die für jeden verfügbar und nicht nur Geldschneiderei sind (wie vieles andere m.E.).

In diesem Sinne: Prosit!

Johanna

-----------------------------------------------------------------------------
[1] Prinzipien der Biochemie; Lehninger, Nelson, Cox, 2. Auflage.
[2] Spektrum der Wissenschaft: Verständliche Forschung - Immunsystem, 2. Auflage, S. 149.

[3] J Clin Pathol. 2004 Jan;57(1):6-13.  Related Articles, Links  

The eicosanoid cascade: possible role in gliomas and meningiomas.

Nathoo N, Barnett GH, Golubic M.

Brain Tumour Institute and Department of Neurosurgery, Cleveland Clinic Foundation, Cleveland, 44195 Ohio, USA. Brain Tumor Institute, Cleveland Clinic Foundation.

Eicosanoids constitute a large family of biologically active lipid mediators that are produced by two enzyme classes, cyclooxygenases (COX-1 and COX-2) and lipoxygenases (5-LO, 12-LO, and 15-LO). Increasing evidence suggests that in addition to a variety of epithelial malignancies, the two most common types of human brain tumour, gliomas and meningiomas, aberrantly overexpress eicosanoid producing enzymes and release a spectrum of eicosanoids that may promote tumorigenesis and the development of peritumorous brain oedema. Glioma and meningioma cells are killed in vitro and in animal models when exposed to COX-2 and 5-LO inhibitors, and their effectiveness is under investigation in clinical trials for treatment of patients with malignant brain tumours. However, despite research into the role of the eicosanoid cascade in the tumorigenesis of human brain tumours, many important questions remain unanswered. Current and newer agents that specifically target key players of the eicosanoid cascade could change the approach to treating brain tumours, because their benefits may lie in their synergism with conventional cytotoxic treatments and/or with other novel agents targeted against other procarcinogenic pathways.

PMID: 14693827 [PubMed - in process]
Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=14693827&dopt=Abstract

[4] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=11389063&dopt=Abstract
[5] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=12902865&dopt=Abstract
« Letzte Änderung: 03. März 2004, 15:17:15 von Johanna »

pit007

  • Gast
Re:Gehirntumore und Entzündung
« Antwort #2 am: 05. Januar 2004, 11:13:51 »
Was kann man sonst noch tun in diesem Zusammenhang?
Man kann die "guten" Varianten dieser Enzyme fördern, das geht z.B. durch Ernährung. Auch durch Ernährung kann man die Zufuhr von Arachidonsäure mindern. Dazu bei Interesse später mehr.

hallo johanna !
boah, nicht übel. die sache mit ernährung würde mich interessieren. hast du da noch infos ?
gruss
pit

Dorian

  • Gast
Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #3 am: 05. Januar 2004, 15:00:45 »
Prima Arbeit, Johanna!
Ich habe gelesen, es gibt gute und schlechte Eicosanoide. Je mehr Insulin wir produzieren (durch kohlenhydratreiche Ernährung zwangsläufig bedingt), desto mehr schlechte Eicosanoide produzieren wir und das Hormongleichgewicht bzw. das der second messanger (Botenstoffe) ist gestört. Ißt man viel Fisch bzw. Olivenöl nimmt man viele ungesättigte Fettsäuren zu sich und gute Eicosanoide werden gebildet.
Allerdings gibt es auch ein Gleichgewicht zwischen Cyclooxygenase- und Lipoxygenaseweg. Wenn COX gehemmt werden, entstehen mehr Leukotriene und umgekehrt. Das würde bedeuten, wenn H15 den Lipoxygenaseweg hemmt, würden mehr Botenstoffe auf dem Coxweg entstehen und schaden. Allerdings bin ich von H15  und seiner Wirkung überzeugt.
Ich habe auch jahrelang ASS, Ibuprofen und massenweise andere nichtselektive COX-Hemmer genommen, da ich immer Kopfschmerzen hatte und trotzdem habe ich seit 10/03 ein GBM.
Allerdings bin ich kein Biochemiker bzw. Forscher.
Es wäre interessant zu erfahren, was Du noch rausgefunden hast, vor allem über die Ernährung.

Liebe Grüße Antje

Johanna Teig

  • Gast
Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #4 am: 05. Januar 2004, 18:32:02 »
Hallo Antje, Pit, Ulrich,

vielen Dank für das Lob. Freut mich besonders, weil ich ja meist nicht in die heissdiskutierten Themenbereiche poste.

Vor allem aber für den fachlichen Beitrag. Das mit den Fettsäuren aus Fisch, daran dachte ich z.B. Siehe
http://www.mc600.de/forum/index.php?board=16;action=display;threadid=630
(paramount = höherstehend, noch nie gehört)

In dem dort erwähnten Artikel steht ziemlich viel Information. Ich wollte aber auch noch etwas zu COX-1 suchen, hatte irgendwo gelesen, dass es durch massvolle Diät zu beeinflussen ist, aber ich finde den Artikel nicht wieder.

Das mit dem Gleichgewicht finde ich äusserst interessant! Hast du da noch irgendwelche Infos? - Mal angenommen, es würde stimmen und die Hemmung würde daher nicht so gut funktionieren wie angenommen (was ich nicht glaube), dann würde trotzdem das Argument ziehen, die Gesamtzufuhr an Arachidonsäure zu vermindern. Ich hatte irgendwo den Faktor gelesen, um den wir im Durchschnitt zu viel zu uns nehmen, es war irgendwas wie mehrere 10x.
Hauptlieferant für Arachidonsäure ist bei uns das Fleisch.

Vielleicht passt sich der Körper an und kompensiert die COX-Hemmung, so dass man dann bei Absetzen der Hemmer eine Überschussreaktion hat. Habe aber hierzu keinerlei Infos.

Weiter sollte man bedenken, dass in Fett gelöste Stoffe das Gehirn am besten erreichen. Forscher sind sogar dabei, eine "Fettfähre" zu konstruieren, die Wirkstoffe ins Gehirn bringt (Quelle in Zeitschrift, bin am Suchen). Das gilt natürlich auch für Gifte. (Hier sind m.E. Pflanzenschutzmittel, erhitzte Fette, Transfette und vielleicht Haarfärbemittel ein paar gute Testkandidaten.)

Das Einnehmen der "richtigen" Fette kommt in verschiedenen Zusammenhängen vor. Aber welche? Vitamin E? Gamma-Linolensäure? Omega-3-Fischöle?

Dieses Rätsel werden wir heute nicht mehr lösen.

alles Gesunde,

Johanna
« Letzte Änderung: 03. März 2004, 15:16:36 von Johanna »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #5 am: 25. Juli 2004, 12:54:34 »
Hier noch ein Beitrag zu Aspirin gg. Glioblastom. Ist aber nicht das neue Wundermittel, siehe Eintrag von Antje oben.

Übersetzung, frei und ohne Gewähr:

Schmerzmittel könnten gegen Gehirntumore helfen

Die Einnahme von Aspirin, Ibuprofen und anderen nichtstereoidalen (d.h. ohne Cortison) Entzündungshemmern, den sogenannten NSAIDs, helfen vielleicht gegen einen tödlichen Gehirntumor, genannt Glioblastoma multiforme (GBM), wie neuere Forschungen nahelegen.

Wie im American Journal of Epidemiology berichtet wird, bemerkten Dr. Sivak-Sears von der Ohio State University und Kollegen, dass NSAIDs das Risiko für Darmkrebs reduzieren. Weil Darmkrebs und bestimmte Gehirntumore aus ähnlichen Zellen stammen, lag es nahe zu vermuten, dass ähnliche Vorbeugungsmassnahmen greifen könnten.

Die Forscher führten intensive persönliche Befragungen an 236 Personen mit Glioblastom oder deren Pflegepersonen und an 401 Gesunden durch.

Man zeigte ihnen Generika und Markenpackungen verschiedener NSAIDs und fragte, ob sie diese in den letzten 10 Jahren vor der Diagnose eingenommen hätten. Als regelmäßige Einnahme gelten 600 Pillen insgesamt oder mehr.

Unter den Patienten mit GBM waren im Durchschnitt weniger mit regelmäßiger Einnahme von NSAIDs als bei der gesunden Kontrollgruppe.

Die Forscher schliessen dass, "wenn weitere Studien dieses Ergebnis bestätigen, dann könnten NSAIDs als Kandidaten zur Prävention dieses tödlichen Tumors in Frage kommen".

--------------------------------------------------------
Pain Pills May Protect Against Brain Tumors

Treatment with aspirin, Advil (ibuprofen) and other nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) may protect against a highly lethal type of brain tumor called glioblastoma multiforme, new research suggests.

As reported in the American Journal of Epidemiology, Dr. Niccole R. Sivak-Sears of Ohio State University in Columbus, and colleagues note that NSAIDs appear to reduce the risk of colon cancer. Because colon cancers and certain brain tumors arise from similar cell origins, they suggest that these two types of tumors may "perhaps share common preventive mechanisms as well."

The researchers conducted extensive in-person interviews with 236 subjects with glioblastoma multiforme (or their caregivers) and with 401 healthy subjects.

Subjects were shown a list of generic and brand-name NSAIDs and were asked whether they had taken any of these medications in the 10 years prior to diagnosis, or in the case of healthy subjects, in the previous 10 years. Those who had taken a total of at least 600 such pills were considered to be regular users.

Patients with glioblastoma multiforme were less likely than their healthy peers to report regular NSAID use.

The researchers conclude that "if future studies corroborate this finding, NSAIDs might be considered candidates for prevention of this rapidly fatal tumor."

SOURCE: American Journal of Epidemiology, June 15, 2004.
Quelle: Reuters:

Originalquelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=15191930
« Letzte Änderung: 25. Juli 2004, 13:31:14 von Johanna »

Ulrich

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Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #6 am: 14. Oktober 2004, 17:37:38 »
Wie wohl jeder aufmerksame Zeitungsleser mitbekommen mußte, ist der Cox-2-Hemmer Rofecobix (Vioxx) wegen schwerer Nebenwirkungen vom Markt genommen worden.

Das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten ist bei der Einnahme von Vioxx deutlich erhöht.

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat angekündigt, auch die übrigen Cox-2-Hemmer auf deren Herz-Kreislauf-Risiko zu überprüfen.

Offline Ciconia

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Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #7 am: 30. November 2005, 12:52:58 »
Bextra (ein weiterer Cox2-Hemmer) wurde stillschweigend im Frühjahr vom Markt genommen. Schade, hat wunderbar gegen meine Nackenschmerzen geholfen.
Jetzt gibt es nur noch Celebrex und auch das nur mit strengen Indikationseinschränkungen. Hilft leider nicht so gut wie das Bextra.
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Offline KarlNapf

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Re: Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #8 am: 02. August 2009, 18:08:40 »
Aspirin induces apoptosis through the blockade of IL-6-STAT3 signaling pathway in human glioblastoma A172 cells

Hier geht es um Glioblastom-Zellen in einer Zellkultur. Aspirin induziert die Apoptose (den Zelltod).
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Offline needlesde

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Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #9 am: 19. August 2010, 10:38:30 »
Wow, ich bin fachlich überwältigt von der Menge an Informationen, die Ihr hier liefert. Ich habe mich zu diesem Thema mit einem Heilpraktiker unterhalten, der mich behandelt.
Ich habe ein nicht operables Astro Grad II.
Seine klare Aussage: Das Ding werde ich nur los, wenn ich den Selbstheilungskräften meines Körpers vertraue. Er gab mir dazu viele Ernährungshinweise, die ich leider nur sehr bedingt einhalte, weil halt doch zu oft die Faulheit siegt.
Sehr stark hat mich aber in diese Richtung ein einziges Buch beeindruckt, daß sich mit dem Thema Krebs und Ernährung befasst:
Krebszellen mögen keine Himbeeren.
Es ist ein sehr populäres Buch, beschreibt aber in sehr verständlichen Worten, wie Krebszellen entstehen und welche Ernährung das Wachstum dieser Zellen unterdrückt bzw. bremst.

Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Ich habe für mich zumindest mitgenommen, daß bestimmtes Obst meinen Körper unterstützt sich zu wehren.

Bei dem Thema Schmerzmedikamente bin ich persönlich auch wegen der großen Menge an Antiepilaptika die ich nehme eher skeptisch, weil jedes Medikament auch Gifte in den Körper bringt, die er erst einmal verarbeiten muß.
Sorry, wenn ich das hohe fachliche Niveau dieser Diskussion etwas drücke, aber ich wollte meine Meinung dazu loswerden.

fips2

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Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #10 am: 19. August 2010, 12:04:37 »
Ich habe mich zu diesem Thema mit einem Heilpraktiker unterhalten, der mich behandelt.
Ich habe ein nicht operables Astro Grad II.
Seine klare Aussage: Das Ding werde ich nur los, wenn ich den Selbstheilungskräften meines Körpers vertraue.

Das sind genau die Aussagen, die sehr fragliche Heilpraktiker und Heiler äußern und vor denen wir immer warnen.
Meine Einschätzung zu diesem-----Ich weis nicht wie ich ihn nennen soll.
Das Ding wird man durch Selbstheilung allein nicht los. Das steht fest.
Ich würde eine gesunde Skepsis bei seinen Ratschlägen walten lassen.

Ich will beileibe nicht abstreiten, dass es hier und da mal Spontanheilungen gibt, die Medizinern immer wieder Rätsel aufgeben. Aber solche Versprechungen schon ansatzweise zum Beginn einer Therapie zu machen ist sehr fraglich.

Wie gesagt. Meine Meinung.
Als fachbezogene Person wirst du hoffentlich die entsprechenden Entscheidungen treffen können.

Übrigens inoperabele Einschätzung eines Chirurgen muss kein endgültiges Urteil sein. Ein Andrer Chirurg kann da ganz anderer Ansicht sein. Ich würde mir eher, an deiner Stelle, vernünftige Zweitmeinungen einholen, statt Zeit anderweitig mit fraglichen Therapien zu vergeuden.
Eine gesunde Kämpfereinstellung und Selbstheilungskräftefördrung ist BEGLEITEND sicher nicht verkehrt. Aber sich allein darauf zu stützen??????

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 19. August 2010, 12:52:41 von fips2 »

Offline needlesde

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Re:Aspirin gegen Gehirntumor?
« Antwort #11 am: 20. August 2010, 10:02:09 »
Hmmm,
da muß ich wegen der offensichtlich entstandenen Missverständnisses doch noch einmal drauf antworten...

Mein behandelnder Arzt ist Neurochirurg in Großhadern, mein Neurologe ein Spezialist auf Epilepsie und das will mein Heilpraktiker auch nicht anders. Mein Tumor ist diffus und hat einen Durchmesser von 4 oder 4,5cm. Eine Operation ist aus zwei Gründen nicht sinnvoll:
- Aufgrund der räumlichen Lage würde eine sehr große Chance bestehen daß die Hirnschlagader verletzt würde (Hab keine Lust wegen dem eher inaktiven Ding den Löffel abzugeben)
- Durch die Größe muß ich bei Operation davon ausgehen, daß meine rechte Seite gelähmt ist.

Eine kleinere OP macht keinen Sinn, weil das Ding dann nicht komplett draussen ist. Daher Beobachten und nur bei steigender Aktivität mit Strahlen behandeln. Seinem Vorschlag der stereotaktischen Bestrahlung würde ich dann aus eigener Einschätzung nicht folgen, sondern über das RPTC in München gehen, weil dort aus meiner Sicht die Kollateralschäden geringen sind.

Fazit: Das was mir die Schulmedizin bietet und empfiehlt nehme ich wahr. Eine zweite Meinung in diesem Fall sehe ich nicht als sinnvoll an, weil die Alternativen nicht wirklich prickelnd sind. Der Heilpraktiker hilft mir dabei meinem Körper eine Chance zu geben, wieder zu gesunden, was die Schulmedizin nach derzeitigem Stand nicht kann und die nehme ich wahr. Ich kann denjenigen, die an die Naturmedizin glauben empfehlen sich mit wachem Auge (nicht jeder der sich so nennt ist Heilpraktiker) und immer nur begleitend zur Schulmedizin mal mit einem Heilpraktiker zu unterhalten.

Insofern gehe ich mit Fips durchaus konform das es schon sehr mutig ist bei unserer Art an Erkrankung den Weg der Schulmedizin komplett zu verlassen. Ich persönlich würde diesen Weg niemals gehen.

Klaus

 



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