HirnTumor-Forum

Autor Thema: Fragen über Fragen  (Gelesen 6700 mal)

Bine45

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Fragen über Fragen
« am: 16. Mai 2007, 16:59:26 »
Nun ist es genau eine Woche her, seitdem bei meinem 86-jährigen Vater ein Glioblastom festgestellt wurde. Es begann mit Sprachstörungen und wir vermuteten einen Schlaganfall. Er war nur zwei Tage im Krankenhaus. Eine OP möchte er nicht und auch die Ärzte rieten aufgrund seines Alters davon ab. Er bekommt Fortecortin gegen das Hirnödem. Das ist alles. Aber man kann doch nicht einfach sagen, der Mann ist 86, hat einen Tumor im Kopf, auf Wiedersehen. Vor dem Auftreten der Symptome war mein Vater körperlich und psychisch fit und wir dachten, er wird 100 Jahre alt.

Die Ärztin im Krankenhaus war sehr nett, aber ich fühle mich nicht richtig informiert über diese Krankheit. Den Befund haben wir auch noch nicht gesehen. Nach dem ersten Schock und nachdem, was ich schon alles in diesem Forum gelesen habe, möchte ich einfach besser vorbereitet sein. Von der Möglichkeit, Weihrauch statt Cortison zu geben, hat uns z. B. niemand etwas gesagt. Und was ist mit einer unterstützenden homöopathischen Behandlung auch für die Psyche? Hat da jemand Erfahrung? Ich könnte mir gut vorstellen, das es da Möglichkeiten gibt. Außerdem habe ich nicht so wirklich Vertrauen zum Hausarzt meiner Eltern. Und was ist mit einem Pflegedienst. Ich habe gelesen, dass man ab 1.4. diesen Jahres Pflegedienste in Anspruch nehmen kann, die sich in Palliativmedizin auskennen. Ihr seht, ich habe tausend Fragen, weil meine Familie und ich meinen Vater so gut es irgend geht, begleiten wollen und ich im Moment noch nicht weiß, wer uns auf ärztlicher Seite wirklich kompetent begleiten kann. Und dazu kommen noch diese Gefühle der Hilflosigkeit, Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, und manchmal weiß ich auch gar nicht mehr, was ich fühlen soll.

Liebe Grüße
Bine45

Offline Bluebird

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #1 am: 16. Mai 2007, 19:13:46 »
Hallo,

ich habe gerade Ihren Eintrag gelesen. Ich bin keine Glio-Betroffene, aber mein Onkel starb mit knapp 61 Jahren nach 11monatigem Kampf an dieser Krankheit.
Dass die Ärzte des hohen Alters wegen einen so schwierigen und womöglich stundenlangen Eingriff ausschließen, halte ich für nicht ungewöhnlich, so schwer das für die Angehörigen zu begreifen ist. Mir hat man als Meningeom (gutartiger Hirntumor)-Betroffene in der Neurochirugie gesagt, also, bei Ihnen würde ich auf jeden Fall eine OP vornehmen, denn Sie sind ja "erst" 47 Jahre alt.
Aber das hohe Alter birgt vielleicht auch Vorteile, nämlich dass der Tumor nicht so rasant wächst. Ansonsten würde ich ein sehr eingehendes Gespräch mit den Ärzten führen, wie der
Verlauf der Krankheit sich mit welchen Folgen für den Großvater und die Familie entwickeln wird. Es muss nicht sein, dass ein Mensch, egal wie alt, Schmerzen erleiden muss. Sicher gibt es einen Sozialdienst, der Ihnen weiterhelfen kann.
Ansonsten denke ich, dass sich hier im Forum "Spezialisten" auf dem Gebiet noch zu Wort melden.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Zusamenhalt für die kommende Zeit
Liebe Grüße
Bluebird

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The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Sarabande

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #2 am: 16. Mai 2007, 22:26:53 »
Liebe Bine45!

Ich glaube, du bist hier richtig… Wenn du im Forum herumschaust, kannst du einen Eindruck vom Krankheitsverlauf kriegen… allerdings es nicht unbedingt beruhigend.  Ich finde, Bluebird hat schön geschrieben.  Weihrauch ist den Versuch wert. Bei uns hat Cortison wohl mehr gebracht, die Nebenwirkungen muss man aber im Kauf nehmen.  Homöopathische Unterstützung wurde ich aus unseren Erfahrung auf jedem Fall empfehlen, Hauptsache, man findet ein gute Homöopath.  Unsere fühlte sich von der Krankheit meines Mannes etwas überfordert, das finde ich aber ehrlich, trotzdem hat er, denke ich, wohl geholfen.  Absolut wichtig ist es, die richtigen Menschen zu finden, den einer dabei unterstützen, sowohl medizinisch als auch pflegerisch.  Schau mal rum, alles, was du schon jetzt in Forschung investierst, wirst dir nachher an Stress gespart.  Informiere dich wegen Home Care und Hospiz, und frage mal die Ärzte aus.

Viel Glück!

S.

Bine45

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #3 am: 17. Mai 2007, 20:11:18 »
Hallo,

danke für die guten Wünsche und die netten Tipps. Ich habe mich im Forum schon etwas umgeschaut und man könnte wirklich stundenlang lesen. Mir hilft es, wenn ich sehe, dass ich nicht alleine mit dieser furchtbaren Situation bin und dass es Möglichkeiten gibt, sich zu informieren. Wenn ich meine Schwester dagegen sehe, die geht ganz anders damit um. Sie zieht sich in ihren Alltag zurück. Sie kümmert sich auch um meinen Vater, aber von ihr kommt schon eher sowas wie "es muss ja weitergehen". Das stimmt auch, aber für mich ist nichts mehr, wie es vorher war und auch wenn ich immer wieder weinen muss, gerade wenn ich z. B. hier etwas schreibe oder von anderen lese, so hilft mir diese Auseinandersetzung doch sehr.

Meinem Vater geht es zurzeit nicht gut. Er kam aus dem Krankenhaus und hatte zwei Tage später eine Magen- und Darmgrippe, die ihn ziemlich umgehauen hat. Jetzt kommt er so langsam wieder auf die Beine. Aber psychisch geht es ihm sehr schlecht. Er redet nicht viel, starrt vor sich hin und weint, sobald ihn jemand besucht.

Was ich allerdings total toll finde, ist das Verhalten der Nachbarn. Als sie von der Krankheit meines Vaters erfuhren, haben sie sofort ihre Hilfe angeboten und was ich noch viel toller finde ist, dass sie keine Berührungsängste haben und meinen Vater auch schon besucht haben. Oft ist es doch so, dass die Menschen eher Angst vor Schwerkranken haben und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen oder was sie reden sollen und dann der Kontakt manchmal auch abbricht.

So, jetzt habe ich eine Menge geschrieben und nun sollte ich mich besser ins Bett legen, denn auch mich hat diese blöde Darmgrippe erwischt. Also nochmals danke für die Unterstützung und dass man sich hier so ziemlich alles von der Seele schreiben kann.

Liebe Grüße
Bine45

Offline kabas

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #4 am: 17. Mai 2007, 20:38:54 »
Hallo Bine45,

hier im Forum bist Du sehr gut aufgehoben. Hier findest Du sehr viele Infos,  geschrieben von Betroffenen und deren Angehörigen.

Auch uns erging es ähnlich, uns wurde die Diagnose mitgeteilt, eine mögliche Chemo- und Strahlentherapie erläutert- und das war es dann. Eine Aufklärung, mit welchen Folgen wir durch diese Erkrankung rechnen müssen, erfuhren wir erst viel später. Durch unsere eigenen Recherchen in allen Richtungen erfuhren wir sehr viel. Belest Euch, beschafft Euch Informationen, schafft Euch Vorlauf im Wissen über diese Krankheit.

Eine sehr gute Adresse ist die Dt. Hirntumorhilfe in Leipzig.

Alles Gute und viel Kraft,

Kabas

Andrea Jobs

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #5 am: 02. Juni 2007, 23:03:51 »
hallo ich wünsche euch ganz viel kraft und hier hört dir immer einer zu

Bine45

  • Gast
Re:Fragen über Fragen
« Antwort #6 am: 24. Juni 2007, 12:04:20 »
Bei allen, die mir geantwortet haben und an mich gedacht haben, möchte ich mich bedanken. Dieses Forum war mir eine große Hilfe. Leider ist mein Vater am 19. Juni gestorben. Es hat nur 42 Tage von der Diagnose bis zu seinem Tod gedauert. Er war 86 Jahre alt und wollte sich auch nicht mehr behandeln lassen. Er hat sein Schicksal angenommen und hat nicht mehr gekämpft. Mein Vater hat nur die letzten 5 Tage im Bett gelegen und ist friedlich in den Armen meiner Mutter gestorben. Es ist für uns ein Trost, dass ihm viel Leid erspart geblieben ist.
Ich wünsche euch allen in diesem Forum viel Kraft und grüße euch ganz herzlich
Bine45

leo

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Re:Fragen über Fragen
« Antwort #7 am: 24. Juni 2007, 20:33:01 »
Liebe Bine45

Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen.Es tut mir sehr leid für dich und deine Familie. Mein Vater hat auch ein Glioblastom....
Versucht in der Familie für einander dazu sein und vor allem, lasst euch Zeit zu trauern..
Alles, alles Gute
Leo

 



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