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Autor Thema: 10 Berichte-Krebskongress-Berlin 2012  (Gelesen 18222 mal)

Offline KaSy

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10 Berichte-Krebskongress-Berlin 2012
« am: 22. Februar 2012, 23:35:05 »
Deutsche Hirntumorhilfe auf dem Krebskongress 2012

Vom 22. bis 25. Februar findet im ICC Berlin der Deutsche Krebskongress statt. Wissenschaftler aus dem In- und Ausland werden zu den Themen Qualitätssicherung, psychosoziale Betreuung und Therapien in der Onkologie diskutieren. (Berichte Teile 1 bis 6)

Die Deutsche Hirntumorhilfe wird mit einem Informationsstand vertreten sein und über ihr Wirken informieren. Als zentrale Anlaufstelle für Hirntumorpatienten und deren Angehörige realisiert die Organisation seit Jahren zahlreiche Projekte zur Unterstützung der Betroffenen und setzt sich für die Förderung der neuroonkologischen Forschung ein.

Wir würden uns freuen, wenn Sie uns in Berlin besuchen kommen, um gemeinsam neue Vorhaben im Bereich der Neuroonkologie voranzubringen. Sie finden uns in der Industrieausstellung in der Halle 17, Stand B6 sowie im Brückenfoyer im Ausstellerbereich der Patientenvertretungen, Stand R31.

Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Pressebereich.

Am 25.02.2012 findet im Rahmen des Krebskongresses der Krebsaktionstag statt. Führende Krebsmediziner werden an diesem Tag laienverständlich zu dem Thema „Hirntumoren“ referieren. (Berichte Teile 7 bis 10) Das Expertenforum Hirntumoren wird in der Zeit von 11:15 bis 12:45 Uhr im Saal 8 stattfinden. Eintritt frei.

Moderation
Prof. Dr. med. P. Vajkoczy (Charité – Universitätsmedizin Berlin)
Dr. M. Walter (Deutsche Hirntumorhilfe)

Operative Therapie (Bericht Teil 7)
PD Dr. med. A. Jödicke (Vivantes Klinikum Neukölln, Chirurgie)

Strahlentherapie (Bericht Teil 8) Es ist gar nicht so einfach, eine Acht zu schreiben, ohne dass ein Smiley dabei herauskommt. KaSy Teil 8 )
Dr. med. H. Badakhshi (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Strahlentherapie)

Medikamentöse Therapie (Bericht Teil 9)
PD Dr. med. A. Korfel (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Hämatoonkologie)

Kinderonkologie (Bericht Teil 10)
PD Dr. med. P. Hernaiz-Driever (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kinderonkologie)

 
« Letzte Änderung: 24. April 2014, 12:55:07 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #1 am: 04. März 2012, 11:15:43 »
Bericht Teil 1

Liebe Forumianer,

in der Zeit vom 22.-25.Februar 2012 fand im ICC Berlin der 30. Deutsche Krebskongress statt.  Mehr als 5000 Mediziner nahmen an diesem alle zwei Jahre stattfindenden Kongress teil.

Ich selbst war beim dazu organisierten Krebsaktionstag und konnte dort viele Informationen aufschnappen, die ich Euch gern weiter gebe.

Schlussfolgernd aus den Daten des Krebsregisters stellte man eine Steigerung der Neuerkrankungen von vor zehn Jahren etwa 400.000 / Jahr auf jetzt fast 500.000 / Jahr fest. Der Anteil der Patienten mit den verschiedensten Arten von Hirntumoren liegt bei der relativ geringen Zahl von insgesamt 80.000. (Da ist natürlich in unserem Sinne jeder zu viel, aber für die Forschung erschweren die kleineren Fallzahlen rasche Ergebnisse und klare Aussagen zu den Wirkungen, Kurzzeit- und Langzeitnebenwirkungen. KaSy)
Vor 20 Jahren sind etwa 20% der Krebspatienten verstorben, jetzt sind es bereits 25%.

Andererseits stieg aber auch die Zahl der Langzeitüberlebenden auf etwa 1,4 Millionen Menschen, die innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose noch leben. Sie sollen jetzt verstärkte medizinische Aufmerksamkeit erhalten.
Dabei stellt sich der Forschung die Frage nach den Spätfolgen der Chemotherapie und der Strahlentherapie:
- Fatigue-Syndrom mit allgemeiner Schwäche und Leistungsminderung
- Nervenschädigungen
- Herzprobleme
- hormonelle Beschwerden

Für die Krebspatienten ist für das Weiterleben ein gesunder Lebensstil mit psychischer und körperlicher Bewältigung der Krankheit besonders wichtig. Sie benötigen entsprechende Hilfs- und Beratungsangebote.

KaSy
Fortsetzung im Bericht Teil 2
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #2 am: 04. März 2012, 11:24:36 »
Bericht Teil 2

Nationaler Krebsplan

Bereits seit 2009 wird, bisher eher im Verborgenen, an einem Nationalen Krebsplan gearbeitet, der die folgenden Handlungsfelder bzw. Anforderungen umfasst:

- Stärkung der Patientenorientierung, Individualisierung der Therapien
- Entwicklung der Früherkennung
- Entwicklung der Versorgungsstrukturen
- Qualitätssicherung bei den Therapien

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 3
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #3 am: 04. März 2012, 11:28:01 »
Bericht Teil 3

Stärkung der Patientenorientierung, Individualisierung der Therapien

- Arzt-Patienten-Verhältnis
- gute Zusammenarbeit der verschiedenen beteiligten Fachärzte („Tumorkonferenz“)
- Ehrlichkeit des Arztes zum richtigen Zeitpunkt (!) bzgl. Diagnose, Therapie, Überlebenszeit
- individuelle Dosierung von Chemotherapeutika und Strahlendosis entsprechend der Patientendaten bzw. der konkreten Erkrankung (weniger Pauschalisierung)


Die Palliativmedizin ist leider nicht in den Nationalen Krebsplan aufgenommen worden.

In den USA ergaben allerdings Studien, dass die sehr frühe Beteiligung palliativ ausgebildeter Mediziner und Therapeuten (bereits von der Diagnose an) die Lebensqualität der Krebskranken deutlich verbesserte. Sie waren weniger depressiv und lebten auch länger als die in bisher üblicher Weise Behandelten und Betreuten.

Dennoch wird die Palliativmedizin in onkologischen Kliniken nur selten praktiziert. Es fehlen Angebote für die Patienten, bei denen die traditionelle Behandlung nicht mehr wirkt. („austherapiert“)

Aktivitäten der palliativen Betreuung hängen überwiegend von Spendengeldern und Stiftungen ab, da die Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen noch nicht gesichert ist. Kliniken können die Kosten nur teilweise über Fallpauschalen decken.

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 4
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #4 am: 04. März 2012, 11:35:32 »
Bericht Teil 4

Entwicklung der Früherkennung

Hierfür werden innerhalb weniger Jahre Gesetze erwartet.

Für einige Krebsarten gibt es bereits Möglichkeiten der Früherkennung, die für den Patienten kostenlos ist: Gebärmutterhalskrebs, Hautkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs.
Einerseits werden die Vorsorgeuntersuchungen von den Menschen zu wenig genutzt.
Andererseits gibt es dabei zu viele „Überdiagnosen“ und „Übertherapien“.


Die Einführung eines flächendeckenden Krebsregisters (muss offensichtlich und) wird gesetzlich vorgeschrieben werden.
Ich habe Deutschlandkarten mit weißen Flecken gesehen, die nicht bedeuteten, dass es dort keine Krebserkrankungen gibt, sondern dass hier keine Daten erfasst wurden.

Dabei wurde in Hamburg bereits 1926 begonnen, die Krebserkrankungen zu erfassen.

1953 begann die DDR ihr flächendeckendes Krebsregister. Ich konnte im ICC das Krebsregister von 2005/2006 des DDR-Gebietes einsehen und mitnehmen. Hier sind die Fallzahlen von etwa 30 Krebsarten geschlechtsspezifisch für jeden Kreis notiert, in Übersichten dargestellt. Die Wirkungen der jeweiligen Primär- und Folgetherapien sind in Diagrammen dargestellt. Neuerkrankungen und Todesfälle sind im Bereich der Kinder nach einzelnen Altersstufen geordnet. ...

Eine solche bereits fast 60 Jahre geführte Sammlung ist für Forschungen zur Bekämpfung dieser tödlichen Krankheit sehr wichtig und wird auch in anderen Ländern als sehr wertvoll erachtet. Mit Hilfe der dort erfassten Daten können die Vorsorgemethoden verfeinert werden. Man könnte sich besser auf bestimmte Risikogruppen konzentrieren und diese häufiger untersuchen.

Leider wurde das Krebsregister in Deutschland zu sehr unterschiedlichen Zeiten eingeführt, geplant ist es zunächst für den gesamten deutschsprachigen Raum:
1926   Hamburg
1953   DDR mit den heutigen Ländern: Ostberlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen
1967   Saarland
1986   Regierungsbezirk Münster
1995   Westberlin
1997   Rheinland-Pfalz
1998   Schleswig-Holstein, Bremen, Bayern
2000   Niedersachsen
2003   Regierungsbezirk Darmstadt
2005   Nordrhein-Westfalen
2007   Hessen
2009   Baden-Württemberg

(Hoffen wir, dass es in unserem Interesse und dem unserer Nachkommen wirklich durchgesetzt wird und nicht an Zweifeln wegen Datenschutz scheitert ... Die Daten werden ohnehin anonymisiert erfasst. KaSy

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 5
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:13:54 von KaSy »
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #5 am: 04. März 2012, 11:37:48 »
Bericht Teil 5

Entwicklung der Versorgungsstrukturen

Hierzu fand ich nichts Konkretes, denke aber, dass es um eine gleichmäßige Ausstattung der Krebszentren mit entsprechenden Geräten zur Diagnostik und Therapie auf dem jeweils neusten Stand (MRT, CT, Bestrahlungsgeräte, …) geht sowie um verbesserte Nachsorgestrukturen, wie z.B. psychische, sportliche und ergotherapeutische (für körperliche und kognitive Einschränkungen) Therapiemöglichkeiten nahe den Wohnorten der Patienten. (Das kann aber auch mein Wunschdenken sein.)

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 6
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:14:14 von KaSy »
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #6 am: 04. März 2012, 11:40:06 »
Bericht Teil 6

Qualitätssicherung bei den Therapien

Hier geht es u.a. darum, dass bei der Zulassung neuer Medikamente, speziell in der Onkologie, in der Regel noch zuverlässige Daten fehlen, ob der Wirkstoff auch bei Patienten mit  Begleiterkrankungen einsetzbar ist. Dazu sollte ein unabhängiges Gremium unmittelbar nach der Medikamentenzulassung den klinischen Forschungsbedarf definieren und innerhalb von zwei bis drei Jahren herstellerunabhängige Studien durchführen. siehe auch Bericht Teil 9

Hierzu gehört auch die intzerdisziplinäre Zusammenarbeit für jeden einzelnen Krebspatienten in den Tumorkonferenzen oder analogen Gremien.

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 7
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:14:32 von KaSy »
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #7 am: 04. März 2012, 11:48:15 »
Bericht Teil 7

Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. hatte im Zusammenhang mit dem Krebskongress für die Patienten ein Expertenforum zum Thema Hirntumoren organisiert, das von Prof. Dr. med. Peter Vajkoczy (Charité Berlin) und dem selbst betroffenen Arzt Dr. M. Walter moderiert wurde.  

Prof. Dr. med. A. Jödicke, Neurochirurg im Vivantes Klinikum Berlin Neukölln, sprach zum Thema „Operative Therapien“.

Diagnostik zum Zweck der Therapieplanung

- Für die Diagnostik ist ein MRT mit Kontrastmittel unerlässlich.
- Die Einschätzung des Stoffwechsels in einem Tumor ist erforderlich.
- Eine Feinnadelbiopsie kann die Diagnose konkretisieren oder sogar zur Entfernung eines  (kleinen) Tumors  genutzt werden.
-Nach einer guten Diagnostik kann weiter geplant werden.
-Das Ziel ist eine maximierte Resektion (Entfernung) des Tumors, wodurch, abgesehen von der wünschenswerten organischen Heilung, u.a. auch seltener Depressionen auftreten.  

Hirnfunktionsprüfung während der OP
Mitunter ist es notwendig, die Funktionen des Gehirns während der OP zu prüfen, um festzustellen, wie weit man bei der Operation gehen kann, ohne Schäden zu erzeugen. Wenn man zu weit operiert, kann es zu vorübergehenden Schäden kommen, in 4%-6% derartiger OP sind dauerhafte Schädigungen möglich.

Bei den Gebieten, die für Bewegungen verantwortlich sind, ist diese Testung in Vollnarkose möglich. Man kann die Stelle im Hirn reizen, um festzustellen ob die erwartete Bewegung (Arm, Bein, Finger, …) eintritt.  

Wird nahe dem Sprachzentrum operiert, ist der Test nur in einer Wach-OP möglich. (Die OP beginnt in Vollnarkose. Wenn der Operateur an die kritischen Grenzen kommt, wird der Patient geweckt und festgestellt, ob er noch normal sprechen kann, während bestimmte Hirnstellen gereizt werden. Das Gehirn kennt keinen Schmerz, daher ist diese Prozedur möglich. Allerdings wird der Patient umfassend aufgeklärt und muss sein Einverständnis geben. Es ist möglich, dass sich diese Wach-OP-Erlebnisse nachhaltig auf die Psyche auswirken. Wenn der Patient darauf eingestellt ist, ist es jedoch nicht vergleichbar mit den äußerst selten vorkommenden Erlebnissen von Patienten, die zu gering anästhesiert wurden. KaSy)

Es ist möglich, während der OP den Tumor mit einem bestimmten Farbstoff anzufärben, um die Tumorzellen von anderen zu unterscheiden.

Grundsätzlich ist die Operation die Basis der Hirntumortherapie. Strahlentherapie und Chemotherapie sind weniger effektiv und ergänzen das Gesamtkonzept. Sie können bei inoperablen Tumoren auch alleinige Therapien sein.


Patientenfragen

Was passiert mit dem Loch nach der OP?

Vorrangig füllt es sich mit hirneigener Flüssigkeit, teilweise drückt auch das zuvor verdrängte Gehirn dort wieder hinein.

Ist die vollständige Heilung bei WHO II / III-Hirntumoren ausgeschlossen?

Die Therapie setzt bei diesen Tumoren an, wenn der Tumor wächst. (Zur Feststellung sollte man nicht nur aufeinander folgende MRT-Aufnahmen, sondern auch die weiter auseinander liegenden nutzen. KaSy) Bei WHO II-Tumoren ist eine vollständige Heilung eventuell möglich. Bei WHO III-Tumoren ist  sie unwahrscheinlich.

Warum wird bei einem ansonsten „austherapierten“ Patienten die Temodalbehandlung nach anderthalb Jahren abgebrochen?

Es liegen Erfahrungen vor, dass die Temodalbehandlung nach einem Zeitraum von mehr als einem Jahr keinen Effekt mehr bringt, da sich in dieser Zeit Resistenzen entwickelt haben. (Wenn also der Tumor nach dieser Zeit nicht oder nicht mehr kleiner wurde, wirkt das Temodal nicht mehr. KaSy) Der Patient würde das Mittel mit seinen nicht unbedeutenden Nebenwirkungen weiter nehmen, aber dem Tumor damit überhaupt keinen Schaden mehr zufügen.

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 8
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:14:59 von KaSy »
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #8 am: 04. März 2012, 11:51:49 »
Bericht Teil 8

Dr. med. H. Badakhshi, Strahlentherapeut an der Charité Berlin, sprach zu den Methoden der Strahlentherapie

Die Strahlentherapie ist bei höhergradigen Hirntumoren (ab WHO II) effektiv, da hier eine höhere bzw. schnellere Zellteilung stattfindet.
(Die Zellteilung beginnt mit der Teilung des Zellkerns, bevor sich die Zelle teilt. In diesem Moment verfügen die Zellkernteile nur über je einen halben Strang der DNS (engl. DNA) und sind dadurch besonders strahlenempfindlich. Je schneller ein Tumor wächst, um so häufiger befinden sich seine Zellen im Stadium der Teilung und umso mehr Zellen werden von den eingesetzten Strahlen abgetötet. Zum noch besseren Verständnis: Bei einer Röntgenaufnahme wird das „beste Stück“ des Mannes strahlensicher abgedeckt, da sich dort besonders häufig Zellen teilen, um die Spermien in hoher Zahl zu produzieren. KaSy)

Tumoren bestehen aus verschieden resistenten Zellen, das heißt, bei nicht allen Zellen eines Tumors wirkt die Bestrahlung gleich gut. (Bei meiner zweiten Bestrahlung war die Empfindlichkeit der Zellen offensichtlich irgendwie vorher erkannt worden, denn die 60Gy-Dosis war eine Maximaldosis für einige Stellen, mehrere Stellen erhielten Strahlenstärken in verschiedener geringerer Dosis. KaSy)

Die Strahlentherapie senkt das Risiko eines lokalen Rezidivs, (also an der Stelle, wo sich der Tumor  befand, anderswo können Rezidive o.ä. auftreten. KaSy) Sie erlaubt eine Tumorkontrolle für einen bestimmten Zeitraum.

    
Patientenfragen:

In welchen Fällen werden Gamma-/Cyberknife-Bestrahlungen durchgeführt?

Diese Methoden kommen nur bei kleineren Tumoren infrage. Weitere Bedingungen sollten erfüllt sein.
In Berlin besteht eine solche Möglichkeit.

Nach wie langer Zeit ist eine  weitere Bestrahlung im bereits bestrahlten Gebiet möglich? (KaSy)

Jederzeit!!

Ich erzählte ihm, dass meine Strahlentherapeutin im Jahr 2011 nur eines der beiden Meningeom-Rezidive bestrahlt hätte, da das eine zu nahe am 11 Jahre zuvor bestrahlten Gebiet läge.

Dr. Badakhshi sagte, sie würden das in der Charité bereits seit 2004 so handhaben. Sofern sich ein Rezidiv zeige, werde es erneut bestrahlt (nach erfolgter OP, glaube ich, KaSy).

Gibt es für Meningeome eine Chemotherapie? (KaSy)


Nein.

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 9
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:15:26 von KaSy »
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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #9 am: 04. März 2012, 11:55:04 »
Bericht Teil 9

PD Dr. med. A. Korfel, Hämatoonkologin an der Charité Berlin, sprach zur medikamentösen Therapie von Hirntumoren.

Mit der medikamentösen Therapie von Hirntumoren wird das Ziel verfolgt, die Tumorgefäßbildung zu hemmen.
(Es soll also die Blutversorgung der Tumoren stark eingeschränkt werden, wodurch sie keine Nährstoffe mehr erhalten können, auch keinen Sauerstoff. Dadurch sollte ihnen die Möglichkeit genommen werden, die durch Zellteilung neu gebildeten Zellen zu versorgen, so dass weniger oder sogar gar keine neuen Zellen entstehen. Also würde der Tumor nicht mehr wachsen und nach und nach auch schrumpfen und vielleicht – im Idealfall – völlig verschwinden. Die bisher vorliegenden Möglichkeiten erreichen jedoch zu oft nicht dieses Ziel. KaSy)

Einige neue Medikamente gibt es, z.B. u.a.  Avastin, Cedira...(? KaSy), die zum Teil noch nicht zugelassen sind.
 
Es werden randomisierte Studien mit Hirntumorpatienten durchgeführt, um die Effektivität weiterer und anderer und zusätzlicher Therapien, die meist nach einer OP erfolgen, zu erforschen. Dies betrifft vor allem die Chemotherapie.
An Beispielen stellte die Ärztin dar, wie diese Studien verlaufen. In Patientengruppen erhält ein Teil eine bekannte und erforschte Therapie, während die anderen Patienten je nach Studie entweder ein anderes Medikament oder zusätzlich ein weiteres Medikament erhalten. Auch verschiedene Dosierungen bzw. Zeitdauern der Gesamtbehandlung, Abwandlungen der Phasen (Einnahme-Pause-...) werden in derartigen Studien erforscht.

KaSy

Fortsetzung im Bericht Teil 10
« Letzte Änderung: 04. März 2012, 12:15:50 von KaSy »
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Offline KaSy

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Re:Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #10 am: 04. März 2012, 12:03:17 »
Bericht Teil 10

PD Dr. med. Pablo Hernaiz-Driever, Kinderonkologe an der Charité Berlin sprach sehr bewegt und  eindrucksvoll über Hirntumoren im Kindesalter bis 18 Jahren.

Jeder Hirntumor ist böse!

Wir reden nicht von „gutartigen“ Hirntumoren!

Die Kinderkrebszentren (für alle Krebsarten) sind bereits sehr gut ausgestattet. Es muss gelingen, dass möglichst alle krebskranken Kinder in jedem Zentrum gleich gut behandelt wird. Es geht um eine Optimierung der Behandlung.

Besonders wichtig war ihm hervorzuheben, dass Tumoren im Kindesalter nicht mit den gleichnamigen Tumoren bei Erwachsenen zu vergleichen sind!

Kinder sollten auf keinen Fall von Neurochirurgen behandelt werden, die für Erwachsene ausgebildet sind. Sie müssen zu den Kinderkrebszentren!

Hier gibt es nicht nur die optimalen Behandlungen, die auch zwischen den Zentren abgesprochen werden.
Es gibt dort bereits viele Möglichkeiten, den Kindern eine kind- / altersgerechte Umgebung für die Krankheitsphase und die kurzen oder längeren Zeiten dazwischen zu bieten. Für die Erholungszeiten stehen spezielle Räume zur Verfügung, in denen sich die kranken Kinder besonders wohl fühlen.

Und noch mehr: Der Kinderonkologe sagte:
„Alle glücklichen Familien Ähneln einander. Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich.“
Davon ausgehend werden die gesamten Familien in die Betreuung einbezogen.
Eltern und Geschwisterkinder benötigen dringend gute Bedingungen und auch gezielte Behandlungen für den direkten Umgang mit dem kranken Kind und für ihr eigenes Wohlbefinden nach einer solch lebensbedrohenden Diagnose.
So werden die Familien in den Kinderkrebszentren untergebracht, die Geschwister nehmen an den schönen Sachen teil, die für das kranke Kind ermöglicht werden.
In Rehakliniken werden die Familien gemeinsam geschickt.
.......

Patientenfrage:

Werden diese Kinder nach ihrer überstandenen Krebserkrankung im späteren Leben weitere Tumore haben?

Diese Kinder sind mehr gefährdet als gesunde Kinder, auch später Krebserkrankungen zu erleiden.
Das sind immer seltener Spätfolgen der Therapien im Kindesalter.
Aber diese Kinder sind eben „keine unbespielte Platte“.


KaSy

Danke für´s Lesen.
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Offline krimi

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Re:10 Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #11 am: 04. März 2012, 12:09:33 »
Liebe KaSy,

bei bestimmten Gelegenheiten und Personen pflegt meine Schulleiterin zu sagen: "Du Gute du!"

Das möchte ich jetzt auch dir sagen. Doch du bist weit mehr. Du bist einfach "spitze".
Vielen, vielen Dank für deinen informativen und ausführlichen Bericht in 10 Teilen vom Krebskongress Berlin 2012.

Deine krimi  :-*
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline TinaF

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Re:10 Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #12 am: 04. März 2012, 13:10:11 »
Liebe KaSy,

auch ich schließe mich Krimis Dank an Dich an. Toll, dass Du Dir die Mühe gemacht und uns so gut informiert hast. Du bist wirklich "unbezahlbar" ;)!

Vielen herzlichen Dank :-*

Liebe Frühlingsgrüße zurück (PM folgt)

TinaF
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Offline Eva

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Re:10 Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #13 am: 04. März 2012, 21:18:39 »
Liebe KaSy,

danke für Deine beeindruckenden Beiträge. Ich schließe mich den Vorschreiberinnen an.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline chucks

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Re:10 Berichte-Krebskongress-Berlin
« Antwort #14 am: 04. März 2012, 22:08:30 »
Liebe KaSy,

bei bestimmten Gelegenheiten und Personen pflegt meine Schulleiterin zu sagen: "Du Gute du!"

Das möchte ich jetzt auch dir sagen. Doch du bist weit mehr. Du bist einfach "spitze".
Vielen, vielen Dank für deinen informativen und ausführlichen Bericht in 10 Teilen vom Krebskongress Berlin 2012.

Deine krimi  :-*

dito!! Danke liebe KaSy!!

 



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